Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.
Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle
Empirische Messung der Aufkommenselastizität der veranlagten Einkommensteuer in Relation zu den Unternehmens- und Vermögenseinkommen
(Forschungsvorhaben fe 7/15)
Endbericht für das Bundesministerium der Finanzen
I A 3 Vw 3170/15/10015
Herausgeber:
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung Hohenzollernstraße 1–3 | 45128 Essen, Germany
Fon: +49 201–81 49-0 | E-Mail: rwi@rwi-essen.de www.rwi-essen.de
Vorstand
Prof. Dr. Christoph M. Schmidt (Präsident) Prof. Dr. Thomas K. Bauer (Vizepräsident) Prof. Dr. Wim Kösters
Das RWI wird vom Bund und vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert.
© RWI 2016
Der Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des RWI gestattet.
RWI Projektbericht
Schriftleitung: Prof. Dr. Christoph M. Schmidt Gestaltung: Daniela Schwindt
Empirische Messung der Aufkommenselastizität der veranlagten
Einkommensteuer in Relation zu den Unternehmens- und Vermögenseinkommen (Forschungsvorhaben fe 7/15)
Endbericht für das Bundesministerium der Finanzen I A 3 Vw 3170/15/10015
Juni 2016
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.
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Empirische Messung der Aufkommenselastizität der veranlagten Einkommensteuer in Relation zu den Unternehmens- und Vermögenseinkommen
(Forschungsvorhaben fe 7/15) Endbericht für das Bundesministerium
der Finanzen
I A 3 Vw 3170/15/10015
Juni 2016
Projektteam:
Heinz Gebhardt (Projektleiter), Dr. Philipp Breidenbach, Philipp Jäger (RWI), Kristina van Deuverden (DIW Berlin), Dr. Jens Boysen-Hogrefe (IfW), Dr. Christian Breuer (ifo Institut), Dr. Götz Zeddies (IWH)
Das Projektteam bedankt sich bei Dmitry Chervyakov, Margitta Führmann,
Waltraud Lutze und Jana Stenzel für die technische Unterstützung bei der
Erstellung des Endberichts.
Inhaltsverzeichnis
Kurzfassung...8
NonͲtechnicalSummary...10
1 AusgangslageundForschungsbedarf...13
2 AufbauderStudie...14
3 UnternehmensͲundVermögenseinkommenalsFortschreibungsͲ indikatorbeiderSchätzungderveranlagtenEinkommensteuer...17
3.1 DiesteuerlicheBemessungsgrundlagederGewinnsteuernunddie gesamtwirtschaftlichenUnternehmensͲundVermögenseinkommen....17
Kasten:ZurUnternehmensbilanzstatistikderDeutschenBundesbank...21
3.2 DieBemessungsgrundlagederveranlagtenEinkommensteuer unddieUnternehmensͲundVermögenseinkommenderprivaten Haushalte...25
3.3 DiesteuerlichenEinkunftsartenundihreVerbuchunginden VolkswirtschaftlichenGesamtrechnungen...29
3.3.1 EinkünfteausLandͲundForstwirtschaft,ausGewerbebetriebund ausselbstständigerTätigkeit...30
3.3.2 EinkünfteausKapitalvermögen...33
3.3.3 EinkünfteausVermietungundVerpachtung...36
3.3.4 SonstigeEinkünfte...37
3.4 Zwischenfazit:andereFortschreibungsindikatoren...38
4 BedeutungderUnternehmensͲundVermögenseinkommenbei derKurzfristprognosederveranlagtenEinkommensteuer...39
4.1 KurzfristprognosederVariablenderZahlungsstrukturstatistik...39
4.2 DeskriptiveAufbereitungderZahlungsstrukturstatistik...40
4.3 AufbaudesPrognosemodells...50
4.4 VorgehenbeiderempirischenAnalyse...52
4/123
4.5 Ergebnisse„inͲsample“...53
4.6 Ergebnisse„outͲofͲsample“...59
4.7 ModellemitMovingͲAverageͲProzessen...62
4.8 Zwischenfazit...64
5 RegressionsanalysenzurAufkommenselastizitätderveranlagten EinkommensteuerundzudenLagͲStrukturen...65
5.1 ZeitreihenanalysenzurIdentifikationderAufkommenselastizität undderLagͲStrukturen...65
5.1.1 MethodischesVorgehen...65
5.1.2 ErgebnissefürverschiedeneerklärendeVariablen...67
5.1.3 BerücksichtigungvonRechtsänderungen...74
5.1.4 ZusammenfassungderErgebnisse...76
5.2 SchätzungderLagͲStrukturenaufBasisderZahlungsstrukturstatistik....79
5.2.1BerechnungdesentstehungsmäßigenAufkommensder veranlagtenEinkommensteuer...79
5.2.2SchätzungkontemporärerElastizitäten...81
5.2.3Verzögerungseffekte...88
5.2.4 Zwischenfazit...91
6 AnalysederAufkommenselastizitätderveranlagtenEinkommensteuer aufBasisdesRWIͲEinkommensteuerͲMikrosimulationsmodells...93
6.1 GrundlagendesRWIͲEinkommensteuerͲMikrosimulationsmodells...94
6.2 MethodischesVorgehen...95
6.3 Schätzmethodik...98
6.4 Simulationsergebnisse...101
7 FazitundAusblick...107
Literatur ...111
Anhang1zuKapitel5...114
Anhang2zuKapitel6...121
VerzeichnisderTabellen
Tabelle1 GesamtwirtschaftlicheUnternehmensͲundVermögensͲ einkommenundGesamtbetragdervonnatürlichen
PersonenzuversteuerndenEinkünfte...23 Tabelle2 UnternehmensͲundVermögenseinkommendereinzelnen
Sektoren...26 Tabelle3 UnternehmensͲundVermögenseinkommenderprivaten
Haushalte...28 Tabelle4 DerveranlagtenEinkommensteuerunterliegendeEinkünfte...31 Tabelle5 ZeitreihenderZahlungsstrukturstatistik(Jahresdaten)...41 Tabelle6 AnteilederQuartaleamAufkommenderveranlagten
Einkommensteuer...43 Tabelle7 KorrelationeninderZahlungsstrukturstatistik...45 Tabelle8 KorrelationenderVariablenderZahlungsstrukturstatistik
mitzusätzlichenIndikatoren...47 Tabelle9 InͲSampleͲErgebnisse...55 Tabelle10 SchätzergebnissederModelle,dievorauslaufendeUnterͲ
nehmensͲundVermögenseinkommenzulassen...57 Tabelle11 WurzelderquadratischenPrognosefehlerrelativzum
Mittelwert...61 Tabelle12 WurzelderquadratischenPrognosefehlerrelativzum
Mittelwert:ModellemitMAͲProzess...63 Tabelle13 UnternehmensͲundVermögenseinkommenalsBemesͲ
sungsgrundlagederveranlagtenEinkommensteuer...68 Tabelle14 Nettobetriebsüberschuss/Selbstständigeneinkommenals
BemessungsgrundlagederveranlagtenEinkommensteuer...70 Tabelle15 SelbstständigeneinkommenderprivatenHaushalteals
BemessungsgrundlagederveranlagtenEinkommensteuer...71 Tabelle16 UnternehmensgewinnederprivatenHaushaltealsBemesͲ
sungsgrundlagederveranlagtenEinkommensteuer...72 Tabelle17 GesamtbetragderEinkünftealsBemessungsgrundlageder
veranlagtenEinkommensteuer...74
6/123
Tabelle18 KontemporäreAufkommenselastizitätenderveranlagten EinkommensteuerzudenUnternehmensͲundVermögensͲ einkommenmit2Lags...82 Tabelle19 KontemporäreAufkommenselastizitätenderveranlagten
EinkommensteuerzudenUnternehmensͲundVermögensͲ einkommenmit3Lags...83 Tabelle20 KontemporäreAufkommenselastizitätenderveranlagten
EinkommensteuerzudenUnternehmensͲundVermögensͲ einkommenmit4Lags...84 Tabelle21 KontemporäreAufkommenselastizitätenderveranlagten
Einkommensteuermit2LagszudenUnternehmensͲund Vermögenseinkommen(Panel)...86 Tabelle22 KontemporäreAufkommenselastizitätenderveranlagten
Einkommensteuermit2LagszudenBetriebsüberschüssen/
SelbstständigeneinkommenderprivatenHaushalte(Panel)...87 Tabelle23 VerzögerteAufkommenselastizitätenderveranlagten
EinkommensteueraufBasisderZahlungsstrukturstatistik...89 Tabelle24 VerzögerteAufkommenselastizitätenderveranlagten
EinkommensteueraufBasisderZahlungsstrukturstatistik (Panel)...90 Tabelle25 FortschreibungsfaktorenderGewinneinkünfte...99 Tabelle26 Einkommensteuertarif2014...102 Tabelle27 AufkommenselastizitätenderdenUnternehmensͲund
VermögenseinkommenzurechenbarenEinkunftsarten...106
Anhang:
TabelleA1 UnternehmensͲundVermögenseinkommenalsBemesͲ sungsgrundlagederveranlagtenEinkommensteuer...114 TabelleA2 Nettobetriebsüberschuss/Selbstständigeneinkommenals
BemessungsgrundlagederveranlagtenEinkommensteuer...115 TabelleA3 Nettobetriebsüberschuss/Selbstständigeneinkommender
privatenHaushaltealsBemessungsgrundlagederveranͲ lagtenEinkommensteuer...116 TabelleA4 UnternehmensgewinnederprivatenHaushaltealsBemesͲ
sungsgrundlagederveranlagtenEinkommensteuer...117
TabelleA5 GesamtbetragderEinkünftealsBemessungsgrundlageder veranlagtenEinkommensteuer...118 TabelleA6 KontemporäreAufkommenselastizitätenderveranlagten
Einkommensteuermit4LagszudenUnternehmensͲund Vermögenseinkommen(Panel)...119 TabelleA7 KontemporäreAufkommenselastizitätenderveranlagten
Einkommensteuermit4LagszudenBetriebsüberschüssen/
SelbstständigeneinkommenderprivatenHaushalte
(Panel)...120 TabelleA8 AnteilderSteuerpflichtigenindenEinkommensklassen...121 TabelleA9 EckwertederveranlagtenEinkommensteuer...122
VerzeichnisderSchaubilder
Schaubild1 VariablenderZahlungsstrukturstatistik(Quartalsdaten)...42 Schaubild2 VariablenderZahlungsstrukturstatistik(Vorjahresvergleiche)...43 Schaubild3 VorjahresvergleichderVorauszahlungenjundderUnterͲ
nehmensͲundVermögenseinkommen...49 Schaubild4 VorjahresvergleichderVorauszahlungenjundifoͲGeschäftsͲ
klimaindex...50 Schaubild5 PrognosedesBruttoaufkommensderveranlagtenEinkomͲ
mensteuer1999Ͳ2014mitdenUnternehmensͲundVerͲ mögenseinkommenunddemGesamtbetragderEinkünfte...76 Schaubild6 PrognosedesBruttoaufkommensderveranlagtenEinkomͲ
mensteuer1999Ͳ2014mitSelbstständigeneinkommenund Unternehmensgewinnen...78 Schaubild7 AufkommenderveranlagtenEinkommensteuer...81 Schaubild8 VereinfachtesBesteuerungsschemaderLohnͲund
Einkommensteuer...96 Schaubild9 BedeutungdereinzelnenKomponentendesEinkommenͲ
steuertarifsfürdieAufkommenselastizitätderEinkommenͲ steuer...103
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Kurzfassung
IndieserStudiewirdderZusammenhangzwischendemAufkommenderveranͲ lagtenEinkommensteuerunddenUnternehmensͲundVermögenseinkommen (UVE)bzw.einzelnenUnteraggregatenderUVEanalysiert,umdiemethodischen undempirischenGrundlagenfürdiePrognosedesEinkommensteueraufkommens zuverbessern.DazuwirdzunächstdievomArbeitskreisSteuerschätzungen(AKS) alsFortschreibungsindikatorfürdieveranlagteEinkommensteuerzugrundegeͲ legteGrößederUVEgenauerbetrachtet,sodannwerdenmethodischeund empirischeUntersuchungenzurAbleitungderAufkommenselastizitätderveranͲ lagtenEinkommensteuerinRelationzudenUVEbzw.zueinzelnenUnterͲ aggregatenderUVEvorgestellt.
DieveranlagteEinkommensteuerwirdanhanddergesamtwirtschaftlichenEntͲ wicklungderUVEindenVolkswirtschaftlichenGesamtrechnungenfortgeͲ schrieben.DerZusammenhangderUVEmitderBemessungsgrundlage(BMG)der veranlagtenEinkommensteueristjedochgering,zumTeilentwickelnsichdie Größensogargegensätzlich.EsbestehtAnlasszuderVermutung,dassandere Gewinngrößen,wiedieUnternehmensͲundVermögensgewinnederprivaten Haushalte, deren Nettobetriebsüberschüsse oder die SelbststständigeneinͲ kommen,einenbesserenFortschreibungsindikatorabgebenkönnten,wenngleich auchhierderZusammenhangmitdersteuerlichenBMGnurloseist.
NebenderRollederUVEalsFortschreibungsindikatorwerdenindiesem GutachtendieEigenschaftenderUVEfürdieunterjährigeKurzfristprognose (Kassenschätzung)imRahmenderZahlungsstrukturstatistik(ZStSt)untersucht.
DabeisollenmöglicheVerflechtungendereinzelnenZeitreihenderZStStund derenKorrelationsmustermitmakroökonomischenIndikatorenwiedenUVEauf ihrenprognostischenGehaltuntersuchtwerden.Insbesonderewirdüberprüft,ob dieindergesamtwirtschaftlichenProjektionderBundesregierungbereitgestellten QuartalswertederUVEinderPrognosehilfreichsind.Eszeigtsich,dassFortschreiͲ bungsmodellefürmehrereKomponentenderZStStkeineüberlegenenPrognoͲ seeigenschaftenimVergleichzueinfachen(naiven)Prognoseverfahrenhaben.Bei einigenKomponentenkannjedocheinemerklicheVerbesserungderPrognoseͲ güteerzieltwerden.DieUVE,derenZuwachsratenmiteinerVerzögerungvonbis zuachtQuartaleneingehen,spielenbeiderPrognosederNachzahlungenausdem VorvorjahreinegewichtigeRolle.DiesisteinweiteresIndizfürdiefavorisierteLagͲ StrukturbeiderFortschreibungüberdiekurzeFristhinaus.Fernerdeutendie
Ergebnissean,dassfürdieFortschreibungderVorauszahlungenKonjunkturͲ indikatoren,dieausBefragungendesifoͲInstitutsgewonnenwerden,einhilfͲ reichesInstrumentsind.
UntersuchungenzudenLagͲStrukturenundderAufkommenselastizitätderverͲ anlagtenEinkommensteueraufderBasisvonZeitreihenanalysenzeigen,dassder ZuwachsdesAufkommensderveranlagtenEinkommensteuerinderlaufenden PeriodedurchdieVeränderungderBMGimaktuellenJahrsowieindenbeiden Vorjahrenerklärtwird.DabeiwurdenalternativeBMGbetrachtet.DenAnalysen zufolgekanndasAufkommenderveranlagtenEinkommensteuerdurchUntereinͲ heitenderUVE, insbesonderedurchdie Nettobetriebsüberschüsse/SelbstͲ ständigeneinkommensowiedurchdieUnternehmensgewinnederprivatenHausͲ halte,bessererklärtwerdenalsdurchdieUVEinsgesamt.DieAufkommensͲ elastizitätliegtbeiVerwendungletztgenannterIndikatorendeutlichübereins.
MitHilfederZStStkannausdemKassenaufkommenderveranlagtenEinͲ kommensteuerauchdasentstehungsmäßigeAufkommenapproximativbestimmt werden.Dabeizeigtsich,dassdasKassenaufkommendementstehungsmäßigen AufkommenmiteinerVerzögerungvonbiszuzweiJahrenfolgt.ZeitreihenͲund panelökonometrischeSchätzungenlegennahe,dassdasentstehungsmäßige AufkommenderveranlagtenEinkommensteuerzuetwa40%nochimlaufenden undzuje30%imerstenbzw.imzweitenFolgejahraufkommenswirksamwerden.
WasdieElastizitätdesentstehungsmäßigenAufkommensselbstbetrifft,istdavon auszugehen,dassdiesevondergewähltenBMGabhängigist.InAbhängigkeitvon denBetriebsüberschüssen/SelbstständigeneinkommenderprivatenHaushalte ergibtsicheineElastizitätinHöhevon1,0bis1,4.UnterNutzungderUVEalsBMG ergebensichteilweiseniedrigereWerte,wasanderwomöglichhöheren konjunkturellenReagibilitätderUVEselbstimKonjunkturzyklusliegenmag.
AbschließendwirddieAufkommenselastizitätderveranlagtenEinkommenͲ steuermitdemvomRWIentwickeltenEinkommensteuerͲMikrosimulationsͲ modellberechnet,dessenDatenbasiseinedetaillierteAbbildungdesindividuellen Besteuerungsprozesseserlaubt.DiemikrodatenbasierteAnalyserealerVeranͲ lagungsfälleweistfürdasJahr2014eineElastizitätderveranlagtenEinkommenͲ steuerinRelationzudenUVEzurechenbarenGewinneinkünftenvonrund1,28 aus.DarüberhinauswurdedieElastizitätauchfürverschiedeneEinkommensͲ abgrenzungenundfüreinzelneGruppenvonSteuerpflichtigenabgeleitet.Die dabeiermitteltenErgebnissestützendievorhergehendenBerechnungen.Die einzelnenEinkunftsartenweisen,insbesondereaufgrundderdifferierenden durchschnittlichenEinkunftsniveaus,unterschiedlicheAufkommenselastizitäten
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auf,dieumrund0,1PunktevonderzuvorermitteltenGesamtelastizität abweichen.
DieberechnetenAufkommenselastizitätenderveranlagtenEinkommensteuer weiseneinegewisseBandbreiteauf,wasnichtzuletztdaraufzurückzuführenist, dassdenBerechnungenjeweilsunterschiedlicheBMGzugrundeliegen.DieAufͲ kommenselastizitätderveranlagtenEinkommensteuerdürftedeutlichübereins betragen,wennentwederdieNettobetriebsüberschüsse/SelbstständigeneinͲ kommenbzw.dieUnternehmensgewinnederprivatenHaushalteoderdieden UVEzurechenbarenEinkunftsartenalsBMGzugrundegelegtwerden,dieallesamt ineinemengerenZusammenhangzurveranlagtenEinkommensteuerstehenals dieUVEundsomiteinenüberlegenenFortschreibungsindikatordarstellen dürften.DieberechnetenElastizitätenkönnten–vorausgesetzt,dieentsprechenͲ denBMGliegenvor–aufdaslaufendeJahrunddiebeidenVorjahreverteilt werden.BeiderAufteilungkönntedieZuwachsrateY*talsgewichteteSummeder UVEͲZuwachsrateny–t,y_tͲ1undy_tͲ2mitdenGewichten40,30,30ermittelt werden.AufdieZuwachsrateY*_tistdiejeweiligezumFortschreibungsindikator passendeElastizitätanzuwenden.DieVariationdergemessenenElastizitäten zwischendeneinzelnenFortschreibungsindikatorenhängtauchvonderzwischen denFortschreibungsindikatorenvariierendenZyklikab.Diesimpliziert,dassfürein optimalesZusammenspielzwischendem Fortschreibungsindikatorund der ElastizitätdiezyklischePositionberücksichtigtwerdenmüsste.DieseFragebleibt offenfürzukünftigeForschung.
NonͲtechnicalSummary
Thisstudyanalyzestherelationshipbetweenincometaxrevenuesandproperty andentrepreneurialincome(PEI)aswellasthecomponentsofPEI,inorderto improvethepredictionofincometaxrevenues.First,weanalyzetheconceptof PEIthatisusedbytheWorkingPartyonTaxRevenueEstimatesfortheprediction ofpropertyincometax.Second,wepresentsomemethodologicalandempirical subͲstudies that focus on the elasticity of assessed income tax and macroeconomicPEIaswellassomeofitscomponentsrespectively.
TheWorkingPartyonTaxRevenueEstimatespredictsthedevelopmentof incometaxrevenuewithregardtothedevelopmentofmacroeconomicPEI.The correlationbetweenPEIandincometaxbaseispoor,however.Sometimesthey evenshowopposingtrends.Hence,otherESAreportedfiguressuchasthePEIof privatehouseholds,netoperatingsurplusofprivatehouseholdsortheincomeof selfͲemployedofthehouseholdsectormaybemoresuitableforthepredictionof
incometaxrevenue.Though,thecorrelationbetweenthoseincomefiguresand thetaxbaseseemstobelooseaswell.
BesidestheroleofPEIincomeasforwardprojectionindicatorthestudyexplores itspropertiesforshortͲrunprojectionsforthecurrentyear.Theanalysisisbased onthestructureofpaymentstatistics(ZStSt),whichistypicallyusedintheshortͲ runprojectionsoftheWorkingPartyonTaxRevenueEstimates.Itshallmonitor the(dynamic)correlationsbetweenvariablesoftheZStStandassesswhether resultingforecastingmodelscanbeenhancedbymacroeconomicindicatorslike thePEI.ResultsshowthatformanyvariablesoftheZStStnaiveforecasting models,likeaveragegrowthratesorrandomwalks,arehardtobeat.However, forsubsequentpaymentsduetotheyearbeforepreviousforecastingmodels includinglaggedPEIprovidesuperiorforecastscomparedtonaivemethods.The highlaglengthofuptoeightquartersisevidencethatPEIoftheyearbefore previoussubstantiallyinfluencetaxrevenues,whichisalsofoundinotherpartsof thisstudy.Finally,theifoͲindexshowsuptobeausefulcandidatetoforecast advancedpaymentsforthecurrentyear.
Timeseriesanalyseswithrespecttotimelagsandelasticityofassessedincome taxrevenuesshowthatgrowthratesofincometaxrevenuesinthecurrentperiod aredeterminedbychangesinthebasisofassessmentnotonlyinthecurrent,but alsointheprevioustwoyears.Intheseanalyses,differentassessmentbaseswere regarded.Astheresultsshow,subͲaggregatesofPEI,especiallyoperating surplus/mixedincomeandcorporateprofits,arebettersuitedaspredictorsof assessedincometaxrevenuesthanoverallPEI.Theelasticityofassessedincome taxrevenuewithrespecttothesebasesofassessmentisdistinctlylargerthanone.
Acalculationofassessedincometaxrevenueshowstheassessmentand paymentofincometaxesfollowstheaccruementofrevenuewithalagofupto twoyears.TimeseriesͲandpanelregressionsshowthatthepaymentofaccrue incometaxrevenuecanbedistributedwiththeproportions40/30/30tothe currentyear,thefirstͲ,aswellasthesecondsubsequentyear.Accordingtothe resultspresentedinthisstudyitisconceivablethattheoverallelasticityofincome taxrevenueswithrespecttotherelevanttaxbasevaries,dependingonthe indicatorchosentoproxytherelevanttaxbase.Theresultsindicatethatthe elasticitymightbebetween1.0and1.4.Theelasticityturnsouttobeparticularly lowforthePEIcorporateandinvestmentincome,whatmightreflecttherelatively highcyclicalityofthePEIincomparisontootherrelevantindicatorschosen.
Finally,therevenueelasticityoftheassessedincometaxiscalculatedwithRWI´s incometaxmicrosimulationmodel,whichallowsadetailedmappingofthe
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individualtaxationprocess.ThemicrodataͲbasedanalysisshowsanelasticityof theassessedincometaxwithrespecttotheincomeattributabletoPEIof approximately1.28fortheyear2014.Inaddition,theelasticitywasalsoderived forspecificgroupsoftaxpayers.Therevealedresultssupporttheprevious calculations.Eventhoughthespecifictypesofincomeexhibitdifferentrevenue elasticities,inparticularduetodivergingaverageincomelevels,theyonlydiffer byabout0.1fromthepreviouslydeterminedelasticity.
Thepresentedelasticitieswithinthisstudyvary,whichmainlyfollowsfromthe useofdifferentapproximationsoftheactualtaxbase.Theelasticityofthe assessedincometaxwithrespecttothenetoperatingsurplusofprivate householdsandtheincomeofselfͲemployedorthePEIofprivatehouseholdsis likelytobesignificantlylargerthanone.Thesameistruefortheincomefigures obtainedfromtaxstatisticsthatareattributabletoPEI.Allthreeapproximations ofthetaxbaseareprobablybettersuitedfortaxforecastingthanPEIbecausethey aremorecloselylinkedtotheassessedincometax.Moreover,therelationship betweentaxrevenuesandthetaxbaseischaracterizedbytimelags.Giventhat thedifferentapproximationsofthetaxbaseareavailable,theelasticitiescanbe distributedovertime.AccordingtotheempiricalresultsthegrowthrateY*tcan becalculatedastheweightedsumofthePEIͲbasedgrowthratesy–t,y_tͲ1and y_tͲ2withthefollowingweights40,30,30.Inthefollowing,Y*thastobe multipliedbytheadequateelasticitybasedontherespectiveapproximationofthe taxbase.Thevariationofthemeasuredelasticitiesalsofollowsfromthevarying cyclicalityofthedifferentforwardprojectionindicators.Thisimpliesthatthe cyclicalpositionoftheprojectionindicatormayhavetobetakenintoaccountin ordertoimprovethetaxrevenueforecast.Thisquestionremainsopenforfurther research.
1 AusgangslageundForschungsbedarf
FürdieVorausschätzungderveranlagtenEinkommensteuerverwendetder ArbeitskreisSteuerschätzungen(AKS)hilfsweisedieindengesamtwirtschaftlichen Projektionen der Bundesregierung ausgewiesenen UnternehmensͲ und Vermögenseinkommen(UVE)alsmakroökonomischenFortschreibungsindikator, dadieseProjektionenkeineInformationenzurEntwicklungdereinkommenͲ steuerpflichtigenGewinneinkünfteenthalten.DieUVEsindabereinestatistisch relativunsichereGröße,diezudemnochElementeenthält,dienichtden einkommensteuerpflichtigenGewinneinkünftenzuzurechnensind.Vorallemaber gibteserheblichekonzeptionelleUnterschiedebeiderGewinnermittlunginden VolkswirtschaftlichenGesamtrechnungen(VGR)unddenSteuererklärungen.
Weitere Prognoserisiken resultieren daraus, dass konjunkturelle Einflüsse, zahlreicheEingriffeinsSteuerrechtundVerzögerungenbeiderEinkommenͲ steuerveranlagung und ͲerhebungaufdenZusammenhang zwischendem AufkommenderveranlagtenEinkommensteuerundseinerBemessungsgrundͲ lage(BMG)einwirken,sodasserübereinenlängerenZeitraumnichtstabilist.Als FolgedavonwirdüberdiesenZusammenhangimAKSvielfachkontrovers diskutiert.
UmdenZusammenhangnäherzubeleuchten,wurdenimJahr2014imRahmen einerKurzstudieverschiedenemethodischeHerangehensweisenzurempirischen BestimmungderAufkommenselastizitätderveranlagtenEinkommensteuerin RelationzudenUVEvorgestelltundersteErgebnissepräsentiert(RWIetal.2014).
DieseKurzstudiekonnteabernureinzelneAspekteaufgreifen,sodassweiterer Forschungsbedarfbestand.DaherhatdasBundesministeriumderFinanzendie Folgestudie„EmpirischeMessungderAufkommenselastizitätderveranlagten EinkommensteuerinRelationzudenUnternehmensͲundVermögenseinkommen“
(Forschungsvorhabenfe7/15)inAuftragegegeben.Hierinsollenvertiefte methodische und empirische Untersuchungen zur Ableitung der AufͲ kommenselastizitätderveranlagtenEinkommensteuerinRelationzudenUVE bzw.anderenUnteraggregatenderUVEdurchgeführt,dieunterschiedlichen methodischen Ansätze miteinander verzahnt und insbesondere die LagͲ Strukturenbelastbaridentifiziertwerden.AbschließendsollmitBlickaufdie angestrebte Erhöhungder Treffsicherheitder Einkommensteuerprognosen geprüftwerden,obsicheineFortschreibungsregelfürdasEinkommensteuerͲ aufkommenaufstellenlässt.
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2 AufbauderStudie
DenAuftaktderStudiebildeteinevertiefteAuseinandersetzungmitdenvom AKSalsFortschreibungsindikatorfürdieveranlagteEinkommensteuerzugrunde gelegtenUVE(Kapitel3).DabeiwerdeninsbesonderedieUnterschiedezwischen denindenVGRausgewiesenenUVEunddeninderEinkommensteuerstatistik berichtetenzuversteuerndenGewinnͲundVermögenseinkommendeskriptiv aufgearbeitetundZusammenhängezwischendenUVEunddenzuversteuernden EinkommenüberdenZeitverlaufanalysiert.Dabeistehendiemethodischenund konzeptionellenUnterschiedezwischendenUVEunddenfürdiesteuerliche GewinnermittlungrelevantenEinkünftenimVordergrund.WährenddieUVEdie GewinnentwicklungindergesamtenVolkswirtschaftabbilden,werdenmitder veranlagtenEinkommensteuerindesimWesentlichendieEinkünftedernatürͲ lichenPersonenundPersonengesellschaftenbelastet.IndenVGRwerdenaber auchInformationenüberdieeinzelnenBestandteilederUVEbereitgestellt.Der AKShatdieseInformationenbeiderSchätzungderveranlagtenEinkommensteuer bishernichtberücksichtigt.EsstelltsichdaherdieFrage,inwieweitsichdiese alternativenGrößenalsFortschreibungsindikatorfürdieveranlagteEinkommenͲ steuereignen.
ImviertenKapitelwirddieEignungderUVEfürdieKurzfristprognoseimRahmen derZahlungsstrukturstatistik(ZStSt)untersucht.Hierbeigehteswenigerumdie RollederUVEalsFortschreibungsindikatoralsvielmehrumdieVerflechtungder einzelnenZeitreihenderZStStundderenmöglicheKorrelationsmustermitmakroͲ ökonomischenIndikatorenwiedenUVE.Insbesonderewirdüberprüft,obdiein dengesamtwirtschaftlichenProjektionenderBundesregierungbereitgestellten QuartalswertederUVEbeiderPrognosehilfreichsind.DieZStStuntergliedertdas AufkommenderveranlagtenEinkommensteuerinVorauszahlungen,NachzahͲ lungenundErstattungen,wobeidiesewiederumnachdemEntstehungsjahr differenziertwerden.DieseKomponentenderZStStwerdenzunächstdeskriptiv aufgearbeitetunddieKorrelationsmusterderVorjahresvergleichederKompoͲ nentenmitdenenderUVEundzweieralternativerFortschreibungsindikatoren untersucht,nämlichdenUVEderprivatenHaushalteunddemifoͲGeschäftsklima.
DaraufhinwerdenfürdieKomponentenderZStStFortschreibungsmodelleformuͲ liertundevaluiert.
ImfünftenKapitelwirdinAbschnitt5.1aufgezeigt,dassdieVeranlagungund ErhebungderveranlagtenEinkommensteuernichtzuletztaufgrundderhohen KomplexitätdesEinkommensteuerrechtseinrechtaufwändigesVerfahrendarͲ stellt,indemeszuVerzögerungenzwischenderSteuerschuldundderVeranͲ lagungbzw.Steuerzahlungkommt.Diesbedeutet,dassdasKassenaufkommen derveranlagtenEinkommensteuerimJahrtmöglicherweisenichtalleindurchdie
HöhederBMGint,sondernauchdurchdieBemessungsgrundlagenausdenVorͲ jahrenbestimmtwird.AufgrunddesprogressivenEinkommensteuertarifsist zudemdavonauszugehen,dassdasAufkommenderveranlagtenEinkommenͲ steuerbeieinemAnstiegderBMG,ähnlichwiedasLohnsteueraufkommen,im VerhältniszurBMGüberproportionalzunimmt.ZudemwirdderbereitsaufgeͲ worfenenFragenacheinemgeeignetenFortschreibungsindikatorfürdieveranͲ lagteEinkommensteuer nachgegangen.Dazuwerdenverschiedene UnterͲ aggregatederUVEaufihreEignungalsFortschreibungsindikatordesAufkommens derveranlagtenEinkommensteuergetestet.
InAbschnitt5.2wirddieVeranlagungsverzögerungbeiderEntwicklungdes AufkommensderveranlagtenEinkommensteueranalysiert.DurchdieVerwenͲ dungderDatenderZStStwirdzunächstdasAufkommenderveranlagten EinkommensteuernachdemZahlungsͲunddemEntstehungszeitpunktinden Jahren1998bis2015berechnet.DieslässteinemehrstufigeSchätzungder verzögertenAufkommenselastizitätzu,beiderdieElastizitätderEinkommenͲ steuerinBezugzuihrerBMGvonderSchätzungderZahlungsverzögerung getrenntwerdenkann.SowohlfürdieSchätzungderElastizitätderEinkommenͲ steuernachdemEntstehungszeitpunktzurBMGalsauchfürdieisolierte SchätzungderZahlungsverzögerungkommenzeitreihenͲundpanelökonomeͲ trischeMethodenzumEinsatz.
ImsechstenKapitelwerdenzunächstdieGrundlagendesRWIͲEinkommenͲ steuerͲMikrosimulationsmodells und die verwendeten Daten der Faktisch AnonymisiertenLohnͲundEinkommensteuerstatistik(FAST2007)vorgestellt sowiedasmethodischeVorgehenunddieSchätzmethodikerläutert.Anschließend wirddieindervorhergehendenKurzstudieerstelltemikrodatenbasierteAnalyse derAufkommenselastizitätderveranlagtenEinkommensteuerinmehreren Punktenvertieftundgeprüft,obdiemitdemRWIͲEStͲMikrosimulationsmodell ermittelteAufkommenselastizitätderveranlagtenEinkommensteuervonknapp 1,3weiterhinBestandhat.AusgehendvonaktualisiertenFortschreibungenwird dieRobustheitderbisherigenErgebnissemittelsSensitivitätsanalysenüberprüft.
DabeiwirddieAufkommenselastizitätderveranlagtenEinkommensteuerdurch einedifferenzierteBetrachtungeinzelnerEinkunftsartenundverschiedener Einkommensabgrenzungenabgeleitet.
ImsiebtenKapitelwerdendiemitdenökonometrischenMakroanalysenund demRWIͲEStͲMikrosimulationsmodellerzieltenErgebnissemiteinanderverͲ glichen,dieausunterschiedlichenDatengrundlagenresultierendenErfassungsͲ problemederzuversteuerndenGewinneausgewertetunddiewichtigstenErgebͲ
16/123
nissezusammengefasst.MitBlickaufdieangestrebteErhöhungderTreffͲ sicherheitderEinkommensteuerprognosenwirdzudemdiskutiert,obsicheine FortschreibungsregelfürdasAufkommenderEinkommensteuerunterbreiten lässtundwiedieermittelteAufkommenselastizitätderveranlagtenEinkommenͲ steueraufdieLagsverteiltwerdenkönnte.Abschließendwerdenoffene ForschungsfragenundErweiterungsmöglichkeitendervorliegendenAnalyse aufgezeigt.
3 UnternehmensͲundVermögenseinkommenals FortschreibungsindikatorbeiderSchätzungder veranlagtenEinkommensteuer
DiePrognosendesAKSzurEntwicklungdesSteueraufkommensinderkurzen unddermittlerenFristbasierenaufdenProjektionenderwirtschaftlichen Entwicklung,wiesieimVorfeldderjeweiligenSitzungenvominterministeriellen Arbeitskreis„GesamtwirtschaftlicheVorausschätzungen“erarbeitetwerden.ProͲ gnosenzurwirtschaftlichenEntwicklunggreifenaufDatenderVGRzurück,diedas WirtschaftsgeschehenumfassendabbildenundzeitnahzurVerfügungstehen.Die indenVGRunddamitindenProjektionenderBundesregierungausgewiesene GewinngrößesinddieUVE.AufderengesamtwirtschaftlicherEntwicklungbasiert derAKSdieAbleitungdereinzelnenGewinnsteuern.
DieUVEeignensichallerdingsnurbedingtalsFortschreibungsindikatorfürdie SchätzungdesGewinnsteueraufkommens.Diesliegtzumeinendaran,dassdiein denVGRausgewiesenenGewinneeinerelativ„unsichere“statistischeGrößesind, diehäufigundzumTeilerheblichkorrigiertwird,undzumanderendaran,dass wesentliche methodische und konzeptionelle Unterschiede zwischen den GewinnenindenVGRunddenbesteuertenGewinnenbestehen.1
AusdiesemAnlasswerdendieUVEundihreBestandteilesowiederinden SteuerstatistikenberichteteGesamtbetragderEinkünfteundderenEinkunftsͲ artenimRahmendeshiervorgelegtenGutachtenseinergenauerenBetrachtung unterzogen.DabeistehtdieFrageimVordergrund,obimDatenkranzderVGR geeignetereEckwertealsdiegesamtwirtschaftlichenGewinnefürdieSchätzung derveranlagtenEinkommensteuerzurVerfügungstehen.
3.1 DiesteuerlicheBemessungsgrundlagederGewinnsteuernunddie gesamtwirtschaftlichenUnternehmensͲundVermögenseinkommen DieindenVGRbereitgestelltenDateneignensich,dasWirtschaftsgeschehen umfassendabzubilden,undwerdendaheralsBasisfürgesamtwirtschaftliche AnalysenjeglicherArtherangezogen.DadieDatenzudemzeitnahveröffentlicht werden–dieerstenDatenstehenknappzweiMonatenachEndeeinesBerichtsͲ quartalszurVerfügung–sinddieDatenderVGRdiegeeigneteGrundlagefürdie
1DasGewinnkonzeptindenVGRistausführlichdargestelltinLuh(1996).Hierwerdenauch dieZusammenhängemitdenSteuerstatistikenaufgezeigt.SeitdemJahr1996gabesallerͲ dingseinigegrundlegendemethodischeÄnderungenimKonzeptderVGR,dieimFolgenden zuberücksichtigensind.
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VorhersagederwirtschaftlichenEntwicklunginderkurzenundmittleren(und langen)Frist.
WegenderZeitnähebeiderBereitstellungderDatenliegenzumerstenVerͲ öffentlichungszeitpunktallerdingsnochnichtalleInformationenvorundneue ErkenntnissemüssennachundnachindenDatenkranzeingearbeitetwerden.Die FolgesindregelmäßigeDatenrevisionen;imSommerwerdendieDatender vergangenenfünfJahrekorrigiert.BeidenUVEsinddieseKorrekturenim Allgemeinenerheblich.Diesliegtdaran,dasseskeineausreichendeDatenbasisfür eineeigenständigeAbleitungderGewinneinkommengibt.ImKreislaufschemader VGRwerdensiedaherresidualermittelt(Schwarz2008:201).Deswegenweisen dieinderamtlichenStatistikberichtetenGewinneeinehöhereUnsicherheitauf alsandere(EinkommensͲ)Daten.DiesgiltumsomehrfürdenPrognosezeitraum, dennauchbeider–imiterativenProzesserarbeiteten–VorhersagederwirtͲ schaftlichenEntwicklungwerdendieUVEalsResiduumermittelt.Letztlich spiegelnsichdamit–expostundexante–sämtlicheSchätzfehlerindenUVE wider:IhreVerwendungalsFortschreibungsindikatorbringtdamiterhebliche Prognoserisikenmitsich.
FürdieSchätzungderGewinnsteuernsinddieUVEderVGRaberauchdeshalb nureingeschränktalsFortschreibungsindikatorgeeignet,weilsiesicherheblich vonderBMGderveranlagtenEinkommensteuerunterscheiden.DieUVE–inden VGRuntergliedertinNettobetriebsüberschüsse,EinkommenderSelbstständigen sowiedenempfangenenundgeleistetenVermögenseinkommen–bildenzwar mehroderwenigeralleimProduktionsprozessentstandenenGewinneab,mitden indenVGRerfasstenEinkommensströmenmussabernichtunbedingteinin steuerlicherHinsichtrelevanterZuflussanEinkommenverbundensein.
AlsBMGderEinkommensteuergeltendiein§2EStGfestgelegtenEinkünfte.Es werdensiebenQuellengenannt:EinkünfteausLandͲundForstwirtschaft,GeͲ werbebetrieb,selbstständigerArbeit,nichtselbstständigerArbeit,KapitaleinͲ kommen,VermietungundVerpachtungsowie„sonstigeEinkünfte“.Einigedieser EinkünfteunterliegendabeieinerbesonderenErhebungsformderEinkommensͲ besteuerung.FürEinkünfteausnichtselbstständigerArbeitwirdimQuellenabzug Lohnsteuererhoben,fürdieEinkünftejuristischerPersonenistKörperschaftsteuer
zuentrichten.WokeinegesonderteBesteuerungvorgesehenist,sinddieEinͲ künfteinderEinkommensteuerzuveranlagen.2
InformationenzudensteuerlichrelevantenEinkünften,alsoden„versteuerten Gewinnen“werdenindenentsprechendenFachstatistikendesStatistischenBunͲ desamtesbereitgestellt.HierfindensichAngabenzumGesamtbetragderEinͲ künfte,derfüreinbestimmtesJahrveranlagtwordenist.Dieversteuerten GewinnederKapitalgesellschaftensindderKörperschaftsteuerstatistik,die steuerpflichtigenEinkünftederprivatenHaushalte,derEinzelunternehmersowie derPersonengesellschaftensinddenLohnͲundEinkommensteuerstatistikenzu entnehmen.3LetzterebasierenaufdenvondenFinanzämternfestgesetzten SteuerzahlungenundwerdenseitdemJahr1950ineinemdreijährigenRhythmus inderFachserie14,Reihe7.1publiziert.4SeitdemJahr2001werdeninderFachͲ serie14,Reihe7.1.1zudemjährlicheDatenveröffentlicht.BeideStatistiken beruhenaufderAuswertungderselbenDaten(Lietmeyeretal.2005).FürdieeinͲ jährigeStatistikwerdendieGeschäftsstatistikenderFinanzverwaltungdezentral ausgewertet,fürdiedreijährigeStatistikwerdensiehingegenzentralerfasst.
DieStatistikenunterscheidensicherheblichhinsichtlichderZahlderSteuerfälle, derArtderAuswertungsowiederDetailtiefederbereitgestelltenDaten.5Die dreijährigeStatistikisteineVollauswertung,beiderumfangreichePlausiͲ bilitätsprüfungendurchgeführtwerden.ImJahr2010wurdeninderdreijährigen
2MitderEinführungderAbgeltungsteuerzum1.1.2009wurdeauchfürEinkünfteaus KapitalvermögeneinegesonderteSteuererhebungeingeführt.ZuvorunterlagensiederZinsͲ abschlagsteuer.DiesewarjedochnurvorläufigunddieendgültigeBesteuerungerfolgtebei derEinkommensteuerveranlagung.Vgl.Abschnitt3.3.2.
3DieseAufteilunggelingtallerdingsnichttrennscharf.BeiPersonengesellschaftenmit KapitalgesellschaftenalsAnteilseignerwirdderUnternehmensgewinnnachMaßgabedes jeweiligenAnteilsaufgeteiltundschließlich–jenachRechtsform–mitEinkommenͲoder Körperschaftsteuerbelastet.
4Vgl.StatistischesBundesamt,Fachserie14,Reihe7.1,Qualitätsbericht.
5DieimdreijährigenRhythmuserscheinendeStatistikistregionalwesentlichtieferdiffeͲ renziert.BeideStatistikenwerdenfürunterschiedlicheZweckegenutzt.Fürfinanzpolitische oderallgemeineFragenwirdaufdiejährlicheVeröffentlichungzurückgegriffen,diezeitnäher verfügbaristundzudeminjedemJahreinspeziellesThemanäheranalysiert.Demgegenüber istdiedreijährigeFachseriedieGrundlagefürwesentlichefiskalpolitischeVorgänge,wiedie ZerlegungdesLohnsteueraufkommensoderdieVerteilungdesGemeindeanteilsander Einkommensteuer.InZukunftwirddiedetailliertere,bisherdreijährigeStatistikjährlich erscheinen,diebisherigeeinjährigeStatistikwirdeingestellt.DieLohnͲundEinkommenͲ steuerstatistikfürdasJahr2012dürfteimSommer2016veröffentlichtwerden.
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Statistik38,7MillionenFälleausgewertet,währenddereinjährigenStatistik26,7 MillionenFällezuGrundelagen.DergrößteTeilderinReihe7.1.1nichterfassten FällegehtdabeiaufLohnsteuerpflichtigezurück,diekeineEinkommensteuerͲ veranlagungabgegebenhaben,alsoaufEinkommen,diefürdieAbleitungder veranlagtenEinkommensteuerkeineRollespielen.ImJahr2010wardieinReihe 7.1berichteteGesamtsummederEinkünfteum153Mrd.Eurohöheralsdiein Reihe7.1.1zugrundegelegte.Davongingen147,6Mrd.EuroaufEinkünfteaus nichtselbstständigerArbeitzurück.AllesinallemistderfürdieveranlagteEinͲ kommensteuerrelevanteGesamtbetragderEinkünfte(GdE)inReihe7.1.1somit um5,3Mrd.Eurounterzeichnet.
DieverbleibendeDifferenzgehtdaraufzurück,dassbeibeidenStatistiken erheblicheUnterschiede hinsichtlichderVerrechnungvon Verlustenüber mehrereEinkunftsartenbestehen.BeieinerdezentralenAuswertungisteine solcheVerrechnungohnehinschwierig.Hinzukommt,dassdieSaldierungvon positivenundnegativenEinkünftenübermehrereEinkunftsartenseitdemJahr 2001nurnocheingeschränktmöglichist.BeiderAufbereitungdereinjährigen StatistikerfolgteineVerrechnungdahernurinnerhalbeinerEinkunftsart,beider dreijährigenStatistikwerdendieGewinneundVerlustedagegenüberalle Einkunftsartenvorgenommen.
DieErgebnissederdreijährigenAuswertungliegenca.vierJahrenachdem Veranlagungsjahrvor;dieeinjährigeStatistikerscheintinderRegelnachdrei Jahren.6Aktuellundzeitnah–wieesfürdieZweckederSteuerschätzungnotͲ wendigist–stehenbeideStatistikensomitnichtzurVerfügungundesmussauf anderestatistischeEckwertezurückgegriffenwerden.
UmdieEignungderUVEalsFortschreibungsindikatorfürdieSchätzungder GewinnsteuernimAllgemeinenundderveranlagtenEinkommensteuerimBesonͲ derenbeurteilenzukönnen,wirdineinemersten,deskriptivenTeildieses GutachtensderenEntwicklungüberdieZeitbetrachtet.DadiejährlichenEinͲ kommensteuerstatistikenerstabdemJahr2001vorliegen–diejährlicheKörperͲ schaftsteuerstatistikliegtabdemJahr2004vor–istderBetrachtungszeitraum dabeiaufwenigeJahreeingeschränkt.FürdienachfolgendenAusführungenwird derGdEdabeigrundsätzlichumdieEinkünfteausnichtselbstständigerArbeit bereinigt.
6ZukünftigwirddieFachserie14,Reihe7.1.dreieinhalbJahrenachdemVeranlagungsͲ zeitraumvorliegen.
Kasten:
ZurUnternehmensbilanzstatistikderDeutschenBundesbank DifferenzierteDatenüberdieEntwicklungvonGewinnenbietetauchdie UnternehmensabschlussstatistikderDeutschenBundesbank,dieseitdemJahr 1966erhobenwird(Vgl.DeutscheBundesbank(a);DeutscheBundesbank(b);
DeutscheBundesbank(c)).IndieserStatistikwerdendieUnternehmensͲ abschlüssevoninländischen,nichtfinanziellenUnternehmenaufbereitet,die der DeutschenBundesbank imRahmenihrer Refinanzierungsgeschäfte zugegangensindoderdieausAngabenvonKreditinstitutenoderKreditverͲ sicherernimRahmensolcherGeschäftegewonnenwerdenkonnten.Zwei DritteldieserJahresabschlüssesinddabeisteuerlicheAbschlüsse.Daneben werdenweitereöffentlichzugänglicheQuellenausgewertet.DieErgebnisse derStatistikwerdeneinmaljährlichindenMonatsberichtenderDeutschen Bundesbankveröffentlicht.ZudemwerdenSonderauswertungeninFormvon langenReihen(Sonderveröffentlichung5)sowieinFormvonVerhältniszahlen (Sonderveröffentlichung6)bereitgestellt.
ZurzeitliegenindieserStatistikDatenvor,diemitdemGeschäftsjahr1997 beginnen.EinJahrspäterändertedasStatistischeBundesamtdieZuordnung vonUnternehmenzueinzelnenWirtschaftszweigenundinderBundesbankͲ statistikwerdengrundsätzlichnurDatenvonUnternehmenausgewiesen,für dieeinVergleichmitdemAbschlussdesjeweiligenVorjahresmöglichist.Pro BilanzjahrwertetdieDeutscheBundesbankbiszu140.000Jahresabschlüsse aus.DieDatendeckenzweiDrittelderUmsätzenichtfinanziellerdeutscher Unternehmenab.KnappeinDrittelderJahresabschlüsseistfüreineweitere Auswertungallerdingsungeeignet,weilbeispielsweisedieAbschlüssenicht hinreichenddifferenziertsind,keinUmsatzgetätigtwordenist,keineAngaben fürdasVorjahrvorliegenoderdieErgebnissenichtplausibelscheinen.
HerkunftsbedingtsinddieJahresabschlüssevongroßenFirmenüberproͲ portional,dievonmittlerenundkleinenFirmenhingegenunterproportional vertreten,wasbeispielsweiseauchzurFolgehat,dassderinderStatistikabgeͲ bildeteUmsatzanteildesGastgewerbes,derUnternehmensdienstleistungen oderdesBaugewerbes,indemkleinereUnternehmenüberproportional vertretensind,niedrigist.Branchen,indenenüberwiegendgroßeFirmen agieren,werdenhingegenstärkererfasst.DakleineundmittlereUnternehmen häufiginderRechtsformeinerPersonengesellschaftgeführtwerden,istder ErfassungsgradvonUnternehmen,diederveranlagtenEinkommensteuer unterliegen,inderBundesbankstatistikgering.ZudemliegendieausgeͲ wertetenAbschlüssekleinerundmittlererUnternehmengemessenanden
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JahresabschlüssendergrößerenUnternehmenmiteinergrößerenZeitverͲ zögerungvor.DieJahresabschlussstatistikwirddaherimFolgendennicht weiterausgewertet.
WieTabelle1zeigt,weichendersteuerlichrelevanteGdEunddiegesamtͲ wirtschaftlichenUVEsowohlimNiveaualsauchhinsichtlichihrerVeränderungim Zeitverlaufgravierendvoneinanderab.UnterschiedehinsichtlichdesNiveaus warenzuerwarten,denndiezuversteuerndenEinkünfteberücksichtigenbereits bestimmteFreibeträge.NiveauunterschiedesindfüreineFortschreibungdes Einkommensteueraufkommensallerdingsunerheblich.EinevergleichbarejährͲ licheVeränderungbeiderGewinngrößenistdagegeneinegrundlegendeVorausͲ setzungfüreineEignungderUVEalsFortschreibungsindikator.Diesistallerdings nurinwenigenJahrenderFall,indreiJahrenhabendieVeränderungenbeider GrößensogarandereVorzeichen.7DiesgiltauchfürdieeinzelnenBestandteileder UVE.SieentwickelnsichebenfallsuneinheitlichundihreAnteileandenUVE insgesamtändernsichvonJahrzuJahrdeutlich.
Es sind konzeptionelle Unterschiede, andere Abgrenzungen und unterͲ schiedlicheBewertungsprinzipien,diezudiesenteilsgravierendenAbweichungen derindenVGRberichtetenGewinneinkommenunddersteuerlichrelevanten Einkünfteführen.ZudemdürftediezeitlicheZuordnungeinzelnerVorgänge teilweisevoneinanderabweichen,auchwennVorgängeindenVGRimPrinzipzu demZeitpunktgebuchtwerden,zudemsieentstandensind,unddamitsowohl dieUVEwieauchderGdEletztlicheinVeranlagungsjahrabbildensollten.In einzelnenJahrenkönnenzudemauchsteuerrechtlicheÄnderungenzustark divergierendenEntwicklungengeführthaben.WährenddieAbgrenzungderUVE über die Zeit unverändert blieb,8 haben bestimmte Rechtsänderungen, beispielsweisediemehrfacheSenkungderSparerfreibeträge,zurFolge,dasssich das Niveaudes GdE sprunghaftändert.9 Um die Eignung der UVE als FortschreibungsindikatorfürdieGewinnsteuernzuprüfen,müsstederGdEex
7ZumTeilistdieunterschiedlicheEntwicklungvonUVEunddesGdEauchdurchÄnderungen imVeranlagungsͲundErhebungsrhythmusderFinanzverwaltungbedingt.
8DieVGRwarenimLaufederZeitzwarebenfallsimmerwiederkonzeptionellenÄndeͲ rungenunterworfen.Diesewurdenaberimmerauchrückwirkendumgesetzt,sodassdie ZeitreihenkeinekonzeptionellenBrücheaufweisen.
9ÄnderungenbeibestimmtenAbzugspositionen,diedenUnterschiedzwischendem GesamtbetragderEinkünfteunddemzuversteuerndenEinkommenbilden,sowieÄndeͲ rungenderSteuersätzehabenhingegenkeineAuswirkungenaufdenGdE.
postumdieseEffektebereinigtwerden.Diesistabernursehreingeschränkt möglich,denn dazu müsste auf die ursprünglichen Schätzansätze dieser Maßnahmen zurückgegriffen werden. Tatsächliche, vermutlich von den ursprünglichenErwartungenabweichendeEntwicklungenmüsstenvernachlässigt werden.10
Tabelle1
GesamtwirtschaftlicheUnternehmensͲundVermögenseinkommenund GesamtbetragdervonnatürlichenPersonenzuversteuerndenEinkünfte
UVE NettobeͲ
triebsͲ überschuss
SelbststänͲ digeneinͲ kommen
Saldoder VermögensͲ einkommen
GdE*
inMrd.€
2001 462,5 338,2 141,9 Ͳ17,6 183,4
2002 464,8 352,4 138,8 Ͳ26,3 172,6
2003 469,1 354,9 134,8 Ͳ20,6 169,6
2004 546,4 393,8 137,1 15,5 179,4
2005 572,8 412,0 140,9 19,9 220,5
2006 646,7 460,3 147,8 38,7 235,4
2007 685,1 500,8 149,0 35,3 264,1
2008 655,3 471,2 160,9 23,2 280,4
2009 574,9 392,5 130,6 51,8 242,4
2010 639,4 446,6 145,3 47,5 262,5
2011 688,4 463,7 160,0 64,7 278,5
10RechtsänderungenwerdenzuPrognosezweckenquantifiziert.EineexpostBerechnung findetnichtstatt;erstinjüngererZeitwerdenbedeutendeRechtsänderungenfürdieZwecke derSteuerschätzungüberprüftundgegebenenfallsangepasst;erstmaligerfolgtediesfürdie AuswirkungendesAlterseinkünftegesetzesfürdieNovemberschätzung2009.Selbstdie aktualisiertenSchätzungendürftendietatsächlichenAuswirkungenbeiderBMGabernur näherungsweiseabbilden.
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nochTabelle1
UVE NettobeͲ
triebsͲ überschuss
SelbststänͲ digeneinͲ kommen
Saldoder VermögensͲ einkommen
GdE*
VeränderunggegenüberVorjahrin%
2002 0,5 4,2 Ͳ2,2 Ͳ49,7 Ͳ5,9
2003 0,9 0,7 Ͳ2,8 21,8 Ͳ1,8
2004 16,5 11,0 1,7 175,3 5,8
2005 4,8 4,6 2,8 28,6 22,9
2006 12,9 11,7 4,9 94,0 6,8
2007 5,9 8,8 0,8 Ͳ8,8 12,2
2008 Ͳ4,4 Ͳ5,9 8,0 Ͳ34,4 6,2 2009 Ͳ12,3 Ͳ16,7 Ͳ18,8 123,4 Ͳ13,6
2010 11,2 13,8 11,2 Ͳ8,2 8,3
2011 7,7 3,8 10,1 36,2 6,1
InRelationzuUVEin%
2001 73,1 30,7 Ͳ3,8 39,7
2002 75,8 29,9 Ͳ5,7 37,1
2003 75,6 28,7 Ͳ4,4 36,2
2004 72,1 25,1 2,8 32,8
2005 71,9 24,6 3,5 38,5
2006 71,2 22,8 6,0 36,4
2007 73,1 21,7 5,2 38,5
2008 71,9 24,5 3,5 42,8
2009 68,3 22,7 9,0 42,2
2010 69,8 22,7 7,4 41,1
2011 67,4 23,2 9,4 40,5
*OhneEinkünfteausnichtselbstständigerArbeit.
Quelle:StatistischesBundesamt(Fachserie18,Reihe1.2;Fachserie14,Reihe 7.1.1),eigeneBerechnungen.
3.2 DieBemessungsgrundlagederveranlagtenEinkommensteuerunddie UnternehmensͲundVermögenseinkommenderprivatenHaushalte DerAKSleitetdieveranlagteEinkommensteuerunterRückgriffaufdieGewinnͲ entwicklungindergesamtenVolkswirtschaftab.DerveranlagtenEinkommenͲ steuerunterliegenjedochlediglichGewinnevonnatürlichenPersonenundvon Personengesellschaften,soweitderenAnteilseignernatürlichePersonensind.Die VGRbietenallerdingsauchdifferenziertereDaten;sowerdennebenderGewinnͲ entwicklunginderGesamtwirtschaft,auchInformationenüberdieGewinnͲ entwicklungindeneinzelnenSektoren„privateHaushalteundprivateOrganiͲ sationenohneErwerbszweck“,Unternehmen(finanzielleundnichtfinanzielle Kapitalgesellschaften),StaatundAuslandbereitgestellt.FürökonomischeAnaͲ lysenwäredabeieinseparaterstatistischerAusweisder„privatenHaushalte“und
„privatenOrganisationenohneErwerbszweck“wünschenswert;diesistwegender zwischendenbeidenBereichenfließendenTransfersallerdingsnichtmöglich.11Im FolgendenwirdvereinfachendderBegriff„privateHaushalte“verwendet.Die privatenHaushaltesinddabeieinschließlichderSelbstständigen,derEinzelunterͲ nehmenundderPersonengesellschaftenzuverstehen.
WeitergehendeInformationenzurEntwicklungderGewinnefindensichinden SektorkontenderVGR.HierwerdennichtnurdieUVEfürdieeinzelnenSektoren berichtet,sondernauchDatenzurEntwicklungvonNettobetriebsüberschüssen, Selbstständigeneinkommen und Vermögenseinkommen in den einzelnen Bereichenbereitgestellt.DieseDatensindfürdieSteuerschätzungbishernicht herangezogenworden,siedürftengleichwohlzurVerfügungstehen.12
Tabelle2gibteinenÜberblicküberdieEntwicklungderGewinneinkommender privatenHaushalte,derUnternehmenunddesStaates.AuchdieGewinneinͲ kommendieserTeilbereicheschwankenkräftig,zumTeilsogarerheblichstärker alsdieUVEinsgesamt.DiesgiltvorallemfürdieGewinnederUnternehmen.Die GewinneinkommenderprivatenHaushalte,dieeinVielfachesderUnternehmensͲ gewinnebetragen,sindnichtganzsovolatil;auchihreEntwicklungistabernicht stetig.
11ImJahr2007gingen2%derindiesemSektorberichtetenEinkommenaufdieprivaten OrganisationenohneErwerbszweckzurück(vgl.Schwarz2008:198).
12SpätestensseitdemHerbst2010,seitdemeinedetaillierteSektorprognoseBestandteil derimRahmendervondenInstitutenimAuftragderBundesregierungerstelltenGemeinͲ schaftsdiagnoseist,dürftendieseDatenauchfürdieRegierungsprognosevorliegen.
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Tabelle2
UnternehmensͲundVermögenseinkommendereinzelnenSektoren UVE
insgesamt
UVEder Unternehmen
UVE desStaates
UVEderprivaten Haushalte*
inMrd.€
2001 462,5 54,6 Ͳ47,9 455,8
2002 464,8 71,2 Ͳ48,6 442,2
2003 469,1 53,2 Ͳ51,2 467,1
2004 546,4 120,7 Ͳ53,2 478,8
2005 572,8 118,0 Ͳ51,7 506,5
2006 646,7 150,0 Ͳ49,8 546,5
2007 685,1 170,6 Ͳ51,3 565,9
2008 655,3 119,7 Ͳ51,8 587,3
2009 574,9 81,2 Ͳ48,3 542,0
2010 639,4 147,3 Ͳ48,8 540,9
2011 688,4 170,1 Ͳ45,6 563,9
VeränderunggegenüberVorjahrin%
2002 0,5 30,5 Ͳ1,4 Ͳ3,0
2003 0,9 Ͳ25,3 Ͳ5,3 5,6
2004 16,5 126,9 Ͳ3,8 2,5
2005 4,8 Ͳ2,3 2,8 5,8
2006 12,9 27,2 3,6 7,9
2007 5,9 13,7 Ͳ3,0 3,5
2008 Ͳ4,4 Ͳ29,8 Ͳ0,9 3,8 2009 Ͳ12,3 Ͳ32,2 6,8 Ͳ7,7
2010 11,2 81,5 Ͳ1,1 Ͳ0,2
2011 7,7 15,5 6,5 4,3
nochTabelle2
UVE
insgesamt UVEder Unternehmen
UVEdes Staates
UVEderprivaten Haushalte*
inRelationzuUVEin%
2001 11,8 Ͳ10,4 98,6 2002 15,3 Ͳ10,5 95,1 2003 11,3 Ͳ10,9 99,6
2004 22,1 Ͳ9,7 87,6
2005 20,6 Ͳ9,0 88,4
2006 23,2 Ͳ7,7 84,5
2007 24,9 Ͳ7,5 82,6
2008 18,3 Ͳ7,9 89,6
2009 14,1 Ͳ8,4 94,3
2010 23,0 Ͳ7,6 84,6
2011 24,7 Ͳ6,6 81,9
*PrivateHaushalteundprivateOrganisationenohneErwerbszweck.
Quelle:StatistischesBundesamt(Fachserie18,Reihe1.2),eigeneBerechnungen.
WieTabelle3zeigt,gehtdergrößteTeil–knappzweiDrittel–derdenprivaten HaushaltenzufließendenGewinneinkommenaufdenSaldovonempfangenenund geleistetenVermögenseinkommenzurück.DiesistderTeilderGewinne,deram stärkstenschwankt.AuchdieSelbstständigeneinkommenhabenGewicht,im DurchschnittderJahre2001bis2011gingendurchschnittlich28%derden privatenHaushaltenzufließendenGewinneinkommenaufdieseEinnahmen zurück.DieempfangenenNettobetriebsüberschüssetrugenindenmeistenJahren zwischen8%und9%zudenUVEbei.WiedieGewinneinkommeninsgesamtund dieUVEderjeweiligenSektorenschwankenauchdieAnteiledereinzelnen Gewinnarten stark und ein gleichgerichteter Verlauf zwischen einzelnen GewinneinkommenunddemsteuerstatistischberichtetenGdElässtsichnicht finden.AuchdasVorzeichenkannwiederunterschiedlichsein.Abermalsführen methodischeundkonzeptionelleUnterschiedezugroßenAbweichungen.Daher sollensienachfolgendetwaseingehenderbetrachtetwerden.
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Tabelle3
UnternehmensͲundVermögenseinkommenderprivatenHaushalte
UVE NettobetriebsͲ
überschuss
SelbstͲ ständigenͲ einkommen
Saldoder VermögensͲ einkommen inMrd.€
2001 455,8 41,6 141,9 272,4
2002 442,2 44,4 138,8 259,1
2003 467,1 43,2 134,8 289,0
2004 478,8 43,7 137,1 298,1
2005 506,5 44,3 140,9 321,4
2006 546,5 46,7 147,8 352,1
2007 565,9 49,2 149,0 367,6
2008 587,3 50,2 160,9 376,3
2009 542,0 43,1 130,6 368,2
2010 540,9 44,1 145,3 351,5
2011 563,9 45,0 160,0 358,8
VeränderunggegenüberVorjahrin%
2002 Ͳ3,0 6,7 Ͳ2,2 Ͳ4,9
2003 5,6 Ͳ2,5 Ͳ2,8 11,6
2004 2,5 1,1 1,7 3,1
2005 5,8 1,3 2,8 7,8
2006 7,9 5,5 4,9 9,5
2007 3,5 5,4 0,8 4,4
2008 3,8 1,9 8,0 2,4
2009 Ͳ7,7 Ͳ14,0 Ͳ18,8 Ͳ2,1
2010 Ͳ0,2 2,2 11,2 Ͳ4,5
2011 4,3 2,2 10,1 2,1
nochTabelle3
UVE NettobetriebsͲ
überschuss
SelbstͲ ständigenͲ einkommen
Saldoder VermögensͲ einkommen inRelationzuUVEderprivatenHaushaltein%
2001 9,1 31,1 59,8
2002 10,0 31,4 58,6
2003 9,3 28,9 61,9
2004 9,1 28,6 62,3
2005 8,7 27,8 63,4
2006 8,5 27,0 64,4
2007 8,7 26,3 65,0
2008 8,5 27,4 64,1
2009 8,0 24,1 67,9
2010 8,1 26,9 65,0
2011 8,0 28,4 63,6
*PrivateHaushalteundprivateOrganisationenohneErwerbszweck.
Quelle:StatistischesBundesamt(Fachserie18,Reihe1.2),eigeneBerechnungen.
3.3 DiesteuerlichenEinkunftsartenundihreVerbuchunginden VolkswirtschaftlichenGesamtrechnungen
DieBMGderEinkommensteuernwirdin§2EStGalsSummevonsieben Einkunftsartendefiniert:EinkünfteausLandͲundForstwirtschaft,Einkünfteaus Gewerbebetrieb,EinkünfteausselbstständigerArbeit,EinkünfteausnichtselbstͲ ständigerArbeit,EinkünfteausKapitalvermögen,EinkünfteausVermietungund VerpachtungsowiesonstigeEinkünfteimSinnedes§22EStGunterliegender Einkommensbesteuerung.13FürdieEinkünftejuristischerPersonenexistiertmit derKörperschaftsteuereinebesondereErhebungsform.EinkünfteausnichtselbstͲ ständigerArbeitwerdenmittelsderLohnsteuerimQuellenabzugbelastet.Für KapitaleinkünftebestehtseitderEinführungderAbgeltungsteuerzum1.1.2009
13DiessindunteranderemRenten,wiederkehrendeZuschüsseoderVorteile,Einkünfteaus privatenVeräußerungenoderauchLeistungenausprivatenVersicherungen.
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ebenfallseinegesonderteErhebungsformundsiespielenbeiderEinkommenͲ steuerveranlagungseithernurnocheinegeringeRolle(vgl.Abschnitt3.3.2).Alle anderenEinkünftenatürlicherPersonenwerdenhingegenzurEinkommensteuer veranlagt.
Tabelle4zeigtdieEntwicklungderzuversteuerndenEinkünftenachArteninden Jahren2001bis2011.AllesinallemistdiesteuerlicheBMGimLaufderZeitrecht volatil.DiesgiltauchfürdieeinzelnenEinkunftsartenundderenAnteileandem GdE,dievonJahrzuJahrzumTeilkräftigschwanken.ImVergleichzuden GewinnenindenVGRzeigendiesteuerlichenEinkunftsartenteilweiseeinehöhere Volatilität,beispielsweisebeidenEinkünftenausGewerbetrieb.Nochkräftiger schwanken die Kapitaleinkünfte und die Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung.ZwischendenEinkünftenausselbstständigerArbeitunddeninden VGRberichtetenSelbstständigeneinkommenscheintderZusammenhangetwas engerzusein,gleichlaufendistihreEntwicklungallerdingsebenfallsnicht.Die
„SonstigenEinkünfte“nehmenvonJahrzuJahrrelativstetigzu,ihreGrundlage sindabernurzueinemgeringenTeilGewinneinkommen(vgl.Abschnitt3.3.4).
3.3.1 EinkünfteausLandͲundForstwirtschaft,ausGewerbebetriebundaus selbstständigerTätigkeit
DieeinkommensteuerlichveranlagtenGewinneinkünfteausLandͲundForstͲ wirtschaft,ausGewerbebetriebsowieausselbstständigerTätigkeitdürftender SachenachdenNettobetriebsüberschüssensowie denSelbstständigeneinͲ kommenderprivatenHaushalteindenVGRentsprechen.BeiderSteuerverͲ anlagungwirdderGewinnallerdingsaufGrundlageeinerÜberschussrechnung ermittelt,fürdiesteuerlicheGrundsätzemaßgeblichsind,steuerlicheGestaltungsͲ spielräumebestehenundauchgenutztwerden.DiesePrinzipienundGestaltungsͲ möglichkeitenspielenindenVGRkeineRolle:InderamtlichenStatistiksoll abgebildetwerden,welcheEinkommen„tatsächlich“zufließen.
AufgrundunterschiedlicherBewertungsgrundsätzekönnendieGewinneinͲ kommenindenSteuerstatistikenunddenVGRerheblichvoneinanderabweichen.
Beispielsweise müssen in den Steuerbilanzen Vorräte grundsätzlich zu Wiederbeschaffungspreisenbewertetwerden.IndenVGRwerdenhingegen selbsthergestellte,gelagerteVorleistungsgüterzuHerstellungskosten(einschließͲ lichFISIM),nichtselbsterstellte,gelagerteVorleistungsgüter–wieauchunter steuerlichenGesichtspunkten–zuWiederbeschaffungspreisenbewertet.AnlageͲ güterwerdenindenVGRzuAnschaffungspreisen,indenSteuerstatistikenzu Wiederbeschaffungskostengebucht.DiejeweiligenWertansätzesindzudemdie
BasisfürdieFestlegungderAbschreibungen.Letztereweichenschließlichauch deshalbvoneinanderab,weildieindenVGRunterstelltenNutzungsdauerninder RegeldiefürsteuerlicheZweckeangesetztenüberschreiten.14Auchdiesteuerliche BerücksichtigungvonaußerordentlichenErträgenoderVerlusten,diefürdie UnternehmensgewinneindenVGRkeineRollespielen,dürftezugrößeren Abweichungen führen. Wirtschaftliche Vorgänge können zudem in der SteuerstatistikunddenVGRzueinemunterschiedlichenZeitpunkterfasstwerden.
Tabelle4
DerveranlagtenEinkommensteuerunterliegendeEinkünfte
GdE* LandͲund
Forstwirt schaft
GewerbeͲ betrieb
SelbstͲ ständige Arbeit
KapitalͲ verͲ mögen
VermieͲ tungund VerpachͲ tung
Sonstige Einkünfte
inMrd.€
2001 183,4 7,4 71,4 51,9 32,2 Ͳ3,3 18,9
2002 172,6 7,0 71,6 53,4 19,7 Ͳ1,4 19,5
2003 169,6 6,8 71,8 52,4 17,0 0,9 20,0
2004 179,4 7,2 78,8 55,7 16,4 5,3 20,5
2005 220,5 7,8 94,8 59,3 19,1 7,1 37,2
2006 235,4 8,2 104,7 60,9 20,2 8,5 38,0
2007 264,1 9,2 113,8 65,8 29,1 10,9 41,0
2008 280,4 8,9 118,0 69,6 35,9 12,0 41,8
2009 242,4 7,9 101,0 68,8 11,9 14,5 43,7
2010 262,5 8,7 114,0 70,8 9,9 17,0 47,5
2011 278,5 9,6 123,5 73,6 9,7 18,4 49,0
14„VolkswirtschaftlicheAbschreibungenunterscheidensichvondensteuerlichenoder betriebswirtschaftlichenAbschreibungen.BeidenAbschreibungenwirdvondemBestandan AnlagegüternundvondernormalenwirtschaftlichenNutzungsdauerdereinzelnenGüterͲ artenausgegangen.ZurBerechnungdesBestandsanAnlagevermögenwirddieKumuͲ lationsmethode(PerpetualͲInventoryͲMethode)angewandt,wenndirekteInformationen überdenBestandanAnlagegüternfehlen.DerBestandanAnlagegüternwirdzuden AnschaffungspreisenderjeweiligenBerichtsmethodebewertet.…DieAbschreibungen werdennachderlinearenMethodeberechnet…IneinigenFällenwirddiegeometrische Abschreibungsmethodeangewandt“(Eurostat2014:88f).
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nochTabelle4
GdE* LandͲund
Forstwirt schaft
GewerbeͲ betrieb
SelbstͲ ständige Arbeit
KapitalͲ verͲ mögen
VermieͲ tungund VerpachͲ tung
Sonstige Einkünfte
VeränderunggegenüberVorjahrin%
2002 Ͳ5,9 Ͳ4,8 0,3 2,9 Ͳ38,6 56,8 3,1 2003 Ͳ1,8 Ͳ3,8 0,2 Ͳ1,9 Ͳ13,9 164,1 2,5
2004 5,8 6,5 9,8 6,3 Ͳ3,3 485,9 2,5
2005 22,9 8,8 20,3 6,4 16,2 34,8 81,5
2006 6,8 4,4 10,4 2,7 5,8 18,4 2,3
2007 12,2 11,9 8,7 8,0 44,3 28,5 7,9
2008 6,2 Ͳ2,4 3,6 5,7 23,3 10,5 2,0
2009 Ͳ13,6 Ͳ11,3 Ͳ14,4 Ͳ1,0 Ͳ66,8 20,7 4,6 2010 8,3 10,1 12,9 2,8 Ͳ17,5 17,1 8,7
2011 6,1 10,7 8,3 4,1 Ͳ1,7 8,7 3,0
inRelationzumGdEohnenichtselbständigeArbeitin%
2001 4,0 39,0 28,3 17,5 Ͳ1,8 10,3
2002 4,1 41,5 31,0 11,4 Ͳ0,8 11,3
2003 4,0 42,3 30,9 10,0 0,5 11,8
2004 4,0 43,9 31,1 9,2 3,0 11,4
2005 3,6 43,0 26,9 8,7 3,2 16,9
2006 3,5 44,5 25,9 8,6 3,6 16,1
2007 3,5 43,1 24,9 11,0 4,1 15,5
2008 3,.2 42,1 24,8 12,8 4,3 14,9
2009 3,3 41,7 28,4 4,9 6,0 18,0
2010 3,3 43,4 27,0 3,8 6,5 18,1
2011 3,5 44,3 26,4 3,5 6,6 17,6
*OhneEinkünfteausnichtselbstständigeArbeit.
Quelle:StatistischesBundesamt(Fachserie14,Reihe7.1.1),eigeneBerechͲ nungen.
FürdieindenVGRberichtetenNettobetriebsüberschüsseunddieSelbststänͲ digeneinkommenstelltdieeingeschränkteDatenbasiseingroßesProblemdar.
DieseistbereitsfürgrößereUnternehmenwenigaussagekräftig.Nochweniger InformationenliegenüberdieGewinnentwicklungvonkleinenundmittleren Unternehmenvor,dafürdiesenureinegeringePublikationspflichtbesteht.Eine VielzahldieserUnternehmendürfteinderRechtsformeinerPersonengesellschaft geführtunddaherinderEinkommensteuerveranlagtwerden.ZurErmittlungder deneinkommensteuerpflichtigenUnternehmenzufließendenGewinneinkommen musssomitaufeinegroßeZahlvonAnnahmenundSetzungenzurückgriffen werden.BeispielsweiseistauchderkalkulatorischeUnternehmerlohnBestandteil derGewinneinkommen.Währendletzterekonjunkturbedingtkräftigschwanken dürften,ist zuvermuten,dasssichder kalkulatorischeUnternehmerlohn tendenzielleherstetigentwickelt.Informationendarüber,welcherAnteilder EinkommenaufdenUnternehmerlohnundwelcherAnteilaufdieanderen Gewinnentnahmenzurückzuführenist,gibteskaum.
DieindenVGRberichtetenNettobetriebsüberschüssesowiedieSelbstͲ ständigeneinkommenberuhensomitaufeinerrelativungesichertenstatistischen Basisundsinddaherbesondersrevisionsanfällig.BeiderBMGderveranlagten Einkommensteuer kommt diesen Einkünften allerdings eine wesentliche Bedeutungzu.WieTabelle4zeigt,gehenüber70%derzurVeranlagungheranͲ gezogenenEinkünfteaufdieVerdienstevonSelbstständigenundGewerbeͲ treibendenzurück,wobeidiegewerblichenEinkünftebesondersvolatilsind.
3.3.2 EinkünfteausKapitalvermögen
EinkünfteausKapitalvermögenwerdenin§2EStGebenfallszurBMGder Einkommensteuergezählt.BiszurEinführungderAbgeltungsteuerhabensolche EinkünftefürdasAufkommenderveranlagtenEinkommensteuereinegroßeRolle gespielt.BisdahinwurdenKapitalerträgedurcheineQuellenbesteuerunglediglich vorab belastet; ihre endgültige Steuerbelastung wurde im Rahmen der Einkommensteuerveranlagungfestgesetzt.ImJahr2008gingen15%derinder SteuerstatistikberichtetenEinkünfteaufKapitaleinkünftezurück.Seitder EinführungderAbgeltungsteuerzum1.1.2009giltdieSteuerbelastungfür EinkünfteausKapitalanlagengrundsätzlichalsabgegolten.Seitherhabennurnoch PersoneneinenAnreizodereineVerpflichtung,Kapitaleinkünfteanzugeben,die einenniedrigerenSteuersatzzahlenmüssen,ihrenSparerfreibetragnochnicht ausgeschöpfthaben,oderüberimAuslanderzielte,nochnichtsteuerbelastete, Kapitaleinkünfteverfügen.DieBedeutungderKapitaleinkünftefürdieveranlagte
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Einkommensteuerhatdementsprechendabgenommen.ImJahr2011gingennur nochgut3½%dersteuerlichenEinkünfteaufKapitalvermögenzurück.15
DieversteuertenKapitaleinkünftezeigenimZeitverlaufeinehoheVolatilität.
DiesedürftenauchdurchrealwirtschaftlicheVorgängebegründetsein.Krisen,wie dieDotcomͲKrise,habendieKapitaleinkünfteinbestimmtenJahrendeutlich schwankenlassen.DieversteuertenEinkünftesindallerdingsnochdurchandere Faktorenbeeinflusstworden.Rechtsänderungenhabendazubeigetragen,dass diezuversteuerndenKapitaleinkünftevoneinemJahrzumanderendeutlichzuͲ oderabnahmen.BeispielsweisehatdieVerringerungderSparerfreibeträge–letztͲ maligimJahr2006–dieBMGkräftigsteigenlassen(vgl.StatistischesBundesamt 2009:15ff).
DiesteuerlichrelevantenEinkünfteausKapitalvermögenunddieindenVGR berichtetenVermögenseinkommendürftendabeieinerelativgroßeSchnittmenge aufweisen.DieVermögenseinkommenumfassenZinsen,Ausschüttungenund Entnahmen,reinvestierteGewinneausDirektinvestitionen,sonstigeKapitalͲ erträge16sowiePachteinkommen.AuchdieVermögenseinkommenschwankenim Zeitablaufsehrstark,wobeidiepersaldodenprivatenHaushaltenzufließenden VermögenseinkommeneineetwasgeringereVolatilitätzeigenalsdiederGesamtͲ wirtschaft.17
FürdieindenVGRberichtetenVermögenseinkommenstelltdieeingeschränkte DatenbasiswiedereingroßesProblemdar.Lediglichfürtatsächlichgezahlte Zinsendürftesierelativgutsein.DafürdürftenbeidenZinseinkünftendie konzeptionellenundmethodischenUnterschiedebesonderszuBucheschlagen, sodasseinedirekteVergleichbarkeitzwischendenZinsenindenVGRundden ZinseinkünftennachEStGnichtgegebenist.BeispielsweisewerdenZinsenauf EinlagenundKreditensteuerlichimmeralsBankzinsenerfasst.IndenVGRwird einTeildertatsächlichgeflossenenZinsenhingegenalsEntgeltfürdievonden KreditinstitutenerbrachteDienstleistungbetrachtet(vgl.Eichmann2005).Diein
15ZueinemgewissenTeildürftederRückgangdieserEinkünfteauchaufdieinfolgeder FinanzkrisegedrücktenGewinneunddasniedrigeZinsumfeldzurückzuführensein.
16DiessindKapitalerträgeausVersicherungsverträgen,Investmentfondsanteilensowie AnsprüchegegenüberPensionseinrichtungen,soweitsieaufprivateVorsorgemotivezurückͲ gehen.
17DiegrößteVolatilitätzeigendievondenfinanziellenKapitalgesellschaftenpersaldo empfangenenVermögenseinkommen,gefolgtvondenen,diepersaldoandienichtͲ finanziellenUnternehmenfließen.
denVGRberichtetengeleistetenZinseinkommenwerdendaherimmerunterden Bankzinsen,dieempfangenenZinseinkommenimmerüberdenjeweiligenZinsͲ einkünftenliegen.SolangedieunterstelltenBankdienstleistungenimZeitablauf wenigschwanken,beeinträchtigtdiesdiepotenzielleEignungvonUVEalsFortͲ schreibungsindikatorfürdieGewinnsteuernnurwenig;ineinzelnenJahrenwaren dieseSchwankungenallerdingserheblich.
FürdieSchätzungder„sonstigenKapitalerträge“gibtesnurwenigbelastbare Daten.ZwarstelltdasDeutscheAktieninstitutInformationenüberbörsennotierte Aktiengesellschaftenbereit,dochsindnur80%derAktiengesellschaftenin DeutschlandanderBörsenotiert.FürdieDatenderVGRwerdendieDividendenͲ ausschüttungenletztlichausderEntwicklungderKapitalertragsteuerabgeleitet.
InformationenüberdieAusschüttungenvonGmbHssindnochwenigerverfügbar.
ZudemdürftenderenAusschüttungenhäufiggroßeÄhnlichkeitmitEntnahmen (ausQuasiͲKapitalgesellschaften)aufweisenundsomitdemCharakternachteilͲ weisealsUnternehmerlohnzuinterpretierensein.WiederkalkulatorischeUnterͲ nehmerlohndürftensolcheGewinnentnahmenimZeitablaufeineetwasgeringere VolatilitätaufweisenalsandereGewinneinkommen.18
ZudenVermögenseinkommenindenVGRgehörenauchPachteinkommen.
DefinitionsgemäßentstehenPachteinkommenimmerdann,wenneinenatürliche RessourceselbstoderdasRechteinesolche–temporär–abzubauen,überlassen wird.19AucheinTeilderMieteinnahmen,mitdenensiesteuerlichzueiner Einkunftsartzusammengefasstsind,wirdhierberichtet(sieheAbschnitt3.3.3).
Vielessprichtdafür,dassdiePachteinkommensichrelativstetigentwickeln.
Wiebereitsmehrfachbetont,kannauchdiezeitlicheZuordnungvonVorgängen zudeutlichenAbweichungenzwischendenindenSteuerstatistikenunddeninden VGRberichtetenGewinneinkommenführen.DiesgiltbeispielsweisefürdieZinsͲ einkommen.GrundsätzlichgiltindenVGR,dassVorgängezudemZeitpunkt gebuchtwerden,zudemsie„entstanden“sind(accrue).UmdiesenZeitpunktbei denZinseinkommenzubestimmen,wirdindenVGRdavonausgegangen,dasssie
18WiebeidemkalkulatorischenUnternehmerlohnunddenEntnahmenkannesaussteuerͲ lichenÜberlegungenüberdieZeitzuVerschiebungenkommen,denndasGeschäftsführerͲ gehaltkannimHinblickaufetwaigeAusschüttungenfestgelegtwerden.Währendersteres derLohnsteuerunterliegt,sindletzterebeiderEinkommensteuerzuveranlagen.
19MietenwerdenhingegenalsDienstleistungsentgeltebetrachtet,diealsVorleistungoder alsKonsumindieVerwendungsrechnungfließen.WirdLandundBodenverpachtetund befindensichdaraufGebäude,dannwirddieEntgeltzahlungfürdieÜberlassungineinen AnteilfürdiePachtundeinenfürdieMieteaufgeteilt.
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demKapitalgeberkontinuierlichzuwachsen.InsteuerlicherHinsichtistallerdings dertatsächlicheAuszahlungszeitpunktvonentscheidenderBedeutung.Auchbei anderenVermögenseinkommenwirdindenVGRvondemallgemeinenPrinzip einerperiodengerechtenZuordnungabgewichen.Dieskannteilweisedazu führen,dassderBuchungszeitpunktmitdemfürdieSteuerzahlungrelevanten Zeitpunktzusammenfällt,beispielsweisebeiAusschüttungen,„andereEntnahͲ men“oder„reinvestierteGewinneausDirektinvestitionen“.
AllesinallemzeichnensichdieVermögenseinkommendurcheinegroße VolatilitätausundhabenzudemeinhohesGewichtfürdieUVEinsgesamt.Damit werdendiestarkenSchwankungendesderEinkommensteuerableitungzugrunde gelegtenEckwertesdaherzumTeildurchEinkommenhervorgerufen,dienicht–
mehr–BestandteilihrerBMGsind.
3.3.3 EinkünfteausVermietungundVerpachtung
Einkünfteaus„VermietungundVerpachtung“gehörenzudenin§2EStG genannteneinkommensteuerpflichtigenEinkunftsarten.ImZeitverlaufhaben dieseEinkünftesichuneinheitlichentwickelt(vgl.StatistischesBundesamt2010:
15ff).DiesgiltwenigerfürdiepositivenEinkünfte;diesenahmenrelativstetigzu –wohlimEinklangmitderEntwicklungdernominalenMieten.Dienegativen–
steuerlichen–EinkünftezeigenallerdingseinedeutlichandereDynamik.Vorallem indererstenHälftederneunzigerJahrehabensiekräftigzugenommen.Dies dürftezueinemgroßenTeildurchsteuerlicheFördertatbeständebedingtsein,die zurJahrtausendwendeausliefen.BiszumJahr1999warzudemeineuneingeͲ schränkteVerrechnungvonVerlustenüberalleEinkunftsartenmöglich.Mitder UmsetzungdesSteuerentlastungsgesetzes1999/2000/2002wurdedieMöglichͲ keiteinerVerrechnungvonVerlustenzwischenunterschiedlichenEinkunftsarten starkeingeschränkt.InderFolgegingendiesteuerlichgeltendgemachtennegatiͲ venEinkünfteausVermietungundVerpachtungkräftigzurück.BiszumJahr2003 warendieEinkünfteausVermietungundVerpachtungpersaldonochnegativ.
Danachnahmensiestetigzu;imJahr2011lagihrAnteilandemGdEbei8%.
DieErfassungvonPachtͲundMieteinnahmenindenVGRistkomplex.DiePachtͲ einnahmenwerdenbeidenVermögenseinkommenerfasst.DieMieteinnahmen werdenineinemdetailliertenRechenschemaabgeleitet.Basisistzurzeitdie GebäudeͲundWohnungszählung2011,dieregionaldifferenzierteAngabenüber Ausstattungsmerkmale,Wohnungsgröße,EigentumsͲundMieterquotenetc.für denWohnungsbestandbereitstellt(vgl.Ginter2004).Aufdieserdifferenzierten BasiswirdfürdenGesamtbestandanImmobilieninDeutschlanddiejeweilige