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Archiv "Anatomie: Billige Befriedigung" (30.06.2000)

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Freie Arztwahl

Zu der Glosse „Mutterschaftsvorsorge nach Lieschen Müller“ von Dr. med.

Martin Hesse in Heft 7/2000:

Eingeschränkt gültig

. . . Es ist für mich unver- ständlich und erschreckend, dass es immer noch Kollegen gibt, die unser unseliges Ho- norierungssystem nicht ken- nen. Der Berichterstatter die- ser sonderbaren Schwanger- schaftsbetreuung kann nicht praktizierender Kassenarzt sein, sonst müsste er wissen, dass bei einer Mutterschafts- vorsorge, die von drei Frau- enärzten dreifach parallel ab- gerechnet wird, der Kranken- kasse keine Mehrkosten ent- stehen. Seit Jahren geben die Krankenkassen an die KV ei- nen gedeckelten Honorar- topf, der dann von der KV an die Ärzte verteilt wird. Dabei ist es für die Krankenkassen vollkommen uninteressant, wieviel Ärztehände in den Topf greifen, um sich zu be- dienen. Im Gegenteil: Eine schwangere Frau, von drei Frauenärzten parallel be- treut, ohne Mehrkosten für die Krankenkasse und für die Schwangere – wo auf der Welt gibt es Vergleichbares? Den Honorarverlust haben alle übrigen Frauenärzte des Ab- rechnungsbereichs durch den Punktwertverfall, falls sich die drei betreuenden Kolle- gen nicht an die Legende der Mutterschaftsvorsorge (Zif- fer 100) erinnern, die besagt, dass die Vorsorge pro Quartal in jedem Fall nur von einem Arzt abgerechnet werden darf.

An der Abrechnungs- fähigkeit der Mutterschafts- vorsorge – oder besser – Ab- rechnungsunfähigkeit zeigt sich, dass das Recht auf freie Arztwahl nur noch einge- schränkte Gültigkeit hat und zur Einbahnstraße geworden ist. Eine Schwangere kann je- derzeit den betreuenden Arzt wechseln, aber der weiterbe- handelnde Kollege darf für den Rest des betreffenden Quartals seine Mutterschafts- vorsorgeleistung nur als kura-

tive Leistung abrechnen. Im Zuge der Praxisbudgetierung wird wohl kaum ein Kollege am Wechsel einer Schwange- ren zu ihm innerhalb eines Quartals interessiert sein.

Dr. med. Wilhelm J. Derichs, Kirchstraße 65, 52499 Baes- weiler

Anatomie

Zu dem Leserbrief „Tote der Lächer- lichkeit preisgegeben“ von Prof. Dr.

med. Saternus in Heft 22/2000:

Erfreuliches Interesse

Ob der Schreiber, Prof.

Saternus, die Ausstellung ge- sehen hat, geht aus dem Le- serbrief nicht hervor. Dass er sie nicht verstanden hat, ist aber klar. Hätte er die Aus- stellung, wie ich, in einem Pulk von 14- bis 16-jährigen Schülern besucht, dann hätte er diesen Brief nicht ver- zapft. Keiner hat das unter- stellte „Gruseln“ empfun- den, vielmehr war das Inter- esse an authentischer Auf- klärung erfreulich, wie ich den Gesprächen der Jugend- lichen entnehmen konnte.

Ich wäre froh gewesen, während meines Studiums solches anatomisches An- schauungsmaterial gehabt zu haben. – Das Mittelalter lässt grüßen!

Dr. Leopolder, Hörnerstraße 6 , 87527 Sonthofen

Billige Befriedigung

Meine allerhöchste Hoch- achtung vor dem Brief des Herrn Prof. Saternus! Es tut gut, dass ein solch exponier- ter Mann klar ethische Stel- lung nimmt zu einem sehr lax gehandhabten Ereignis. Dan- ke für diese klare und alle Aspekte beachtende Aus- führung. Sie sollte Pflichtbei- lage zum Ausstellungsführer sein, den es wohl gibt.

Ich habe mich, aus den von Herrn Prof. Saternus ausgeführten Gründen, bis- lang stets und konstant ge- weigert, diese „Ausstellung“

A-1780 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 26, 30. Juni 2000

S P E K T R U M AKUT/LESERBRIEFE

E

rstmals haben Mediziner der Universität Göt- tingen nach eigenen Angaben belegt, dass multiple Sklerose (MS) bereits im Kindesalter beginnen kann – dann aber häufig unerkannt bleibt und deshalb eine frühzeitige Therapie nicht stattfin- det. Die Mediziner erforschten den Verlauf und die Häufigkeit der MS bei Kindern im Alter von drei bis 16 Jahren. Bislang sei man davon ausgegangen, so Prof. Folker Hanefeld, dass MS fast ausschließlich im Erwachsenenalter auftrete. Die Ergebnisse der Göttinger Studie zeigten jedoch, dass schon bei sehr kleinen Kindern MS-Symptome wie Lähmungen und Sehstörungen auftreten. Wird die Krankheit frühzei- tig erkannt, könne der Verlauf therapeutisch mögli- cherweise positiv beeinflusst werden.

S

eit 1997 werden über das bundesweite Pro- gramm ESPED zur „Erfassung Seltener Pädia- trischer Erkrankungen in Deutschland“ alle MS-verdächtigen Erkrankungsfälle aus der gesam- ten Bundesrepublik nach Göttingen gemeldet. Seit Beginn der Studie gingen über 200 Fälle ein. Rund 160 davon haben die Mediziner bisher analysiert.

„Wir stellten bei 42 Kindern eine gesicherte MS fest, bei 80 Kindern besteht der Verdacht einer MS“, sagt Hanefeld. Aus den gewonnenen Daten lässt sich der Schluss ziehen, dass in Deutschland pro Jahr mehr als 50 neue Fälle von MS bei Kindern auftreten. Geht man von insgesamt 5 000 Neuerkrankungen pro Jahr aus, so bedeutet dies, jeder hundertste Patient mit MS erkrankt im Kindesalter. Vergleichbare Daten wurden bisher weltweit noch nicht erhoben.

U

m die Diagnose MS so eindeutig wie nur mög- lich zu machen, setzten die Mediziner ver- schiedene Untersuchungsmethoden ein. Ne- ben der kranialen Bildgebung zum Nachweis der MS- Läsionen im Gehirn und Rückenmark beschäftigen sich die Mediziner besonders mit biochemischen Ver- änderungen in den Entzündungsherden. Mithilfe der MR-Spektroskopie gelang der Nachweis, dass nicht nur die Markscheiden, sondern auch die Nerven- fortsätze im Rahmen des entzündlichen Entmar- kungsprozesses beschädigt wurden. Daraus ergaben sich neue Behandlungsansätze. Von allen Patienten wurden umfangreiche Stammbäume erstellt, um ge- netische Bedingungen der MS zu klären. Ebenso wurden Blut- und Liquorproben entnommen. „Au- ßerdem betreuen wir die Patienten in einer speziellen Sprechstunde, um mit den Betroffenen Fragen nach der zukünftigen Lebensgestaltung zu erörtern“, so

Hanefeld. EB

Multiple-Sklerose-Studie

Im Kindesalter

häufig unerkannt

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zu besuchen. Ich halte sie für eine billige Befriedigung ei- ner Art von Voyeurismus und für einen krassen Ver- stoß gegen die Pietät gegen- über den Verstorbenen. An- dere Aspekte als persönliche Geltungssucht des Veranstal- ters sowie seine wirtschaftli- chen Interessen kann ich beim besten Willen nicht er- kennen. Ich zweifle, dass es Wille der Menschen gewesen war, derartig prostituiert zu werden.

Dr. B. Hirsch, Lange Straße 39, 73467 Kirchheim-Ries

Praxisnetze

Zu dem Beitrag „Ärzte wollen zu viel – und das zu schnell . . .“ von Josef Maus in Heft 21/2000:

Zu pessimistisch

Ihr Artikel missbraucht die Studie von Westebbe über Praxisnetze, um (in wessen Interesse auch immer) eine große Zahl von verantwor- tungsbewussten und hoch motivierten Ärzten zu demo- ralisieren.

➀ Die rein mit qualitati- ven Methoden arbeitende Studie ist über ein Jahr alt und ist vom Autor nur als nicht repräsentativ messende, sondern als qualitative, de- taillierte Beschreibung von

„Einstellungen“ einzelner Ärzte beabsichtigt. Sie ist gut zu gebrauchen beim Aufbau von Netzen.

➁ Quantitativ gemessene

„Ergebnisse“ (im Qua- litätsmanagement und in der Wirtschaft ist so etwas üblich) über Netzarbeit können bei den schnell wechselnden poli- tischen Verhältnissen und nach nur zwei Jahren noch nicht existieren. Zu Unrecht tut der Artikelschreiber lei- der vielfach so, als lägen sol- che „Ergebnisse“ vor.

➂ Wenn es sich denn im Wesentlichen wirklich um ei- ne „Bewegung“ handeln soll- te, was ist schlecht daran? Be- wegungen haben in Deutsch- land in jüngster Zeit das ge- schafft, was verkrustete Strukturen nicht gebracht ha-

ben. Um nur zwei zu nennen:

Ökologiebewegung, demo- kratischer Aufbruch.

➃Wenn nun wirklich bald ein „Wendepunkt“ (eine Wende) kommen sollte, dann nicht so, wie der Artikel glau- ben machen möchte. Es ist schon ein Wendepunkt im deutschen Gesundheitssy- stem, wenn viele Ärzte mit sozialer Verantwortung nun endlich die „Hausaufgaben“

(Schulte-Sasse) der Ärzte- schaft nachholen.

➄ Ich kenne einige KVen, die beim Aufbau der Netze sehr hilfreich sind (Hessen unter Mitwirkung seriöser In- stitute, zum Beispiel AQUA, Aktivitäten der KBV und der KVNo in Form von Instru- menten zum Qualitätsmana- gement und zur Auswertung der geplanten Ergebnisse).

➅ Quantitative Ergebnis- se brauchen mehr Zeit als qualitative. Deshalb sollte man die Leute, die jetzt schon viele Stunden unentgeltlich für integrierte Versorgung ar- beiten, nicht durch das Ärzte- blatt entmutigen lassen.

➆Allerdings, wer die Stu- die von Westebbe nicht im Original gelesen hat und die Arbeit eines Netzes nicht von innen her kennt, sollte nicht im Zentralorgan der deut- schen Ärzteschaft Pessimis- mus verbreiten. Ich wieder- hole: Die kritische Studie von Westebbe ist vorzüglich ver- wertbar beim Aufbau von Netzen, aber auch anderswo.

Dr. med. Anton Scholz, Alte Weezer Straße 17, 47623 Ke- velaer

Falsche Idee

Endlich setzt sich die Ein- sicht durch, dass die Netzidee eine falsche Idee ist und dem Wesen des ärztlichen Tuns widerspricht. Ärztliche Tä- tigkeit ist an eine Person ge- bunden und lässt sich nicht durch Netze anonymisieren, das heißt verteilen auf meh- rere Professionsmitglieder.

Wir sollten mehr Patienten- orientierung zeigen und nicht unsere eigenen Probleme hochspielen. Der Kranke will

seine Geschichte nicht immer wieder von neuem preisge- ben, sondern einem Men- schen anvertrauen, der dann damit behutsam umzugehen hat. Das wissen wir als Hausärzte. Ich bin seit 40 Jahren niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedi- zin und weiß, wovon ich rede . . .

Dr. med. Albrecht Bihl, Ru- he-Christi-Straße 22, 78628 Rottweil

Sozialversicherung

Zu dem „Seite eins“-Beitrag

„Geldsch(r)öpfung“ von Dr. Harald Clade in Heft 15/2000:

Geniale Idee

Herzlichen Glückwunsch Frau Fischer für Ihre Flexibi- lität in den Geldbeschaffungs- maßnahmen! Ich finde Ihre Idee, gut trainierte, sportliche, gesundheitsbewusste Men- schen für Ihre Fitness zu be- strafen, einfach genial. Sind

sie doch der größte Faktor in der Belastung unserer Volks- gesundheit oder etwa nicht?

Muss ich etwa mein medi- zinisches Wissen infrage stel- len, dass die Zunahme von Übergewicht, daraus resultie- rend Erkrankungen des Be- wegungsapparates (fragen Sie mal bei den Orthopäden nach!), Herz-Kreislauf-Er- krankungen sowie Diabetes mellitus nicht mehr unsere Hauptsorge darstellen müs- sen?

Falls Sie mir doch zustim- men sollten, stelle ich hiermit den Antrag, dass allen Men- schen, die durch eine regel- mäßige Teilnahme an sportli- chen Veranstaltungen oder Mitgliedschaft in Vereinen oder Fitnessclubs dafür Sorge tragen, möglichst nicht durch so genannte Zivilisations- krankheiten anderen auf der Tasche zu liegen, die Mit- gliedsbeiträge von den ge- setzlichen Krankenkassen er- stattet werden . . .

Dr. med. Michaela Cueto, Il- tisweg 27, 50859 Köln

A-1782 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 26, 30. Juni 2000

S P E K T R U M LESERBRIEFE

EBM 2000 Plus

Zu dem Beitrag „Neue Gebührenord- nung nach Schweizer Vorbild“ von Dr.

med. Andreas Köhler und Dr. rer. pol.

Ulrich Casser in Heft 17/2000:

Beispiel:

Versorgergemeinschaft

Haben wir Vertragsärzte tatsächlich durch den neuen EBM eine Verbesserung un- serer Arbeitsbedingungen und der Wirtschaftlichkeit unserer Praxen zu erwarten?

In meiner 20-jährigen Tätig- keit als niedergelassener Kas- senarzt haben sich die Kondi- tionen eigentlich durch jede Reform verschlechtert und letztlich dazu geführt, dass die Abrechnung nur noch für

„Ziffernjongleure“ durch- schaubar gemacht und lukra- tiv umgesetzt werden konnte.

Grund dafür war und ist, dass die „Macher“ der Reformen keinen Bezug mehr zum All- tag des Vertragsarztes besit- zen, der durch die zunehmen-

den Aufgaben im Verwal- tungsbereich (Pflichtaufga- be) eher die Optimierung der Abrechnung (Privatvergnü- gen) vernachlässigt oder so- gar an Helferinnen delegie- ren muss.

Aus diesem Grund hat sich unser Ärztenetz seit 1995, ermutigt durch die da- mals neu eröffneten Möglich- keiten des Gesundheitsstruk- turgesetzes bemüht, ein alter- natives „basisnahes“ Ho- norarsystem zu erproben, welches wir im Verbund mit 40 Ärztinnen und Ärzten al- ler Fachgruppen als wissen- schaftlich evaluierten Mo- dellversuch seit Quartal 4/1997 zusammen mit der KVWL durchführen.

Basis der Leistungsvergü- tung ist eine „praxisindividu- elle, fallzahllimitierte Behand- lungspauschale“, die auf der Basis von zwölf Vorquartalen errechnet und durch die Grup- pe intern angepasst bezie- hungsweise korrigiert wurde . . . Dr. med. R. Kluger, Schloss- straße 14–16, 32257 Bünde

(3)

A-1784 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 26, 30. Juni 2000

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Drogenpolitik

Zu dem Beitrag „Für eine kontrollier- te Methadonsubstitution“ von Dr.

med. Eva A. Richter in Heft 13/2000:

Erobert Methadon die Drogenszene?

Der Drogenbericht 1999 ist in der Form wie er von Dr.

Eva A. Richter im DÄ zitiert wird, in wesentlichen Punk- ten noch zu positiv darge- stellt. 323 Todesfälle durch den „Beikonsum“ von Me- thadon macht zwar formal 17,8 Prozent aller Drogen- todesfälle aus, aber die Zahl der Drogentoten beinhaltet auch Todesfälle durch Infek- tionen, Traumata und Suizid als Folge der Drogenabhän- gigkeit. Richtiger wäre es, die Todesfälle auf die Zahl der untersuchten, tödlich verlau- fenden Drogenintoxikatio- nen zu beziehen. Dann kommt man wahrscheinlich auf weit über 25 Prozent.

Nach Untersuchungsergeb- nissen der rechtsmedizini- schen Institute in Hamburg, Frankfurt, Berlin und Mün- chen ergeben sich für 1998/1999 folgende Prozent- zahlen:

Hamburg (1999) 46 Pro- zent, Frankfurt (1998) 36 Pro- zent, Berlin (1998) 23 Prozent, München (1999) 15 Prozent.

Noch deutlicher als be- reits 1998 führt in Hamburg 1999 Methadon als Todesur- sache noch vor Heroin (29 Prozent). Betroffen sind vor allem diejenigen Drogenkon- sumenten, die nicht mit Me- thadon substituiert sind und das Methadon auf dem Schwarzmarkt erworben ha- ben. Das Angebot auf dem Schwarzmarkt stammt von substituierten Patienten, die Anteile ihrer Take-home- Dosis „weitergeben“ (es müsste richtig heißen: ver- kaufen), um dafür bessere Drogen (vor allem Kokain, Heroin und Benzodiazepine) zu erwerben. Substituierte, die so handeln, sind also nicht stabilisiert und benötigen die Take-home-Dosis nicht für eine „normale Lebens-

führung“. Wer Beikonsum betreibt, ist ein potenzieller Anbieter von Teilen seiner Take-home-Dosis und ist deshalb von der Aushändi- gung von Methadon auszu- schließen. Ärzte, die Patien- ten Methadon für mehrere Tage überlassen und bei ih- nen den Beikonsum dulden oder wegen ausgelassener Kontrolle „übersehen“, ver- stoßen nicht nur formal ge- gen die BtMVV, sie machen sich auch mitschuldig an der Entstehung dieses (iatroge- nen) Schwarzmarkts mit sei- nen tödlichen Folgen.

Prof. Dr. med. A. Schmoldt, Institut für Rechtsmedizin der Universität Hamburg, Butenfeld 34, 22529 Ham- burg, L. von Meyer, Institut für Rechtsmedizin der Uni- versität München, B. Rießel- mann, Landesinstitut für ge- richtliche und soziale Medi- zin, Berlin, E. Klug, Institut für Rechtsmedizin der Freien Universität, Berlin, F. Pragst, Institut für Rechtsmedizin der Humboldt-Universtität, Berlin, G. Kauert, Zentrum für Rechtsmedizin der Uni- versität Frankfurt

Christentum

Zu dem Leserbrief „Es gab keine Plu- ralität in der DDR“ von Volker Rathke in Heft 21/2000, der sich auf den Le- serbrief „Menschenbild Christi nach- lesen“ von Dr. Manfred Schleyer in Heft 13/2000 bezog:

Unterstellungen

. . . Drei einfache Fragen, die Herr Rathke beantworten muss, wenn man seinen von Ihnen veröffentlichten Brief nicht lügenhaft nennen darf:

Wo in meinem Brief habe ich das politische System der DDR oder UdSSR vertei- digt? Wo habe ich eine „Neu- tralität des DDR-Staates in religiösen Dingen“ behaup- tet? Wo habe ich eine „Plura- lität in der DDR“ festge- stellt?

Ganz im Gegenteil zu die- sen Unterstellungen habe ich eine Neutralität unseres Staa- tes in religiösen Dingen und Pluralität im Schulsystem der neuen Länder gefordert!

Die von mir angeführten christlichen „Absurditäten, Widersprüche und Un- menschlichkeiten“ hatte ich in meinem Brief an Sie nicht nur behauptet, sondern mit mehreren Zitaten aus den Evangelien belegt . . .

Dr. Manfred Schleyer, Insti- tutstraße 22, 81241 Mün- chen-Pasing

Unwahr

. . . Unwahr ist, dass Men- schen in der DDR wegen re- gimekritischer Äußerungen und/oder religiöser Überzeu- gungen und Aktivitäten in si- birische Arbeitslager ver- bannt wurden oder ihren Ar- beitsplatz verloren haben, das hätte einen nahezu voll- ständigen Exodus der DDR- Bevölkerung zur Folge ge- habt, der meiner Erinnerung nach nicht stattgefunden hat.

Wahrscheinlicher ist doch, dass ein Arbeitnehmer im öf- fentlichen Dienst der „demo- kratischen“ Bundesrepublik Deutschland bei kritischen Äußerungen über seinen Ar- beitgeber seinen Arbeits- platz verliert. Einen interes- santen Kommentar zu die- sem Thema hat Günther Gauss, einer der wenigen Journalisten, der sich mit dem wirklichen Leben und den sozialpolitischen Zusam- menhängen in der DDR be- fasst haben, in einer Fernseh- sendung des WDR mitgege- ben.

Dankbar schliesse ich mich dem Kommentar von Herrn Prof. Remke zur Qua- lität und Notwendigkeit Ihres Blattes an . . .

Dr. Matthias Lange, Lort- zingstraße 8, 32545 Bad Oeynhausen

Gemischter Salat

„Es gab keine Pluralität in der DDR.“ Das stimmt. Es hat in der DDR noch nie- mand behauptet, es hätte sie gegeben. Im Übrigen ist der Leserbrief von Volker Rath- ke gemischter Salat und mehr Dichtung als Wahrheit.

DDR und UdSSR sind für Rathke anscheinend ein und dasselbe. Ich habe elf Jahre in der UdSSR leben müssen und anschließend sechsund- vierzig Jahre in der DDR ge- lebt. Ich habe nicht erlebt, dass in der DDR jemand ver- hungert oder wegen einer unbedachten Äußerung nach Sibirien gekommen wäre.

Ich glaube Anlass zu der An- nahme zu haben, dass Rath- ke niemals aus Linz am Rhein weggekommen ist, an- ders kann ich mir das Zu- standekommen seines Brie- fes nicht erklären.

Die Redaktion frage ich:

Zwingt Sie jemand, Band- wurmleserbriefe ungekürzt zu veröffentlichen und noch dazu solche, die in keinem Kirchenblatt gedruckt wür- den? Oder wollten Sie damit den anschließenden Leser- brief „Wurstblatt“ unterstrei- chen?

Dr. Horst Rocholl, Usedom- straße 13, 15366 Neuenhagen

Sprachschatz des Kalten Kriegs

Wenn man den Brief liest, wird man den Eindruck nicht los, dass auch im neuen Jahr- hundert der Sprachschatz von Inquisition und kaltem Krieg nicht ausgestorben ist. War- um opfert das DÄ dafür so viel Raum? Da ist man fast geneigt, der sich daran an- schließenden Zuschrift von Prof. Dr. Remke Recht zu ge- ben. Übrigens ist in 40 Jahren DDR niemand Hungers ge- storben, und es musste auch niemand auf Parkbänken sei- ne Nächte verbringen, wie man es jetzt allenthalben sieht. In den langen Jahren ei- ner christlich geführten BRD gehörte dieses Land zu den Spitzenexporteuren von Rü- stungsgütern. Zeitweise wur- de der zweite Platz im Welt- maßstab eingenommen. Wä- re es nach christlichem Ver- ständnis nicht besser gewe- sen, statt Waffen zum Bei- spiel Getreide zu exportie- ren?

Dr. Karl Lippold, Linden- straße 7, 99444 Blankenhain

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Outfit

Zur Bebilderung des Beitrags über die Weiterbildungsordnung „Stillstand ist Rückschritt“ des 103. Deutschen Ärz- testages in Heft 20/2000:

„Neue Armut?“

Beim Durchblättern des Deutschen Ärzteblatts fällt ein Foto auf, das man im

„Reisemagazin“, nicht aber in Berichten vom Ärztetag – dem Parlament der Ärzte- schaft – akzeptieren kann.

Ob der Mallorca-beach- Freizeitanzug des abgebilde- ten Kollegen (eigentlich feh- len zu seinen Badelatschen noch gelbe Sockenhalter und hellgrüne Socken) den Vor- stellungen der Kollegen, die er vertreten soll, entspricht, wäre nicht uninteressant – aber wie sehen das die Be- völkerung und speziell die Patienten? Immerhin ist man inzwischen an einen den Turnschuhen entwach- senen grünen Außenmini- ster im Dreiteiler und einen in Kaschmir gekleideten

Kanzler gewöhnt. Sollte das Outfit im Hinblick auf die Gesundheitsreformen die

„neue Armut“ der Ärzte- schaft demonstrieren, ist der Flop von vornherein garan- tiert.

Das DÄ sollte auf die Ver- öffentlichung solcher „foto- gener“ Selbstdemontagen verzichten.

Priv.-Doz. Dr. med. Rainer Becher, Margeritenweg 13, 21360 Vögelsen

Arzttum

Sinnspruch zur ärztlichen Kunst:

Bedenkenswert

Es ist keine Kunst, eine für den Patienten richtige ärztliche Therapieentschei- dung anzuordnen, sondern ei- ne für den Patienten unschäd- liche, vom Oberarzt mitgetra- gene und vom Pflegepersonal akzeptierte zu treffen.

Dr. med. Hans-Eckart Sar- nighausen, Melanchthon- straße 40, 31137 Hildesheim

A-1786 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 26, 30. Juni 2000

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Arzneimittel

Zu den Meldungen über unerwünschte Arzneimittelwirkungen an die Arznei- mittelkommission der deutschen Ärz- teschaft:

Vorschlag

Die Arzneimittelkommis- sion der deutschen Ärzte- schaft beklagt die zu geringe Zahl von Meldungen uner- wünschter Arzneimittelwir- kungen durch die Ärzte- schaft. Ein Leserbriefschrei- ber fordert ein Honorar für Meldungen, um diese zu er- höhen. Ich glaube, dass das nicht notwendig sein darf.

Allerdings fragt man sich gelegentlich nach dem Nut- zen solcher Meldungen, nach- dem es der Firma Knoll vor Jahren gelang, wegen der dar- in enthaltenen Warnung vor Cordichin das teilweise Ein- stampfen einer Ausgabe des Ärztesblatts zu erreichen.

Manche Warnungen erschei- nen vielleicht deshalb zu vor-

sichtig formuliert. Außerdem ist das von der Arzneimittel- kommission herausgegebene Buch über unerwünschte Arz- neimittelwirkungen uner- freulich teuer.

Vorschlag: Unter den Ein- sendern unerwünschter Arz- neimittelwirkungen könnten Exemplare dieses Buches oder auch der „Arzneiverord- nungen“ verlost werden. Da- mit wäre sogar ein Anreiz im gewünschten Sinne geschaf- fen, der direkten Bezug zu den Meldungen hat. Und: Es ist dringend erforderlich, dass die Arzneimittelkommission Warnungen vor Medikamen- ten ohne Einschränkungen und in aller Deutlichkeit ver- öffentlichen darf (auch der In- halt von Rote-Hand-Briefen sollte grundsätzlich veröffent- licht werden). Gegebenenfalls ist hier sogar der Gesetzgeber gefordert, um die Sicherheit der Patienten zu wahren.

Dr. med. Dietrich Tamm, Sebastian-Bach-Straße 39, 56075 Koblenz

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