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Archiv "Hygiene: Widersprüchlich" (09.03.2001)

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Hygiene

Zu dem Kommentar „Krankenhaushy- giene: Forschungsbedarf“ von Prof.

Dr. med. Franz Daschner in Heft 50/2000:

Widersprüchlich

Widersprüchlicher als in dem Kommentar lässt sich Kran- kenhaushygiene nicht mehr darstellen. Was sonst als mangelnde Hygiene – selbst- verständlich unter Zugrunde- legung der allgemein gültigen Definition von Hygiene – soll Hauptursache von Kranken- hausinfektionen sein? Invasi- ve Maßnahmen und hohes Patientenalter erhöhen zwar das Risiko, sind aber keine Ursache für Krankenhausin- fektionen. Auch kann durch Surveillance allein keine ein- zige Krankenhausinfektion vermieden werden, wenn die

Hygieneregeln nicht klar und eindeutig definiert sind, und auch der Hinweis auf MRSA und multiresistente Erreger geht am Grundproblem der Auslösung von Hospitalin- fektionen vorbei. Die mole- kularbiologischen Typisie- rungsverfahren sind sicher exzellente Instrumente zur Aufklärung von Infektions- ursachen und -wegen, aber auch sie sind keine direkte krankenhausinfektionredu- zierende Maßnahme.

Das in seiner Evidenz histo- risch bedingte Hauptkriteri- um der Hygiene, und insbe- sondere der Krankenhaushy- giene, nämlich die Präventi- on beziehungsweise Präven- tionsmaßnahmen, wird im Kommentar unkritisch als nicht evidenzbasiert beiseite geschoben. Inkonsequent ist dann aber auch der Ruf nach mehr Krankenhaushygieni-

kern, denn im Rahmen der geforderten Kosteneinspa- rung durch Weglassen über- flüssiger Hygienemaßnah- men müssten eigentlich die wenigen vorhandenen Kran- kenhaushygieniker auch noch wegrationalisiert wer- den.

Die Vielfältigkeit von Emp- fehlungen zu krankenhaus- hygienischen Maßnahmen in Deutschland – die Richtlinie des BGA ist unbestrittener- maßen auch eine solche Empfehlung – ist per se doch kein Manko. Ein Problem besteht in der Widersprüch- lichkeit von Empfehlungen, die letztendlich zur Verunsi- cherung der betroffenen Per- sonen an der Basis führt; und hier fehlt in der Aufzählung der „berufenen Institutio- nen“ ganz sicher das NRZ für Krankenhaushygiene, dessen Empfehlungen mit Si-

cherheit ebenfalls nicht in je- dem Fall evidenzbasiert sind.

Die in der Vergangenheit entwickelten hygienischen Maßnahmen sind, gleichgül- tig, ob im Einzelfall stati- stisch abgesichert oder nicht, bisher in ihrer Gesamtheit erfolgreich gewesen: Sie ein- zeln oder insgesamt mit dem Hinweis auf fehlende Evi- denzbasierung infrage zu stellen, ist der falsche Weg.

Wenn einzelne Maßnahmen reduziert werden sollen, so muss vorher mit statistisch si- cheren Methoden und Zah- len nachgewiesen werden, dass die Erfolge in der Redu- zierung der Infektionsrate im Krankenhaus nicht beein- trächtigt werden.

Was wir brauchen, ist die Ein- beziehung aller notwendigen – nicht unbedingt evidenzba- sierten – Hygienemaßnah- men in alle Funktionsabläufe

Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 10½½9. März 2001 AA599

B R I E F E

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im Rahmen der täglichen Ar- beit am und mit dem Patien- ten, basierend auf vielfach beschriebenen, bekannten sowie bewährten Grundele- menten der Krankenhaushy- giene. Letztere müssen in al- len medizinischen Ausbil- dungsberufen gelehrt, sub- kortikal verinnerlicht und durch in der Krankenhaushy- giene spezialisierte Fachkräf- te regelmäßig vor Ort über- prüft werden. Unabhängig davon ist und bleibt auch die Krankenhaushygiene ein Fachgebiet, das sich auf- grund evidenzbasierter For- schungsergebnisse den im- mer schneller wachsenden neuen Erkenntnissen in der Medizin stellen muss.

Prof. Dr. med. H. G. Sonntag, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie, Prof. Dr. med. A. Kramer,

Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene,

Dr. med. K. D. Zastrow, Vorsitzender des Berufsverbandes der Deutschen Hygieniker,Prof. Dr. med. M. Exner, Präsident der Gesellschaft für Hygiene und Umweltmedizin, Korrespondenz- adresse:Dr. med. H. Rudolph, Vorsitzender des Deutschsprachigen Arbeitskreises für Krankenhaushygiene, II. Chirurgische Klinik, Diakonie- krankenhaus, 27342 Rotenburg

Arzneimittelbudget

Zu dem Beitrag „Kurskorrekturen bei den Budgets im Gespräch“

von Sabine Rieser in Heft 4/2001:

Sehnsucht nach alten Zeiten

Eine gute Atmosphäre ist schon etwas. Wieder einmal mehr sind unsere obersten Ärzte beim Kanzler um den heißen Brei geschlichen.

Warum ist es immer noch nicht möglich, der Politik klaren Wein einzuschenken, obwohl unsere Probleme seit Jahr und Tag bekannt sind?

Wenn die Arzneimittelbud- gets mit all ihren Konsequen- zen einschließlich der Glo- balhaftung auf den Prüfstand sollen, ist das kein großarti- ger Erfolg. Mit dem Abschaf- fen einer solchen Regelung

schaffen wir nur einen Zu- stand, wie er für alle in unse- rem Land üblich ist, eben nur nicht für die Ärzte. Ich sehne mich nach Zeiten, in denen bei Regressforderungen das gute alte BGB wieder gilt und wir denselben Regeln unterliegen wie jeder andere.

Ich fürchte, dass ich während meines Lebens hienieden vergeblich hoffe.

Dr. med. Volker Burgdorf, Elberfelder Straße 20, 58095 Hagen

Sprachliches

Ein falscher Begriff:

Ein Widerspruch

„Abtreibung“ ist ein Begriff, der in Deutschland überwie- gend negativ besetzt ist und unsachgemäß zur Anwen- dung kommt. Eine Mehrheit der Nutzer dieser Bezeich- nung will damit wissentlich auch ihre entsprechend nega- tive, das heißt ablehnende Haltung – auch zu einem le- galisierten Schwangerschafts- abbruch – öffentlich zum Ausdruck bringen.

Wenn ärztlicherseits von ei- ner vorzeitigen Beendigung einer Schwangerschaft die Rede ist, handelt es sich um rechtlich abgesicherte Ver- fahren oder Vorhaben nach

§ 218 StGB . . .

Unverständnis muss daher auslösen, wenn Ärzte, ihre beruflichen Vertretungen be- ziehungsweise ihre Fachorga- ne – so auch das Deutsche Ärzteblatt – wiederholt den Begriff der „Abtreibung“ für etwas verwenden, das mit ho- her Wahrscheinlichkeit so nicht (!) gemeint ist.

Jüngstes Beispiel: DÄ Heft 1–2/2001 „Weiterhin Diskus- sionsbedarf“. Hier wird al- lein die Bezeichnung „Spät- abtreibung“ dreimal ge- braucht. Da „Abtreibungen“

im Allgemeinen in der Früh- phase einer Gravidität statt- finden, dürfte der Ausdruck

„Spätabtreibung“ aus fachli- cher Sicht per se ein Wider- spruch sein.

Dr. med. Rüdiger Hauschild, Wildstraße 16, 07743 Jena

BSE

Zu dem Medizinreport „Vom BSE-Schnelltest bis zum Nachweis von Prionen im Blut“ von

Rüdiger Meyer in Heft 49/2000:

Globale Tierversuche am Menschen

Erst durch diesen Bericht wurde mir bewusst, dass es sich bei BSE nicht um eine Viruserkrankung handelt, sondern sie „nur durch Protein“ ausgelöst wird.

Dadurch kam mir mit Schrecken folgende Parallele in den Sinn. Wenn es mög- lich ist, dass ein Protein, das nur wenig von einem natürlichen, „gesunden“ Pro- tein abweicht, einen derarti- gen Krankheitsprozess in Gang setzen kann, indem es im Körper die Umwandlung normaler Proteine in krank- hafte in Gang setzt, dann gehe ich davon aus, dass es möglich ist, dass es in Zu- kunft auch andere Proteine geben wird, die durch mini- male Veränderungen andere Krankheiten verursachen.

Genau das wird durch gen- technisch veränderte Pro- duktion von Nahrungsmit- teln bewusst angestrebt: mi- nimale Veränderungen des genetischen Codes bewirken minimal veränderte Stoff- wechselprodukte, sicher meist Proteine. Durch die ge- setzliche Legalisierung sol- cher Methoden wird die Menschheit zu einem globa- len Tierversuch freigegeben.

Ärzte können es sich nicht mehr leisten, in der rein wis- senschaftlichen Betrachtung der Dinge zu verharren. Es war in der Vergangenheit wiederholt so, dass jeder Skeptiker von politischer Sei- te her als hysterisch betitelt wurde, die Presse als sensati- onslüstern abgestempelt wur- de. Tatsächlich stellt sich je- weils das Gegenteil heraus.

Meist entpuppen sich die Tatsachen als schlimmer als zunächst angenommen.

Ich plädiere dafür, dass Ärzte ihr Wissen wesentlich stärker in die öffentliche Diskussion einbringen, um den Macht-

und Geldinteressen der von der Wirtschaft abhängigen Politik ein Gewicht entge- genzusetzen.

Bezogen auf BSE, reicht es meinerseits nicht aus, Richt- linien für die Transfusions- medizin zu erlassen. Es müs- sen auch klare Empfehlun- gen für die Ernährung mit entsprechenden Vorsichts- maßnahmen abgegeben wer- den. Daran hätten sich insbe- sondere Krankenhäuser dann strikt zu halten. Auch zum Gebrauch von Gelatine muss Stellung bezogen wer- den, die ja auch medizinisch in Form von Medikamenten täglich millionenfach Einsatz findet.

Christina Kees, Wredestraße 18, 97082 Würzburg

Patientengespräch

Zu dem Beitrag „Information und emotionale Unterstützung“ von Dr.

phil. Ute Schlömer-Doll und Dr. med.

Dietrich Doll in Heft 46/2000:

Thema erneut aufgreifen

. . . Zu Recht empfinden die Verfasser das Gespräch zwi- schen Arzt und Patient als

„krank“. Und die Aus- und Weiterbildung der Ärzte in Gesprächsführung hat in kei- ner Weise mit der Entwick- lung der apparativen Techni- ken Schritt gehalten. Im Grunde müssten Sie das The- ma alle zwölf Monate erneut aufgreifen . . . (Der Artikel) hat mich nicht losgelassen – ich musste ihn gleich in mei- nem Editorial zum neuen

„Krankenhausbrief“ verar- beiten. Und noch darüber hinaus: Das Thema forderte mich persönlich heraus, er- neut „Mut zum Gespräch“ zu entwickeln und auf einen Pa- tienten zuzugehen, der sich seit Jahren mir und dem Krankenhaus gegenüber als

„schwierig“ darstellte. Zwei Tage vor Weihnachten (!) haben wir uns gründlich mit- einander ausgesprochen und das Kriegsbeil begraben . . . Dr. med. Michael Kotzerke, Redaktion „Der Krankenhausbrief“, Hegau-Klinikum GmbH, 78221 Singen

A

A600 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 10½½9. März 2001

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