• Keine Ergebnisse gefunden

»divide et impera«

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "»divide et impera«"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Der 106. Deutsche Ärztetag ist gerade vorüber und die dritte Wahlperiode der Sächsischen Landesärztekammer geht zu Ende. Eine Wahl des Präsidenten und des Vorstandes steht an und die gesundheits- politischen Reformvorschläge der Politik liegen auf dem Tisch. Ein Gespräch folgt dem anderen. Berufspolitiker und Ehren- amtliche geben sich die Klinke in die Hand.

Die Terminkalender sind voll. Was, wenn nicht diese Situation, macht die Notwen- digkeit der Vertretung eines Berufsstandes durch eine eigene Ärztekammer besser deutlich?

Interessenbündelung über Facharztberei- che hinweg, immer auf der Suche nach einem Grundkonsens. Allen Recht ma- chen kann man es bekanntlich nicht. Wer schreit, hat recht?! Ansatzpunkte, um sich in die Gesundheitsreform kritisch einzu- bringen, gibt es genug, Gegenvorschläge auch. Während die Einen über die Schmidtschen Ideen nur den Kopf schüt- teln, wittern andere Morgenluft. Manche Hausärzte glauben nun als „Gate-Keeper“

den goldenen Schnitt machen zu kön- nen. Weit gefehlt! Denn niedergelassene

Fachärzte werden in Zukunft per Grup- penvertrag gute Konditionen bei den Krankenkassen aushandeln können. Haus- ärzte dagegen müssen durch die Gesamt- vergütung wahrscheinlich in kleinere Ta- schen greifen. Am Horizont winkt dann noch der Kollektivregress, denn Fach- ärzte überlassen es dem zukünftigen

„Lotsen im System“, die teuren Medika- mente zu verschreiben. Anstatt gegenüber der Politik als Einheit aufzutreten, funk- tioniert „divide et impera“ heute genau- so gut, wie damals bei den Römern. Lan- desärztekammern und Bundesärztekam- mer sind deshalb wichtiger denn je, wenn es darum geht, die Interessen der Ärzte- schaft in einem übergreifenden gemeinsa- men Nenner zu bündeln. Wirtschaftliche und berufspolitische Ziele stehen sich nicht zwangsläufig antagonistisch gegen- über. Es darf nicht soweit kommen, dass Einzelne ihre vordergründigen Ziele über die Interessen des Berufsstandes oder die Verbandsziele stellen. Leserbriefaktio- nen oder der Rückzug aus dem eigenen Verband wirken manchmal Wunder.

Jetzt ist noch Zeit für konstruktive Vor- schläge und, wo nötig, auch Proteste. Wenn das Gesundheitssystemmodernisierungs- gesetz erst einmal steht, ist es zu spät.

Der Fahrplan ist vom BMG bewusst eng gewählt. Muße für Diskussionen bleibt fast nicht. Der Vermittlungsausschuss im Bundesrat kann es verzögern, aber nicht verhindern. Dass wir Reformen brau- chen, ist allen klar, auch der Opposition.

Doch was uns zurzeit unter dem Deck- mantel einer Reform verkauft wird, ist eine Mischung aus überfälligen Korrek- turen zur Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung, eine populistisch

vorgetragene Stärkung der Patientenrech- te, eine Schwächung der Selbstverwal- tung und eine schleichende Rationierung von Gesundheitsleistungen. Doch mit Reformen hat es wenig zu tun, wenn die Bürokratie grassiert und das medizini- sche Niveau schlechter wird. Deutsch- land beschreitet den Weg in die kassen- dominierte Zuteilungs- und Staatsmedi- zin. Der politische Rahmen zur wirt- schaftlichen Sicherung der ärztlichen Tätigkeit unter Berücksichtigung von Ethik und Individualität wird immer enger. Ein gutes Beispiel dafür sind die Disease Management Programme für Diabetes. So mancher Arzt, der sich dort einschreibt, wird sich noch die Haare raufen, wenn er alle Formalitäten pro Patient erfüllen muss. Darüber hilft das Salär der Krankenkassen auch nicht hin- weg.

Apropos Krankenkassen. Diese sollen in Zukunft kassenartenübergreifend fusionie- ren können. Welch Freude für die Gro- ßen. Sie schlucken die Kleinen, bilden eine Monopolstellung und übernehmen dann den Sicherstellungsauftrag. Adieu Kassenärztliche Vereinigung. Dieser Weg dient weder den Patienten noch uns Ärzten.

Nietzsche sagte einmal: „Die Zukunft beeinflusst die Gegenwart genauso wie die Vergangenheit.“ Wie recht er doch hat. Einer geschlossenen Ärzteschaft ge- lingt es sehr viel besser, ihre Anliegen zur Geltung zu bringen. Sei es im Gespräch mit den Patienten, den Krankenkassen oder mit der Politik. Der 106. Deutsche Ärztetag in Köln hat es bewiesen.

Prof. Dr. med. habil. Jan Schulze Präsident

Editorial

204 Ärzteblatt Sachsen 6/2003

»divide et impera«

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Eine ähnliche Situation zeigt sich bei den Fachärzten: Wäh- rend in Millionenstädten zum Beispiel der nächste Haut-, Au- gen- oder HNO-Arzt schon in gut 3 Kilometern Entfernung,

Der in diesem Zusammenhang gelegentlich - etwa gegen Herman Giesecke und Rolf Schmiederer - erhobene Vorwurf einer "Rückkehr zur Formalität", um die eigenen Inhalte

Also, the State and district authorities are yet to consider the two decade old demand of political representation to minority Muslims in Zanskar valley of Kargil district; this

Gemäss Gesetz über die öffentliche Sozialhilfe (Sozialhilfegesetz, SHG), Artikel 40, besteht eine Rückerstattungspflicht für Sozialhilfeempfänger, die zu Vermögen

Latino students borrow at higher percentages and in higher amounts than white students at private non-profit and for-profit institutions, but graduate with less debt on average than

ne Kompetenz dagegen et- inel anstatt Celigoj - vie- Greiner bemüht sich wirklich was zu unternehmen; dies len Dank an die Fach- redlich, die bestehenden und sei wohl

Das Exami- na ist auch kein Flaschen- hals, denn erstens sorgen die institutionellen Vorga- ben (Prüfungsmodalität) dafür, daß die jungen Kol- legen durchkommen, und zweitens

Ein Elektron tritt mit der Geschwindigkeit v 0 aus einer Gl¨ uhkathode aus und erf¨ ahrt dann in einem elektrischen Feld auf einer Strecke von 4 cm eine konstante Beschleunigung a = 3