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äufig wird bei Zyklus- störungen oder Be- schwerden in den Wech- seljahren ein Präparat ohne differenzierte Diagnostik ver- ordnet. Konsequente Bera- tung und Dauertherapie sind selten, obwohl ihnen prophy- laktische Bedeutung zu- kommt. Kann eine niedrig- dosierte Pille weitergegeben werden, empfiehlt sich die Substitution von Gelbkörper- hormon oder Östrogenen. Ei- ne Faustregel für die Hormon- substitution gibt es laut Prof.Heinz Bohnet (Hamburg) nicht, da der Organismus je- der Frau individuell reagiere.
Gelbkörperhormon sollte nicht länger als zwei bis drei Monate gegeben werden, sonst treibe man die Frau in den Östrogenmangel hinein, so Bohnet. Häufig werde auch übersehen, daß Frauen in den Wechseljahren nicht
an einem Östrogenmangel, sondern an einem relativen Überschuß leiden.
Großzügige Östrogengabe
Im Alter zwischen 46 bis 50 Jahren hat etwa die Hälf- te der Frauen noch einen normalen Spiegel des folli- kelstimulierenden Hormons (FSH) – was bedeutet, daß zu diesem Zeitpunkt auch mei- stens noch ausreichend Östrogene vorhanden sind.
Die Ovaralterung beginnt schon früher als die typi- schen Wechseljahrbeschwer- den. Durch die nicht mehr optimalen physiologischen Zyklen können Probleme auftreten. Nur bei der Hälfte der Frauen um die 50 Jahre ist die Endometriumschleim- haut „ruhig“, denn der rela- tive Östrogenüberschuß führt zur Hyperplasie. Wird zu- sätzlich Östrogen gegeben, können Blutungen auftreten.
Die Menopause liegt im Durchschnitt heute bei 54 Jahren. In der Postmenopause sollte man großzügig Östroge- ne geben. Durch die Östro- gen-(Gestagen-)Substitution kann man die Manifestation von Herz-Kreislauf-Erkran- kungen und Osteoporose bei älteren Frau hinauszögern oder gar verhindern. Auch akut auftretende urogenitale Symptome lassen sich mit Hormonen gut beeinflussen.
Zugabe von Gestagen
Häufig wird befürchtet, durch Hormonsubstitution die Entstehung gynäkologi- scher Tumoren zu begünsti- gen. Ein entsprechender Zu- sammenhang, so Prof. Tho- mas von Holst (Universität Heidelberg), besteht ledig- lich beim Korpuskarzinom und beim Rezeptor-positi- ven Mammakarzinom. Weil Östrogene das Wachstum ei- nes Korpuskarzinoms be- schleunigen können, gilt bei allen nicht hysterektomierten Frauen die Zugabe eines Gestagens wegen der anti- proliferativen Effekte auf das Endometrium als obligat.
Zum ersten Mal steht nun mit Estrafemol®, so war auf einem vom Unternehmen Henning in Berlin initiierten
Symposium zu hören, ein Se- quenzpräparat für die späte Peri- und Postmenopause zur Verfügung, das in der zweiten Einnahmephase höher do- siert Östrogene enthält und die physiologische Luteal- phase von 14 Tagen einhält.
Die Sexualhormone Estra- diolvalerat und Medroxypro- gesteronacetat sind niedrig dosiert.
In Sesamöl verkapselt
Der Einnahmezyklus von zwölf plus 14 Tagen mit zweitägiger Pause imitiert das Menstruationsintervall in der Prämenopause. An die „Folli- kelphase“ mit zwölf Tagen schließt sich die physiologi- sche Einnahmedauer der „Lu- tealphase“ von 14 Tagen an.
In der ersten Phase enthält es 1 mg Estradiolvalerat, in der zweiten Phase wird die Östro- gendosis um 25 Prozent (1,25 mg Estradiolvalerat) angeho- ben, was der zyklischen Östro- genausschüttung entspricht.
Die Wirkstoffe sind in Se- samöl aufgenommen und ver- kapselt, was eine gleichmäßi- ge „protrahierte“ Resorption gewährleistet. Am besten wird Estrafemol®abends ein- genommen, damit durch die höheren Östrogenkonzentra- tionen Hitzewallungen in der Nacht vermieden werden.
In einer Multicenterstudie mit 576 Patientinnen hatten 60 Prozentder Frauen schwe- re und mittlere Wechseljahr- beschwerden. Während des ersten Zyklus unter Estra- femol® (also im ersten Be- handlungsmonat) hatte sich die Anzahl der Patientinnen mit schweren und mittleren Wechseljahrbeschwerden auf zirka 15 Prozent reduziert.
Während des dritten Be- handlungszyklus waren es nur noch rund fünf Prozent der Patientinnen. Es handelte sich hierbei um alle typischen klimakterischen Beschwer- den wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlaf- störungen und Antriebslosig- keit. Dr. Cornelia Herberhold A-3124 (84) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 46, 14. November 1997
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