Weltweit stehen Durch- fallerkrankungen an erster Stelle der Infektionskrank- heiten. Zusätzlich zur oralen Rehydratation sichern Anti- diarrhoika, die der gestör- ten intestinalen Sekretion entgegenwirken und die Darmtätigkeit normalisieren, den raschen Therapieerfolg.
Zahlreiche klinische Studien und eine langjährige Anwen-
dungserfahrung dokumentie- ren, daß Präparate mit dem natürlichen Wirkstoff Tannin ausgezeichnete Heilerfolge erzielen.
Tannin (Acidum tanni- cum) ist ein natürlicher Wirk- stoff, der aus Pflanzengallen gewonnen wird. Gallen sind Wachstumsreaktionen von Pflanzen auf artfremde Orga- nismen.
Die bekanntesten Formen werden durch Insekten verur- sacht. Diese legen ihre Eier vornehmlich an den Knospen oder jungen Trieben der Pflanze ab. Die Larven beein- flussen dann den Stoffwech- selprozeß der Pflanze, wo-
durch das Pflanzengewebe wächst.
Heute sind mehr als 15 000 verschiedene Arten von Gallen bekannt. Zur Herstellung moderner Anti- diarrhoika werden die chine- sischen oder japanischen Gal- len (Gallae chinenses et ja- panonica) des Essigbaums (Rhus chinensis/Gallensu- mach) verwendet. Sie entste-
hen an den Zweigspitzen und Blattstielen und werden durch die Blattlaus (Melaphis chinensis) verursacht. Auf- grund ihres sehr hohen Tan- ningehalts von 75 bis 80 Pro- zent werden diese Gallen zur Herstellung moderner Anti- diarrhoika verwendet.
Keine Resorption toxischer Stoffe Das jahrtausendealte Wirk- prinzip der Gallen wurde in dem Präparat Tannacomp® (Knoll) durch die fixe Kom- bination Tanninalbuminat/
Ethacridinlactat optimiert.
Tannin verdichtet die kolloi-
dale Struktur der inflam- matorisch veränderten Mu- kosa-Oberfläche durch Aus- flockung beziehungsweise Gelierung der gelösten Ei- weißkörper. Außerdem ver- schließt es die Kapillaren und hemmt so die Resorption to- xischer Stoffe.
Ethacridinlactat verlang- samt die Darmpassage und fördert die Rückresorption von Wasser. Es wirkt zudem
antibakteriell auf die für Diarrhö relevanten Erreger, ohne die physiologische Darmflora zu zerstören. Sei- ne spasmolytische Wirkung auf die intestinale Musku- latur begünstigt zusätzlich den Therapieerfolg. Aufgrund der guten Wirksamkeit und der ausgezeichneten Verträg- lichkeit eignet sich die fixe Kombination auch für Kinder und Risikopatienten. EB
A-164 (52) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 4, 23. Januar 1998
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Tannin
Vom Gallapfel zum Antidiarrhoikum
Aufgrund ihres hohen Tanningehaltes wer- den die Zweigspitzen des Essigbaumes zur Herstellung von An- tidiarrhoika verwen- det. Foto: Knoll GmbH
Auch gut auf L-Dopa ein- gestellte, „stabile“ Parkin- son-Patienten sind häufig in ihrer Lebensqualität durch Schwankungen ihrer motori- schen Leistungsfähigkeit ein- geschränkt. Von diesen ge- ringgradigen und intermittie- renden Störungen erfährt der behandelnde Arzt häufig nur durch Nachfragen, und sie werden durch die etablierten Meßinstrumente nicht erfaßt.
„Jetzt wurde dieses Problem zum ersten Mal unter kon- trollierten Bedingungen un- tersucht“, berichtete Prof.
Wolfgang Oertel (Marburg) bei einem Symposium anläß- lich der 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in Dresden.
Dabei kam heraus, daß Parkinson-Patienten bereits im frühen Stadium durch eine Kombination von L-Dopa mit dem COMT-Hemmer Tolcapon (Tasmar®, Hoff- mann-La Roche) profitieren.
Tolcapon ist ein selektiver Hemmstoff der Catechol-O- Methyltransferase, einem Enzym, das unter anderem in den Abbau von Dopamin und Levodopa involviert ist. Bei Kombination mit L-Dopa verbessert der COMT-Hem- mer dosisabhängig die Bio- verfügbarkeit der Dopamin- vorstufe. Dadurch kommt es zu einer gleichmäßigeren L- Dopa-Zufuhr ins Gehirn und
längeren Aufrechterhaltung von therapeutisch relevanten Wirkspiegeln.
In einer US-amerikani- schen Multizenterstudie nah- men 298 Parkinson-Patienten randomisiert doppelblind zu ihrer L-Dopa-Medikation entweder Tolcapon in Dosie- rungen von täglich dreimal 100 mg beziehungsweise drei- mal 200 mg oder Plazebo ein.
Voraussetzung war, daß noch keine End-of-dose-Akinesen, keine unvorhersehbaren Off- Perioden und keine bipha- sischen Dyskinesien aufgetre- ten waren. Nach sechs Mo- naten konnte unter beiden Verum-Dosierungen eine sta- tistisch signifikante Verbesse- rung der Aktivitäten des täg- lichen Lebens (ADL-Scores) im Vergleich zu Plazebo do- kumentiert werden.
L-Dopa-Dosis gesenkt
In beiden Tolcapon-Grup- pen hatte man darüber hinaus die L-Dopa-Dosen senken können, während unter Pla- zebo aufgrund der Progre- dienz der Parkinson-Sympto- matik eine Erhöhung notwen- dig geworden war. Dieser Unterschied zwischen den Be- handlungskollektiven blieb über den zwölfmonatigen Beobachtungszeitraum erhal- ten. Gabriele Blaeser-Kiel