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Analyse: Palmöl im Tank Folgen der deutschen Agrokraftstoff- Förderung für Regenwälder und Klimagasemissionen

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Academic year: 2022

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Stand: 19.04.2021

Analyse: Palmöl im Tank

Folgen der deutschen Agrokraftstoff- Förderung für Regenwälder und

Klimagasemissionen

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Analyse: Palmöl im Tank Deutsche Umwelthilfe e.V.

Agrokraftstoffe sind klimaschädlich und schädigen die Artenvielfalt

Agrokraftstoffe sind Kraftstoffe auf Basis pflanzlicher oder tierischer Öle und Fette, die fossilen Kraftstoffen beigemischt werden. Neben den hier behandelten Anbau-Agrokraftstof- fen gibt es weitere Kraftstoffe, die nicht direkt angebaut wer- den, sondern z.B. aus Altspeiseölen bestehen und deshalb als „fortschrittlich“ bezeichnet werden.

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Agrokraftstoffe auch als „Bio“-Kraftstoffe bezeichnet. Die Deutsche Umwelt- hilfe (DUH) distanziert sich von diesem

Begriff, um die damit verbundenen Probleme nicht zu übertünchen.

Im Schnitt emittiert Agrokraftstoff z.B.

durch die Umwandlung von kohlen- stoffreichen Lebensräumen wie Wald in Ackerland mehr Treibhausgase als fossiler Kraftstoff – je nach verwen- detem Pflanzenöl sogar bis zu 3-mal mehr.

Die gravierendsten Auswirkungen auf die Artenvielfalt und auf das Klima hat der Anbau von Palmöl für Agro- diesel. Für dessen Anbau wird häufig entweder direkt oder indirekt (durch Verdrängung anderer Landnutzungs- formen) kohlenstoff- und artenreicher Tropenwald zerstört – vor allem im Hauptanbauland Indonesien. 93 Pro-

zent des für deutschen Agrodiesel verwendeten Palmöls stammten 2019 von dort. Die Tropenwälder Indonesiens sind die Heimat von Millionen Arten – unter anderem des vom Aussterben bedrohten Orang-Utans. Neben Palmöl weist auch Soja besonders hohe Emissionen aus indirekten Landnutzungsveränderungen auf. Sojadiesel verursacht so- gar doppelt so viele Treibhausgase wie fossiler Diesel.

Das plant die Politik

Wegen der katastrophalen Folgen des Palmölanbaus hat die EU Palmöl als Rohstoff mit einem hohen Risiko für Landnut- zungsänderungen eingestuft. Das impliziert, dass Agrodiesel auf Palmölbasis in den Mitgliedstaaten spätestens ab 2030 nicht mehr gefördert werden darf.

Der genaue Zeitpunkt kann von den EU-Mitgliedstaaten je- doch selbst gewählt werden. Die deutsche Bundesregierung ist derzeit dabei, die Vorgaben der EU in nationales Recht umzusetzen. Der aktuelle Verordnungsentwurf sieht einen Förderungsstopp für Palmöl im Tank ab 2026 vor.

Die DUH begrüßt, dass ein konkretes Enddatum für die För- derung von Palmöl im Tank vorgesehen ist, kritisiert aber den deutlich zu spät angesetzten Zeitpunkt. Andere Länder gehen diesbezüglich deutlich ambitionierter voran und ha- ben Palmöl teils bereits aus der Förderung als Agrokraftstoff genommen (Frankreich) oder werden dies zeitnah tun (z.B.

Österreich, Dänemark, Portugal oder Italien).

Weiterhin nimmt die Bundesregierung in Kauf, dass der Anteil von Palmöldiesel auf dem deutschen Markt durch andere Agrokraftstoffe, z.B. aus Sojaöl, ersetzt wird.

Vier Szenarien

Was der Plan der Bundesregierung für das Klima und die Artenvielfalt in den Tropen bedeutet, hat das Recherche- büro Profundo im Auftrag der DUH analysiert. Die Studie vergleicht in vier Szenarien die Auswirkungen eines Aus- stiegs aus Palmöl im Tank bis 2022 bzw.

einem Ausstieg ab 2026 und jeweils ei- nem Austausch des Palmdiesels durch andere Agrokraftstoffe bzw. fossile Kraftstoffe.

Zur Vereinfachung der Rechnung wurde mit Raps als Ersatz für Palmöl gerechnet, da Raps der wichtigste Anbaukraftstoff in Deutschland ist. Es wurden die Auswirkungen sowohl hinsichtlich der verursachten Treibhausgas-Emissionen als auch der verursachten Landnutzungsänderungen analysiert.

Am wenigsten Treibhausgase verursacht ein Ausstieg aus Palmöl bis 2022 ohne eine Substitution durch andere An- baukraftstoffe wie Rapsöl (7,10 Mio. t). Hierfür müssten An- baukraftstoffe gedeckelt und dann schrittweise reduziert werden. Die von der Bundesregierung vorgesehene Strategie, Palmöldiesel erst 2026 auslaufen zu lassen und gleichzeitig andere Anbaukraftstoffe nicht zu deckeln, verursacht da- gegen 12,86 Mio. t und damit etwa 5,8 Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen mehr als ein Palmölausstieg in

Die deutsche Bundesregie-

rung verursacht durch die

unnötig lange Förderung von

Palmöl im Tank 5,8 Mio. t

vermeidbare Treibhausgas-

Emissionen – das entspricht

dem jährlichen CO

2

-Fußab-

druck von mehr als 516.000

Menschen in Deutschland.

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Deutsche Umwelthilfe e.V. Analyse: Palmöl im Tank

2022 ohne Ersatz durch andere Agrokraftstoffe. 5,8 Milli- onen Tonnen Treibhausgas-Emissionen entsprechen dem jährlichen CO2-Fußabdruck von mehr als 516.000 Deutschen.

Eine noch deutlich stärkere Emissionsreduktion würde eine Reduktion des Kraftstoffverbrauchs bringen. Dies war jedoch nicht Gegenstand der Berechnungen.

Da der Palmöl-Anteil in deutschen Tanks in allen Szenarien abnehmen wird, sind bis 2026 keine weiteren durch deut- schen Palmdiesel verursachten Landnutzungsänderungen in Indonesien zu erwarten. Seitdem Palmöldiesel auf dem deutschen Markt verkauft wird, wurden dafür rechnerisch insgesamt 85.457 Hektar Wald und Moor in Ölpalm-Plantagen umgewandelt. Diese Naturzerstörung für deutschen Palm- öldiesel betrifft damit eine Fläche fast so groß wie Berlin.

Je früher Deutschland die Förderung von Palmöl im Tank be- endet, umso früher wird diese Fläche frei für andere Nutzun- gen. Mit einem schnellstmöglichen Ausstieg aus Palmöldiesel kann der Nutzungsdruck auf wertvolle Lebensräume in In- donesien reduziert und ihre Zerstörung vermindert werden.

Was bedeutet das?

Die Förderung von Palmöl als Beimischung zum Diesel muss sofort beendet werden, die restlichen Agrokraftstoffe, insbe- sondere Sojadiesel, müssen schnellstmöglich folgen.

Agrokraftstoffe sind nur eine Scheinlösung und dienen vor allem als Lebensverlängerung für den Verbrennungsmotor.

Schöngerechnete Bilanzen, die indirekte Landnutzungsän- derungen nicht berücksichtigen, verzerren die Realität und bremsen eine nachhaltige Antriebswende. Statt auf extrem klimaschädliche Agrokraftstoffe zu setzen, muss die Politik die Emissionen im Verkehr mit Hilfe von Instrumenten wie einer Zulassungssteuer für spritdurstige Pkw sowie der Förderung von effizienter Elektromobilität mindern. Der einzig wirklich nachhaltige Weg, eine CO2-Minderung im Verkehrsbereich zu erzielen, liegt in einer echten Mobilitätswende. Insgesamt muss der motorisierte Individualverkehr deutlich reduziert und der Fuß-, Rad- und öffentliche Verkehr gestärkt und ausgebaut werden.

Förderungs-Stopp für Palmöl

|2022| Förderungs-Stopp für Palmöl

|2026|

Palmöl ersetzt durch Raps-Diesel

8,37 Mio. t 12,86 Mio. t

Palmöl wird nicht durch andere

Agrokraftstoffe ersetzt

7,10 Mio. t 12,02 Mio. t

Treibhausgas-Emissionen im Zeitraum |2022 - 2026|

Quelle: Profundo “Alternative Route for German Palm Oil Diesel 2022-2026: Land Use Change and Emissions”

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78315 Radolfzell Tel.: 0 77 32 99 95 - 0

Kathrin Anna Frank

Projektassistentin Naturschutz Tel.: 030 2400867 - 884 E-Mail: frank@duh.de Bundesgeschäftsstelle Berlin

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