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Gute Zeiten, schlechte Zeiten (GZSZ)

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Bayerisches Ärzteblatt 12/2003 627

Leitartikel

Gute Zeiten und schlechte Zeiten gibt es nicht nur im Fernsehen. Auch in Deutsch- lands Gesundheitssystem ist das ständige Auf und Ab seit vielen Jahren die Regel.

Momentan befinden wir uns wieder einmal in einer Talsohle: Mit der Entscheidung im Bundesrat am 17. Oktober hat das GKV- Modernisierungsgesetz (GMG) seine letzte Hürde passiert. Nur wenig deutet darauf hin, dass dieses Gesetz seinen hochtrabenden Titel auch wirklich verdient, denn statt Modernisierung könnte man nach Durch- sicht der einschlägigen Paragraphen eher den Begriff Verstaatlichung einsetzen. Auf alle Fälle steht fest, dass ab dem 1. Januar 2004 große Veränderungen auf uns zukom- men. Das Gesetz ist zutiefst geprägt vom Misstrauen gegenüber der ärztlichen Selbst- verwaltung und deren Leistungsfähigkeit.

So werden mit erheblichem Aufwand neue Anti-Korruptionsbeauftragte inthronisiert, anstatt auf eingeführte und effiziente Prüf- verfahren, wie wir sie hier in der Kassen- ärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) im- plementiert haben, zu setzen. Apropos Kassenärztliche Vereinigungen (KV). Die standen bei den Verhandlungen zu dem Ge- setz ganz besonders in der Ziellinie der Po- litiker. Kurzzeitig sah es so aus, als sollten sie völlig entmachtet werden. Nun hat man sich darauf beschränkt, ihnen durch einige gezielte Nadelstiche das Arbeiten schwerer zu machen und weitere Verwaltungstätig- keiten aufzubürden. Es ist schon erstaunlich, wie weit sich der Gesetzgeber in die Belange dieser Körperschaften einmischt, die sich einzig und allein aus den Verwaltungsabga- ben ihrer Mitglieder, der Vertragsärzte und Psychotherapeuten, finanzieren. So werden kleinere KVen in Rheinland-Pfalz und Baden-Würtemberg zwangsweise fusioniert und die bisherigen Strukturen der Selbst- verwaltung völlig neu geordnet. Für uns in Bayern bedeutet dies, dass die Geschicke der KVB künftig von einem hauptamtlichen, maximal aus drei Mitgliedern bestehenden

Vorstand geleitet werden. Die bisherige Ver- treterversammlung wird noch einmal erheb- lich reduziert.

Man erkennt hier bereits einen zentralen Wesenszug der derzeitigen Gesundheitspoli- tik auf Basis des GMG, nämlich die Depro- fessionalisierung unseres Berufsstandes.

Ärztinnen und Ärzte werden unmündig ge- macht, können nicht mehr über ihre eigenen Belange mit entscheiden. Das GMG hat für uns erhebliche Auswirkungen: Da werden Themen aus der Länderhoheit in die Bundeshoheit überführt und die Länder stimmen dem im Bundesrat auch noch zu!

Wir sind auf dem Weg in ein staatliches Ge- sundheitssystem. Es kommt zu einer Usur- pation berufsrechtlicher Zuständigkeiten durch den Sozialgesetzgeber, gerade was die Fortbildung angeht. Diese wird jetzt auf Bundesebene ins Gesetz gehoben, wobei das eigentlich ganz eindeutig Ländersache ist.

So ist die Fortbildung jetzt festgeschrieben im § 95 d SGB V für die Vertragsärzte und im § 137 Abs. 1 SGB V für Krankenhaus- ärzte. Rigide Maßnahmen stehen bevor:

Wenn eine Vertragsärztin oder ein Vertrags- arzt innerhalb von fünf Jahren ihre oder seine Fortbildungspunkte gegenüber der KV nicht nachweisen kann, gibt es einen Hono- rar-Abschlag. Bei anhaltendem „Nicht- Nachweis“ von Fortbildung droht gar der Entzug der Zulassung.

Umso wichtiger ist es, dass Sie sich auf Ihre Standesvertretung verlassen können. Wir werden Sie auch in Zukunft bei allen Fra- gen der ärztlichen Berufsausübung nicht alleine lassen! Das heißt beispielsweise beim Thema Fortbildung, dass wir für die Kolle- ginnen und Kollegen die Fortbildungs- Nachweispflicht so effizient und kosten- günstig wie möglich gestalten werden. Die

KVB wird die Fortbildungspunkte und das Fortbildungszertifikat der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) anerkennen, als Vorlage für den Nachweis, der im Gesetz gefordert ist. Und in Bayern werden wir praktikable Lösungen schaffen, wie Ärztin- nen und Ärzte Punkte erwerben, wie diese verwaltet und gegenüber der KVB nachge- wiesen werden können. Dazu haben wir die Online-Anmeldung zur „Zertifizie- rung“ einer Fortbildungsveranstaltung auf der Internet-Seite der BLÄK unter www.blaek.de eingeführt. Außerdem bieten wir Fortbildungs-CD-ROMs zu den The- men Osteoporose, Raucherberatung, Schutz- impfung sowie Ernährung und Gesundheit, wobei für die Bearbeitung der Inhalte und die Beantwortung der Fortbildungsfragen

„Continuous Medical Education“ (CME)- Punkte vergeben werden. Und auch neue Entwicklungen in diesem Bereich haben wir in der Kammer im Blick, etwa die webba- sierte Fortbildung.

Mögen dies eher innerärztlich bedeutsame Themen sein, so gibt es ein „Reizthema“ in dem Gesetz, das auch in der öffentlichen Diskussion immer weitere Kreise zieht: die Praxisgebühr. Eigentlich müsste diese ja vielmehr Kassengebühr heißen, denn sie dient einzig und allein dem Zweck, die ma- roden Finanzen der gesetzlichen Kranken- kassen zu sanieren. Das Perfide daran ist, dass diese verkappte Beitragserhöhung von uns Ärztinnen und Ärzten mit den Patien- ten ausgefochten werden soll. Und das Wort ausfechten ist hier bewusst gewählt, wenn man an die uns garantiert bevorstehenden Kämpfe mit zahlungsunwilligen oder -fähi- gen Patienten denkt. Dass dies nicht gerade dem Vertrauensverhältnis zwischen unseren Patienten und uns zuträglich ist, versteht sich von selbst.

Bleibt uns nur noch der Hinweis darauf, dass jedem Tief zwangsläufig wieder ein Hoch folgt und die guten Zeiten so fern ei- gentlich gar nicht mehr sein können. Auch wenn sich bei dem einen oder anderen unter Ihnen angesichts der großen Veränderungen, die zum 1. Januar wirksam werden, eine Weihnachtsstimmung nicht so recht ein- stellen möchte – so wünschen wir Ihnen dennoch ruhige und besinnliche Feiertage und viel Gesundheit, Glück und Erfolg für 2004.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten (GZSZ)

Dr. Axel Munte, Vorsitzender des Vorstandes der KVB Dr. H. Hellmut Koch,

Präsident der BLÄK

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