A 872 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 16|
22. April 2011 Nicht alle oralen Antidiabetika sind gleichwer-tig. Dies betrifft nicht nur die kurzfristige Blut- zuckersenkung. Auch das langfristige kardio- vaskuläre Sterberisiko ist einer bevölkerungs- basierten Kohortenstudie im European Heart Journal (EHJ 2011: doi:10.1093/eurheartj/
ehr077) zufolge unterschiedlich, wobei einige Sulfonylharnstoffe in der Monotherapie un- günstig abschneiden.
In Dänemark haben alle Einwohner eine zentrale Identifikationsnummer, an der sie leicht in verschiedenen Krankenregistern er- mittelt werden können. Tina Ken Schramm vom Rigshospitalet Kopenhagen konnte des- halb relativ leicht herausfinden, wie viele Dä- nen, die in den Jahren 1997 bis 2006 wegen eines Diabetes mellitus Typ 2 eine Monothera- pie mit oralen Antidiabetika erhalten hatten, in- zwischen gestorben sind.
Das Ergebnis zeigt ein erhöhtes Sterberisi- ko unter der Therapie mit einigen Sulfonyl- harnstoffen. Die Gesamtsterblichkeit von Pa- tienten ohne früheren Herzinfarkt war unter Glimepirid, Glibenclamid, Glipizid und Tolbuta- mid um 19 bis 32 Prozent gegenüber einer Monotherapie mit Metformin erhöht.
Bei Patienten, die bereits einen Herzinfarkt erlitten hatten, fand die Autorin sogar ein um 30 bis 53 Prozent erhöhtes Risiko. Eine Aus- nahme bildeten nur Gliclazid und der Wirkstoff Repaglinid, der nicht zu den Sulfonylharnstof- fen gehört, wie diese aber die Insulinfreiset- zung aus den Betazellen fördert.
Datenbankanalysen müssen vorsichtig in- terpretiert werden. Die erhöhte Sterblichkeit bedeute nicht unbedingt, dass Sulfonylharn- stoffe ein Risiko für den Patienten darstellten, schreiben Odette Gore und Darren McGuire
vom Southwestern Medical Center in Dallas im Editorial. Es könnte auch sein, dass die protek- tive Wirkung schwächer ist als die von Metfor- min, das von den meisten Diabetesfachgesell- schaften wegen seiner guten Wirkung als ora- les Antidiabetikum der Wahl betrachtet wird.
Zweifel an der Sicherheit von Sulfonylharn- stoffen waren kürzlich auch in einer Analyse der General Practice Research Database auf- getreten, die die Krankenakten von mehr als 90 000 britischen Typ-2-Diabetikern speichert.
Paul Elliott (Imperial College London) hatte die Verordnungen mit Neuerkrankungen an Herz- infarkt, Herzinsuffizienz und der Allgemein- sterblichkeit in Beziehung gesetzt und kommt zu einem bis zu 61 Prozent erhöhten Sterberi- siko von Patienten, denen Sulfonylharnstoffe der ersten oder zweiten Generation verordnet worden waren (BMJ 2009; 339: b4731). rme
DIABETES: SULFONYLHARNSTOFFE MIT ERHÖHTEM STERBERISIKO
Das Bundesministerium für wirt- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stockt seine Mittel für die Impfinitiative GAVI (Global Alliance for Vaccination and Immunization) auf. Im laufen- den Jahr erhält GAVI 20 Millionen Euro vom BMZ, bislang waren sechs Millionen Euro im Etat vor- gesehen. Das Geld soll überwie- gend in Impfkampagnen für Kinder in Entwicklungsländern fließen.
Die Mittelerhöhung ist Bestand- teil einer Vereinbarung zwischen Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) sowie Ex-Microsoft-Chef Bill Gates und dessen Bill-und- Melinda-Gates-Stiftung. Neben ei- ENTWICKLUNGSLÄNDER
Mehr Geld für Impfkampagnen
ner Zusammenarbeit in der globa- len Gesundheitspolitik wollen BMZ und Stiftung künftig in weiteren ent- wicklungspolitischen Sektoren wie der Landwirtschaft kooperieren.
Die Gates-Stiftung ist die welt- weit größte Privatstiftung und größ- ter Geldgeber von GAVI. Weite- re Förderer sind Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation und
Die Ärztekammer Berlin beginnt am 1. Juni 2011 mit der Ausgabe von elektronischen Heilberufsaus- weisen (eHBA) an ihre Mitglieder.
Bis Ende des Jahres sollen zunächst maximal 500 Ausweise ausgegeben werden. Über die Ausgabe weiterer Heilberufsausweise ab Januar 2012 wird die Delegiertenversammlung gesondert entscheiden.
Für das Jahr 2011 rechnet die Kammer aufgrund fehlender An- wendungen zwar nicht mit einer grö- ßeren Nachfrage, mit dem kontrol- lierten Einstieg in die Ausgabe will ELEKTRONISCHER HEILBERUFSAUSWEIS
Ausgabe in Berlin beginnt ab Juni
sie jedoch vor dem Entstehen eines Massenbedarfs die notwendigen Er- fahrungen mit dem Prozedere sam- meln. E-Health- und Telematikan- wendungen seien beständig auf dem Vormarsch. Die elektronische Ge- sundheitskarte werde die Kranken- versichertenkarte voraussichtlich ab 2013 vollständig ersetzen und lang- fristig den Einsatz des eHBA erfor- dern, heißt es in der Begründung.
Zudem könne der eHBA die Nut- zung von Online-Diensten wie der KV-Abrechnung oder von Webpor- talen sicherer gestalten. KBr UNICEF sowie zahlreiche westli- che Regierungen, darunter Frank- reich, Großbritannien und Kanada.
GAVI hilft dabei, staatliche Impf- programme in Entwicklungslän- dern zu etablieren. Die Organisation arbeitet sowohl mit lokalen Regie- rungen als auch mit den Impfstoff- herstellern in den Entwicklungslän-
dern zusammen. nos
Gemeinsam ge- gen Infektions- krankheiten:
Microsoft-Gründer Bill Gates und Entwicklungs - minister Dirk Niebel (von links)
Foto: dapd