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(1)

Sturmschaden.

Von Hans Burger.

Einleitung.

Es sind in den lef}ten to-15 Jahren in der Schweiz so zahlreidie Sturmschäden vorgekommen. daß es gered1tfertigt ersdieint, das ganze Problem einmal nach Ursachen und Wirkungen im Zusammenliang zu betrad1ten.

In erster Linie soll gezeigt werden, wie viele Kubikmeter Holz in den leqten 50 Jahren vom Sturm ungefähr geworfen und gebrodien worden sind. Eine auch nur einigermafien zuverlässige Statistik gibt es darüber allerdings nid1t. Man kann sid1 aber dodt wenigstens über die Gröfien- ordnung der in Frage kommenden Werte einen Begriff versdmffen, wenn man al1e Angaben über Windsdiaden in unseren Zeitsdiriften zusammen- stellt. Zugleid1 erfährt man dabei nud1, weld1e Windriditungen am meisten Sdiaden verursacht haben.

Es ersd1eint sodann geboten, an Hand der Angaben in den „Annalen der Sdiweizerisdien Meteorologisd1en Zentralanstalt" einen kurzen Ueber- blick zu geben über die vorherrschenden Winde in der Sd1weiz. nad1 allgemeinen und lokalen Winden, deren Häufigkeit, Windstärke und lokalen Besonderheiten.

Sodann soll ein spezie11er Sturmsdiaden eine nähere ßesdueibung erfnluen. Es wurde dazu der Windfall in den Gemeindewaldungen von Biel, vom 21. Dezember t9J1, gewühlt. Einmal handelt es sidt um einen typischen Fall. über den uns Sd,önenberger in der Sd1weizerisd1en Zeit- sdirift für Forstwesen (1922) weitgehend aufgeklärt hat, und sodann hat sidt unsere Versudisanstalt auf Anregung des verstorbenen Oberförsters Müller hin mit der Untersudmngvon verborgenen Sd1ädcn im Holz befaßt, die im Gefolge von Sturmsd1äden auftreten können.

Endlid1 wfrd nod1 auf einige verborgene Sd1äden im Holz aufmerksam gcmad1t, die durch andere Ursadten, z. T. ebenfa1ls klimatisdter Art ent- standen ,o;incl.

(2)

Es wiirde zu weit führen, wollte man über clie fast uniiberschbarc Literatur iiber Stmmsd1üden und die damit zusammcnhüngenden Probleme aud1 nur eine knappe Uebersid1t geben. In Tabelle 1 findet man immerhin eine Zusammenstellung der wid1tigste11 Sü.1rmsdmdcnberid1tc und ihrer Autoren fiir die Sd1weiz, und ein kurzes Verzeidmis am Sd1lull der A,·heit weist auf clie wid1tigsten Publikationen mein· allgemeinet· Natur hin, clic ibre1·seits meistens viele weitere Quellenangaben enthalten.

Allen, die zm· ßesdialTung und V erurbcitung des Materials heigctmgen liaben, sei hier <le1· besle Dank nusgespl'Od1en.

A. Sturmschaden

in

den letzten

50

Jahren.

1n Tabelle 1 wurden die wi.ihrend dm· letiten 50 Jahre in unsercu Zcil- sd1rincn "Sd1weizerisd1e Zeitsduift für rorslwcsen" (Sd1w. Z. f. F'.), ,,Journal forestie1· Suisse„

U.

f. s.) und „Praktisd1er F'mstwirl" (P. I•:) gemeldeten Sturmsd1üden zusummengestellL Be1fa:ksid1iigl wui·de nod1 eine besondere VeröfTentlidmng iiher den Sturmsd1aclen von 1879 und eine Nad1rid1l in

de1· Sd1weizerisd1e11 Holzzeitung iiber die Winclfiille im Albulutul im Jahr 1922.

I. Die Menge des Windfallholzes.

Summim·t man die vodmnclencn Angaben iiber die Menge des Wind- fallholzes, so ergibt sid1 fiir die letitcn 50 Jahre die runde Summe von etwa 2,5 Millionen Kubikmetern. ßerücksid1tib,t man aber, daß bei einzelnen Melclungcn die geworfene oder gcbrod1cne Holzmenge nid1t angegeben ist, zieht man ferner in Bctrad1t, daß viele kleinere lokale Sd,äclen iibcrhaupt 11id1t bekannt wurden, so darf man annehmen, daß die durd1 Stürme verursnd1te zufällige Nuqung (Chablis) in den leqten 50 Jahren ca. 3 Millionen Kubikmeter betragen habe. Es entsprid1t das, ganz roh genommen, ungefiihr einer starken Jaht'csnutiung des gesamten Sdnveizer-

wuldes.

Die ganze Summe crsd1ci11f e1·sd1rcckend hod1, und dod1 betrübri. der mittlere Anteil des Winclfulles an der Jahresnuqung nur rund 2- 2,5¾.

ßctrnd1tet man den ganzen Sd1weizenvalcl als Gesamtheit, so ersd1einl arso der Sturmsdtaden als 1'cd1t hesd1eidcn. Ganz anders sieht die Sad1e natürlid1 aus, wenn man die Sd1üclen eines Sturmes auf die Nutiung eines Jahres bezieht, odc1· wenn man gar einzelne Gegenden für sid1 bctrad1tet.

So ist z. B. der Föhnsturm vom Januar 1919, der in der ganzen Sd,wciz rund 820,000 Kubikmeter Holz füllte, erst eingetreten, nad,clem

<lcr größte Teil der normalen Sd11üge bereits ausgeführt war. Es sind

(3)

Datum Ort Windart oder Menge dea

geworleneu Bcrid1tenlaUer r11blikaU011sorg•n wu Shmnsdladrn auftrat -Rimh,ng llolzes

Jahr Monat ia. m1

1 '.! ] ,4 5 f, 7

1879 Februar Besonders westlime Schweiz, Südwest 671,CXXJ

l J. c,~

Beridit des Eidgen.

aber bis Bodensee

1879 Juni Murten bis Bern West 2,200 Handels- u. Landw.

18711 Dezember \Vestsmweiz bis Aargau-Luzern

w.s.w.

116,000 dcpartcments

18811 November Eotlebum, Kt. Luzern Föhn 0,800 J. Knüsel Sdtw. Z. f. F. 1887

1800 August Jonxlal, Kt. Waadt West

aoo,ooo

A. Plllimody J.

r.

s.

mao

1895 Dez.ember Oberwnllis S. E. Föhn 12,tXXI G. ßruggisser P. F. 1897

1897 Juli Kt. Graubünden Südwest Hli,OOJ 1~. Enclerlin Sd1w. Z. f. F. 1897

189!1 Januar Genf bis Bodensee Südwest llll,CXXl F. Fankhanscr Sd1w. Z. [. F. 189\l

l!)(X) Mürz Ormoottal, Kt. Wnadt S.E.föhn ? H. Golay Sd1w. Z. f. F. l!lOO

1002 Februar Kt. Aargau Nordost llt,00:) W. v.Grcyerz u.E.Bnldingcr P. F. 1902

HIOO Dezember Waadtliinder Jura Südwest 8,CXXJ J. Ilornnnd J.

r.

s.

rn10

l!lll Dezember Grnndson-Biel Nordw. Jornn 200,CXX) H. Biolley Jahresberid1t 1911

1!114 Oklober Les Ormonts u. Pays d'Enhnut Siidwest 35,CXXJ E. Groff und H. Rodoux

J. r.

s.

rnm

1014 Oktober Grabs, Kt.~St. Gellen Föhn 9,000 R. Rielmann Smw. Z. f, F. 1\l15

1\lHi Juni Kt. Aargau Südost ? W. Hunziker P. F. 1916

l!llö Juli Pays d'Enhaut, Kt. Wa11dt Südwest 5,000 H. Badoux J. f. 9. 1916

rnrn Januar In der ganzen Sd1weiz Föhn 818,000

1

H. Badoux J. I. s. l!l20 H. v. Greyerz Smw. Z. f. F. Ul21

1!)20 Januar Kt. Thurgau ? ? P, Etter Sd1w. Z. f. F. 1020

Hl20 Januar Kt. St. Gallen Weststurm 80,000 F. Graf P. F. 1928

111~1 November Jou:dnl, Kt. Woadt Ost, Bise 6,000 A. Pillid1ody J. f. s. Hl22

1922 ? Alhnlatal, Kt. Graubünden ? ? E. H. Smw. H Z. 1022

1022 No,·ember Kt. Solothuru N.N.W. 7,000 G. Siebenmann Sd1w.

z. r.

F. 11)23

1!)211 Aubrust Kt. Aargau Wirbel 1,500 G. Bruggisser Sd1w. Z. f. F. 1!)23

1925 Februar Kt. SI. Gallen Föhn öS,000 F. Graf P. F. 1928

1926 Januar Umgebung von Luusonne Bise 6,300 E. Bumet J.

r.

s. 1020

1926 Juni Neuenburger- und Berner-Jura Südwest 00,000 E. Loz.eron J. f. s. 1026

1927 August Ganzes Mittelland Südwest ? Regierungsrat, Luzern Sd1w. Z. f. F. 1929

11)27 August Rhonetnl u. Wnadtliinder-Alpcn Südwest 32,CXXl E. Muret J.

r.

s.

1029

1930 November Besonders Solothuro, ober Nordwest 125,00J Siebenmann, Tnnner Smw. Z. f. F. 1031

bis Sdtnffhausen bis Sildwest Lang, Hitz

1.,1

t.

(4)

damals zur normalen Nuqungsmenge noc:h etwa 25 - 30°/o zufällige Sturm•

nu~ungen hinzugekommen. Nod1 sd1limmer liegen die Verl1iiltnisse, wenn man einzelne Gegenden oder gar einzelne Gemeinden betrad1tet. Man denke z. B. an den Sturm von 1890, der nur im Jouxtal ca. 300,000 m1 Holz fällte, oder an den Windfall von 191l zwisd1en Neuenburg und Bicl mit etwa 200,000 m5, an die starken Sd1üdigungen in St. Gallen 1919, 1920 und 1925 mit fast 300,000 m3, ferner an die ganz lokalen Sd1üden im Jahr 1926 im Neuenhurger- und Bernerjura mit etwa 50,000 m8, cndlid1 an die lokalen Stürme in der Nühe von Solothurn J922 und 1930 und in den Waldungen von Filisur im Jalu·e 1922 usw.

Bedenkt man die Entwertung des Holzes durd1 ßl'Ud1sd1üden, durd1 erhöhte Aufrüstungskosten, durd1 Ueberlastung des Holzmarktes, Mill- trauen der Holzhündler gegen Windbrudiholz, berüd-:sid1iigt man die Zerstörung von natürlid1er Verjüß!,•1mg und vermehrte AulTorslungskosten, die Fällung unreifer Sortimente usw., so kann man leicM verstehen, dafl der sd1weizerisd1en Volkswirtsdmft in den leqten 50 Jahren durd1 Sturmsd1üdl•n Millionenwerte verlorengegangen sind. Eine aucl1 nur an- nähernde Sd1üf1ung der Sd1äden ist deshalb besonders sd1wierig, weil sie im einzelnen stark bedingt sind durd1 die zufö1lige Holzmarktlage.

II. Richtung der schädlichen Winde.

ßetmd1tet man in Tabelle 1 die Windart oder die Rid1tung, aus der die sd1ädigenden Winde gekommen sind, so bemerkt man, dafl etwa mit Aus- nahme der Nordric:htung sid1 fast alJe Win<lrid1tungen an den Sturm- sdtäden beteiligt haben. Von N. E. über E. S. W. bis N. N. W. haben alle Winde gelegentlid1 Sturmsd,aden verursad1t.

Sudit man die Fi.Hle heraus, die den größten Sdiaden ve1·ursnd1t haben, so bandclt es sid1 fast immer um Südwest- bis Nordwestwinde oder um Föhn. Dabei ist auffallend, daß ort der glcid1e allgemeine W cst- sturm in den westlid1en Juraabhüngcn aus Nordwesten kam, im mittleren und östlid1en Mittelland aber aus Südwesten. Audi bei grollen allgemeinen (l'öhnstürmen melden die vcrsd1iedenen Landesgegenden Sturmsd1adc11 durd1 Stürme aus verscl1iedcnen Himmelsrid1tungen, z. ß. Uri aus Süden.

das Biin<lner Oberland aus Sü<lwcslen, die Gegend von Monlreux aus Südosten und das Haupttal des Wallis teilweise sogar aus Ost bis Nord~ ost usw.

Große allgemeine Sturmsd1iidc11, über fast die ganze Sd1wciz verteilt, werden entweder verursad1t clurd1 allgemeine Weststürme oder clurd1

r♦'öhne. Audi lokole Sd1üden aus diesen beiden Windriditungen kommen vor, besonders wenn sie iirtlid1 in Fm·m von Wirbelwinden auftreten.

Sturmsd1üden, verursadit durd1 östlid1e Winde, haben dagegen in der Sd1weiz fast imme1· nur lokale Bedeutung.

(5)

III. Holzarten und Waldformen.

Aus den sc:hweizerisd1en Windsdiadenberimten geht nebenbei auch hervor, daß Nadelwältler und insbesondere Fid1tenbestünde mehr unter Sturmsd1aden gelitten haben als Laubholzwälder. Grunclsäqlidt ist an dieser Feststellung wohl nid1t zu zweifeln. Wollte man aber, sofern dies überhaupt möglid1 wäre, versudien, eine Statistik darüber aufzustellen, so wiirde sie für die Sd1weiz graduell ein stark verzerrtes Bild der Ver- hältnisse widerspiegeln. Einmal sind in den Wäldern der Sd1weiz die Firnten mit etwa 40°/0 von allen Holzarten am stärksten vertreten, und den 70°/0 Nadelhölzern stehen nach der Sdtüqung nur etwa 30°10 Laub- hölzer gegenüber. Ferner bestocken in der Sd1weiz die Nadelhölzer im allgemeinen mehr exponierte Lagen als die Laubhölzer. .

Was nun die versd1iedenen Waldformen anbetrifft, so zeigen die Meldungen etwa folgendes: gleid1alterige reine Bestände haben öfters unter Sturmsd1aden gelitten als ungleidmlterige und gemisd1te Wälder;

dies gilt besonders für kleinere und mittlere Stürme. An zufälligen An- hiebsründern oder aud1 an normalen Anhiebsfronten des gleidtalterigen Hodiwnldes, die je nadi der Landesgegend und der damit vorherrsd1endcn Winde an Südost- bis Nordrändern liegen können, haben oft sd1wHd1crc Stürme aus östlid1en Hid1tungen lokal bedeutenden Sdmden angerid1tet, die den ungleid1alterigen Plenterwald vollständig versd1ontcn.

Aber aud1 bei stärkeren Südwest- bis Nordweststürmen und Föhnen ist es vorgekommen, daß im gleidia1terigen Wald ganze Flümen oder Schneisen gebrod1en wurden. während im Plenterwald nur einzelne Stämme dem Sturm zum Opfor fielen. Bei ganz außerordentlid1 heftigen Stürmen aber vermag auch der idealste gemisdtte Plenterwalcl nid1t mehr stand- zuhalten. M11n denke an den Südweststurm von 1890, der im Jom„i:al wahllos Wälder zerstörte, oder an den Nordwestfallwind von 1911, der von Biel bis Grandson in mehr gleicl1alterigen und ungleidmlterigen Wiildern hauste und auf der Bözingerweid J m dicke unbelaubte Weid- bud1en glatt über dem Boden abbradt. Man erinnere sich aucl1 an den gewaltigen Föhnsturm von 1919, der in gleid1alterigen und ungleichalterigen

Wäldern Sd1aden verursadttc.

Der ungleid1altrige gemisd1te Wald bietet also zwar ein großes Sid1er- heitsmoment beim Auftreten sd1wäd1erer bis mittelstarker Stürme, bei ganz außerordentlid1 heftigen Stürmen vermag aber aud1 der gemisdlie Plenter- wald der Gewalt des Windes nid1t zu widerstehen; nur wirkt sid1 der Sdmden hier weniger katastrophal aus, weil es sid1 fast immer nur um Brud, oder Fall zerstreut stehender Stämme handeln kann, unter denen hereits Junbn.vüd1sc auf Lid1t- und Wud1sraum warten.

Um festzustellen, ob unsere Windrid1tungsangaben bei Sturmsd1üdr.n in Tabelle I die allgemeinen Windgefahren hezüglidt Hid1tung einigermaHen

(6)

rid1tig wide1·spiegeln, sei nn folgenden Abschnitt eine kurze Uebersid1t gegeben über die vorhcrrsd1enden Winde der Sc:hweiz und ihre mittlere und maximale Gesd1windigkeit, soweit es auf Grund der Annalen det•

Meteol'Ologisd1e11 Zcntralauslalt in Zürid1 mög]id, ist.

B. Die Winde in der Schweiz.

Die Winclvcrhiiltnissc· der Sdtwciz sind gut dargestellt im „Klima der Sd,wciz" von .Maurer, Billtviller und Hess (11) und sodann im ersten Band der „Geographie der Sdrweiz" von Frült (5). Einmal sind aber diese Werke nid1t allgemein zugünglid,, und sodann wird hier versud,t, von etwas anderen Gesid1tspunktcn aus einen Ueberblic.k zu geben.

Wenn man mit meteorologisd,en Daten operiert, so muß mun sid1 immer zuerst fragen, weld,e Gennuigkeitsgracle von Instrumenten und Beobad,tungsart e1·wartct werden dürfen. In der Sd,weiz sind nur wenige metcorologisd1c Stationen mit automatischen und sclhstrcgislrierenden Windmessern (Anemometern und Anemographen) am,gerüsict. Die meisten Slutionen, an denen Windbeobnd1tu11gen überhaupt ausgeführt werden.

besilze11 nur eine Winclsiiirketnfel mit Windfahne, an der dreimal im Tag Wi11drid1tung und Windstärke abgelesen wird.

Sehr subjektivet· Art ist sd1on die F'eststellung, ob iiberhuupl Wind- bewegung vorhanden sei, oder ob Windruhe herrsd,e. Der persünlid1e Einlluf! ist hier so groll, dafi ort mit einem Bcobad1terwed1sel fiir clen gleid1cn Ort das Verhältnis zwisd1en Windruhe und Windbewegung ziem•

lid1 stark iindem kann.

Bei nul' dreimal tüglid1et· Ablesung am Morgen, Mittag und Abend ist natürlid1erweise sehr viel dem Zufoll überlassen, ob die rid.1tige Wind.

t·id1tung erfaßt wir-d, besonders aber, ob man die ri<.htige Windstärke fest- stellt. Die Nad1iwincle bleiben in der Hauptsad1e unberiidcsid1tigt, was besonders zu bcad1ten ist bei der Betrad1tung der Berg- und Talwinde.

Da die Bergaufwinde meistens um Tag, die Talabwinde dagegen meistens in der Nacht wehen, so kann sc.hon durd1 die Art der Beobad1tung der Togwind mehr in Et·sd1eimmg treten als der Nad1twincl.

Auc.h ist zu bead1ie11, daß tlie Windfahnen mit Winclstürketafeln meist nid,t so hod, und frei aufgestellt werden können, dar! lokale Ein- Jlüsse völlig ausgcsdtultct würen. Audi vcrhiiltnismiißig kleine Bergzüge, etwos vorstehende Gräte des Hanges oder Häuser, ja selbst grofic Bäume vermögen den Lokalwind ganz betrüc:htlid1 abzulenken. Man darf deshalb die Werte soldier Beobnd1tnngen nid1t als absolute mathematisd1e Größen auffassen, m,d man muß sid1 hüten, aus den ßeobnd1tungen an einer

(7)

lokalen Windfahne allein auf allgemeine Windverhültnisse der weiteren Umgebung zu sd1ließen.

Um einen Ueberbli<k zu geben über die vorherrsd1enden Winde in der Sd1weiz, wurden deshalb aus den Annalen der Meteorologisdicn Zentralanstalt die mittleren Windhäufigkeiten zusammengestellt für die 10 Jahre 1910-1919 von 35 Stationen.

I.

Die vorkommenden Winde und ihre Häufigkeit.

Die Sd1weiz gehört, wie das gesamte mitteleuropüisd1e Gebiet, cnt- spred1end den Luftdruckverhiiltnisscn und der Erdrotation, der Zone del' vorwiegenden West- und Südwinde an. Unser an Gebirgen und Seen reiches Land übt aber in mannigfaltiger Beziehung seinen Einfluß auf die Luftströmungen aus. Einmal kommen in tief eingesdmittenen Tülern.

besonders wenn sie senkrecht zur herrsd1en<leu Windrid1tung stehen.

viele Winde überhaupt nid1t mehr oder stark gebt·emst zur Auswirkung.

Ferner vermögen Bergzüge und dazwisd1en liegl'nde Täler den Wind aus seiner ursprünglid1en Rid1tung stark abzulenken, und encllid1 können die Gebirge und unsere Seen Lokalwinde direkt verursad1en. Wir haben also zunüd1st zu untersd1eiden zwisd1en allgemeinen Winden und Lokalwinden.

1. Allgemeine Winde.

Für die Rid1tung det· vorherrsd1enden Winde allgemeinen Charakters ist von Bedeutung, daß mehr als •;~ der Tiefclruckzugstraßen nfü·dlid1 de1·

Sd1weiz in mehr oder weniger wesl-östlid1er Rid1tung vorbeiziehen. Dies bedinE,rt vorwiegend feud1te, t·elativ wam1e ozeanisd1e Winde, seltener kühle, trockene kontinentale Luftstömungen. Durd1 die Rotation der Erde bedingt, wehen die ozcnnisd1en Winde hauptsäd1lid1 aus Siidost bis Nord- west, auf freien Gipfelstationen vorwiegend aus Südwest.

Es ist ohne weiteres vcrstiindlicl1, daß die allgemeinen Winde am reinsten in Ersd1einung treten im sd1weizeriscl1en Mittelland und auf den dasselbe behersd1enden Gipfeln: Chaumont, Weißenstein, Bnd1tcl, Pilatus, Rigi und besonders Säntis. Aus Tabelle 2 und Bild 1 ergibt sid1 für diese Gipfelstationen ein starkes Vorherrsd1en der westlid1cn Winde. Während auf dem Chawnont und dem Weißenstein nörcllicl1c Winde nod, zicm~

lid1 häufig vorkommen, treten diese in clel' Ostsd1weiz stark zurück.

Wie sid1 aber ganz lokale Einflüsse aud1 bei Gipfelstationen 11od1 auf die Windrid1tung auswirken können, zeigen die Bcohad1hmgcn vom Bad1te1 mit mel'kwiirdig häufigen Siidostwinden, und sodann die Wind- rosen der nahe beieinander liegenden Gipfelstationen Rigi und Pilatus.

Auf dem Pilatus werden ausgesprod1ene Südwestwinde festgestellt, auf der Rigi ebenso dcuHid1 vorwiegend Westwinde.

(8)

Die vorherrschenden Winde in der Schweiz.

l1t11111l111llar 811bldllllJ11 Die Winde ur1rllen eld1 11ronnlmil

Ort 1ld nul die lli111melsrid1tunrcn Bemerkungen

Ca1m11 1 . , . , . N NE E SE s SW w NW

l

Choumont, 51 40 14 6 6 8 i 8 23 1 8G 11

l

Giplel,t,Uom Wcillcnslcin 43 67 16 10 6 4 6 16 17 26

Ptlnlus . 25 76 0 13 1 2 10 66 1 2 Higi .

.

3-u 65 l 6 s {) 12 8 43 14

1

Bnd1lel 82 6A 3 20 6 21 2 86 7 6 Sünlis

. .

7 93 4 10 4 4 7 38 27 6

1

Gcnr. 75 23 10 8 0 14 2a 6 (\

l

Lnusn1me 38 62 8 82 8 8 -i 26 16 8

Mittcllnnd Neuenburg 8 92 12 26 10 5 2 18 12 Jlj

Solothum . 42 68 8 18 10 6 1 10 26 17 Jurnrnnd Anrau

.

46 65 fi 16 16 4 l rn 23 17

Freiburg 23 77 8 21 l 1 1 0 4!) 8 u

Bern. 74 26 7 31

o l

4 1 81 17 ll :

Zürid1

.

ao 61 5 21 0 4 5 2-l 18 14

Mittelland Winterthur füi 45 5 :!() 6 1 2 42 20 ii

Frauenfeld 54 46 8 20 11 1 f, 8 84 17 7

1

Ebene und St. G11llcn • uo 40 12 19 7

: 1

11 00 !) 8 Hügelland

Lohn

.

80 70 n 25 4 (j 25 23 6

Basel 28 72 8 3 21 21 (1 12 20 !l

1 1

Böltslcio 68 42 0 80 0 8 7 62 8 ()

l

Jur11 und Vor- Langnnu i E. 1 44 66 1 6 45 7 1 3 20 12 al pentiiler mit

Windeninder

Samen GO 40 1 66 0 1 1 81 0 0

Tnlrid1tung Guttnnocn 50 41 2

a

2 44 1 6 27 15

Meiringcn.

so

20 0 0 23 l 0 1 45 30 lntcrluken . 49 61 ß 2 85 2 2 6 86 16

Gösd1cncn 8 02 48 0 0 0 r,1 0 0 0 Föhntiiler Ahdorf. 71 2!) 21 4 7 21 8 8 4 82 1

Glnrus . 66 84 10 1 1 2 18 1 6 68 1

SI. Bcrnlmrd 18 82 0 57 () 0 . 0 48 0 0

Gotthard 17 88 6-l !j 1 16 2-1 0 0 1

1

Pnß-Stetionen Bcrnhnrdin 16 47 1 3 0 45 1 0 u

Sillen

1

ül 49 2 10 14 1 5 7 44 !) 8

l

Sidcrs 00 10 1 28 0 1 0 82 87 1 Berg-und

St. Morilz . 81 111 8 6 0

a

2 41 21 10 Telwinde Belliozonn . 40 61 28 81 6 4 19 11 l 1

(9)

Aehnliche Verhältnisse weisen aud1 die Talstationen des Mittellandes auf (Bild 2). Wie Chaumont und Weißenstein zeigen auch die Jurarand- stationen Genf, Neuenburg und Solothurn ein auffallend starkes Auftreten nördlicher bis nordwestlid1er Winde, was zum Teil durd1 lokale Luft- strömungen erklärt werden kann. Die eigentlid1en Mittellamlstationen Fre~burg, Bern, Zürid1, Winterthur, Frauenfeld und Lohn weisen ganz

N

i i

i

Bechtel

w - -· -·- ·-· -·

8/Jd I

N N

Häufigkeit der Winde in Prozenten, nus versdiiedeoen Himmelsrichtungen, filr einige Gipfelstationen.

deutlid1 vorhcrrsd1end südwestlid1e und nordöstliche Winde auf, bei un- zweifelhaftem Vorwiegen der Südwestwinde. Gewisse lokale Störungen zeigen sich aber auch hier. So wird z. ß. in Zürid1 durd1 das Llmmattal ganz offensid1tlich ein Teil der südwestlichen Winde nad1 West und Nord- west umgerid1tet.

Wie stark der Wind sdmn durch verhiUtnismüßig wenig tief einge- schnittene Tiiler gerichtet werden kann, zeigen die Stationen Böttstein im Aaredurd1brud1 durd1 den Jura mit 52% Südwest- und 30°/o Nordost- winden, Langnau im Emmental mit 52¾ Ost-Südost- und 38% West- Nordwestwinden, und endlid1 Sarnen mit 66"/o N. E. und 31 "/0 S. W.- Windcn, wobei allerdings sd1on lokale Berg- und Talwindc eine Ro11e spielen. Man vergleiche Tabelle 2 und Bild 3.

Typisd1e, durd1 das Tal gerid1tete Winde zeigt auch das obere Aaretal von Interlaken über Meiringen nad1 Guttannen. Interlaken, im Ost-Westtal

(10)

liegend, bcsiqt 3511/ 0 östliche und 35 °/0 westlid1e Winde. Meiringcn liegt sd1on au der Umbiegung des Anretales. 23 °lo der Winde kommen von Osten, 45

°/o

von Westen und 30°/n über die ßrüniglücke von Nordwesten.

In Guttnnnen verläuft das Tal von Südosten nnd1 Nordwesten. 44 °/0 der Winde wehen aus Südosten und 42 "/0 aus West his Nordwest

N Genf

Freiburg

1

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N

Bern

w -·-· -· . · -·-·- ·-

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Winterthur

1

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Frauenfeld

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Zürich

1

1

Lohn

s

llilufigkeit der Winde in Prozenten, aus , crswledenen Himmelsrichtungen, rür einige Slnlioncn des Mittellandes.

Das tief eingesdmitlenc obere Hcufüal ist ebenfalls ein gutes Beispiel für die Einlenkung der Winde in die Talrid1h111g. Auf der Paßhöhe beim Gottltardhospiz werden 54°/0 Nordwinde und 39

0/o

Süd- und Siiclost~

winde festgestellt. Im engen süd-nördlid1en Tal bei Gösdienen gibt es iiberlmupt nur 43¾ Nordwinde und 57°/o Südwinde. Alle Luftströmungen

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rid1ten sicl1 genau ins Tal ein. Bei der Oeffnung des T nies bei Altdorf verteilen sid1 zwar die Winde sd10n wieder auf verscliiedcne Himmels- rid1tungen; aber es werden immer nocl1 29°/0 Südsüdost- und 53 '/o Nord- Nordwestluftströmungen festgestellt.

Aehnlic:he Verhältnisse liegen aud1 vor im Glarnerland, im oberen Rheintal, im W nllis, im Engadin, im Tessin, bei den Juratiilern und den

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Hüufigkeit der Winde in Prozenten, uus \"crsd1irdenen Himmelsrimtungen.

för einige Stotionen der Vornlpen und ,\lpen. mit deutlid1er Umrid1tu11g durd1 dns Tol.

Püssen St. Bernhard und ßernhal'Clin. Man erkennt daraus, dafl tief ein- gesdmittene Bergtäler den allgemeinen Winden weitgehend entzogen sind, oder claR allgemeine Luftströmungen in die Talrid1tung eindrehen. Da die engen Gebirgstäler vor den allgemeinen Winden meist gut gesd1üqt sind, so kommen darin die lokalen Winde um so nusgespl'Ochener und reiner zum Ausdrudc. Man vergleid1e aud1: W. Brückmann in den Annalen der meteorologisd1en Zentralanstalt, 1928.

B

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2. Lokalwinde.

Bei den Lokalwinden haben wir zu untersd1eiden zwisd1en den mehr oder weniger periodisd1en Berg- und Talwinden und den Land- und See- winden einerseits und den unperiodisd1en Fallwinden anderseits.

a. Perlodlac:he Lokalwinde oder Brisen.

Periodisd1e Berg- und Talwinde und Land- und Seewinde treten nur cleutlid1 in Ersd1cinung, wenn bei ruhiger WeHerlage die allgemeinen Luftströmungen beinahe ausgesd1altet sinJ. Durd1 die vcrsd1iedcn rasdic Erwürmung und Abkühlung von Land- und Wasserflüd1cn entstehen in der Niihe größerer Seen mit dem Wed1sel von Tag und Nad1t ausge- sprochene Luftslrömungen, in de1· Nad1t vom Land zum Sec und umge- kehrt am Tag vom See gegen das Land. Am meisten bekannt sind die Land- und Seewinde vom Genfer-, Neuenburgcr- und Bodensee. Aber nud1 am Zürid1see sind neuestens zahlreidte lokale Luftströmungen fest- gestellt worden. Land- und Seewinde können oft nod1 verstärkt werden durd1 lokale Berg- urd Talwinde.

fn den breiteren äußeren Teilen von Tälern und den vorgelagerten Ebenen erwärmen sid1 bei sd1önem, sonst ruhigem Wetter die Luftmassen rasd1er und stärker als im Innern der Täler. Durd1 Wärme- und Druck- differenzen entsteht dann eine Windströmung gegen den TaJliinfergrumJ, also talaufwürts, der Talwind, der den ganzen Tag anhalten kann. Nadi Sonnenuntergang beginnt umgekehrt die an der Ercloherflüd1e erkaltende Luft talabwärts abzuOiellen, und es entsteht der nüd1tlid1e Bergwind.

Soweit es sidt um Berg- und Talwindc in langen Tülern handelt, ist der Talwincl des Tages fost immer kräftiger und anhaltender als der nüd1tlid1e Bergwind. Diese Talsad1e hat Friih (5) schl· sd1ön nad1gewiesen in seiner Arbeit „Abbildung der vOl'hcrrsd1cnclcn Winde clurd1 die Pflanzen- weil". Er zeigt darin die bckannlc Ersd1einung, <lall in gescMossencn Tälern die ßäumc vom Wind<.' bestoßen talaufwärts neigen. oft sogar ausgc:>sprod1c11 talaufwärts gefegte Kronen besitien. Dadurd1 ist allgemein der Beweis crbrad1t, dall der Talwind aktiver wirkt als cler Bergwind.

Es ist aber mangels genügendct· metcorologisd1er Beobad1tungcn nod1 ni<M ganz abgeklärt, oh der Talwincl sid, an det· Vegetation stürker abhilclct zufolge der längeren Dauer oder clet gt·öllcren lntcnsitüt. Es i:,ribt nämlid1 im Gebirge, z. ß. im Lugnet!, bei sdtönem Wetter sehr heftige B<-rgahendwincle vom Piz Mundamt und Piz Sez Ner herunter, die aber nur 2 - 3 Stunden herrsdten, wührcml der sd1wiid1ere Tnlwincl den ganzen Tag über wehen kann.

Man erkennt daraus. dnl! Tal- und Bergwinde nid1t nur talein- und talnuswürts wehen können, sondern uudt liangnuf- und abwärts. Hicher ist wohl aud1 der Bergwind Joran an den jurahängcn zu zählen, der

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meistens an Sommerabenden die rockene, kalte Luft von den Jurahöben herunterstürzt. Da der Joran oft aucli während des Tages auftreten kann, so bildet er einen Uehergnng von den periodischen Berg- und Talwinden zu den unperiodisd1en Fallwinden.

Eine Besonderheit bezüglid1 der Berg- und Talwinde besiqt das En- gadin. Der bei sd1önem Wetter in anderen Alpentälern aufwärts webende Tageswind strömt im Engndin ialahwärts. Nad1 Billrvill<!r ( 11) liegt der Grund hiefür dm·in, daß das Engadin mit sd1wad1em Gefälle bei Maloja nicht durd1 hohe Berge gegen das Bergell ahgesd1lossen ist. Am T agc steigt im Bcrgell die heiße Luft auf. brandet über die Malojasc~1welle und strömt im Engndin talabwärts. In der Nacht vermag umgekehrl der im Bergell fallende Bergwind die Luft aus dem Engadin anzusaugen, wodurd1 eine talaur wärts gerichtete Luftströmung erzeugt wird.

b. Unpcrlodiache Fallwinde.

Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß der regclmiillig an sd1öne11 Sommerabenden an clcn Jurahängen wehende Bergwind Joran gelcgentlid1 nud1 als zufälliger Fallwind von ziemlid1 brroHcr 1-lertigkeit auftreten kann.

Der Hauptvertreter der unperiodisd1cn Fallwinde ist aber der föhn.

Der Föhn entsteht hckanntlid1 an den Nordhüngcn der Alpen, wenn im Süden Hod1druck herrsd1t und gleid1zcitig iibcr dem Kanal ein Minimum lieb,t· Das Kanaltiefdrmkgcbiet saub-i aus d(•n nörcllid1cn Alpentälern die Luft cnergiisd1 ab. Am Siidhang der Alpen wird infolge des Hod1druckes die Luft an den Hüngen aufwürts getrieben, kühlt sid1 ah und bildet Wolken. Die kalte Gratluft füllt dann mit gl'ol1cr Energie in die luft- verdünntcn nörcllid1cn Alpentülcr l1inunter, crwfümt sid1 durd1 Druck und Reibung und hi1det im unregelmiil1igen Verlauf det· Talsohlen und Talhänge Wirbel, die die zerstörcnclc Wirkung des Föhns 11od1 verstärken.

Am sd1iirfsten tritt natiirlid1erwcise der Föhn auf in den Süd-Nord gerid1tetcn Tälern der Nordsdnveiz. und den vorgelagerten Ebenen. Da der Föhn wenigstens in seinem Ursprung ein Boclenoberfli.id1cnwind ist, so wird er durd1 den Verlauf cler Täler nod1 fast ausgesprod1crwr gerid1tet als allgemeine Winde. So erhält er im Voreierrheintal Südwest-Nordost~

rid1tung und im flaupttnl des Wallis, allerdings stark nbgesd1wiid1t durd1 den Rid1tungswed1scl, No1·dost-Süclwestrid1tung usw.

Es sei nod1 erwähnt, daß hei umgekehrten Lufldruckverhü1tnissen in den Tälern am Südabfall der Alpen aud1 Nordföhn entstehen kann.

Als lokale unpcrioclischc Winde sind aud1 die Tromben oder Wirbel- winde zu hetrnd1tcn, die meist im Gefolge allgemeiner Gewitterzüge auftreten und lokal brroßen Sdrndcn verursad1en können. Es sei nur er- innert an die Trombe von 1890, die im Jouxtal etwa 300,000 m9 Holz

fällte, und an die von 1926, die im Neuenburger- und Berncrjura Wälder·

mit etwa 50,000 m5 Holz zerstörte .. usw.

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II. Die Windstärke oder Geschwindigkeit.

Es ist klar, daß uns die Häufigkeit der versd1iedenen Winde keine ge11ügende Auskuort zu geben vermag über ihre Sturmsdmdengefohr. Nur außerordentlid1 starke Winde vermögen Windfoll und Windbrucl1 an Bäumen

Bild 4

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MitUerc Windl!esu1windigkcite11 in 111. p. s. rtlr die Stntiuoen Zürid1 und Siinlis.

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und Waldbcstünden zu verursad1en. Es ist deshalb wii11sd1bur. nod1 einen kurzen Ueberbli<.k zu geben über die mittlere und maximale Wind- geschwindigkeit. In den Annalen der Mcteorologisd1c11 Zcntraluni-talt sind dicsbczüglicl1 nur Daten mitgeteilt fiir die Stationen Säntis und Ziirich.

1.. Die mittlere Windgeschwindigkeit.

Bild 4 zeigt uns die Wi11dges~1windigkcitcn als Mittr-1 dc1· Jalll'c 19IO- l9l9 fiir die Stationen Süntis und Zürid1. Man erkennt uur den ersten Blick, daß die milllcrc Winclstürkc oder Winclgcsd1wi11cligkeit nur

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dem Gipfel des Süntis, 2500 m ü. M., mit 5 Metern in der Sekunde etwa doppelt so groll ist wie in Zürid1 auf 468 m ü. M. mit 2,4 m p. S. An beiden Stationen ist, abgesehen von lokalen Störungen, die mittlere Wincl- gesd1win<ligkeit übereinstimmend westsüdwest1id1 der Linie N. N. W.-S. S. E.

etwa doppelt so b'TOß wie E. N. E. dieser Linie. Am 1,rrößten ist die mittlere Windstürke übereinstimmend aus W. S. W.

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Maximulc Windgesd1windigkeilen in m. p. s. für die Stntionen Zürich und Süotis.

Zürid1 Säntis

Verg1eid1t man in den Bildern l und 2 die Verteilung der Windhüufig- keit für Zürid1 und Säntis mit der mittleren Windgesd1windigkeit in Bild 4, so bemerkt man sofort eine gewisse Analogie des Kurvend1araktcrs in dem Sinne, daß aUgemein die häufigeren Winde im Mittelland aud1 die stärkern sind. Diese Regel gilt aber nid1t für die Alpen, wo die peri- odisd1en Tal- und Bergwinde viel häufiger sein können, aber nie die Stärke erreid1en wie der seltenere unperiodisd1c Fallwind Fö1m.

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2. Maximale Windgeschwindigkeiten.

Bild 5 stellt die in Zürid1 und auf dem Süntis in den Jahren 1910-1919 gemessenen maximalen Windstürken dar. Man erkennt sofort. daß auch die maximalen Windgesd1windigkeiie11 auf dem Säntis wescntlid1 höher sind als in Zfüid1. Ebenso ist zu bemerken, daß die Winde aus wcstlid1en Rid,tungen die brrößten Gcsd1windigkeiten erreid1en können. Sodann zcigi.

aber Bild 5 im Gcgcnsa~ zu Bild 4 nod1 auf dem Süntis die grolle Ge- föhrlid1keit des Föhns. Die maximale Gcsdmdndigkcit des Föhns erreid1t beinahe die des sonst im Miite1land gcftlhrlid1en W. S. W.-Windes. Das lüßt vermuten, daß in den inneren Alpentülcrn der Föhn Geschwindigkeiten errcid1cn kann, die die Stiirke des W. S. W.-Win<lcs im Mittelland über- trelTen können. Audi Zürid1 zeigt. nod1 ein ausgesprod1enes Fölmmaximum der Windgcsd1windigkeit. Das Zürid1seetnl rid1tct aber den Föhn derart, daß er nm Hang des Zürid1berges als S. S. E.-Wind in Ersd1cinung tritt.

Die Darstellung 5 läßt endlich aber aud1 erkennen, daß aud1 aus E.

und N. E. nod1 red1t betrüd1tlid1c Windgcsd1windigkeiten zu e1·wnrten sind.

Als nm wenigsten windgeftlhrdet erweist sid1 nad1 den Messungen in Züridi und auf dem Si.inlis die Nordseite.

III. Wirkung der Winde auf Bäume und Bestände.

Wenn man die Wirkung der Winde auf ßüumc uncl Bestünde über- blic:kcn will. so muß man unlct·stheidcn zwisd1cn 1·cgelmiißig uncl konstant wehenden Winden mittlerer bis sd1wüd1ercr Sliit·ke uncl Winden, die zu- fällig auftreten, große Gesd1wincligkeitcn crrcid1cn, aber meist nur von kürzerer Dauer sind.

Die sd1wüd1ercn Winde allgemeinen Cl1arakters sdmden dem Pflanzen•

wud1s besonders in Freilagen, an Besfandcsründem und auf ßcrgrüdrnn.

Die relativ sd1wad1cn, aber konstant wirkenden Talwinde unserer Alpen- tü1er vermögen die Stammsd1üfte einzelner Biiume und ganzer Bestünde versdticdcner Holzarten tulaufwürts zu biegen, wodurd1 die Qualität des Holzes wcscntlid1 vermindert wird. Audi der vorherrsd1endc Südwest- wind kann sogar im ßcstandcsinncrn an empfincllid1en Holzarten wie der Lürd1e die Sübelwüd,sigkeil vcrursad1cn usw. An besonders exponierten Lugen können aber aud1 ßiiume und Bestündevollstiindig deformiert werden.

Aber nicht nur die Qualifüt des Holzes kann vermindert werden.

Konstant wehende Winde vermögen aud1 den Zuwad1s ganz erhcblid1 heruntcrzuseqen. Sie befördern die Austrocknung des Bodens, wodurch die organisd1c ßodenlcbewelt zurückgeht und damit aud1 die Bonitüt des Standortes. Konstant wehende Winde erhöhen die Transpiration ganz bedeutend. so <lall die Biiumc unter zeitweiliger starker Trockenheit leiden können. Trocken und warm wehende Föhne sind oft imstande,

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Triebe so stark auszutrocknen, daß sie auf der Windseite absterben, wo- durd1 dann die Bäume wie einseitig verbrannt aussehen. Bernberk hat fostgestellt, daß sid1 der Zuwams bei mittleren Gesd1windigkeiten von 0: 5 :10 m p. S. verhält wie 3: 2: 1.

Es sind also die scl-iwümeren bis mittelstarken, aber regelmällig wehenden Winde, die besonders Deformationen an Stämmen und Kronen hervorrufen. Heftige allgemeine Stürme oder aud1 Föhne weben meist zu unregelmäßig und zu wenig andauernd, als daß sie sid1 an der Vegetation abbilden könnten. Wenn sie aber besonders stark auftreten, so führen sie zu den gewaltigen Windwurf- und Windbrumsd1äden, die wir in Tabelle 1 kennen gelernt haben.

Wenn man bedenkt, daß bei 30 m Windgesd1windigkeit die Baum- 0äme einen Druck von rund 90 kg pro m1 aushalten muß, so kann man verstehen, daß bei stofiweisem oder gar wirbelartigcm Auflreten sold1er Drucke Wälder wie Sd1ad1t~lbalme umgelegt werden. oder Stämme bred1en und zersplittern wie Zündhölzer.

Die meteorologisd1en Beobnd1tungcn bestütigen also durdmus die Feststellungen unserer Windsd1adenstatistik in Tabelle 1. Sie zeigen uns, daß wir vorwiegend Sturmsd1nden zu erwarten haben aus allgemein heftigen Weststürmen, aus Wirbeln, die lokal aus allgemeinen Gewitter- zügen entstehen können un<l aus heftigen Föhnen. Seltener und meist mehr lokaler Natur sind Stürme aus Osten und Nordosten. Am wenigsten sturmgefährdet ist die Nordseite.

C. Sturmschaden in Biel am

21.

Dezember

1911.

Der Sturm~dmden von Biel wird hier etwas genauer betrad1tet, ein- mal weil er einen typischen Fall darstelJt, der sim von der Verheerung bis zur bestmöglid1sten Ausheilung genau verfolgen läßt, und sodann, weil unsere Versud1sanstalt auf Anregung des verstorbenen Oberförsters Müller hier gewisse Sdiäden des Windfällholzes untersud1t hat.

I. Lage, Boden und Bestand.

Da gewisse Erscl-ieinungen eines Sturmsd1adens nur rid1tig gedeutet werden können, wenn Lage, Boden und Bestand bekannt sind, so soll hier über die diesbezüglimen Verhältnisse ganz kurz orientiert werden.

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1. Die Lage.

Der Wald „de Malvaux" der Bürgergemeinde Bicl Jiegt nordwestlid1 von Biet nur der ersten Jurnkei.tc, die sid1 von Südwesten gegen Nord- osten hinzieht und durd1 die Tnubenlod1sd1lud1t der Sd1üß bei ßözingen durd1brod1en wird. Die Waldnüd1e, die am 2t. Dezember 1911 vom Wind zerstört wurde. trügt den Namen „Windfälle", da nnd1 der Ueberliefcrung die gleidm FJüd1c ca. 100 Jahre friiher sd1on cinmol vom Winde zerstört worden sei.

Die „Windfälle", die in der lfouptsad1e die Abteilungen 10, J1 und 12 umfaßt, liegt 11ordiistlid1 der Straße Evilard-Orvin (Leubringen-llfingen) auf einer Mecreshc,he von 700- 7?0 m. Von einem verhiiltnismällig breiten Plateau aus zieht sid1 ein miH!ig steiler, langer Hang gegen Nordwesten (Mnlvnux-Nord). Der bewaldete Siiclhnng (Malvuux-Süd) ist an dieser Stelle nur kurz und hat wenig Flüdienuusclchnu11g.

2. Der Boden.

Die gcologisd1e Unterlage besteht aus oberem Malm, aus Portland- kalken uncl Sd1iefe1·mergeln an den J-Iüngen und Kimeridgekalken im obersten Teil des Plateaus Da und dort ist in tieferen Kalktasd1en aud1 etwas Moräne eingelagert.

Der Boden, der auf dieser Untedage entsteht, ist im a11gemeinen auf dem Plateau nad1gründig, un den Hängen, verursad1t clurd1 das vorhandene Trümmermaterial, meist mittelgriinclig. Nur die vereinzelt vorkommenden Morlinentnsd1en bicicn der Vegetation einen tiefgründigen Boden. Der Boden ist im allgemeinen locker; die oberste Sdtid1t trübrt den Charakte1· Yon Mullerde. Die F'eincrde, soweit nid1t Kalkkörner beigemisdit sind.

ist zufolge det• reid11id1en Nicdersd1liige und des vollkommen durd1lüs:-;ige11 Untergrundes zicmlid1 stark entkalkt, ohne indessen den Charakter vou Podsol zu zeigen. Bild 6 vermittelt den Typus des Plnteaubodens.

Es handelt sid1 im allgemeinen um einen b'1lten Waldboden, nur neigt et• zur Trockenheit, und seine geringe Ticfbrründigkcit erlaubt den Bäumen nid1t, sid1 überall genügend zu verankern. Die verhältnismäßig reid1lid1cn Nicclersd11i.igc sid1ern immerhin ziem1id1 hohen Zuwad1s.

;. Der Bestand.

Vor dem Winclfoll stand auf der flüd1c ein dem äußeren Ansehen nad1 zicmlid1 gleidtulteriger Bestand, der nnd1 der Ucberliefcrung eben- ralls 11nd1 Windfall entstanden sein soll. Der Hauptbestand wurde gebildet von 100- t40jührigcn Tannen, Fid1tcn und Bud1en.

Oberförster Müller war bekanntlich in cler Sd1weiz einer der ersten, cle1· sd1011 gegen Ende des letitcn Jahrhunderts völHg mit dem

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Bid \\ iudfiilh•: llode111 l'rhiihuis!>e.

;\n1i111idw \'crjiini.:1111~. 10 Juhrc 11ud1 dt•JII Wi11clfoll.

l'bol., J L KnllWd

lliel \\'iudfüllc: llestuudcsbild l'Or dem Wiudfoll, im ]ubrc 1908,

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IJU,I 0

l'hut.: F. Zuuge

Windfülle ßicl: Gleid1c Stelle wie IJild t!. Im Jnhrc 1914 hntle sid1 die 1111türlid1e Verjüngung sc:hou fost rnllstüudig erholt.

:-<II. lleii:k 1l1hkr wunl•n m l,cbtus.-Unhger Wei•c ""' llcrru Ubetlilr.,tcr 11 . . " in lhel tur \ erl~gu•~ i:es1clh,

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weitverbreiteten System des Kahlsd1lages brad1 und einer Renaissance der Naturverjüngung zum Durd1brum verhalf. So hatte er aud1 die l◄ läd1e

der Windfälle kunstgered1t vorgelimtet, die Verjüngung eingeleitet und be- reits in Lücken vorhandenem Jungwud1s vermehrten Wud1sraum versmafft.

Vor Eintritt des Windfalles im Jahre 1911 bot die FJiid1e eine voll- stündig gelungene Sd1irmverjüngung mit femelsd1lagartiger Freistellung einzelner Junb•wud1sbrruppen. Prof. Engler pflegte diese Waldbilder mii seinen Sd1ülern gern als praktisd1es Muster für den von ihm gelehrten Gayersd1en Femelsd1lagbetrieb für den Wirtsd1aftswald zu besud1en.

Bild 7, eine Aufnahme aus dem Jalire 1908 von H. Knud1el, vermittelt.

uns eine ungefölue Vorstellung der ßestandesverhältnisse vor dem Windfall.

II. Der Windfall vom 21. Dezember 1911.

Bezüglid1 der Besdireibung des Windfalles, der Räumung und Neu- bestodrnng der F1iid1e halten wir uns am besten an die Ausführungen von Sd1önenberger in der Sd1weiz. Zeitsdu. f. Forstw. 1922, der, bei Oberförster Müller arbeitend, aus unmittelbarer Quelle sd1öpfen konnte.

Der Verfasser hat sid1 nur erlaubt, die Arbeit von Sd1önenberger etwas übersid1tlimer zu gJiedern.

1. Der Sturm und sein Schaden.

„Den Weilmad1tstagen des Jahres 1911 ging eine Wod1e heftiger Südweststürme voraus, begleitet von ungewölmlid1 starken Niederschlags- mengen. Ein starkes Steigen des Barometers in der Nad1t vom 21. auJ' den 22. Dezember deutete auf eine bevorstehende Aenderung der Wetter- lage hin, als plöf!lid1 gegen Mitternad1t der Wind nad1 Nordwest umsprang und sid1 ein außerordenilid1 heftiger Fallwind mit 30 m Sekundengesdtwin- digkeit von der Chnsseralhöhe (1200- 1600 m) herunterstürzte und nnment- lid1 die priimtigen Altholzbestiinde östlid1 der Straße von Leubringen nadi Ilfingen in kurzer Zeit fast vollstiindig zu Boden warf.

Das Fallen der Stämme crsd1üttertc den Boden derart, daß in Leu- bringen und llfingen die Ersd1ütterung gleid1 einem Erdbeben wahrnehmbar war, so daß die Bevölkerung sdton während der Nadit ahnen konnte, was ihr der näd1ste Morgen vor Augen führte. Von der Gewalt des Orkans kann man sidi einen Begriff mad1en, wenn man weiß, daß z.B.

auf dem Bözing~rberg freistehende Weidbud1en von 1 m Durd1messer glatt über dem Boden abgebrod1en worden sind, und daß auf dem Tessen- berg das Dad1 einer Sennhütte 30 m weit getragen wurde. Der Gewalt des Orkans entsprad1 denn audi das Bild, das die verwüsteten Wald- ßöd1en darboten.

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Ein GJüdc ist es zu nennen, daß der Boden von den vorangegangenen Niedersdilägen so durdmüßt war, daß die Bäume meist nur umgestoßen waren und so ihren Nu~holzwert nid1t einhüllten. Zu Hunderten zühlten jedod1 g]eid1wohl die Stümme, die von der W udtt des Luftdruckes in hn]ber Höhe wie Streid1hölzer abbrad1en oder pnlmblütterförmig zer- splitterten und in wahllosem Chaos übereinanderzuliegen kamen, unter ihrem Gewirr den Jungwud1s begrabend. (Man vergleid1e Bild 8, eine Aufoahme von Phot. Zaugg in Biel.)

Im ganzen Gebiet der Sturmzone, die sidt vom Bözingerberg bis in die Höhe von Grandson, also am Chnssernl, Chaumont und Chasseron hinzieht, sind mehr als 200,000 m8 dem Sturm zum Opfer gerallen.

Interessant ist die Tatsad1e, daß auf dem red1tcn Bic1ersecufer von diesem Orkan nid1ts verspürt wurde. Im Hauptwinclfnllbczirk der Biclerwaldungen sind ca. 20,000 m5 gefüllt worden oder pro lta 600 m8 So stunden z. B.

in der Abteilung 10" nadt der Aufnahme von 1894 nod1 12,818 m8, nad, dem Windfall nur nod, 1600 m'. In Abteilung 11 ist das Verhältnis 16,515: 4,15:; m3 Interessant ist, daß ausgeredmet der Windmantel am Ilfingcrfclcl unten stehen blieb, während im übrigen Bezirk selbst voll- ständig entlaubte Bud,en geworfen wurden.

2. Die Räumung des Windfalles.

Es ist klar. daß, nngesid,ts einer sold, traurigen Tatsnd1e, die Forst- organe der betroffenen Gemeinden vor ein Riesenmail von Arbeit gestellt wurden. An ein sofortiges Aufrüsten der gesamten gewmfcnen Holzmasse konnte innerhalb desselben Winters nid1t mehr gednd1t WC'rden. Es mußte Scliritt für Sdiritt vorgegangen werden, und mannigfaltig waren die Ge- siditspunkte, nndt denen das füiumen der Nüd1e vorgenommen wurde.

Das Freimndten aller Abfuhrwege, Erstellen von Lagerpliitien, gröllte Vorsid1t bei der Holzerei zur Verhinderung von Nut~hobwerlusten und dahcriger Werteinbuße, Sdmqmnllnahmen gegen Borkenkäfcrinvnsionen, Organisation des Holzverkaufes zur V crhütung von Preisstürzen, gute lnstruierung des Holzhaucrpersonnls und andere Mailnahmen mehr mußten ergriffen werden, um für den Waldbesiqer große Verluste zu verhüten und die Katastrophe in ihrer Auswirkung zu mildern.

Es-würde zu weit führen, alle diese Maßnahmen im einzelnen zu erörtern. Wir besd1rünkcn uns auf das Interessanteste. So mag nnmentlid1 eine Ersd1einung erwülmt werden, daß nümlid1 Budten, die, geworfen oder gebrocl1en, den Sommer 1912 auf dem Stock belassen wurden, im gleid1en Herbst dcnnod1 fruktifizierten. Dadurd,, daß man die nod1 nid1t gerüsteten Bäume auf dem Siodce beließ, war man in die Lage verseqt, im Herbst 1912 gP.sundc Ware auf den Markt zu bringen und diese zu normalen Preisen ahzuseqe.n. Die ausgezeidmctc Organisation des Holz-

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verkauf es im Verein mit äußerst sorgfülHger Holzerei braditen es fertig, daß nidit nur der Erlös aus dem Windfallholz pro m8 den Preisen der Vorjahre nid1ts nadistand, sondern daß aud1 das Sortimentsverhültnis nahezu als ein normales bezeidmct werden kann mit 70 "/0 Sag-, Bau- und Sperrholz, 12°/., Papierholz und 18% Brennholz.

Daß natürlich die Holzerei durd1 die Lage der Stämme auf viele Schwierigkeiten stieß, fand seinen Ausdruck in dem um 1 Fr. erhöhten Rüstlohn pro ma. Der häufige Fall. daß Stämme aufeinander zu liegen kamen und die Kronen frei in der Luft hingen, rief der Probe versdtie- dener Methoden zur Verhinderung des Reillens wertvo1ler Stammteile.

Am erfolgreid1sten war man mit dem Umspannen der uniern Stammteile in der Nühe der Abtrennungsste11en mit starken, eingereiteltcn Ketten.

J. Die Neubestockuog der Windfallßädie.

Die gesamte flädie der Abteilungen 10c, 1 l und 12 mit einer Aus- dclmung von ca. 82 ha stund im Samensdtlag mit vo1lständigcr Verjüngung mit Gruppen von Tannen, Bud1en und Fid1ten. Stellenweise hatten Ver- jüngungi;gruppen sdton ein Alter von 30-40 Jahren mit Höhen von

3-5 m. Es ist selbstverstündlid-i, daß durdt den Orkan die normale Entwicklung des Jungwud1ses, wie sie vom Wirtsd1nfter gedad1t war, einen jühen Untcrbrucl1 erfuhr. Die sorgsam erzogene und gepflegte Natur- verjüngung Ing von einem Tag auf den andern ve1·grnhen unter einer Last wirr durd1cinander geworfener Holzmassen. Weld1' sd1öne und bered1tigte Hoffnungen des Wirtscl1afters sind da<lurd1 zerrissen worden, uncl ist es daher zu verwundern, wenn er seine größte Sorge diesen mit so viel unermüdlidier Arbeit und Freude erzogenen Baumkindern zuwandte? So galten denn seine ersten Instruktionen an das Holzhnuerpersonal diesem Rettungswerk.

Zur Sdtonung des Jungwud1ses wurden die entasteten Stämme an die Abfuhrwege und Sdmeißen gesd1leift. nad1dem die Aeste und das Abholz herausgetragen worden waren. Auf diese Weise war es möglid1, den größten Teil der Naturverjüngung freizulegen und zu retten. (Man ver- gleid1e die Bilder 6 und 9.)

Die große Zahl von Holzlagerpläqen, die eingerid1tet werden mußten.

das Holzsdileifen über die fllid1e hin und die Stocklöd1er bedingten immerhin einige Nad1besserungen der besd1iidigten Naturverjüngung. Die Zahl der zur Nad1besserung eingebrad1ten Pflanzen beträgt für den Zeit- raum 1911 bis t920 52,375 Pflanzen, die mit einem Kostenaufwand von Fr. 2438.- gepflanzt wurden, auf einer W nldfliid1e von 73,5 ha. Die auf- gewendete Pflanzenzahl pro ha beträgt also 700 Stück, bei 33 Franken Kostenaufwand.

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Diese Zal1len spred1en genug für den Vorteil der natürlid1en Vorver- jüngung und deren immense Wid1tigkeit für die Ausheilung von Sd1üden,

die durd1 soldi furditbare Windfallkalamitüten entstanden sind."

D. Schäden am Windfallholz.

Die bei einem Sturmsdtaden eintretenden ßesdiädigungen der Ernte liegen z. T. sofort erkennbar zutage, werd<.>n aber z. T. erst viele Jahre nad1her wahrgenommen. Es erweist .sid1 daher als vo..teilhoft, offene und verborgene Sdüiden bes011<lers zu betrad1tcn, wobei die allgemein be- kannten offenen Besd1üdigungen nur km·z resumicrt werden, die ver- borgenen Sd1üden ober eine etwas eingehendere ßelmmllung erfahren sol1en.

I. Die sofort erkennbaren Schäden.

Es kann infolge eines Sturmes im Walde Windwurf oder Windbrud1 entstclicn. Es wil'cl Windbrud, erfolge11, wenn die Widerstandskraft dct·

Wurzeln gröfler ist als die des Stammes. Umgekehrt wird Windfall ent- stehen. wenn die Wi<lcrstanclskraft des Stammes die der Wurzeln übertrifft.

Die Kraft, mit der der Wurzelballen im Boden verankert ist, ist einmal abhünbrig vom Wurzelsystem und damit von der Holzart und sodann aber in weitgehendem MaHe von der Bodenart und den amlauern<len oder zufi.illigen Bodenverhültnissen.

Es wird z. B. bei gleid1en Bodenverhältnissen bei F'iihre mit tiefer Bewurzelung eher Windbrud, eintreten, eben.so bei Tanne, während das flad1streid1encle Wurzelsystem der Fid1te mehr zu Windfall dispo- niert. Anderseits wird aber ein lockerer, clurrl1Hissiger, brut durd1Hiftetcr.

tiefb'l'Ündiger Boden bei ein und derselben l lolzart ein tieferes, fester ver.

ankcrtcs Wurzelnei! bedingen als ein sdnverer, nad1gründiger oder gar nasser Boden. Im ersteren Fal1 wird bei einem heftigen Sturm eher Wind- hrud,, im zweiten Fall eher Winclwurf zu erwarten sein. Gleid1er Boden und gleid1c Holzart vorausgesef!f, wird bt•i Trockenheit oder bei gefrorenem Boden eher Windbrud1, bei nufgcweid1te111, vcrnüßtem Boden aber vor- wiegend Windfall verursad1t.

Die nud1en Wurzelballen groUer Ausdehnung, aber nur sehr besd1eiclenc1• Dicke (10- 30 cm) bei Fid1te11windwürfon auf sdnverem, vernülltcm Boden sind allgemein bekannt. Ist aber der Boden durd1 reid1lid1c Nieder•

sd1löge stark dmd1weid1t, so we1·clcn nud1 Wurzell,allen mit iibcr 1,5 m Dicke müd1tiger Wcifüanncn aus dem Boden herausgehoben.

In Biel haben wir es zwar mit einem lockeren Boden zu tun, der an sid1 gut entwässe1·t ist. Er ;st aber verhiiltnismüßig flachgründig und

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war bei Eintritt des Sturmes durd1 reid1lid1e vorausgegangene Nieder- sd1lüge stark aufgeweid1t. Es ist daher in der Hauptsad1e Windfall ein- getreten und nur zum kleineren Teil Windbruch.

Nach Hess-Beck (9) bieten die Sturmsd1üden folgende, leid1t erkenn- bare Nad1teile: Materialverluste, namentlid1 Sinken des Nuf!holzprozentes infolge von Brudi, Zersplitterung, Verbiegen usw. Besd1üdigungen der natürlid1en Verjüngnng, Sinken der Holzpreise infolge Ueberfüllung des Marktes, vermehrte Erntekosten usw. Ueber all diese Punkte hat der Berid1t von Sd1önenberger, soweit möglid1, Auskunft gegeben. Hier soll nidtt weiter darauf eingegangen werden. Dagegen haben sidt später bei der Verarbeitung und Verwendung des Sturmholzes nod1 verborgene Sd1äden gezeigt, die den Forstleuten nod1 weniger bekannt sind.

II. Verborgene Schäden am Sturmholz.

Ein Teil des schwäd1eren, üußerlid1 sd1einbar unverle~ten Materials wurde sofort grün als Sperrholz verwendet für den damals gerade im Bau begriffenen Münster-Grend1en-Tunnel. Dabei ereignete es sid1, daO einzelne Sperrhölzer, die sd1einbar ganz gesund waren, sdion bei sehr geringer Belastung plöqlid1 durd1brad1en.

Die Bauleitung meldete den Vorfall der Sägerei, die das Bauholz geliefert hatte. Diese halte unterdessen aud1 stärkere Rundhölzer gesägt und dabei bemerkt, daß einzelne Bretter einfad1 zerbrad1en. Die weitere Untersudmng ergab, daß in gewissen Sagklöqen merkwürdige Faserver- staudmngen und Faserrisse vorkamen. Durd1 Herrn Oberföl'ster Miiller erlangte unsere V ersud1sanstalt leider etwas verspätet von der Ange- legenheit Kenntnis, erst als das meiste Windbruchholz bereits aus dem Wald abgeführt worden war.

Es wurden aber durch Dr. Flury immerhin nod1 an zwei Stämmen die nötigen Messungen ausgeführt und Holzproben zu näherer Unter- sud1ung gewonnen. Im Jahre 191? sd1ickte uns Oberförster Müller nod1 Stammstücke eines erst im Frühjahr 191? von einem Oststurm geworfenen Baumes, die merkwürdige Wülste aufwiesen. Der Verfasser erhielt den Auftrag, die Untersudmngen im Laboratorium durd1zuführen.

Die Untersudmng des Stammes einer Weifitanne ergab folgendes: Der Stamm mit 31 cm Brusthöhendurdunesser ohne Rinde, einer Höhe von 29 m und einem Kronenansaq bei 19,6 m zeigte beim Austrocknen im entrindeten Zustand auf einer Seite des Stammes seltsame Hisse, die sid1 meistens ungefähr um 1

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1/j des Stammumfanges hinzogen. In den untersten Teilen des Stammes waren keine Risse vorhanden. Der erste wurde festgestellt 3,1 m über Boden. Von hier an folgten sie sid1 in Abstünden von 30-80 cm bis auf eine Stammhöhe von 14, l m. Die Risse

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