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Archiv "Schwabehaus: Vom Mörser zum Fernrohr" (07.08.2006)

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A

A2122 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 31–32⏐⏐7. August 2006

B

esucher von Dessau wer- den neuerdings auf ein besonderes Haus im Zen- trum aufmerksam gemacht.

Denn dort ist es einer Bürger- initiative gelungen, im letzten Moment ein kulturell bedeut- sames Haus zu retten.Als die- se Gruppe im Festsaal der Berliner Humboldt-Univer- sität mit dem Freiherr-vom- Stein-Preis geehrt wurde, sprach der Laudator Prof. Ro- land Günther von dem „Mann, der die Sonne umarmte“. Wer war dieser Mann?

Samuel Heinrich Schwabe wurde 1789 in Dessau als älte- stes von elf Kindern des fürst-

lichen Leibarztes und Hof- chirurgen Johann Gottlob Schwabe geboren. Dessen Ehefrau, die Tochter des Apo- thekers Häseler, wurde 1812 Besitzerin der Mohren-Apo- theke. Ihre Halbschwester war mit dem Arzt Samuel Friedrich Hahnemann ver- heiratet, der die Homöopa- thie entwickelte.

Der hoch begabte Knabe wurde im Geiste des Base- dowschen Philanthropinums unterrichtet. Aus finanziellen Gründen musste er 1806 die Schule verlassen, beim Groß- vater das Apothekerhand- werk erlernen und dem Vater

bei Operationen assistieren.

Erst 1809 bis 1811 konnte er in Berlin studieren. Der Tod von Vater und Großvater zwang ihn 1812, das Studium abzubrechen und die Apothe- ke zu übernehmen.

Ab 1825 führte er astrono- mische Beobachtungen durch;

über die Sonnenflecken no- tierte er 43 Jahre lang alle Be- sonderheiten. Um sich aus- schließlich seinen astronomi- schen Interessen widmen zu können, verkaufte er 1830 die Apotheke und zog ins einige Jahre zuvor erbaute Eckhaus Johannisstraße 18. Im Dach ließ er einen Turm für ein

kleines Observatorium ein- bauen. Seine Beobachtungs- ergebnisse veröffentlichte er in den „Astronomischen Nach- richten“.

Alexander von Humboldt fielen seine Aufsätze auf. Er besuchte sein Observatori- um, empfahl ihn am Dessauer Fürstenhof als Lehrer und er- wähnte ihn lobend in Kosmos III. So erlangte Schwabe wis- senschaftliche Anerkennung in der astronomischen Fach- welt, die ihn bis dahin als Di- lettanten abqualifiziert hatte.

Am Dessauer Hof lernte er Agnes Moldenhauer kennen, die er 1841 heiratete.

Schwabe korrespondierte mit vielen Wissenschaftlern, darunter Friedrich Raumer, und traf persönlich mit Goe- the und Jean Paul zusammen.

Er schrieb auf Latein die Flora Anhaltina (1838) und gründete den Naturhistori- schen Verein in Dessau. Doch sein Hauptinteresse galt den Sonnenflecken, deren etwa elfjährige Perioden er 1843 erkannte. Nachdem der engli- sche Sonnenforscher Carring- ton ihn aufgesucht und seine Arbeiten mit höchster Zufrie- denheit begutachtet hatte, verlieh ihm die Londoner Royal Astronomical Society am 13. Februar 1857 ihre Goldmedaille. Aus der Be- gründung des Präsidenten:

„Die Energie eines Mannes hat ein Phänomen enthüllt, das 200 Jahre lang selbst den Vermuthungen der Astrono- men sich entzogen hatte.“

1868 wurde Schwabe zum Mitglied dieser Gesellschaft ernannt, der er einige Jahre zuvor seine 39 Beobachtungs- tagebücher überlassen hatte.

Sie liegen noch heute im Ar- chiv der Royal Astronomical Society. Hoch geehrt starb er am 11. April 1875 und wurde in der Familiengruft auf dem Dessauer Historischen Fried- hof beigesetzt. 1929 wurde an seinem Haus eine Gedenkta- fel angebracht.

Nach der Zerstörung Des- saus durch Krieg, Abriss und Verfall stand das Haus noch.

Doch sollte es 1998, obwohl unter Denkmalsschutz ste- hend, abgerissen werden. Aus der spontanen Aktion „Son- nenflecken“ entstand im Ok- tober 1998, als innerhalb ei- nes Monats ein Investor ge- funden werden musste, der

„Schwabehaus e.V.“. Mithilfe der Bochumer GSL-Bank und 78 Kreditbürgschaften konnte der Verein das Haus kaufen. Nach der Renovie- rung ist das Fachwerkhaus mit der hölzernen Innengale- rie ein kulturelles Kleinod ge- worden. Dort fanden ein Theater und ein Kino, Verei- ne und kleine Geschäfte eine Heimstatt. Das Haus beher- bergt die Schwabestube für größere Veranstaltungen, den Roten Salon für Literaturle- sungen und eine – mit dem Schwabe-Verein Dessau ge- meinsam eingerichtete – klei- ne Dauerausstellung im Turm, wo unter vielem anderen ein Mörser, Himmelskarten und ein Fernrohr an Schwabe er- innern. Maja Rehbein V A R I A

Informationen: Schwabehaus e.V., Johannisstraße 18, 06844 Dessau. Projektassistent Tel. 03 40- 8 59 88 23. www.schwabehaus.de.

Postanschrift: Humperdinckstraße 16, 06844 Dessau

Schwabehaus

Vom Mörser zum Fernrohr

Nach der Renovierung ist das Fachwerkhaus in Dessau ein kulturelles Kleinod geworden.

Feuilleton

Im Turm des Hauses erinnern un- ter anderem Himmelskarten und ein Fernrohr an Schwabe.

Einer Bürgerinitiative in Dessau ist es gelungen, das Schwabe- haus zu retten.

Fotos:

Maja Rehbein

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