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Mechanische Kennwerte von Kartoffeln aus dem Organischen Landbau

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NACHERNTETECHNOLOGIE

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59 LANDTECHNIK 2/2004

Marianna Németh und Karl-Hans Kromer, Bonn

Mechanische Kennwerte von Kartoffeln aus dem Organischen Landbau

D

ie Kartoffel ist nach Reis, Weizen und Mais das weltweit wichtigste Grund- nahrungsmittel und die bedeutendste stärke- haltige Knollenfrucht [1]. Aus ernährungs- physiologischer Sicht gehört sie zu den idealen Grundnahrungsmitteln einer voll- wertigen Kost [2]. Kartoffeln werden welt- weit in 150 von 200 Ländern mit einer An- baufläche von etwa 18,8 Millionen ha ange- baut, wobei die Produktion in den letzten Jahren stabil geblieben ist [3].

Mit zunehmendem Mechanisierungsgrad wächst die mechanische Belastung der Kar- toffelknollen und damit die Gefahr der Knol- lenbeschädigung, deren Folge Sekundärin- fektion, Massen- und Qualitätsverluste sind [4]. Aus diesen Gründen werden auch im Or- ganischem Landbau Kartoffelsorten hoher Festigkeit gesucht.

In allen Bereichen der Kartoffelprodukti- on und -verarbeitung wird eine hohe Pro- duktqualität gefordert. Um den Verbraucher ganzjährig mit hochwertigen Konsumkartof- feln zu versorgen, ist es notwendig, die Fri- sche und Qualität noch lange nach der Ernte zu erhalten. Damit ist die Lagertechnologie eine der wichtigsten Zweige sowohl der Landwirtschaft als auch der Lebensmittelin- dustrie. Ein effizientes Qualitätsmanagment benötigt geeignete Qualitätsparameter, so- wohl bei den frischen als auch bei gelagerten Kartoffeln. Ein geeignetes Qualitätskriteri- um ist die Umweltleistung des Anbauverfah- rens. Produkte des Organischen Landbaus werden im Vergleich zu konventionell er- zeugten Produkten häufig als qualitativ hochwertiger erachtet und deren Anbau wird agrarpolitisch gefördert. Aus diesen Grün-

den waren von einer DFG Forschergruppe Optimierungsstrategien im Organischen Landbau (OSIOL) zu entwickeln. Der vor- liegende Bericht enthält ausgewählte Ergeb- nisse der Ermittlung mechanischer Kenn- werte von Kartoffeln.

Die mechanischen Eigenschaften land- wirtschaftlicher Produkte werden für ver- schiedenste Zwecke standardisiert gemessen [5, 6, 7]. Die Vielfalt der verschiedenen Me- thoden und Techniken, wie etwa Druck-, Kompressions-, Penetrometer-, Scher- und Zugtest, sind dafür geeignet, die Textur, Festigkeit, Knackigkeit und insofern die Qualität zu beschreiben, zu charakterisieren und zu bestimmen. Unter dem Sammelbe- griff der mechanischen Eigenschaften wer- den allgemein die Eigenschaften zusammen- gefasst, die mit dem Verhalten bei der Ein- wirkung von Kräften zusammenhängen.

Die Kartoffelknolle aus dem Organischen Landbau stellt wie alle landwirtschaftlichen Materialien ein komplexes biologisches Sys- tem mit hoher Variabilität dar. Die Zusam- mensetzung, der Trockengehalt und die Ge- webestruktur dieser Materialien verändern sich während des Wachstums, des Reifevor- ganges und der Lagerung. Diese Einfluss- faktoren wurden von der pflanzenbaulichen Forschergruppe im größtmöglichen Umfang konstant gehalten und waren für die agrar- technischen Versuche vorgegeben [8].

Maßgebliche Anbaufaktoren für hohe Er- träge und hohe Kartoffelqualität sind die Sortenwahl und die organische Düngung (Norg). Da in den letzten Jahrzehnten vor- nehmlich die Wirkung mineralischer Dün- gung auf die Kartoffelfestigkeit und dadurch

Die Ansprüche der Verbraucher an die Qualität von Nahrungsmitteln steigen. Die Umweltverträglichkeit eines Anbauverfahrens gilt als zu- sätzliches Qualitätskriterium. Fest- igkeit und Textur landwirtschaftli- cher Produkte sind geeignete Kri- terien zur Beurteilung ihrer Qualität. Zur Beurteilung von Kar- toffelknollen mittels mechanischer Kennwerte wurden der Pendel-, Stempel- und Plattentest angewen- det. Es sollte geklärt werden, in- wieweit diese Festigkeitsmessver- fahren auch für Kartoffeln aus dem Organischen Landbau geeignet sind. In dreijährigen Versuchen waren der Einfluß von Sorte, orga- nischer Düngegabe und Lagerdau- er auf die Festigkeitseigenschaften der Kartoffelknolle nachzuweisen.

Dr.-Ing. Marianna Németh war wissenschaftliche Mitarbeiterin und Prof. em. Dr.-Ing. Karl-Hans Kromer vormaliger Direktor am Institut für Land- technik der Universität Bonn, Nussallee 5, D-53115 Bonn; e-mail: landtechnik@Uni-Bonn.de

Referierter Beitrag der LANDTECHNIK, die Langfas- sung finden Sie unter LANDTECHNIK-NET.com.

Schlüsselwörter

Mechanische Kennwerte; Stempel-, Pendel-, Plat- tentest; Kartoffelqualität; organischer Landbau

Keywords

Mechanical properties; penetrometer-, pendulum-, plate test; quality of potatoes; organic farming

Literatur

Literaturhinweise sind unter LT 04209 über Internet http://www.landwirtschaftsverlag.com/ landtech/lo- cal/fliteratur.htm abrufbar.

Bild 1: Einfluss von Sorten und Düngestufen auf die Energieaufnah- me- Lagerdauer 120 Tage (Pendeltest 1998) Fig. 1: Energy uptake of pendulum versus variety and fertilising level - storage time 120 days (pendulum test 1998)

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auch auf die -qualität untersucht wurde, sind neuere Arbeiten zur expliziten Wirkung or- ganischer Düngung kaum verfügbar [9, 10].

Arbeitshypothesen

Der Versuchsplanung lagen Arbeitshypothe- sen der Forschergruppe zu Grunde.

Mechanische Kennwerte der Kartoffel- knollen aus dem Organischen Landbau er- lauben einen Optimierungsprozess hinsicht- lich

• Sorte

• Norg-Düngestufe

• Lagerdauer

Versuchsfaktoren

Die Versuche sind auf mehrere Jahre (1997 bis 1999) angelegt worden. Die ausgewähl- ten Sorten sind Agria, als eine Verarbei- tungssorte, Granola als vorwiegend festko- chende und Nicola als festkochende Speise- kartoffelsorte. Düngestufen wurden auf 0, 120 und 240 kg Norg/ha festgelegt. Entspre- chend dem Anbauverfahren wurde mit Rot- temist gedüngt.

Für die Durchführung der Untersuchun- gen wurden drei Termine gewählt - bei der Einlagerung, nach 60 und danach nach 120 Tagen Lagerdauer.

Messmethoden

Mit den drei Messmethoden Pendeltest, Stempeltest und Plattentest wurden vier me- chanische Kennwerte gemessen. Die dyna- mische Beanspruchung der Kartoffel liefert der Pendeltest und den Kennwert „Energie- aufnahme“. Über die quasi-statische Bean- spruchung werden die mechanischen Kenn- werte „Bruchkraft“ und „Quasi-Elastizitäts- modul (QE-Modul)“ (Stempeltest) und der QE-Modul (Plattentest) bestimmt. Die de- taillierte Beschreibung der Messmethode und -parameter ist in [11] zu finden.

Ergebnisse

Die Darstellung der Ergebnisse beschränkt sich exemplarisch auf zwei Versuchsjahre (1998 und 1999). Entsprechend dem Ver- suchsaufbau wurde die statistische Auswer- tung mit der dreifaktoriellen Varianzanalyse durchgeführt. Um die Unterschiede zwi- schen den einzelnen Faktorstufen eines Fak- tors zu bewerten, wurde aus den mehrfakto- riellen Mittelwertvergleichen der Tukey-Test gewählt. Die unterschiedlichen Buchstaben weisen auf signifikante Unterschiede hin. Im Jahre 1998 erreicht die Sorte Granola nach 120 Tagen beim Pendeltest signifikant höhe- re Energieaufnahmen als die anderen Sorten

(Bild 1). Gemäß Sortenliste ist diese Sorte gut lagerfähig, wie dies für die Kartoffel aus konventionellem Anbau bekannt ist. Dage- gen ist die Sorte Nicola schlecht lagerfähig.

Die Norg-Düngestufe hatte keinen signifi- kanten Einfluss.

Ähnliche Ergebnisse ergab der Stempel- test 1999 (Bild 2). Nach 120 Tage Lagerdau- er sind die Düngungsunterschiede statistisch nicht gesichert. Die Sorte Nicola erreicht die signifikant niedrigste Bruchkraft [12] und bestätigt die Ergebnisse des Pendeltests 1998.

Die Ergebnisse der QE-Module (dieselben Ergebnisse, Versuchsjahr und Testmethode) sind in Bild 3 dargestellt. Die QE-Module des Stempeltestes bestätigen die Aussage der Bruchkraftmessung (Bild 2) und des Pendel- tests 1998 (Bild 1).

Die Ergebnisse des Plattentestes im Ver- suchsjahr 1999 (Bild 4) zeigen einen signifi- kanten Einfluss, jedoch keinen signifikanten Einfluss der organischen Düngung.

Zusammenfassung

Die Untersuchungen bestätigen die Arbeits- hypothesen, wonach mit Hilfe der unter- suchten Messmethoden die Festigkeitsei- genschaften von Kartoffeln aus dem Organi- schen Landbau als mechanische Kennwerte gemessen werden können. Die hier ausge- wählten Kartoffelsorten des Organischen Landbaus sind signifikant mit den Messme- thoden Pendeltest, Stempeltest und Platten- test zu unterscheiden. In den Norg-Düngestu- fen konnten in diesem Versuchsaufbau die Unterschiede statistisch nicht gesichert wer- den. Die Lagerdauer beeinflusst die Kartof- felfestigkeit, die Wirkungsrichtung kann mittels der Bruchkraftmessung des Stempel- tests und dem QE-Modul des Plattentests nachgewiesen werden [11].

59 LANDTECHNIK 2/2004

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Bild 2: Einfluss von Sorten und Düngestufen auf die Bruchkraft - Lagerdau- er 120 Tage (Stempeltest 1999)

Fig. 2: Rupture point versus variety and fertilising level - storage time 120 days (penetrometer test 1999)

Bild 4: Einfluss von Sorten und Düngestufen auf den QE-Modul - Lagerdau- er 120 Tage (Plattentest 1999)

Fig. 4: Apparent modulus of elasticity versus variety and fertilising level - storage time 120 days (plate test 1999)

Bild 3: Einfluss von Sorten und Düngestufen auf den QE-Modul - Lagerdauer 120 Tage (Stempeltest 1999) Fig. 3: Apparent modulus of elasticity versus variety and fertilising level - storage time 120 days (penetrometer test 1999)

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