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Archiv "Ausbildungsfinanzierung an Krankenhäusern: Spiel über (Presse-)Bande" (26.12.2005)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 51–52⏐⏐26. Dezember 2005 AA3549

S E I T E E I N S

E

rstmals wird in Deutschland ein Universitätsklinikum privatisiert.

Die hessische Landesregierung be- schloss am 17. Dezember, das zur Jahresmitte fusionierte Klinikum Gießen/Marburg für 112 Millionen Euro an die börsennotierte Rhön- Klinikum AG, Bad Neustadt an der Saale (Bayern), zu verkaufen. Der Krankenhauskonzern verpflichtet sich mit dem Kauf zu Investitionen in Höhe von 367 Millionen Euro, davon 260 Millionen in Neu- und Umbauten. Diese sollen in einem Jahr beginnen und spätestens 2010 abgeschlossen werden.

Der Auswahl des Betreibers waren monatelange Verhandlungen mit zu- letzt drei Bietern vorausgegangen.

Rhön erhalte den Vorzug vor Asklepi- os und Helios, weil das Unternehmen detailliert und am rechtsverbindlich-

sten die Freiheit von Forschung und Lehre zugesichert habe, erklärte Hes- sens Ministerpräsident Roland Koch (CDU).Wie sehr den politisch Verant- wortlichen dieser Aspekt am Herzen lag,unterstreicht die Tatsache,dass das Land fünf Prozent der Anteile am Universitätsklinikum behält – „zum Schutz von Forschung und Lehre“.

Diese Beteiligung werde es dem Land gestatten, „sich in uns wichtigen Fra- gen so aufzuspielen, als wenn wir 51 Prozent hätten“, sagte Koch. Auch Rhön-Vorstandsvorsitzender Wolf- gang Pföhler betonte die Freiheit der Wissenschaft. Dies sei Voraussetzung, um das Klinikum mit seinen 9 700 Mitarbeitern zum „Flaggschiff“ des Konzerns zu machen.

Für Rhön sprach demnach wohl auch, dass der Konzern, was die For- schung betrifft, unabhängiger ist als

die beiden Mitbewerber. Denn Helios gehört neuerdings zur Fresenius AG, und Asklepios wollte das Klinikum unter Beteiligung der B. Braun Mel- sungen AG erwerben.

Mehr Streitpotenzial birgt die Leh- re. Denn die medizinischen Fakultä- ten bleiben in Landeshand und beru- fen weiterhin die Ordinarien. Rhön muss also damit leben, dass akademi- sche Gremien die Chefärzte und so- mit die Führungskräfte der Kliniken aussuchen. Managementqualitäten könnten bei deren Auswahl aber nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Dennoch spricht vieles dafür, dass das „Experiment Marburg/Gießen“

gelingt. Denn der erste Private, der ein Universitätsklinikum übernimmt, wird sich besonders bemühen, weit verbreiteten Vorurteilen nicht zu ent- sprechen. Jens Flintrop

Universitätsklinikum Gießen/Marburg

Zuschlag für Rhön

D

ie Wahrheit ist eine Tugend – doch manchmal sollte man damit nicht zu verschwenderisch umgehen, will man der eigenen Sache nicht ei- nen Bärendienst erweisen. Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und Deutscher Pflegerat (DPR) hatten am 15. Dezember zu einem Presse- gespräch über die mit den Kran- kenkassen noch ungeklärte Ausbil- dungsfinanzierung für nichtärztli- che Berufe an Krankenhäusern ge- laden. Von zu erwartendem Pflege- notstand und Blockadehaltung der Krankenkassen war in der Einla- dung die Rede. Der versammel- ten Presse erklärte DKG-Hauptge- schäftsführer Jörg Robbers offen- herzig, die Veranstaltung diene nicht zuletzt dem Zweck, den Druck auf das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zu erhöhen, damit dieses auf

dem Wege der Ersatzvornahme die strittige Angelegenheit regelt. Nun kann es ja durchaus einen Vorteil be- deuten, wenn man sich der Presse für taktische Spielchen bedient – doch sollte man dies den Betroffe- nen nicht unter die Nase halten, sonst reagieren diese verschnupft, und die gewünschte Wirkung tritt nicht ein.

Doch zur Sache selbst: Durch die Einführung der Fallpauschalen an Krankenhäusern war eine gesonder- te Finanzierung der Ausbildungs- stätten erforderlich geworden. Nach dem Krankenhausfinanzierungsge- setz sollten sich die Selbstverwal- tungspartner möglichst auf Bundes- ebene auf pauschale Finanzierungs- beträge je Ausbildungsplatz für die einzelnen Berufe einigen. Dies ge- lang nicht, weil die Verhandlungs-

partner unterschiedliche Vorstellun- gen über die Ermittlung dieser Richt- werte hatten. DKG/DPR strebten auf der Grundlage der Kosten einer Musterschule eine normative Ver- einbarung an, die Krankenkassen wollten pauschal über Gesamtko- sten verhandeln und wiesen darauf hin, dass es anderenfalls zu bei- tragssatzrelevanten Mehrbelastun- gen kommen würde.

Dies mag einer der Gründe da- für sein, dass das BMG von der ge- forderten Ersatzvornahme vorerst nichts wissen will: Das Scheitern der Verhandlungen sei bedauerlich, ein Notstand sei allerdings nicht zu befürchten, da ohne Richtwer- te die Ausbildungsbudgets wie bis- her krankenhausindividuell mit den Krankenkassen vereinbart werden

könnten. Thomas Gerst

Ausbildungsfinanzierung an Krankenhäusern

Spiel über (Presse-)Bande

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