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Größtmögliche Selbstständigkeit

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Academic year: 2022

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10 granatapfel9 ∙ 2021

Größtmögliche Selbstständigkeit

Lebenswelten Steiermark Ein innovatives Wohn- und Arbeitsangebot in Graz richtet sich ganz nach den Bedürfnissen von Menschen mit Beeinträchtigung und ermöglicht ihnen ein Leben in größtmöglicher Selbstständigkeit.

V O N K A R I N B R E T T N E R

Das helle, lichtdurchflutete Wohnzimmer bietet einen wunderschönen Blick auf eine gepflegte Grünanlage. Sarah huscht herein und lässt die Jalousien herunter. „Wenn es so heiß ist, muss man tagsüber verdun­

keln.“ Noch ein kurzer Kontrollgang durch die Wohnung. „So, jetzt können wir gehen.“

Sarah versperrt die Tür und macht sich auf den Weg zur Arbeit. Nicht jedoch ohne sich vorher von ihrem Freund Andre zu verab­

schieden. „Ich mag, dass ich eine eigene Wohnung habe und dass ich sehr selbst­

ständig bin, und die Betreuer sind sehr nett“, sprudelt es aus der quirligen jungen Dame auf dem Weg zur Straßenbahn heraus.

Sarah ist 20 Jahre alt und wohnt im „Begleite­

ten Wohnen“ in der Grazer Krausgasse, einer Einrichtung der „Lebenswelten der Barmher­

zigen Brüder – Steiermark“. Jeden Tag fährt

sie in die nicht weit entfernte „Tageswerkstätte Andreas“ mit angeschlossenem Verkaufsraum.

Dort kann sie sich in verschiedenen Arbeits­

und Tätigkeitsfeldern erproben und auf diese Weise ihre Stärken, Kompetenzen und Interes­

sen entdecken, festigen und weiterentwickeln.

Begleitetes Wohnen

Das „Begleitete Wohnen Krausgasse“ bietet seit Februar dieses Jahres insgesamt zwölf Men­

schen mit intellektueller und/oder mehrfacher Beeinträchtigung teilzeit­ und vollzeitbetreutes Wohnen sowie Trainingswohnen in flexibler Form, also ganz auf die Bedürfnisse der Be­

wohnerinnen und Bewohner ausgerichtet.

Das Konzept ist neu und in der Steiermark ein­

zigartig: Den Bewohnerinnen und Bewohnern stehen alle drei Leistungsarten der Leistungs­

und Entgeltverordnung LEVO­StBHG zur Verfü­

gung: vollzeitbetreutes Wohnen für Menschen mit Behinderung, Trainingswohnen sowie teilzeitbetreutes Wohnen. Jeder Wohnplatz kann unter jeder Leistungsart laufen. Dadurch wird es möglich, bei entsprechenden Entwick­

lungsfortschritten von einer Leistungsart in die nächste zu wechseln, ohne übersiedeln zu müssen. Lediglich die Art und das Ausmaß der Unterstützung verändern sich. Fotos: Lebenswelten Steiermark

Das Konzept ist neu und in der Steiermark einzigartig.

An drei Tagen pro Woche arbeitet Sarah im Verkaufs-

raum „Kreative Einblicke“.

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Wohnen und Arbeiten

Ziel des „Begleiteten Wohnens“ ist eine ge­

nerelle Weiterentwicklung der persönlichen sowie lebenspraktischen Kompetenzen der Bewohnerinnen und Bewohner. Ein multi­

professionelles Team unterstützt sie dabei, zunehmend selbst Verantwortung für ihr Leben und die Bewältigung der alltäglichen Anforderungen zu übernehmen.

Die individuelle Begleitung und Förderung zielt im Sinne von „Empowerment“ ganz besonders auf eine Erweiterung der Selbst­

ständigkeit, der Selbstorganisation sowie der damit verbunden Selbstbestimmung ab.

Das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl der Klientinnen und Klienten soll gesteigert und der Weg zu aktiver, selbstbestimmter Teilhabe und Inklusion weiter geebnet wer­

den. Eine Inklusion, die allein schon dadurch entsteht, dass sich die sieben Wohnungen des „Betreuten Wohnens Krausgasse“ in einem Mehrparteienhaus inmitten einer Wohn­

siedlung befinden.

Durch das differenzierte Angebot kann die Unterstützungsleistung individuell an jeden Einzelnen angepasst werden und sich an den jeweiligen Bedürfnissen, Leistungsmöglichkei­

ten und Entwicklungsfortschritten orientieren.

Sarah, zum Beispiel, ist im Umgang mit digi­

talen Medien sehr versiert. Sie hat ein eigenes Handy und setzt sich oft an ihren Laptop, um YouTube­Videos anzusehen, Fotos herunter­

zuladen oder um ihre eigenen Texte zu schrei­

ben. Sie liest auch gerne, interessiert sich wie viele junge Mädchen für Musik, Schminken, Gewand und Schmuck. Einmal pro Woche nimmt sie an einem Yogakurs im Wohnhaus teil. „Die Betreuer sind immer für uns da und helfen uns“, erzählt sie.

Beschäftigung und Arbeit

In einem Verbundkonzept wird den Klien­

tinnen und Klienten neben dem „Begleiteten Wohnen Krausgasse“ auch ein Platz in der

„Tageswerkstätte Andreas“ mit angegliedertem Verkaufsraum „Kreative Einblicke“ geboten.

Im Rahmen der „Tagesbegleitung und Förde­

rung“ geht es um eine sinnvolle Gestaltung und Strukturierung des Alltags mit einem breiten Aufgabenspektrum. Bei der Leistungsart

„Teilhabe an Beschäftigung und Arbeit“ soll vor allem eine aktive Teilhabe bzw. Eingliederung in die Arbeitswelt im Vordergrund stehen.

Neben ihrer Arbeit in der Tageswerkstätte ist Sarah an drei Tagen pro Woche im Verkaufs­

raum „Kreative Einblicke“ am gesamten Ver­

kaufsgeschehen beteiligt: Von der Auslagen­

gestaltung, der Regalbetreuung und Reinigung bis zur Kundenbetreuung mit Verkaufsge­

spräch und Kassa. Verkauft werden handver­

lesene Unikate, die in den Kreativwerkstätten mit viel Liebe von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Lebenswelten Steiermark gefertigt wurden.

Die Klientinnen und Klienten sollen auf viel­

fältige Weise dabei unterstützt werden, den Weg zu aktiver, selbstbestimmter Teilhabe und Inklusion weiterzugehen. Dabei geht es unter anderem um den Aufbau einer zielführenden Arbeitshaltung sowie das Training und den Erwerb weiterer Schlüsselkompetenzen für eine gelingende Teilhabe an Beschäftigung in der Arbeitswelt, eine Teilhabe, die je nach den individuellen Leistungsmöglichkeiten und Entwicklungsfortschritten möglichst weit in Richtung erster Arbeitsmarkt gehen soll. 

Die Unter- stützungsleistung wird individuell an jeden Einzelnen angepasst und orientiert sich an den jeweiligen Bedürfnissen, Möglichkeiten und Fortschritten.

In ihrer Freizeit setzt sich Sarah gerne an ihren Laptop, um Videos anzusehen, Fotos herunter- zuladen oder Texte zu schreiben.

Sarah arbeitet auch in der Tageswerkstätte.

Zur Arbeit fährt sie mit der Straßenbahn.

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