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Archiv "Bedeutung und Funktion des Stratum corneum" (06.02.1998)

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A-284

M E D I Z I N

(40) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 6, 6. Februar 1998 In den letzten Jahren hat die

Hornschicht (Stratum corneum) zu- nehmend an Bedeutung gewonnen, da ihre Funktion als äußere Grenze des Menschen zur Umwelt erkannt wurde.

Die Abwehrmechanismen (Barrie- ren) der Haut sind physikalischer (Stratum corneum und Melanin), che- mischer (epidermale Lipide und rele- vante Enzyme), biologischer (symbio- tische Flora) und immunologischer Natur. Vereinfacht besteht das Stra- tum corneum aus zwei Komponenten, ähnlich einer Ziegelsteinmauer: aus proteinreichen Hornzellen (Korneo- zyten) entsprechend den Ziegelstei- nen und einer lipophilen, interzel- lulären Matrix (Interzellularsubstanz) analog dem Mörtel. Das Stratum cor- neum stellt aber nicht nur eine Barrie- re dar, sondern übermittelt auch Sig- nale der Außenwelt an das Stratum basale und ermöglicht auf diese Weise die entsprechende Reaktion der Epi- dermis auf den jeweiligen Reiz. In ei- nem flachen Epithel, beispielsweise an der Rumpfhaut, steigen die verhornen- den Zellen (Korneozyten) in etwa 14

Tagen bis an die Grenze der Horn- schicht empor. In dieser Zeit unterlie- gen die Zellen einer genetisch defi- nierten Differenzierung, die mit einer Zellabflachung, Zellgrößenzunahme, der Expression spezifischer Zellorga- nellen, einer strukturellen Reorgani- sation, einer Spezialisierung des Zell- metabolismus, der Expression spezifi- scher Rezeptoren und letztlich auch mit einer Dehydrierung einhergeht.

Die Korneozyten der Nagelplatte und Schleimhaut unterliegen den gleichen Gesetzen wie die in der Epidermis.

Physiologische Variationen der Form und Größe der Korneozyten betreffen Körperregion, Alter und Jahreszeit.

Eine gesteigerte Erneuerungsrate der Epidermis (Epidermopoiesis, verkürz- te Transitzeit oder verkürzte Turn- overzeit) und damit beschleunigte Er- neuerungsrate der Hornschicht lassen die Korneozyten kleiner werden, da- gegen bewirken hemmende Effekte das Gegenteil. Entzündliche Derma- tosen wie Psoriasis vulgaris, die mit ge- steigerter Epidermopoiesis einherge- hen, weisen kleinere Korneozyten auf;

dagegen sind diese Korneozyten beim Lichen ruber planus mit verzögerter Zellerneuerungsrate größer. Die An- ordnung der Hornzellen in der Horn- schicht bei Säugetieren, aber auch bei Amphibien, kann außerordentlich regelmäßig sein (Kolumnarstruktur), allerdings können Störungen der Epidermopoiesis die zuvor gleich- mäßig angeordnete Kolumnarstruktur durcheinander bringen. Dicke Horn- schichten wie an Handflächen und Fußsohlen zeigen nicht die geregelte Schichtung, sondern wahllos aufeinan- dergetürmte Korneozyten. Die Horn- zellagen können nicht unbegrenzt übereinandergetürmt werden, daher müssen die peripher gelegenen Horn- zellen von der Haut abgeschilfert wer- den. Bei einer gesunden Haut ist die- ses Gleichgewicht präzise balanciert.

Je nach Körperregion lösen sich nach etwa 15 bis 20 Zellagen die Korneo- zyten ab, so daß mehr als zwei Milliar- den Zellen innerhalb eines Tages in die Umgebung gelangen. Korneo- zyten können auf ihrer Oberfläche Bakterien mitnehmen und somit zur bakteriellen Kontamination eines Raumes beitragen. Bekannt sind auf diese Weise verschleppte Staphylococ- cus-aureus-Keime in Operationssälen.

Kenntnisse der Physiologie und Pa- thophysiologie der epidermalen Bar- riere und ihrer Reparaturmechanis- men sind für das Verständnis unter- schiedlicher pharmazeutischer Wir- kungen, abhängig von Lokalisation der Applikation und Galenik des ap- plizierten Wirkstoffes, von wesentli- cher Bedeutung. Ein großer Anteil der Absorption von Wirkstoffen verläuft über den Interzellularraum. Hier- durch sind regionale Unterschiede der Freisetzung von Wirkstoffen und de- ren Wirkung erklärbar. Auch die Wir- kung von Kontaktallergenen kann sich hierdurch unterschiedlich äußern.

Hydrophile Allergene wirken stärker an Körperstellen mit niedrigem Lipid- gehalt und führen daher in den betrof- fenen Regionen zu einer Entzündung mit erhöhtem transepidermalem Was-

serverlust. jne

Plewig G, Jansen T, Schürer NY: Das Stratum corneum. Hautarzt 1997; 48:

510–521.

Dr. med. Thomas Jansen, Dermatologi- sche Klinik und Poliklinik, Ludwig- Maximilians-Universität, Frauenlobstra- ße 9–11, 80337 München.

In Einzelfällen wurden gute Er- gebnisse mit dem Blitzlampen-ge- pumpten gepulsten Farbstofflaser bei Patienten mit chronisch stationärer Psoriasis, Striae distensae, chronisch diskoidem Lupus erythematodes, Ma- stozytose, entzündlichen lineären ver- rucösen epidermalen Nävi (ILVEN), Erythrosis interfollicularis colli und Viruswarzen beschrieben.

Resümee

Zusammenfassend zeigt die Er- fahrung der letzten Jahre, daß die ge- pulsten und gütegeschalteten Laser einen wesentlichen Fortschritt in der Behandlung sonst schwer therapier- barer Hautveränderungen brachten und daß die Bedeutung der kontinu- ierlich strahlenden Laser abgenom- men hat (Grafik). Wichtigste Indika- tionen sind nach unserer Erfahrung die vaskulären Fehl- und Neubildun- gen der Haut (Tabelle 2). Allerdings hat die Entwicklung der letzten Jahre

auch gezeigt, daß Laser teilweise un- kritisch, zunehmend mehr unter kom- merziellen Gesichtspunkten und auch durch Nicht-Ärzte eingesetzt werden.

Dieser Entwicklung muß durch sach- liche und wissenschaftlich fundierte Information von Patienten und Ärz- ten entgegengewirkt werden.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 1998; 95: A-280–284 [Heft 6]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Son- derdruck beim Verfasser und über die Inter- netseiten (unter http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.

Anschrift für die Verfasser

Prof. Dr. med. Michael Landthaler Dermatologische Klinik und Poliklinik Klinikum der Universität Regensburg Franz-Josef-Strauß-Allee 11

93053 Regensburg

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