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llegra, Grüezi oder Ben- venuto. Gleich dreispra- chig wird der Gast in Graubünden willkommen ge- heißen. Die Graubündner ha- ben als Teil einer Schweizer In- itiative 2004 zum „Jahr des Wanderns“ erklärt und unter- stützen diese Aufforderung durch zahlreiche Angebote, besonders in der schönsten Zeit dieses Wander-Jahres, dem Herbst.Auf der Via Spluga
Wir begannen unseren Streif- zug in Chur, der Hauptstadt des Kantons Graubünden, der seit 1803 zur Eidgenossen- schaft gehört, und fuhren von dort mit der Rhätischen Bahn nach Thusis und weiter mit dem Schweizer Postbus rhein- aufwärts nach Splügen, wo der gleichnamige Pass von der San-Bernardino-Strecke nach Süden abzweigt. Vom Comer See her kommend, nutzten ihn schon die Römer, um nach Rätien zu gelangen.
Splügen, vom Schweizer Heimatschutz mit dem Wak- kerpreis ausgezeichnet, gehört zu den schönsten Bündner Orten. Er ist eine der Rast- stationen auf der viertägigen Via-Spluga-Wanderung, die mit Gepäcktransfer angeboten wird. Für uns reichte es nur zu einem kurzen Besuch im neu erbauten, modernen Mineral-
bad von Andeer sowie zur Be- sichtigung der romanischen Kirche St. Martin in Zillis, in der 153 gut erhaltene Holzta- feln aus oberitalienischer Ma- lerwerkstatt die älteste bemal- te Kassettendecke Europas bilden.
Danach wanderten wir auf der Via Spluga weiter zur Via- mala-Schlucht. Durch sie führt seit 1473 ein „schlechter Weg“, weshalb es den Ausdruck
„Viamala“ seit mehr als 500 Jahren gibt. Hinunter zur Schlucht führen 200 Stufen.
Von dort ragen bis zu 300 m hohe Felswände in die Höhe.
Durch den Ausbau hat der
Weg viel von seinem früheren Schrecken verloren, er lässt je- doch die frühere Mühsal trans- alpiner Transporte noch im- mer dramatisch erahnen.
Mit der Rhätischen Bahn bis Tiefencastel und weiter mit
dem Postbus ging es dann über den Julierpass ins Oberen- gadin. In Sils-Maria wartete die Pferdekutsche auf uns, die uns ins (fast) autofreie Fextal brachte, wo wir eine Ein- führung ins Rätoromanische durch Philipp Walther erhiel- ten. Ihn macht traurig, dass
„seine“ Sprache, von der es fünf Idiome gibt, auszusterben droht, weil es nicht gelingt, wenigstens eine einheitliche Schriftsprache festzulegen, das
„Rumantsch grischun“, also ei- ne Art „Graubündner Räto- romanisch“, das man dann vereinheitlichend verwenden könnte. Es lohnt sich, einige Grundbegriffe zu lernen, sind die Gastgeber doch immer wie- der dankbar,ein „bun die“ oder
„allegra“ (guten Tag) zu hören.
Als Anregung für eine der vielen Möglichkeiten machten wir vom Fextal aus eine Wan- derung hoch über den großen Engadiner Seen auf den Furt- schellas und weiter zur Cor-
vatsch-Bahn. Mit 500 Kilome- tern markierten Wanderwegen und einem Netzwerk von öf- fentlichem Verkehr und Berg- bahnen sind Wanderungen al- ler Schwierigkeitsgrade mög- lich. Seilbahnen bringen den Wanderer mühelos auf die Höhen oder die Zahnradschie- nenbahn auf die Aussichtster- rasse von Muottas Muragl auf immerhin 2 400 Meter.
Wandererparadies Engadin Wir fuhren von St. Moritz mit dem Bernina-Express im Ca- briolet-Wagen zum Ospizio Bernina, dem 2 256 Meter ho- hen Gipfelpunkt der Bahn, und über die Alp Grüm bis zur Station Cavaglia, von der wir aus den Gletschergarten be- sichtigten. Steine, die durch Gletscherwasser in Rotation versetzt wurden, haben hier im Laufe von Jahrtausenden tiefe Kessel und Durchbrüche in den Fels gemahlen. Eine der geschichtsträchtigsten Gemein- den auf dem Weg ins Unteren- gadin ist Zuoz.Die Hauptstraße durchs junge Inntal führt an Zu- oz zwar vorbei, doch es lohnt sich abzuzweigen und sich einen Besuch dort nicht entgehen zu lassen. Inge Hellwig V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 418. Oktober 2004 AA2767
Informationen:
Schweiz Tourismus, Postfach 16 07 54, 60070 Frankfurt/Main, Tel.: 0 08 00/
1 002 00 30 (gratis), E-Mail: info.de@
switzerland. com.
Informationen über Reisewege und Wandern in der Schweiz im Inter- net: www.MySwitzerland.com.
Wandern in Graubünden
Ganz schön vielseitig
Der Cabriolet-Wagen des Bernina-Express bietet viel Frischluft und 360 Grad Panoramasicht.
Blick vom Muottas Muragl auf die Seen von St. Moritz Reise
Fotos:swiss-image.ch