K. A. C. Crkswkll, f. S. A., Hon. A. R. I. B. A., Early
Muslim Architecture, Umayyads, Early 'Abbäsides &
Tülünides. Part One Umayyads A. D. 622—750.
With a Contribution on the Mosaics oj the Dome of the
Rock and of the Great Mosque at Damascus by Marguerite
van Berchem. Oxford. At the Clarendon Press:
MCMXXXII. Written under the Patronage of His
Majesty Fuad I, King of Egypt. (XXV, 414 S.,
81 Taf.) 2». £ 10.10.
Captain Creswell' s Buch ist ein Pracht werk und Stan¬
dardwerk allerersten Ranges. Es trägt die Widmung: To His
Majesty Fuad I, King of Egypt, whose enlightened encourage¬
ment has given a new life to the arts in Egypt and whose
generous support is assured for all intellectual and scientific
research. Der Dank der Wissenschaft aher Länder gebührt
daher nicht nur dem Verfasser für seine jahrelange, mühevolle
und entsagungsreiche Arbeit, sondern auch dem König von
Ägypten, der schon seit vielen Jahren Wissenschaft und
Volksbüdung in seinem Lande eifrig fördert und seinen vielen
Verdiensten durch die Unterstützung dieses monumentalen
Architekturwerkes ein neues, sehr großes Verdienst hinzu¬
gefügt hat.
Captain Creswell hatte, wie er in der Vorrede ausführt,
seit langer Zeit die Absicht, eine Geschichte der muslimischen
Architektur Ägyptens zu schreiben, da gerade dort eine so
vollständige und ununterbrochene Reihe großartiger Bau¬
denkmäler des Islams sich findet. Er sah aber bald ein, daß
die Entstehung und Geschichte dieser Denkmäler nur im
ZeltacbrUt d. D. U. O. Neue Folge Bd. Xm (Bd. 88) 85
Zusammenhange mit der Baugeschichte Syriens richtig ver¬
standen werden kann. Die letztere lernte er aus eigener An¬
schauung gründlich kennen, da er nach dem Weltkriege,
in dem er als Fliegeroffizier gedient hatte, zum „Inspector
of Monuments" für Syrien und Palästina ernannt wurde.
Im Jahre 1920 kam er nach Ägypten und begann seinen Plan
für eine "History of the Muslim Architecture of Egypt"
auszuarbeiten. Dabei erkannte er, daß er schon bei der
Beschreibung des ältesten, vollkommen erhaltenen musli¬
mischen Baudenkmals in Ägypten, der Moschee von Ibn
Xülün, überall auf die ältere muslimische Baukunst zurück¬
greifen mußte. So entschloß er sich, gewissermaßen als Ein¬
leitung zum Hauptwerke, sein Buch über die frühislamische
Architektur zu schreiben, von dem nun TeU I vorliegt, der
die Zeit der Omaijaden behandelt, und zwar in einer so aus¬
führhchen, gründlichen und umfassenden Weise, wie es bisher
noch nie geschehen ist. Als Mann der Praxis hat der Verfasser
ein scharfes Auge für alle technischen Einzelheiten, sowie
für Wahrscheinlichkeit und Genauigkeit der Angaben in
literarischen Quellen. Er bietet uns aber nicht nur vortreff¬
liche Beschreibungen der Denkmäler, von denen er die meisten
selbst besucht und untersucht hat, sondern er schildert auch
überall die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte. Und
ferner betrachtet er die Baugeschichte stets im Zusammen¬
hange mit der politischen Geschichte und der Kulturgeschichte.
Morgenländische und abendländische Quehen aus vielen
Jahrhunderten hat er dafür ausgeschöpft und mit verstän¬
diger Kritik benützt; jedem Denkmal ist eine erschöpfende,
chronologisch geordnete Bibliographie beigegeben. Durch die
Beiträge von Marguerite van Berchem, von F. Saxl und
A. Beer wird der Wert des Buches noch erhöht. Zu den
prächtigen 81 Tafeln am Ende kommen noch 491 Illustrationen
im Texte.
Im einzelnen enthält das Werk die folgenden Abschnitte.
Kap. I u. II sind überschrieben „Primitive Islam"; sie han¬
deln von den Anfängen muslimischer Bautätigkeit, vor allem
in Medina, Ba^ra und Kufa. In Kap. III folgen die Bauten
des Kalifen 'Abd al-Malik, unter denen natürlich der Felsen¬
dom in Jerusalem alles andere überragt. Kap. IV beschreibt
die Bauten des Kalifen al-Walid, insonderheit die große
Moschee von Damaskus. In Kap. V gibt Frl. Margueritb van
Bbbchem eine außerordentlich gründliche und aufschlu߬
reiche Untersuchung über die Mosaiken des Felsendoms und
der Moschee von Damaskus. Die Mosaiken des Felsendoms
waren ja teilweise schon früher bekannt; aber hier werden
sie auf 80 Folioseiten in größter Vollständigkeit beschrieben,
in ihren historischen Zusammenhängen neu geschildert und
auf 27 Tafeln dargestellt. Daß die Omaijadenmoschee in
Damaskus wundervolle Mosaiken enthielt, wußten wir aus
mittelalterlichen arabischen Schriftstellern, besonders aus
dem Werke von al-MuqaddasI. Aber das meiste von ihnen
schien im Laufe der Zeit verlorengegangen zu sein, bis im
Jahre 1928 E. de Lorey große Teile dieses Wandschmuckes
unter dem späteren Verputz der Arkadenwände des Moschee¬
hofes wieder freilegte. So erhalten wir nun die beste Illustra¬
tion zu dem, was uns die arabischen Texte berichten. Kap. VI
behandelt Qoser 'Amra, Hammäm is-Sarah und die Moschee
von Qoser il-Halläbät, von denen das erste sicher unter al-
Walid gebaut ist, während die anderen beiden vielleicht noch
aus seiner Regierungszeit, jedenfalls aber aus der Omaijaden-
zeit stammen; dazu kommen die Beiträge von F. Saxl über
den in Qoser 'Amra dargestellten Zodiakus und von A. Beer
über die astronomische Bedeutung dieses Zodiakus. Kap. VII
enthält einen wichtigen Exkurs über die Entwicklung des
Pendentifs. Kap. VIII ist den Bauten der Kalifen Sulaimän
und Hischäm gewidmet, besonders dem Minarett der Großen
Moschee in Qairawän und der Wüstenfestung Qasr il-Her
südlich von Rusäfa, die nicht mit dem auch von der American
Expedition 1900 besuchten Qasr il-Her zwiscben Palmyra
und il-Qaryeten zu verwechseln ist. Das letzte Kapitel
behandelt MSattä, Qasr it-Tübä und die Große Moschee von
Harrän in Nordmesopotamien, die alle aus der späteren
Omaijadenzeit zu datieren sind.
Über die baugeschichtlichen und kunstgeschichtlichen
«5»
Ausführungen und Ergebnisse wih ich, obwohl manche der
behandelten Denkmäler mir persönlich bekannt sind, kein
eigenes UrteU fähen, da mir die fachmännischen Kenntnisse
fehlen ; ich verweise auf die Besprechung eines Fachmannes,
der das Werk von Creswell aufs höchste anerkannt hat
(C. Watzinger in Orientalist. Lit.-Ztg., 1934, No. 10, Sp. 618
bis 623). Hier möchte ich nur einige Bemerkungen verschie¬
dener Art anknüpfen.
S. 7 und S. 40 sagt der Verf., daß Arabien zur Zeit
Muhammeds nichts gehabt habe, was den Namen Architektur
verdiene. Aber schon in Anm. 2 auf S. 7 teUt er den Hinweis
Herzfelds auf die Bauten in Südarabien mit. Diesen Hin¬
weis möchte ich auch besonders betonen. Uns sind aus Süd¬
arabien jetzt sehr viele große Bauten bekannt; wenn auch die
archäologische Untersuchung der Ruinen erst in ihren An¬
fängen steht, so kann man doch aus den heute vorhandenen
Gebäuden (vgl. die neuesten Abbildungen in Hadramaut by
D.VAN DER Meulen and H. von Wissmann) auf die Tradition
einer alten, hochentwickelten Baukunst schließen. Freilich
von dem Aussehen des Tempels in Teimä und der Kirche in
Nedschrän wissen wir recht wenig. Dagegen ist hier an die
Ruinen aus der Nabatäerzeit in Hegra zu erinnern. Aber
darin hat Creswell recht, wenn er sagt, daß die Nordaraber
bei ihrem Eintritt in die Kulturwelt fast nichts besaßen,
an das sie eine eigene höhere Baukunst anknüpfen konnten,
und daß die Bezeichnung „arabisch" nicht gebraucht werden
sollte, um die Baukunst des Islams zu bezeichnen. Die primi¬
tiven Gebetsplätze bzw. Moscheen in Medina, Basra und Kufa,
die in Kap. I und II beschrieben werden, haben auch noch
ihre Parallelen aus späteren Zeiten. In einer leider undatierten
arabischen Inschrift, die aber nach Analogie anderer In¬
schriften etwa aus dem 7. Jahrh. d. H. stammen wird und die
ich auf einem Lavastein in il-'Tsäwi südlich von der Ruhbe
fand, steht am Schlüsse »iX.>%wi „dies ist seine Moschee"
(Nr. 91 meiner Arabic Inscriptions, die in den Publ. of the
Princet. Univ. Archaeol. Exped. to Syria demnächst erscheinen
sollen). Diese Moschee wird nur ein durch Steine abgegrenzter
heiliger Raum (Temenos) gewesen sein wie die „Andachts¬
orte" (mäcit) in Kutscha; vgl. A. v. Le Coq, Volkskundliches
aus Ost-Turkistan, S. 1 u. Tafel I, 2. Solche Umzäunungen
sind auch die „village tombs" in Nordabessinien; vgl. meine
Publ. of the Princet. Exp. to Abyssinia, Bd. II, S. 261 u.
Fig. 16. Von derartigen ,,Temenos-Moscheen" berichtete mir
ferner Dr. H. Winkler aus Oberägypten.
S. 33 ist von dem Aufkommen der maqsüra die Rede.
Vielleicht hatte diese bereits eine Vorläuferin in der noina
des Nabatäerkönigs in Bosrä; vgl. meine Nabat. Inscr. Nr. 72
(S. 59) u. Lidzbarski, Ephemeris III, S. 293. Allerdings
wissen wir über diese riDino nichts Näheres.
Die Einführung des Minaretts wird auf S. 38 ff. behandelt;
dabei wird sein Zusammenhang mit den ,, Kirchtürmen"
Syriens nachgewiesen (vgl. auch S. 329). Das erinnert mich
an folgendes Erlebnis. Am 1. November 1904 stieg ich mit
unserem Karawanenführer Yüsif in-Naggär, einem Christen
aus Jerusalem, auf das Minarett der „'Omar-Moschee" in
Bosrä. Oben angekommen, sagte er sofort ganz spontan:
„Dies ist ja ein Glockenturm." So sehr fiel die Ähnhchkeit
zwischen Minarett und Glockenturm selbst einem nicht
archäologisch gebildeten „Manne aus dem Volk" auf.
Wie auf die Entstehung des Minaretts, so fällt auch
manches neue Licht auf die Entstehung des mihräb. Wer
einmal in Syrien Kirchen und Kirchenruinen einerseits und
Moscheen andererseits gesehen hat, dem drängt sich der
Zusammenhang zwischen Apsis und mihräb ohne weiteres
auf; darüber ist denn auch mehrfach geschrieben. Nach
Creswell (S. 70) befindet sich das älteste mihräb vieheicht
unter dem Felsen des Felsendoms. Jedenfahs aber macht er
es sehr wahrscheinlich (S. 98f.), daß koptische Baumeister
nach dem VorbUde christlicher Apsiden das erste mihräb einer
Moschee zur Zeit von al-Walld bei der Moschee von Medina
eingeführt haben.
S. 21 ff. und S. 48 sucht Creswell nachzuweisen, daß
der Tempelplatz in Jerusalem von der Zeit des Titus bis zur
muslimischen Eroberung unbebaut gewesen sei. Von Bedeu-
tung ist die Beobachtung (S. 60), daß die Ornamente des
Felsendoms mit denen von Mäattä und von Qasr it-Tübä
verwandt sind.
Ein kurzer Abschnitt (S. 94—96) behandelt den „ober¬
flächlichen Einfluß der arabischen Eroberung", d. h. auf die
hellenistisch-syrische Kultur, die von den Arabern bei ihrem
Eindringen dort vorgefunden wurde. Zunächst bespricht
Creswkll die Zivilverwaltung {secretariat), dann das Münz¬
wesen. Es ist durchaus richtig, daß in Syrien und in Ägypten
die Sprache der Verwaltung noch mehrere Jahrzehnte lang
griechisch war, ehe das Arabische an die Stelle gesetzt wurde.
Daß jedoch zur Zeit Muhammeds in Mekka und Medina
bereits ein gewisses Urkundenwesen ausgebhdet war, hat
vor kurzem A. Grohmaxn in seiner Studie „Die Papyro-
logie in ihrer Beziehung zur arabischen Urkundenlehre" her¬
vorgehoben (Heft 19 der Münchener Beiträge zur Papyrus¬
forschung und antiken Rechtsgeschichte). Die Legenden der
auf S. 95 abgebildeten Münzen sind nicht ganz vollständig
wiedergegeben; genauer sind sie in Crkswell's Quelle (A.
MtJLLEB, Der Islam, Bd. I, S. 349 u. S. 396) übersetzt.
S. 100 ff. wird die Große Moschee von Damaskus auf
Grund neuer Aufnahmen ausführlich beschrieben und bau¬
geschichtlich untersucht. Ein neues Ergebnis dieser Unter¬
suchung ist die Feststellung, daß die Arkaden mit dem
Transept auf der Südseite des Moscheebezirks nicht eine
umgebaute christliche Kirche sind, sondern erst beim Neubau
der Moschee durch al-Walld errichtet wurden. Diesem Er¬
gebnis stimmt auch Watzinger zu. Dann hat die christliche
Kirche an der Stelle des alten Tempels gestanden, und die
Teilung des Gotteshauses zwischen Christen und Muslimen
(635—705) bezog sich nicht auf die Kirche, sondern auf den
Temenos; vgl. S. 134. Eine mutatis mutandis ähnliche Bau¬
geschichte hat nach den neuesten Ausgrabungen der Franzosen
der Tempelbezirk von Palmyra gehabt. Über einige weitere
mit dem Baubestande zusammenhängende Fragen sind die
Ausführungen Watzinger's (a. a. O., Sp. 621) zu vergleichen.
Die letzten Kapitel behandeln vor allem die Bauten der
Omaijaden im Ostjordanlande, die erst in den letzten drei
Jahrzehnten der Forschung zugänglich geworden sind. Am
Anfang steht das von Musil entdeckte Qoser 'Amra, für das
durch Nöldeke's und meine Lesung der Beischriften über
den Herrscherbildern die Zeit zwischen 711 und 715 gesichert
ist. Dann folgen die von H. C. Butler und mir im Januar
1905 entdeckten Hammäm is-Sarah und Qoser il-Halläbät.
Von letzterem kommt allerdings nur die Moschee in Betracht,
die in so gutem Mauerwerk erbaut ist, daß R. Brünnow,
als ich ihm vor 25 Jahren unsere Photographien zeigte, nicht
glauben wollte, es könne sich hier um einen islamischen
Bau handeln; er wohte diesen Bau unbedingt noch in die
vorislamische Zeit setzen, aber Creswell sieht, wie Butler,
mit Recht darin eine Moschee aus der Omaijadenzeit. Im
Anschluß an die Beschreibung des Bilderschmucks von
Qoser 'Amra geht Creswell auch auf das islamische Bilder¬
verbot ein, und er meint, daß dies erst in der Zeit nach al-
Walid durch jüdischen Einfluß wirksam geworden sei. Dem
sind aber die Ausführungen von Snouck Hurgronje ent¬
gegenzuhalten, nach denen diese Bilder eben Abweichungen
von der geltenden Theorie sind (Verspreide Geschriften,
Bd. II, S. 451—456); auch das Weinverbot ist ja von hohen
Herren im Islam oft genug übertreten worden. Die Scheu,
lebende Wesen bildlich darzustellen, hängt doch wohl mit
einem uralten Aberglauben im vorderen Orient zusammen.
Schon in der ägyptischen Hieroglyphenschrift werden nach
Lexa (La Magie dans l'Egypte Antique, Tome III, Tafel
LXXI) Tierbilder durch Schnitte u. dgl. „unschädlich
gemacht"; und in altarabischen Felszeichnungen haben
Bilder von Tieren einen Schnitt oder ein Loch, vgl. Euting,
Tagbuch einer Reise in Inner-Arabien, Bd. II, S. 132 u. 142.
Daß MSattä, über dessen Erbauungszeit so viel gestritten
wurde, und das eng damit zusammenhängende Qasr it-
Tübä aus der Omaijadenzeit stammen, hat Creswell end¬
gültig nachgewiesen. Von den beiden Wüstenschlössern von
Qasr il-Her gibt er die erste gründliche Darstellung; ds
Datum der Erbauung erschließt er (S. 343) das Jahr 110 d. H.
= 728/29 n. Chr. Es ist auffällig, daß in einer arabischen In¬
schrift die größere Festung als madina bezeichnet wird.
Als letztes Baudenkmal wird die bereits von Preusskk
aufgenommene und später von Creswell selbst untersuchte
Moschee von Harrän in Nordmesopotamien geschUdert.
So erhalten wir ein vollständiges Bild aller bisher bekannt
gewordenen Bauten aus der Omaijadenzeit. Wenn S. 324
die Zeit 'Omars 11. als „a short and uneventful reign" be¬
zeichnet wird, so bezieht sich das eben nur auf die Bau¬
tätigkeit. In anderer Hinsicht war die Regierung jenes
zweiten 'Omar durchaus nicht „uneventful", wie ja Well¬
hausen in seiner Ehrenrettung dieses Herrschers gezeigt hat;
vgl. die Seiten 166ff., besonders 190ff. in seinem Buche
„Das arabische Reich und sein Sturz".
Einige Druckfehler habe ich mir angemerkt. Ich
glaube aber nicht, daß ich für sie verantwortlich bin,
obwohl ich eine Korrektur des ganzen Werkes gelesen habe;
bei dem vielen Hinundhersenden der Druckbogen zwischen
Kairo, Tübingen und Oxford kann leicht etwas übersehen
sein. Ich würde es z. B. nicht übersehen haben, daß mein
eigener Name zuweilen nur mit einem t oder 6inem n gedruckt
ist. Aber diese Druckfehler sind nur kleine Schönheitsfehler
und im Verhältnis zum Umfange des Buches verschwindend
gering an Zahl. Störend sind allein S. XXIV aw
(rarely ö)" statt „. J- aw (rarely ö)" und S. 395, Z. 9 „Imru"'
S. 400, Mitte, „'Imru" statt „'Amru". S. 39, Anm. 4 würde
ich radicle (Wurzelbuchstabe) als Phhologe lieber radical
schreiben, während ich radicle den Botanikern überlassen
würde.
Aus dem ganzen Werke geht hervor, daß die früh¬
islamische Baukunst, die ja in Syrien, dem damaligen Mittel¬
punkte des Reiches, entstanden ist, fast ganz auf syrischen
Traditionen beruht, und daß in ihr die syrisch-hellenistische
Kunst gewissermaßen eine Nachblüte erlebt. Andere Ein¬
flüsse, z. B. iranische, machen sich nur hie und da geltend;
auf sie hat der Verfasser auch stets gebührend hingewiesen.
Die Mosaikkünstler und Maler waren nach Frl. van Berchem
(S. 227 f.) und Creswell (S. 269) aramäische Syrer; letzterer
weist auch darauf hin, daß der einzige uns mit Namen be¬
kannte Künstler der palmyrenischen Malerschule, mit der die
Malereien von Qoser 'Amra verwandt sind, den Namen
Ilasamsos trug. Andererseits ersehen wir aus Cantineau,
Inventaire des inscriptions de Palmyre, Fasc. IX, S. 32, daß
die Architekten und Handwerker am großen Tempel des
Bei in Palmyra mehrfach griechische Namen trugen. Die
Namen einiger Baumeister von Kirchen und anderen Bauten
in Nordsyrien sind uns überliefert; sie sind teils aramäisch,
bzw. ursprünglich hebräisch wie Yöhan(n)än, teils gräzisiert
aus orientalischen Namen, teils griechisch. Aus den Namen
läßt sich die Nationalität nicht immer mit Sicherheit er¬
schließen. Griechische und lateinische Namen wurden von
Orientalen häufig angenommen; Kinder eines griechischen
oder römischen Vaters und einer orientalischen Mutter er¬
hielten gelegenthch orientalische Namen. Aber mögen die
schaffenden Künstler in Syrien griechischer, römischer oder
orientahscher Herkunft gewesen sein, sie alle waren doch
Träger einer hoch entwickelten Provinzialkunst, in der sich
Abendland und Morgenland vermählt hatten.
Der oben dem Verfasser gezollte Dank sei hier wiederholt.
Zugleich sei der Wunsch ausgesprochen, daß es ihm vergönnt
sein möge, das große geplante Werk bald zu vollenden.
E. Littmann.
Lietzmann, Hans, Prof. D.: Zeitrechnung der römischen
Kaiserzeit, des Mittelalters und der Neuzeit für die
Jahre 1 — 2000 nach Christus. (Sammlung Göschen).
Berhn u. Leipzig, WaHer de Gruyter & Co. 1934.127 S.
Durch dies Büchlein hat H. Lietzmann ein chronologisches
HUfsmittel geschaffen, das weitesten Kreisen sehr willkommen
sein wird. Wer nicht in die Geheimnisse der Zeitrechnungen
eingeweiht ist und die größeren chronologischen Werke nicht
zur Hand hat, kann sich hier rasch und bequem die für ihn
in Betracht kommenden Daten berechnen. Auch den Orien¬
talisten hat der Verf. gute Dienste geleistet, wie sich aus der
Inhaltsübersicht ergibt. Zunächst werden „die Jahre und ihre
Kennzeichen" kurz beschrieben, und zwar nach den folgenden
Ären: Christliche Ära, Weltära der Griechen, Seleucidenära,
Irdiktion, Mohammedanische Zeitrechnung, Alexandrinische
Weltära, Diokletianische Ära, Olympiadenrechnung, Ära der
Provincia Arabia, Spanien, Stadt Rom, Antiochia, Tyros, bis
zur Fascistischen Ära. Dann folgen auf S. 14—75 die Tabellen
der Jahresreihen. Die „Monatskalender" werden auf S. 76 bis
119 dargestellt, und zwar der christliche (mit den Festen und
Hehigentagen der katholischen Kirche) , der mohammedanische,
der römische, der hellenistische Ktdender und der frtmzösische
Revolutionskalender. Den Schluß bilden „die Mondphasen"
und die „Jahresanfänge". An verschiedenen Stehen sind An¬
weisungen zur Berechnung gegeben. Das einzige, was ich zu
bemerken hätte, ist, daß hidschra im Arabischen nicht „die
Flucht [des Propheten]" (S. 8, Z. 2 v. u.), sondern „Aus¬
wanderung" bedeutet. Für eine neue Auflage, die hoffentlich
recht bald nötig sein wird, wäre es zu empfehlen, wenn auch
der abessinische Kalender, der zwar dem koptischen nach¬
gebildet ist, und die abessinische Zeitrechnung („Jahre der
Erbarmung") kurz berücksichtigt würden.
LixTZUANN hat sich durch sein entsagungsvolles opus
supererogationis den Dank vieler erworben, g Littmann
The Crusade of Nicopolis by A. S. Atiya, M. A., Ph. D.,
Methuen & Co., London 1934.
Die genaue Bearbeitung des umfangreichen Quellen¬
materials, das großenteils nur in Handschriften zugänghch
ist, läßt den Verf. durch Vergleichung der zeitgenössischen
abendländischen und orientalischen Literatur zum Kreuzzug
von Nicopolis zu folgenden, von der bisherigen Forschung
abweichenden Ergebnissen kommen. Der Mangel an einheit¬
licher Führung der Christenheit ist weitgehend für das
Scheitern des Unternehmens verantworthch. Die Haupt¬
schuld trifft die unter sich wieder uneinigen Franzosen. Die
Folge war, daß dies der letzte größere Kreuzzug war, der von
der europäischen Christenheit gemeinsam unternommen
worden war. Gegen Ducas und Brauner beweist Verf., daß
die Idee zum Kreuzzug am Hofe Sigismunds, nicht Manuels
von Byzanz entstand und die westeuropäischen Fürsten sie
erst von Sigismund übernommen haben. Es gelingt A. die
Marschroute anders als bisher und zweifellos richtig festzu¬
legen. Gegen Gibbons stellt er fest, daß bei Widdin, nicht
bei Orsova das erste Treffen stattfand und daß Bajazid nicht,
wie man bisher annahm, in Kairo war, sondern Konstanti¬
nopel belagerte. Bajazid rückte von Philippopel über den
Schipkapaß durch die Täler der Jantra und Osma gegen das
Kreuzfahrerheer heran. Die Türken waren den Kreuzfahrern
an Disziplin und in Taktik weit überlegen. Neues Licht wirft
A. auf das viel umstrittene Timar-System, das er richtig
als eine mUitärische Institution auffaßt. Nur darin liegt seine
Bedeutung und zugleich seine Verwandtschaft mit dem
mittelalterlichen Lehnswesens in Europa. Ferner schränkt er
die Bedeutung der Janitscharen für das 14. Jahrhundert
beträchtlich ein. Für die Geschichte des Kriegswesens ist
bedeutsam, daß die Türken durch Verwendung des Bogens
und leichter, sehr beweglicher Pferde den Rittern weit über¬
legen waren. Mit ein Grund für den schließlichen Sieg Bajazids.
Durch topographische Studien an Ort und Stelle ist Verf. in
der Lage, unterstützt durch Pläne, den Verlauf der Schlacht
mit Sicherheit zu beschreiben und Schlüsse aus der geo¬
graphischen Lage auf den Verlauf zu ziehen. Gut heraus¬
gearbeitet ist die rein rechnerische Einstellung der italienischen
Seestädte, besonders Venedigs zum Kreuzzug, die erst bei
der Auslösung der Gefangenen sich an ihre Christenpflicht
erinnerten. 10 Appendices bringen zum Teil unveröffent¬
lichtes handschriftliches Material zur Stütze abweichender
Ansichten; so ist Verf. in der Lage, einwandfrei das Datum
der Schlacht auf den 25., nicht den 28. September fest¬
zusetzen, besonders im Anschluß an Ibn al-Öazari, einen
2 i
arabischen Augenzeugen. Eine Untersuchung über den Titel
Sultan sei noch besonders hervorgehoben. Unter Zugrunde¬
legung der offiziellen Othman en-Korrespondenz und durch
numismatische Evidenz kommt Verf. zu dem Ergebnis, daß
der Titel erstmals unter Orhan, häufiger unter Murad I.
gebraucht wird, während Bajazid und seine Nachfolger erst
ständig mit diesem Titel genannt werden.
Die glänzend geschriebene, gründlich belegte Studie sei
der besonderen Aufmerksamkeit all derer empfohlen, die ein
wissenschaftliches Interesse an der Lösung der Probleme der
Beziehungen zwischen Ost und West haben. Die Arbeit stellt
ein unerläßliches Hilfsmittel zum Verständnis des Vordringens
der Türken in Europa dar. ^ Rosenthal.
Eingegangene Büclier
Angezeigt von Wilhelm Printz
Marouzkau, J[ules]: Lexique de la termimlogie linguistique.
- Paris: Geuthner 1933. 20.5 S. 8°. Fr. 40.-.
Dies ist die erste Zusammenstellung sprachwissenschaftlicher
Fachausdrücke mit Beigabe des entsprechenden deutschen Wortes
und kurzer Erklärung. Unter Sammelbezeichnungen, wie z. B. , .Kasus"
sind die einzelnen zugehörigen Wörter aufgeführt. Sanskrit-Termini wie Sandhi, Bahuvrihi usw., semitistische wie Schwa, finno-ugrische Kasus u. dgl. sind nicht vergessen. Bei künftiger Erweiterung könnte
wohl noch Englisch (und Anglo-Amerikamsch) berücksichtigt werden.
Eine reizvolle Aufgabe, zu der freilich die Vorarbeiten fehlen, wäre eine Ubersicht über die Schöpfer der im 19./20. Jahrhundert aufgekomme¬
nen Neubildungen.
Hunter, G. R.: The Script of Harappa and Mohenjodaro and its
connection wüh other scripts. With an introd. by S. Langdon. — London: Kegan Paul 1934. XII, 210 S., 37 Tf. gr. 8° (Studies in the History of Culture. No. 1). 21/—. [Maschinenschrift.]
Dies ist der unveränderte photomechanische Abdruck der Ox¬
forder Dissertation von 1929 (vgl. ZDMG. 86,1932,138). Sie behandelt
alle Siegel, die bis Februar 1927 geborgen waren und von H. an Ort