tert, die Hypoglykämieneigung zu- genommen. Vier Patienten verloren eine bis dahin deutliche Hypoglyk- ämieaura, die nach Rückumstellung wiederkehrte. Bei allen Patienten konnte nach Rückumstellung eine deutliche Verbesserung der diabeti- schen Stoffwechsellage konstatiert werden.
Dr. Wolfgang Klein Chefarzt der
Inneren Abteilung Havelhöhe Krankenhaus Berlin-Spandau Kladower Damm 221
1000 Berlin 22
Schlußwort
Für die zustimmenden Schrei- ben zu unserem Beitrag vom 10.
März 1988, für die die oben abge- druckten gute Beispiele sind, bleibt uns nur zu danken. Unsere Warnung vor unkritischer Umstellung auf Hu- man-Insulin bezog sich damals nur auf die gefährlichste Nebenwirkung des Human-Insulins. Für weitere zu beachtende Nebenwirkungen dürfen wir auf das DEUTSCHE ÄRZTE- BLATT vom 28. Januar 1987 (B.
Willms et al: Human-Insulin oder Rinder-Insulin?) verweisen. Aus un- serer Klinik können wir einige Fälle nennen, die nur wegen derartiger Nebenwirkungen stationär aufge- nommen werden mußten. Die Ko- sten für diese Maßnahmen belasten das leider sowieso schon arg strapa- zierte Gesundheitswesen.
Angeblich spritzen inzwischen zwei Drittel der insulinbehandelten Diabetiker Human-Insulin. Eine derartige Änderung der Verschrei- bungsgewohnheiten in sechs Jahren ist nur durch extremen Druck der Insulinhersteller erklärbar. Dazu beigetragen haben sogenannte „Er- kenntnissammlungen" (siehe Frank- furter Rundschau vom 9. April 1988). Für Umstellung auf Human- Insulin und Ausfüllen eines Frage- bogens gab es von verschiedenen In- sulinherstellern zwischen 50,00 DM und 100,00 (nicht für die Patienten, sondern für die Ärzte). Ob dieser fi- nanzielle Anreiz Grund für nicht in- dizierte Insulinwechsel gewesen ist, müssen wir uns als Ärzte selber kri-
tisch fragen. Wissenschaftliche Er- kenntnisse lassen sich mit derartigen Aktionen nicht gewinnen, es fallen aber hohe Anwenderzahlen für die Produktwerbung ab. Die Kosten be- lasten ebenfalls unser Gesundheits- wesen.
Leider hat zum sicher größten Teil der Umstellungen von tie- rischem Insulin auf Human-Insulin nicht nur das Aus-dem-Handel-neh- men tierischer Insulinpräparate (Hoechst und Novo), sondern auch.
das Verbreiten des Gerüchtes ge- führt, die tierischen Insuline würden demnächst ganz vom Markt ver- schwinden. Den so „informierten`
schien damit gar nichts ande- res übrigzubleiben, als ihre Patien- ten umzustellen. Dieses hat dazu ge- führt, daß die Firma Nordisk in An- zeigenkampagnen darauf hinweisen mußte, daß ihre Schweine-Insuline allen Gerüchten zum Trotz im Han- del bleiben. Zumindest der Firma Hoechst können wir nachweisen, daß ihre Pharmavertreter zu dieser Gerüchteküche beitrugen. Leider weigert sich Hoechst bis heute (10.
Mai 1988), dieses in aller Öffentlich- keit richtigzustellen. Wir sind be- troffen, daß ein so namhafter Arz- neimittelhersteller es offensichtlich nicht unterbindet, daß aufgrund der- artiger Praktiken zum Beispiel De- pot H mit einem Preis von 102,— DM statt des für viele Patienten eigent- lich besseren Depot CR/CS mit ei- nem Preis von 79,65/94,30 DM für jeweils fünf Ampullen verordnet wird, und dabei sogar mögliche Pa- tientengefährdungen in Kauf nimmt!
Wir hoffen, daß bald alle Insu- linhersteller in der Bundesrepublik die Packungsbeilage zum Human- Insulin und die Ärzte in den Fachin- formationen über die von uns ver- mutete Nebenwirkung des Human- Insulins aufklären, wie es schon heu- te der amerikanische Insulinherstel- ler Lilly in vorbildlicher Weise tut, obwohl er in der Bundesrepublik ausschließlich Human-Insulin ver- treibt.
Dr. med. Hans Jürgen Wedemeyer Dr. med. Ernst von Kriegstein Diabetes-Klinik Bevensen Am Klaubusch 12
3118 Bad Bevensen
FOR SIE REFERIERT
Dysplasiemarker im Oesophagus
Der Zylinderzellersatz der Spei- seröhre als Ausheilungsstadium ei- ner Refluxösophagitis gilt als prä- kanzeröse Kondition für ein Adeno- karzinom der Speiseröhre. In der Li- teratur finden sich Häufigkeitsanga- ben von bis zu 16 Prozent Adeno- karzinomen auf dem Boden eines Endobrachysoesophagus. Verlaufs- beobachtungen machen es wahr- scheinlich, daß der pathobiologische Weg über die schwere Dysplasie und das Adenom zum Adenokarzinom geht.
Möglicherweise bietet die Be- stimmung der Ornithin-Decarboxy- lase-Aktivität in Mukosabiopsien die Möglichkeit, Patienten mit schwerer Dysplasie früher zu erfas- sen. Die Autoren bestimmten bei 15 Patienten mit Barrett-Oesophagus die Enzymaktivität im Plattenepithel und in der Magenmukosa. Bei vier Patienten mit Dysplasie lag die En- zymaktivität mit 1,6 ± 0,35 U/mg Protein signifikant höher als bei elf Patienten ohne Dysplasie (0,19 ± 0,08 U/mg Protein).
Da bei der pathologisch-anato- mischen Beurteilung von Dyspla- siegraden mit einer erheblichen Schwankungsbreite zu rechnen ist, kann die Bestimmung der Ornithin- Decarboxylase-Aktivität einen ob- jektiven Parameter für Risikopa- tienten abgeben. Bei einer so ent- deckten schweren Dysplasie wäre die Indikation für ein aktives chir- urgisches Vorgehen gegeben.
Garewal, H. S., Sampliner, E. Gerner, K.
Steinbronn, D. Alberts, D. Kendall: Orni- thine Decarboxylase Activity in Barrett'- Esophagus: A Potential Marker for Dys- plasia. Gastroenterology 94: 819-821, 1988.
Sections of Hematology-Oncology and Gastroenterology, Department of Internal Medicine, Tucson Veterans Administra- tion Medical Center, and Arizona Health Sciences Center, Tucson, Arizona.
A-2442 (62) Dt. Ärztebl. 85, Heft 36, 8. September 1988