• Keine Ergebnisse gefunden

223 Podiumsdiskussion Gesundheitspolitik

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "223 Podiumsdiskussion Gesundheitspolitik"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Podiumsdiskussion

Die Diskussions- und Vortragsreihe

„Der Mensch in der modernen Medi- zin“ – eine erneute Kooperationsver- anstaltung der Sächsischen Landes- ärztekammer mit dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden und dem Bildungswerk Weiterdenken in der Heinrich-Böll-Stiftung – wurde am 28. 3. 2007 mit einer Podiumsdiskus- sion zur Thematik „Hoffnung auf Heilung. Möglichkeiten und Grenzen der Stammzellforschung am Beispiel Parkinson“ abgeschlossen.

An den sehr interessanten Diskussi- onen nahmen teil:

Herr Prof. Dr. med. habil. Jörg-Diet- rich Hoppe, Präsident der Bundesärz- tekammer, Herr Prof. Dr. med. habil.

Heinz Reichmann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universi- tätsklinikum Carl Gustav Carus, Dres- den, Frau Dr. phil. Katrin Bentele, Sozialethikerin, Katholisch-Theologi- sches Seminar, Ethik/Sozialethik, Uni- versität Tübingen, Herr Prof. Dr. Hel- mut Dubiel, Institut für Soziologie, Justus-Liebig-Universität, Gießen, und Professor Dr. med. habil. Jan Schulze, Präsident der Sächsischen Ärztekammer.

Das Parkinsonsyndrom nimmt mit zunehmendem Alter in seiner Präva- lenz zu. Etwa 2000 von 100.000 Bürger über dem 80. Lebensjahr leiden an Parkinson. 200.000 bis 300.000 Menschen in Deutschland sind betroffen, rund 15.000 erkran- ken jährlich neu, 10 Prozent von ihnen sind unter 40 Jahre alt.

Die Diagnostik des idiopathischen Parkinsonsyndroms beruht auf einer sorgfältigen klinischen Untersuchung mit dem Nachweis von Bradykinese, Tremor, Rigor, posturale Instabilität und Hyposmie. Dazukommen Störun- gen des Farb-/Kontrastsehens, eine Schriftbildveränderung mit kleiner krakeliger, schräggestellter Schrift, Obstipation, Spannungskopfschmerz und Störungen der Feinmotorik.

Neuroanatomische Arbeiten beschrei- ben Lewy- Körperschäden und alpha- Synuclein-Änderungen im Bulbus olfactorius sowie in der Medulla oblongata. Erst danach, in einem dritten Stadium, finden sich diese Veränderungen auch in der Substan- tia nigra.

„Es muss klar sein, dass wir unseren Patienten bis auf Weiteres eine sym- ptomatische und keine kausalen Therapie anbieten können“, so die Beurteilung der therapeutischen Maßnahmen durch Herrn Prof. Dr.

Reichmann. Die Ziele der Parkinson- therapie bestehen in der Wiederher- stellung der Selbstständigkeit des Erkrankten und in der Erhaltung einer guten Funktion bezüglich der Aktivitäten des täglichen Lebens.

Nach den Erfahrungen von Herrn Prof. Dr. Reichmann kommen Thera- pieformen wie die Dopamin-Agonis- ten-Hochdosistherapie, die Amanta- din-Applikation sowie die tiefe Hirn- stimulation bei Patienten mit Dyski- nesien zur Anwendung.

Die tiefe Hirnstimulation im Nucleus subthalamicus wird derzeit in Deutsch- land bei Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom, essentiellem oder zerebellärem Tremor und bei der Dys- tonie durchgeführt. Die therapeuti- schen Erwartungen der Parkinsonkran- ken müssen realistisch vorgebahnt werden. Dabei ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass nach Operation zum Teil depressive Verstimmung auftreten kann und das Risiko einer intrazerebralen Blutung besteht.

Die Applikation von mesenchymalen dopaminergen Nervenzellen von abgetrieben Embryonen hat sich nicht durchgesetzt. Für die Stamm- zellentherapie ist es nach Einschät- zung von Herrn Professor Dr. Reich- mann noch zu früh. Es gibt zwar deutliche Fortschritte bezüglich der Transformationen von Stammzellen in dopaminerge Nervenzellen. Trotz dessen ist aufgrund der zum Teil

nicht 100-prozentigen Konversion durch die Implantation von Stamm- zellen in Versuchstiere die Rate der Teratom-Entstehung so hoch gewe- sen, dass zumindest der Einsatz von embryonalen Stammzellen zurzeit nicht propagiert werden kann. Aus- sage von Herrn Prof. Dr. Reichmann:

„abzulehnen, ist aus meiner Sicht die Transplantation embryonalen dopa- minerger Neurone. Für die Anwen- dung embryonalen Stammzellen besteht zur Zeit noch keine ausrei- chende wissenschaftliche Evidenz.

Neben der kritischen bioethischen Bewertung dieses Verfahrens muss man wohl nach wie vor festhalten, das Stammzellen, die nicht nur zu Nervenzellen, sondern auch speziell zu dopaminergen Neuronen umge- wandelt werden müssen, sich zum Teil in Stammzellen zurückbilden, die dann wiederum anderes Gewebe entstehen lassen“.

Stellungnahme von Herrn Prof. Dr.

Hoppe: „Der Deutsche Ärztetag lehnte eine Öffnung des Embryo- nenschutzgesetzes ab, um eine Her- stellung und Verwendung humaner embryonaler Stammzellen auch in Deutschland zu ermöglichen“.

Stammzellen sind menschliche Zellen, die noch alle Möglichkeiten der menschlichen differenzierten Ent- wicklung haben. Das Züchten von Stammzellen, das heißt, das Herstel- len von Embryonen zu Forschungs- zwecken ist in der Bundesrepublik Deutschland noch verboten.

Die Forschung an adulten Stammzel- len ist ethisch unproblematisch und medizinisch viel sinnvoller.

Prof. Dr. med. habil. Winfried Klug

Gesundheitspolitik

Ärzteblatt Sachsen 5 / 2007 223

anzeige_aerzteblatt.indd 1 18.04.2007 16:41:27

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Eine im Auf- trag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) erarbeitete, noch nicht veröffentlichte Studie 1 bestätigt dies.. Wichtige Ursachen für In- effizienzen sind etwa die

„Dazu ha- ben wir den Impfstoff gentechnisch so verändert, dass er sich vor dem Immun- system nicht mehr verstecken kann, sondern es optimal stimuliert.“ Im Tier- versuch hat sich

Sobald wir über ein Sinnesorgan (z. Auge, Haut, Ohr) einen Reiz (z. Lichtsignal, Wärmereiz, Knall) aufgenommen haben, wird der Reiz nicht weitergeleitet, sondern noch im Sinnesorgan

Ferner sei es entscheidend, dass auch kleinere Praxen stets eine Checkliste führen würden, auf der Ansprechpartner aus der IT und Handlungsschritte notiert seien, um beim

Vielen Dank für den hervorragenden Artikel über Coronavirus und Influenza von Professor Stich und

Neben der kritischen bioethischen Bewertung dieses Verfahrens muss man wohl nach wie vor festhalten, dass Stammzellen, die nicht nur zu Nervenzellen, sondern auch ganz

Wenn die Daten quantitativ sind, lässt sich sinnvoller Weise der Mittelwert des größten und des kleinsten in Frage kommenden Wertes als Median verwenden.. Für qualitative Daten

Die Frauen treffen sich einmal im Monat, um sich auszutauschen und ihre mittlerweile sehr engen Freundschaften zu pflegen.. Gerät ein Mitglied in eine Notlage, so