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Prüfung und Beurteilung von Netzmitteln und Haftmitteln

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Academic year: 2022

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krank und nahm am 5. Tage nichts mehr auf, ging auch am gleichen Tage infolge innerer Blutungen ein.

Ein 1·,25 kg schwerer Hund vertrug 5 mg Fumarin an 5 aufeinanderfolgenden Tagen reaktionslos. Ein 15 kg schwer"er Hund, der an 5 aufeinanderfolgenden Tagen je 100 mg Fumarin erhielt, blieb am Leben, zeigte je- doch vorübergehend eine geringe Verlängerung der Prothrombinzeit. Ein 14 kg schwerer Hund, der an 5 aufeinanderfolgenden. Tagen je 25 mg Fumarin erhielt, ging am 12. Tage nach Versuchsbeginn unter eindeu- tigen Erscheinungen der Antikoagulantienwirkung ein.

Eine eindeutige Erklärung für die Differenz zwischen dem Verhalten beim 15 kg schweren und 14 kg schwe~

ren Hund ließ sich nicht finden. Möqlicherweise han- delt es sich um grundlegende Unterschiede in der Vita- min-K-Versorgung. Denn in allen anderen Versuchs- gruppen war die Fumarinwirkung ungewöhnlich ein-

·heitlich.

Versuche mit Kaninchen hatten foloendes Ergebnis:

1. Gewicht 3250 g, 5 mq Furnarin an 5 aufeinanderfolgenden Ta,gen reaktionslos vertragen.

2. Gewicht 2900 ,q, 10 mq Fumarin an 5 aufeinanderfolgenden Tagen reaktionslos vertTa,gen.

3. Gewicht 2495 q, 15 mq Fumarin an 5 aufeinarderfolgenden Tagen 11eakbionslqs vertragen.

4. Gewicht 3465 q, 50 mq Fumarin an '5 aufeinanderfolgenden Tagen iieaktJionslos vertr,aqen.

5. Gewicht 2700 q, 75 mg Furnarin an 5 aufeinanderfolgenden Tagen. Am 5. Taqe nach Versuchsbeqinn eingeoanqen.

Das Tier litt an einem eitriqen Schnupfen und war infolge- dessen vielleicht etwas stark für die Cumarinwirkunq disponiert. Das Sektionsbild er-gab jedoch eindeutig, daß die Antikoagulantien-Ver.giftung als Todesursache anzu- sehen war.

6. Gewicht 3085 g, 100 mq Wirkstoff .an 5 ,aufeinanderfoloen- den Tagen. Das Tier fraß am 5. bis 7. Taq nach Versuchs- beginn schlecht, blieb aber am Leben und zei·gte weiter- hin keine kenntliche Schädiquno.

7. Gewicht 3465 a. 150 mq Fumarin an 5-aufeinanderfolgen- den Taqen re.aktions.los vertragen.

8. Gewicht 3085 q, 75 mo F11marin an 5 aufeinanderfolqenden

Taoen reaktionslos vertragen. -

150 mq Fumarin würden in 30 0 eines 0.5 °/oiaen Fu- marin-Streupulvers enthalten sein. Es hc1.ndelt sich also um eine sehr beachtliche Menae, die hier trotz täg- licher Aufnahme vertraaen wird. Man kann also sacren.

daß das Fumarin für Kaninchen pra,ktisch ungefährlich ist und sich andererseits auch z u r K a n i n c h e n - b e k ä m p f u n q n i c h t e i g n e t.

Um die Wirk u n q a u f G e f 1 ü q e 1 festzustellen, wurde mit Enten experimentiert. da die allqemei.ne -Unqefährlichkeit von Antikoaaulantien auf Cumarin-

verbindungsbasis qeaenüber Hühnern bereits hinrei- chend bekannt ist. Zwei erwachsene inrlische Lauf- enten und zwei Pekinqenten erhielten mehrmals über 5 Taqe hi.n je 100 bzw.·· 200 mg reines Fumarin, was sie reaktionslos vertrugen. Ebenso schadete es den Enten nicht im geringsten, wenn sie über eine Woche Nacht für Nacht in eine Kiste gesetzt wurden, deren Boden mit einem 0,5°/oigen Fumarin-Streupulver bestreut war.

Für Geflügel ist also das Fumarin ebenso ungiftig wie andere Antikoagulantien der Cumarinverbindungs- gruppe.

Wenn man die Ergebnisse der Versuche mit Haus- tieren mit früheren entsprechenden Versuchen des Ver- fassers mit Warfarin vergleicht (Steinig er 1952) oder mit den Ergebnissen von L h o s t e (1952). so zeigt sich eindeutig, daß ,die Vergiftungswahrscheinlichkeit beim Fumarin keineswegs größer ist als beim War- farin. Der einzige festgestellte Unterschied dem War- farin gegenüber ist die mehr als doppelt so große Wirksamkeit des Fumarins gegen Wanderratten.

Im Jahre 1951 unterlief einer amerikanischen Presse- agentur eine Verwechselung zwischen Natriumfluor- azetat (1080) und Warfarin, und es wurden dem War- farin auf Grund dieser Verwechslung 16 Todesfälle bei Menschen in den USA zur Last gelegt, die in Wirk- lichkeit auf N atriumfluorazetat zurückzuführen waren.

Auf Grund dieser Pressemeldungen, die in Europa große Verbreitung fanden, bestanden bis vor kurzem immer noch Bedenken gegen die Harmlosigkeit der Rattenbekämpfungsmittel auf Antikoagulantienbasis in einigen europäischen Staaten. Durch die inzwischen verbreiterten praktischen Erfahrunqen mit der Anwen- dung von Antikoagulantien sind diese Bedenken jetzt bereits zum großen Teil geschwunden, und kürzlich hat auch K j e 1 an der (1953) seine Bedenken gegen die Antikoagulantien · auf Grund seiner Erfahrungen in Schweden bedeutend eingeschränkt. zusammenfassend können wir daher feststellen, ·daß die Verwendung von Antikoagulantien auf der einen Seite eine uner- reicht hohe Wirksamkeit gegen Ratten aufweist, auf der anderen Seite eine unerreicht geringe Gefährdung von Haustieren bei ihrer Anwendung mit sich bringt.

Gegenüber den bisher bekannten Antikoagulantien zur Nagetierbekämpfung, nämlich 1. dem Dicumarol, 2.

dem Warfarin und 3. dem Cumachlor, bedeutet die Ent- wicklunq des Fumarins immerhin einen Fortschritt durch seine größere Wirksamkeit gegen Wander- ratten. Die Antikoagulanti.en sind die erste Gruppe von Rattenbekämpfungsmitteln, bei denen man eine sichere Wirkung auf Ratten mit weitgehender Gewiß- heit voraussagen kann, wie die in den beiden letzten Jahren von verschiedensten Seiten durchgeführten Bei- spielsbekämpfungen immer wieder bewiesen haben.

Daher ist jede, wenn auch kleine Weiterentwicklung dieser Gruppe wichtig, wie sie z. B. durch die Einfüh- rung des Fumarins zustande kommt.

Literaturverzeichnis

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L h o s t e, J.: Une nouvelle classe de raticides: Les sub- stances ,anticoagulantes. L' Engrais, Revue Internat. 65, Nr. 49, 1952, 8-10.

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a.

l'etude du «W,arf.arine» raticide nouveau. Par,:J.sitica 8, 1952, 143-149.

Steinig er, F.: Ober die Giftiqkeit des Actosin-Wirk- stoffs für Haustiere. Nachrichtenbl. Deutsch. Pflanzen- schutzd. (Braunschwe·i·g) 4. 1952, 149-153.

Prüfung und Beurteilung von Netzmitteln und Haftmitteln

Von

H.

Zeumer und K. Neu haus

(Aus dem Institut für ehern. Mittelprüfung "der Biolog. Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Braunschweig) Die Biologische Bundesanstalt hat bisher noch keine

Möglichkeit gesehen, Netzmittel und Haftmittel als brauchbare Pflanzenschutzmittel bzw. brauchbare Hilfs- mittel für den Pflanzenschutz anzuerkennen und allge- mein zu empfehlen. Diese Einstellunq hat in Praxis und Indmtrie zum Teil kein rechtes Verständnis ge- funden. Einer der Gründe hierfür mag sein, daß das Zu-

168

setzen insbesondere von Netzmitteln vor noch gar nicht langer Zeit vielfach gebräuchlich war. Der Zweck die- ses Aufsatzes soll sein, die Schwierigkeiten aufzuzei- gen, die sich ein.er Anerkennung und allgemeinen Emp- fehlung dieser Präparategruppen entgegenstellen.

Man war eine Zeitlanq der Meinung, daß einigen

· Netz- und Haftmitteln eine fungizide Wirkung ge!1en

(2)

Botrytis zukommt. In der Winzerschaft ist diese An- sicht in Bezug auf die Weiribergschmierseife auch heute noch verbreitet. Eingehende Versuche ergaben, daß die untersuchten Netz- und Haftmittel keine fungi- zide Wirkung auf Botrytis hatten <1>. Eine Anerken- nung der Netzmittel und Haftmittel als eigentliche P f 1 a n z e n s c h u t z m i t t e 1 kommt danach nicht in Betracht. Wir brauchen uns deshalb hier · lediglich mit diesen Präparategruppen als Hi 1 f s mit t e 1 für den Pf 1 an z e n s c h u t z zu befassen.

Die Wirkung einer Spritzbrühe ist nicht nur von der Art und Dosierung des Wirkstoffes abhängig, sondern auch von ihren physikalischen Eigenschaften, wie der Benetzungsfähigkeit und der Regenbeständigkeit. In gewissem Umfang gehört hierzu auch die Schwebe- fähigkeit, die ein Bild von der Teikhengrößenvertei- lung, d. h. ein Maß für feine und gleichmäßige Vertei- lung vermittelt.

Die Netzmittel und die Haftmittel sollen nun dazu dienen, diese physikalischen Eigenschaften durch ·nach- träglichen Zusatz zur Spritzbrühe zu verbessern.

Während die biologische Wirkung eines Präparates nicht hoch genug sein kann, gibt es für die physikali- schen Eigenschaften o p tim a I e Werte; es gibt Gren- zen, die nicht unterschritten, die aber auch nicht ohne wesentliche Nachteile überschritten werden dürfen. Für die Beurteilung der Netzmittel und der Haftmittel als Hilfsmittel für den Pflanzenschutz ist danach ihr 'Ein- fluß, den ein na.chträglicher Zusatz auf die physikali- schen Eigenschaften der Spritzbrühen ausübt, von er- heblicher Bedeutung. Selbstverständlich darf ein solcher Zusatz keinesfalls die fungizide, insektizide oder her- bizide Wirkung der Spritzbrühen · ungünstig beein- flussen.

Der Begriff „Netzmittel und Haftmittel" ist meist als etwas mehr oder weniger Einheitliches aufgefaßt wor- den. W. Trapp m an n <2> hat kürzlich auseinan:ler- gesetzt, daß diese Auffassung nicht richtiq ist, und die Begriffe eindeutig geklärt. Unter „Netzmittel" versteht man einen Stoff, der der Spritzbrühe eine gute Netz- fähigkeit verleiht. Eine gut benetzende Spritzbrühe breitet s\ch nach dem Auftreffen über die gesamte Pflan- zenoberfläche aus, sie benetzt also „ vollständig". Ein

„Haftmittel" ist ein Stoff, der dem Spritzniederschlag eine hohe „Haftfestigkeit" gibt, d. h. eine vorzeitige Entfernung des Niederschlages durch Regen oder Wind verhindert.

Die Ne t z f ä h i g k e i t einer Spritzbrühe muß für den Normalfall so bemessen sein, daß zwar eine aus- reichende Benetzunq auch schwer zu benetzender Pflan- zen erfolgt. Sie darf aber wiederum nicht so gesteigert werden, daß die Spritzbrühe zu stark abläuft und nur einen dünnen und dann nicht mehr ausreichenden Spritzbelag liefert. Es ist nun außerordentlich schwie- rig, hier den richtigen Mittelweg zu finden. Einern Ver- braucher wird es · durch nachträgliche Zusätze zur Spritzbrühe sicher nur in wenigen Fällen gelingen. Es ist daher notwendig, daß die Pflanzenschutzmittel- Industrie die Präparate so in den Handel bringt, daß sie bereits die für den Normalfall günstigste Netzfä'hiq- keit aufweisen. In den weitaus meisten Fällen ist dies der Industrie bereits zu einer Selbstverständlichkeit ge- worden. Hieraus folgt, daß der Zusatz eines Netzmit- tels normalerweise nicht nur unnötig, sondern oft sogar ungünstig ist. Lediglich in einiqen wenigen S o n der - f ä 11 e n, wo eine ganz besonders hohe Netzfähigkeit notwendig ist - z. B. bei der Bekämpfung von Spinn- milben, Blutlaus und Apfelmehltau - ist der Zusatz eines Netzmittels notwendig.

Bei den „Ha.ftmitteln" liegen die Verhältnisse ähn- lich. Auch hier ist es eine Selbstverständlichkeit. daß die Industrie ihre Präparate so ausstattet, daß die Spritzbeläge eine für den Normalfall optimale Haft- festigkeit aufweisen. Besondere Zusätze haben daher

nur für Spezialfälle Berechtigung, wenn eine über das normale Maß hinausgehende Dai.Ierwirkunq erzielt werden soll.

Es ist erstaunlich, daß gerade die Industrie bei die- ser Sachlage auf eine allgemeine Anerkennung und Empfehlung der Netzmittel und der Haftmittel drängt.

Wenn es so einfach wäre, einer Spritzbrühe durch einen bloßen Zusatz wesentlich günstigere Eigenschaf- ten in Bezug auf Netzfähigkeit oder Haftfestigkeit zu verleihen, würde das die Herstellerfirma des betref- fenden Spritzmittels doch wohl selbst erreicht haben!

Im übrigen ist die theoretisch klare Trennung zwi- schen Netzmitteln und Haftmitteln in der Praxis etwas verwischt, es gibt auch hier Ubergänge. Wie aus den nachfolgenden Versuchen hervorgeht, gibt es auch

„kombinierte" Mittel, die sowohl die Netzfähigkeit als auch die Haftfestigkeit erhöhen. Diese Erscheinung läßt sich leicht damit erklären, daß das Netzmittel „irre- versibel" eintrocknet und so eine Erhöhunq der Haft- festigkeit bewirkt. Ja, es gibt auch Präparate, die man gewöhnlich als „reine Netzmittel" bezeichnet, die neben der Netzfä'higkeit dle Haftfestigkeit in gewissem Um- fange verbessern, was wohl auf die gleiche Erscheinung zurückzuführen ist.

Um den für die Beurteilung der Netz- und Haftmittel maßgebenden Einfluß eines Zusatzes auf die physika- lischen Eigenschaften der Spritzbrühen zu untersuchen, wurde eine Reihe von Versuchen durchgeführt. Da der Einfluß eines Zusatzes sowohl von dem Wirkstoff des jeweiligen Pflanzenschutzmittels als auch von den darin befindlichen Beistoffen abhänqia ist, !camen grundsätz- lich folg~nde Versuchsreihen in Betracht:

a) Zusatz der Netz- oder Haftmittel zu allen Präparaten e in er Wirkstoffgruppe, um Unterschiede innerhalb der Gruppe festzustellen. Die Versuche über die Mischbarkeit · von Kupferoxychloriq.-Präparaten mit Netzschwefeln(3) hatten bereits gezeigt, daß sich nicht alle Präparate einer Gruppe gleich verhalten, was ausschließlich auf die mehr oder weniger aege- bene Verträqlichkeit des zugesetzten Netz- oder Haft- mittels mit den bereits in den Präparaten enthaltenen Beistoffen, wie Netzmittel. Haftmittel, Emulgatoren, Schutzkolloiden usw. zurückzuführen ist.

b) Zusati der Netz- oder Haftmittel zu Präparaten ver- s chi e den er Wirkstoffgruppen. Um den tatsäch- lichen Einfluß des jeweiligen Wirkstoffes zu erken- nen, müßten diese Präparate jeweils die gleichen Beistoffe enthalten.

Die Durchführung aller nach diesem Schema not- wendigen Versuche war rein arbeitsmäßig nicht durch- führbar. Es wurde deshalb versucht, an einigen B e i - spie 1 e n zu klären, ob eine Empfehlung der im Han- del befindlichen Netz- oder Haftmittel für die eingangs aenannten Spezialzwecke möqlich und damit die Durch- führung einer amtlichen Prüfunq aussichtsreich ist.

Hierzu wurde die Anderunq der Netzfähigkeit, der Re- qenbeständigkeit und der Schwebefähigkeit untersucht, die der Zusatz einiger Grundtypen von Netzmitteln und Haftmitteln zu den Sprit'z:brühen einiger gebräuchlicher Wirkstoffgruppen bewirkt.

Meßmethoden a) N e t z f ä h i g k e i t

Als Maß für die Netzfähigkeit wurde die Oberflächen- spannung genommen, die mit dem Tensiometer nach Lecomte du Noüy gemessen wurde. Es ist bekannt, daß die Oberflächenspannung nicht in allen Fällen der Netz- fähigkeit einer Spritzbrühe parallel läuft. Es ergeben sich z. T. erhebliche Abweichunq1;m, 'die insbesondere durch die verschiedene Beschaffenheit der Blattober- flächen bewirkt werden. In verschiedenen Arbeiten (4-7)

wird der Oberflächenspannung sogar jede Bedeutung

(3)

für die Beurteilung der Netzfähigkeit abgesprochen .. Die Untersuchungen wurden hierin nicht mit Pflanzen· schut_zmitteln, sondern mit reinen Netzmittellösungen durchgeführt. Die Meßmethodik·, z. B. der Tropfensprei- tungstest, ist zudem außerordentlich störungsempfind- lich. So kann nicht einmal ncrmales destilliert~s Was- ser für die Herstellung der Lösungen verwendet wer- den, man muß es vielmehr besonders reinigen, da Spuren Fett und anderer organischer Substanzen bereits erheblich stören. Es war anzunehmen, daß die theore- tisch durchaus begründeten Einwände gegen die Ober- flächenspannung als Maß für die Netzfähigkeit in der Praxis doch nicht ganz zutreffen. Die Spritzbrühen wer- den z. T. mit Teichwasser angesetzt, die Präparate enthalten schließlich neben dem Netzmittel ja auch Wirkstoffe, Lösungsmittel, organische und anorganische Beistoffe. Hierdurch ergeben sich grundlegend andere Verhältnisse als in den Versuchsbedingungen der obi- gen Arbeiten. Eigene der Praxis angepaßte Versuche, über die in Kürze berichtet wird, bestätigten diese An- nahme. Die Oberflächenspannung· kann danach zwar

Apparatur zur Messung der Regenbeständigkeit nicht als genaues Maß für die Netzfähigkeit angesehen werden, sie ergibt aber doch recht wertvolle Anhalts- punkte. Insbesondere wirkt sich eine Erniedrigung der Obe~flächenspannung einer Spritzbrühe durch Zugabe eines Netzmittels auch als Verbesserung der Netzfähig- keit aus.

b) Haftfestigkeit

Als Maß für die Haftfestigkeit wurde die Re g e n · b es t ä n d i g k e i t mit einer Apparatur gemessen, in der durch Verteilen des aus einer Düse strömenden Wassers durch den Luftstrom eines konstant laufenden Ventilators für gleichmäßige Beregnung gesorgt wurde.

Zur Beregnung wurde Leitungswasser von 2,2° D. H.

verwendet, das - um Gleichmäßigkeit zu erreichen -- aus einem Vorratskessel mit Druckluft von genau 3,0 afü durch eine Schiickdüse (0,5 min) zerstäubt wurde.

Mit dieser Anordnung wurde eine Stunde lang bereg- net, wobei die Stärke des Regens etwa der eines kräf.·

tigen Landregens entsprach. Die lange Beregnungs- dauer wurde gewählt, um der Praxis nahe zu kommen und ein „Aufweichen" der Niederschläge zu ermög- lichen. Als Unterlage wurden Glasplatten (13X 18 cm) verwendet. Jeweils 6 Platten wurden für die Bereg- nung auf ein dachartiges Gestell gebracht, das ihnen eine Neigung von 15° zur Horizontalen gab und zu-

170

dem die Messung der aufgebrachten Regenmenge ge- stattete (s. Abb. 1). Die vorher tarierten Platten wur- den mehrma.ls hintereinander unter zwischenzeitlichem Trocknen mit der Spritzbrühe bespritzt, um gut wäg-

bare Niederschlagsmengen zu erhalten. Hierin liegt

·eine gewisse Abweichung von der Praxis. Die gleich ..

mäßige Handhabnng für alle untersuchten Präparate sichert aber trotzdem vergleichbare Ergebnisse. Im übrigen sind die Werte für die Regenbeständigkeit be- reits wegen der unterschledlichen Oberfläche der Pflan- zen lediglich Relativwerle. Die Zahlen der Tabelle sind Mittelwerte aus jeweils 9 Einzelmessungen.

c) Sc h w e b e f ä h i g k e

d

Die Schwebefähigkeit wurde meist nach He n g 1 und R ecken d o r f er <8> in einer leicht selbst zu fertigen- den Apparatur bestimmt, über die ebenfalls demnächst berichtet wird. Die Schwebefähigkeit von selbstherge- stellter lfopfervitriolkalkbrühe läßt sich nach dieser Methode nicht bestimmen, da die gelartige Suspension durch die enge Offnunq des Sedimentierrohres nicht austritt. In solchen Fällen wurde nach der Zylinder- methode <9> gearbeitet.

Untersuchungsmaterial

Für die Versuche wurde aus den im Handel .befind- lichen Netzmitteln und Haftmitteln je 1 Vertreter einer

\,Virkstoffgruppe ausgewählt. Man hätte daran denken können, als Netz- oder Haftmittelzusatz möglichst reine Wirkstoffe zu verwenden, was wissenschaftlich viel- leicht interessanter gewesen wäre. Insbesondere die Haftmittelpräparate sind a.ber relativ kompliziert zu- sammengesetzt. Um für die Praxis unmittelbar auswert- bare Ergebnisse zu erhalten, wurden deshalb Fertig- präparate verwendet.

Zur 'besseren ünterscheidunq wurden die Präparate, die lediglich die Netzfähigkeit erhöhen sollen, als .,reine Netzmittel" bezeichnet; die Präparate, die so- wo'hl die Netzfähigkeit als auch die Haftfähigkeit be- einflussen sollen - wie im Handel üblich - als „Netz- und Haftmittel"

Aus der großen Zahl der Pflanzenschutzmittel wur- den innerhalb der einzelnen Wirkstoffqruppen solche ausgewählt, deren physikalische Eigenschaften sich möglichst voneinander unterschieden. Auf diese Weise kann man günstige wie auch ungünstige Einflüsse gleich gut erkennen.

Reine Netzmittel Weinbergschmierseife Alkylsulfonat

Polyglykolester

N e t z - und H a f t m i t t e 1 Harzseifen

Sulfosäuren Mischung beider

Pflanzenschutz- mittel

Kupfervitriolkalkbrühe

· Kupferoxychlorid (500/o Cu) DDT-Suspension Lindau-Suspension DDT-Lindan-Suspension Lindari-Emulsion

Die erhaltenen Werte sind in den Tabellen 1- 3 aufgeführt.

Besprechung der Versuchsergebnisse 1. Oberflächenspannung (Tabelle 1) -Der Zusatz der „reinen Netzmittel" setzt die Ober- flächenspannung (OSpg) in zahlreichen Fällen herab, d. h. die Netzfähigkeit wird verbessert. Schmierseife ruft allerdings in einem Falle eine Ausflockung, also eine völlige Zerstörung des kolloiden Systems hervor.

Zu beachten ist, daß Polyglykolester als nicht ioni- sierte Netzmittel die OSpg unabhängiq von Wirkstof- fen und Beistoffen fast gleichrnäßiq auf 32-35 dyn/cm herabsetzen. Die „Netz- und Haftmittel" erniedrigen die OSpg des Wassers im ganzen gesehen bei weitem nicht in dem Maße wie die „reinen Netzmittel". So ist auch die Herabsetzung bei der Kupfervitriolkalk-

"

(4)

Tabelle t

~

phne reine lletzmtltel

Netz -

und Haftmittel

Zusatz Schmierseife Alkylsuifeno! Po!yqiJlriesh Harzseife Suf/osäure 11isd1ung 2 0,15% 0,2% O,oP, 0.15"1" 0,2% O,OS "/,

Wasser 72,4 27,3 34,5 32,3 42.9' 35,5 42,9

Kup(ernlr10/-

72,4

163,5 I l5o,4

j

133,6 I 149.5 I 157,B

j

14 7,6

J

l(o/kbrühe

"'%

llup(ero(!,i"

48,5

~ [;&i_j 132,9 I 49,0

IJ4.5 J

136,7 J

ch/orl(f JO%~

as•1.

DDT 39,1

l2a,ol 132.5 I [34,4 I

39,7 39,4 40,7

Suspension

0,l'A,

l1ndan-

43,5

l 27.6 I 134,6

j

132,9 I lft( 134.5 1

4117

Suspension a1•1, IJIJT-lindon

35,7

j2a,3 I

31,6 33,9

1).(

34,1 38,8

Suspeni1on

0,2 "I, Ltndon-

/10.41

36,6 35,0 40,1 36,5 38.8

Emulsion 38,8

a1% ··-

Anderun.g der Oberflächenspannung von Spritzbrühen durch Zusatz von Netzmitteln und Haftmitteln (An.gaben in dyn/cm).

brühe relativ gering und im übrigen nicht hoch zu wer.:

ten, da die Kupfervitriolkalkbrühe praktisch die hohe OSpg des V/assers besitzt. Dei den Fertigpräpara- ten der Pflanzenschutzmittel bewirkt der Zusatz def .. Netz- und Haftmittel" nur in 3 Fällen eine nennens- werte Erniedrigung der OSpg. Da die Spritzbrühen einiger Pfümzenschutzmittel bereits eine relativ nie- drige OSpg besitzen und die „Netz- und Haftmittel"

die OSpg des Wassers nur relativ wenig herabsetzen, ist dieser Befund leicht erklärlich. In 2 Fällen wird eine Ausflockung hervorgerufen, was auf Unverträglichkeit mit den in den Präparaten bereits enthaltenen Netz- mitteln zurückzuführen ist.

2. R e g e n b e s t ä n d i g k e i t ( T a b e 11 e 2 ) Die Regenbeständigkeit (RB) der Kupfervitriolkalk- brühe ist bekanntlich bereits o'hne Zusatz sehr gut, d h. der gefundene Wert von 60 °/o bedeutet eine hohe RB. Von ·den Fertigpräparaten der Pflanzenschutzmitte\

zeigen 2 Präparate ohne Zusätze etwa die gleiche hohe RB wie ·die Kupfervitriolkalkbrühe; 2 Präparate da- gegen eine recht niedrige RB, was wohl darauf zu- rückzuführen ist, daß diese Präparate zur Zeit der Ver- suchsdurchführung keinen ausgesprochenen Haftzusatz aufwiesen.

Durch die Zusätze wird die RB in etwa einem Drittel der Fälle verbessert. Demgegenüber sind aber in fast gleicher Anzahl Verschlechterungen der RB eingetre- ten. Die Ausflockungen treten selbstverständlich bei den gleichen Mischungen auf wie bei der Messung der Oberflächenspannung. Es ist besonders auffällig, daß auch die „reinen Netzmittel" teilweise Verbesserungen

Tabelle 2

reine /v'etzm!ltel !v'etz -und Haftmittel

Lindan-

Suslff;J.on 2, 3

DOT-Linct.

Suspension 9, 4

0.1."Ao

Anderung der Regenbeständigk,eit von Spritzniederschlä- gen durch Zusatz von Netzmitteln und Ha1tmitteln (Anga- ben in. 0/o der aufge'brachten Menge). "

der RB ergeben. Die RB der Kupfervitriolkalkbrühe ist so gut, daß sie durch die Zusätze in keinem Fall ver-

·bessert, ju 4 Fällen aber verschlechtert wird. Im ein-

zelnen ergibt sich: Die Wirkung der Schmierseife ist uneinheitlich. Sie ergibt Erniedrigungen bzw. Ausflok- kungen, aber auch Verbesserungen der RB. Alkylsul- fonat wirkt ebenfalls unterschiedlich, wohingegen Poly- glykolester in keinem Falle - selbst nicht bei der Kupfervitriolkalkbrühe - verschlechternd wirkt, son- dern entweder eine Erhöhung oder wenigstens keine Verschlechterung der RB ergibt. Bei den „Netz- und Haftmitteln" ist die Wirkung der Präparate auf Basis der Harzseife und Sulfosäure allein uneinheitlich, wäh- rend das Präparat auf Basis der Mischung von Harz-. seife und Sulfosäure, allerdings in erheblich niedri- gerer Anwendungskonzentration, Erhöhungen der Regenbeständigkeit oder keine Veränderungen ergibt.

3. S t h w e b e f ä h i g k e i t ( T a b e l l e 3 ) Die Schwebefähigkeit (Schw) der Kupfervitriolkalk- l.:rühe ist außerordentlich gut, sie wird durch die Zu- sätze praktisch nicht beeinflußt. In der Kupfervitriol- kalkbrühe haben wir keine Suspension definierter Ein-

·zelteilchen \'Or uns, sondern eine Suspension von gel:

artiger Beschaffenheit, in der die kolloiden Teilchen miteinander zusammenhängen. Die Teilchen sedimen- tieren daher auch nicht durch die relativ feine Offnung

Tabelle 3

Kuplmitr10/·

l(aJJortilte

83,6 81,6 81,8 80,8 82,5 80,8

1%

/(upfm1yd· 96,2 93,9 94,3

cll/ol1d(.fl

82,2

P,f4,6

DIJT 69.1 73.7 74,1 67.9

S11spenSJon

46,5

O.J%

LJndon- 79,4 81,9 81,5, 76,8

187.8 /

Suspension 0,1% 53,2

lJ!JT-!i 78,9

184,01

80,3 80.2 74,7

"Suspension

0,J% 52,1

Anderun,g der Schwebefähigkeit von Spritz'brühen durch Zusatz von Netzmitteln und Haftmitteln. (An.gaben: Nach 30 Minuten noch schwebender Anteil in Prozent der Ge- samtmenge Suspensi,on, obere Reihe jeder Spalte Messung nach He n g 1 und Reckend o r f er, untere Reihe Mes- sung nach Zylindermethode.)

des H e n g 1 - und R e c k e n d o r f e r sehen Sedimen- tierrohres. Der Zusammenhang der Teilchen wird durch die Zusätze kaum beeinflußt und daher au.eh die Schwebefähigkeit nicht verändert. Die S"chw der Pflan- zenschutzmittel wird durch den Zusatz nur in drei Fäl- len verbessert, in etwa einem Drittel der Fälle ver- schlechtert, die „Ausllockungen" hinzugerechnet. Von den Zusatzstoffen aus gesehen ergibt sich: Schmierseife und die „Netz- und Haftmittel" wirken uneinheitlich, während die übrigen Netzmittel zumindest keinen nachteiligen Einfluß zeigen.

Beurteilung der Präparate

Für die Beurteilung der „Netzmittel" und der „Netz- und Haffmittel" darf nicht nur eine der physikalischen Eigenschaften allein, es müssen vielmehr alle unter- suchten in gleicher Weise herangezogen werden. In Tabelle 4 sind deshalb die Ergebnisse der Tabellen 1 bis 3 zusammengefaßt. .. Verbesserungen" sind durch ein

+, ..

Verschlechterungen" durch ein - gekennzeich- net. Die Mischungen, bei denen „Ausflockung" erhal- ten wurde, sind aus der Bewertung herausgelassen

(5)

worden, sie wurden daher durchkreuzt dargestellt. Es ist zwar nicht für jeden Fall erwiesen, daß eine Aus- flockung die Wirkung der Präparate oder die physika-·

lischen Eigenschaften der Spritzbrühen herabsetzt. Da man aber allgemein eine Mischung von 2 Pflanzen- schutzmitteln, die eine Ausflockunq ergibt, als unver- träglich, d. h. für die Praxis nicht zu empfehlen, be- zeichnet, muß man: wohl an die Mischungen mit Netz- oder Haftmitteln den gleichen Maßstab anlegen. Ergab ein Zusatz keine wesentliche Änderung, ist O gesetzt worden. Die obere Reihe bei jedem Pflanzenschutzmit- tel stellt die Bewertung der Oberflächenspannunq dar, die zweite die der Regenbeständigkeit und die dritte die der Schwebefähigkeit.

Die Ubersicht zeigt ganz allgemein, daß durch den Zusatz von Schmierseife, Alkylsulfonat, Harzseife, Sulfo- säure und Mischung tler beiden letzteren im ganzen gesehen eine uneinheitliche Wirkung erreicht wird.

Lediglich Polyglykolester ergibt nur Verbesserungen oder doch wenigstens keine Verschlechterungen.

a) W i r k u n g a 1 s N e t z m i t t e 1

• Von einem Netzmittel wird zunächst verlangt, daß der Zusatz eine erhebliche Erniedrigung der Oberflä- chenspannung und damit eine ebensolche Verbesse- rung der Netzfähigkeit bewirkt. Dann dürfen die übri- gen physikalischen Eigenschaften durch den Zusatz nicht ungünstig beeinflußt werden.

Betrachtet man die Versuchsergebnisse unter diesem Gesichtspunkt, so ergibt sich, daß lediglich das Präpa- rat auf Basis Polyglykolester diesen Anforderungen entspricht. Die übrigen „reinen Netzmittel" und die

„Netz- und Haftmittel" ergeben entweder nicht in allen Fällen die zu fordernde Erniedrigung der Oberflächen- spannung, oder sie ergeben eine Verschlechterunq der übrigen physikalischen Eigenschaften.

Als brauchbares Netzmittel könnte man danach lediglich das Präparat auf Basis Polyglykolester an- sprechen. Ausdrücklich 'sei noch auf folgendes hinge- wiesen: Der Befund, daß die „reinen Netzmittel" die

Tabelle 4

reine Netzmittel Netz-und Haftmittel

HQnseife IJUtfosdure IHisd11V19 fu2

+I

+

1

+ +

+

+

0

- -

0

0 0 0 0

+

0

+ +

+ - + +

0 0

-

0

0 0

Suspension V

-

V T

-

0

0 0

- - -

Lindan-

+ + + +

0

Suspension

+ +

0

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Zusammenfassung der Er,gehnisse der Tabellen 1- 3.

Zur besseren Ubersicht sind die durch den Zusatz der Netz- und Haftmittel erhaltenen Änderungen der physikalischen Eigenschaften von mehr als 10 °/o sowie eine völliqe Zer- störung des kolloiden Systems (Ausflockunq} besonders gekennzeichnet:

Erhö.hung der Reqen,beständigkeit und der

1

Zaihl .

Schwebefähi,gkeit . . · .. J umT.a ehn t m Em1edr1gung der Oberflachenspannung

Erniedfi.gung d~r. Re,~enbeständigkeit und

1

Zahlen e,in-

der Schwebefah1qkeit

f

fach durch- E])höhun.g der Ob(,.rflächenspanmmq strichen

Au~flockung 1 Zahlen

1

durchkreuzt

Regenbeständigkeit z. T. nicht ungünstig beeinflussen, sondern sogar verbessern, spricht nicht dagegen, daß ein Netzmittelzusatz durch erhöhtes Ablaufen einen für den Normalfall zu geringen Spritzbelaq ergeben kamt. Die Beschränkungen der Anwendung von Netz- mitteln auf Sonder f ä 11 e wird dadurch also nicht berührt.

b) Wirkung a I s Haftmitte 1

Ein Haftmittel soll in erster Linie die Haftbeständiq- keit, d. h. die Regenbeständigkeit erhöhen, ohne aber die übrigen physikalischen Eigenschaften ungünstig zu beeinflussen. Die Versuche zeigen, daß die Präpa- rate auf Basis Harzseifen und Sulfosäuren diese Bedin- gungen nicht erfüllen. Das Präparat auf Basis Mischung von Harzseifen und Sulfosäuren hat - offenbar in- folge zu geringer Konzentration - kaum eine Wir- kung auf die Regenbeständigkeit. Die „reinen Netzmit- tel" sc\lJ.eiden infolge ih.rer Zweckbestimmung aus der Beurteilung auf Haftmittelwirkung aus, obwohl sie in einigen Fällen eine Verbesserung der Regenbeständiq- keit ergeben. Zusammenfa.ssend ist zu sagen, daß kei- nes der untersuchten Präparate als brauchbares Haft- mittel oder als brauchbares Netz- und Haftmittel a.nzli~

sehen ist.

Folgerungen a) N e t z m i t t e 1

Die Versuche haben gezeigt, daß es Netzmittel gibt, die die Netzfähigkeit der Spritzbrühen erheblich ver- bessern, ohne auf die übrigen physikalischen Eigen- schaften ungünstig einzuwirken oder Ausfällungen hervorzurufen. Es gibt also Präparate, die den an ein Netzmittel zu stellenden Anforderungen durchaus ent- sprechen.

Faßt man diese Anforderungen zusammen, so ergibt sich:

1. Die Netzfähigkeit der Spritzbrühen der gebräuch- lichsten Insektizide und Fungizide muß durch den Zusatz der Präparate erheblich gesteigert werden.

Die Steigerung ist als ausrei'chend anzusehen, wenn die Oberflächenspannung nach dem Zusatz . 35 dyn/cm oder weniger beträgt.

2. Durch den Zusatz darf die Regenbeständigkeit des Spritzniederschlages und die Schwebefähigkeit bzw.

die Emulsionsbeständigkeit der Pflanzenschutzmit- tel nicht ungünstig beeinflußt werden.

3. Der Zusatz darf keine Pflanzenschäden verursachen.

Einer Empfehlung von Präparaten, die obigen Anfor- derungen entsprechen, für Spezialzwecke, die eine über das normale Maß hinausgehende Netzfähigkeit erfor- dern, steht an sich nichts entgegen. Als Spezialzweck ist z. B. die Bekämpfung des Apfelmehltaues, der Roten Spinne, der Blu]aus und der schwer bekämpfbaren Blattläuse anzusehen. Die Prüfungsausschüsse „Allqe- meiner Pflanzenschutz" und „Rebschutzmittelprüfung"

werden auf i'hren nächsten Tagungen zu bespre- chen haben, ob in Zukunft Netzmittel zur Prüfunq an- genommen und, falls sie den oben gestellten Anfor- derungen entsprechen, als brauchbare Netzmittel für Sonderzw~cke anerkannt werden können.

b) Netz - und Haftmitte 1

Die Ergebnisse bei Zusatz der „Netz- und Haftmit- tel" auf Basis der untersuchten Verbindungen sind sehr uneinheitlich. Es wird weder die Netzfähigkeit ausreichend gesteigert noch e.ine einheitliche Erhöhung der Regenbeständigkeit erreicht. Eine Empfehlung, sei es . auch nur für Spezialzwecke, erscheint daher im Augenblick nicht möglich. Da zudem von verschiedener Seite beobachtet worden ist, daß die insektizide Wir- kung durch den Zusatz - offenbar infolge Umhüllung der Wirkstoffteilchen - herabgesetzt werden kann,

(6)

wird auch weiterhin keine Möglichkeit gesehen, Prä- parate dieser Gruppe in Prüfung zu nehmen und anzu- erkennen.

Zusammenfassung

Es wird der Einfluß von im Handel befindlichen

„Netzmitteln" und „Netz- und Haftmitteln" auf die Netzfähigkeit, Regenbeständigkeit und Schwebefähig- keit nach Zusatz zu den Spritzbrühen von Pflanzen- schutzmitteln untersucht. Hierbei erhöhte ein Netzmit- tel auf Basis Polyglykolester die Netzfähigkeit in fast allen Fällen, ohne die übrigen physikalischen Eigen- schaften ungünstig zu beeinflussen oder Ausflockungen hervorzurufen. Die Wirkung von Schmierseifen und Präparaten auf Basis von Alkylsulfonat war uneinheit- lich.

Die „Netz- und Haftmittel" zeigten weder einheit- liche Verbesserungen der Netzfä.htgkeit noch der Regenbeständigkeit.

Aus den Versuchen wird gefolgert, daß eine Emp- fehlung von Netzmitteln, die bestimmten Anforderun- gen entsprechen, für Zwecke, die eine über das nor- male Maß hinausgehende Netzfähigkeit erfordern, durchaus möglich erscheint. Bei den „Netz- und Haft- mitteln" wird eine Empfehlung, sei es auch nur für Sonderzwecke, nicht für möglich gehalten.

Ob Netzmittel in Zukunft in Prüfung genommen und evtl. anerkannt werden, wird auf den nächsten Tagun-

gen der Prüfungsausschüsse „Allgemeiner Pflanzen- schutz" und „Rebschutzmittel-Prüfung" entschieden werden.

Literatur

1. W i 1 h e 1 m, A. F.: Stand der BotryUsbekämpfung im Weinbau. Der Deutsche Weinbau, Wissensch. Beihefte 6.

1952, 122-132, 158-173.

2. Trapp man n, W.: Netzmittel oder HaftmitteI? D2r Deutsche W,einbau. 7. 1952, 304.

3. Z e um er, H.: Kombinationsmöglichkeiten von Pflanzen- schutzmitteln. Nachr,ichtenbl. Deutsch. Pflanzenschutzrl.

(Braunschweig) 4. 1952. 90_:_94.

4. Neu der t, W.: Versuche über einen Tropfen-Ausbrei- tung,stest zur Charakterisierunq von Benetzungserschei- nungen. Kolloid-Zeitschr. 118. 1950, 113.

5. Wen z 1, H. und K a h 1, E.: Benetzungsfähi,gkeit und Oberflächenspannung. Pflanzenschutzberichte 5. 1950, ,258-267-.

6. N-e u-d er t, W.: Zur Deformationsmechanik der Grenz- phasen (Sprnitungsvers·uche). Kolloid-Zeitschr. 126. 1952, 104-108.

7. Neudert, W. und Brunn, R.: Die IMessurng der Be- netzbarkeit von Pflanzenblättern mit Hilfe des Tropfen- spreitunqs- (TS-) Testes. T'-{achrichtenlbl. Deutsch. Pflan- zenschutzd. (Braunschweig) 5. 1953, 39-43.

8. Hengl, F. und Recken-dorfer, P.: Die Beurteiilung des Schweinfurterqrüns für Pflanzensdrutzzwecke. Fort- schr. -d. ·Lan,dwirtsch. 2. 1927, 686--693.

9. Fis c ·her, W.: Uber die an Calciumarsenate zu stellen- den Anforderungen. Nachrichtenbl. Deutsch. _Pflanzen- schutzd. 18. 1938, 97-99.

Weitere Fundstellen von Biotypen

des Kartoffelkrebserregers in Westdeutschland

Von A. Winkelmann, Pflanzenschutzamt Münster/Westf.

Im Vorjahre hatte ich über Fundstellen von Biotypen des Kartoffelkrebserregers in Dorsten und Mengede berichtet. Im Herbst 1952 wurden weitere Fundstellen in den Kreisen Olpe, Siegen und Altena entdeckt.

Während es sich in den Kreisen Altena und Siegen um einzelne Funde handelt, umfassen die Fundstellen im Kreise Olpe die Stadt Olpe und vor allem die an die Stadt grenzende Gemeinde Saßmicke .. In dieser Ge- meinde wurden größere Flächen als befallen ermittelt.

Der Befall, vor allem bei der Sorte Ackersegen, war so stark, daß e-in Ertraq nicht mehr erzielt werden

konnte. Besonders zu bemerken ist, daß vor dem An- bau krebsfester Sorten der durch den normalen Stamm hervorgerufene Krebs in dem Befallsgebiet stark ver- breitet war. Inzwischen hat auch He y berichtet, daß in Ostdeutschland im Jahre 1950 in Rudolstadt und im Jahre 1951 in Koppatz, Kr. Kottbus weitere Funde aggressiver Krebsrassen gemacht worden sind.

Die Laboratoriumsversuche im Winter· 1952/1953 nach dem Spie c k er man n sehen Verfahren er- gaben, daß die an den verschiedenen Stellen gefun- denen Stämme sich weitgehend ähneln. Der im Kreis Resistenz gegen die in Westdeutschland gefundenen Biotypen des Kartoffelkrebserregers

Lfd.

Sorte Dorsten 1951 Mengede 1952 Olpe 1953

Nr.

1 Ackersegen befallen befallen sehr stark befallen

2 Adelheid befallen befallen sehr stark befallen

3 Agnes befallen befallen sehr stark befallen

4 Allerfrüheste Gelbe sehr stark befallen

5 Alpha -befallen befallen sehr stark befallen

6 Apta befallen sehr stark befallen

7 Aquila befallen befallen stark befallen

8 Atlanta befallen 4 bef., 6 nicht bef. sehr stark befallen

9 Augusta befallen sehr stark befallen

10 Benedicta befallen sehr stark befallen

11 Biene befallen

12 Böhms Mittelfrühe befallen befallen sehr stark befallen

13 Bona befallen befallen sehr stark befallen

14 Capella befallen befallen stark befallen

15 Carmen befallen befallen besonders stark befallen

16 Comtessa befallen sehr stark befallen

17 Concordia befallen befallen sehr stark befallen

18 Condor befallen befallen

19 Cornelia befallen befallen sehr stark befallen

Referenzen

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