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Vom jähen Sterben in der Provence

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Academic year: 2022

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Vom jähen Sterben in der Provence

»Argh … oh … mir ist so speiübel!« Meine Schwester würgte angestrengt die Erbsensuppe von gestern Abend hoch und ließ die runden Hülsenfrüchte wie kleine braune Perlen auf den rußschwarzen Boden pladdern, wo sich bereits eine schleimige Pfütze um ihre nackten Füße herum gebildet hatte. Schade um die gute Mahlzeit, dachte ich betrübt und betrachtete die drei verkohlten Frauenleichen, die verkrümmt an den steil in den azurblauen Himmel ragenden Pfählen hingen. Der Mund der mittleren Zauberin stand sperrangelweit offen;

so als ob sie uns im letzten Moment noch einen wüsten Fluch entgegengeschleudert hatte, bevor sie endgültig in die Hölle fuhr. Die Linke, die beinahe noch ein Mädchen gewesen war, hatte sich im Todeskampf mit den Stricken allem Anschein nach stranguliert, denn die Zunge baumelte violett verfärbt zwischen ihren dunkelgrau angeschmorten Lippen. Die Frau auf der rechten Seite hingegen hielt ihre Hände gottesfürchtig gefaltet vor dem Bauch. Als wäre sie mit einem Gebet auf den Lippen aus dem Leben geschieden. Das Bild erinnerte mich an die wasserspeienden Gargouilles, die ich von meinem letzten Besuch in Montpellier her kannte. Die Hitze des frühen Julinachmittags, die durch das kolossale Feuer der Hexenverbrennung ins nahezu Unerträgliche gesteigert wurde, ließ die Luft um uns herum flimmern und verlieh der Szene etwas Unwirkliches.

»Was regst du dich so auf? Das haben wir doch schon unzählige Male gesehen«, fragte ich.

»Du hast gut reden, weil du ein Mann bist«, funkelte mich Johanna aus rotgeäderten Augen an. »Immer, wenn mir der Geruch von verschweltem Menschenfleisch in die Nase steigt, muss ich kotzen. Ich fühle mich ganz elend, wenn ich mir vorstelle, dass ich dort angebunden sein könnte.«

»Weshalb sollten sie dich grillen?«, grinste ich. »An dir ist doch nichts dran außer Knochen und Sehnen. Das reicht nicht, um die Flammen anzuheizen.«

Meine Schwester warf mir einen Blick zu, der es ratsam erscheinen ließ, jetzt zu schweigen. Den Humor unseres Vaters hat sie auf jeden Fall nicht geerbt, ging es mir durch den Kopf. Die lange Wanderung von Genua bis hierhin in die Provence hatte sie dünnhäutig werden lassen. Der beschwerliche Marsch und die vielen Leichen am Straßenrand bewirkten bei ihr eine übergroße Empfindlichkeit, die sich in spontaner Explosivität äußerte. Die Jahre unserer unbeschwerten Kindheit waren seit Ausbruch der großen Seuche unwiderruflich vorbei.

Die Rhone führte in diesem heißen Sommer nur wenig Wasser und wand sich wie ein schläfriger dunkelgrüner Python durch die Stadt des Papstes, in deren Süden sie mit der Durance zusammentraf, um dann hinter einer sanften Krümmung in Richtung Marseille zu verschwinden. Von diesem, an ihrem rechten Mündungsarm gelegenen, Hafen war die Krankheit im Frühjahr in atemberaubender Geschwindigkeit das Flusstal stromaufwärts geschwappt und hatte binnen weniger Wochen die gesamte Region überschwemmt. Sobald der Tod an die Tür klopfte, verließen Väter die Familien, Mütter setzten ihre Kinder aus, Söhne töteten die Eltern, und die Töchter schlossen sich durchreisenden Tanzgruppen an. Die Seuche machte keinen Unterschied zwischen arm und reich, Mann oder Frau, jung oder alt. Vor dem Tod waren alle gleich. Selbst Priester und Nonnen wurden nicht verschont. Obwohl die Klostermauern mitunter einen recht wirksamen Schutz gegen die Plage zu bieten schienen. Aber auch nur in den Fällen, in denen man sie hermetisch abgeriegelte und niemand hinein- oder herausspazieren durfte. Andernfalls erging es den Pfaffen genauso wie den normalen Gläubigen. Es war die Zeit des großen und jähen Sterbens. Manche redeten gar von der Apokalypse des Johannes. Die Zeit drohte, endgültig aus den Fugen zu geraten und unsere Generation mit sich in den Abgrund zu reißen.

Wir standen auf einer Lichtung am nördlichen Hang des Montfavets und blickten hinunter in die um diese

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Uhrzeit menschenleeren Gassen Avignons. Über dem Palast des Papstes kringelten sich dichte Rauchwolken, die langsam gen Himmel stiegen. Clemens VI hatte auf Anraten der Ärzte beschlossen, die Pest mittels eines Tag und Nacht brennenden Feuers von seinen Räumen fernzuhalten. So bewahrte sich das Oberhaupt der Christenheit zwar sein geheiligtes Leben, konnte uns verdammten Kindern jedoch keinen Segen erteilen, da er seine Zimmer seit bald drei Monaten nicht mehr verließ.

»Hältst du es für richtig, was die Gelehrten der Universität Paris herausgefunden haben?«, wollte ich plötzlich von Johanna wissen.

»Den Unsinn mit der unheilvollen Konstellation von Saturn, Jupiter und Mars?«, lachte sie bitter auf. »Als ob die dämlichen Planeten was dafür können, dass wir hier elend krepieren.«

»Pater Roger hat mir das erklärt«, fügte ich vorsichtig hinzu.

»Der Mistkerl, der mir im Beichtstuhl an die Brüste grabscht?« Johanna spuckte angewidert in die Glut des nach wie vor glimmenden Feuers. »Der hat doch keine Ahnung. Mir hat er weismachen wollen, die Juden hätten die Brunnen vergiftet. Als ob die nicht genau wie wir an der Seuche verrecken.«

»Wenn das angeblich alles nicht wahr ist – woran liegt es dann deiner Meinung nach?«, rief ich erregt.

»Was weiß ich? Vielleicht sind die Ratten Schuld daran. Denn die vermehren sich immer stärker, je zahlreicher wir Menschen diese Welt verlassen. Ist dir das bisher gar nicht aufgefallen, kleiner Bruder?«

»Du glaubst an nichts und bist eine üble Ketzerin durch und durch. Sie werden dich als nächste Hexe hier an diesem Ort abfackeln. Und ich stehe daneben und klatsche froh in die Hände, während du in der Hölle schmorst«, schrie ich außer mir vor Zorn und Enttäuschung.

Anstatt mich auszuschimpfen oder gar zu schlagen, schloss meine Schwester mich in ihre Arme und klopfte mir beruhigend auf die Schulter. »War alles etwas viel für uns beide in den letzten Wochen«, hauchte sie, und ich spürte, wie ihre Tränen über meinen Rücken rannen. Die Sonne war mittlerweile weit nach Westen gewandert und ruhte als roter Feuerball jetzt über dem Massif Central. Aus der Stadt drang das Läuten von hundert Glocken an unsere Ohren, die uns Überlebende mahnten, Buße zu tun und um Vergebung zu bitten.

Es nahte die Stunde der Abendpredigt. Aber die Priester weigerten sich aus Furcht vor Ansteckung die Messe zu lesen und den Sterbenden die Sakramente zu spenden. So mussten die meisten Seelen die beschwerliche Reise ins Fegefeuer ohne Absolution und Ölung antreten, wenn sie nicht sowieso direkt ins Reich der immerwährenden Finsternis einfuhren. Schlimmer als bei uns kann es auch beim Teufel nicht zugehen, überlegte ich, als ich unerwartet schabende Geräusche hinter mir wahrnahm. Ich schnellte herum und erblickte eine Gruppe ausgemergelter Menschen, die sich mit kleinen Messern an den drei Leichen zu schaffen machten. »Was tut ihr da, ihr Unseligen?«, brüllte ich. Ein von oben bis unten mit Schorf bedeckter Mann rannte auf mich zu, stieß mich um, setzte sich breitbeinig auf meine Brust und hielt mir eine verrostete Klinge an den Hals. »Warum treibst du dich hier rum, Fremder? Wer bist du?«, zischte er aus zahnlosem Mund. In der Leiste unter seiner linken Schulter entdeckte ich eine schwarze Beule, die zum Zerplatzen gespannt war. Ich ekelte mich vor dem Kerl und wollte ihn von mir herunterwerfen; befürchtete jedoch, dass die dünne Haut der Schwellung bei der geringsten Bewegung aufreißen und der dunkle Eiter sich über mich ergießen könnte. Ich hielt deshalb mucksmäuschenstill und vergaß beinahe zu atmen. »Weshalb sollten wir verkohltes Hexenfleisch runterwürgen, wenn wir stattdessen einen saftigen Braten wie dich genießen können?«, lächelte mein Peiniger. Während ich mich auf meine letzte Minute vorbereitete, bemerkte ich aus halbgeschlossenen Augen, wie das Grinsen des Unholds mit einem Mal erstarb. Sein Gesicht verwandelte sich in eine schreckverzerrte Maske, und der Kopf klappte in zwei Hälften auseinander, bevor er seitlich in das staubtrockene Gras der Richtstätte wegkippte.

»Rasch auf die Beine, damit er dich nicht mit seinen Ausscheidungen besudelt«, kreischte Johanna, die in der rechten Hand noch das blutverschmierte Beil umklammert hielt. Benommen drehte ich mich auf den Bauch und krabbelte auf allen vieren weg von dem nach Kot und Pisse stinkenden Schurken. Am dürren

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Stamm einer angekokelten Zypresse zog ich mich mühsam nach oben. Die anderen Aussätzigen starrten uns feindselig an, hielten jedoch Abstand zu mir und meiner zum Äußersten bereiten Schwester.

»Lasst uns in Ruhe unsere Arbeit verrichten«, nuschelte eine alte Frau. »Dann werden wir auch euch nichts tun.«

»Was könntest du uns schon anhaben; hässliches Weib?«, höhnte ich wutentbrannt. Der Schreck, dem unbarmherzigen Schnitter im letzten Augenblick von der Schippe gesprungen zu sein, steckte mir tief in den Knochen und ließ mich unvernünftig reden. Johanna hingegen erfasste den Ernst der Lage, packte mich am Ellenbogen und raunte mir zu: »Sei jetzt kein Dummkopf und mime bloß nicht den mutigen Mann! Die sind alle vom Tod gezeichnet. Ich verspüre keine Lust, mich bei denen anzustecken. Du etwa, kleiner Bruder?« Daraufhin wandte sie sich der Gruppe zu: »Seid unbesorgt! Wir interessieren uns nicht für euer Abendessen. Langt herzhaft zu und lasst es euch schmecken.« Während wir uns auf den Rückmarsch in die Stadt machten, sah ich, wie sich die vor Hunger halb wahnsinnige Bande über den Körper des verbrannten Mädchens beugte und ihr die letzten Fetzen Fleisch von den Knochen riss. Ein dreckverkrustetes Kind brach die schwarzen Zähne aus den Kiefern der Frauen und sammelte die in einer Holzschatulle.

»Gütiger Gott, warum hast du uns verlassen?«, seufzte ich.

»Weil er genug von uns undankbaren Idioten hat«, giftete Johanna. »Vielleicht gibt es ihn überhaupt nicht.

Wer weiß das schon so genau?«

»Pater Roger hat gesagt, dass dies nur ein Geduldsspiel sei, um die Unerschütterlichkeit unseres Glaubens zu prüfen. Die wahren Christen überleben, während die Häretiker mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden.« Ich benötigte irgendeine Erklärung für den Albtraum, der um mich herum tobte, um nicht vollends an der trostlosen Situation zu verzweifeln.

»Pater Roger hat gesagt, gesagt … «, äffte sie mich nach. »Der packt seinen Messdienern auch gerne zwischen die Beine und fordert sie auf, bei ihm ebenfalls Hand anzulegen.«

»Wer hat dir das verraten?«, platzte ich heraus. »Er hat uns allen streng verboten, darüber nur ein einziges Wort zu verlieren.«

»Also hat sich der geile Bock ebenfalls an dir vergriffen. Warum hast du dich nicht gewehrt?« Johanna starrte mir erstaunt ins Gesicht.

»Er meint, dass die Liebe zwischen einem Meister und seinem Schüler eine durchaus gottgefällige Sache sei.

Die alten Griechen hätten diese Praxis mit großem Erfolg bei der Erziehung der Jugend angewandt. Er nannte mich dabei zärtlich Alexander und bezeichnete sich selbst als Aristoteles.« Nach dieser spröden Erklärung wurde ich plötzlich von unsäglicher Scham ergriffen und senkte meine Augen, um dem flammendem Blick meiner Schwester auszuweichen.

»Das soll er mal seinem Bischof erzählen. Der wird ihm mit großer Freude die Unterschiede zwischen heidnischer Unzucht und christlicher Moral einbläuen, indem er eine Geißel tausendmal auf seinem Rücken tanzen lässt «, fauchte sie erbost.

Ich presste die Lippen aufeinander und zog es vor, stumm zu bleiben, denn mir war jämmerlich zumute.

Wir sollten dem liederlichen Priester eine kleine Lektion erteilen.« Über Johannas Nasenwurzel bildeten sich zwei steile Falten, was ein untrügliches Kennzeichen dafür war, dass sie angestrengt nachdachte.

»Wie stellst du dir das vor?« Wie konnten wir zwei elternlose Heranwachsende einem ehrenwerten Mitglied des Dominikanerordens einen Schaden zufügen? Alleine die Idee mutete aberwitzig an.

»Von meiner neuen Freundin Yvette habe ich erfahren, dass Frère Roger vor zwei Jahren bei der Penetration eines zu engen Knabenarsches ein kleiner Unfall zustieß.« Meine Schwester wischte sich gedankenverloren die Haare aus der Stirn.

»Was ist passiert?« Ich war neugierig geworden.

»Die Vorhaut riss ein wie die Pelle einer zu prall gefüllten Wurst, und er blutete wie ein geschächteter

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Gockel.« Johanna grinste böse.

»Woher will Yvette das wissen?«

»Der Junge ist ihr Bruder.«

»Pierre?« Mein zwölfjähriger Freund aus dem Kolleg für Ministranten, der in der zweiten Bank am Fenster neben mir saß.

»Genau der. Du hast es erfasst.« Meine Schwester nickte mir zu.

»Na und? Welchen Nutzen bringt uns das?« Der Sinn ihrer Überlegungen erschloss sich mir nicht.

»Die Wunde verheilte schlecht, und der Pater musste sich beim Feldscher unters Messer legen.« Johanna ahmte mit den Fingern das Klacken einer Schere nach..

»Schön für ihn. Was können wir uns für diese Information kaufen?« Mir war die Sache äußerst unangenehm, und ich hätte am liebsten den Mantel des Schweigens darüber gebreitet anstatt die Geschichte vor Fremden weiterzutratschen.

»Du kapierst auch gar nichts. Er ist seitdem verstümmelt wie die Juden.« Meine Schwester schüttelte ungläubig den Kopf, weil sie meine momentane Begriffsstutzigkeit nicht fassen konnte.

»Wer will ihn dafür zur Rechenschaft ziehen?« Die mögliche Bestrafung des alten Lehrers sprengte meine Vorstellungskraft.

»Wir könnten seinem Prior davon berichten. Der wird sich gerne bei ihm erkundigen, ob er eventuell in betrügerischer Absicht als Beschnittener sein Priestergelübde abgelegt hat. Zudem trägt Roger ein rotes Feuermal auf dem rechten Schulterblatt. In unserer verrückten Zeit reicht das aus, um ihn zumindest aus seinem Orden rauszuwerfen. Dann ist es vorbei mit dem faulen Leben in der bequemen Klosterzelle.

Vielleicht exkommunizieren sie ihn sogar und erklären den Hurensohn für vogelfrei.« Johanna blickte mich triumphierend an.

»Er hat sich die Narbe beim Analverkehr zugezogen.« Mir widerstrebte es, den Mönch mit einer erfundenen Vergangenheit zu belasten.

»Das macht die Angelegenheit nicht unbedingt erfreulicher für ihn. Du darfst es tun, aber dich nicht dabei erwischen lassen. Wahrscheinlich werden sie ihn foltern, um irgendein Geständnis aus ihm rauszupressen.

Ob er die peinliche Befragung übersteht, wage ich bei dem kurzatmigen Fettsack zu bezweifeln. Vielleicht ertränken sie ihn sogar als üblen Sodomisten. Irgendwas wird den Priestern schon einfallen. Die Dominikaner sind in solchen Dingen überaus erfindungsreich.« Meine Schwester spitzte die Lippen und pfiff ein fröhliches Lied. Offenbar hatte sie zu ihrer guten Laune zurückgefunden.

***

Am Nordportal des Palais Neuf versammelte sich in den kühlen Abendstunden eine große Menschenmenge, die aus vielen hundert Mündern den Segen des Papstes herbei flehte. Clemens VI ließ deshalb die Wachen vor dem Eingangstor verdoppeln, sodass es vereinzelt zu Tumulten enttäuschter Gläubiger kam, die von den Gardisten mit rücksichtsloser Härte niedergeknüppelt wurden.

»Er wird nicht erscheinen. Da können sie sich ihre Kehlen heiser schreien. Er fürchtet sich zu sehr vor dem Schwarzen Tod. Was für ein schlechtes Vorbild für uns Schafe und Lämmer.« Johanna hob drohend ihre Faust und rief den Soldaten einige böse Verwünschungen in unserer Heimatsprache zu. Die lachten, weil sie die Flüche nicht verstanden und sich über die wütende Miene des jungen Mädchens amüsierten.

»Was sollen wir tun, Schwester?«, fragte ich zaghaft, denn mich hatte an diesem Tag die Zuversicht verlassen.

»Wir werden dem Narbenschwanz einen kleinen Besuch abstatten«, schmunzelte sie. »Ich könnte mir vorstellen, dass unser Schweigen ihm ein paar Gold-Livres wert ist.«

»Und wenn er nicht auf unsere Forderung eingeht?« Ich blieb skeptisch.

»Dann verpfeifen wir ihn bei seinen Vorgesetzten oder erledigen die Sache selber.« Johanna vollführte mit

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dem Zeigefinger ihrer rechten Hand eine flinke Bewegung über den Hals.

»Du wirst uns mit deinen dummen Ideen noch in die Hölle bringen«, brummte ich missmutig.

»In der befinden wir uns bereits. Schau dich um!« Während Johanna dies sagte, warfen zwei vermummte Stadtdiener einen aufgedunsenen Körper auf einen klapprigen Karren, der von einem altersschwachen Gaul gezogen wurde. Zwei große braune Hunde knurrten böse und fletschten ihre Zähne, weil sie sich um ihre Mahlzeit betrogen sahen. Daraufhin stürzten sie sich auf einen abgemagerten Jungen, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite entkräftet zu Boden fiel, und zerfetzten ihn gierig in tausend Stücke. Für einen kurzen Moment wirbelten bunte Sterne vor meinen Augen. Dann flüsterte ich: »Lass es uns zu Ende bringen und aus dieser von Gott verfluchten Stadt verschwinden.«

»Das werden wir, kleiner Bruder.« Johanna griff meine Hand. »Vermutlich ist es sinnlos, vor der Pest zu fliehen. Die Seuche ist schneller als wir. Wo auch immer wir bisher Station machten – der Tod war vor uns da und erwartete uns.«

»Also geben wir auf?« Ich bereite mich innerlich darauf vor, mein Haupt zum Sterben auf die Erde zu legen.

»Nein! Ich habe versprochen, dich gesund nach Hause zu bringen.«

Ein Ritter in klirrender Rüstung und einem schwarzen Kreuz auf der Brust sprengte in vollem Galopp heran, zügelte sein atemlos schnaubendes Pferd vor uns und erkundigte sich in freundlichem Tonfall: »Seid ihr die vermissten Kinder des Baron Kniprode?«

Fortsetzung folgt

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