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Bioenergie –Detektor spürt aggressive Alkalien auf

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Academic year: 2022

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B e r i c h t

1 Jürg Wellstein

Das Prinzip der Oberflächen-Ioni- sation zur Erfassung flüchtiger Al- kalien ist bereits seit den 1980er- Jahren bekannt, es wurde auch ein entsprechendes Messgerät entwi- ckelt. Das Funktionsprinzip nutzt die Ionisationstheorie: Die Alkali- en werden an einem 1200 °C heis- sen Platin-Filament geschmolzen, atomisiert und ionisiert. Danach werden die Ionen durch ein elektri- sches Feld in Richtung des Kollek- tors beschleunigt, wobei ein Aus- gleichsstrom erzeugt wird, der das eigentliche Messsignal bildet.

Mitten im Gasstrom

Die Notwendigkeit einer eigenen Entwicklung eines kompakten De-

Bioenergie –

Detektor spürt aggressive Alkalien auf

Die Nutzung von Biogas für die Energieerzeu- gung wird durch Alkalien im Gasstrom behin- dert. Zur präzisen Messung dieser Bestandteile des Gasflusses wird am Paul Scherrer Institut (PSI) ein Oberflächen-Ionisationsdetektor ent- wickelt. Das kompakte Gerät ermöglicht, diese für Anlagenkomponenten aggressiven Stoffe sofort zu erkennen und Massnahmen zu deren Reduktion einzuleiten.

Bei der energetischen Nutzung von Biomasse sind zwei Alkali-Elemente von besonderer Bedeutung: Natrium und Kalium. Diese bei- den Alkalien treten während des Vergasungs- prozesses in hohem Mass in die Gasphase über und bewirken in den nachfolgenden An- lagenteilen korrosive Effekte und uner- wünschte Ablagerungen. Diese negativen Aus- wirkungen behindern den Einsatz von Biogas in Brennstoffzellen und Gasturbinen oder ver- kürzen die Standzeiten von Feuerungsanla- gen. Im Hinblick auf optimierte Stoffflüsse ge- hen die Forscher am Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen den verfahrenstechnischen Ursachen von solchen Phänomenen nach und suchen nach Lösungen und Alternativen.

Das Prinzip ist bekannt – das Gerät in Entwicklung

Für Prof. Dr. Christian Ludwig, Bereich Bio- energie und Katalyse, Leiter der Gruppe Che- mische Prozesse und Materialien, sind Alkali- en bereits seit Langem ein Thema: «Schon vor einigen Jahren haben wir damit begonnen, die für eine weitere Nutzung von trockener und nasser Biomasse, also Holz, Gülle, Mist usw., wichtige Verminderung der Natrium- und Ka- lium-Anteile zu verfolgen und die Emissionen messtechnisch zu erfassen. Wir wollten die Ausbreitungsmuster während des Vergasungs- vorgangs kennenlernen. Dazu wurde eine Kombination eines thermogravimetrischen Analysegeräts mit einem Oberflächen-Ionisa- tionsdetektor erfolgreich eingesetzt.»

tektors mit möglichst breitem An- wendungs- und Messspektrum wur- de rasch erkannt. Deshalb wollte man am PSI statt der rechtwinkli- gen Gasanströmung ein paralleles Strömungskonzept erarbeiten. Zu- sätzlich musste die Sensitivität ge- steigert werden, um auch bei kleins- ten Alkali-Konzentrationen rasch brauchbare Messresultate zu erhal- ten. Die Forderung nach einem kompakten Geräteaufbau stammt von den oft engen Platzverhältnis- sen in Biomasseverwertungsanla- gen und dem Wunsch nach mög- lichst kurzer Transportleitung für den zu messenden Gasstrom.

Aufgrund der bei 250–380 °C erfol- genden Russ- und Teerablagerun-

Marco Wellinger befasst sich mit der entwicklung des Oberflächen-ionisationsdetektors im rahmen seiner Doktorarbeit am PSi.

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gen musste auch eine Reinigungs- einrichtung gewählt werden. We- sentlicher Bestandteil dieser Aufgabe ist heute eine Begleitheizung. Mit der Entwicklung dieser neuen Ver- sion, die vom Bundesamt für Ener- gie (BFE) unterstützt wurde, konn- te der Doktorand Marco Wellinger betraut werden. «Als Umweltna- turwissenschafter ETH mit Schwer- punkt Chemie habe ich mich inten- siv mit der Analysetechnik befasst und kann nun hier für meine Dok- torarbeit ein wichtiges Gerät für die Biomasseverwertung entwi- ckeln. In Sekunden sollen damit die Alkali-Emissionen abgebildet wer- den, so dass man Massnahmen zur Steuerung des Prozesses ergreifen kann.»

wendet für diesen Zweck einen Papier- und einen Granulatfilter.

Im 2009 konnte die grundsätzliche Funktions- tüchtigkeit des neuen Detektors in zahlrei- chen Messreihen im Labor und mit realen Ga- sen bestätigt werden. Inzwischen arbeitet Marco Wellinger an weiteren Optimierungen im Bereich der elektrostatischen Abschir- mung des Detektors und der Verwendung ei- nes Verdünnungsaufbaus von stark mit Teer und Partikeln beladenen Prozessgasen. Wich- tig ist auch die Kalibrierung des Detektors, bei welcher mehrere Punkte bestimmt werden müssen, also eine Korrelationsgerade definiert werden kann.

Alkalien werden sofort erkannt

Es folgten weitere Tests an einem Holzverga- ser und einem Mini-Vergasungsreaktor. «Wir wollen mit diesem Oberflächen-Ionisations- detektor dazu beitragen, die bei Vergasung und Verbrennung von Biomasse in die Gas- phase übergehenden Alkalien Natrium und Kalium über den gesamten Prozess exakt ab- zubilden», sagt Marco Wellinger. «Nur damit lassen sich auch wirksame Massnahmen gegen Korrosions- und Verkrustungseffekte in sol- chen Anlagen entwickeln.»

Autor Jürg Wellstein Fachjournalist SFJ

Wollbacherstrasse 48, ch-4058 Basel tel. +41 (0)61 603 24 87, Fax -86 wellstein.basel@bluewin.ch Tests und Feldversuche erfolgreich

abgeschlossen

Nach den Funktionstests folgten Labormessungen mit realen Gasen und auch ein Einsatz im Holzkraft- werk Kleindöttingen, wo Erfahrun- gen zur Umsetzung von Feldmes- sungen gesammelt werden konn- ten. Um die Messungen zu automatisieren und damit für Lang- zeittests im Feld vorzubereiten, wurde auch ein neues Regelkon- zept erstellt. Dabei werden zwei Massenflussregler (MFR) einge- setzt, um das Probengas zu verdün- nen. Beim MFR stromabwärts vom Detektor müssen Gasreinigungs- elemente vorgeschaltet werden, da- mit ein konstanter Gasstrom ge- währleistet werden kann. Man ver-

Kurze Verbindungsrohre zum Abgasstrom waren eine der wichtigsten Anforderungen für einen kom- pakten Aufbau des reaktors.

Kontakte

Bioenergie und Katalyse Paul Scherrer Institut (PSI) Christian Ludwig, Prof. Dr.

Marco Wellinger, Dipl. UMNW ETH Bioenergie und Katalyse

Paul Scherrer Institut (PSI) www.psi.ch

BFE-Energieforschung: Biomasse Sandra Hermle, Bereichsleiterin www.energieforschung.ch

Die Laboranlage am PSi ermöglicht die Vergasung realer Pellets zur erzeugung der beiden Alkalien Na- trium und Kalium. (Bild: PSI)

Referenzen

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