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Trotz¬ dem werden nicht selten unüberlegt und mit großer Zuversicht weittragende Schlußfolgerungen aus dem vermuteten Inhalt eben dieser Begriffe gezogen, ohne daß sie hinreichend verstanden sind

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(1)

Von Oskar von Hinüber, Freiburg i. Br.

In verschiedenen Landschenkungsurkunden kommt etwa seit dem Jahre

450 n.Chr. eine Maxime (nyäya) vor,' deren Funktion und Bedeutung trotz

vielfäkiger Versuche bisher nicht wirkhch geklärt sind. Diese schlichte

Tatsache in das Bewußtsein zu rufen, scheint nicht ganz unnütz. Denn be¬

kanntlich zählen Schenkungsurkunden zu den bedeutendsten Quellen für

die Kenntnis von den politischen und sozialen Strukturen Indiens zwischen

dem 3. und 13. Jh. Die Deutung dieser Denkmäler hängt ganz wesentlich

an einem sicheren Verständnis einer Fülle von technischen Termini, deren

genauer Inhalt meist schwer, gelegentlich gar nicht zu ermitteln ist. Trotz¬

dem werden nicht selten unüberlegt und mit großer Zuversicht weittragende

Schlußfolgerungen aus dem vermuteten Inhalt eben dieser Begriffe gezogen,

ohne daß sie hinreichend verstanden sind. Unter diese Begriffe fällt auch der

bhümicchidranyäya, der in der Literatur zur mittelalterlichen Geschichte

Indiens immer wieder und mit den unterschiedlichsten, zudem in der Regel

falschen inhaltlichen Ausdeutungen zur Beweisführung herangezogen ist.

Frühe Herausgeber der Maitraka-Schenkungsurkunden scheinen die

ersten gewesen zu sein, die verschiedene Vermutungen zur Bedeutung des

bhümicchidranyäya geäußert haben. Verfolgt man die Geschichte der vorge¬

schlagenen Deutungen zurück, so kann man sich des Eindruckes nicht er¬

wehren, daß die einzelnen Inschriftenherausgeber kaum Notiz von einander

genommen, dafür aber ihrer Phantasie einen um so freieren Lauf gelassen zu

haben scheinen.

Die verwirrend unübersichtliche „Forschungsgesehichte" oder vielleicht

eher die Geschichte der verschiedensten und in der Regel gescheiterten Ver¬

suche, den Sinn des bhümicchidranyäya zu erraten, beginnt sehr früh und

soll hier nur in großen Linien nachgezeichnet werden. Sie nimmt bereits

' Der älteste Beleg scheint eine Schenkung an den buddhistischen Sarngha durch den König Subandhu von MähismatI zu sein, die von V.V. Mirashi (Corpus Inscriptionum Indicarum. Band IV, 1955, S. 20) in die ersten Jahrzehnte des 5. Jh. n.Chr. datiert wird.

Genauer datiert ist die Schenkungsurkunde aus Kaira aus dem Jahre 472/473 n.Chr., die J.F. Fleet herausgegeben hat {Indian Antiquary [=IA] 7 [1878], S. 248, Zeile 10).

(2)

im ersten Band der Asiatick Researches von 1788 mit der Edition einer In¬

schrift ihren Anfang, die den bhümicchidranyäya enthäk. Einer Faksimile-

Wiedergabe der Mungir-Schenkungsurkunde des Devapäladeva aus dem

Jahre 33 ist der folgende Ubersetzungsversuch beigegeben, in dem sich der

Nyäya jedoch nur mit Mühe wiederfinden läßt:

„... no passage for troops; nor shall any one take from it the smallest part. 1 give likewise everything that has been possessed by the servants of the Rajaa: I give

tbe eartb and tbe sky, as long as the sun and the moon shall last: except, how¬

ever, such lands as have been given to God ..."^

Der zugrundeliegende Sanskrit-Text, der 1925/1926 von L.D. Barnett neu

herausgegeben ist,' besteht aus inzwischen wohl bekannten Formeln: ... acä-

tabhatapraveso 'kincitpragrähyo räjakuliyapratyäyasameto bhümicchi-

drznyzyenäcandrärkkaksitisamakälah pürvvadattabhuktabhujyamänade-

vabrahmadeyavarjjito wobei die in Ubersetzung und Text

hervorgehobenen Wörter wohl einander entsprechen sollen.

In einer von A. Burns 1838 herausgegebenen Schenkung des Maitraka-

Königs ^lläditya II. findet sich wiederum das Wort bhümicchidranyäyena,

das der Herausgeber in seiner sehr summarischen Übersetzung übergeht.'*

Mit einer wirklichen Deutung dieses Nyäya hat sich wohl als erster

G. Bhandarkar im Jahre 1872 befaßt und in einer Anmerkung zu einer

Schenkung der Maitrakas an ein buddhistisches Kloster ausgeführt^:

„The expression bhümicchidranyäya, which oecurs in a great many copper¬

plates, and which no one has yet attempted to expla[i]n, may have some refer¬

ence to the circumstance that holes in the earth are not permanent but are filled

up in course of time. That this fact was often subject of thought and remark is

shown by the story (in Tait. Sam. 11.5 ...) [...] Indra [...] gave her (i.e. the earth) a boon, that all holes made in her would be filled up in time. The sense of the sentence then is - that ,a grant is to last as long as the sun and the moon, &c.

shall endure on the principle of boles in tbe eartb [...]' that is, as holes in the

earth are filled up in time and the earth is whole again and so unchanged, so a

grant should survive all revolutions &c. and last unchanged for ever."

Bhandarkars Ansicht scheint sich ohne einen entsprechenden Verweis

bei S. Konow im Jahre 1911/1912 fortzusetzen „according to the maxim

2 Asiatick Researches 1 (1788), S. 127.

5 Epigraphia Indica 18 (1925/1926), S. 306, Zeile 41. Der Text dieser Inschrift ist auch

abgedruckt bei Swapna Bhattacharya: Landschenkungen und staatliche Entwicklung

in frühmittelalterlichen Bengalen (5. bis 13. fh. n. Chr.). Stuttgart 1985 (Beiträge zur Süd¬

asienforschung. 99), S. 146-148.

" JASB 7 (1838),S. 973, Zeile 62 und S. 977.

5 IA 1 (1872), S. 46 Anm. ••.

(3)

of the covering of a hole in the ground (bhümicchidrapidhänanyäya)" der

eine Inschrift aus der Gegend von Vishakhapatnam etwa aus dem Jahre 900

herausgibt und auf eine Übersetzung von F. Kielhorn aus dem Jahre 1900/

1901 hinweist'': „the curious expression bhümichhidrapidhänanydyen= in¬

stead of the common bhümichchhidranyäyena" }

Ohne auf diese blumige, doch jeder Grundlage entbehrenden Erklärung

von Bhandarkar Bezug zu nehmen, versucht G. Bühler im Jahre 1875

ebenfalls zu einer Maitraka-Inschrift eine eigene Deutung':

„The bhümicchidranyäya is the .reasoning from the familar instance of the

ground and the cleft or clefts therein', or the inference that the whole includes the parts, just as a piece of land includes the various clefts therein. If it is stated in this and other grants that a village or the like is given bhümicchidranyäyena, it means simply that it is made over with all its appurtenances, produce, right, 8cc.

I have beard this Nyäya employed by ^ästrls conversationally, but I am not

now able to produce a quotation from a Sanskrit work in support of this expla¬

nation."

Unglücklicherweise teilt Bühler nicht ausdrücklich mit, ob er den Inhalt

des Nyäya so wiedergibt, wie die Pandits seiner Zeit ihn verstanden haben.

Denn das zeitgenössische Verständnis der Pandits könnte sich auch in der

oben zitierten abweichenden Deutung von G. Bhandarkar aus dem Jahre

1872 spiegeln, der mit einer falschen Begründung das Richtige trifft.

Ein knappes Jahrzehnt nach Bühler und immer noch in derselben Zeit¬

schrift, bietet Bhagavanlal Indraji 1884 in der Ausgabe einer Schenkung

aus Broach im 7. Jh. eine ganz andere Übersetzung an, ohne Bhandarkar

oder Bühler zu erwähnen: „according to the familiar reasoning of the

ground and the sky",'° „the meaning is that the grant was to include every¬

thing below the soil, and everything above the ground up to the sky".

Als nächster hat sich J.F. Fleet im Jahre 1888 mit dem Nyäya befaßt,

nachdem er bereits zehn Jahre früher mit wohltuender Nüchternheit festge¬

stellt hatte: „no satisfactory explanation of this term has been suggested"."

In seiner Ausgabe der Gupta-Inschriften verweist Fleet dann ohne genaue

Angabe eines Zitates auf G. Bühler'^:

<> Epigraphia Indica 11 (1911/1912), S. 153 (Text S. 151, Zeile 55).

7 Epigraphia Indica 6 (1900/1901), S. 142, Zeile 29 (Übersetzung S. 143, Zeile 29).

8 Konow, Epigraphia Indica 11 (1911/1912), S. 148.

' 1A4 (1875), S. 106mit Anm.^.

'° IA 13 (1884), S. 80mhAnm. 40.

" IA 7 (1878), S.250, Anm. 25.

'2 Inscriptions of the Early Gupta Kings and Their Successors. Calcutta 1888 (Corpus Inscriptionum Indicarum. III), S. 138, Anm. 2.

(4)

„bhümichchhidra, lit. ,a fissure (furrow) of the soil' is a technical fiscal expression

of constant occurence in inscriptions. Dr. Biihler has recently discovered the

meaning of it, in Yädavaprakäsas Vaijayanti, in the Vaisyädhyäya, verse 18, where it is explained by krishya-yögyä bhüh. .land fit to be ploughed or cultivated'."

Nachdem Bühler imJahre 1889 wie folgt übersetzt hatte": „according to

the maxim conceming land unfit for cultivation", liefert er die Erläuterung

und das von Fleet bereits früher verwendete Zitat erst drei Jahre später

(1892) nach''»:

„My translation of bhümicchidra by ,land unfit for tillage' rests on a passage of Yädavaprakäsa's Vaijayanti ...

bhümicchidram krsyayogyä prahatam nälam utthitam /

khdam tv aprabatam

The maxim concerning ground unfit for tillage is probably that enunciated

by Manu IX 44 that ,a field belongs to him who cleared away the timber'. The

ultimate sense of the expression is, therefore, that the land in question is made over to the donee with the same full right of ownership which the first cultiva¬

tor would have possessed who reclaimed it."

Bühlers fehlerhafte Worttrennung wird in späteren Deutungen weiter

tradiert; richtig ist bhümicchidram krsyayogyäprahatam nälam utthitam /

khilam tv aprahatam, Yädavaprakäsa: Vaijayantikosa 3.3.18 „bhümicchidra

ist für den Ackerbau ungeeignet und ungepflügt, nicht fähig, etwas hervor¬

zubringen (??). Khila dagegen ist ungepflügt (d.h. Brachland, das wieder

beackert werden kann)".

Es verdient vermerkt zu werden, daß Fleet den Vaijayantikosa zunächst

mißverstanden und vor allem den Wortlaut ungenau als krishya-yögyä bhüh

zitiert hat. Die ganz offenkundig falsche Worttrennung hat Fleet selbst in

einer kurzen Bemerkung bereits 1889 zu krishy-ayögyä bhüh korrigiert."

Dafür aber hat Fleet hier das Wort bhüh wohl aufgrund von Bühlers fehler¬

hafter Worttrennung ergänzt, das späteren Zitaten erhalten bleibt. Denn keiner

seiner Nachfolger scheint je nachgeprüft zu haben, wie der von Bühler selbst

in Epigraphia Indica richtig zitierte Text in der Vaijayanti eigentlich lautet.

Zunächst aber wird Bühlers Bemerkung und alle ihre Vorgänger von

H.M. Bhadkamkar ganz übersehen, der in seiner kurzen aber im allgemei¬

nen durchaus nützlichen Diskussion verschiedener Termini in Inschriften

imJahre 1911/1912 das Problem dieses Nyäya wiederum aufgreift und eine

eigene Deutung vorschlägt'^:

'5 IA 18 (1889), S. 270 (Text S. 268, 21).

" Epigraphia Indica 1 (1892), S. 74, Anm. 30.

'5 IA 18 (1889), S.221.

" Epigraphia Indica 11 (1911/1912), S. 177.

(5)

„The word usually oecurs ziievpürvvaprattadevabrahmadeyavarjitah, though

sometimes without it, and is to be connected grammatically with nisrstah

that follows. The previous attribute having reserved the gifts to temples or

Brähmarias previously made, this term seems to reserve the right of the gran¬

tor to the mineral resources and treasure-troves, etc. The right to the king to

these is always urged against a gift unless it is expressly transferred. The word, therefore, may reserve this right in favour of the royal donor in spite of the gift of the land."

Andere frühe Herausgeber von Inschriften halten sich klug zurück und

übersetzen wie F. Kielhorn''' oder E. Hultzsch'* den Nyäya nicht.

Noch imJahre 1955 greift auch V.V. Mirashi das fehlerhafte Vaijayantl-

Zitat von Fleet auf," verweist wiederum wie Bühler auf Manu X 44,

ohne jedoch irgendeinen Vorgänger zu nennen, und stellt fest „bhümicchi¬

dranyäyena therefore means ,with full proprietary rights' ". Zugleich weist

Mirashi in einer bei Nagpur gefundenen Inschrift aus dem Jahre ad 573

den bisher anscheinend einzigen Beleg für das Synonym avani-cchidra-

nyäyena nach, wobei diese Variante aus stilistischen Gründen und nicht

aufgrund von metrischen Zwängen gewählt ist.^°

Ein weiterer Verweis auf die Sanskrit-Literatur erscheint im Jahre 1965

bei D.C. Sircar. In der Einleitung zu seiner Edition einer Inschrift aus

Bengalen, die nun bhümicchidrapidhänanyäya hat,^' führt Sircar lang¬

atmig und phantasievoll aus^^:

„The nyäya was based on the custom according to which a person who brought a

piece of fallow or jungle land under cultivation for the first time was allowed to enjoy it as a rent-free holding. The word chhidra in this case no doubt refers to the furrowing of the land. But the idea of chbidra-pidhäna or , covering a hole'

seems to have developed out of a misunderstanding of the original meaning

of the nyäya. The idea in bhümi-cchhidra-pidhäna-nyäya was probably that

the loss of lands owing to various causes was thought to be compensated for

by making free gifts of some of them. It may, however, also mean the custom

relating to the reclamation of fallow land."

Dazu merkt Sircar an: „The expression is used in the Arthasästra of

Kautilya in exactly the same sense."

'^ IA 7 (1878), S. 248, Zeile 10.

'8 Epigrapbia Indica 3 (1894/1895), S. 207.

" Corpus Inscriptionum Indicarum. IV,1 (1955), S. 21, Anm. 8.

2° Corpus Inscriptionum Indicarum. IV, 2 (1955), S. 616, Zeile 18 mit S. 617, Anm. 2.

2' Epigraphia Indica 29 (1951/1952), S. 89, Zeile 32.

" Ebda., S. 86 mk Anm. 2..

(6)

Als erster hatte wohl Radhagovind Basak schon erheblich früher, im

Jahre 1913/1914, auf die längere Form des Nyäya als bhümicchidrapidhäna¬

nyäya im Arthasästra des Kautalya verwiesen, ohne Jedoch irgendwelche

Schlüsse für eine Deutung des Nyäya daraus zu ziehen/'

Ohne seinen Vorgänger zu kennen oder zu nennen hat Kishori Mohan

GuPTA^'' imJahre 1922 wiederum Kautalyas Arthasästra herangezogen und

den Nyäya aus „inscriptions between 400 A.D. and 1200 A.D." als „accor¬

ding to the custom or rule pertaining to (i) alienation of, or (ii) settlement of

boundaries of, land in general (usually, other than the habitat)" gedeutet. -^^

Bei der Findung seiner Bedeutungsbestimmung geht K.M. Gupta vom

Inhalt des Textes aus und versucht, aus dem jeweiligen Gegenstand einer

Schenkung Schlüsse auf die Bedeutung der Maxime zu ziehen. Das zusam¬

mengestellte Material zeigt jedoch nur, daß ganz unterschiedliche Dinge ge¬

spendet werden, so daß der bhümicchidranyäya offensichtlich keinen Bezug

bestimmten Objekten von Schenkungen hat. Diese wichtige Erkenntnis

wurde von der weiteren Forschung nicht zur Kenntnis genommen.

Auf den Aufsatz von K.M. Gupta weist Hirananda Sastri als Heraus¬

geber von Epigraphia Indica 1927/1928 in einer Anmerkung zu Padmanatha

Bhattacharya, „Two Lost Plates of the Nidhanpur Copper-Plates of

Bhaskaravarman" hin.-^^ Bhattacharya hatte den Nyäya in dieser Inschrift

aus dem frühen 7. Jh. aus Sylhet/Kämarüpa (candrärkaksitisamakälam

akincitpragrähyatayä bhümicchidranyäyena)^^ als „like a (worthless) plot

of land unfit for cultivation" in Anlehnung an die Vaijayanti und ohne

Erwähnung von Vorgängern verstanden. Dafür verweist Bhattacharya

jedoch auf bhümicchidran ca akincakaragrähyam^^ , was A. Venis im Jahre

1894 in einer Schenkung aus Benares aus dem 12. Jahrhundert mit „and their

uncultivated land free of taxes" übersetzt hatte.

In seiner Besprechung der ersten Auflage des unten zitierten Werkes von

U.N. GosHAL^' nimmt L.D. Barnett'° 1931 wiederum und unabhängig

Kautalyas Arthasästra II. 2 auf und vermutet ohne weitere Begründung, daß

der bhümicchidranyäya den Vorbehalt bedeute, daß der König die Schen¬

kung jederzeit zurückziehen könne. Dieselbe Stelle wird dann nochmals

" Epigrapbia Indica 12 (1913/1914), S. 53, Anm. 7.

2'' „Land System in Accordance with Epigraphie Evidence ..." In: IA 51 (1922), S. 73-79.

" Ebda., S.78.

" Epigraphia Indica 19 (1927/1928), S. 115-125, bes. S. 121, Anm. 3.

27 Ebda., S. 118, Zeile 9.

2" Epigraphia Indica 2 (1894), S. 353, Zeile 51.

2' U. N. Goshal: Contributions to the History of the Hindu Revenue System. Calcutta 1929 (zweite Auflage mit einem weiterführenden Index von S. K. Mitra. Calcutta 1972).

5° JRAS 1931, S. 165.

(7)

von S. Konow 1945 in seinen Kautalya Studies behandelt und wiederum

mit den Inschriften verbunden-": „Bhümicchidravidhänam, Il.ii, deals with

chidras, holes, gaps, in the soil, and is of importance for our understanding

of the term bhümicchidranyäya, the maxim of the rents in the soil, which is

so common in inscriptions", ohne jedoch auf Barnett zu verweisen, wei¬

tere Schlüsse zu ziehen oder eine Erklärung anzubieten.

Bei Sircar selbst geht in seiner Indian Epigraphy der wichtige Hinweis

auf das Arthasästra unglücklicherweise wieder verloren, der sich später bei

U.N. Goshal wiederfindet,'^ der zugleich die bis dahin bekannten Belege

um Stellen aus Inschriften aus dem Osten Indiens ergänzt.

Die längere Form bhümicchidrapidhänanyäya, die auch das Arthasästra

kennt, scheint von der Bhaumakara-Dynastie im Süden Orissas gegen

AD 750 in ihre Schenkungen übernommen worden zu sein. Denn siebzehn

der einundzwanzig bisher bekannten Belege für die längere Form des Nyäya

finden sich in Schenkungen dieser Dynastie, die aus den Distrikten Dhen-

kanal (7 Belege), Puri (3 Belege), Ganjam (3 Belege), Baud (2 Belege) und

Cuttack (1 Beleg) stammen. Alle Belege aus dem Osten lassen sich zwischen

850 und UOO datieren."

Diesen Belegen für die längere Form steht eine Gesamtzahl von etwa

neunzig Belegen für den Nyäya aus dem gesamten Nordindien einschlie߬

lich Nepal''' gegenüber, soweit sich diese hauptsächlich über die nicht immer

zuverlässigen Indices zu Epigraphia Indica, Indian Antiquary oder zu den

" Oslo 1945, S.21.

" U.N. Goshal, wie Anm. 29, S. 395 s.v. Bhümicbcbbidranyäya.

" Ein Fundort einer dieser Bhaumakara-Schenkungen ist unbekannt. - Die Schen¬

kungen der Bhaumakara-Dynastie sind gesammelt in Snigdha Tripathy: Inscriptions

of Orissa. Volume II. (Inscriptions of the Bhauma-Karas.) Delhi 2000: diväkara IL:

S. 107, Zeile 20; Subhäkara III.: S. 121, Zeile 18; Subhäkara IV.: S. 127, Zeile 19; S. 133, Zeile 21; ^ubhäkara V: S. 137, Zeile 38; Wkara IV: S. 142, Zeile 25; S. 149, Zeile 25;

TribhuvanamahädevT IL: S. 156, Zeile 29; S. 163, Zeile 29; S. 169, Zeile 29; Dandimahädevi:

S. 176, Zeile 32; S. 181, Zeile 31; S. 188, Zeile 29; S. 193, Zeile 30; S. 200, Zeile 32;

Vakulamahädevl: S. 206, Zeile 34; DharmamahädevT: S. 219, Zeile 33. Der Nyäya steht

überall in der Formel ... alekhanipravesatayä bhü° - "nyäyenäcandrärkaksitisamakä-

larn. - Schenkungen anderer Dynastien aus dem Osten, die ebenfalls die längere Form

verwenden, sind: Bhafija-Dynastie: Epigraphia Indica 24 (1937/1938), S. 19, Zeile 12

"chidrapidbäna": Nettabhafijadeva um 850 aus Ganjam; Ganga-Dynastie: Epigrapbia Indica 11 (1911/1912), S. 151, Zeile 55 "chidrapidbäna": Vajrahasta III. um 900 aus Vi¬

shakhapatnam; Telugu-Cola-Dynastie: Epigraphia Indica 19 (1927/1928), S. 99, Zeile 19

°cbidräpidhäna°: Somesvara II. Herrscher von Kosala, um 1090 aus Baud. Die Chrono¬

logie folgt P.K. Mishra [Hrsg.]: Comprehensive History and Culture of Orissa. Vol. I,

Part 1. (Early Times to 1568 A.D.) Delhi 1997.

5" IA 9 (1880), S. 175, Zeile 6; S. 239, Zeile 12.

(8)

Bänden des Corpus Inscriptionum Indicarum zusammentragen lassen. Im

Süden scheint der Nyäya überhaupt nicht verwendet worden zu sein.'^

Ohne auf die Verteilung der Belege einzugehen, nimmt Sircar in Indian

Epigraphy seine älteren Ausführungen zum bhümicchidranyäya wieder auf

und bestimmt die Bedeutung des nyäya ohne weitere Begründung wie folgt

wird: „the custom of allowing one bringing a piece of fallow or jungle land

under cultivation to enjoy it without paying rent" und nochmals etwas aus¬

führlicher:

„The word chidra in this case seems to have originally referred to the furrowing

of land. Gradually however the expression bhümi-cchidra acquired the mean¬

ing of ,uncultivable (krsy-ayogyä) land', and that is why some early medieval inscriptions from Orissa ... speak of the maxim as Bbümi-cchidra-pidhäna-

nyäya literally ,the maxim of covering up the hole in the land', probably refer¬

ring to the reclamation of fallow land for the first time."''

Entsprechendes steht s.w. hhümicchidra-nyäya ff. im Epigraphical Glos¬

sary, wo auch auf die Form bhümicchidra-vidhänanyäya, mit der Be¬

merkung „chidra-vidhäna = furrowing" hingewiesen wird. Dabei ist von

Sircar übersehen, daß C.R. Krishnamacharlu als Herausgeber dieser

um AD 850 geschriebenen Inschrift aus dem Distrikt Ganjam den Text nicht

verstanden und Irrtümlich überliefertes richtiges -pidhäna- durch -vidhäna-

ersetzt hat.'^

Der Beleg im Vaijayantikosa, die bis dahin einzige für die Erklärungsver¬

suche herangezogene Stelle aus der Sanskrit-Literatur, übergeht Sircar in

diesen Ausführungen möglicherweise deshalb, weil er deutlich gesehen hat,

daß sie nicht zu seinem Vorschlag stimmt.

Ausführlich geht Sachindra Kumar Maity auf das Wort bhümicchidra

ein.'* Auf diesen Ausführungen fußen wiederum D.K. Ganguly" und

S. Dutta''° in verschiedener Weise, ohne Eigenes beizutragen. Maity be¬

trachtet auch einen kleinen Teil der Forschungsgesehichte'" und kommt

dann zu dem Schluß, daß es sich bei den Schenkungen, die diese Maxime

'5 Weder die Väkätaka- noch die Gupta-Dynastie scheint den bhümiccbidranyäya zu

verwenden. Belege sind nachgewiesen für die frühen Gurjaras (etwa 630 bis 730) und frü¬

hen Kalacuris (etwa 400 bis 650), während die späteren Kalacuris den Nyäya ebensowenig verwenden wie die ^llaharas, Paramäras oder Candellas.

D.C. Sircar: Indian Epigraphy Delhi 1965, S. 140, S. 397f.

'7 Epigraphia Indica 24 (1937/1938), S. 19, Zeile 12.

'^ Economic Life in Nortbern India in the Gupta Period (cir. A.D. 300-550). Delhi

1970, S. 42-45.

5' The Imperial Guptas and Their Time. Delhi 1987, S. 154f.

Land System in Northern India c. AD 400-AD 700. Delhi 1995, S. 21f.

Bei Maity, S. 44 erscheint Bhadkamkar (s. Anm. 16) irrtümlich als „Bhandarkar".

(9)

enthalten, um fruchtbares Land handelt, so daß sich die Bedeutung seit

Kautalya gewandelt haben müsse, was sich nicht halten läßt. Ferner stellt

Maity fest, daß „bhümicchidranyäya very clearly indicates permanent

land-tenureship", was zwar das Richtige trifft, jedoch zufällig und ohne Be¬

gründung oder Erklärung.

Betrachtet man nun den vielleicht um ad 1000 in der Nähe von Käiicl

entstandenen Vaijayantikosa erneut, so kann man schnell erkennen, daß alle

bisherigen Deutungen weitgehend auf freier Phantasie beruhen, auch wenn

sie gelegentlich und mehr oder weniger zufällig dem Richtigen durchaus nahe

kommen. Da sich aus diesem Lexikon ergibt, daß bhümicchidra Land bezeich¬

net, das überhaupt nicht beackert werden kann, so ist es kaum wahrscheinlich,

daß der Nyäya, wie oft angenommen, auf eine Urbarmachung zielt.

Die Funktion dieses Nyäya kann man mit Hilfe einer bisher gänzlich

übersehenen Stelle in einem Kommentar zur Yäjnyavalkya-Smrti weiter

aufhellen: Der Kommentator Visvarüpa (vielleicht ca. 800-825) erklärt

kärayet sthirarn. Yäjnyavalkya-smrti I 316 = 320 in seiner Bälakridä als

bhümicchidranyäyenäcandrät sthitisarnsthänarn kärayet „aufgrund (der

Formulierungen) ,durch die Maxime Erdspalte [und] solange der Mond

soll er (der König) ein dauerhaftes Bestehen (der Schenkung) garantieren".

Offensichtlich werden nach Ansicht von Visvarüpa, der wie in vielen In¬

schriften den Nyäya vor die äcandrärka-Vovmel setzt, nicht irgendwelche

Eigentumsansprüche erworben, sondern durch die Maxime das ewige Be¬

stehen der Schenkung sicher gestellt. In so fern haben einige ältere Deutun¬

gen teilweise das Richtige erraten.

Zieht man nun die bereits lange gefundene, doch unausgewertete Stelle

bei Kautalya heran, so kann man den Nyäya weiter mit Inhalt füllen:

Bhümicchidräpidhäna ist in unseren Ausgaben die Uberschrift des zwan¬

zigsten Prakarana, die sich aus dem Einleitungskapitel ergibt, in dem die

Gliederung des Textes vorgestellt ist.''^ Das zwanzigste Prakarana beginnt

wie folgt:

akrsyäyäm bhümau pasubbyo vivitäni prayacchet. pradistäbbayasthäva-

rajahgamäni ca brahmasomäranyäni tapasvibbyo gorutaparäni prayacchet,

Arthasästra 2.2.1-2 „on land unsuitable for agriculture, he should allot pas¬

tures for cattle. And he should grant to ascetics wilderness for Veda-study and

soma-sacrifices, with safety promised to (everything) immovable and movable

in them, one goruta in extent at most"."*'

■•2 Parallelen zu dieser ungewöhnlichen Einleitung hat L. Renou: „Sur la forme de

quelques textes Sanskrits." In: JA 249 (1961), S. 163-211, bes. S. 183f. (= Cboix d'etudes indiennes. Paris 1997, II, S. 539f.) besprochen.

''5 R.P. Kangle: Tbe Kantiliya Artbasästra. Bombay 1963. Part II, S. 67.

(10)

Für diese Stelle sind zwei Sanskrit-Kommentare erhalten. Sehr alt ist das

einzige sehr kurze nordindische Handschriftenfragment aus dem 12. Jahr¬

hundert (?), das zunächst die Lesung °cchidräpidhäna gegen °cchidravidhäna

sichert, wie noch Konow gelesen hatte. Der in der handschriftlichen Uber¬

lieferung weit verbreitete Fehler unterstreicht, daß den Abschreibern der

Sinn des Nyäyas nicht mehr geläufig war.

Der Kommentator Yogghama'''' bemerkt das Folgende:

bhümicchidräpidhänam iti sütram. bhümes chidram iva ccbidram akrsyatvarn

dbänyädyabbävät. apidbänam dvaranam apidbänam iväpidbänam. dhar-

märtbakämäkbyapbalasvabbävät. apipürvo dadbätir ävarane varttata iti

süträrtbab. sambandbas tu janapadanivesasesam evaitat. krsydyärn bbümau

nives'a uktah. akrsyäyäm ucyata iti, l.l.X (S. 9) „Das Bedecken eines Fehlers

der Erde so lautet das Sütra. Eine Spalte der Erde gleichsam ist ein Fehler

(nämlich) die Unmöglichkeit des Beackerns, da Getreide usw. nicht wächst.

Bedecken heißt Verbergen (im Sinne von Beseitigen), ein Bedecken ist gleich¬

sam ein Beseitigen, weil von selbst die Dharma, Artha und Käma genannten

Lebensziele (nach dem Beseitigen der Mängel) entstehen. (Das Verb) dadhäti

mit vorausgehendem api bedeutet verbergen. So lautet der Sinn des Sütra. Der

Zusammenhang aber ist: Dies ist nur ein Anhang zu , Besiedlung des Landes'

(Arthasästra 2.1). Die Besiedlung von Land, das beackert werden kann, ist (im

vorausgehenden Kapitel) beschrieben, (diejenige von Land, das) nicht beackert werden kann, wird (im Folgenden) beschrieben.'"**

Der Kommentar des Yogghama nimmt also für chidra zwei Bedeutungen

an, die beide gut bezeugt sind. Neben dem gebräuchlichen chidra „Spalte"

steht seit den ältesten Texten: yajnasya chidram api dadhäti TS 1.7.3.1 (mit

dem Kommentar des Bhatta Bhäskara Misra [12. Jh.]: api ca yat chidrarn

pramädälasyädinä chinnarn tat api dadhäti pürayati) „he mends the rent

in the sacrifice";'*^ ürjam eva pasünärn madhyato dadhäty atho pasor eva

chidram api dadhäti, TS 6.3.10.1 „verily he places strength in the middle of

the cattle, verily also he closes the cut in the beast.'"*''

'*'' A Fragment of tbe Koutalya's[\] Arthasästra alias Rajäsiddänta[\]. With a fragment

of the commentary named Nitinirniti of Achärya Yogghama alias Mugdhaviläsa. Ed. by

Muni Jina Vijaya. Bombay 1959 (Singhi Jain Series. 47).

Der Malayalam-Kommentar zu Kautalya folgt inhaltlich im Wesentlichen dieser Er¬

klärung. Für eine entsprechende briefliche Mitteilung bin ich H. Scharfe, Los Angeles, zu Dank verpflichtet.

The Veda of the Black Yajus School entitled Taittiriya Sanhitä. Translated by A.B.

Keith. Cambridge/Mass. 1914 (Harvard Oriental Series. 19).

■•^ Im Lichte des späteren Sprachgebrauchs ist der Ausdruck chidram api-dhä vielleicht auch hier bereits in übertragenem Sinne „er bedeckt, er beseitigt einen Fehler oder Man¬

gel" zu verstehen. Dafür könnte auch der Singular chidram in TS 6.3.10.1 sprechen.

(11)

In späteren Texten 1st die übertragene Bedeutung sicher: yajnacchidrarn

bhavaty etat sarvesäm asiväya nah, Rämäyana 1.38.10 „For this is a defect in

the sacrifice that will bring disaster to us all".''* Die doppelte Bedeutung von

chidra wird beispielsweise in chidrarn randhräparädhayoh, Vaijayantikosa

6.3.9 „chidra heißt Spake und Fehler" oder chidrarn düsartarandhrayoh,

Medinlkosa (ra-dvikam) 38 ausdrücklich festgehalten.

Der zweite alte Sanskrit-Kommentar, der diese Stelle behandelt, ist

Bhiksu Prabhamatis Cänakyatlkä'":

sünyanivesanasarnbandbena etacchesarn bhümicchidräpidhänam ucyate.

krsiyogyä bhümih ksetram, tasya vibhägo vyäkbyätab. krsyanarhäyäh

chidräyäh vivitädibhih chädanam apidbänam iveti. yattüktam ,evarn dra-

vyadvipavanam' ,vyädhibhis ca pasuvrajän' iti, täni tatprakäräni ca sthänäni

vivesyate. ... pradistäbhayeti acchedyatayä ca dattäbhayäni vrksamrgädini

yesv iti, 84, 2-12 „dieses Bedecken eines Fehlers der Erde wird als Ergänzung

in Zusammenhang mit der Besiedlung von Leerräumen gelehrt. Land, das be¬

ackert werden kann, heißt Feld. Dessen Verteilung ist erklärt. Das Bedecken

durch Weiden usw. ist gleichsam ein Zudecken der fehlerhaften (Erde), die man

nicht beackern kann. Was aber bereits gelehrt ist .ebenso Nutz- und Elefanten- Wald' (Arthasästra 11. 1 Vers 39), ,und durch Krankheiten die Rinderpferche'

(Arthasästra II. 1 Vers 37), diese so gearteten Orte werden ebenfalls besiedelt (lies: ni°). ... ,für die Sicherheit garantiert wird': bei welchen für Bäume, wilde

Tiere usw. dadurch Sicherheit gegeben wird, daß sie nicht weggenommen

werden dürfen."

Auch dieser Kommentar unterstreicht also Sicherheit und Dauerhaftigkeit

der Schenkung.

R.R Goldmann: Tbe Rämäyana of Välmiki. Vol. I. Prineeton 1984.

Dieser Kommentar (und die Jayamaiigalä) ist als Anhang mit eigener Seitenzählung

zum Journal of Oriental Research, Madras, von G. Harihara Sastri herausgegeben:

Einleitung, S. I-XXXII: 33 (1963/1964); Einleitung, S. XXXIII-LXIV (mh S. LXV,

LXVI suddhipattra): 36 (1966/1967); Einleitung, S. LVII-LXIV: 37 (1967/1968); Text:

S. 77-84 (S. 1-76 gehören der Jayamaiigalä): 26 (1956/1957); S. 85-100: 27 (1957/1958);

S. 101-148: 28 (1958/1959); S. 149-188: 29 (1959/1960); S. 189-219: 30 (1960/1961).

Beide Kommentare, Jayamaiigalä (Einleitung, S. I-XI mit suddhipattra: 26 [1956/1957];

S. 1-44: 20 [1953]); S. 45-76: 23 [1954]) und Cänakyatlkä, sind ohne die Einleitung zur

Cäriakyatlkä und unter der Signatur 7 A 7142 der Universitätsbibliothek Tübingen zu¬

sammengebunden. - Bei der Auffindung eines Weges durch diesen bibliographischen

Irrgarten haben mich G. Zeller, Tübingen, sowie A. Pohlus und W. Slaje, beide Halle, tatkräftig unterstützt, wofür herzlich gedankt sei. - Die bibliographische Erfassung die¬

ses Kommentares bei L. Sternbach: Bibliography on Dharma and Artha in Ancient and

Mediaeval India (Wiesbaden 1973, S. 78, Nr. 1287) „seriatim in JOR commencing with

vol. 26 (1956)" ist unbrauchbar.

(12)

Der Kommentar schließlich, den T. Ganapati Shastri auf der Grund¬

lage älterer Kommentare verfaßt und seiner Ausgabe hinzugefügt hat, geht

noch von der überholten Lesart "vidhäna aus:

bhümicchidravidhänam iti sütram. bhümicchidrarn sasyädyutpattyanarhä

bhümih. tasya (lies: tasya) vidhänarn sapbalatvasampädanaprakära

ucyata iti süträrtbab, vanikpathapracärän nivesayed ity uktam adhastät.

nives'anasthänarn tv adhunäbhidbiyate,^° „bhümicchidravidhänam so lautet

das Sütra. Bhümicchidra ist ein Stück Land, das kein Getreide usw. aufgehen

lassen kann. Die Verfügung darüber wird ein Mittel zum Erreichen des Lebens¬

zieles genannt. Dies ist der Sinn des Sütra. Unten (d.h. oben 2.1.19) wurde

gesagt ,er soll Handelsstraßen einrichten'. Jetzt aber wird der Ort für die Ein¬

richtung mitgeteilt."

Dieser Kommentar mit dem inzwischen überholten Text scheint in Kangles

Übersetzung trotz der von ihm selbst zu bhümicchidräpidhäna korrigierten

Lesung in „Disposal of non-acricultural land" nachzuklingen. Tatsächlich

aber bezeichnet bhümicchidräpidhäna das „Beseitigen von Mängeln oder

Fehlern in einem Grundstück", in dem der König eben dieses Land, das

nicht bestellt werden kann, für besondere Verwendungen durch Asketen

verschenkt mit einer Bestandsgarantie für alles, was diese Schenkung um¬

faßt. Wenn eben dieses der Sinn des Nyäya ist, ist die seine Stellung unmit¬

telbar neben candrärka" verständlich und angemessen.

Schließlich scheint ein Vers aus der Tirthayäträ des Mahäbhärata den

im Arthasästra beschriebenen Brauch widerzuspiegeln: prthivyärn yatra

vai chidrarn pürvam äsid yudhisthira / taträsramo vasisthasya trisu lokesu

vis'rutah, Mhbh 3.80.74f. „... , where at one time there was a chasm in the

earth, Yudhisthira. Vasistha's hermitage was there, known in the three

worlds"^' heißt also vielleicht eher „wo früher unfruchtbares Land war ..."

ünd selbst die buddhistische Literatur bestätigt diese Gepflogenheit,

wenn der ehemalige Töpfer Dhaniya dem König Bimbisära ein Versprechen

ins Gedächtnis ruft: „Erinnerst du dich, Großkönig, daß du unmittelbar

nach deiner Königsweihe (pathamäbhisitto) gesagt hast: ,Als Geschenk

mögen Asketen und Brahmanen Gras, Holz und Wasser (tinakatthodakarn)

verwenden'", wozu der König selbst einschränkend ergänzt tan ca kho ara-

nne apariggahitarn „aber nur was in der Wildnis von niemandem in Besitz

genommen ist" (Vin III 45,10-14).

'° Arthasästra, ed. T. Ganapati Shastri 1924 (Nachdr. 1984), I. 116.

5' J.A.B, van Buitenen: The Mahähhärata. Vol. 2. Chicago 1975. Die russische

Übersetzung von J.V. Vasil'kov: Machabcharata. Kniga tret'ja lesnaja (Moskau 1987)

übersetzt entsprechend „otkrylas' nekogda v zemle dyra" (S. 174) und versucht zögernd eine nicht zutreffende Deutung aus der Mythologie (S. 634 zu Anm. 23).

(13)

Die Maxime „vom unfruchtbaren Land" zieh also allein auf die Dauer¬

haftigkeit der Schenkung ab/^ Wie in anderen Nyäyas kann man auch hier

weder Sinn noch Funktion allein aus den Bedeutungen der einzelnen im

Nyäya verwendeten Wörter erschließen. Um nur ein Beispiel für viele zu

nennen: auch im käkatäliyanyäya ergibt sich wenig aus „Maxime von Krähe

und Kokospalme". Ohne die bei G.A. Jacob" zitierte Erklärung würde

man kaum darauf kommen, daß diese Maxime ein plötzliches, ganz un-

erwartetets Ereignis bezeichnet, wenn nämlich eine Krähe zu einer Palme

kommt und gerade in diesem Augenblick eine Kokosnuss herabfällt und sie

erschlägt. Raten ohne Bezug auf Texte führt nur selten irgendwo hin, es sei

denn in die Irre.

Addendum: Einiges zur Forschungsgesehichte hat D.B. Diskalkar gesammelt,

ohne Neues beizutragen.Ohne weitere Begründung übersetzen K.V. Ramesh

und S. SuBROMiA Iyer „by the ban of bhümicchidra" in einer Schenkungsurkunde

aus dem 9.]h.}^ Zuletzt ist M. Njammasch kurz auf den bhümicchidranyäya einge¬

gangen und bemerkt: „Das Land erhielt er als Eigentum, ,nach der Regel für unbe¬

bautes Land', d.h. alles unbebaute Land gehörte dem König, der darüber verfügen

konnte."*^

" Die von Swapna Bhattacharya 1985, wie Anm. 3, S. 33, 95 aus der Verwendung dieses Nyäya gezogenen, recht weitgehenden Schlüsse sind unzutreffend, da die Verf., auf

D.C. Sircar vertrauend, irrtümhch davon ausgeht, dass der bbümicchidranyäya Steuer¬

freiheit beinhalte. Hilflos steht R.S. Sharma: Indian Feudalism: c. 300-1200 (Calcutta

1965), S. 36-38, dem Nyäya gegenüber, was ihn dennoch nicht hindert, den Nyäya argu¬

mentativ zu verwenden (S. 200), usw.

" Laukikanyäyänjali. A Handful of Popular Maxims. I. Bombay ^1911, S. 17.

''' Selections from Sanskrit Inscriptions. Vol. I. Part II. Delhi 1977, S. 109L

55 „Mäldä District Museum Copper-Plate Charter of Mahendrapäladeva, Year 7." In:

Epigraphia Indica 42 (1977/1978 [1992]), S. 6-29, Text: S. 22 Zeile 47; LJbersetzung S. 27.

5^ „Siedlungspolitik und Umwelt im mittelalterlichen Südgujarat I." In: Beiträge des Südasien-Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin 13 (2004), S. 35-64, bes. S. 55.

(14)
(15)

in the Päli Canon*

By Ole Holten Find, Lyngby

§ 1. The purpose of this study is to investigate whether the common assump¬

tion that the Theraväda Tipitaka contains unrecognised absolutives in °tä

(< '''°ttä via Sanskrit °tva) is compatible with the linguistic evidence. The view

that vestiges of such absolutives are found in the language of the earliest Bud¬

dhist canon has been based upon variants like °tta, °tä, or °tva that occur in

conjunction with the verb abhijänäti. These variants have been interpreted as

"probably due to doubt on the part of the recensionists, when converting earlier material to Päli, about the precise nature of the construction with this verb."'

§2. W. Trenckner, who addressed the problem in his unpublished "Syn¬

tactical Observations",^ interpreted the forms in °tä as agent nouns in °ta(r),

and he assumed that the recorded variants were due to scribal errors.' The

'•' The abbreviations used in this article correspond to those of A Critical Päli Diction¬

ary. Copenhagen 1924-.

' Cf. Wilhelm Geiger: A Päli Grammar. Revised and edited by K.R. Norman.

Oxford 1994, §210A: "There is some evidence for absol.s in -ttä, as in Pkt, especially in conjunction with the verbs abhijänäti and sarati ... Their existence is probably due to doubt on the part of the recensionists, when converting earlier material to Päli, about the precise nature of the construction with this verb as is shown by the variants which occur"

(with reference to O. von Hinüber: "Päli as an artificial language." In: Indologica Tau¬

rinensia X [1982], pp. 135-137). Cf. the Rem. in CPD 11.16 1989 s.v. o-kammitä: "the abs.

ending -itä is derived < -ittä (v. Pischel §552) < -itvä; v. Überblick §§475, 498. Abs. forms in -itä have wrongly been interpreted as nomina agentis in -tr (v. CPD s.v. abhijänäti l.y. [with an unjustified reference to Pän III 2 112] ... For abhi + jnä constructed with the abs. v. Synt.-Hendr. p 129". Th. Oberlies: Päli. A Grammar of the Language of the Theraväda Tipitaka. Berlin 2001, §58 p. 268 rem. (a) "The päli tradition wrongly inter¬

preted (unrecognised) absolutives in p'']ttä < tvä as periphrastic futures in tä."

2 This appears from a photocopy in my possession of Dines Andersen's handwritten version of Trenckner's "Syntactical Observations" = Trenckner Ms. 43.

5 Cf., e.g., Trenckner's remark at Mil 422, 33f. on the phrase abhijänäsi ... langhitvä.

Mil 85,2: "abhijänäsi ... langhitvä ought no doubt to be i«. ... larighitä; though -itvä and other corruptions of -itä are about as frequent as this." For the reading -itä, cf. the phrase op.cit. 82,26: abhijänäsi ... tattha kincid eva karaniyarn karitvä saritä with Trenckner's note ad loc.

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