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Schäden durch Mikroorganismen

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NACH E R NTETE C H N O LO G I E

Manfred Eimer und Dieter von Hörsten, Göttingen

Schäden durch Mikroorganismen

M i kro bielles Wa c hstum a uf pfl a nzlichen Produkten u n d s e i n e Auswirku n g e n a uf d i e Qu a l ität

Pflanzliches Erntegut bietet Mikro­

organismen zumeist gute Wachs­

tumsbedingungen, die schnell zu Verlusten und Verderb führen kön­

nen. Grundlage für technisches Handeln sind Kenntnisse über mi­

krobielle Entwicklungen und Um­

setzungen. Sie ermöglichen Vorga­

ben für eine zielgerichtete Konser­

vierung und Lagerung.

O

rganische Stoffe stellen für Mikroorga­nismen ein leicht zugängliches Nähr­

stoffreservoir dar. Deshalb müssen pflanzli­

che Produkte vor der Kontamination mit un­

erwünschten Mikroorganismen geschützt und unter Bedingungen gelagert und verar­

beitet werden, welche eine milaobielle Ent­

wicklung nicht zulassen. Voraussetzungen dafür sind detaillierte Kenntnisse über mi­

krobielles Wachstum unter verschiedenen Luftzuständen, welche als Entscheidungs­

hilfe für verfahrensteclmische Maßnahmen dienen. So können Verluste an wertbestim­

menden Inhaltsstoffen vermieden und Ver­

derb ausgeschlossen werden.

aus der Luft

from the air aus dem Stoffwechsel

from ce/1 metabolism Voraussetzungen

für mikrobielles Wachstum Die mikrobielle Entwicklung und das anschließende Wachs­

tum werden durch folgende Faktoren nach [ 1 , 2] bestimmt:

Wasserfilm Klima (Feuchte und Tempera­

tur)

/ '

Enzyme, Säuren Enzymes1 ac1ds

aus der Ze lle from the ce/1

Bild 1: Schematische Darstellung der Ernährung und Exkretion einer Pilzhyphe auf einem Produkt (nach Frank [3] verändert)

Fig. 1: Schematic graph concerning nutrition and excretion of a fungus

Prof. Dr. Manfred Eimer war Akademischer Direktor und D r. Dieter von Hörsten ist Akademischer Rat am I nstitut für Agrartechnik der Georg-August-Univer­

sität ( Direktor: Prof. Dr. W. Lücke). Gutenbergstr. 33, 37075 Göttingen, email: uaat@gwdg.de

Schlüsselwörter

Mikrobielles Wachstum, Verluste von lnha ltsstoffen, Mykotoxine

Keywords

Microbial growth, Iosses of n utrients, mycotoxin

1 00

Nährstoffverfügbarkeit und -Zusammensetzung

Sauerstoff- und Kohlendio­

xidkonzentration

pH - Wert (Wasserstoffionen­

konzentration)

Beschaffenheit des Produkts (Art, Reife- und Gesundheitszustand, Be­

schädigungen und Verunreinigungen) Voraussetzung für jegliche mikrobielle Um­

setzungen ist die Verfügbarkeit von Wasser.

Dieses kann sowohl durch das Produkt als auch durch die Umgebungsluft bereitgestellt werden. Mit Hilfe von Wasser sind Mikroor­

ganismen durch eigene Enzyme in der Lage, organische Verbindungen zu zersetzen. An­

schließend werden in gelöster Form Nähr­

stoffe und der notwendige Sauerstoff aufge­

nommen (Bild 1). Dabei setzen sich die Mi­

kroorganismenarten durch, welche an die vorliegenden Bedingungen am besten ange­

passt sind.

Arten der Mikroflora

Die Mikroflora auf pflanzlichen Produkten erstreckt sich vorwiegend auf Bakterien und

Schimmelpilze sowie in geringem Umfang auch auf Hefen und Actinomyceten [ 1 ] . Un­

ter feuchten Verhältnissen (relative Luft­

feuchte an der Produktoberfläche über 95%) setzen sich Bakterien gegenüber anderen Mikroorganismen durch. Die Feuchtean­

sprüche von Schimmelpilzen sind aufgrund dickerer Zellwände geringer (relative Luft­

feuchte über 65%). Daher überdauern viele Arten auch längere Trockenzeiten (bis zu zwei Jahren [4]). Pilze zeichnen sich durch eine schnelle Verbreitung über Sporen und Myzel aus. Damit kommt ihnen bei der Kon­

servierung und Lagerung eine vorrangige Bedeutung zu. Hefen mit höheren Feuch­

teansprüchen können sich meist nur bei ver­

änderten atmosphärischen Bedingungen so­

wie bei saurem oder alkalischem Milieu gegen Bakterien und Schimmelpilze durch­

setzen (so bei gasdichter Lagerung [5]).

Mikrobielles Wachstum

Mikroorganismen entwickeln sich nach be­

stimmten Gesetzmäßigkeiten. Nach der Kontamination eines Produkts mit Mikroor­

ganismen bleibt zunächst die Zellzahl für ei­

nen bestimmtem Zeitabschnitt konstant (An­

laufphase, Bild 2). Weil in dieser Zeit kaum merklich organische Substanz abgebaut wird, sollte sie vorzugsweise genutzt wer­

den, um eine Konservierung durchzuführen.

Daran schließt sich die Wachstumsphase (exponentielle Phase) an, wobei die Popula­

tion ihre maximale, konstante Teilungsrate erreicht. Bei Begrenzung eines Wachstums­

faktors stellt sich ein stationärer Zustand (stationäre Phase) ein. Nährstoffmangel, zu hohe Populationsdichten, veränderte atmo­

sphärische Bedingungen oder eine Ansamm­

lung toxischer Stoffwechselprodukte bewir­

ken letztendlich den Zusammenbruch der Population (Absterbephase). Eine einge­

schränkte Wasserverfügbarkeit führt zu ei­

ner verlängerten Anlauf- und Wachstums­

phase und niedrigeren Zellzahlen (Bild 2).

Während der Vegetationsperiode werden Pflanzen bereits vom Boden aus mit Mikro­

organismen infiziert. Niederschläge und niedrige Nachttemperaturen sorgen im Be­

stand für ein hohes, mittleres Feuchteniveau.

Unter diesen Bedingungen entwickelt sich

54. J a h rgang LANDTECH N I K 2/99

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°C 50

Bild 2: Einfluss der Wasserverfügbarkeif auf mikrobielles Wachstum nach Trailer [6}

Bild 3: Einfluss von Feuchte und Temperatur auf das Myzelwachstum von Schimmelpilzen der Lagerflora nach Daten von Ayerst [9}

Fig. 2: Effect of water avaibility an microbial grovvth

eine typische Feldflora. Bei hoher Feuchte und erhöhten Temperaturen können sich ho­

he Populationsdichten einstellen. Da die Ernte während einer trockenen Witterungs­

periode erfolgt, hat sich in der Regel ein re­

duzierter mikrobieller Besatz auf den Pflan­

zen eingestellt.

Bei Transport und Einlagerung wird das Erntegut durch nicht sterile Förder- und La­

gereimichtungen mit Keimen der Lagerflora kontaminiert. Bedingt durch reduzierte Was­

serverfügbarkeit kommt es zum Absterben der Feldflora und zur Entwicklung der La­

gerflora. Diese Umschichtung ist mit einem vorübergehenden Rückgang der Keimzahlen auf dem Produkt verbunden [7] . Die neue Flora, vorzugsweise Schimmelpilze, weist im mesophilen Temperaturbereich um 30 oc ein ausgeprägtes Entwicklungsmaximum auf ([8], Bild 3) . Deshalb sollte Erntegut im Temperaturbereich von 20 bis 35 oc entwe­

der umgehend konserviert oder zumindest für eine Zwischenlagerung gekühlt werden.

Ein weiteres Maximum tritt im thermophilen Temperaturbereich um 55 °C auf, welches in der Regel für die Landwirtschaft von gerin­

gerer B edeutung ist.

Verluste an Inhaltsstoffen

Mikroorganismen setzen bei dem günstigen Nährstoffangebot pflanzlicher Nahrungs­

und Futtermittel vorwiegend die wertbe­

stimmenden Inhaltsstoffe um. Eine allge­

meine Aussage, welche der Stoffgruppen un­

terschiedlicher pflanzlicher Produkte durch mikrobielles Wachstum abgebaut werden, ist schwierig. In der Regel wird vorrangig Zucker metabolisiert. Aufgrund vorliegen­

der Untersuchungsergebnisse erstrecken sich die Umsetzungen bei niedrigen Tempe­

raturen ( < 1 5 °C) vorwiegend auf die anderen Kohlenwasserstoffe. Mit steigenden Tempe­

raturen werden dann zunehmend Proteine und Fette abgebaut. Der Anstieg der Ge-

54. Jahrgang LANDTECH N I K 2/99

Fig. 3: Effect of humidity and temperature an mou/d fungi mycelium grovvth of storage flora

Samtmasseverluste erfolgt bis zum Ende der Wachstumsphase analog dem Logarithmus der Pilzkeimzahlen [ 1 0]. Aus Sicht der Qua­

litätserhaltung ist mikrobielles Wachstum zu unterbinden, da vor allem wertvolle Inhalts­

stoffe umgesetzt und Geschmack und Aus­

sehen negativ beeinflusst werden.

Mykotoxinbildung

Auf einem Produkt konkurrieren mehrere Mikroorganismenarten um die verfügbaren Nährstoffe. Der Anteil der an vorliegende Bedingungen am besten angepassten Art be­

trägt meist 80% und mehr. Den verbleiben­

den Rest teilen sich nur wenige Arten. Im Bereich erhöhter Myzelwachstumsraten bil­

det eine Pilzreinkultur toxische Stoffwech­

selprodukte, die Mykotoxine. Die weniger gut angepassten Begleitpilze bauen organi­

sche Substanz häufiger nur unvollständig ab.

Dabei anfallende Spaltprodukte können mit­

einander reagieren und weitere Mykotoxine bilden. Durch eine Population unterschiedli­

cher Mikroorganismen dürften jedoch meh­

rere Mykotoxine in erhöhter Menge produ­

ziert werden als durch eine Reinkultur unter gleichen Bedingungen. Die Bestimmung von Mykotoxinen ist teilweise aufwendig und daher für die Mehrzahl der Verbindun­

gen - bekannt sind etwa 400 Toxine - kaum durchführbar. In den ersten Monaten nach der Ernte kann die Pilzkeimzahl ein Anhalt für die Gefahr einer Toxinbildung sein.

Zusammenfassung

Ausgehend von den Voraussetzungen für mi­

krobielles Wachstum wird die Entwicklung von Mikroorganismen auf pflanzlichen Pro­

dukten dargelegt. Die unterschiedlichen An­

sprüche von Feld- und Lagerflora werden vorgestellt. Maßgeblich für Verluste an wert­

bestimmenden Inhaltsstoffen sind unter ae­

roben B edingungen bei reduzierter Wasser-

verfügbarkeit Schimmelpilze, die nach der Ernte als Hauptursache für den Abbau orga­

nischer Masse und Bildung toxischer Stoff­

wechselprodukte angesehen werden müssen.

Für eine ordnungsgemäße Konservierung und Lagerung sind die Kenntnisse über die beschriebenen Zusammenhänge von grund­

legender Bedeutung, um wertbestimmende Inhaltsstoffe zu erhalten und hygienisch ein­

wandfreie Produkte zu garantieren.

Literatur

Bücher sind mit • gekennzeichnet [ 1 ] Spicher, G.: Die Mikrobiologie des Getreides

und der Getreideprodukte. Bodenkunde 24 ( 1 973), S. 3 7 1 - 389

[2] • Schlegel, H G.: Allgemeine Mikrobiologie. 5.

Auflage, Thieme-Verlag, Stuttgart, 1 98 1 . [3] Frank, H. K.: Besiedlung und Schädigung von

Kunststoffen durch Mikroorganismen. Forum Mikrobiologie. (1 985), H. 8, S. 339 - 345

[4] • Richard-Molard, D., L. Lesage and B. Caha­

gnier: Effect of water activity on mold growth and mycotoxin production. In: Sinatos, D. and I.L. Multon: Properlies of water in foods.

Martinus Nijhoff Publisher, Dordrecht, 1 985, S.

273-292

[5] • Ceynowa, J: Mykologische Untersuchungen an luftdicht gelagertem Getreide. Dissertation , Kiel, 1 986

[6] • Troller, l A.: In Richard-Molard et. al. 1 985, in:

[3]

[7] Eimer, M. : Schimmelpilze auf Getreide, deren Wachstumsbedingungen und Folgen für die Verwertung. Bornimer Agrartechnische Berichte ( 1 994), H. 5, S. 1 1 9 - 1 3 1

[8] Terry, C. W.: Relations of time and Operation schedule to hay quality, mold developement, and economy operation. Agricultural Engineering 28 ( 1 947), H. 4, S. 1 4 1 - 144

[9] Ayerst, G.: The effect of moisture and temperatu­

re on growth and spore germination in some fungi. Journal of Stored Products Research 5 (1 969), S. 226 - 233

[ 1 0] • Morcos, B.: Mikrobielle Entwicklung und

Verderb bei der Konservierung und Lagerung von Getreide - schädigungsfreie Verweilzeiten und tolerierbare Grenzen. Dissertation, Göttin­

gen, 1 985

1 0 1

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