Dr. Oliver Stettes, 15. September 2021
VDSt-Session "Gestaltungswirkung und Veränderungspotential von Corona auf Stadt, Wirtschaft und Gesellschaft“
„Mehr Homeoffice = weniger Büro? Auswirkungen veränderter
Arbeitsformen nach Corona auf den Büroimmobilienmarkt“
Agenda
1 Büroimmobilienmarkt und Homeoffice – wo stehen wir, wo könnte es hingehen?
2 Welche Aspekte des Homeoffices sind bei Prognosen über die Entwicklung des
Büroimmobilienmarktes zu beachten?
Top-7-Standorte: Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München (37 Prozent aller Angebote in 2020) (Zahl) Entfernung in staufreien Autominuten vom Stadtzentrum (idR. Hbf)
Quellen: Institut der deutschen Wirtschaft; Datengrundlage: Value AG
Veränderung der Anzahl an Angeboten nach städtischer Lage in Prozent gegenüber Vorjahr
Angebote für Büroflächen sind in allen Lagen zurückgegangen
-11,3%
-4,3% -5,0%
0,3%
-2,5%
6,1%
-2,5%
6,7%
0,6%
5,0%
12,3%
4,3% 3,4% 5,0%
-22,3%
-25,1%
-16,3%
-11,6%
-41,3%
-31,7%
-9,9%
-16,9%
-6,6% -3,7% -1,3%
-18,6% -19,8%
-13,8%
-45%
-35%
-25%
-15%
-5%
5%
15%
Stadtzentrum (< 5 Min.)
zentrumsnahes Stadtgebiet (5-15 Min.)
weiteres Stadtgebiet (15-20 Min.)
abgelegenes Stadtgebiet
(> 20 Min.)
gut angebundenes Umland (<15 Min.)
angebundenes Umland (15-20 Min.)
abgelegenes Umland (> 20 Min.)
Top-7-Standorte (2019) 64 weitere Standorte (2019) Top-7-Standorte (2020) 64 weitere Standorte (2020)
1
SG = Stadtgebiet. UL = Umland(Zahl) Entfernung in staufreien Autominuten vom Stadtzentrum (idR. Hbf) Quellen: Institut der deutschen Wirtschaft; Datengrundlage: Value AG
Miete von Büroimmobilien 2018 und 2020 in € (rechte Skala) und Veränderungsrate in Prozent (linke Skala)
Preise sind in dennoch fast allen Lagen gestiegen
3,5% 2,5% 2,7% 2,6% 4,3%
-4,0%
3,7% 9,7% 4,6%
0 2 4 6 8 10 12
-6%
-4%
-2%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
Stadtzentrum (<5 Min.)
zentrumsnahes Stadtgebiet (5 bis 10 Min.)
zentrumsnahes Stadtgebiet (10 bis 15 Min.)
weiteres Stadtgebiet (15 bis 20 Min.)
abgelegenes Stadtgebiet
(>20 min)
gut angebundenes
Umland (5 bis 10 Min.)
gut angebundenes
Umland (10 bis 15 Min.)
angebundenes Umland (15 bis 20 Min.)
abgelegenes Umland (>20 Min.)
durchschnittliche Wachstumsrate pro Jahr 2018-20 (linke Achse) hedonische Mieten 2018 (Daten 2018/19) hedonische Mieten 2020 (Daten 2019/20)
1
Quellen: Bonin/Rinne, 2021b auf Basis 7. Welle Beschäftigtenbefragung „Arbeitssituation, Belastungsempfinden und Zukunftssorgen im Kontext der Corona-Pandemie“ Welle 7
12 4
11 0 6
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
alle Bürobeschäftigte bereits betroffene Bürobeschäftigte
Verringerung der Bürofläche seit Beginn der Corona-Pandemie Verringung der Bürofläche angekündigt
Anteil der Bürobeschäftigten in Prozent (Mitte Juli 2021)
Bislang wenig Abbau von Büroflächen
1
Zusammenhang mit Homeoffice-Nutzung
Durchschnittliche marginale Effekte in %-Punkten 3
Umwidmung 1 und Reduzierung 2
Anteil der Unternehmen in Prozent
Planungen zur Büroflächennutzung in 2021 (Befragungszeitraum Ende 2020)
Homeoffice-Ausweitung geht mit sinkender Bürofläche einher
1 z. B. größere Abstände zwischen Arbeitsplätzen, Umwidmung von Gruppen- oder Großraumbüros in kleinere Büroeinheiten. 2 z.B. im Zuge eines Umzugs oder eines neuen Mietvertrags, durch Untervermietung oder Rückgabe an Vermieter. 3 logistische Regression mit abhängiger Variable (Reduzierung, Umwidmung = ja/nein; weitere Kontrollen: Größen-/Branchendummies, Tarifbindung/betriebliche Interessenvertretung, Export-/F6E-
/Innovationsaktivitäten, Region, Beschäftigtenstruktur (Geschlecht, Alter, Qualifikation), Geschäftslage (Ertragslage, Belegschaftsentwicklung, Corona-Effekt), Geschäftserwartungen (Umsatz, Ertrag, Investitionen, Beschäftigung) Quellen: IW-Personalpanel 2020 (Welle 26). Institut der deutschen Wirtschaft
16,4 24,6
41,1 16,9
6,4 5,6
9,7 6,4
0 20 40 60 80 100
1 bis 49 50 bis 249 ab 250 gesamt
Reduzierung Umwidmung
-2,4
8,2
-20 0 20 40 60 80 100
Ausweitung der Homeoffice-Nutzung (gemessen an Arbeitszeit) Umwidmung Reduzierung
(n.s.)
1
1 Darstellungen des IZA 2 Anteil der Homeofficebeschäftigten. 3 Zeitpunkt der Frage Mai 2021.
(*) Stichprobe der Beschäftigtenbefragung „Wünsche und Einstellungen zu mobilem Arbeiten und Homeoffice“ unterscheidet sich insb. mit Blick auf Altersgrenzen von den Stichproben der Befragungen in 2020 „Homeoffice vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie“ und 2021 (Beschäftigtenbefragung „Arbeitssituation, Belastungsempfinden und Zukunftssorgen im Kontext der Corona-Pandemie“, Wellen) 2, 6, 7
Quellen: Bonin et al., 2020; Bonin/Rinne, 2021a und b
46 39 35
10
9 12
13
17 16
26 29 32
5 6 6
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
02/2021 06/2021 07/2021
Umfang der Homeoffice-Arbeitszeit 2 sinkt aber wieder
100% >80% bis <100% >50% bis 80% >20% bis 50% bis 20%
24
36
49
42 42
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
06/2019 (*) 07,08/2020 02/2021 06/2021 07/2021
Homeoffice-Potenzial ist derzeit ausgeschöpft – Beschäftigte im Homeoffice
Anteil der Beschäftigten in %
Homeoffice-Nutzung – vor und während Corona
1
Ausweitung der Homeoffice-Arbeitszeit 3 im Vergleich zur Situation vor Corona 4 gewünscht
Präferenzen für den Arbeitsort 2
Anteil der Beschäftigten in Prozent 1
Betriebliches Büro bleibt beliebt, mehr Homeoffice gewünscht
1 Darstellungen des IZA. 2 Anteil der Bürobeschäftigten im Juli 2021. 3 Homeofficebeschäftigten. 4 Zeitpunkt der Frage Mai 2021.
Quellen: Bonin/Rinne, 2021c (5 Welle) und b (7. Welle). Beschäftigtenbefragung „Arbeitssituation, Belastungsempfinden und Zukunftssorgen im Kontext der Corona-Pandemie“
1 51
34
13 2
betrieblicher Büroarbeitsplatz Homeoffice
wohnortnahe Bürogemeinschaft weiß nicht / k.A.
66 29
6
mehr Homeoffice-Arbeitszeit gewünscht
gleiche Homeoffice-Arbeitszeit gewünscht
weniger Homeoffice-Arbeitszeit gewünscht
9
67 19
5
im geringeren Umfang im selben Umfang im größeren Umfang weiß nicht / k.A.
Anteil der Unternehmen, die über die Corona-Krise hinaus den zeitlichen Umfang, in dem mobiles Arbeiten möglich ist, erhöhen wollen in % 2
Pläne für Arbeit von Zuhause im Vergleich zur Zeit vor der Krise: Anteil der Betriebe in % 1
Homeoffice-Pläne von Betrieben / Unternehmen
Wie geht es aus Sicht der Unternehmen weiter?
1 Backhaus/Tisch/Kagerl/Pohlan, 2020, Arbeit von zuhause in der Corona-Krise: Wie geht es weiter? BAuA: Bericht kompakt. 2 Stettes/Voitgländer, 2021, Büroflächenabbau bleibt die Ausnahme, IW-Kurzbericht 6/2021
68 32
nein / kann ich nicht beurteilen ja
1
1 z.B. Hammermann/Stettes, 2017, Mobiles Arbeiten in Deutschland und Europa –Eine Auswertung auf Basis des European Working Conditions Survey, in IW-Trends 3/2017. Backhaus/Wöhrmann/Tisch, 2020, BAuA- Arbeitszeitbefragung: Telearbeit in Deutschland, BAuA: Bericht kompakt. 2 Hammermann/Stettes, Stellt die Digitalisierung neue Anforderungen an Führung und Leistungsmanagement, in IW/Trends 4/2017
Bildquelle: Pixabay
• Zeitliche und inhaltliche Anforderungen sind anspruchsvoller. 1
• Zeitlicher und inhaltlicher Gestaltungsspielraum von Homeoffice-Beschäftigten / mobil Arbeitenden ist größer 1
• Mobil / im Homeoffice arbeitende Beschäftigte erhalten signifikant häufiger individuelle Leistungsprämien und Gewinnbeteiligungen. 2
Homeoffice setzt Eigenverantwortung voraus und ist nicht bei
jeder/jedem im erforderlichen Umfang
vorhanden
Homeoffice geht mit mehr
Ergebnisverantwortung einher und nicht jede/jeder möchte diese
in letzter Konsequenz tragen
Persönliche Eignung: Homeoffice ist nicht für jede(n) etwas, selbst bei Wunsch.
Warum wird Homeoffice-Potenzial vielleicht nicht ausgeschöpft?
2
1 Frodermann/Grunau/Haas/Müller, 2021, Homeoffice in Zeiten von Corona –Nutzung, Hindernisse und Zukunftswünsche, IAB-Kurzbericht 5/2021 Bildquelle: Pixabay
Bedeutung des Betriebs als sozialer Ort und Zusammenhalt in der
Belegschaft sollen bewahrt werden.
Arbeitskulturen innerhalb des Unternehmens prägen Wunsch nach
Präsenz.
Unternehmens- und Arbeitskultur müssen passen.
Warum wird Homeoffice-Potenzial vielleicht nicht ausgeschöpft?
• Mehr als 60 % der Beschäftigten ohne Homeoffice- Nutzung in 2017 führten als Hindernis an, dass die
Führungskräfte die Anwesenheit wünschten (im Oktober 2020 waren es deutlich weniger als 20%) 1
• 70 % der Beschäftigten ohne Homeoffice-Nutzung in 2017 führten die erschwerte Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen als Hindernis an (im Oktober 2020 weniger als 20%) 1
2
1 Frodermann/Grunau/Haas/Müller, 2021, Homeoffice in Zeiten von Corona –Nutzung, Hindernisse und Zukunftswünsche, IAB-Kurzbericht 5/2021. 2 Engels, 2021, Cybersicherheit: 52,5 Mrd. Euro Schaden durch Angriffe im Homeoffice. IW-Kurzbericht 54/2021.
Bildquelle: Pixabay