Timm Wilke
Georg-August-Universität Göttingen
Wintersemester 2013 / 2014
W IEDERHOLUNG :
K APITEL 4 – S ÄURE -B ASE
Brönstedt - Lowry
Teilchen, die bei einer Reaktion Protonen abgeben (Protonendonatoren), nennt man Säuren.
Teilchen, die bei einer Reaktion Protonen binden
(Protonenakzeptoren), nennt man Basen.
Beispiel Protonenübertragungen
Säure-Base-Reaktionen sind demnach Protonenübergänge (=
Protolysen).
HCl + H2O H3O+ + Cl-
Die Dissoziation von Wassermolekülen nennt man Autoprotolyse des Wassers:
H2O + H2O H3O+ + OH-
Korrespondierende Säure-Base-Paare
Eine Säure, die ein Proton abgibt, wird dadurch zu einer Base.
Eine Base, die ein Proton aufnimmt, wird dadurch zu einer Säure. Bei einer Säure-Base-Reaktion existiert also immer ein korrespondierendes Säure-Base-Paar.
Säure A + Base B Base A + Säure B
z.B. HCl + NH
3 Cl
-+ NH
4+Vervollständige die Tabellen
Lösungen
Ampholyte
Stoffe, die sowohl Protonen abgeben als auch aufnehmen können (wie bspw. Wasser), nennt man Ampholyte.
H
2O + H
2O H
3O
++ OH
-
Ob sich das Teilchen als Säure oder Base verhält, hängt
vom Reaktionspartner ab, oder genauer gesagt, von dessen
(Säure)stärke.
Ampholyte
Wasser reagiert mit Salpetersäure (HNO
3) als Base:
HNO
3+ H
2O --> NO
3-+ H
3O
+
Wasser reagiert mit Ammoniak (NH
3) als Säure:
NH
3+ H
2O --> NH
4++ OH
-Mehrprotonige Säuren / Basen
Einige Verbindungen, wie bspw. Kohlensäure (H2CO3) oder Phosphorsäure (H3PO4) gehen bei Abgabe eines Protons in korrespondierende Basen über, die ihrerseits ebenfalls als Säuren reagieren können:
H2CO3 + H2O HCO3- + H3O+ HCO3- + H2O CO32- + H3O+
Säuren können in Abhängigkeit von ihrer chemischen Struktur ein oder auch mehrere Protonen abgeben. Solche, die ein Proton abgeben können, werden als einprotonig, solche die zwei zweiprotonig (z.B.
Schwefelsäure) und Säuren die drei Protonen abgeben können (z.B.
Phosphoräure, H3PO4) dreiprotonig genannt.
Beispiel für einprotonige Säuren:
Ionenprodukt des Wassers
Destilliertes Wasser leitet (schwach) elektrischen Strom
Es müssen Ionen vorliegen – aber welche?
Lösung: Ionenprodukt des Wassers
Massenwirkungsgesetz
Autoprotolysereaktion
Massenwirkungsgesetz:
Ionenprodukt des Wassers
Durch Messungen, bspw. der Leitfähigkeit, können die Konzentrationen der Hydroxidionen und Protonen
ermittelt werden:
c(H
3O
+) = c(OH
-) = 10
-7mol / L
Berechnung der Konzentration von Wasser zum Vergleich:
Autoprotolyse des Wassers
Verhältnis von Wassermolekülen zu Protonen und Hydroxidionen beträgt 554000000 : 1
Aufgrund dieses deutlichen Unterschiedes kann diese Konzentration als konstant angesehen werden.
Bildung einer Konstante aus dem Massenwirkungsgesetz:
K
wbezeichnet man als das Ionenprodukt des Wassers !
Ionenprodukt des Wassers
Das Produkt der Konzentrationen der Protonen und
Hydroxidionen nennt man das Ionenprodukt des Wassers. Bei 25 °C gilt:
Die Konzentrationen von H+ und OH- hängen voneinander ab, d.h. sinkt die eine, steigt die andere.
Aber was sagt diese Größe überhaupt aus!?
Sie ist die Grundlage für den pH-Wert!
pH-Wert
Wässrige Lösungen reagieren entweder neutral, sauer oder alkalisch
Sauer: c(H+) > c(OH-) bzw. c(H+) < 1*10-7 mol/L
Neutral: c(H+) = c(OH-) bzw. c(H+) = 1*10-7 mol/L
Alkalisch : c(H+) < c(OH-) bzw. c(H+) > 1*10-7 mol/L
pH-Wert
Je nachdem, ob die Protonen- oder die Hydroxidionen-Konzentration überwiegt, reagiert die Lösung sauer oder basisch
Die verwendeten Konzentrationsangaben sind unpraktisch und Chemiker im Allgemein faul: Einführung des pH-Wertes:
„Der pH-Wert ist gleich der mit -1 multiplizierte dekadische Logarithmus der Konzentration der Protonen“
oder
pH = - lg[c(H+)]
pH-Wert
Beispiel 1: c(H+) = 1 * 10-7 mol/L
pH = - lg[c(H+)]
pH = - lg[1 * 10-7 mol/L]
0.000000003pH = 7
Beispiel 2: c(H+) = 3 * 10-9 mol/L
pH = - lg[c(H+)]
pH = - lg[3 * 10-9 mol/L]
pH = 8,522
Aufgaben
Berechne den pH-Wert folgender Lösungen:
– 1) 2*10-2 mol/L 2) 5*10-7 mol/L – Sind sie sauer, neutral oder alkalisch?
Berechne die Protonenkonzentration [c(H
+)] und
Hydroxidkonzentrationen [c(OH
-)] folgender Lösungen:
– 1) pH = 1 2) pH = 4
Warum leitet eine reine Ammoniaklösung (NH
3) auch den
Strom?
Indikatoren
Zeigen den pH-Bereich von Lösungen an
Haben unterschiedliche Umschlagbereiche
Säurestärke
Zugabe von Indikator zu zwei gleich konzentrierten
Lösungen ergibt
unterschiedliche pH-Werte
Säuren können
unterschiedlich stark sein
Starke und schwache Säuren
Starke Säuren:
Starke Säuren liegen in wässriger Lösung vollständig dissoziiert vor, d.h. sie sind fast vollständig in H+ und A- aufgespalten.
Beispiele: HCl, HBr, HClO4, HNO3, H2SO4
Schwache Säuren:
Schwache Säuren dissoziieren nur zum Teil, oft hat nur ein kleiner Bruchteil der Moleküle die Protonen abgespalten.
Beispiele: CH3COOH, H2S, HCN
pK
Sund pK
B-Werte
Die Stärke von Säuren und Basen lässt sich mit dem Massenwirkungsgesetz ausdrücken
In allen Fällen wird Wasser als Bezugsmittel gewählt
K
s- und pK
s- Wert
Eine Säure-Base Reaktion verläuft immer nach dem folgenden Schema:
HAaq + H2O ⇌ H3O+aq + A-aq
Das aus der Säure gebildete A--Ion wird als Säurerestion bezeichnet. Auf diese (Gleichgewichts-) Reaktion lässt sich das Massenwirkungsgesetz anwenden:
Analog zur Behandlung des Ionenproduktes des Wassers, wird die Konzentration des Wassers als konstant betrachtet und in die Gleichgewichtskonstante mit eingerechnet. Man erhält Ks:
pK
S-Wert
KS gibt die Gleichgewichtslage der Reaktion wieder: Je größer KS, desto stärker ist die Säure dissoziiert Je größer KS, desto stärker die Säure
KS von Essigsäure ist 1 * 10-4,75 (unpraktisch!)
Der negative dekadische Logarithmus von Ks wird pKs-Wert genannt (ähnlich wie bei dem pH-Wert wird nur umgeformt):
- log (KS) = - log (1 * 10-4,75) = pKs = 4,75
K
Sund pK
s - log (KS) = - log (1 * 10-4,75) = pKs = 4,75
Achtung: Je kleiner Ks, desto größer pKs
Die Säurestärke wird durch den pKs-Wert beschrieben.
Je kleiner pKs, desto stärker die Säure
K
Sund pK
s Säuren (bzw. Basen) mit
einem pKS (bzw. pKB) unter - 1,74 liegen in Wasser
vollständig dissoziiert vor.
Säuren (bzw. Basen) mit
einem pKS (bzw. pKB) über 4 dissoziieren nahezu gar
nicht.
Aufgabe
Propansäure (vereinfachte Summenformel HProp) der
Konzentration c(HProp) = 0,1 mol/L hat den pH-Wert
3,2. Berechne c(H
+), den K
S-Wert und pK
S-Wert der
Säure.
Lösung
Gegeben: c(HProp) = 0,1 mol/L, pH = 2,9
Gesucht: KS, pKS
pH = - log[c(H+)] und 10-pH = c(H+) 10-3,2 mol/L = 0,00063 mol/L= c(H+)
(da die Autoprotolyse vernachlässigt werden kann)
Lösung
c(H
+) = 0,00063 mol/L; c(HProp) = 0,1 mol/L
- log (K
S) = - log (3,98 * 10
-6) = pK
s= 5,4
Aufgaben
Eine Lösung aus Blausäure (HCN, schwache Säure) der Konzentration c(HCN) = 0,1 mol/L hat den pH-Wert 3,96. Berechne c(H
+), den K
S-Wert und pK
S-Wert der Säure.
Welchen pH-Wert hat eine Lösung aus Salpetersäure
(HNO
3) der Konzentration 0,2 mol/L?
K
Bund pK
B-Wert
K
Sund pK
Sals Maß für die Säurestärke – analog gelten K
Bund pK
Bals Maß für die Basenstärke.
Wasser fungiert hier als Protonen-Donator und das freie Elektronenpaar am N-Atom als Elektronenakzeptor.
Protolyse einer Base am Beispiel von Ammoniak
K
Bund pK
B-Wert
Achtung: K
Bund pK
Bbeziehen sich nicht auf
H
+sondern auf OH
-!
Aufgaben
In einen Liter Wasser werden 2 g NH
2-(starke Base) eingeleitet – welchen pH-Wert hat die Lösung?
In einen Liter Wasser werden 3 g HS
-(schwache Base) eingeleitet – die Lösung hat den pOH-Wert 4,06.
Berechne c(OH
-), den K
B-Wert und pK
B-Wert der Base.
M(N)=14 g/mol M(H) = 1 g/mol M(S) = 32 g/mol
Neutralisationsreaktion
Durch Zugeben von Base zu einer sauer reagierenden wässrigen Lösung kann man eine Neutral reagierende Lösung herstellen. Die dabei
stattfindenden Neutralisationsreaktionen laufen nach der allgemeinen Gleichung:
Säure + Base Salz + Wasser
Die Reaktion ist exotherm, die frei werdende Wärme wird als Neutralisationswärme bezeichnet.
Aufgaben
In einen Liter Wasser werden 2 g NH
2-(starke Base) eingeleitet – welchen pH-Wert hat die Lösung?
In einen Liter Wasser werden 3 g HS
-(schwache Base) eingeleitet – die Lösung hat den pOH-Wert 4,06.
Berechne c(OH
-), den K
B-Wert und pK
B-Wert der Base.
M(N)=14 g/mol M(H) = 1 g/mol M(S) = 32 g/mol
Lösung Aufgabe 1
NH2- + H2O = NH3 + OH-
c(OH-) ergibt sich aus der Stoffmenge NH2-, da es sich um eine starke Base handelt: c(NH2-) ≈ c(OH-)
n(NH2-) = m(NH2-) / M(NH2-) 2 g / 16 g/mol = 0,125 mol
Berechnung des pOH-Wertes: pOH = - log [c(OH-)]
pOH = - log [0,125] = 0,9
pH = 14 – pOH 14 – 0,9 = 13,1
Lösung Aufgabe 2
Berechnung der Stoffmenge: 3 g HS- / 33 g/mol = 0,091 mol
Berechnung von c(OH-): pOH = - log[c(OH-)]
Umformung: 10-pOH = c(OH-) 10-4,06 = 0,000087 = c(OH-)
KB =
0.000000083.
- log(K
B) = pK
B= 7,07
Zusammenhang pH, K
W, pOH
Ionenprodukt des Wassers:
K
W= c(H
+) * c(OH
-) 10
-14= c(H
+) * c(OH
-) -log(10
-14) = -log[c(H
+)] * -log[c(OH
-)]
14 = pH + pOH Bsp: 14 = 3 + 11
14 – pOH = pH
Neutralisationsreaktion
Durch Zugeben von Base zu einer sauer reagierenden wässrigen Lösung kann man eine Neutral reagierende Lösung herstellen. Die dabei
stattfindenden Neutralisationsreaktionen laufen nach der allgemeinen Gleichung:
Säure + Base Salz + Wasser
Die Reaktion ist exotherm, die frei werdende Wärme wird als Neutralisationswärme bezeichnet.
Schwache Säuren und Basen
Allgemeine Formel zur Berechnung der pH-Werte von Lösungen einer schwachen Säure oder Base
Schwache Säure: pH = ½ [pKS – log(c0)]
Schwache Base: pOH = ½ [pKB – log(c0)]
Aufgaben
Kohlensäure ist eine schwache Säure (pKS = 6,52): Welchen pH-Wert besitzt eine Lösung aus 0,54 mol Kohlensäure in 400 mL Wasser?
Ammoniak (NH3) ist eine schwache Base (pKB = 4,75): Welchen pH- Wert besitzt eine Lösung aus 0,2 mol Ammoniak in 1,5 Litern Wasser?
Schwache Säure: pH = ½ [pKS – log(c0)]
Schwache Base: pOH = ½ [pKB – log(c0)]
Lösung
Aufgabe 1
𝑐 = 𝑛𝑉 = 0,54 𝑚𝑜𝑙0,4 𝐿 = 1.35 𝑚𝑜𝑙𝐿 | pKS = 6,52
pH = ½ [pKS – log(c0)] = ½ [6,52 – log(1,35)] = 3,19 Aufgabe 2
𝑐 = 𝑛
𝑉 = 0,2 𝑚𝑜𝑙
1,5 𝐿 = 0,133 𝑚𝑜𝑙
𝐿 | pKB = 4,75 pOH = ½ [pKB – log(c0)] = ½ [4,75 – log(0,133)] = 2,81
pH = 14 – pOH = 14 - 2,81 = 11,19
Puffer
- Puffersysteme stellen natür- liche Regelmechanismen dar.
- Gibt man nur 1 mL
konzentrierte Natronlauge zu 1 L neutralem Wasser ändert sich der pH-Wert von 7 auf 11!
Gibt diesen Milliliter in eine gepufferte Lösung, so ändert sich der pH-Wert kaum.
Puffer
- Puffersysteme enthalten schwache Säuren und ihre
korrespondierende Base bzw. schwache Basen und ihre
korrespondierende Säure in relativ hohen Konzentrationen (gemessen an den den Stoffmengen der zugegebenen H+- oder OH- -Ionen)
- Der Lösung zugegebene H+- oder OH- -Ionen werden von diesen Teilchen „abgefangen“ und neutralisiert
Puffer
Ein gutes Beispiel für einen Puffer ist der Essigsäure-Acetat- Puffer. Zusammensetzung: 50 % Essigsäure (CH3COOH) und 50 % Acetat (CH3COO-)
Beispiel: Zugabe von Salzsäure
HCl reagiert mit Acetat: HCl + CH3COO- -> Cl- + CH3COOH
Somit wurde aus einer starke Säure (HCl) eine schwache
(CH3COOH). Letztere dissoziiert kaum, daher sinkt der pH-Wert nur leicht – die Lösung hat die Wirkung von HCl abgepuffert.
Puffer
Beispiel: Zugabe von Natronlauge
NaOH reagiert mit Essigsäure:
NaOH + CH3COOH -> Na+ + CH3COO-
Somit wurde aus einer starke Säure (NaOH) eine schwache
(CH3COO-). Letztere nimmt kaum Protonen auf, daher steigt der pH-Wert nur leicht – die Lösung hat die Wirkung von NaOH
ebenfalls abgepuffert.