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Der Traum vom eigenen Schiff

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Academic year: 2021

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16 MaxPlanckForschung 3 | 14

Post aus Montevideo, Uruguay

Der Traum

vom eigenen Schiff

Wenn ich das Fischerdorf Valizas an der Atlantikküste Uruguays besuche, fällt mir auf: Es ist der Wandel der Gezeiten, der mich am meisten fasziniert. Nur ein paar verwitterte Holzhäu- ser bilden heute noch den alten Dorfkern, unterspült und unbewohnt stehen sie auf Stelzen inmitten einer Lagune. Das Dorfleben findet schon seit einer Weile nicht mehr in dieser kar- gen Umgebung statt, denn die Bewohner haben sich vor ein paar Jahrzehnten dem stän- digen Wandel der Küstenlinie gebeugt und sind Hunderte Meter gen Norden gezogen. Ihr Leben wird nun mal vom Wasser bestimmt. Und im neuen Valizas erinnert nur noch wenig an die Urgewalt des Atlantischen Ozeans, die das Dorf einmal bedroht hat.

Ich habe mich vor etwa sieben Jahren wieder zurück in mein Heimatland an der Ostküste Südamerikas aufgemacht – ich wollte neue Wege gehen und etwas bewirken. Dass das gar nicht so leicht wird, wusste ich schon damals. Nach meiner Promotion am Max-Planck-In- stitut für marine Mikrobiologie in Bremen und einigen Jahren in der reichhaltigen For- schungslandschaft Europas war ich nämlich schon etwas verwöhnt.

Meeresforschung hat in Südamerika noch nicht die Priorität; sie beinhaltet viel Überzeu- gungsarbeit, viele Telefonate, viel Politik. Doch auch das ist im Wandel. Denn immer mehr Forscherinnen und Forscher kommen nach ihrer Ausbildung zurück nach Uruguay. Und sie bringen nicht nur Wissen mit.

Max-Planck-Wissenschaftler kooperieren mit Partnern in rund

120

Ländern dieser Erde. Hier schreiben sie über persönliche Erlebnisse und Eindrücke. Die Meeres-

biologin Cecilia Alonso hat sich einige Jahre in Europa aufgehalten und ist

2007

nach Uruguay zurückgekehrt. Seitdem betrachtet sie ihr Heimatland mit anderen

Augen und bringt ihr Wissen und ihre Erfahrungen in den Forschungsbetrieb ein.

Grafik: iStockphoto

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Cecilia Alonso

, 40 , leitete von 2008 bis 2013

eine Max-Planck-Partner- gruppe in Urugua

y, und zwar in Kooperation mit Rudi

Amann, Direktor am Max-Planck -Institut für marine Mikrobiologie in Br

emen.

Dort hat Alonso im Jahr

2005

auch promoviert. Nach ihr er Rückkehr in ihr Heimatland hat die Wissen- schaftlerin an der Univ

ersität von Uruguay (UdelaR) eine neue Fach- richtung für marine Ökologie auf- gebaut und erst v

or Kurzem ihre neuen Labore bezogen. Ein eigenes Forschungsschiff bleibt ein Punkt auf ihrer Wunschliste.

RUBRIK TITEL

3 | 14 MaxPlanckForschung 17 Wir sind zu anspruchsvoll, heißt es manchmal. Aber eigentlich freuen sich viele heimische

Forscher auch, wie durch uns die Standards aus dem Ausland langsam auch hier zu Stan- dards werden. Dafür sind wir ja auch zurückgekommen, denn wir wollen die teuren Geräte und aufwendigen Methoden mit der Universität teilen, den Wandel mitgestalten. Und lang- sam werden die Widerstände kleiner, ganz langsam finden wir unseren Platz. Nur ein eige- nes Forschungsschiff bleibt vorerst noch ein Traum von mir. Damit könnte ich ganz allein in die Region fahren, die ich erforsche: den riesigen Meerestrichter Río de la Plata. Dort vollzieht sich ein gigantischer Wandel.

Ununterbrochen treffen die nährstoffreichen Süßwasserströme Paraná und Uruguay auf den trägen, salzigen Atlantik. Meereswirbel, Temperaturgefälle, plötzliches Salzwasser – das Ökosystem verlangt seinen Bewohnern einiges ab. Besonders aber die allerkleinsten, die Mikroorganismen, finden sich am schnellsten zurecht – und ihren Lebensstil will ich verstehen lernen. Wenn man so will, sichert ihr Überleben ja auch das Abendbrot der Fi- scher in Valizas.

Bei uns in Uruguay sind darum Outreach-Veranstaltungen mit den Kommunen sehr wich- tig. Zusammen mit den Küstenbewohnern nehmen wir dann Wasserproben und sprechen über Umweltschutz. Aber in Wahrheit bin ich es, die am meisten dabei lernt – vor allem, wenn die Alten nostalgisch von früher erzählen, vom alten Valizas mit seinen hübschen Holzhäusern, die jetzt nur noch in der Lagune stehen, schimmeln und verwittern. Wenn ich länger darüber nachdenke, gibt es in Valizas aber auch einige Dorfbewohner, die mit dem Wandel ziemlich gut zurechtkommen: die Kinder. Denn für sie ist die Lagune einfach ein toller Spielplatz im Sommer.

Foto: privat

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