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Alltagspraxis in der Palliativ- und Hospizversorgung

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Bayerisches Är zteblatt 4/2011

189

„Palliativ- und Hospizversorgung. Was muss in Deutschland verbessert werden?“ lautete der Titel einer interdisziplinär besetzten Veranstal- tung der Evangelischen Akademie in Tutzing Anfang März 2011.

Therapieziel

Die medizinische Forschung und Praxis waren lange Zeit fast ausschließlich am Therapieziel Heilung – oder zumindest Lebensverlänge- rung – orientiert. Vielfach sei dies auch heute noch so. Doch nach und nach wachse die Ein- sicht, dass eine einseitige Fixierung auf die- se Therapieziele Patientinnen und Patienten, deren unheilbare Krankheit ein bestimmtes Stadium erreicht habe, eher schade. Sinnlose Behandlungen brächten auch überflüssige Belastungen mit sich. Darüber hinaus program- mierten sie Enttäuschungen, an deren Ende nicht selten Resignation stehe. Palliativmedizin und Hospizarbeit kämen nicht zu einer solchen Aussage, denn sie könnten bis zum Ende des Lebens sehr viel Sinnvolles und für die Betrof- fenen Hilfreiches tun, waren sich die Experten einig. Heilen könne die Medizin manchmal, lindern häufig, trösten immer. Diese an sich alte Erkenntnis breche sich seit einigen Jahren – über die Palliativmedizin im engeren Sinne hinaus – eine immer breiter werdende Bahn.

Mehr und mehr Kliniken richten Palliativsta- tionen ein und Palliativmedizin, bzw. Palliative Care, werde zum Pflichtfach im Medizinstudi- um und in anderen Ausbildungsgängen. Eine wachsende Zahl ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer engagiere sich in Hospizvereinen für eine ambulante Begleitung unheilbar Kran- ker und Sterbender. Trotz so viel Positivem bleibe die Palliativ- und Hospizversorgung in Deutschland nach wie vor verbesserungsbe- dürftig. In Programmreden von Politikern und anderen Verantwortlichen werde dies immer wieder angemahnt und vieles versprochen. Wie aber sieht es in der Praxis aus? Was ist in den verschiedenen stationären und ambulanten Bereichen erforderlich? Was kann oder muss die Politik dazu beitragen? Diese und weitere Fragen wurden bei der Tagung diskutiert. Ins- besondere die Podiumsdiskussion mit dem Titel „Wie sieht die Alltagspraxis in anderen Bereichen aus?“ thematisierte die häusliche Versorgung, die Situation in Alten- und Pfle- geheimen sowie in Behinderteneinrichtungen.

Stellenwert

„Die Palliativ- und Hospizversorgung hat inner- halb der vergangenen zehn bis zwanzig Jahre einen großen Stellenwert im gesellschaftlichen Bewusstsein erhalten, Pflegende sowie Ärz- tinnen und Ärzte, vor allem Hausärzte, haben immer schon mit großer Empathie ihre Pati- enten in der Sterbephase begleitet. Dennoch ist es notwendig, sich fachlich auf dem aktuellen Wissensstand zu halten, beispielsweise in der Schmerztherapie oder der Symptomenkontrol- le,“ sagte Dr. Max Kaplan, Präsident der Baye- rischen Landesärztekammer (BLÄK) anlässlich der Tagung.

Dem komme die Ärzteschaft durch entspre- chende Fortbildungsmaßnahmen und durch Aus- und Weiterbildung nach. Die vorhandenen Daten bewiesen dies eindrücklich. So verfügen 314 (2010: 305 – 2009: 202) Ärztinnen und Ärzte über die Zusatzbezeichnung „Palliativ- medizin“, davon sind

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189 (2010: 183 – 2009: 127) Ärztinnen und Ärzte im stationären Bereich und

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104 (2010: 100 – 2009: 60) Ärztinnen und Ärzte im ambulanten Bereich (darunter 47 [2010: 45 – 2009: 30] Ärztinnen und Ärzte mit der Facharztbezeichnung Allgemeinme- dizin)

tätig.

Insgesamt sind derzeit 25 (2010: 22 – 2009: 12) Weiterbildungsbefugnisse erteilt. Fallseminare bieten derzeit 6 (2009: 5) Kliniken bzw. Insti- tutionen an. Ein 40-Stunden-Kurs wird von 28 (2009: 15) Veranstaltern angeboten.

Erwähnenswert ist, dass die Zahl der jährlichen Anerkennungen der Zusatzbezeichnung Pallia- tivmedizin zunimmt (siehe Tabelle).

Kaplan, der niedergelassener Facharzt für All- gemeinmedizin ist, betonte, dass in der pallia- tivmedizinischen Versorgung eine Vernetzung und Etablierung einer Versorgungskette sinn- voll sei.

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Als Basis die allgemeine ambulante Pal- liativversorgung (AAPV) im Team (Ärzte, Pflegeberufe, Sozialarbeiter, Physiothera- peuten, Psychiater und Geistliche).

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Zuhilfenahme der spezialisierten ambu- lanten Palliativversorgung (SAPV) als Un- terstützung und nicht als Ersatz oder Kon- kurrenz.

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Bei Bedarf bei medizinischer Fragestellung Inanspruchnahme einer Palliativstation, bei pflegerischen Problemen des Hospizes.

Dagmar Nedbal (BLÄK)

Alltagspraxis in der Palliativ- und Hospizversorgung

Berichtsjahr Zahl der Anerkennungen

2004/2005 11

2005/2006 35

2006/2007 31

2007/2008 41

2008/2009 49

2009/2010 76

Tabelle: Zahlen aus den Tätigkeitsberichten der BLÄK.

Foto: Dalmatin.o – Fotolia.com

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