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Umgang mit konfliktreichen diskussionen

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Academic year: 2022

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Umgang mit konfliktreichen diskussionen

Rassismus und Antisemitismus sind weit verbreitete Einstellungen. Oft werden in Diskussionen rassistische und antisemitische Argumentations- weisen benutzt, die den SprecherInnen selbst gar nicht als solche be- wusst sind. „Ein Mensch ist ein Mensch“ enthält zahlreiche Anregungen zum Austausch und zur Diskussion. Es ist damit zu rechnen, dass auch im Zuge dieser Gespräche rassistische und antisemitische Einstellungen geäußert werden.

Hier einige Tipps:

Allgemein:

• Gemeinsam Gesprächsregeln vereinbaren (z.B: ausreden lassen, nicht dazwischen rufen, niemanden auslachen...)

• Nicht moralisieren. Menschen reagieren sehr sensibel auf moralische Verbote („So was sagt man nicht!“). Begründete Standpunkte und sachli- che Argumentation sind überzeugender.

Was tun, wenn...

… Schimpfworte, abwertende und beleidigende Begriffe verwendet wer- den?

Oft sind solche Äußerungen verbunden mit Erklärungen, dass es „eigent- lich“ nicht abwertend gemeint ist, dieses Wort nicht immer als abwertend galt, oder mit dem Verweis, dass man es mit der politischen Korrektheit auch übertreiben kann.

• Sie können sich z.B. unter http://www.zara.or.at/materialien/gleiche- chancen/elearning/hb informieren, warum ein Ausdruck beleidigend oder diskriminierend ist (entweder im Vorfeld oder gemeinsam mit den SchülerInnen recherchieren).

• Eine klare Botschaft senden: „Dieses Wort hat hier keinen Platz, weil...“

• „Miniaufstellung“: TeilnehmerInnen werden gebeten, sich entspre- chend ihrer Zustimmung oder Ablehnung eines Begriffes aufzustellen und zu erklären, warum sie stehen, wo sie stehen. Die TeilnehmerInnen diskutieren in diesen Positionen miteinander und können Positionen auch wechseln, wenn sie ihre Meinung ändern.

• Nachfragen: „Was willst du/wollen Sie eigentlich ausdrücken, wenn Sie Menschen so bezeichnen?“

• Die anderen um ihre Meinungen fragen: „Was sagen die anderen zum Thema?“, „Weiß jemand, was das Wort bedeutet?“

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… Vorurteile („Die Ausländer sind“, „alle Juden sind“, …) geäußert wer- den?

• Menschen, die Parolen von sich geben, sind nur selten an einem wirkli- chen Gespräch interessiert und mit logischen Argumenten kaum zu über- zeugen. Dennoch sollen diese Argumente vorgebracht werden, denn:

Viel wichtiger sind die Unentschlossenen, Menschen, die nur zuhören und sich vielleicht noch keine feste Meinung gebildet haben.

• Mit sachlichen Argumenten und Fakten können Vorurteile zunächst nicht entkräftet werden. Besser ist es, nachzufragen, wer denn eigentlich mit dieser Bezeichnung genau gemeint ist. Das stellt die Richtigkeit die- ser Behauptung grundsätzlich in Frage.

• Das Vorurteil bzw. die Verallgemeinerung klar als solche benennen.

• Klar stellen, dass Sie diese Meinung nicht teilen. Das relativiert das Gesagte.

• Gegenmeinungen aus der Gruppe erfragen.

• Die verallgemeinernde Wertung in der Aussage hinterfragen, z.B: „Wie viele Personen, die dieser Gruppe angehören, kennen Sie persönlich?“).

• Klar machen, dass es sich dabei um eine Meinung, nicht um eine Tatsa- che handelt.

... mit Pseudofakten argumentiert wird?

Oft werden Vorurteile in die Schilderung angeblicher Fakten verpackt.

Meist wird dabei auf Zeitungsberichte, Nachrichten, Statistiken, Erlebnis- berichte anderer oder Selbsterlebtes zurückgegriffen.

• Solche „Fakten“ können meist nur mit Spezialwissen und Gegenfakten widerlegt werden. Es ist aber möglich nachzufragen, woher die Person diese Informationen genau hat. Da es sich meist nur um Behauptungen handelt, lohnt es sich, lange nachzuhaken.

• Auch können bestimmte Quellen hinterfragt werden.

• Solche Behauptungen können gut durch das Aufstellen von Gegenbe- hauptungen relativiert werden, z.B: „Ich habe das genaue Gegenteil ge- hört“; „Meine Zahlen belegen das genaue Gegenteil“; „Nicht alles, was im Fernsehen oder in Zeitungen gebracht wird, entspricht der Wahrheit.

Solche Aussagen sind meist in irgendeiner Form politisch gefärbt.“

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... mit Witzen und Scherzchen „gearbeitet“ wird?

Hier ist es oft besonders schwierig, für sich selbst zu definieren, was zu weit geht. Außerdem schaffen solche Witze Druck auf alle Anwesenden darauf zu reagieren. Ein Nicht-Reagieren oder eine Sanktion wird oft als Humorlosigkeit umgedeutet.

• Eine Möglichkeit ist, nicht in der gewünschten Form (= Lachen) zu re- agieren („Wenn das ein Witz gewesen sein soll, war er aber nicht lustig“), oder den Witz sogar zu ignorieren.

• Distanzieren Sie sich klar. Machen Sie klar, dass Sie solche Äußerungen für unangebracht halten und dass der Witz rassistisch, sexistisch oder diskriminierend ist.

… der Holocaust relativiert wird (z.B. „Am Nationalsozialismus war nicht alles schlecht...“)?

• Manchmal ist es notwendig, „Stopp“ zu sagen, um dem Gegenüber erst gar keine Bühne für die Verbreitung seiner Meinung zu geben. Wenn jemand zum Beispiel behauptet, Auschwitz sei eine Lüge und die Ver- nichtung der Juden hätte es nicht gegeben, ist es ratsam, das Gespräch abzubrechen. In diesem Fall ist auch der Hinweis wichtig, dass es strafbar ist, den Holocaust zu leugnen. Wichtig dabei ist auch darauf einzugehen, warum es in Österreich aufgrund des Nationalsozialismus einen Paragra- fen gibt, der Wiederbetätigung unter Strafe stellt (siehe „Was ist verbo- ten?“ in „Ein Mensch ist ein Mensch“).

• Besonders im Hinblick auf die „schweigenden Zuhörenden“, die zwar nicht aktiv argumentieren, aber vielleicht genau zuhören um sich eine Meinung zu bilden, ist es sehr wichtig, hier eine klare Botschaft zu sen- den.

• Eine sehr hilfreiche Grundlage, um sich für solche und ähnliche Äuße- rungen zu „rüsten“, bietet die Publikation „Handbuch gegen Vorurteile.

Von Auschwitzlüge bis Zuwanderungstsunami“ von Nina Horaczek und Sebastian Wiese. Wien, Czernin Verlag, 2011.

Auf Grundlage von:

Leitfaden zum Umgang mit rassistischen, sexistischen Äußerungen. Jasmine Böhm. Eine Kooperation von VÖGB – Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung und ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus- Arbeit. Wien, 2006

„Da mach ich nicht mit!“ Argumente gegen „rechte“ Sprüche. Hg. vom Verein Land der Menschen OÖ. Linz, 2009.

Dietmar Molthagen, Andreas Klärner, Lorenz Korgel, Bettina Pauli, Martin Ziegenhagen Lern- und Arbeitsbuch »Gegen Rechtsextremismus« Handeln für Demokratie

Copyright © 2008 by Verlag J. H.W. Dietz Nachf. GmbH, Bonn

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