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Notizen lind Correspondenzen.
Hnwärazmi's Auszug aus der Geographie des Ptolemaios.
Von Wilhelm Spitta.
Im October 1878 kaufte ich in Cairo eine Handschrift, die
ein gewisses allgemeines Interesse beanspruchen kann; sie enthält
nämlich einen nach allgemeinen Categorien geordneten Auszug aus
der Geographie des Ptolemaios, weichen der als Mathematiker und
Astronom bekannte Muhammed ibn Müsa el-IJuwärazmi wahrschein¬
Uch zu eigenem Gebrauche anfertigte. Soviel ich sehe, ist das
Ms. ein Unicum (auch H. Ch. kennt es nicht). Die icpi']yriGis
yiuygatfix^ war den Arabern durch die Syrer in mehrfachen
Uebersetzungen bekannt geworden: Fihrist 268,12 f. führt deren
zwei an, eiae schlechte und eine gute, welche letztere von dem
berühmten Uebersetzer Täbit ibn Kurra angefertigt wurde. Da
nach den mir zugänglichen Catalogen europäischer Bibliotheken
das ganze Werk in arabischer Uebersetzung bis jetzt noch nicht
aufgetaucht ist, so bietet der vorliegende Auszug einen werth¬
voUen Ersatz dafür.
Die Handschrift, 32 Cm. lang, 20 Cm. breit, 45 BU. m Folio,
ist auf rauhes, ungeglättetes Papier von brauner Parbe geschrieben,
das, durch das Alter zermürbt und abgeschabt, an verschiedenen
SteUen gebrochen und von Würmern durchlöchert ist. Die schad¬
haftesten derselben, besonders am Anfange und Ende, sowie am untem
Bande, hat man später mit weissem Papier ausgeflickt und über¬
klebt, wodurch einiges unleserlich geworden ist. Am Ende Fol. 45 b
>
findet sich als Datum : jö'uo ^^Ji^cj ^^US 'xXm ^^[Uia*] ^
Die Hand, ein steifes Nesljt, vrie es damals üblich war, ist aus¬
geschrieben und charaktervoll und auch, bis auf den gänzlichen
Mangel an Vocalen und die sehr sparsame Anwendung der dia¬
kritischen Punkte, vollkommen deutlich. Von den zahlreichen, ge-
Notizen und Correspondenzen, 295
lehrten und ungelehrten ') Besitzern, durch deren Hände das Buch
gegangen, und die sich mit mancherlei Bemerkungen darauf ver¬
zeichnet haben, ist nur einer bemerkensveerth , der — nach der
Hand und Tinte zu urtheilen, schon in sehr früher Zeit — sorg-
föltige Zusätze und Correeturen im Texte selbst gemacht hat. Es
war dieses stellenweise nöthig, denn der Verfasser hatte oft die
Namen oder die Bestimmungen der geographischen Länge und
Breite ausgelassen , wie sich auf Fol. 4a, 5a, IIb u. s. w. noch
jetzt solche Lücken finden.
Der Titel Fol. 1 a , wegen der Verklebung vollständig nur
lesbar, weim man das Blatt gegen das Licht hält, lautet: v.jLxj'
»^ysucwt jl^^l} yj'j-^i i3l—*-^5 o'^' er*
»Ü! i^JJt L^U=- o* t^Ä)lr^
'^j^JLiiJI (jMjtAiii
Demnach zerfällt es in 4 Theile: Bestimmung der geogra-
schen Länge (iyl^\) und Breite (ijofti\) I) der Städte, H) der
Gebirge, HI) der Meere und Inseln, TV) der Flüsse.
I Theil: die Städte, beginnt mit der einfachen Basmala und
geht dann sofort in Tabellen über, von denen sich auf jeder Seite
zwei neben einander befinden, und welche in folgende Rubriken
getheilt sind 1) Name der Stadt, 2) geogr. Länge, 3) geogr. Breite.
Die letzteren Bestimmungen sind hier wie im ganzen Buche in
Abged-Zahlen gegeben. Es folgen nun Fol. lb rechts die Städte
jenseits des Aequators, 8 an der Zahl; dann die der 1. Zone
Fol. lb rechts, 65 an der Zahl; Pol. 2b rechts die der 2. Zone,
54 Städte ; Fol. 3 a rechts die der 3. Zone, 58 Städte ; Fol. 3 b
links die der 4. Zone, 147 Städte; Fol. 5b links die der 5. Zone,
79 Städte; Fol. 6b hnks die der 6. Zone, 63 Städte; Fol. 7b
rechts die der 7. Zone, 67 und auf Fol. 9 b oben noch 8, also zu¬
sammen 75 Städte. Der übrige Theil von Fol. 8b, sowie Fol.
9a, ist leer; jedoch sind auf Fol. 8b die Striche der Columnen
noch bis zum Ende der Seite gezogen.
II Theil : die Gebirge, besteht gleichfalls aus Tabellen, welche
die Breite einer ganzen Seite einnehmen, da sie 6 Rubriken ent¬
halten: 1) laufende No. ,3JuJl , 2) Name des Gebirges, 3) Anfangs¬
grenze jjbl! Jüi., 4) Endgrenze ^^^1 JL^ (beide mit Unter-
1) Als Probe des Verständnisses eines solchen steht Fol. 8b: Uja ^LiS^
jJLSl vJi_L_> iU/O BjSA ^\ j^^l vijt (2^0
wAbJ ijijliA JJJfi jS>i ^X-J!
2 3
296 Notizen und Corretpondenzen.
abtheilnng für Länge und Breite), 5) Farben der Gebirge, 6) Rich-
p
tungen ihrer Spitzen Lg^M-jj^ i-'l ^-y- . Fol. 9 b beginnen die Gebirge,
die hinter dem Aequator liegen, 10 an der Zahl, von denen einige
schon sich in die erste Zone erstrecken. Pol. 10 a die 1. Zone
mit 18 Gebirgen. Fol. 10 b folgt OjäUJi BjJ^ Ja*^! J-J- ääas
O > ^ O J WM
u5^JUj ^vXit jjLlaj! j-^*^' o**^' ^ iJjJUJl i\s>- li^l ^ ,
dessen geographische Beschreibung in Längen- und Breitenmassen
gegeben und durch eine darunter befindhche colorirte Karte ver¬
anschaulicht vrird. Es folgt Fol. IIa die 2. Zone mit 27 Ge¬
birgen, Fol. IIb die 3. mit 33, Pol. 12b die 4. mit 23, Pol. 13a
die 5. mit 28, Fol. 13 b die 6. mit 24, Fol. 14 a die 7. mit
7 Gebirgen; Fol. 14b die hinter der 7. Zone liegenden 38 Gebirge.
HI Theil: die Meere und Inseln. A) Die Meere. Der Ver¬
fasser beginnt im äussersten Westen mit dem atlantischen Ocean
^^lü ^U.^\y^j^ ^Jii\ geht von da nach Osten Pol. 16 a
zu dem »jj^ j-^i i^^j* f^-s jÄ und schhesst
Fol. 17 b nnt l\-L.*J! j^j, j^äc»^! ')
/A^l j-äJ! ty^*-^ iJw^JLx Lj*ia«j iiyaJ! O^^^
O J
Zu FoL 19 b vrird eine colorirte Karte des ^JJxJt j-^=^t gegeben.
Die Küsten werden genau verfolgt und in ihren Krümmungen nach
Länge und Breite bestimmt. B) Die Inseln, von denen der Flächen-
, O J
Inhalt in (Graden) angegeben und die Mitte nach Länge und
Breite bestimmt wird; bei den grösseren wird auch die Küsten-
Unie verfolgt. Begonnen wird mit dem äussersten Westen Fol. 20 a,
dann folgen Fol. 22 a jOÄötj iixiLb./>5 j
|.UiJtj -i^j-iS, Fol. 23 b jj\^, Fol. 25 b j
b^aoaJI .
^ • J •
Diesem Theil ist Fol. 26 a angehängt ein Verzeichniss der
Stellen, welche als Mittelpunkte der Länder angesehen werden,
mitsammt ihrer geographischen Bestimmung: ,_^.xSJi ^^^t j^t^l
^iJdJ! OjkXs» z. B. v3jJb ^XX£. uJliü! Ja-v} jJ-JI iüCUx obLi
sjaj o^.jtJt> st^s
1) So statt ^-^^^y : wjjJ>Oj-Jl ÄÄjiaJl KiLöt . 2 3
Notizen tmd Correspondenzen 297
Fol. 27 b ist leer, 28 a beginnt der IV Theil: die Be¬
schreibung der Flüsse, nüt denjenigen, welche hinter dem Aequator
entspringen. Auf 28 b querüber nach 29 a ist eine colorirte
Zeichnung des Nillaufes. Alle Krümmungen der Flüsse werden
mathematisch fixirt. Bis Fol. 43 a folgen nun die 7 Zonen mit
ihren Flüssen, unter denen der Euphrat und Oxus besonders
genau behandelt werden. Daran sehliessen sich diejenigen, welche
j^LmJ! (»^IsS! v_fiJLs- liegen , ' womit die Handschrift schhesst ; in
dieser letzten Partie leidet das Verständniss oft durch die zahl¬
reichen schadhaften Stellen der Blätter.
Schein hammephorasch oder Askara, der ansdrttckllcb,
deatlich ausgesprochene Gottesname Jhvh.
Von Rabb. Dr. Fflrst.
Bd. XXXII, 465 ff. dieser Zeitschrift giebt Herr Dr. Nestle das
in mancherlei Beziehung interessante Schohon des Jakob von Edessa,
Dabei adoptirt derselbe die Erklärung des Autors über das Wort Schem
hammephorasch; nämlich es bedeute: der getrennte, d. h. ausge¬
zeichnete Name Gottes. Aber diese Vermuthvmg wird von Mischna,
Talmud, Midrasch imd Targumen entschieden widerlegt.
Der eine Grund, dass, wenn das Tetragrammaton der deutlich
ausgesprochene Name bedeute, dies gleich lucus a non lucendo
sei, ist dadurch hinfälhg, dass ja mit dieser Bezeichnung des
Namens eben darauf hingewiesen wird, dass derselbe in gewissen
Fällen ausdrücklich ausgesproehen werde, z. B. beim Priestersegen
im Tempel, vom Hohepriester am Versöbnungstage, ja dass man
sich gegenseitig grüssen solle mit Nennung dieses in der Regel
nicht ausgesprochenen Namens (s. Sota 38. Sanhedr. VH, 7. Joma
VI, 2. Berachoth IX, 5). Aueh der zweite Gmnd des Herm Dr.
N., dass die Bedeutung : deutlich aussprechen für lonD eine sehr abge¬
leitete sei, ist ebensowenig beweiskräftig. Die Frage ist: kommt
1D1D in der Bedeutung: „deuthch aussprechen" vor, oder nicht?
Nun führt aber Herr Dr. N. selber das Targiun zu Kohöleth 3, 11
ausdrückhch an io3 nTiTB pN hy iB"nc72i STD Sm NMO n-«
piiDM und dies kann doch nichts anderes heissen, als: „anch den
Gottesnamen,*) weleher auf dem Gmndstein (des Tempels) ge-
1) Herr Dr. N. irrt, wenn er sagt, die Stelle Targum zu Kohel. 3, 11 heisse : auch den Namen des Jerobeam , der auf . . . geschrieben und deutlich ausgedruckt war , habe Gott ibnen verdeckt ; vielmehr heisst os : ,, Salamo sagte