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Digitalisierung und Tierwohl in der Nutztierhaltung

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Academic year: 2022

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LANDTECHNIK 73(3), 2018, 95–96

Das Wohlergehen landwirtschaftlicher Nutztiere ist in aller Munde. Viele Produktionsbedingungen, unter denen zum Beispiel Fleisch, Milch und Eier erzeugt werden, stehen in der Kritik. Für die Land- wirtschaft stellt dies enorme Anforderungen an die Zukunftsfähigkeit der modernen Tierhaltung dar.

Denn nur ein gesundes und zufriedenes Tier kann gute Leistungen und Nutzen bringen. Doch auch der ökonomische Aspekt der Tierhaltung darf nicht in den Hintergrund rücken: Tierwohl soll nicht nur dem Tier nützen, sondern auch dem Landwirt. Dies muss nicht zwingend ein Widerspruch sein.

Die Digitalisierung als Oberbegriff für Precision Farming, Smart Farming und Landwirtschaft 4.0 kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, dies soll beispielhaft an der Milchviehhaltung gezeigt werden.

Die moderne Milchviehhaltung mit automatisierten Melk-, Fütterungs- und Tierüberwachungs- systemen stellt völlig neue Anforderungen an den Tierhalter, bietet aber auch neue Möglichkeiten der Produktion und Vermarktung. Nur 21 % der Milchkühe erreichen die Phase der höchsten Laktati- onsleistung, d. h. ein Großteil der Kühe scheidet zuvor krankheitsbedingt aus und verursacht damit hohe Kosten.

Die Lehrstühle „Landtechnik“ und „Landwirtschaftliche Betriebslehre“ der Hochschule Neubran- denburg haben sich in ihrem Forschungsvorhaben „Tierwohl und Wirtschaftlichkeit in der zukunfts- orientierten Milchviehhaltung – Bewertung verschiedener Maßnahmen und deren ökonomischen Auswirkungen“ zum Ziel gesetzt, an verschieden strukturierten Milchviehbetrieben Maßnahmen zur Steigerung des Tierwohls zu identifizieren, umzusetzen und sowohl aus Sicht des Tierwohls als auch aus Sicht der Ökonomie zu bewerten. Durch die Bewertung des Status quo zu Beginn der Un- tersuchung mit der Situation nach Einführung der verfahrenstechnischen Maßnahmen können die Betriebe vertikal verglichen werden. Aufgrund der Auswertung der Wirtschaftlichkeitskennzahlen ist auch ein horizontaler Vergleich der Betriebe untereinander möglich. Dabei können Aussagen da- rüber getroffen werden, ob beim Umsetzen von Maßnahmen zur Steigerung des Tierwohls ein Zu- sammenhang zwischen ökonomischen und verfahrenstechnischen Erfolgen und der Betriebsgröße zu verzeichnen ist.

Aktuelle Ergebnisse aus unserem Projekt zeigen in drei von vier Betrieben, die bisher untersucht wurden, Schwachstellen in Bezug auf das Tierwohl. Am gravierendsten sind Mängel an der Boden- beschaffenheit und am Zustand der Liegeboxen in den Ställen. Darüber hinaus wird aus der Unter- suchung deutlich, dass den Kühen bislang selten zusätzlicher Kuhkomfort, wie Ausläufe und intakte Kuhbürsten, angeboten wird. Die ersten Ergebnisse der Kostenanalyse zeigen, dass die Tierwohlmaß-

Digitalisierung und Tierwohl in der Nutztierhaltung

Streiflicht

DOI: 10.15150/lt.2018.3185

© 2018 beim Autor. Dieser Open-Access-Artikel steht unter den Bedingungen der Creative-Commons-Lizenz Namens- nennung (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)

Prof. Dr.

Sandra Rose-Meierhöfer

Foto: privat

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LANDTECHNIK 73(3), 2018 96

nahmen erhebliche Kosten von bis zu 10 Cent pro kg Milch verursachen können. Die Untersuchun- gen werden in der verbleibenden Projektlaufzeit auf 30 Betriebe ausgedehnt. Dabei wird der Nutzen der Maßnahmen in Bezug auf Tierwohl und Lebensleistung der Kühe sowie auf die Vermarktung der Milch analysiert. Denn damit könnte zumindest eine Teilkompensation der steigenden Produktions- kosten erreicht werden.

Ziel ist es, aus diesen Untersuchungen einen Untersuchungs- und Kennzahlenleitfaden zu erarbei- ten, der es Betrieben unterschiedlicher Größenordnungen ermöglicht, sich einzuordnen und Maßnah- men zur Steigerung des Tierwohls abzuleiten, die auf dem eigenen Betrieb auch aus ökonomischer Sicht machbar und sinnvoll sind. Der Praxistransfer spielt somit eine entscheidende Rolle.

Automatisierung und Digitalisierung schreiten weiter voran. Jedoch ist oftmals nicht klar, welche Maßnahmen für den Betrieb wirklich sinnvoll sind und einen nachhaltigen Mehrwert für den Land- wirt bringen. Das Zusammenspiel von Industrie, Forschung und Praxis wird auch in Zukunft sehr wichtig sein, um mit der Digitalisierung das Tierwohl zu verbessern und gleichzeitig die Zukunftsfä- higkeit der landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern.

Prof. Dr. Sandra Rose-Meierhöfer Professur für Landtechnik Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften an der Hochschule Neubrandenburg

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