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Academic year: 2022

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Der Gegensatz zwischen den gebotenen und den in einer durchschnittlichen zahnärztlichen Praxis effektiv realisierba- ren Möglichkeiten könnte nicht grösser sein. Allein die Auswahl von Arbeitsmit- teln und Werkstoffen für zahnärztliche und zahntechnische Zwecke ist riesen- gross. Das immense Angebot an dieser Messe bedingt, dass sich der Besucher klare Prioritäten setzt, um für seine spe- zifischen Bedürfnisse Informationen zu gewinnen. Leider überbieten sich die einzelnen Anbieter gegenseitig mit Vor- trägen, Events und Live-Operationen, welche mit Lautsprechern übertragen werden, sodass man beim einzelnen Messestand häufig Mühe hat, den Aus- führungen des Fachmanns- oder der Fachfrau akustisch folgen zu können.

Die Organisatoren der KölnMesse hatten uns im neugebauten Radisson-Hotel un- tergebracht.

Das Vier-Stern-Haus mit individuellem Stil und hervorragender Architektur liegt in unmittelbarer Nähe zur Kölnarena und Kölnmesse, zum Kongresszentrum sowie zur Kölner Innenstadt. Direkte Au- tobahnanbindung sowie nur zirka 10 Mi- nuten zum Flughafen Köln/Bonn sind ideal. Mit einer gelungenen Verbindung aus extravagantem Design und moder- ner Eleganz präsentiert sich das Hotel.

Dieses verfügt über zwei Restaurants, zirka 1000 m2Konferenzräume und ei- nen ansprechenden Wellness- und Fit- nessbereich mit Sauna, Dampfbad und Solarium. Den vielfältigen Wünschen seiner Gäste, welche von Business- und

Weekend-Reisenden bis zu Design- Liebhabern reichen, wird es sicher ge- recht.

Ein einzigartiger Materialmix aus Glas, Stahl und wunderbaren Steinen vom Granit zum Jurakalk sowie edle Hölzer, z.B. Palisander, geben dem neuerbauten Gebäude bereits im Aussenbereich einen unvergesslichen Charakter. Allein das Spiel mit den Steinen, behauen gefasst, geschliffen oder poliert, ist eindrücklich.

Auffallend ist die Unterstützung der Ar- chitektur durch den entsprechend ge- wählten Innenausbau. Z.B. im Restau- rant Pronto, wo morgens fürstlich ge- frühstückt wird. Das Frühstücksbüffet, das sich auf einer aus Naturstein heraus- gearbeiteten Tafel, die wie ein riesiges Tablett aussieht, präsentiert, wird durch eine Leuchtskulptur aus orangeroter Sei- de und einem netzartigen Übergewebe in Szene gesetzt.

Die Bar im Zentrum der Halle bietet Raum für den grossen Auftritt. Eine ellip- senförmige Stahlkonstruktion hält den licht- und luftdurchlässigen roten Vor- hang, der je nach Positionierung dem Gast geschützte Orte oder Aussicht auf das bunte Hoteltreiben bietet.

Lichtblick im IDS-Getümmel

Anna-Christina Zysset

Die weltgrösste, massgeblich innovative und meistbesuchte Dentalfachmesse, welche vom 25.–29. März in Köln stattgefunden hat, wurde von der «dentalen Familie» rege besucht. Um im fünftägigen Messegetümmel überleben zu können, ist man dankbar für eine Oase der Ru- he, wo man sich von der Hektik und dem Geräuschpegel der Messe erholen kann. Diese Oase war für uns das Radisson SASHotel; ein wahrer Lichtblick in der Domstadt.

Ein Hotel als Bühne, als Theater, als Spielplatz der Welten- bürger – diese Idee wird für den Gast am stärksten in der grosszügigen Lobby spürbar. Galerien umspannen hier den Luftraum über vier Etagen. Auf die Wandelemente wird per Digitaldruck eine Tanzszene aus Pina Bauschs «Frühlingsop- fer» projiziert. Durch die spezielle Lichtsituation scheinen die schemenhaften Bilder in Bewegung zu sein.

Die Rezeption wirkt als Skulptur, ohne die benötigten Funk- tionen zu vernachlässigen. Hier wird der Gast empfangen, an einem Tresen aus Palisander, hochglänzend poliert. Für die Behaglichkeit des Gastes sorgen loungeartige Sessel, Sofas und Récamieren von Minotti und Frigerio, die zum Sitzen wie zum Liegen einladen und in lockerer Formation scheinbar wahllos in der Lobby verteilt sind.

Während das 15 Meter hohe Entrée reichlich Platz für den grossen Auftritt bietet, sind die Gästezimmer des Radisson SAS Hotels, Köln, als private Inseln eines jeden Hotelgastes gedacht. Der Kontrast von natürlichen und artifiziellen Ober- flächen und Materialien, der sich wie ein roter Faden durch die Gestaltung aller Hotelbereiche zieht, findet sich auch in der Ausstattung der insgesamt 393 Zimmer wieder.

Dominierendes Material ist hier ein mit satinierter Oberfläche versehenes Spiegelglas, welches die warmen Farben des Zim- mers in schimmernder Optik wiedergibt und dem Raum eine gewisse Tiefe verleiht. Im Kontrast dazu erscheint das Bett als gemütliche, warme Oase. Bettrücken und Plaid sind aus tiefro- tem Samt, der durch die gecrashte Struktur einen faszinierenden Lichteffekt ergibt. Die Schreibfläche an der gegenüberliegen- den Wand ist aus edlem Nussholz gefertigt und zieht sich wie ein schwebendes Board über die gesamte Raumseite hinweg.

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Die Rezeption wirkt als Skulptur, ohne die benötigten Funktionen zu vernach- lässigen. Hier wird der Gast an einem Tresen aus Palisander empfangen, hoch- glänzend poliert. Kontrastreich steht demgegenüber die naturgegerbte Ober- fläche eines Jura-Kalksteins. Dieser Ma-

terialkontrast von rauh und glatt erzeugt eine knisternde Spannung. Dieses Ge- staltungsprinzip, das sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche des Hotels zieht, erstaunt den Gast immer wieder aufs Neue.

Falls Sie die 31. IDS im Jahr 2005 besu- chen möchten oder einfach Köln genies- sen, merken Sie sich folgende Adresse:

info.cologne@RadissonSAS.com ■

Schenk ging im Einzelnen auf die ver- schiedenen Knochenumbauvorgänge und Wachstumsraten des Knochens ein. Die Wachstumsrate von Lamellenknochen betrage z.B. nur 1–2 µm pro Tag, hinge- gen schaffen die Osteoklasten eine Kno- chenresorption von bis zu 60 µm pro Tag.

Prof. Schenk erläuterte eindrücklich an- hand von histologischen Bildern eines Hüftprothesenimplantates die Architektur des Knochens, die nach dem Wolff`’schen Gesetz von 1892 abläuft. Er zeigte, wie der Knochen in der Defektheilung mit- tels Ausbildung von Trabekeln grosse Di- stanzen, bis 50 µm, zu überwinden ver- sucht.

Dr. H. Noetzli(Zürich) sprach in seinem Kurzreferat über den aktuellen Stand der Hüftprothesenimplantate an der Ortho- pädischen Universitätsklinik in Zürich.

Er stellte die Vor- und Nachteile zemen- tierter und unzementierter Hüftprothe- senimplantate einander gegenüber vor und unterstrich, dass in 90% der Patien- tenfälle eine Vollbelastung bereits nach 6–8 Wochen erfolge. Für den Belastungs- aufbau sei primär nicht der Knochen, sondern die Anheilungszeit der Musku- latur von Bedeutung (6. Woche). Die heutige Forschung konzentriere sich da- her nicht auf die Einheilzeiten, sondern auf das Material des Gelenkkopfes und der Gelenkpfanne. Dabei scheint, auf Grund des geringen Abriebes, hochver- netztes Polyethylen sehr viel verspre- chend zu sein. Zunehmend würde auch versucht, die Gelenke zu erhalten.

Dr. U. Grunder(Zürich) zeigte in seiner Präsentation klinische Ergebnisse bei ästhetisch anspruchsvollen Situationen.

Als Hauptproblem bei Implantatversor- gungen mit hohem ästhetischen An- spruch stellte Grunder die Rekonstruk- tion von verloren gegangenem Knochen- und Weichgewebe heraus (Papillenver- lust, gingivale Rezession und Volumen- defizit). Fehlendes Gewebe sei zwar mit Hilfe augmentativer Verfahren in fast je- der Dimension wieder zu gewinnen, die Techniken seien jedoch nach wie vor mit Limitationen behaftet und fehlende Prä- zision führen desshalb nicht immer zu perfekten Ergebnissen. Von grösster Wichtigkeit sei eine optimale dreidimen- sionale Implantatposition. Insbesondere sei auf eine richtige vertikale und orofa- ziale Position der Implantatschulter zu achten bei gleichzeitiger Präsenz einer ausreichend dicken bukkalen Kno- chenwand (>1 mm).

Dr. D. Weng (Würzburg) sprach über Konzepte und Daten im teibezahnten Gebiss. Er berichtete über die Konsen- Die paparazzi lounge bar verspricht mit

einem Mix aus unkonventionellem Ser- vice, entspannender Chill-Out-Musik und italienischen Designer-Möbeln zu einer der interessantesten Locations der Kölner Szene zu werden. Geradezu ideal auch für Businessleute, die vom anstrengenden Arbeitsalltag relaxen möchten. In regelmässigen Abständen sorgen hier lokale Künstler und junge Talente mit musikalischen Events, Aus- stellungen und visuellen Installationen für künstlerische Inspirationen.

Wer die gesunde, mediterrane Küche liebt, der ist in den beiden Restaurants des Radisson SAS Hotel, Köln, papara- zzi und dem Buffet-Restaurant Pronto!

gut aufgehoben. Im exklusiven Papa- razzi-Restaurant (Foto) mit angrenzen- der Lounge Bar erwartet den Gast eine feine Auswahl an italienischen Speisen sowie ein exquisites Angebot an erst- klassigen Weinen und Spirituosen.

KONGRESSE / FACHTAGUNGEN

Implantologie aktuell – Sofort- und Frühbelastung

Dr. med. dent. Martin Ruppert

In der Universität Zürich-Irchel fand am Samstag, dem 22. März 2003, das zweite eintägige Symposium der Reihe «Implantologie Aktuell» mit dem Titel Sofort- und Frühbelastung zahnärztlicher Implantate statt. Die Fortbildungsveranstaltung wurde von den Universitäten Zürich und Bern organisiert und stellte praxisnahe Behandlungskonzepte in den Vordergrund.

Nach eröffnenden Grussworten von Prof.

Dr. Ch. Hämmerle(Zürich) leitete Prof. Dr.

R. Schenk(Bern) den ersten Teil des Sym-

posiums ein. Der Vortrag befasste sich mit den biologischen Abläufen von der Primär- zur Sekundärstabilität. Prof.

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suskonferenz «Implantologie» letztes Jahr in Barcelona und deren Ergebnis, eine einheitlichen Terminologie für den Zeit- punkt der Implantatbelastung. Als «im- mediate loading» wird ein Implantat be- zeichnet, das am gleichen Tag der Inser- tation belastet wird. «Early loading»

beschreibt eine Belastung vor Ablauf von 3 Monaten im UK und 6 Monaten im OK. Von «delayed loading» spricht man hingegen nach 3 Monaten im UK und 6 Monaten im OK und «occlusal loa- ding» beschreibt den Kontakt in zentri- scher Okklusion. Für Weng sind heute

> 30 N/cm Eindrehmoment die Vorraus- setzung für eine Sofortbelastung.

Mit der Präsentation eines Patientenfal- les startete Dr. R. Portmann(Zürich) das Nachmittagsprogramm, und Dr. P. Ruh- staller(Zürich) berichtete über die radio- logische Auswertung von Bränemark- Implantaten.

Prof. Dr. U. Belser(Genf) hielt sein Referat zum Thema festsitzende Versorgung des zahnlosen Oberkiefers. Als Bedingung für eine erfolgreiche Sofortversorgung von Implantaten unterstrich Prof. Belser die Notwendigkeit, ein primär stabil in- seriertes Implantat während der Einhei- lungszeit vor Mikrobewegungen zu schützen. Dies sei durch Verblockung der Implantate untereinander möglich. Er plädierte für kleine Brückeneinheiten über 8 Implantate im Oberkiefer (regio 16–14, 13–11, 21–23, 24–26) und über 6 Implantate im Unterkiefer (regio 36–34, 33–43, 44–46). Prof. Belser zeigte die Vor- und Nachteile von sofort, verzögert und

spät gesetzten Implantaten zur Versor- gung des zahnlosen Kiefers.

Dr. R. Cornelini (Genova) beschäftigte sich in seinem Referat mit dem Thema

«Reconstructions of posterior single tooth implants». Anhand von eigenen Studien und neuerer Literatur präsen- tierte Cornelini, welche Möglichkeiten heute bei der Versorgung von Implan- taten bestehen. Er stellte anhand von Pa- tientenfällen aus seiner Praxis dar, wie in der Implantologie im Laufe der Zeit durch Verbesserung von Wissen, Techni- ken und Materialien neue Konzepte ent- standen sind.

Dr. Yves Germanier(Bern) stellte das an der Universität Bern praktizierte Konzept zur Frühbelastung vor. Es wurde deut- lich, dass in Bern eher konservativ an die Frühbelastung herangegangen wird. Die Frühbelastung findet in der Regel erst nach sechs Wochen statt.

Dr. R. Glauser(Zürich) berichtete über die Ergebnisse aus zwei Sofortbelastungs- studien, in denen die Implantatstabilität in der frühen Heilungsphase mit Hilfe der Resonanzfrequenzanalyse untersucht wurde. Erfolgreich sofort belastete Im- plantate in reduzierter Knochenqualität und -quantität zeigten unmittelbar post- operativ eine ausgeprägte Stabilitätsein- busse, während bei Implantaten in dich- tem Knochenlager nur ein geringfügiger Stabilitätsverlust messbar war. Als ideale Gebiete für die Sofortbelastung be- schrieb er im Oberkiefer die Prämolaren- region und im Unterkiefer die Prämola- ren- und Eckzahnregion. ■

die Therapie der Periimplantitis. Im Fol- genden wird über einige Highlights der Kurswoche berichtet.

Prof. Dr. N. P. Langeröffnete die Kurswo- che, nachdem er alle Teilnehmer herzlich begrüsst hatte, mit einem einführenden Vortrag über die Bedeutung der Qua- litätssicherung in der Parodontologie.

Ziel sei es, dem Patienten unter Berück- sichtigung qualitätssichernder Behand- lungsstandards ein Konzept mit einer gewissen Behandlungsabfolge aus Diag- nostik, Therapie und Reevaluation anbie- ten zu können. Durch eine parodontale Grunduntersuchung (PGU) sei zudem bei jedem neuen Patienten die Behand- lungsnotwendigkeit rasch zu erfassen.

Diese Behandlungsabfolge wurde mit Hilfe eines Flussdiagramms ausführlich besprochen und diente auch für die kommenden Kurstage als Grundlage zur Planung der Patientenfälle.

Dr. D. Bosshardt aus Bern beschäftigte sich in seinem Referat mit dem Thema Strukturen des Parodontiums mit der Gingiva und dem Wurzelzement. Eine etablierte Schicht von Fremdfaserzement sei etwa 15 µm dick und gut am Dentin befestigt (Abb. 1). Anhand von histologi- schen Bildern verglich D. Bosshardt in seinem Vortrag den Haftmechanismus und die Qualität der Zementbefestigung von Fremdfaserzement am Dentin wäh- rend der Wurzelentstehung (Abb. 2) mit der Befestigung von Reparaturzement im Anschluss an eine Wurzelresorption (Abb. 3). Dabei gelang es D. Bosshardt zu zeigen, dass es sich bei beiden um ein und denselben Vorgang handelt.

Prof. Dr. U. Bräggerfasste in seinem Vor- trag die verschiedenen therapeutischen Versorgungsmöglichkeiten im Lücken- gebiss zusammen. In diesem Zusam- menhang diskutierte er die Versorgung der Einzelzahnlücke, der verkürzten Zahn- reihe (Kennedy Klasse I und II), Schalt- lücken (Kennedy Klasse III und IV) und Bericht von der 22. Fortbildungswoche in Les Diablerets, 1. bis 8. März 2003

Advanced Reconstructive Dentistry using Oral Implants 22nd Continuing Education Course

Frauke Berres, Martin Ruppert

Anfang März fand im Eurotel Victoria in Les Diablerets die 22. Fortbildungswoche der Klinik für Parodontologie und Kronen-Brückenprothetik der Universität Bern unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Dr. N. P. Lang, MS statt. Ziel des Kurses war es, den Teilnehmern, die aus 17 verschiedenen Ländern kamen, den aktuellen Stand der Wissenschaft und Zugang zu einem wertvollen Behandlungskonzept zu vermitteln. Dieses Ziel wurde aktiv anhand von Fallplanungen und -besprechungen, Diskussionen, Teamarbeit und praktischen Übungen er- arbeitet. Weiterhin sollten die Teilnehmer durch praktische Übungen das ITI-Implantatsystem kennen lernen. Neben einem straffen Programm bot die Kurswoche ausreichend Gelegenheit zu kollegialen Gesprächen.

Die Themenschwerpunkte, die in dieser Woche intensiv erarbeitet wurden, waren folgende: Qualitätsmanagement und Be- handlungsstrategien, biologische Grund- lagen von Parodont und Implantat, Ätio- logie und Pathogenese parodontaler Er-

krankungen, die initiale Therapie, weiter- führende Therapiemöglichkeiten ein- schliesslich regenerativen Verfahren, die Therapie mit Implantaten, endodonti- sche und prothetische Aspekte, Rezes- sionstherapie, Maintenance (SPT) und

Abb. 1 Histologisches Präparat eines menschlichen Prämolaren – etablierte Schicht von Fremdfaserzement (Dr. D.

Bosshardt).

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Kombinationen dieser Gruppen. Auf die Versorgung zahnloser Kiefer ging er in diesem Rahmen ebenfalls ein. U. Brägger beschäftigte sich insbesondere mit den dentalen Implantaten, die in den letzten Jahren neue Therapiemöglichkeiten ge- schaffen haben. Beispielsweise zeigt eine noch unveröffentlichte Studie, dass die Versorgung einer Einzelzahnlücke aus ökonomischer Sicht mit einem Implan- tat günstiger ist als eine dreigliedrige Brücke, der Zeitaufwand verglichen mit einer konventionellen Brücke jedoch in etwa derselbe bleibt. Es gebe aber auch unsinnige Entwicklungen wie zum Bei- spiel der Ersatz eines fehlenden Molaren durch zwei Implantate und einer Krone.

Dr. G. Salviwies in seinem Vortrag auf die Risikofaktoren beim Implantatpatienten hin. Hierbei unterschied er grundsätzlich zwischen systemischen Risikofaktoren einerseits und lokalen Risikofaktoren an- dererseits. Systemisch wies er auf die be- sondere Rolle des Diabetes mellitus, der Osteoporose und der Radiotherapie hin.

Hyperglykämie wirke sich zum Beispiel negativ auf die Osseointegration von Im- plantaten aus.

Im Anschluss daran referierte Prof. N. P.

Langüber Hard- and Soft tissue interfa-

ces. N. P. Lang stellte die heute gültige Forderung auf, dass ein Implantat nicht nur osseointegriert, sondern auch tissue- integriert sein sollte. In seinem Vortrag ging der Referent auf die Materialeigen- schaften bei Implantaten ein. Entschei- dend für die Art der Einheilung im Kno- chen sei das Material und die Oberfläche eines Implantates. Die Ausbildung der biologischen Breite sei bei einem osseo- integrierten Implantat gleich breit wie bei einem natürlichen Zahn, zudem finde sich ein identisches Saumepithel. Unter- schiede gebe es jedoch bei der Ausbil- dung des Bindegewebes, welches beim Implantat geringer ausgebildet und einer Art Narbengewebe gleichzusetzten sei.

In ihrem sehr interessant aufbereiteten Vortrag ging Dr. L. Heitz-Mayfieldauf die Komplexität und Besonderheit des Bio- films im Allgemeinen und im Speziellen bei parodontalen Erkrankungen ein. Das Ziel einer parodontalen Behandlung sei in erster Linie die Reduzierung der pa- thogenen Mikroorganismen in der Zahn- fleischtasche und die Etablierung einer Mikroflora, die vergleichbar sei mit ei- nem gesunden parodontalen Status. Die Komplexität des Biofilms und die Rolle des einzelnen Mikroorganismus in die- sem Verband erklärten die Schwierig- keiten, die während einer parodontalen Therapie auftreten können. Ziel sei es daher, eine effektive antimikrobielle Stra- tegie zu entwickeln (Abb. 4).

In einem historischen Überblick stellte Prof. N. P. Langdie Entwicklung der ein- zelnen parodontalen Therapiekonzepte vor, die seit den 60er-Jahren entwickelt

und modifiziert wurden. Nach Betrach- tung der allgemein bekannten Ramfjord- Studien und der Göteborger Schule der 60er- und 70er-Jahre konzentrierte sich N. P. Lang auf eine Gegenüberstellung der nichtchirurgischen und der chirur- gischen parodontalen Therapie. Dieser Vergleich zeigte ähnliche Therapieerfolge beider Massnahmen bei 4 bis 6 mm Son- dierungstiefe. Erst darüber liegende Son- dierungstiefen zeigten deutlich bessere Ergebnisse mit der chirurgischen Thera- pie. Ein entscheidender Faktor für den Langzeiterfolg beider Therapien stelle die Plaquefreiheit dar. Von daher sei die Pla- quekontrolle und eine unterstützende Therapie der Schlüssel für den Erfolg, während technische Aspekte eher eine untergeordnete Rolle spielen.

Prof. T. Karringsensibilisierte die Zuhö- rerschaft über die Effizienz von regenera- tiven Vorgehensweisen in der parodon- talen Therapie. Nachdem T. Karring die Prinzipien der gesteuerten Geweberege- neration noch einmal zusammenfasste, ging der Referent auf die biologischen Grundlagen der gesteuerten Gewebe- regeneration (GTR) anhand von experi- mentellen Tierstudien ein. Er illustrierte mit histologischen Bildern, dass die Pro- genitorzellen zur Bildung von neuem Attachment nur vom bestehenden paro- dontalen Ligament stammen.

Prof. L. Laurellging zu Beginn seines Vor- trages auf die Ziele der chirurgischen Parodontaltherapie ein: Ziel sei es, ein gesundes Parodont zu erhalten, Taschen zu eliminieren und neues Attachment zu gewinnen. Hierbei liege der Vorteil einer gesteuerten Geweberegeneration darin, dass im Vergleich zum Access flap ein grösserer Attachmentgewinn erzielt wer- den kann. Die Vorraussagbarkeit der Er- gebnisse würden dabei stark von den Faktoren Patient, Defektmorphologie und Technik abhängen. Ein wichtiger Aspekt sei hierbei der primäre Wundver- schluss in Zusammenhang mit einer ge- steuerten Geweberegeneration.Vor allem im ästhetischen Bereich müsse ein maxi- maler Erhalt an Gewebe angestrebt wer- den. L. Laurell verwies daher auf die Techniken der «Modified Papilla Preser- vation Technique» und der «Simplified Papilla Preservation Technique» nach Cortellini.

Dr. G. Salvistellte in einem Vortrag die Implantatchirurgie vor. Ziel einer jeden Implantatchirurgie sei ein stabiles, osseo- integriertes Implantat mit einer straffen Weichgewebsmanschette. Hierzu seien diagnostische Modelle, in bestimmten Fällen auch ein Wax-up und eine Schab- Abb. 2 Histologisches Präparat eines

menschlichen Prämolaren – Befesti- gung von Fremdfaserzement an Dentin während der Wurzelentstehung (Dr. D.

Bosshardt).

Abb. 3 Histologisches Präparat eines menschlichen Zahnes – Befestigung von Reparaturzement im Anschluss an eine Wurzelresorption (Dr. D. Bosshardt).

Abb. 4 oben: starke klinische Entzün- dungszeichen der Ginigva sowie sicht- bare weiche und harte Beläge; unten:

starker Gewebeverlust um die Implan- tate sowie sichtbare weiche und harte Beläge (Dr. L. Heitz-Mayfield).

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lone für die Chirurgie unabdingbar. Bei der Planung der Implantate müsse zu- dem ein ausreichender Abstand zwi- schen den Implantaten eingehalten wer- den, um die Ausbildung einer biologi- schen Breite und einer Weichgewebs- manschette zu ermöglichen.

Der Einsatz von systemischen Antibioti- ka war das Thema eines weiteren Vortra- ges von Dr. L. Heitz-Mayfield.Die wach- sende Antibiotikaresistenz stelle ein weltweites Problem dar. So müsse neu überdacht werden, in welchen Fällen ein Vorteil von Antibiotika in der Behand- lung von parodontalen Erkrankungen zu erwarten sei. Einer detaillierten Beschrei- bung der einzelnen Antibiotika folgte eine Darstellung der wissenschaftlichen Ergebnisse, die zeigten, dass eine chroni- sche Parodontitis in den meisten Fällen durch eine rein konservative, mechani- sche Therapie erfolgreich behandelt wer- den kann. Patienten mit einer aggressi- ven Parodontitis hingegen könnten von einer antibiotischen Begleittherapie pro- fitieren. Generell müsse beim Einsatz von Antibiotika die Komplexität des Bio- films beachtet werden, so dass ein Erfolg nur dann zu erwarten sei, wenn eine me- chanische Therapie vor dem Einsatz des Antibiotikums durchgeführt werde. So wurden im Verlaufe des Vortrages die Vor- und Nachteile der systemischen Gabe von Antibiotika im Zusammenhang mit einer parodontalen Therapie diskutiert und auf die Bedeutung prätherapeuti- scher Diagnostiksysteme hingewiesen.

Dr. B. Siegristzeigte die Risiken der Endo- dontie auf. Ist eine endodontische Be- handlung notwendig, so sei die Prognose eines Zahnes von der parodontalen Si- tuation, der Qualität der Wurzelbehand- lung und der Art der folgenden protheti- schen Rekonstruktion abhängig. Ver- schiedene Riskofaktoren, die prä-, intra- und postoperativ auftreten können, wür- den somit über den Erfolg einer endo- dontischen Therapie entscheiden. Das Hauptproblem endodontisch versorgter Zähne bestehe vor allem im Leakage, einer Undichtigkeit von Füllungen und Kronen, die zu einer Reinfektion entlang der Wurzelkanalfüllung führen kann. Ei- nen grossen Einfluss habe nach B. Sieg- rist auch eine bereits vorhandene apikale Läsion; weiterhin seien der vorherige Zustand der Pulpa und die Symptomatik als auch das Alter des Patienten in die- sem Zusammenhang von Bedeutung.

Siegrist empfiehlt die maschinelle Auf- bereitung der Wurzelkanäle mit rotieren- den NiTi-Instrumenten und der Crown- down-Technik. Ziel sei es, eine chemo-

mechanische Desinfektion und eine dichte Obturation der Wurzelkanäle zu erreichen.

Zu Beginn seines Vortrages ging Dr. R.

Burkhardtauf die geschichtliche Entwick- lung der plastischen Chirurgie ein. So be- tonte er, dass die Ästhetik zu Beginn nur auf den Zahn, nicht aber auf das Weich- gewebe bezogen war. Erst allmählich trat die Weichgewebsästhetik in den Vor- dergrund. Wichtig für den Erfolg einer Behandlung sei die prätherapeutische Diagostik: die Analyse der Lachlinie, einschliesslich der Lippenlinie, der Zäh- ne und der Gingivakontur. Nach dieser ausführlichen historischen Entwicklung ging R. Burkhardt zu den mikrochirurgi- schen Prinzipien und einer kurzen mate- rialtechnischen Einführung über. Das Hauptziel sei eine minimalinvasive Chi- rurgie, die durch ein entsprechendes Flapdesign erreicht werden könne und eine optimale Adaptation der Gewebe ermögliche. Der Referent zeigte Patien- tenfälle aus seiner Praxis mit verschiede- nen mukogingivalen Problemen. Bei- spielhaft zeigte er Rezessionsdeckungen multipler Klasse-I- und -II-Rezessionen mit verschieden Techniken (Abb. 5–7).

Zu Beginn des Vortrages Maintenance und Recall definierte Dr. L. Heitz-Mayfield den Begriff «Supportive Periodontal The- rapy» (SPT) als die weitergeführte Erhal- tung der gingivalen und parodontalen

Gesundheit nach erfolgter aktiver Paro- dontaltherapie. Sie stellte die Frage, ob diese Art von Therapie erfolgreich sei.

Anhand verschiedener klinischer Lang- zeitstudien wurde aufgezeigt, dass eine parodontale Stabilität bei einem gut or- ganisierten Maintenance, alle 3–4 Mona- te, erreicht werden kann. Vorraussetzung hierfür sei jedoch die Compliance des Pa- tienten. Die häufigsten Gründe für eine Non-Compliance seien eine fehlende oder ungenügende Aufklärung des Pa- tienten, Angst, ökonomische Gründe oder einschneidende persönliche Ereig- nisse.Von daher sei eine gute Kommuni- kation zwischen Behandler und Patien- ten von grosser Bedeutung. Weiterhin sei eine Risikobeurteilung des Patienten selbst, der einzelnen Zähne und letzt- endlich der einzelnen Stellen notwendig, um ein individuelles Maintenanceinter- vall festzulegen (Abb. 8). Die Therapie reinfizierter Stellen könne laut L. Heitz- Mayfield durch Reinstrumentation, durch Einsatz von lokalen Antibiotika (Local Slow Delivery Devices) oder aber durch eine erneute chirurgische Intervention erfolgen. Hierbei ging sie detailliert auf die Einsatzmöglichkeiten lokaler Anti- biotika ein.

Dr. L. Laurellbehandelte in seinem Vor- trag die biologischen Aspekte der Schie- nung im parodontal vorgeschädigten Gebiss unter dem speziellen Aspekt distal angehängter Brückenglieder. So konnte er zeigen, dass diese biologisch vertretbar sind, wenn folgende Punkte beachtet werden: Die Kontakte sowohl im anterioren als auch im posterioren Be- reich sollen axial sein, Lateralbewegun- gen sollen anterior ohne Kontakt auf dem Anhänger verlaufen und das Me- tallgerüst soll eine Dimension von 4 mm Breite und 5 mm Höhe aufweisen.

Dr. C. Ramseierzeigte engagiert die Mög- lichkeiten der Raucherentwöhnung auf.

Der erste entscheidende Schritt für die Entwöhnung sei der Wille, mit dem Rau- Abb. 5 Klinische Ausgangsituation mit

multiplen Rezessionen (Dr. R. Burkhardt).

Abb. 6 Situation während des chirur- gischen Eingriffes: Bindegewebstrans- plantat in situ, Doppelpapillenlappen vernäht (Dr. R. Burkhardt).

Abb. 7 Vollständige Deckung der Re- zessionen 4 Wochen nach dem chirur- gischen Eingriff (Dr. R. Burkhardt).

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chen aufzuhören. Ist dieser Schritt getan, müsse die körperliche Abhängigkeit von Nikotin überwunden werden. Dies kön- ne mit Hilfe von speziellen Nikotinsub- stituten wie Kaugummi, Pflaster, Tablet- ten, Inhalatoren oder Sprays erfolgen.

Diese sollten für einen Zeitraum von ca.

3 Monaten angewandt werden. Ein wei- terer Schritt sei die Änderung der Le- bensgewohnheiten. Für das Rauchen soll so beispielsweise eine Ersatzbeschäfti- gung gefunden werden (z.B. Sport, te- lefonieren etc.). C. Ramseier verwies auf die Internetseite www.dental-educa- tion.ch/smoking.

Dr. G. Salvireferierte über die okklusale Belastung bei Implantaten. Die natürli- che Kontaktzeit von Zähnen über einen Zeitraum von 24 Stunden betrage ca.

5,3 Minuten. Bei einem Patienten mit Bruxismus betrage die Kontaktzeit hin- gegen das Siebenfache. Parafunktionen würden somit den Stress auf das masti- katorische System signifikant erhöhen.

Von daher sei es wichtig, Parafunktionen zu erkennen und deren Intensität zu er- mitteln. In verschiedenen klinischen Stu- dien konnte gezeigt werden, dass die Verlustrate von Implantaten nach einer langen Periode der Fehlbelastung sehr hoch war. Knochenapposition um ein Implantat stelle die biologische Antwort auf eine gewisse mechanische Belastung dar. Der Verlust der Osseointegrität kön- ne jedoch die Antwort auf eine zu starke Belastung des Implantates sein.

Prof. U. Brägger verwies auf die techni- schen und biologischen Gründe für Miss- erfolge bei Implantaten. So könnten

Frakturen der Fixtur, des Abutments oder der Fixationsschraube für einen Misser- folg verantwortlich sein. Von Bedeutung seien aber auch prothetische Aspekte wie Retentionsverlust.

In einem sehr enthusiastisch präsentier- ten Vortrag mit dem Thema Stress als Ri- sikofaktor für Parodontitis ging Prof. R.

Attströmauf die neurobiologischen und endokrinen Grundlagen von Stress ein.

Der Referent zeigte den möglichen Ein- fluss des autonomen Nervensystems auf das Immunsystem und verwies auf tier- experimentelle Studien, die eine mögli-

che Beteiligung von Stress bei der Ent- wicklung von parodontalen Erkrankun- gen zeigen.

Den letzten Tag der Fortbildungswoche gestaltetenDr. L. Heitz-MayfieldundProf.

N. P. Langgemeinsam mit dem Thema Periimplantitis. Zu Beginn betonte L.

Heitz-Mayfield, dass bei Implantatpati- enten mit natürlicher Restbezahnung ei- ne parodontale Gesundheit äusserst wichtig sei, da parodontale Taschen ein Keimreservoir darstellen. Anhand von Studien konnte sie zeigen, dass bereits unmittelbar nach der Implantation eine Kolonisation der Implantatoberfläche mit Bakterien erfolgt. In diesem Zusam- menhang schlägt L. Heitz-Mayfield zur Behandlung von periimplantärer Muko- sitis und Periimplantitis das so genannte CIST-Protokoll (Cumulative Interceptive Supportive Therapy) vor, das folgende Therapie beinhaltet: A – mechanische Reinigung; B – antiseptische Therapie; C – antibiotische Therapie; D – chirurgische Intervention und E – Explantation. Dabei solle die Reihenfolge von A nach E ein- gehalten werden (Abb. 9). Weiterhin be- leuchtete sie ausführlich die Vor- und Nachteile einer antibiotischen Therapie der Periimplatitis.

Prof. N. P. Langging ausführlichst auf die Periimplantitistherapie ein. N. P. Lang konnte zeigen, dass in den frühen Sta- dien der Entzündung kein Unterschied zwischen Zahn und Implantat besteht.

Erst bei der Ausbildung einer Periim- plantitis mit zirkulärem Knochenverlust bestünde ein Unterschied zum natürli- Abb. 8 Parodontale Risikobestimmung (Dr. L. Heitz-Mayfield).

Abb. 9 Beispiel für Cummulative Interceptive Supportive Therapy (CIST) (Dr. L.

Heitz-Mayfield).

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chen Zahn, bei der die Läsion «site-spe- zifisch» sei. Als diagnostische Kriterien für eine Periimplantitis nannte der Refe- rent Mobilität, Suppuration, BOP (Bluten auf Sondieren), erhöhte Sondierungstie- fen und radiographischer Knochenver- lust bei Implantaten. Fordere die Cumu- lative Therapie (CIST) die chirurgische Intervention, so erziele die kombinierte Therapie mit autogenem Knochen und einer Barriere die besten Ergebnisse zur Reosseointegration des Implantates. Die vorherige Reinigung der Implantatober- fläche erfolge am besten durch eine me-

chanische Reinigung mit einer Gaze, die abwechselnd mit Chlorhexidin- und Kochsalzlösung getränkt wird.

Die 22. Fortbildungswoche der Klinik für Parodontologie und Kronen-Brücken- prothetik der Universität Bern vom 1. bis 8. März 2003 in Les Diablerets bot den Teilnehmern eine Fülle von wertvollen Behandlungskonzepten für die tägliche Praxis. Man darf daher schon heute ge- spannt sein auf die nächste 23. Fortbil- dungswoche am gleichen Ort und fast gleichen Datum. ■

oder Gefühlserlebnis, das mit einer aku- ten oder potenziellen Gewebsschädi- gung verknüpft ist.»

Nach heutigem Wissensstand wird aku- ter Schmerz immer durch die Reizung von Nozizeptoren ausgelöst, die auf che- mische, thermische oder taktile Stimuli empfindlich sind. Der Reiz wird dann via A- und C-Fasern (Schmerzleitung) und/

oder Ab-Fasern an die Medulla in den Cortex weitergeleitet und dort diffus re- gistriert. Es gilt dabei grundsätzlich zu unterscheiden zwischen physiologischem und pathologischem Schmerz. Ersterer erfüllt eine für den Organismus wichtige Schutzfunktion, agiert als Warnsignal und ist weitest gehend lokalisiert und vorübergehend. Die Schädigung der Ge- webe führt zudem zu einer Freisetzung von Mediatoren, die eine ganze Kaskade von Abwehr- oder Reparaturmechanis- men auslösen. Bei Andauern des extrin- sischen Stimulus oder bei ungenügender intrinsischer Kontrolle dieser Vorgänge kann es zu einer andauernden Überrei- zung der Nozizeptoren (periphere Sen- sibilisierung) oder der Leitungen im Rückenmark (zentrale Sensibilisierung) kommen. Hier liegt der Ausgangspunkt für das Entstehen des so genannt patho- logischen Schmerzes. Er ist charakteri- siert durch die Ausbreitung ins gesunde Gewebe und durch die Dauer, welche diejenige des auslösenden Reizes bei weitem übersteigt. Sind die A- und Ab-Fasern gereizt, können sich Berüh- rungsschmerz oder so genannte Allody- nien entwickeln.

Eine Klasse für sich bilden die neuropa- thischen Schmerzen, die entweder durch periphere Läsionen, meist durch direkte Schädigungen der Nerven, eines Plexus oder auch von Nervenwurzeln verur- sacht sind (z.B. nach Herpes zoster), oder aber durch zentrale Läsionen auf der Stufe des ZNS (z.B. nach cerebralem In- sult, bei multipler Sklerose, als Folge von Tumoren oder nach Querschnittlähmun- gen). Typischerweise werden neuropathi- sche Schmerzen als brennend, stechend und elektrisierend empfunden. Oft füh- ren sie auch zu chronischen Missempfin- dungen auf physiologische Stimuli (so genannte Allodynien).

Wichtig ist zu wissen, dass der Körper ein

«Schmerzgedächtnis» besitzt, welches sich jederzeit ausbilden kann, jedoch umso mehr, als eine Schmerzempfin- dung andauert. Es gilt deshalb in jedem Fall durch eine gezielte präemptive Analgesie so früh und so konsequent als möglich die Empfindung der Schmerzen zu unterbinden. Die wichtigste Situation Bericht von der Jahrestagung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Kieferchirurgie

und Mundkrankheiten (SAKM) vom 5. April 2003 in Frauenfeld

Der Schmerz im Gesichts- und Kopfbereich – Grundlagen und Therapiemöglichkeiten

Thomas Vauthier, Basel

«Divinum est opus sedare dolorem». Dieser Leitsatz von Hippokrates hat auch heute noch sei- nen Bestand, ist doch die Bekämpfung des Schmerzes eines der Grundprinzipien, ja geradezu eine ethische Pflicht in allen Bereichen der Medizin und der Pflege. Es ist das Verdienst der Organisatoren, Dr. Eugen Ettlin, Kantonsspital Frauenfeld, und Dr. Jürg Lienhard, Präsident der SAKM, das Thema des Schmerzes um Gesichts- und Kopfbereich ins Zentrum des wis- senschaftlichen Programms ihrer diesjährigen Jahrestagung gestellt zu haben. Die äusserst spannenden Vorträge der hochkarätigen Referenten erlaubten es den über 85 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die pathophysiologischen Grundlagen und heute verfügbaren Therapiemög- lichkeiten aus interdisziplinärer Sicht besser zu verstehen, und ohne Zweifel auch in ihre täg- liche Praxis mitzunehmen.

«Grundlagen zum Thema Schmerz»

Frau Dr. Monika Jaquenod-Linder, Institut für Anästhesiologie des Universitätsspitals Zürich

Als Oberärztin des Schmerzambulato- riums und Leiterin der interdisziplinären Schmerzsprechstunde war diese Spezia- listin geradezu dazu prädestiniert, mit dem Eröffnungsreferat in die allgemeinen Grundlagen zum Thema Schmerz einzu- führen. Die Anästhesie ist die potenteste Methode der Schmerzausschaltung, aber eben nur von kurzer Dauer und nur im Zusammenhang mit massivem Trauma oder chirurgischen Eingriffen anwendbar.

Man darf jedoch nicht vergessen, dass es in Europa gegen 50 Millionen Menschen gibt, die in irgendeiner Form an chroni- schen Schmerzen leiden. Aber nicht nur die konsequente Behandlung akuter Schmerzzustände gehört zu den ethi- schen Pflichten jedes Arztes, sondern auch das Bemühen, durch individualisier- te und optimale Therapie gerade auch den chronischen Schmerzpatienten zu helfen.

In den Anfängen der Medizin wurde an- genommen, dass ein schmerzhafter Sti- mulus eine Empfindung auslöst, die als

Schmerz empfunden wird. Zudem sei, wie z.B. auch Descartes 1664 schrieb, die Intensität dieses Schmerzes proportional zum Ausmass des auslösenden Stimulus oder Reizes respektive zum Ausmass des dadurch verursachten Gewebeschadens.

Seither hat sich diese allzu vereinfachen- de Annahme gewandelt. So wissen wir heute, dass bei massivsten Traumen der Schmerz zum Teil erst zeitverzögert ein- setzt oder dass chronische Schmerzen (auch Phantomschmerzen) keineswegs proportional zur ursprünglichen Schädi- gung des Gewebes sein müssen. Neuro- plastische Schmerzen wie z.B. nach Her- pes zoster oder bei Trigeminusneuralgie nehmen dabei Proportionen an, welche die Patienten nicht bloss buchstäblich die Wände hoch gehen lassen, sondern im Extremfall bis zum Suizid als letzte Erlö- sung führen können!

Die Unzulänglichkeit der Sprache, den Schmerz zu beschreiben oder zumindest zu umschreiben, hat zu Definitionen ge- führt, die als Kompromiss einigermassen herhalten können. So lautet denn die gängige Definition der WHO wie folgt:

«Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes-

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ist die akute postoperative Analgesie, der leider auch in Europa heute noch viel zu wenig Bedeutung beigemessen wird. Ge- rade die Chirurgen tun diesen Aspekt oft viel zu nonchalant als unerheblich ab («das wird schon in ein paar Tagen vorü- ber sein ...»).

Die Schmerzmessung basiert in erster Linie auf einer Einfachen Verbalen Skala (EVS) oder einer Visuellen Analogen Skala (VAS). Erfahrungen mit diesen Gradmessern des durch den Patienten so dargestellten Schmerzempfindens haben gezeigt, wie weit die individuellen Be- dürfnisse an Analgetika auseinander lie- gen können. Gibt man zudem den Pa- tienten die Möglichkeit, ihren Verbrauch an Morphin, Pethidin oder anderen Opioiden nach Bedarf selbst zu steuern, ergeben sich Unterschiede von 1 bis 50fach! Deshalb forderte die Referentin abschliessend eindringlich eine indivi- duelle und optimierte Schmerztherapie für jeden Patienten.

«Schmerztherapie nach Schmerz- mechanismus im Kopfbereich»

Prof. Dr. Ulrich Buettner, Chefarzt, Kantonsspital Aarau

Als Einleitung zu seinen interessanten Ausführungen zu einer möglichst geziel- ten Therapie des Schmerzes definierte der Referent zuerst einige grundsätzliche Prinzipien. So gilt es zu unterscheiden zwischen dem Spontanschmerz, der attackenförmig oder anhaltend sein kann, und dem provozierten Schmerz, der durch einem akuten oder chronischen Reiz entsteht und in vielen Fällen zu ei- ner Hyperalgesie oder auch Allodynie führen kann. Zudem muss der Nozizep- torschmerz abgegrenzt werden von den neuropathischen Schmerzen, die, wie schon von der Vorrednerin erwähnt, durch periphere oder zentrale Schädi- gungen des Nervensystems entstehen.

Prominente Formen Letzterer sind die Trigeminusneuralgie, Migräne oder post- herpetische Schmerzen.

Der Spezialist forderte eine nach der Pathophysiologie oder dem kausalen Schmerzmechanismus abgestufte und angepasste Therapie. Dazu gehört für je- den Patienten eine eingehende und ge- naue Abklärung der Entstehung des algi- schen Status. Es darf auf keinen Fall eine probatorische Abgabe von Analgetika oder anderen in Frage kommenden Me- dikamenten erfolgen, die das Risiko in sich bergen, die wahren Mechanismen zu maskieren oder zu verfälschen.

Grundsätzlich ist heute bekannt, dass die meisten Schmerzen, insbesondere in chronischen Fällen, durch eine ektopi- sche Aktivität der Natriumkanäle aus- gelöst werden. Hier können diese Kanäle blockierende Substanzen wie Lidocain, Mexiletine, Phenytoin, Carbamazepin oder auch Opiate therapeutisch wirksam eingesetzt werden. Bei Allodynie auf Käl- te sind trizyklische Antidepressiva oder Lamotrigine von grossem Nutzen.

Die Reizung der Nozizeptoren führt zur Ausschüttung exzitierender Aminosäu- ren (wie z.B. Glutamat) und der so ge- nannten Substanz P, die ihrerseits nicht nur die Durchlässigkeit der Natrium- sondern auch die der Kalziumkanäle er- höhen. Auch im Falle einer Entzündung oder anderer Gewebsschädigungen spie- len die Na+-und Ca++_Kanäle eine we- sentliche (patho)physiologische Rolle.

Aus dieser fundamentalen Einsicht erge- ben sich wichtige therapeutische Ansät- ze, denn der Einsatz vom Medikamen- ten, welche die Permeabilität respektive die Aktivierung dieser Kanäle zu beein- flussen oder zu steuern vermögen, kann eine so genannte «rationale» Pharmako- therapie abgeleitet werden.

Im Anschluss erläuterte der Spezialist an Hand verschiedener Beispiele, wie die

«rationale» Pharmakotherapie bei spezi- fischen chronischen Schmerzen optimal umgesetzt werden kann. So sind in erster Linie Natrium- oder Kalzium-Kanal- Blocker (wie Phenytoin, Carbamazepin oder Lidocain) sowie Glutamat-Blocker (Lamotrigin) bei diversen Formen der Neuropathien, insbesondere der diabeti- schen Polyneuropathie von enormem the- rapeutischen Nutzen. Gabapentin und Topiramat als Kalzium-Kanal-Blocker (Letzteres auch GABA-Agonist) werden bei postherpetischen oder anderen Neu- ropathien mit Erfolg eingesezt. Die Tri- geminusneuralgie entsteht durch eine mikrovaskuläre Kompression und die nachfolgende kompensatorische Vasodi- latation. Auch hier können Na+-Kanal- Blocker indiziert sein. Migräne ihrerseits ist bedingt durch die Ausschüttung von Neuropeptiden, und der Schmerz ent- steht durch die daraus resultierende Ge- fässerweiterung. Bei Migränepatienten hat als Alternative zu den früher viel verwendeten Abkömmlingen der Mut- terkornalkaloide der Einsatz der neuen Klasse der Triptane viel versprechende therapeutische Erfolge gezeigt. Bei den Myoarthropathien (MAP) der Kieferge- lenke handelt es sich meist ursprünglich um einen Nozizeptorschmerz, der aller-

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dings eine Tendenz zur Chronifizierung zeigt. Hie können klassische Analgetika helfen, den Teufelskreis zu durchbrechen respektive die Gelenke zu mobilisieren.

Auch chronische Spannungskopfschmer- zen werden meist ursprünglich durch einen Nozizeptorschmerz mit nachfol- gender peripherer oder zentraler Sensi- bilisierung erklärt. Hier kommen nicht- steroidale Antirheumatika (NSAR), tri- zyklische Antidepressiva (TCA) oder in schweren Fällen Opiate zum Einsatz.

«Zahnlokalisation im menschlichen Hirn – ein erster Schritt zur Behand- lung des dentalen Amputations- schmerzes»

Dr. Dominik Ettlin, Abteilung für Kau- funktionsstörungen, ZZMK, Zürich Die anatomischen Basen der sensori- schen Territorien des Kopf- und Ge- sichtsbereichs sind zwar relativ gut be- kannt, aber die Überschneidungen der drei Äste des Trigeminus machen die ge- naue Zuordnung und Lokalisation im Falle von Schmerzen doch recht schwie- rig. Welcher Anteil genau in welchem Gebiet des Gesichts, der Knochengewe- be, der Weichteile, der Zunge oder gar einzelner Zähne gereizt sein kann, ist oft nicht präzise festzustellen. Festzuhalten ist auch, dass sich etwa 10% aller Patien- ten über chronische Schmerzen nach Wurzelbehandlungen beklagen.

Noch komplexer wird die Sache durch die Tatsache, dass im Gehirn kein eigent- liches und genau umschriebenes Schmerz- zentrum existiert. Obwohl früher die reichlich bekannten Darstellungen des

«Homunculus» versuchten, gewisse Teile des Körpers oder von Organen visuell darzustellen (entsprechend ihrer Aus- breitung proportional verzerrt!), ist die Sphäre der Zähne oder der Mundhöhle darauf kaum je eingezeichnet. Um die- sem Umstand Rechnung zu tragen, ha- ben verschiedene Untersuchungen der letzten Jahre mit komplexen Apparatu- ren versucht, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Sei es mit invasiven Metho- den (z.B. direkte Stimulierung bei Epi- lepsiepatienten oder nach neurochirurgi- schen Eingriffen) oder mit nicht-invasi- ven Methoden (2-dimensionale Ablei- tungen durch EEG oder Magnetografie, neuerdings auch 3-D-Bilder durch PET oder MRI) wurde nach einem «Brain- Mapping» gesucht. Leider mit recht we- nig konkreten Ergebnissen. Die neuste und meistversprechende Methode ist die so genannte funktionelle Magnetreso- nanz, welche den im Blut enthaltenen Sauerstoff als natürliches Kontrastmittel

benutzt. Die Aufzeichnung des BOLD- Signals (Blood Oxygen Level Depen- dent) misst die Unterschiede der Sauer- stoffsättigung im Gehirn von Patienten mit Hilfe eines Magnetresonanz-Tomo- grafen. Diese elegante, wenn auch auf- wändige Methode erlaubt eine indirekte Darstellung intrakortikaler Prozesse.

Um mehr über die zentrale Verarbeitung innerhalb des Schmerzes zu erfahren, wurde am ZZMK Zürich kürzlich eine klinische Studie durchgeführt. Mit Hilfe dieser Studie versuchte man, die kortika- len Antworten auf externe Stimuli auf Zähne aufzuzeichnen. Bei den Proban- den, deren Kopf im MRI positioniert war, wurden an vier Zähnen pro Quadrant je 3 Vibrationsreize (hydraulisch erzeugt, denn etwas anderes erlaubt die MRI-In- stallation nicht!) während jeweils 9 Se- kunden ausgeübt. Die Testreihen wurden an zwei darauf folgenden Tagen wieder- holt. Wie schon vermutet, wurden da- durch die intradentalen und parodonta- len Mechanorezeptoren stimuliert. Diese sind nicht einzeln beeinflussbar, sondern 50% der Fasern bilden ein rezeptives Feld, in dem mehrere Zähne gleichzeitig zusammengefasst sind.

Das interessanteste Ergebnis der funk- tionellen MRI-Aufzeichnungen ist aber, dass offensichtlich bei der zentralen Ver- arbeitung der vibratorischen Stimuli an den Zähnen der supplementäre motori- sche Kortex (SMA oder supplementary motoric area) sowie Anteile der Insula ei- ne wichtige Rolle spielen. In diesen Ge- bieten des Gehirns wurde eine prämoto- rische Aktivierung festgestellt. Im Ge- gensatz zu diesen Phänomenen konnte keinerlei Aktivität im somatosensori- schen Kortex aufgezeigt werden, was die vorher erwähnte These des «Homuncu- lus» definitiv zu widerlegen scheint.

Nach Ansicht des Referenten decken sich diese neuen Resultate zur zentralen Lo- kalisierung von peripheren Inputs vibro- taktiler Reize auch mit den erwähnten Studien im Zusammenhang mit direkter Stimulation kortikaler Anteile des Ge- hirns.

Was die somatotopische Anordnung der funktionellen MRI-Aufzeichnungen an- geht, ist interessant festzustellen, dass bis anhin keinerlei Unterschiede weder zwi- schen links und rechts noch zwischen oberen und unteren Quadranten festge- stellt wurden. Vielleicht werden weitere Studien auf diesem viel versprechenden Gebiet hier noch mehr Details liefern können. Ebenso erwarten die Forscher noch Aufschluss darüber, wie diese ers- ten Erkenntnisse im Zusammenhang mit

der seit langem bekannten Hirnplasti- zität einzuordnen sind. Normalerweise werden ja die Zähne (sofern keine Schmerzen vorhanden sind) nicht be- wusst wahrgenommen, vermutlich durch eine relative Unterdrückung der somato- sensorischen Areale. Im Falle von Läsio- nen oder noziven Stimuli kommt es aber in vielen Fällen zu neuroplastischen Ver- änderungen und einer Ausdehnung des dem Reiz zugeordneten sensorischen Fel- des. Der ursprünglich lokalisierte Schmerz kann sich damit diffus ausbreiten. In ge- wisssen Fällen kann dies zu nicht ge- rechtfertigten Serien von (bis zu 28) Wur- zelbehandlungen oder gar Extraktionen führen ...

«Der atypische Gesichtsschmerz aus neurologischer Sicht»

Dr. Christian Meyer, Facharzt für Neurologie FMH, Baden

Ausser seiner praktischen Tätigkeit als Neurologe ist dieser Spezialist auch Prä- sident der Schweizerischen Kopfschmerz- gesellschaft. Und natürlich hat er eine weit gespannte Sichtweise und Erfah- rung, die es ihm erlaubt, alle Aspekte der verschiedensten Formen der Schmerzen im Gesichtsbereich interdisziplinär zu beurteilen und therapieren. Sein Vortrag brachte denn auch eine Vielzahl pragma- tischer Belange aus der Sicht des Prakti- kers als Ergänzung zu den mehr akade- misch ausgerichteten Beiträgen der Refe- renten aus den universitären Kliniken.

An den Anfang seiner Ausführung stellte er denn auch ein Fallbeispiel einer Pa- tientin, die ihm von ihrem Hausarzt zur Abklärung von Schmerzen atypischer und therapierefraktärer Natur zugewie- sen worden war. Die Verdachtsdiagnose lautete auf Trigeminusneuralgie, obwohl sowohl die Symptomatologie wie auch der Verlauf völlig atypisch waren. Sämtli- che Resultate der klinischen und parakli- nischen Untersuchungen waren ohne Befund. Behandlungsversuche mit Tegre- tol, Tramal und Ibuprofen hatten keine stabile Wirkung gezeigt. In der neurolo- gischen Abklärung hatte der Spezialist recht rasch den Eindruck, dass sich hinter diesen atypischen Gesichtsschmerzen vermutlich larvierte psychische Probleme und Konflikte auf emotionaler Ebene zu verbergen schienen.

Der heute nosologisch als Einheit be- zeichnete «atypische Gesichtsschmerz»

ist hauptsächlich gekennzeichnet durch persistierende orofaziale Schmerzen, die von den Patienten als dumpf, bohrend und schlecht lokalisierbar beschrieben werden. Die Symptome treten überwie-

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gend unilateral auf und werden gele- gentlich im Zusammenhang mit einer vorausgegangenen zahnärztlichen Be- handlung auftretend erwähnt. Trotz aller diagnostischen Hilfsmittel sind keine er- sichtlichen organischen Ursachen festzu- stellen. Das Krankheitsbild betrifft in der Mehrzahl der Fälle Frauen, meist im mittleren Lebensalter.

In jedem Fall ist eine saubere und umfas- sende Differenzialdiagnose conditio sine qua non. Unter möglichen neurologi- schen Ursachen müssen insbesondere primäre Kopfschmerzen (wie Migräne, Cluster Headache oder Spannungskopf- schmerz) ausgeschlossen werden, auch Multiple Sklerose (besonders bei jungen Patienten) und Tumore der hinteren Schädelgrube (Meningeome). Auch eine echte Trigeminusneuralgie (die zwar als häufigste Fehldiagnose angeführt ist) oder die recht seltene Glossopharyn- geusneuralgie dürfen nicht übersehen werden.

Erstaunlicherweise gibt es zum Thema des «atypische Gesichtsschmerzes» nur wenig Literatur, obwohl das Krankheits- bild wohl weit häufiger anzutreffen ist, als allgemein angenommen wird. Oft wird das Thema als «Hysterical Concersion Syndrome» oder im Zusammenhang mit

«narzistischen Mechanismen» abgetan.

Unbestrittenermassen spielt nach An- sicht dieses Spezialisten die psychodyna- mische Ebene eine wesentliche Rolle in der Entstehung des «atypische Gesichts- schmerzes». Darunter sind missglückte Konfliktlösungen oder Abspaltung der affektiven Dimension in den somatischen Schmerz zu erwähnen. Auch Schmerz als

«Psychoprothese» oder andere funktio- nelle Störungen können durch eine em- pathische und präzise Anamnese zu Tage gefördert werden. Letztere erlaubt es auch, ein genaueres Persönlichkeitsprofil zu erstellen. Typisch sind therapeutischer Aktivismus, der sich in häufigen Arzt- wechseln oder Abbruch begonnener Be- handlungen niederschlägt, oft auch Re- signation («man hat sicher etwas überse- hen ...») und ein latenter oder offener Widerstand gegen jegliche Empfehlung einer psychotherapeutischen Konsulta- tion.

Auf Grund dieser Feststellungen sind die therapeutischen Optionen in erster Linie auf das Aufbauen des Vertrauens und ei- ner stabilen Arzt-Patient-Beziehung aus- gerichtet. Diese sind Voraussetzung für eine mögliche interdisziplinäre weitere Abklärung und Behandlung respektive Betreuung. Daten, die der Evidence Ba- sed Medicine entsprechen, gibt es bis an-

hin keine. Medikamente sollten mit gros- ser Vorsicht und individuell eingesetzt werden, mit besonderem Augenmerk auf mögliche Nebenwirkungen, die bei die- sen Patienten gehäuft auftreten. NSAR oder Carbamazepin nützen in diesen Si- tuationen absolut nichts!

Durch seine reiche Erfahrung klug ge- worden, so schloss der Referent, sind die

«atypische Gesichtsschmerzen halt doch typisch!».

«Die arthroskopische Lavage bei Kiefergelenksschmerzen – eine mögliche Therapieoption?»

Dr. Michael Kaufmann, Klinik und Poli- klinik für Oralchirurgie, ZZMK, Zürich Kiefergelenksschmerzen können die ver- schiedensten Ursachen haben. Arthrose, Diskopathien, Entzündungen diverser Genese, Tumore und Trauma sind darun- ter die wichtigsten. Grundsätzlich stellt sich immer die Frage der therapeutischen Optionen: Welche Kiefergelenksschmer- zen sollten eher konservativ (z.B. mit Schienen oder Physiotherapie) und wel- che eher operativ angegangen werden?

In letzterem Fall stellt sich noch die Frage des endoskopischen (minimal invasiven) oder des klassischen, offenen Zugangs.

In einer neueren Studie wurden 38 Pa- tienten mit den Indikationen therapie- resistente Schmerzen oder Funktions- einbussen infolge von Arthrosen oder Diskopathien des Kiefergelenks behan- delt. Insgesamt wurden 45 Lavagen unter Arthroskopie durchgeführt. Sechs Pa- tienten mussten zu einem späteren Zeit- punkt durch offene Arthrotomien nach- behandelt werden, sodass die Daten für 32 Patienten ausgewertet werden konn- ten. Das operative Protokoll basierte in allen Fällen auf dem infero-lateralen Zu- gang nach Murakami mit Hilfe der Dop- pelpunktionstechnik unter Vollnarkose.

Die Lyse der eingeschränkten Gelenke konnte durch Manipulation oder Präpa- ration mittels eines stumpfen Trokars er- reicht werden.

Die ausgewerteten Resultate der 32 Pa- tienten waren sehr viel versprechend, konnte doch bei 76% der Patienten eine Besserung (bei reiner Arthrose in 55%

der Fälle gar eine starke Besserung), bei 22% eine nicht wesentliche Veränderung und nur in 2% der Fällen eine Ver- schlechterung der Symptomatik erreicht werden. Die entsprechenden Daten in der Literatur geben eine Erfolgsquote für diese Technik von 50 bis 93% an. Die bes- ten Resultate bezüglich Schmerzen wur- den dabei in akuten Situationen von

«Closed Lock» erzielt. Leider, so räumte

der Referent ein, unterlag diese Pilotstu- die an der Klinik und Poliklinik für Oral- chirurgie des ZZMK Zürich einem ge- wissen Bias, denn es erfolgte keine Aus- wertung mit einer visuellen Analogskala (VAS), die Zahl der behandelten Patien- ten war recht bescheiden, und es gab kei- ne Kontrollgruppe, wodurch auch die Daten noch lückenhaft sind. Zu beden- ken ist auch, dass 90% der Kieferge- lenksschmerzen konservativ behandelt werden können. Wenn ein operativer Eingriff geplant wird, sollte der Option der minimal invasiven Technik mittels Arthroskopie und Lavage insbesondere bei Arthrosen und Closed-Lock-Synd- rom der Vorzug gegeben werden.

«Approche non pharmacologique du traitement de la douleur»

DrAlain Forster, PD, FMH Anästhesiologie, Kantonsspital Genf

Im einzigen französischsprachigen Vor- trag des Programms stellte der Referent, der zwar von der Ausbildung her Anäs- thesist und Pharmakologe ist, sich jedoch auf die Anwendungen der medizinischen Hypnose bei der Behandlung von Span- nungs- und Schmerzzuständen speziali- siert hat, seine therapeutische Philoso- phie vor. Da Schmerz im heutigen Ver- ständnis viel komplexere Ursachen hat als die reine Antwort auf einen äusseren Stimulus, muss er auch in seiner sensori- schen, affektiven, sozialen, kulturellen, zeitlichen und psychologischen Dimen- sion verstanden und therapiert werden.

Die Antworten auf Reizung der Nozizep- toren können verbal sein («es tut mir weh») oder muskulär (Schonhaltung,Ver- spannung, Immobilität), neurovegetativ, affektiv und schliesslich psychischer Na- tur.

Zu unterscheiden ist zwischen akutem Schmerz, der eine nützliche Reaktion auf einen Reiz mit entsprechenden Sympto- men darstellt, wohingegen der chroni- sche Schmerz ein den akuten Stimulus überdauernder eigentlich unnützer Zu- stand ist, der zu einer Krankheit per se, oft mit komorbiden Symptomen und dem Potenzial für pharmakologische Ab- hängigkeit in sich birgt. In diesen Fällen muss die Angstkomponente als erste durchbrochen werden, der Patient muss aus seinem Spannungsfeld befreit wer- den. Dies gelingt oft durch die Induktion eines hypnotischen oder hypnoiden Zu- stands. Die psychosoziale oder affektive Behandlung setzt zu allererst das Ver- ständnis des Umfelds des Patienten und den Aufbau einer Vertrauensbeziehung mit echter Kommunikation voraus. Erst

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danach kann an die eigentliche «Be- handlung» gedacht werden. Hier geht es darum, dem Patienten verständlich zu machen, dass seine innere Spannung die Schmerzen verzerrt, dass die Intensität der subjektiv empfundenen Symptome in keiner Proportion zu den reellen Aus- lösern oder zum Schweregrad seine Er- krankung hat. Es gilt, ihn dazu zu moti- vieren, durch persönlichen Einsatz die Kontrolle über seine Schmerzen (wieder) zu erlangen. Die häufig vorhandene de- pressive Komorbidität kann durch ge- zielte Aktivitäten und die Schaffung ei- nes positiven Umfelds erheblich gebes- sert werden.

«La seule douleur supportable est celle des autres», heisst ein berühmtes franzö- sisches Sprichwort. Aber, dem Patienten seine Schmerzen erträglich zu machen, darauf zielt eben die nicht pharmakolo- gische Therapie ab. Sie erfordert viel Ein- fühlungsvermögen, Empathie, Fähigkeit zuzuhören und auf die Probleme einzu- gehen und einen enormen Zeitaufwand.

«Schmerz, theatralisch und literarisch gesehen»

In diesem amüsanten Intermezzo lasen und spielten Graziella Rossi und Helmut Vogel, zwei ausgezeichnete Schauspieler aus Zürich, verschiedene Szenen aus der Literatur, die im näheren oder ferneren Sinn mit dem Thema Schmerz in Zusam- menhang standen. Herr Nussenblatt, der Simulant aus Wien, der es auf ein getürk- tes Arbeitsunfähigkeitszeugnis abgese- hen hatte, die Kommunikationsschwie- rigkeiten einer Ausländerin, dem Arzt ihr Leiden zu schildern, der technokratische Schönheitschirurg Dr. Schoenmaker, der à tout prix seine Nasenkorrektur einer unwilligen Patientin zu verkaufen ver- suchte, ein kleines geriatrisches Manifest und zuletzt auch der Einsatz der Medizin in der Folter hielten das Publikum mit ei-

nem lachenden und einem weinenden Auge im Bann dieser aussergewöhnli- chen Darbietung.

«Schmerz aus psychiatrischer und kultureller Sicht»

Dr. Gerhard Ebner, Chefarzt der psychiatrischen Klinik Reichenau SH In seiner psychiatrischen Tätigkeit ist dieser Spezialist laut eigenen Angaben sehr oft mit der Problematik des chroni- schen Schmerzes konfrontiert. Schwie- rigkeiten entstehen dabei mehrheitlich durch die «Unschärfe» der kausalen Zu- ordnung. Viele Patienten sind schon Spezialisten im Medizinal-Tourismus, im Doctor-Shopping oder gar als Kory- phäen-Killer. Interessant ist festzustel- len, dass der Parcours dieser im Allge- meinen überwiesenen Patienten in vielen Fällen als Kaskade nach einer Zahnbe- handlung (meist Extraktionen) seinen Ursprung hatte.

Wie schon in einem früheren Referat er- wähnt, ist eine genaue Abklärung und präzise Differenzialdiagnose für jeden Patienten absolute Pflicht. Schmerz kann aus der Sicht des Psychiaters als komor- bide Störung oder auch als direktes Symptom einer psychischen Grunder- krankung (Depression, Angststörung, Schizophrenie, posttraumatische Persön- lichkeitsveränderung etc.) auftreten. In vielen Fällen handelt es sich aber in ers- ter Linie um eine so genannte «Präsen- tiersymptomatik», die von Patienten spe- zieller ethnischer oder kultureller Ab- stammung gewissermassen als Eintritts- karte ins Gesundheitswesen angewendet wird.

Das chronische Schmerzsyndrom als so- matoforme Störung eines psychischen Leidens ist gekennzeichnet durch die Unverhältnismässigkeit der Symptome, trotz intensiver Suche nach organischen Ursachen, durch das Misstrauen gegenü-

ber psychotherapeutischer Hilfestellung (trotz des Appells an den Behandler res- pektive die Übergabe der Verantwortung) und die ausgeprägte Aufmerksamkeits- suche sowie durch die exzessive Inan- spruchnahme medizinischer Strategien bei gleichzeitiger Ablehnung jeglicher gesundheitsfördernder Aktivitäten.

Epidemiologisch sind weltweit mehr als 20% der Bevölkerung von chronischen Schmerzen betroffen, wobei dieser Anteil 40% bei psychotischen und bis zu 60% bei depressiven Patienten ausmachen kann.

Die Diagnose soll immer strikt nach den Kriterien der klassischen Systeme ICD-10 respektive DSM-IV gestellt werden. Es ist wichtig, auch kulturelle Aspekte in die Abklärung und Behandlung chronischer Schmerzzustände einzubeziehen. Inte- ressant ist, dass z.B. die englische Spra- che zwischen disease(Krankheit),illness (Kranksein) und sickness (soziale Rolle der Krankheit) unterscheidet.

Der Verlauf und die Folgen von chroni- schen Schmerzen sind abhängig vom Arbeitsstatus («Krankheitsgewinn»), der Dauer seit Beginn der Beschwerden, psy- chischer Komorbiditäten respektive iatro- genen Schäden in diesem Zusammen- hang (auch Polypharmazie oder Kumula- tion von frei verkäuflichen Medikamen- ten etc.) und vom psychosozialen Um- feld (Belastung der Angehörigen).

Bezüglich der Behandlung betonte auch dieser Spezialist die Wichtigkeit einer konstruktiven Arzt-Patienten-Beziehung, des Schaffens von Vertrauen durch ver- ständliche Information, der Motivation und der Festlegung realistischer Behand- lungsziele mit klaren Absprachen. Soma- tomedizinische Massnahmen und invasi- ve Eingriffe sind möglichst zu vermeiden, dafür sollen die Lebensqualität und posi- tive Aktivitäten (auch unter Einbezug der Angehörigen) gefördert werden. Phar- makologisch kann eine unterstützende

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Therapie mit Antidepressiva wie TCA oder SSRI indiziert sein. Benzodiazepine sind aber ausser in Notfällen oder zur kurzfristigen Überbrückung von akuten Angstzuständen absolut kontraindiziert.

«Die Schmerzbehandlung nach ope- rativen Zahnextraktionen: Vergleich von Mefenaminsäure mit Rofecoxib»

Frau Dr. Chantal Riva, Klinik und Poli- klinik für Oralchirurgie, ZZMK, Zürich Nachdem in der Literatur mehrere Studi- en die postoperative Effizienz von Me- fenaminsäure (Ponstan®) gegenüber Ro- fecoxib (Vioxx®) verglichen hatte, sollte dieser Versuch unter praxisnahen Bedin- gungen die Frage der zwei Substanzen noch näher prüfen. Mefenaminsäure zeichnet sich zwar durch eine antipyreti- sche Komponente im Wirkungsspektrum aus (vergleichbar mit Salizylaten), ist je- doch nicht selektiv COX-2-hemmend und besitzt deshalb auch ein Potenzial für gastro-intestinale Nebenwirkungen, insbesondere Blutungen durch die nega- tive Beeinflussung der Koagulation auf der Ebene der Thrombozytenagregation.

Demgegenüber ist Rofecoxib einer der beiden Vertreter der neuen Wirkstoffklas- se der so genannten selektiven COX-2- Hemmer. Das Enzym Cyclooxygenase 2 ist einer der Hauptmediatoren der Ent- zündung. Deshalb erhofft man sich von einer selektiven COX-2-Hemmung eine effizientere Reduktion der Entzündungs- symptome, ursprünglich in der Rheuma- tologie, aber per extensionemauch in po- stoperativen Situationen.

Eine Gruppe von 30 Patienten, bei denen je 2 Molarenextraktionen geplant wur- den, wurden in dieser Cross-over-Studie nach einer der Extraktionen mit Mefe- naminsäure 3500 mg/d oder Rofecoxib 150 mg/d behandelt, während bei der 2. Extraktion die jeweils andere Substanz zum Einsatz kam. Die Wirksamkeit wur- de einerseits mit einem Fragebogen an den Behandler bezüglich objektiver Kri- terien, funktioneller Einschränkung der Mundöffnung und Schwellung erhoben.

Andrerseits wurden die Patienten nach ihrer subjektiven Meinung gefragt, unter anderem Effizienz der Schmerzunter- drückung, Dauer der Wirksamkeit und auch Nebenwirkungen.

Die Auswertung der Fragebogen ergab für die Mefenaminsäure ein konstantes Ansteigen der Schmerzen während der ersten 6 bis 48 Stunden postoperativ, während die Intensität der algischen Symptome unter Rofecoxib von Anfang an geringer eingeschätzt wurde und auch konstant abnahm. Die einmalige Ein-

nahme ist zudem der Compliance för- derlich, gegenüber der Notwendigkeit, in regelmässigen Abständen die 3 Tabletten Mefenaninsäure einzunehmen. Die Be- wertung für Vioxx® durch die Patienten war durchwegs positiver. Auf Grund die- ser Resultate und der besseren Wirksam- keit bei insgesamt 4fach verringertem Risiko für Blutungen oder gastro-intesti- nale Nebenwirkungen wird nach opera- tiven Zahnextraktionen an der Klinik und Poliklinik für Oralchirurgie des ZZMK Zürich die Medikation durch Ro- fecoxib bevorzugt.

«Der atypische Gesichtsschmerz aus kieferchirurgischer Sicht»

Prof. Dr. Klaus Grätz, Klinik und Poliklinik für Kiefer- und Gesichtschirurgie, Zürich Nach eigener Einschätzung meinte der Referent, es gebe zum atypischen Ge- sichtsschmerz aus rein kieferchirurgi- scher Sicht eigentlich recht wenig zu be- richten, gerade weil eben die atypischen Formen dieser Schmerzen wenig grund- sätzliche organische Ursachen, aber um- so mehr emotionale, affektive und psy- chologische Komponenten aufweisen.

Als Illustration führte er ein Fallbeispiel an, wo nach Extraktion eines Zahnes 25 eine dreigliedrige Brücke 2426 einge- setzt wurde. Nur wenig später musste aus Gründen persistierender Schmerzen in dieser Region auch diese Rekonstruk- tion in toto entfernt werden. Die psycho- logische Abklärung liess schlussendlich auf eine schizoide Persönlichkeitsstruk- tur schliessen.

Von allen Schmerzzuständen ist der aty- pische Gesichtsschmerz am wenigsten beeinflussbar. Er ist schlecht lokalisiert, vage, wechselnd und von variabler Inten- sität, dauert meist rund um die Uhr ohne

eigentliche auslösende Ereignisse. Auch Schonhaltung bringt keine Linderung. In der Diskussion mit dem Arzt verwenden die Patienten oft einen medizinischen Jargon, sind von theatralischem Auftre- ten und latent aggressiv. Die psychoso- ziale Anamnese ist in vielen Fällen der Schlüsselpunkt, um eine therapeutische Beziehung überhaupt aufbauen zu kön- nen. Auf den Leidensdruck und die Er- wartungshaltung soll mit Empathie, aber ohne Übertreibung eingegangen wer- den. Es ist festzuhalten, dass die psychi- schen Auffälligkeiten durchaus auch als Folge des chronischen Schmerzes auftre- ten können.

In der Differenzialdiagnose aus kiefer- chirurgischer Sicht muss nach Entzün- dungen der Nasennebenhöhlen, MPA der Kiefergelenke, Bruxismus und an- deren Störungen der Okklusion und all- fälligen Knochenerkrankungen gesucht werden. Auch müssen Fachärzte in HNO und Ophthalmologie beigezogen wer- den, um Krankheiten aus diesen Gebie- ten auszuschliessen. Nicht nur die Diag- nostik, sondern auch die Behandlung soll interdisziplinär respektive ganzheitlich angegangen werden, was mit grossem organisatorischem und kommunikati- vem Aufwand verbunden ist. Das Thera- pieziel soll multimodal definiert werden.

Es gilt, die Behandlung und Betreuung des Patienten im Sinne eines «case ma- nagements» zu gestalten, und Letzteren möglichst zu aktivieren. Unterstützend können Therapien wie TENS (Transku- tane elektrische Nervenstimulation) oder diverse Sympathikusblockaden zum Ein- satz kommen. Das Ziel ist es, die Chroni- fizierung und das Risiko plastischer neu- rologischer Veränderungen zu verhin- dern respektive zu durchbrechen. ■

ZEITSCHRIFTEN

Prothetik/MAP

Pehling J, Schiffman E, Look J, Shaefer J, Lenton P, Fricton J:

Interexaminer Reliability and Clinical Validity of the Temporomandibular Index: A New Outcome Measure for Temporomandibular Disorders J Orofac Pain 16: 296–304 (2002)

Um die Schwierigkeiten bei der Wahl ei- nes geeigneten Diagnostikkonzeptes für

die Myoarthropathien (MAP) des Kau- systems zu lösen, wurden verschiedene klinische Untersuchungsmethoden ent- wickelt; mit diesen sollen reproduzier- bare Analysen und Therapien der MAP durchgeführt werden können. Bisher wa- ren jedoch mindestens zwei Untersu- chungen erforderlich, um zum einen die Diagnose an sich und zum anderen den Schweregrad der MAP zu erfassen. Die Diagnose erfolgte zum Beispiel mit dem Research Criteria for TMD (RDC/TMD),

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