Sammlung
zwangloserAbhandlungen
aus dem Gebiete der
Verdaiiimgs- und Stoffwechsel-Krankheiten.
Mit Rücksicht auf allgemein-ärztliche Interessen herausgegebenvon
Professor Dr. A.
Albu
in Berlin.III. Band, Heft 3.
Der
gegenwärtige Stand der Pathologie
und
Therapie der Gallensteinhrankheit.
Von
Dr. liUdwig
Anisperger,
Privatdüzent für Chirurgie an der üiiiversität Heidelberg,
I. Assistenzarzt der chirurgischen Klinik der Universität.
Halle a. S.
Carl Marhold Verlagsbuchhandlung
1911.
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Der
gegenwärtige Stand der Pathologie
und
Therapie der Gallensteinkrankheit.
Von
Dr.
Ludwig Arnsperger,
Privatdo^ent für Chirurgie an der Universität Heidelberg,
I. Assistenzarzt der chirurgischen Klinik der Universität.
Halle a. S.
Carl Marhold Verlagsbuchhandlung
1911.
zwangloser Abhandlungen
aus
dem
Gebiete derVerdaonn^fs- and Stoffwechsel-Krankheiten.
Mit Rücksicht
auf
allgemein-ärztliche Interessen unter Mitwirkung vonProf. Dr. Czerny, Straßburg, Geh. Hofrat Prof. Dr. Fleiner,Heidelberg, Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Kraus, Berlin, Prof. Dr.
Minkowski,
Breslau,Prof. Dr. von
Noorden,
Wien, Prof. Dr. Ad. Schmidt, Halle a. S.herausgegeben von
Professor
Dr.A. Albu
in Berlin.
III.
Band, Heft
3.waiCOiv/iE INSTITUT^
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1/'
Inhal ts-Y er zei chnis
Einleitung 7
I. Ätiologie
und
Pathogenese der Oallensteinkrankheit:1.
Die Bildung
der Gallensteine 8 Häufigkeit, Einfluß von Alter und Geschlecht 9Ursachen der Steinbildung 9
Ansicht Naunyns 10
Anschauungen von Aschoff und Bacmeister
...
11Begünstigende Momente, Stauung 16
2.
Das Auftreten
dermanifesten
Cholelithiasis . . 17Trauma als auslösendes
Moment
17Häufigkeit des ersten Anfalles während der Gestations-
perioden der Frau 18
Auftreten im Anschluß an akute Infektionen 18 Beziehungen zwischen Typhus und den Gallenwegen . . 19 12. Pathologie
und
Diagnostik der Oallensteinkrankheit:1.
Der G
allenst einkolikanfall 22 Ursachen, Natur des Kolikschmerzes, Verlauf 22Der akute Choledochusverschluß 24
Die rezidivierende Cholelithiasis 25
2. Die
Entzündungen
desReservoirsystems
derGallenwege
25a) Die akute infektiöse Cholezystitis 25
Ätiologie und pathologische Anatomie 26
Symptomatologie und Diagnostik 27
Der entzündliche Ikterus 28
V
erlauf 29Verschlimmerung durch Beteiligung des Peritoneums . 30
Perforationsperitonitis 30
Gallige Peritonitis ohne Perforation 31
V
erschlimmerungdurch Übergreifen auf dietiefenGallen-wege 31
Die diffuse eitrige Cholangitis 31
Cholezystitis und Cholangitis peracuta oder acutissima, sine concremento
4
Der Übergang in die chronische Cholezystitis
....
32 Die Spontanheilung der akuten Cholezystitis...
32b) Die chronische Cholezystitis
! 33
Pathologie und Symptomatologie
....
33 Der Hydrops der Gallenblase '34
3. Das
Vordringen
der Steine in die tiefenGallen- wege
a) Der chronische Choledochusverschluß
...
37 Lageveränderungen der Gallenwege 39Choledochussteine ohne Ikterus
'40
Verhalten der Gallenblase bei Choledochussteinen . 41
1^) Diffcrentialdiagnose des Ikterus 42
Mechanischer oder Stauungsikterus
Lithogener und entzündlicher Ikterus
....
4344 Kompressionsikterus durch Tumoren...
44 Funktioneller Ikterus4^
c) Folgen des Ikterus
45
4. Die
Folgezustände und Komplikationen
derGallen-steinkrankheit
Larvierte Cholelithiasis '
Folgen der Erkrankungen der Reservoirsystems
....
4646Riedel’scher Leberlappen
^
Adhäsionen mit Netz,
Magen
undDarm
47Perforationen in den Darm, Gallenblasendarmfisteln . 49 Gallensteinileus
-q Kombination mit Wanderniere
54
11 „ Appendizitis
n II chronischer Pankreatitis 52
Wirkungen auf entferntere Organe 53 Folgezustände.nach Übertrittder Steine
indie tiefen Gallen-
wege
Biliäre Leberzirrhose 54
Blutveränderungen
^4 Nierenveränderungen
54 Karzinom der Gallenblase und Gallenwege
....
54Beziehung zu Gallensteinen 55
Häufigkeit, Beteiligung der Geschlechter 53 Diagnose des Gallenhlasenkarzinoms 57 Die Karzinome der tiefen Gallenwege 53 Prognose
und
Therapie der Oallensteinkrankheit1.
Prognose
derGallensteinkrankheit
602.
Prophylaxe
der Cholelithiasis 60Mechanische Prophylaxe 34
Diätetische Prophylaxe 53
Medikamentöse Prophylaxe . . . 34
3. Interne
Behandlung
derGallensteinkrankheit
. Behandlung des akuten Gallensteinanfalles • Behandlung der rezidivierenden chronischen CholelithiasisZweck und Aussichten Trinkkuren
Medikamentöse Behandlungj .
4.
Chirurgische Behandlung
der Gallensteinkrank- heitIndikationen für den chirurgischen Eingriff
Allgemeine Grundsätze der operativen Eingriffe . • Erfolge der chirurgischen Behandlung
Unmittelbare Resultate Dauerresultate
Rezidive der Gallensteinkrankheit Schlußtvort
64 65 67 67 68 69 72 72 74 75 75 77 78 79
Einleitung.
Die
Galllensteinkrankheit
hatvon
jeher das besondereInteresse des Pathologen
und
Klinikers inAnspruch genommen Nachdem
in den letzten Jahren desvergangenen
Jahrhunderts dieAnschauungen
über diePathogenese der Gallensteineund
derGallensteinkrankheit, vor allem durch die Arbeiten
Naunyns
und
seiner Schüler zueinem
gewissenAbschluß gekommen
waren, entstanden durch die rasche
Entwickelung
der Gallen-steinchirurgie, die sich an
Namen wie Langenbuch, Kehr Körte, Riedel
knüpft,neue
Fragen, die besonders die Er-kennung
der einzelnenFormen
,der Gallensteinkrankheitund
die Indikationen der internen
und
[chirurgischen Therapie be- trafen.Damit
|war die Gallensteinkrankheit zueinem
der wichtigsten Grenzgebiete der Medizinund
Chirurgie geworden.In neuester Zeit stehen wieder die Rätsel der
Genese
der Gallensteineim Vordergrund
der Diskussion,und
speziell dievon Aschoff und Bacmeister
vorgetragenenund
begrün- detenAnschauungen
über die nichtentzündliche Entstehung einer bestimmten Gallensteinart rütteln an den Grundpfeileni derNaunynschen Lehre
der Entwickelung der Gallensteine durchStauung und
Infektion.Ich bin daher der Aufforderung des
Herrn
Herausgebers, eine kurze Übersicht über den gegenwärtigen Stand der Patho- logieund
Therapie der Gallensteinkrankheit zu geben, gerne gefolgt,um
so mehr, als gerade auf diesem Gebietevon einem
gedeihlichenZusammenarbeiten
des Internistenund
Chirurgen die erfreulichsten Erfolge für die leidende Menschheit zu er- hoffen sind.Es ist
nun
mit Rücksicht auf denRahmen
dieser Arbeitnicht möglich, auf alle Einzelheiten des großen Gebietes der Gallensteinpathologie
und
Therapie mit der gleichen wünschens-werten
AusführHclikeitund
Gründlichkeit einzugehen; ichwerde
daher nur einzelne Kapitel, die sichentweder
augenblicklichim
Mittelpunkte des wissenschaftlichen Interesses befinden oder urden
Praktiker wichtige aberweniger
bekanntePunkte
be- treflen, ausführlicher behandeln, wie dieGenese
der Gallen- steine, dieDiagnose und Symptomatologie
der akuten Chole-zystitis, die Dififerentialdiagnoseder verschiedenen Ikterusformen die Folgezustände der larvierten Cholelithiasis
und
die Indi- kationen des chirurgischen Eingriffes.Andere im
wesentlichen h eststehendesund Bekanntes
bietende Kapitel sollennur der Vollständigkeit halber möglichst kurz berührt werden.
I.
Ätiologie und Pathogenese der Galleiistein- kraiiklieit.
Die Bildung von Gallensteinen im Körper
ist ein sehr häufigesVorkommnis; nach
den Statistiken der patho- logischenAnatomen
findetman
bei ca.10%
allerMenschen
Gallensteine. Mitzunehmendem
Alter steigt der Prozentsatz, so daß beiFrauen
über 60 Jahrenach Kehr
fast50%
Gallen- steinträger zu finden sind. DieMehrzahl
dieser Gallenstein- träger sind keine Gallensteinkranke, siehaben
in ihremLeben
niemalsBeschwerden von
den ruhig in der Gallenblase liegen- den, bei offenemDuctus
cysticus von klarer Galle umspülten Gallensteinen gehabt.Kehr
berechnet, daßvon
diesen Gallen- steinträgernnur
ungefähr5%
wirklich gallensteinleidend werden.Auch
unter diesen5% überwiegen dann
die leichterenFormen
der rezidivierenden oder regulären Cholelithiasis die zur Latenz neigen,und nur 20 %
derKranken
mit manifester Cholelithiasis oder 1%
aller Gallensteinträger leidenan
denschweren Formen
der irregulären Cholelithiasis, die in der Regel einen operativen Eingriff erfordert.
Der Begriff der Gallensteinkrankheit kann daher
nur die manifeste Cholelithiasis umfassen,
da die anderen95%
Gallensteinträger klinisch nicht alskrank
be- zeichnetwerden
können.Wir müssen
also strengdie Ur-
sachen der Bildung der Gallensteine und die Mo-
9
mente, die zur manifesten Cholelithiasis führen,
trennen. Die Häufigkeit der Gallensteinkrankheit ist
nach Ge-
schlechtund
Alter verschieden.Nach dem
Gallensteinmaterial der verschiedenen Chirurgen scheintauch
ein erheblicherUnter- schied der geographischenLage
zu bestehen.Reinelt
fandfür Straßburg mit
12,5%
Gallensteinen bei Sektionen den höchsten, fürKopenhagen
mit3,8%
den niedersten Prozentsatz.In
Rußland
soll die Gallensteinkrankheit sehr selten sein.Ob
hierbei Rassenunterschiede oder Verschiedenheiten der Lebens- weise
und
Kleidung mitspielen, ist nicht sichergestellt.Das Alter und Geschlecht
spielt eine große Rolle. Inseltenen Fällen finden sich Gallensteine schon
im
KindesalterV.
Friedländer
berichtet über einen Zystikusstein beieinem
53/,jährigen Kinde.
Friedjung
fand bei der Autopsie eines4
Monate
alten Säuglings Gallensteine in der Gallenblase.Mit
zunehmendem
Alter steigt die Zahl der Gallenstein- träger.Dabei
überwiegen bedeutend die Frauen, besonders solche, die geboren haben.Nach Rein
eitkamen
auf das Altervon 15-30
JahrenMänner 1,3%, Weiber
3,8%,von
31—
60 JahrenMänner 6,4% und Weiber 14%,
über 61 JahrenMänner
17,9%,Weiber 25,4%
Gallensteinträger.Nach
der Statistik der Heidelberger Klinik stellt sich dasÜberwiegen
des weiblichen Geschlechts noch deutlicher dar. In den sechs Jahrenvon 1901—1906 kamen
unter 386 Gallensteinoperationen 46Männer und
340 Frauen,also mehr
alssiebenmal
soviel Frauen,
zur Beobachtung. Die Ursachen diesesÜberwiegens
des weiblichen Geschlechts bei der Gallenstein krankheit beruhen, wie unten näher ausgeführtwerden
soll,auf der Begünstigung der Gallenstauung in der Gallenblase durch
unzweckmäßige
Kleidungund
Lebensweiseund
vor allem durch die Gravidität.Ehe
aber auf diese die Gallensteinbildung begünstigendenMomente
eingegangen wird, seien die heutigenAnschauungen
über die Genese der Gallensteine selbst erörtert.Die Ursachen der Gallensteinbildung
sindinneuererZeit wieder Gegenstand eingehender
Untersuchungen
gewesen.Lange
Zeit schien diese Frage durch dieUntersuchungen
Naunyns und
seinerSchüler wenigstens in den Grundbegriffengeklart.
Der
SatzNaunyns, daß
eszur
Gallenstein- bildung sowohl der Stauung der Galle,
alsder bak-
eriellen Infektion bedürfe,
schienAxiom und
wird auch'heute
noch
von derMehrzahl
derAutoren
als selbstyerständ- icheGrundlage
der Gallensteinpathologie betrachtet.Der Aufbau
der GaUensteine aus Cholesterin,Kalk
und-Figment gab
zunächst zurFrage der Herkunft des Cho-
lesterins
Anlaß.Nauyn
hält es für sicher, daß die Gallenblasenschleim- haut das Cholesterinund
dasKalzium
der Gallensteine liefereund
erklärt damit die Erfahrungstatsache der lokalenProve- nienz der Gallensteineausder entzündlichverändertenGallenblase.
Viele andere
Autoren nehmen
an, daß das Cholesterin aus- er Galle stammt, in der es normalerweise durch die galleii-sauren Salze in
Lösung
gehalten wird. Die Ausfällung des Cholesterins aus der Gallekann
durch verschiedeneMomente-
bewirkt werden.Zahlreiche Arbeiten
haben
die Rolle der Bakterien bei der Gallensteinbildung eingehend studiert.Es
zeigte sich, daß dieAnwesenheit von
Bakterien die Ausfällung des Cholesterins ans der Galle wesentlich vermehrtund
beschleunigt.Kramer
ge- lang es durchEinimpfung von Typhus- und
Colibazillen in, Gallenbouillonröhrchen das Cholesterinzum
Ausfall zu bringen.Exner und Heyrovsky konnten
durch Zusatzvon Typhus-
oder Colibazillen eine Zersetzung der gallensauren Salze be- wirken; hierdurchwurde
das Cholesterin, das in der Galle durch die gallensauren Salze inLösung
gehalten ist, ebenfalls- zur Ausfällung gebracht.Heyrovsky
stellt für diesen Vor-gang
eineganze
Skala der Bakteriennach
der Intensitätund
Schnelligkeit ihrerWirkung
auf.Am
raschestenund
stärkstenwirken
der Typhusbazillusund
dasBacterium
Coli,am schwäch-
sten die Eitererreger, Streptokokken
und
Staphylokokken. Diese- letzteren Infektionserreger spielen also für die Gallensteine nicht die Rolle der primären steinbildenden Entzündungserreger, sondern finden sich in der Regel bei der sekundären, in diesem Falle meisthämatogenen
Infektion der Gallenblase aufdem
Boden
der schonvorhandenen
Gallensteine.Zu
diesenBeobach-
tungen passen gut dieExperimente
vonGilblert und Mignot,
die künstliche Gallensteinbildung bei Tieren erzielten, aber nicht durch die schwer pathogenen
Formen
des Bacterium coü, sondern durch Injektion abgeschwächter Kulturen.Lichtwitz
erklärt die Ausfällung des Cholesterins aus der Galle aufGrund
der Gesetze der physikalischen Chemie.Nach ihm
soll das kolloidal in Suspension gehaltene Cholesterin durch elektrischeUmladung
entweder infolge Zutretensvon
Eiweiß oder durch Bakterienwirkung ausgefällt werden.Diesen Untersuchern, die die Ausfällung des Cholesterins aus der Galle für die Gallensteinbildung verantwortlich
machen,
gegenüber vertretenNau nyn und Fink
die Ansicht, daß dasCholesterin aus
den
Epithelzellen der Gallenblasestamme^
Fink
betrachtet das Cholesterin als eineUmwandlung von
Myelin, das durch Degeneration in den Epithelzellen der Gallen- blase entstehen soll. Dieser
Übergang
des Myelins inCho-
lesterin findetsowohl in amorpher, viel häufiger aber in kristal- linischer
Form
statt.Gegen
diese Ansicht der Cholesterinbildung aus den Epi- thelien der Gallenblasewenden
sichAschoff und Bau- meister,
auf deren von den Einzelnen inmehreren
Arbeiten ausgeführte, jetzt in monographischerForm
(Die Cholelithiasis,Jena
1909)zusammengefaßte
Ansicht über dieGenese
der Gallensteine etwas ausführlicher eingegangenwerden
soll.Aschoff und Bacmeister
glauben, daßdem ent- zündlichen Gallensteinleiden
invielen Fällen ein nichtentzündliches vorausgeht. Sie vertreten die prinzipiell verschiedene Entstehung der einzelnen Gallensteinarten.
Der radiäre Cholesterinstein,
der in der Regelsolitär
vorkommt,
bildet sich, nachAschoff und Bacmeister, lediglich infolge der Gallen Stauung ohne Mit- wirkung von Bakterien.
Die Cholesterin-Pigment-Kalk- steineund
die geschichteten Cholesterinkalksteineund
die Pig- mentkalksteine entstehen auf entzündlicher Basis.Diese
Anschauung
wird durch folgendeÜberlegungen
ge-stützt;
Der Stamm
des radiären Cholesterinsteines ist rein kristal- linischund
zeigt radiär von einem Kristallisationszentrum aus-gehende
Balken, deren ungleicheLänge
die höckerige Ober- fläche des Steins bedingt.Er
enthältaußerdem
nurwenig Kalk und
ein Eiweißgerüstund
ist sehr porös.Er
unter- scheidet sichdadurch von
allen anderen Gallensteinarten.Er
findet sich in der Regel in nichtentzündeten, einfach gestauten Gallenblasen.Seme Morphologie
weist auf ein langsamesAuskristalli- sieren aus der Galle hin
und
sein chemischerAufbau
entspricht derZusammensetzung
der normalen, nicht entzündlich zer- setzten Galle.Die
Komponenten
des Steineskönnen
aus der normalen Galleohne
Infektion durch einfacheZersetzung
(Reagenzdas-
versuch) ausfallen. ^
Der
radiäre Cholesterinsteinkommt
fast nur als Solitär- stein vor.Die Ausfällung kristallinischen Cholesterins aus gestauter Galle
ohne Anwesenheit von
Bakterien oder Eiweißwurde
vonBa cm
eiSter experimentell bewiesen.Der
Ausfall konnte erheblich gesteigertwerden
durch Zusatz steriler Epithelzellen.Aschoff und Bacmeister
sehen darinden
Beweis, daß in einfach gestauter Galle das Cholesterin nicht durch Infektion, sondernauch
durch sterile autochthone Zersetzung der Galle selbstund
der in ihr enthaltenen protoplasmatischenElemente
ausfallenkann und
daß unterUmständen
das Material zu den Cholesterinsteinen aus der sterilen Galle selbst auskristalRsiert.Die in der Gallenblase
dauernd
vor sich gehende, in der gestauten gesteigerte Abschilferungvon
Epithelien begünstigt diese Ausfällung des Cholesterins.Durch genaue Untersuchungen an
exstirpierten Gallenblasenund an
Leichenmaterialkamen
sie zu demselben Ergebnis, daß in vielen Fällen beiVorhandensein
eines oder zweier radiärer Cholesterinsteine jedes Zeichen einerEntzündung
der Gallen-blasenwand
fehlteund
lediglich das mikroskopische Bild der Stauungsgallenblase zu finden war.Aschoff und Bacmeister geben
in ihrerMonographie
zunächst einegenaue
Beschreibungdes anatomischen
Baues der normalen Gallenblase.
Sie unterscheiden mitShikinari
fünf Schichten der Gallenblasenwanduno-;die
die Muskularis,
Tunica fibrosa externa, Tunica subserosa, Tunica serosa.
Die dritte
und
vierte Schicht ist oftschwer
zu trennen,,die fünfte Schicht entspricht
dem
Peritonealüberzugund
derGlissonschen
Kapsel der Leber. DieMukosa
‘zeigt sehr deutliche Fältelung, dieam Fundus
höher ist alsim
Kollum.Das
Gallenblasenepithel ist ein einschichtiges hohes Zy- linderepithel, dazwischen finden sich,beim Neugeborenen
zahl-reicher, beim
Erwachsenen
in spärlicherer Zahl, echte Becher-zellen. Darauf folgt eine zellreichere subepitheliale
und
eine faserreichere eigentliche Mukosaschicht, in der subepithelialen Schicht liegt das kapilläre Gefäßnetz, in derGrenze
der sub- epithelialen Schicht zahlreiche Ganglienzellen. In der Sub- serosa verlaufen die Hauptgefäßeund
die Nerven; diese Schicht enthält im übrigen Fettund
elastische Fasern.Die Gallenblasenepithelien
haben nach Aschoff und Bac- meister
eine doppelte Funktion:a) Sekretion einer
pseudomucinösen
Substanz (Nukleoalbu- min?), die Becherzellen sezernieren natürlich echtes Mucin,b) Resorption von
Pigment und
Fett.Diese resorbierten Fette sind nicht
immer
Neutralfette, sondern oft doppeltbrechende lipoide Substanzen. In solchen Fällen,wo beim Menschen
das Gallenblasenepithel lipoide dop- peltbrechende Tropfen enthielt, konnteausnahmsweise und
nur bei Zusatz von Wasser, niemals spontan, die Bildung myelin- haltiger Substanzen ausdem
bei Quellung des Zelleibes frei-werdenden
lipoiden Tropfen beobachtet werden.Aschoff und Baumeister
schließen daraus, daß die Gallensteinbildung ausdem
von den Gallenblasenepithelien sezernierten Myelin, wiesie von
Naunyn und Fink
vertreten wird, nicht haltbar sei.Schleimdrüsen finden sich normalerweise nur
im Kollum
und
sehr reichlich im Ductus cysticus; nach entzündlicher Reizung bilden sich solche in der ganzen Gallenblaseund
sogar in derWandung
derLuschkaschen
Gänge.Die
L
usch ka
sehenGänge
sind eigentümliche, epithel- bekleidete, spaltförmigeEinsenkungen
der Schleimbautj welche sich in dieMuskulatur
hinein erstreckenund
gelegentlich biszur
Tunica
fibrosa reichenkönnen;
sie finden sich in derganzen
Gallenblase, besondersim Fundus,
aber nicht sehr zahl- reich.Auf
die Wichtigkeit dieser Gebilde für die Rezidive der Gallensteinkrankheit hatbesondersEhrhardt
hingewiesen.Diese normale Struktur der Gallenblase
er-leidet bei chronischer G allen
stauung wichtige Yer-
änderungen. Es
entsteht eineAbflachung
der normalen Fältelung, eine deutliche Hypertrophie der Muskularis; dabei findet sich eine kleinzellige Infiltration infolge gesteigerter Re- sorptionsvorgänge, insbesondere soll die Fettresorption in der gestauten Gallenblase erhöht sein, daraus resultiert eine Ei- weiterung der subepithelialen Lymphkapillaren. Infolge derStauung und
des erhöhten Innendruckeskommt
es zu einerErweiterung
derL uschka
sehen
Gänge, die oft mit detritus- ähnlichen gallig gefärbtenMassen
ausgestopft erscheinen.Auf
diesemBoden
der gestauten Gallenblasekommt
esnach Aschoff und Baumeister
zu der nichtentzündlichen Gallensteinbildung,dem
Entstehen des radiären Cholesterin- steines. Dieser rein kristallinische Stein enthält außer Cho- lesterinnoch
Pigment,wenig Kalk und
ein Eiweißgerüst, Sub- stanzen, die ebenfalls lediglich aus der gestauten Galle ohneVorhandensein
einerEntzündung
gebildet werden.Prinzipiell verschieden von dieser Bildung des
radiären Cholesterinsteins
istdie entzündliche
Gallensteinbildung;
alle anderen Gallensteinformen, die Kombinationssteine, dieim
Innern den primären radiären Cho- lesterinsteinund außen
einen geschichteten, kalkreichen Mantel zeigen, die geschichteten Cholesterinkalksteine, die Cholesterin- pigmentkalksteine,sowohl
die größeren ovalen, tonnen-, walzen- förmigen odermehr
rundlichen, als auch die gewöhnlichen multiplen, fazettierten oder himbeerförmigen Steineund
die reinen Bilirubinkalksteine, sind das Ergebnis entzündlicherAttacken
in der Gallenblase.Manchmal kann man
je nachGröße und Zusammensetzung
verschiedene Steingenorationen unterscheiden.Auch unter diesen, auf entzündlichem
15
Boden entstandenen Steinen kann man verschie-
dene Formen und damit verschiedene klinische Bilder der Gallensteinkrankheit unterscheiden.
Die noch
stark kristallinischenund
relativkalkarmen
Steinewachsen
nachAschoffundBacmeister langsam und
findensich gewöhnlich als Solitärsteine oder in nur
wenigen Bxem-
jilaren (vorzugsweise
beim Hydrops
der Gallenblase); dievon Anfang
an kalkreichenKonkremente wachsen
schnellund werden
meist in größererAnzahl
gefunden.Auf Grund
dieserAnschauungen
über die Entstehung der Gallensteine stellenAschoff und Bacmeister am
Schlüsse ihrerMonographie
dieThesen
auf,daß
inder Mehrzahl
|
-aller
Fälle dem entzündlichen Gallensteinleiden
>ein
nichtentzündliches Steinleiden vorausgeht, und
daßbestimmte Beziehungen zwischen den ver-
ischiedenen Steinformationen und den verschiedenen!
Erkrankungszuständen der Gallenblase bestehen.
\Zu
anderenAnschauungen
über die verschiedenen Gallen -steinformenkommt Boyten
in einerMonographie
über Strukturund
Pathogenese der Gallensteine, der deutschen Übersetzung•einer vor
neun
Jahren dänisch erschienenenAbhandlung. Er
sieht in den Pigmentsteinen (Bilirubinkalksteinen), deren Bil-
dung
wahrscheinlich in den Lebergallengängen vor sich geht, die primäre Formation der Steine.Auf
seine, auf Studien an Steinschliffen begründeten Ansichten der anderen Steinformatio-IIen aus den primären Bilirubinsteinen
kann
hier nicht näher eingegangen werden.Aschoff und Bacmeister
widerlegen dieseAnschauungen,
die auch mit den klinischen Erfahrungen nicht rechtstimmen
würden, überzeugend.Nach
der Ansichtfast aller Autoren ist
der Ort der Gallensteinbildung
i
n der Regel
dieGallenbl
ase. Hier ist dieVorbedingung
jeder Gallensteinbüdung, dieStauung am
leichtesten hervor- zurufenund
auch die Infektion der gestauten Blasekann
aszen- dierendund hämatogen
erfolgen.Es
genügt dabei schon, wieStolz
hervorhebt, die unvollständige Entleerung der Gallen- blase, das Bestehen vonResidualgalle,
die zur Anreiche-rung spärlicher, in der GalleSvorhandener Bakterien führen kann.
Daneben
gibt esauch
eineseltene Gallensteinbil- dung
inden großen Gallengängen und
inder Leber, wenn Stauungen
indem
tiefen Gallengangsystem be- stehen, besonders also beilangdauernden
Choledochussteinen mit intermittierenden cholangitischen Infektionen, viel seltener beidem
Verschluß der großen Gallengänge durchTumoren.
Derartigeinder
Leber
sitzende Gallensteinchenkönnen
eventuellnach
Entfernung des dieErkrankung
verschuldenden Chole- dochussteinesAnlaß
zu unechten Rezidivennach
der Gallen- steinoperation geben;darum
ist in solchen Fällen eine längereDrainage
der tiefen Gallenwege, event. mit Spülungen, sicher empfehlenswert.Welche Momente begünstigen nun die Stauung der Galle
inder Gallenblase und damit die Gallen- steinbildung?
Hier sind esvorwiegend mec
hanigche Ur- sachen, die einegenügende
Ventilation des rechtenHypochon-
driums durch ausgiebigeZwerchfellatmung
verhindern, oder einHerabsinken
derBaucheingeweide
infolgeLockerung
derBänder
oderSchwäche
derBauchmuskulatur
begünstigen. Hier sind einmal zu nennen; sitzende Lebensweise,Mangel an Bew egung
in freier Luft,
Hängebauch
infolge ^zahlreicherGeburten
andererseitsEinschnürung
durchunzweckmäßiges
Korsett oder in der Taille festgeschnürte Röcke.Von
diesen Nachteilenunzweckmäßiger Kleidung
ist natürlich besonders das weibliche Geschlecht betroffen.Franke
konnte aber auch bei zweimännlichen
GaUensteinpatienten die interessanteAngabe
er- halten, daß siewährend
ihrer Militärzeit die Säbelkoppel aus Eitelkeit sehr festzugezogen
hätten.Sicher eine Hauptursache bedeutet aber die Gravidi
tat, die bei deran
sich schonbeim
weiblichenGe-
schlecht vorherrschenden Brustatmung, dieLüftung
der Hj-po- chondrien auf einMinimum
beschränkt.Wir
sehen daherauch
besonders häufigim Anschluß
an Graviditätund Wochenbett
die Cholelithiasis manifest
werden und
finden meist einen kleinen Stein, dessen Bildung in der Schwangerschaft latent vor sichgegangen
sein kann.Ob
bei der Gravidität außerdem
rein mechanischenDruck
desschwangeren
Uterusund
derBeengung
derEingeweide im
Bauchraum
nicht nocli andere die Gallensteinbildung begünsti- gendeMomente
mitspielen, istnoch
nicht sicbergestellt.Ascboff und Bacmeister
halten es für möglicb, daß beidem
gesteigerten Fettansatz in der Gravidität eine vermehrte Bildungund
Ausscheidung des Cholesterins eintreten kann.Ruth Plöger
weist auf die schon in den erstenMonaten
der Gravidität bestehende Obstipation
und
die Möglichkeit einer mit der mangelhaften PeristaltikHand
inHand gehenden Mo-
tilitätsstörung der Gallenblasenmuskulatur hin.
Hofbauer
konnte durch histologischeUntersuchung von Lebern
Gravider eine Gallenstauung inden
innerenLäppchen-
bezirkenund
Erweiterung der Gallenkapillaren feststellen.Er
meint, daß die Leberveränderungen die Gallenstauung in der Gallenblaseund Konkrementbildung
begünstigen können.Damit kommen
wir bereits zu der wichtigenFrage
derMomente,
dieden Übergang der latenten Gallen- steinbildung zu dem manifesten Gallensteinleiden
bedingen, zu den
Ursachen des ersten Gallenstein-
anfalls. In den meisten Fällen handelt es sich dabei
wohl
um
eine bakterielle Infektion der Galle mit einer entzündlichenVeränderung
der ^V^and der Gallenblaseund
desDuctus
cysti- cus.Für
den Eintritt des ersten Anfalles sind jedenfalls zweiVorgänge im
Körper von besondererBedeutung:
a) dieGesta- tionsperioden des VTeibes und
b)akute Infektionen
des
Körpers und besonders des Magendarmk'anals.
Diesen auslösenden
Momenten
gegenüber spielt dasTrauma
durchaus eine untergeordnete Rolle.
Indessen existieren aber sichere Fälle, in
denen
einTrauma zum
Eintreten des ersten Anfalles geführthat. Einige besonders interessante Fälle von Cholelithiasisund
Cholezystitisnach Traumen
veröffentlichtNeuling.
Wahrscheinlich handelt es sich dabeium
eine plötzlicheLageveränderung
desruhenden
Steinesund Einklemmung
in den Anfangsteil des Ductus cysti- cus oderum
Blutungen in die Gallenblase. DiesesTrauma kann
entweder direkt dieLebergegond
treffen, oder es wird eine vorausgegangene, besonders schwere Muskelarbeit,Heben
einer großen Last, beschuldigt; in einzelnen Fällen, bei
denen
es sich aber meist
um
dieForm
der chronischen rezidivieren- 2den
Gallensteinkolik handelt, stellen sich die Anfälleprompt nach
psychischenTraumen,
Erregungen,Schreck
,Ärger
oder_nach
geringen Diätfehlern ein, in diesen Fällen finden sichwohl
stets Steine inden
Gallengängen, beidenen
schon eine kleineVeränderung
derLage
oder der Blutfüllung derGewebe
einen Anfall hervorrufen kann.
Die Beziehungen von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu dem Auftreten von Gallon- steinbeschwerden
konnteRuth Plöger
in 42 Fällen derHeidelberger Klinik aus den
Jahrgängen 1900 —
1907 eingehendstudieren. Sie fand
in
14Fällen das Auftreten des ersten Anfalles in der Gravidität, wobei
in 8 Fällen eineWiederholung
des Anfallesim Wochenbett
auftrat. In6 Fällen verschlimmerte sich ein schon früher bestehendes Gallensteinleiden in der Gravidität.
In
19Fällen
tratim Wochenbett der erste Anfall
ein,und zwar
meistensbei der ersten Entbindung.
Demgegenüber
verschlimmerte sich ein vorher bestehendes Gallensteinleidenwährend
desWochen-
bettes
nur
in 3 Fällen.Neuling
berichtet ans derKehr
sehen Klinik, daßvon 196
Frauen, die inden
dreiJahren von
1906— 1908 wegen
Gallensteinen operiert
wurden, nur
21 unverheiratet, 175 ver- heiratetwaren und von
diesen 175 nur 5 nicht geboren hatten.Von den 170
Patientinnen, die eine odermehrere Entbindungen durchgemacht
hatten, führen 52,also
30Prozent,
ihr Leiden auf die Gravidität zurück.Damit
dürfte die Wichtigkeit derBeziehung
zwischen den Gestationsperioden derFrau und dem
Auftreten dermanResten
Cholelithiasis zur
Genüge bewiesen
sein.Die
Ursache
dieserBeziehung
ist nicht ganz sicherge-stellt.
Ruth Plöger
weist auf diewährend
derSchwanger-
schaft verminderte Widerstandskraft Bakterien
gegenüber und
auf die Möglichkeit einerhämatogenen
Infektion der stern- haltigen Gallenblasevon
derWundfiäche
des Genitaltraktus aus, hin.Das Auftreten von Gallensteinbeschwerden im Anschlüsse an akute Infektionen des Körpers und
besonders des
Magen-Darmkanals
ist ebenfallsvon Neuling
—
19—
eingehend studiert
Mnensa'ta’^S KUen
rGl*r.;::rus'de!
Siensteinteide^Besonders
die Beziehungen
T nr Pholelithiasis
sind bekannt. Relativhau g n
Tri;: L Alchluß - Typhus
eine durch Typhushazillen hervoro-erufene Cholezystitis auf, hei derdann
in derReg
Se
Gallensteinevorhanden
sind; häufiger aber schließen sich Gallensteinbeschwerden an einen vorTvnhus
an EineDeutung
diesesZusammenhangs
erbrachtendfe Experimente
von Heyrovsky,
der fand daßvon
allenVersuchten
Bakterien derEber thsche
Bazillusund
das Bac-terium coli
am
raschesten_und
reichlichsten eineAusfaUung
des Cholesterins aus der Galle bewirkte,Wichtigkeit dieser Reagenzglasversuche bedeutete weis lebender Typhusbazillen
im
Innerner in der ausländischen Literatur-
von Gilbert, Fournier
und Dominici,
in Deutschlandvon Bacmeister und Grimme
erbracht wurde.Es
istauch nach
unsernjetzigen
Anschauungen
gut denkbar, daß das infolgeAnwesenheit von TyphusbaziUen
leichter aus der Galle ausfaUendeCholesterin sich gerade
um
Bazillenhaufen als Kristallisationszentren ab-laffert. Andererseits
können Mikroben
auch sekundär in be-reits gebildete Steine einwandern. Jedenfalls
können
sic Bakterien lange in den Steinen lebensfähig erhalten, auchwenn
der Gallenblaseninhalt steril
geworden
ist.(Gilbert und Hart- mann,
sowieEhret und
Stolz.)-tu
Von Bedeutung
ist in dieser Hinsichtauch
das ziemlichhäufige
Vorkommen von Typhusbazillenträgern,
d. h.Personen, die
ohne
nachweisbare Störung des Allgemein- befindens dauernd lebende Typhusbazillen beherbergenund
zeitweise mit
dem
Stuhlgang ausscheiden. Diesen für le Epidemiologie desTyphus
besonders wichtigen latentenKranken wurde
vorzugsweisevon Förster und
seinen Schülern ein-gehend nachgeforscht. Derselbe konnte
auch
nachweisen, daß Typhusbazillen in normaler Galle untergehen, in^veränderter GallebeFZimtz
von Stofi’en aus entzündetenGeweben,
Eiweiß-2*
substanzön
und
Soruiu abor löbbaft wacbsöu.Es kann
alsoauch umgekehrt
wieder eia Reizungszustand der Gallenblase,wie
er bei Gallensteinen besteht, zu einer Persistenz lebender Typhusbazillen in der GallenblaseAnlaß
geben.Daß
diese Typhusbazillenträger eventuell durch einean
sich durchaus erfolgreiche Gallensteinoperation inschwere
Gefahrkommen
können, lehrt ein in der hiesigen chirurgischen Klinik kürzlich beobachteter,
von mir
mitgeteilter Fall, indem im Anschluß an
eine Gallensteinoperation mit Ableitung der Galle (Chole- zystektomieund
Hepatikusdrainage) sich 16Tage nach
der Operation ein schwererTyphus
abdominalis entwickelte. AlsErklärung
dieser einzig dastehendenBeobachtung nahm
ichAn toinfe ktion durch Resorption bakterienhaltiger
Galle von der Wunde aus,
an,da
alle anderen Infektions- möglichkeiten als weniger wahrscheinlich ausgeschlossenwerden
konnten.II.
Pathologie und Diagnostik der Galiensteüi- krankheit.
Die Gallensteinkrankheit kann
dieallerver- schiedenartigsten klinischen Bilder erzengen, je nach dem
Sitzdes Steines und nach dem Vor-
handensein oder Fehlen entzündlicher Yerande- rungen der Wand der Gallenblase und der GaUen- wege.
DieGröße und
die Zahl der Gallensteine spielt für dieSchwere
des Krankheitsprozesses keine ausschlaggebende Rolle; wir sehen häufig sehr große Steinesymptomlos
jahre- lang in der Gallenblase verharrenund
auf der anderen Seiteim
Anschluß an dieEinklemmung
eines einzigen winzigenSternchens
im
Zystikus oder in derPapiUa Yaten
die schwersten, dasLeben bedrohenden
Krankheitszustände auftreten.Ebenso
ist es
im
allgemeinen gleichgültig, ob sich hinterdem
einge-klemmten, den Schmerzanfall verursachenden Stein
noch
viele andere befinden oder nicht,wenn
nichtetwa
der erste Stein durch die Naturhilfe bis in denDarm
befördert wird. Sinddann noch
weitere Steine vorhanden, so wird dasEnde
desvollkommen
erfolgreichen Anfalles(Riedel) doch
keine Heilung des Gallensteinleidens bedeuten.Die
Besprechung
derPathologie und Diagnostik
der Gallensteinkrankheit erfolgt daheram
bestennach
klinischenGesichtspunkten.
Wir
besprechen also getrennt1. den Gallensteinkolikanfall mit
dem
akuten Choledochus- verschlußund
der rezidivierenden Cholelithiasis, 2. die Entzün-dungen
des Reservoirsystems (Gallenblaseund Ductus
cysticus):die akute Cholezystitis mit ihren Folgeerscheinungen, der Per- forationsperitonitis
und
der diffusen Cholangitis, die chronische Cholezystitis mitdem Hydrops
der Gallenblase, 3. das Vor-22
dringen der Steine in die tiefen Gallenwege, den chronischen Choledochusverschluß
und
die Differentialdiagnose des Ikterus,und zum
Schluß 4. die Folgezuständeund Komplikationen
der Gallensteinkrankheit, sowie das Gallenblasenkarzinom.1.
Der Gail en
ste inkolikan
fall zeigt in der Regel einunverkennbares
klinisches Bild. Plötzlichund
unerwartet, be- sonders häufig nachts, treten außerordentlich heftigeSchmerzen
in der rechten
Oberbauchgegend
auf. DieseSchmerzen
strahlen bei den typischen Fällengegen
denRücken und
die rechte Schulter zu aus.Doch kann
dieAusdehnung und
die subjek- tive Lokalisation desSchmerzes
sehr wechseln.Während
des Anfalles tritt häufigErbrechen
ein, meistens gallig.Bei der objektiven
Untersuchung
findetman
dasAbdomen
eingezogen, die
Bauchmuskulatur,
besonders in der rechtenOberbauchgegend,
straff gespannt, die Gallenblasengegendund
meistens die ganze rechte Seite desAbdomens
exzessiv druck- empfindlich. DieTemperatur kann während
des Anfalles stark ansteigen, in anderen Fällen bleibt sie auchwährend
der hef- tigstenSchmerzen
normal. V.Renvers
glaubte nachdem
Ver- halten des Fiebers entzündlicheund
nichtentzündliche Gallen- steinkoliken unterscheiden zu können.Der
Puls zeiert meistO
eine Beschleunigung,
manchmal
bestehtauch nach den An-
fällen noch ein schwerer Kollapszustand. Ikterus
kann
völlig fehlen, tritt aber meist einigeStunden nach Beginn
desAn-
falles auf
und kann nach Ablauf
des Anfalles rasch ver- schwinden.Die
Dauer
der Gallensteinkolik variiertvon Stunden
biszu
mehreren
Tagen, in der Regel verschwindet derSchmerz
ebenso rasch wie erkam;
die Patienten fühlen sichnach
der Kolikvollkommen
wohl.Die
Ursachen
des Gallensteinanfalles und dieNatur der Kolikschmerzen
sind noch immer nicht mit absoluter Sicherheit klargestellt. Frühernahm man
eine Einklemmung eines Steines im Ductus cysticus bezw. choledochus und einen Muskelkrampf dieserGänge an. Heute ist
man
geneigt, der Entzündung der Schleimhaut eine Hauptrolle beidem
Zustandekommen des Gallensteinanialles zu- zuweisen. NachAschoff
undBacm
eiste besitzt der Ductus cysti- cus so gut wie keine Muskelfasern; der Steinmuß
daher \on der Gallenblase her durch Druck des entzündlichen Exsudates und derD.
aber der Zystik».i^hVe^
Di. Gallenblaae durch deren Reizung derK
pnnander,
wie der Darm,,selbst ist, nach den
n.n de» Koliischmers analog derDaimkohk,
4„„aben
kommen
gerade bei noch nichtder Gallenblase. Nach sei g
. infolge der Möglichkeit verwachsenen, entzuiidungs reien a
Mesenteriums die der Steifung und dadurch bedingten
^emmg
ihresbSe KÖSir - ?“:rs
beobachten kann,
^
Mesenteriums derselben wohl nichttsÄ
^LSei^ tSd.:.:
der Gallenblasenmuskulatur einhergehen
e+pinnnfalls Die Diagnose des typischen G allen
steinanf
allist in der Regel leicht, besonders
wenn
derselbevon mehr
oder weniger deutlichem Ikterus gefolgt istgnostisch
kämen
in Betracht die Schmerzanfalle bei Ulcusjen
triculi
und
duodeni, beiAngina
pectorisund
Krisen der Tabiker;weiterhin
kann
eine rechtsseitige Niere Steinkolik oder eine appendizitische Attacke bei nachoben
ge- schlagenemWurmfortsatz
oder, von seltenerenVorkommniss
,ein Stein
im Ductus
pancreaticus zuVerwechslungen An
a geben. Fastimmer
wird es aber gelingen, aufGrund
er* genauen
Anamnese und
des Befundes, vor allem durchgenaue
Lokalisation des Schmerzzentrums, zur richtigen Diagnose zu^
Der Anfall kann nun
inverschiedener Weise
ablaufen. Der
Steinkann
den Ductus cysticus passieren und in den Ductus choledochus gelangen (erfo lgreicher An-
fall
Riedels),
erkann
aber auch nachLösung
der Einklem-mung
oderRückgang
derEntzündung
in die Gallenblase zurück-treten
(erfolgloser Anfall).
Ist der Stein ineinem
erfolg- reichen Anfall glüeklich bis indeng'gemeinsamen
Gallengang gelangt, so tritt meist eine kurze schmerzfreie Periode ein,manchmal
mitzunehmendem
Ikterus.Sodann kann
der Steindurch
eine weitere KraftanstrengungH des,' Körpers durch die Papilla Vateri in dasDuodenum
getriebenwerden
(voll-kommen erfolgreicher Anfall Riedels);
falls dies nicht gelingt, so bleibt erim Ductus
choledochus liegen, ver- größert sich durch Appositionund kann
zudem
chronischen Stein Verschluß desCholedochus
führen, der unten ausführhcher zu besprechen ist.Die Bezeichnungen
Riedels
scheinen mir nicht sehi- glücklich ge- wählt, da zuni Beispiel der „erfolgreiche“ Anfall mit Übertritt des Steines in den Ductus choledochus für den Patienten doch keinen sehr schätzenswerten Erfolg darstellt,wenn
ihm nicht etwa bald ein „voll-kommen
erfolgreicher“ Anfall folgt.Da im
allgemeinen nur kleinere Steineden Ductus
cysticus passieren können, so ist die Wahrscheinlichkeit, daß sieauch den
weiterenWeg zum Darm noch
passieren werden, ziemlich groß.Es
ist daher in solchen Fällen dieAusstoßung
des Steines möglichst zu befördern.Am
besten gelingt dies durchErzeugung
eines reichlichen Gallenflussesund
einer häufigen Entleerung der Galle in denDarm.
Der akute Choledochusverschluß durch Steine
ist
also,
fallskeine schwerere Entzündung der Gallenwege dabei besteht, intern zu behandeln.
Die
Anwendung von Wärme und
dieAnregung
der Peristaltikund
des Gallenflusses durch Karlsbader oder ähnlicheWasser
sind hier zunächst zu versuchen.
Gelingt es aber durch solche zweckentsprechende