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ir sind das Riff“ und„Vetter Schildkröte“
heißen seine Skulptu- ren. Bill Grace, 1953 in Barba- dos geboren, ist Fotograf, De- signer, Architekt, Maler und Bildhauer. Ausstellungen sei- ner Werke sind weltweit zu sehen. Seine Lieblingsmotive, die Schildkröten, wurden schon von Dame Nita Barrow bewundert, der früheren Ge- neralgouverneurin der Insel, die bei ihm Malunterricht hatte. Mittelpunkt seines lichtdurchfluteten, mit eige- nen Kunstwerken reich deko- rierten Atelierhauses im blühenden Garten ist der Brennofen für die Plastiken, in dem gerade runde, bis 75 cm Durchmesser große, von indischer Mystik inspirierte
„Mandalas“ gebrannt wer- den, während wir beim Five o’Clock Tea sitzen. „In mei- nen Kunstwerken greife ich expressionistische und im- pressionistische Ausdrucks- formen auf, aber auch Ele- mente zeitgenössischer Volks- kunst, primitiver Kunst, myti- sche Elemente vergangener Kulturen. Über allem steht meine Liebe zu ausdrucksvol- len Formen und Farben.“ Ein Beispiel dafür kann jeder bewundern: das 80 x 220 cm große Glasfenster „Alle Far- ben in Gottes Garten“ in der St. James Parish Church.
Wer nach Barbados fliegt, kann neben karibischen Sandstränden im Westen oder wilden Felsstränden im Osten (Atlantikküste!) mit starker Brandung, vielen Wasser- und Landsportmöglichkeiten und attraktiven Unterhaltungs- möglichkeiten auch die reiche Kunstszene in stilvoller Um- gebung genießen, auf Ausflü- gen durch Zuckerrohrfelder (mit Stopp auf einer Zucker- rohrplantage und Stärkung durch einem Schluck Rum) und bizarre Höhlen streifen und auf den Spuren verschie- dener Kulturen wandeln, denn sogar von den Arawak- Indianern ist in Form von Überresten kleiner Dörfer noch etwas übrig geblieben.
In vielen Bereichen geht es genauso britisch zu wie im Mutterland des zum Com-
monwealth gehörenden Ei- lands: Linksverkehr, Cricket, gut be„hütete“ Damen bei offiziellen Veranstaltungen, historisches Parlamentsge- bäude, Gerichtsbarkeit mit Perücken tragenden Richtern in der Hauptstadt Bridge- town. Hier gibt es einen ge- schäftigen Hafen, Kunstgale- rien und Museen, lebhafte Straßenzüge mit Einkaufspa- radiesen, aber auch kleine Gassen mit den berühmten Chattelhouses, farbigen Holz- häuschen auf Steinen, das
„bewegliche Eigentum“ der früheren Sklaven.
Die „Bajans“ genannten Einwohner sind freundlich und den Besuchern aus aller Welt gegenüber aufgeschlos- sen. Sie beherrschen das bunte Straßenbild, aber hier
wie auf den zahl- reichen Märkten sind noch andere Zeitgenossen an- zutreffen, die mit filzigen „Pelz- mützen“ auffal- len: Rastafarians mit überdimen- sionaler Haar-
pracht, die sich als Künstler und Marktverkäufer ihr Brot verdienen und stolz verkün- den, das gesellschaftlich doch recht steif-englische Leben der Vergangenheit mit frischer Brise versehen zu haben durch freche Pro- testlieder im Calypso-Stil – auch als Prellbock gegen den überall gegenwärtigen Ein- fluss des großen Bruders USA. Bei den „Rasta“ tole- riert die wachsame Polizei
den Marihuana-Genuss. Als Tourist sollte man da jedoch nicht das geringste Risiko eingehen.
Zu den Höhepunkten ei- nes Barbados-Aufenthaltes gehört die Teilnahme an ei- ner der vielen übers Jahr stattfindenden Veranstaltun- gen: Barbados Jazz Festival, Dance Festival, Windsurfing World Cup, Steel Band Wett- bewerbe, Holder’s Opera Season mit Oper, Konzerten und Theater, Oistins Fish Festival mit Angeln, Boots- rennen, eine Ausstellung der Küstenwache, Stände mit kulinarischen Leckerbissen, Kunsthandwerk, Tanz- und Gesangsdarbietungen und Straßenrennen, Carlisle Bay Water Festival, Congaline Street Festival mit leb- haftem Markt, Kleinkünstlern und Handwer- kern, Holetown Festival zur Erin- nerung an die Ankunft der er- sten Siedler auf Barbados mit Konzerten in der historischen Pa- rish Church, Gos- pelfest mit christ- lichen Gesangs- gruppen aus der ganzen Welt, NIFCA (National Indepen- dence Festival of Creative Arts), bei dem alle Bajans aufgerufen sind, ihre künstle- rischen Talente unter Beweis zu stellen, wobei die besten Arbeiten aus den Bereichen Musik, Tanz, Gesang, Foto- grafie, Malerei, Theater, Lite- ratur und Poesie bei der großen Abschluss-Gala am Unabhängigkeitstag, dem 29.
November jeden Jahres, preis- gekrönt werden. Höhepunkt der alljährlichen Veranstal- tungen ist jedoch das Crop Over Festival im Sommer mit Wahl des Calypsokönigs, das einem Karneval ähnelt und das Ende der Zuckerrohrern- te markiert. Neu und beson- ders erwähnenswert ist das Barbados National Trust Open House Programme.
Barbara Schumacher V A R I A
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A2878 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 4325. Oktober 2002
Bottom Bay, weiße feinsandige Bucht an der Südostküste von Barbados Fotos: Staatliches Fremdenverkehrsamt Barbados
Mit farbenprächtigen Kostümen feiern die
„Bajans“ im Sommer das
„Crop Over Festival“, ein traditionelles Erntedank- und Karnevalsfest.
Reise-Tipps:Barbados ist ganzjähriges Reiseziel. Die Verhältnisse sind stabil, die Bewohner blicken auf eine über 350-jährige parlamentarische Demokratie zurück.
Die Übernachtungsmöglichkeiten sind vielfältig: Vom preiswerten Appartement bis zum Luxushotel ist alles zu haben. Auch für kulinarische Genüsse ist gesorgt:
ob Pizza-Bude oder Gourmet-Tempel, man hat die Qual der Wahl. Zahlreiche Rei- severanstalter haben Barbados im Programm. Auskünfte über Verkehrsverbin- dungen, Land und Leute und über die Termine der genannten Veranstaltungen sind erhältlich bei: Staatliches Fremdenverkehrsamt Barbados, Neue Mainzer Straße 22, 60311 Frankfurt/Main, Telefon: 0 69/24 26 96 30, Fax: 0 69/23 00 77.
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