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BAND ZWEI

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BAND Z W E I

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REINSCHRIFT

der drei original gebundenen Künstlervorlagen des Verfassers und der autorisierten Schreibmaschinen-Nachschrift

PHILOSOPHISCHE ARBEITEN BAND Z WEI

Gedichtet und geschrieben

in den Jahren 1927 (Luzern), 1928 (Nizza), 1928 (Lausanne) und endgültige Fassung 1930 bis 1941 (in Heidelberg)

Eigentum von

Gerhard Kambach, Heidelberg, Karlstraße 9 / Eselspfad 2 (Verfasser)

Für meinen Sohn Helmut Kambach zu treuen Händen

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EINHEIT

IM SONNENBUNDE

DAS DEUTSCHE WORTMAASS

VON XANTEN

FORTSETZUNG DES ERSTEN TEILS

»DAS LIED«

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ANMERKUNGEN DES LEKTORATS

Lesemodus

Bei Bildschirmlektüre verwende man die Dokumente mit vorteilhaftem 150% oder 200% Zoomfaktor.

Das Inhaltsverzeichnis auf Seite 157 verweist in vorliegendem Band 2 auf das sechste bis neunte Buch (im Schriftsatz der Times New Roman) sowie auf das zehnte Buch, dem Faksimile (das heißt des digitalisierten originalen Autographs) des Verfassers, welches ab Seite 243 vorteilhaft im Zoomfaktor 200% dargestellt wird.

Printmodus

Ist eine physische Kopie beabsichtigt, lasse man das PDF-Dokument im Adobe-Reader- Programm Einzel- oder Doppelseiten darstellen und ausdrucken.

AUTORISIERTE SCHREIBUNG

Besonderheiten

Die von der Regel abweichenden Schreibweisen einiger weltanschaulicher Begriffe und vereinzelte Wortneuschöpfungen sind autorisiert und entspringen der Zahlensymbolik der philosophischen Arbeit von »Xanten« (Pseudonym des Autors):

»… Die Namensgebung ist ein inneres, klangliches Einfühlen höherer Geistwesen...«

(Band 1, Seite 127), »... die durch willkürliche Verstümmelung von Worten, so zum Bei- spiel die Schreibweise des Wortes „Maaß“, von den Schwätzern zur „Masse“ entwürdigt wurden…« (Seite 125).

So ist die Schreibung in Maaßen – Maaßstab – maaßvoll – Ebenmaaß – Saamen – der Graal – seeliger – das Zeitenfließ usw. im Sinne des Autors dieses Werkes beibehalten worden.

Auch wurde behutsam die Sprachsyntax zur Veranschaulichung eilender Gedanken- gänge des Verfassers zum Beispiel in der Reihung und Schachtelung von Nebensätzen oder auch von Hypotaxen weitgehend übernommen. Der Herausgeber

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Zehn Bücher:

BAND E I N S

Vorwort Die Einführung zum deutschen Liede 007

Erstes Buch Der Wortgesang 009

Zweites Buch Das Lied an die Sonne 045

Drittes Buch Das Lied von der Erde 073

Viertes Buch Die Zahlenschöpfung 091

Fünftes Buch Die Namensschöpfung 139

BAND ZWEI

Autorisierte Schreibung, Anmerkungen 156

Sechstes Buch Die Jahreszeiten 159

Erster Teil: Das Jahr 161

Zweiter Teil: Die Jahresfeste 166

Siebentes Buch Der Allgesang 179

Das Lied 181

Der Allgesang: Erster Teil 182

Die Atomschöpfung 183

Der Allgesang: Zweiter Teil 187

Achtes Buch Das Lied vom Menschen 199

Die erste Folge 206

Die zweite Folge 225

Neuntes Buch Der Raumgesang 227

Die erste Folge 232

Die zweite Folge 235

BAND ZWEI – ANHANG

Zehntes Buch Die Raumlehre (Faksimile des Autographs) 243

Erster Teil 253

Zweiter Teil 281

Impressum Der Autor Gerhard Kambach 286

Scherenschnitt des Autors (Selbstbildnis) 287 Biographie, Widmung und Umsetzung 287

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SECHSTES BUCH

DIE JAHRESZEITEN

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Geist meines Lieds, zeige der Jahre göttliche Zeit.

Künde der Zeiten himmlisches Jahr – weise im Jahre der Feste hehren Gewinn.

Ruht doch im Jahre der Geist aller Zeiten;

wirkt in der Zeit das ewige Jahr durch der Jahresfeste Erscheinung.

Einmal begreife den Geist, der in dem ewigen Jahre zeigt Gottes irdischen Sinn.

Denn es soll eine Brücke über der Zeiten ewigen Lauf kühn uns verbinden dem Himmel:

Also erfaßte das Jahr weit, als der Brücke Bogen fließender Zeiten Ziel.

Und die Gestalten des Heils ziehen in Festen der Sonne durch das ewige Jahr, um es als bleibendes Gut festzuhalten im Flusse

schwindender Zeiten – fallender Räume.

Einst ward das Maaß,

einst ward die herrliche Gleichung irdischen Jahres geschaffen:

Als sich die Götter erhoben über der Zeiten glitzerndes Fließ, als sich der Willen zum Heile gebar aus dem Wandeln der Sterne.

Als eine Seele erlangte das Gold ewigen Lebens im himmlischen Geiste.

Dort sah’n die Krönung

zeitschaffenden Willens die Götter.

Dort ward die Einheit im Sonnenbunde erwirkt.

Heute noch wandelt die Erde unter dem Banner des Heils in der Gestirne Verein.

ERSTER TEIL

DAS JAHR

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Störender Mächte zum Trotze

setzt sich des Jahres Gebäude in ihrem Wallen durch.

Tage vergehen, in Stunden geteilt,

die, an dem Pulsschlag der Erde gemessen gegenwirkender Monde, als Wandel kosmischer Bilder, den Jahreslauf schaffen.

Alles ward Sinn und alles ward Ausdruck ewiger Urbilder himmlischer Geist.

Jeder Gedanke der zeitliche Schlüssel – jedes Wort eines Jahres Kind.

Denn in der kosmischen Atmung verehrt alles Leben das heilige Jahr.

Und im Gedenken erhören die Götter atmender Worte allschaffende Art.

Einheit des Wandelns, Einheit der sicheren Bahn

kündet der Erde jahrfassende Zeit.

Einfluß harmonischer Strahlung will sich im Wandeln der Sterne künden als ewiges Jahr!

So sei gepriesen du heiliges Jahr!

Sei über der Zeiten kündenden Fluß gesetzt.

Wirke im Wandel der Sterne ewiges, göttliches Leben dem zeitlichen Leibe.

Du aber, lauterer, wollender Sucher der dauernden Werte:

Heilige der Gegenwart schwingendes Sein.

Ist doch das Gegenwärtige Ausdruck der Sammlung göttlicher Kräfte im kosmischen Jahre.

Denn es erfaßt sich die Rundung der Erdbahn nur aus der Ebene göttlicher Geister.

Selbst ein Wurf der Kometen aus schwindelnden Höhen stört nicht des Maaßes bleibende Wirkung.

Schwinge in Fluten des Heilsjahrs der Zeit.

Warte zu heiligen Stunden der Sonnenwenden und Gleichen auf das befreiende Wort wahren Lebens.

Dann erst erlöst sich im Denken der Seele deines Leibes gesunkener Teil.

Und im Vergehen der stofflichen Kräfte pulst in dir Leben aus göttlicher Gnade.

Sei nun das Jahr als maaßvolle Schwingung erkannt – als ein Gedanke gleicher Kristalle –

(11)

Das Jahr ist der Gang der Erde in der Ebene des Sonnengeistes.

Die Geistmächte des Sonnenbundes liegen in der Ebene des Gestirnkreises und strahlen, je nach der Winkelstellung der Erde zum Tagringe*, auf den Planeten ein.

Aus diesem geregelten Pendeln der Erdachse ergeben sich die Festen des Jahres.

So ist das Jahr nicht nur ein gleichmäßiger Ablauf der Zeit, sondern ist ein Gleichklang des Abwandelns und der Wiederkehr zu den Erhaltekräften des Planetenbundes. Gleichsam ein Tanz um die Ebene des Raumkreises.

Die Wiederkehr zur Feste der Sonnenebene ist die heilige Stunde des Geistes. Aus dieser Wiederkehr erzählt sich das Jahr an den Urformen des Kosmos. Es baut in dieser Erzählung die Gebäude der Zeit in Gevierten, Sechsecken und Säulen und errichtet somit den seelischen Gebilden der Schöpfung eine Heimstatt und eine Halle der Ewigkeit.

In diesem Baue, der somit aus den Kristallformen der Geometrie der Ebene entsteht, hat die Zeit durch das Jahr die Räume des Himmels erfaßt, und die Erde kreist in den heiligen Bahnen des Maaßes und des Einklangs der Gestirne.

Der Bau der Zeit strahlt in die Feste des Jahres und läßt die Geistmächte der Oberwelt – das sind die in ihrer Schwingungseinheit verhüllten Kräfte des Unterbewußten – Einfluß gewinnen auf die Erscheinungen des Lebens.

Denn die Zeit des gebundenen Jahres ist das Leben in der Bewegung der Welt, durch den Begriff des Sonnenumlaufs in den Festen der Erde.

So ist der Wandel des Jahres der Formgeber der Natur.

Aus seinen festlichen Begriffen der himmlischen Eingebung strömt die Erlösung des Stoffleibes, durch den Einfluß der Oberwelt zur Erscheinung der Stoffe.

Diesem Festbegriffe des Jahres ist die christliche Anschauung vom Heilandswege auf der Erde entnommen, dessen Wandel der Einfluß kosmischer Strahlung des ewigen Jahres, des Jahrs der Gestirnharmonie bedeutet.

Unter diesen Heilszeichen des Jahres gelangt die Seele in der Welt zur vollständigen Beherrschung des Leibes und somit zur Erlösung seiner gedachten Form, durch das Vorbild der Vollendung jeglicher Raumgestaltung im Geiste.

Der Weg des Heils ist durch die Feste des Jahres an die ewige Zeit der Offenbarung des Himmels gebunden und ist damit dem Zeitlosen und Verdammten – das die Jahresfeste ver- schmäht und die Erde zu einem Zankapfel der Titanen der Tiefe zu machen bestrebt ist – Tod und Untergang.

Aus dem großen Gedanken des christlichen Jahres, des Heilsjahrs der Harmonie der Gestirne, öffnet sich die Halle der ewigen Zeit, und es wird dem Wesen der Welt eine Heimstatt im Himmel der dauernden Werte.

In dem Begriffe des Sonnenjahrs, seinem festlichen Wandel durch die Gebäude der Zeit, besteht die Einheit im Sonnenbunde und findet der Klang des Wortes den Raum zur Gestal- tung der Seele.

_____

* Ekliptik

DAS JAHR

DIE ERSTE FOLGE

(12)

Das Jahr ist der Künder des Lebens.

Durch sein Wandeln kommt das Leben, das als Zahl und Begriff stetig ist, zur Bewe- gung. Ohne das Jahr stünde die Zeit still, und das Maaß und die Ordnung der Dinge wären wesenlos.

Kein Gedanke flösse in den Kelch der Seele, und kein Wort gäbe Trost dem Leben ohne das Jahr.

So sind das Jahr die Krone des Lebens und seine Feste die Könige der Zeit.

Im Jahre spiegeln sich die zwölf Gegensätze, oder Kunden des Tierkreises, in den un- harmonischen Mondstellungen, die dem Sonnenjahre aus Gründen des Wachstums der Weltwesen – durch die Spannung der durch widrige Schwingung gegebenen Reize – ent- gegenwirken, und jeder Tag hat sein Bild in der größeren Zeit. Die Stunden sind gefüllt mit wesenhaftem Geiste und die Augenblicke Erscheinungen des Gottes der Zeit. Die Wochen hängen an den Bildern, die sich aus den Gedanken der Wesen formten, und jeder Wochen- tag hat sein Urbild im Himmel der mondseeligen Gestaltungskraft des Reichs der Mütter des Erschaffenen.

Der Gleichklang des Jahres erzählt dem Geiste der Oberwelt den Wunsch und Willen der Wesen, und es bleibt in seinem Reigen jeder Gedanke zu seiner Zeit als Zahl und Form bestehen.

Denn es gibt einen himmlischen Jahrweiser, und die Worte, die im Gebete der Wesen im Laufe des Jahres ertönen, gehen ein in alle Gebäude der Zeit.

So ist eine höhere Sternkunde der Öffner der Absichten und Strahlungen des Kosmos, die erstmals als Gedanken und Willen in die Scheibe des Tagrings gelegt wurden und die nichts anderes sind als die Geister des Jahres.

Das Jahr ist Leben und Maaß zugleich, denn es ist die Erscheinung des kosmischen Atems, der in der Verehrung des Weltwesens, dem schwingenden Gebete des Bewußtseins, hervortritt als über dem Tode der Form des stofflichen Leibes seiendes, himmlisches Leben.

Durch den Reigen des Jahres, der Erfüllung eines jeden Tages mit der dem Wesen während seines ganzen Lebens gestellten Aufgabe, gelangt das Heil zur Erde. Auf diesem Wege des Reifens im Jahreslaufe erhören die Götter der Oberwelt die Gedanken der im kosmischen Atem gedachten Worte des dem Heile geweihten Lebens und erlösen es wie- derum im Laufe der Jahresfeste vom feinleiblichen Tode. Denn die allschaffende Art des in kosmischer, bilderreicher Verwurzelung in der Kunst der Zahlenschöpfung bestehenden Jahreslaufes öffnet den Himmelsraum dem denkenden Bewußtsein durch die wesenhaften Wortmächte.

Die Einheit des Wandels, die Geschlossenheit der sicheren Bahn der Erde, die Pünkt- lichkeit einer jeden Zeiterscheinung, wurzelt in der Geometrie der Ebene, in der durch den begrenzenden Stabwurf harmonische Strahlungsgestaltung entsteht.

Im Wachstume der Pflanze – dem gewundenen, den Urwirbel der Sonne nachahmenden Emporklimmen – offenbart sich der Gedanke des ewigen Jahres. Dasselbe zeigt sich in dem Zeitbewußtsein der Tiere, die in den Reigen des Jahresablaufs – also in sein gedachtes Urbild – eingesenkt sind. Dieses Zeitbewußtsein im Jahreslaufe ging dem Menschen, der sich zu sehr an die mit den äußeren Sinnen erfaßbare Zeit der Uhr klammerte, verloren.

So vergaß er auch den kosmischen Jahrweiser der Festbegriffe und versank im Dunste will- kürlich eingesetzter Weihestunden.

(13)

Aber jedes Wesen, das eingeht in die Gestaltkraft des heiligen, so bezeichneten christ- lichen Jahres, findet seine Erlösung und setzt sich im Bewußtsein des Eingesenktseins in das kosmische Jahr über die Kunden des Zeitenfließes – und wird selbst zum Künder des ewigen göttlichen Lebens, des Wandelns der Sternmächte im zeitlichen Leibe.

So heiligt wieder die Gegenwart des harmonischen, christlichen Jahres, das erfüllt ist mit den Geistmächten erlösten Seins, durch wollende Gebete an den Festen der Sonne.

Denn dort sammeln sich alle göttlichen Kräfte des übergeordneten, kosmischen Jahres.

Die Gestirne sind erfüllt vom Reigen des Jahres, und die Erdbahn ist bestrebt, die Ebene des Geistes zu erfüllen. Und selbst die Kometen, die in weiten Bahnen an die Sonne ge- kettet sind, wollen den Wandel der Erde nicht abändern, da sie um die Bedeutung der Zeit im ewigen Jahre wissen und Kunde aus entfernten Welten der Erde übermitteln.

Warum, o Mensch, wehrst du dich gegen das Heilsjahr der Zeit? Die Erklärung der Mechanik des Kreisens versagt nach kluger Einsicht, und alle deine Planungen und Ent- würfe neuer Zeiteinteilung sind Unsinn, wenn nicht in ihnen der Geist der ewigen Schwin- gung des Heilsjahrs wirkt!

Wenn du nicht den Geist der heiligen Sonnenstunden in dir fühlst, durch den du das erlösende Wort wahren Lebens in bewußtem Gebete, als göttliche Gnade empfängst.

Aber erlöst wirst du einst, lauterer Sucher, wenn du dein Denken einschaltest in das Heilsjahr der Zeit.

Deinem Ende gebiert sich ein neuer Anfang, eine Wiederverkörperung im Geiste – aus der Kraft göttlicher Liebe und Gnade.

So sei das Jahr als bleibendes Gesetz erkannt.

Als ein Gedanke aus der Raumschöpfung, dem sinnvollen Zusammenschwingen der Kristalle in der Geometrie der Ebene, das im letzten Buche des Liedes bekundet wird.

Und als das Feuer Gottes in ewiger Zeit!

(14)

Vorspruch zum Karfreitage:

Klinge, Herz, am neuen Tage – öffne dich zum tiefen Schauen;

höre Gottes Weltensage eine neue Erde bauen.

Schwinge, Seele, auf zur Sonnen dein erstarktes Frühlingswähnen;

töne, was das Herz begonnen, in des Liedes Himmelssehnen.

Neugeboren ist die Welt unterm weiten Himmelszelt an dem Frühlingsfeste.

Und der Tag bringt dunkle Nächte um die langen Winterrechte:

Freut euch, Erdengäste!

Heute lohnt das Neubeginnen, höre, alte Klage!

In der Sonne Weltgewinnen an dem zehnten Tage.

Aufrichtung der Zahlenreihe der zehnten Weltzeit des Weltenjahres:

Baut Brücken zu dem neuen Lande, habt Acht der Zeiten Zwischenfluß!

Begreift im neunten Weltgewande des Himmels dritten Erdengruß.

Die Reife tönt im Weltenjahre den zwölfgeteilten Sonnenring.

Die Zeit liegt auf der Tiefe Bahre, da sie im Ungewissen ging.*

_____

* Die Zahlen der Aufrichtung ergeben 25’920, die Jahresmenge eines platonischen Jahres, wenn man sie malnimmt:

ZWEITER TEIL

DIE JAHRESFESTE

(15)

Fortsetzung des Vorspruches:

Karfreitag* soll gerüstet finden der Menschheit edelstes Verlangen.

Vergessen sind der Väter Sünden eh’ die Erinnerung vergangen.

Heute soll das Lied entstehen:

Klinge, meine Laute!

Töne alle Weltenwehen, reime, was mein Sinn erbaute in dem Sonnenflehen.

Öffne mir das Himmelstor, zeige alle Normen:

jeder Tiefe Geisterchor, aller Höhe Formen.

Hörst du meinen Erdgesang, Sonne, du Geliebte –

spürst du meinen Werdedrang?

Spreche und gebiete eh’ mein Sinn erkrankt!

Siegreich soll mein Schreiten werden in der Erde Wehen.

Und die Zeit wird sich verklären nach dem letzten Aufbegehren – und die Welt kann schlafen gehen.

_____

* Karfreitag, der Punkt der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche, ist der Punkt im kosmischen Jahreslaufe, an dem der Weg des Erlösers in der Welt beginnt. Hier kommen die starken Widderimpulse zum Wirken, und aus diesem Grunde bezeichnete man den Christus als das Lamm Gottes, das im Fischezeitalter, am Beginne unserer Zeitrechnung, wirkt. – Die Widderimpulse jedoch kommen im September, in dem Zeichen Waage, zur Beruhi- gung. So wurde der Christus der Sohn des Zeichens Jungfrau, dem Scheidezeichen im Herbste. Und so soll der Erlöser, das Erlösende sich beruhigt auslösen unter dem Gegen- zeichen der Waage, die jetzt am Beginne des Wassermannzeitalters, im Jahre 1929 nach der Zeitenwende, zu wirken beginnt. Die Sternstellung des Wassermannzeitalters war jedoch erst im Winter 1940/41, als der fünfte und der sechste Planet sich begegneten.

Und endgültig ausgelöst wird das Wassermannzeitalter im Frühlinge 1960.

(16)

Es seien aus den Sonnenfesten die Reihen der Heilszeiten des Jahres erhoben.

Denn im Lichte erscheinen die heiligen Götter, und unter dem Banner der Sonne erlöst sich das Wesen der Welt – im Begriffe der Heilsfeste.

Der Himmel ist eine Ebene, und die Erde taucht in diese Ebene und bindet die Gedanken der Ewigkeit an die wallende Zeit des Jahres. Und der Himmel soll seinen Glanz über die Erde breiten zu den heiligen Stunden des Jahres und uns erquicken in unserer Not der Lebenshaltung.

Das sei Sinn des Feierns: die kosmische Erlösung des Leibes zu erwirken und im Augenblicke der Jahresfeste seelisch bereit zu sein. Und ein williges Wort zu sprechen, das die Götter erbarmt und ihnen Kunde bringt vom Zustande der Welt.

Denn Gott weiß nichts von der Not des Daseins; wir entschwinden seinem Angesichte in der Neigung der Erde und fallen den abertausend Strahlungen der Tiefe zum Opfer – um aber dann wiederzukehren zum Horte des Lebens.

So ward diese Wiederkehr zum Feste, an dem die schwingenden Gestalten kosmischen Heils wandelnd die Erde erquicken.

O Sonne, erhebe meine Gedanken zu dir!

Laß’ mich nicht ziellos wandelnd wanken, sondern erfülle meinen Sinn mit deinem Geiste und nimm meine Seele in deinen Hort.

Denn über dem zeitlichen Fluge der Gedanken wirken deine Feste erlösend und binden das Heil an die Dunkelheiten des Jahresschwundes.

Frühlings-Tag- und Nachtgleiche:

Voll banger Sorge wendet sich mein Sinn zu dir, du Sonne, denn die schwere Stunde des Karfreitag ist angebrochen, und aus der Dunkelheit des Ursinns der Planeten erscheint das Kreuz als mahnendes Mal in meinem Bewußtsein.

Und meine Seele leidet unter der Kreuzigung der Sinne, und die leibliche Kraft vergeht unter der Bindung der Wunden an den Urschwang des Lebens der Gestirne.

So flieht meine Seele in den Schrein des Lebens im Worte. Und sucht ein tieferes Dasein, eine Erhöhung im Geiste.

Drei Tage aber währt die Wanderung im Geiste, an denen mein Leib vom Tode kostet und sich schwach fühlt unter der Last des zeitlichen Daseins.

Drei Tage lang ward der Tod der Welt beschlossen.

Doch im Gebete der Seele wurde dieser Tod noch gebannt.

Ostern!

Dann aber erhört der Himmel mein Wort.

Und meine Seele ersteht im Lichte Gottes.

Mein Name wurde geformt vom Geiste, und da mein Streben benamt war, kannte der Gott meinen Weg.

ZWEITER TEIL

DIE JAHRESFESTE

UND DIE ERSTE FOLGE ZUM VORSPRUCHE

(17)

Höre, du Wegloser – der du auf tausend Wegen wandelst, ohne den einzigen Weg des Reifwerdens der Seele zu beschreiten:

Denke an das Kreuz des Raums – leide mit dem Leide der Welt und iß das Brot der Not.

Erhöhe deine Gedanken unter dem Schwunde weltlicher Reize und werde zum Denker und Deuter Gottes.

Es wurde aber ein Ostern der Seele gefeiert, von dem das Bewußtsein nur den Abglanz des Inneren erfuhr. Und nur der Weg des Gottes wurde gepriesen. Ein christlich Wollen erhob die Gemüter zur Schau. Fortan aber soll das Ostern der neuen, erweckten Sinne gefeiert werden! Es soll bewußt und sichtbar werden, was sich im Himmel ereignet. Und es sollen die Götter zu sehen sein als Weg und Ziel. Als leuchtendes Stirnmal im Antlitze des Menschen soll das Zeichen des Gottes zu lesen sein, und in seinem inneren Auge soll das Licht des Heils erscheinen.

Eine wahre Geisteswissenschaft soll osterlich erweckt werden!

Dazu aber ist notwendig das Reifsein der Seele und die Einkelchung des Ostergeistes der Sonnenzeit in das Bewußtsein der Menschheit. So eröffnet die uranische Zeit eine neue Himmelfahrt:

Sommersonnenwende:

Geheiligt sei die Stunde der Himmelfahrt der Seele.

Wenn aus dem Kelche der Erscheinung das wahre Leben klangvoll sich erhebt.

Wenn ein geläuterter, die Stoffe durchdringender Strahl zur Erde gleitet und meine Gedanken rein werden läßt wie das Tal eines Heiligen.

Und wenn meine Sprache aus deinem Munde das lebendige Wort empfängt als schwin- genden Hort des Lebens.

Und wiederum wurde mir eine Frist gegeben von neun Tagen, an denen meine Seele zu Gaste ist bei dir, du Sonnenstern.

Mein Körper aber wurde nicht vom Tode umweht, sondern durchmaaß im feinen Leibe das Leben; er wandelte als erleuchteter Leib den Weg des Geistes.

So bricht das Pfingsten an.

An dem die Heerscharen des erlösten Seins, die Engel, über die Erde wandeln, um den im Gebete vorbereiteten Gläubigen zu erheben und zu erquicken.

Und seinen Namen zu krönen mit dem Gold vom himmlischen Graal.

Freut euch, ihr Betenden!

Freut euch mit der himmlischen Freude im Worte Gottes.

Denn die Erde ist eingetaucht in das Wesen des Himmels, durch Christa, dem geheilig- ten Leibe des Lebens.

Und in pfingstlicher Frömmigkeit und im Jubel der Seele vereinen sich die Wesen der Schöpfung im Geiste dieses hohen Jahresfestes.

Einigkeit des Leibes der Welt mit dem höchsten Bewußtseinszustande des Himmels.

Vereinigung der kosmischen Gestaltkraft mit den Ziel- und Triebkräften der Welt der Stofflichkeit.

Das bedeutet das Pfingstfest im Jahreslaufe.

Eine hohe Gemeinde erhebt die stoffliche Welt zu sich und erleuchtet sie mit ihrem inneren Wesen.

(18)

Sprache wurde der Welt gegeben am Pfingstfeste.

Die irdische Natur vereint sich mit der kosmischen Liebe.

Es ist ein Blühen Gottes in den stofflichen Erscheinungen, ein Eingehen der geistigen Wesenheiten in das Bild der zeitlichen Erscheinung.

Sehe nun, wer Augen hat, um das Wesen zu erfassen, und Ohren, um das Läuten der Glocken im Kelche der Erscheinung zu hören.

Das Heilsjahr ist erfüllt im Geiste. Die Zeit hat im Jahresfeste die Krone der Ewigkeit erlangt.

Und der kosmische Leib des Lebens, Christa, scheint als Zeichen der pfingstlichen Ver- einigung der Welten des Himmels und der Erde in die Natur. Auf daß dieser Leib begriffen werde als erlösende Formgestaltung, deshalb wurde dem Menschen Sprache gegeben und Bewußtheit.

Ein Jubeln soll künftighin die Seelen erfüllen, denn die Nacht ist besiegt durch das Heil des Lichts.

Und wem sich durch sinnbewußtes Empfinden der Christa im pfingstlichen Jahresfeste vereinte, dem wird der Weg zur inneren, sprechenden Welt des Geistes geöffnet.

Das Urkreuz der Weltenschöpfung, das am Anfange des Kreisens der Gestirne steht, wird nun überstrahlt vom Fünfsterne, der durch das Pfingsten des Geistes in seiner erlö- senden Formgebung die Vollendung des Raums durch die Geviertgleichung des Kreises begründet. So waltet in dieser kosmischen Sinngebung der Sohn Gottes.

Aber da wir Menschen die Heilsempfangenden sind, so müssen wir die Feste des Jahres feiern in einer freudigen und bewußten Hingebung zu kosmischen Mächten und Gescheh- nissen.

Wir müssen glauben an das Heil der Welt!

Vertrauend auf den Sieg des Geistes, der den Leib der Vergänglichkeit im Geiste adelt und damit den Lindwurm der saturnischen Zeit überwindet, müssen wir schreiten lernen und atmen können im Allheilsjahre des Himmels.

Herbst-Tag- und Nachtgleiche:

Wir müssen mit dem Schwerte des Geistes die Mächte, die mit der zunehmenden Nacht im Jahreslaufe wieder heraufdämmern wollen, besiegen.

Gleich der Tat des Siegfried und des Michael müssen wir den Drachen sinnlos walten- der Natur- und Seelenkräfte des aus der Urzeit verbliebenen Chaos überwinden, um in der Nacht des Winters vom inneren Lichte durchstrahlt zu sein. Und um nach dem körperlichen Tode den Weg des Heils zu finden.

Deshalb sollen wir die Botschaft des Heils, die sich uns pfingstlich vermählte, durch Gebete und lautere Taten in uns pflegen und wachhalten. Und sie nicht vergessen im Trubel des Verworfenen.

Der Sieg und der gerechte Friede muß am Tage des Michael unseres Sinnes Leitstern sein.

Und wenn es uns vergönnt ist, in das Reich der jenseitigen Seelenwesen zu schauen und die Kräfte der Triebe der inneren Welt zu meistern, dann dürfen wir keinen Mißbrauch mit den inneren Gewalten treiben!

(19)

Denn das ist der Sinn des Herbstfestes und des anderthalb Monde später folgenden Seelenfestes, das All der bedrängten Seelen zu erlösen am Lichte der Sonne und ihnen den Weg des Heils zu weisen im skorpionischen, nebelhaften Tode des Weltwesens.

Die schwarze Hand ist aber die Vernichtung unserer Seele und läßt die Welt im Ange- sichte des Untergangs erscheinen.

Wir aber haben sie bereits mißbraucht, die tiefen, inneren Seelenkräfte! Wir sind nicht mit wahrer Hingebung an das Heil der Welt zum Meister der Naturkräfte geworden. Die Erzeugnisse einer wahnwitzigen Anschauung des Daseins erfüllen die Welt. Es rast und donnert auf, über und unter der Erdoberfläche, und die unbeherrschten Trieb- und Zielkräf- te treiben ihr Spiel mit den Wesen der Welt.

Eine zweite Sintflut organzerstörender, scheinbarer Hilfsmittel der Lebenshaltung über- schwemmt die Erde und arbeitet an der Zerstörung der Werte!

Was ist der minderwertige Teil der Bestrebungen der Kraftbeherrschung anderes als eine unter heutigen Begriffen stehende schwarze Magie? Wir sind durch die Zielrichtung unserer Gedanken auf Genuß und Spiel zum Sklaven der Naturkräfte geworden und somit dem Zeit- und Raumlosen anheimgefallen.

Wie aber ändern wir unser Geschick der Auflösung unserer heilsbegabten Seele?

Indem wir den Herbst des Weltenjahres, das jetzt beginnende uranische Zeitalter, erfül- len mit dem Geiste des Michael!

Laßt uns kämpfen gegen die Mächte der Zerstörung, dem sich verbreitenden Unglauben an das Nursein des Stoffes, durch wollende Gebete an den Jahresfesten. Dann wird der kos- mische Sieger über die Kräfte des Zerfalls auch in unsere Welt wirken und sie im Vereine aller schon heraufbeschworenen Naturkräfte – und der nützlichen Errungenschaften der Neuzeit – formen zum kommenden Heilsantlitze der Erde.

Zurück können wir nicht! Das Bild, die Erkenntnisse der Neuzeit ablehnen und eine Frühzeit der Bedürfnislosigkeit heraufzubeschwören, wäre Torheit.

So müssen wir im Geiste des Michael, der im Jahresfeste der Herbst-Tag- und Nacht- gleiche wirkt, die Naturkräfte lenken und beherrschen durch ein ernstlich’ innerliches Gebet am Sonnenfeste, zum Heile der Welt.

Dann wird die kommende Nacht des größeren Jahres erleuchtet sein vom Lichte der Bewußtheit der Seele.

Wintersonnenwende:

Der Sieg des Heils ist erfochten in seiner Formgebung.

Das vollendete Bild des Lebens, das die Formseele des Wesens in sich trägt, ist ein- gekelcht in den Saamen der Welt. Es ist zum Sohne des Himmels geworden. Jetzt aber beginnt ein Leben der Bewußtheit in der Seele der Welt!

Bereite dich, du Betender, das Heil der Sonne aus dem Saamen der Welt zu empfangen!

Du sollst selbst Schöpfer sein im Reiche des Geistes, durch den geheiligten Leib des Lebens.

In dir soll sich die Geburt des himmlischen Sohnes vollziehen, durch die Kraft deiner Seele, die gereift ist am Wege des Heilsjahrs.

Der Himmel ist voller Nacht.

Und die Gestirne strahlen als Verführer zu abertausend Gedanken und Irrungen.

(20)

Das Schattenreich der Seelen dämmert in der Welt, um die Könige zu suchen, die es vermögen, den Gott in sich zu gebären.

Empfindet ihr Norden nicht das Wandeln der Schatten?

Wie sie locken und wehklagen, wie sie erlöst sein wollen durch eine klare, gotterfüllte Seele.

O, daß sich die Nebel wieder erheben mögen!

Wehe dem Wesen, das nicht erfüllt ist von Christa. Es wird verweht werden in den Raum der Irrungen, der haltlosen Träume und der endlichen Vernichtung seiner Seelen- gehalte.

Wehe dem, der die Feste der Sonne nicht anerkennt!

In der Nacht aber tönt die Weihe erlösten Seins.

Ein Choral erklingt vom gotterfüllten Wesen der Seele.

Zwölf Nächte lang ertönt das Lied des Wesens in das Dunkel der Nacht des Winters.

Dann öffnet sich der Saame des Lebens, und in seinem Schreine glänzt Christa, der Sohn des Himmels – die Erlösung der Form.

Er schreitet nicht aus seiner Wiege.

Er ist das Kind des Lebens im Heilsjahre.

Strahlend blickt er in das Dunkel der Seele, in deren Tiefe sich die Mutter der Welt aus- breitet.

Und das Gottpaar des Urzustands der Welt blickt freundlich auf den Knaben des Heils, der geboren ist zur Vollendung der Seele.

Geist der heiligen Nacht, in welcher der Saame des Lebens ruht, wirke in meiner Seele und erlöse meine Gedanken.

Erscheine als dieses Leben im Kelche meines Wortes, das mein Gebet zu dir trägt, und sei mein Schrein am Ende meiner Tage.

Führe mich durch die Nacht des Jahres und werde zum Wege des Heils.

Laß’ meine Gedanken bei Christa sein zur heiligen Stunde und bitte für mich um die Gunst der Mutter der Welt.

Klinge in meinen Taten im kommenden Jahre, das mir Aufgabe sein soll, dir zu dienen.

Laß’ mich helfend und heilend wandeln unter meinen Mitwesen und gib mir ein Herz für das Leid der Welten.

Sei mir Schlüssel zum Atem des Alls und werde im Gebete zum Schlosse meiner Gedanken.

Führe mich meine Tage und sei die Kraft meiner Seele.

Gib mir das Brot für meine Kinder und den Trank zur Erhaltung des Leibes und leite mich über meine Fehle.

Auf daß die Nacht zum Tage werde und die Herrlichkeit des ewigen Lebens einziehe in die Seele der Weltwesen.

Dein Atem erfülle das Sonnenwort Christa, und sein Leben sei der Graal der Ewigkeit.

So sei dir, o Gott, mein Gebet am Feste des Jahres geweiht:

Vater unser.

Die Geburt des himmlischen Kindes ist ein naturwissenschaftlicher Vorgang. Zur Zeit der Wintersonnenwende erhält der Saame der Welt, der sich im Heilsjahre der Zeit zu einer selbständigen Verkörperung der Kraft des Stofflichen herausgebildet hat, seine seelisch- geistigen Verbindungen zum Kosmos.

(21)

Er erhält gleichsam seine inneren Geister, die Verknüpfung mit den Ziel- und Formkräf- ten des Urbilds.

In dieser Ruhezeit im Saamen strahlt also das Leben als geistiger Begriff in die verhal- tene Kraftspeicherung des Keims – in die innere Welt des Daseins.

Es ist also ein Leben, gedacht als Ruf der gebundenen Kraft des Saamens, nach dem Alle der inneren Welt, das sich nicht am Lichte der äußeren Erscheinung zeigt, sondern nur dem Seher das Bild des heiligen Daseins in seiner Wiege veranschaulicht.

Die Feier der Weihenacht ist so ein Fest der größten Innerlichkeit für die Schau des bewußten Wesens.

Und die Lieder, die in frommer Hingabe in das All der Nacht gesungen werden, schaf- fen im Innern die Zuneigungen zu lebensbejahenden Geistern, die, noch in freundlichem Schweigen befangen, die Wiege des Lebens umwallen.

Bei Geschöpfen von längerer Lebensdauer wird die Weihenacht als Einkehr in den Schrein der Seele gefeiert, um dort die Geburt des Heilands zu erfühlen.

Aber das All befindet sich zu diesem Feste in einem Zustande heiliger Ruhe. Das himm- lische Kind, der in der Welt des Stoffes geborene Sohn Gottes, hat noch kein Verlangen, seine Heilstätigkeit in der Welt der Erscheinungen zu beginnen. Er strahlt nur aus der Wiege in der gleichsamen Bestallung des Stoffes und will umhütet sein von freundlichem Geiste.

So sei die Weihenacht als ernstes Fest gefeiert durch Einkehr der Gedanken, denn alle Bekehrungsversuche – der Eifer nach außen – der Streit der Weltanschauungen, würde die kosmische Strahlung vertreiben.

(22)

Der Reigen der wichtigsten Jahresfeste ist abgeschlossen. Alle diese Jahresfeste haben Bezug auf das platonische Jahr. So klingen in ihnen besonders die Weihezeiten des Fische- zeitalters, seit dessen Anbeginne sich der kosmische Leib des Erlösers in den Stoffleib der Welt versenkte und als die Geburt des Heils der Welt gefeiert wird.

Und die neue Zeitrechnung des Wassermannzeitalters – das mit der Entdeckung des neunten Planeten begann – fällt zeitlich auf den Karfreitag zwölf Jahre nach dem großen Kriege der nordischen Völker, das als Jahr Eins den neuen Reigen der Wirkung des All- Atems eröffnet.

Als Fest ist es aber in der Herbst-Tag- und Nachtgleiche verwurzelt, da in ihm die Reife der Zeit und der diese Zeit erlebenden Seelen sich bekundet.

Dieses Herbstfest ist auch die Feier des Erntedanks, der in der tieferen Bedeutung das Sinnesopfer des Menschen für den Geist ist, der ihm den Saamen vervollkommnen half.

Eine Überfülle der Feste im Jahre ist nun aus dem Grunde nicht gut, da die Menschen nicht dauernd im Vollbewußtsein ihrer Sinne sein können und daher die Bescheidung auf die wichtigsten Weihezeiten begründet erscheint.

Das Fest bedeutet die Regelung der Bewußtseinszustände des Wesens der Welt. An ihm empfängt der Betende, der in edler Gedankenhingabe Verharrende, die Kraft zur schöpfe- rischen Durchdringung des Zeitendaseins.

Die Zeit des Festes empfindet Einer, der mit dem inneren, kosmischen Jahre verbunden ist, auch ohne den äußeren Jahrweiser, so wie ein Vogelzug die Zeitpunkte seiner Wande- rungen aus den ruhenden Bewußtseinszuständen der Erde empfängt. So wurde die Aufstel- lung eines Jahrweisers den Menschen nicht allein durch Beobachtung des Sonnenstandes möglich, sondern erstmalig durch hingebungsvolles Gebet der Gedankenfassung und die dadurch mögliche Erschließung der Geistebenen der Jahresfeste.

Wenn nun die Beobachtung des Erdjahres dem Sternkundigen, durch die geringe Zeit- spanne und fortwährende Wiederholung des Umlaufs der Erde um die Sonne, keinerlei Schwierigkeiten macht, so ist doch die Bestimmung größerer Zeitspannen des kosmischen Jahres allein auf die Ahndung erstmalig angewiesen.

Unsere Wiedergabe vorzeitlicher Gestirnstellungen in wissenschaftlicher Formung ist mindestens mangelhaft. Und die Geschehnisse auf der Erde und am gestirnten Himmel sind uns nur in Sage und Mythe überliefert. Die Deutung der Sage liegt aber unserer gründlichen und nüchternen Weltbetrachtung – durch ihre dichterische Umschreibung – fern.

Der Versuch aber, das Alter der Erde und den Gang der Zeitläufte auf geologischer Grundlage zu bestimmen, ist, durch die oft lächerlich wirkende Unterschiedlichkeit der Schätzungen, von vornherein wertlos.

So ist es notwendig, den Weg der inneren Eingebung zu beschreiten. Wenn das Ergebnis dieses Bemühens durchaus wahnfreie, klare Grundlagen sind, dann steht schließlich nur noch der absichtlich Zeitzertrümmernde abseits.

ZWEITER TEIL

DIE JAHRESFESTE

DIE ZWEITE FOLGE

(23)

Der Wille zur wahrhaftigen Erkenntnis, das Vertrauen auf eine sinnvolle Ordnung der Zeiten, schafft aus dem Strudel innerer Irrungen endlich die klare Eingebung der kosmi- schen Zeit.

Es besteht aber das Gebot, sich zu begnügen mit den Ergebnissen der Eingebung. Das Verlangen, die ungeheuerlichsten Zeiträume des Kosmos zu erfassen, bringt uns der Wahr- heit nicht näher, sondern führt nur zu einem unfaßbaren Zahlenwahnsinne, bei dem das Gemüt friert und der Verstand wahnsinnig wird.

So muß das Ergebnis dieser Selbstbescheidung, welche die Gewißheit in sich trägt, daß auch die größeren und größten Dinge und Zeiträume unter der Obhut der im Kleineren und im Ganzen waltenden Ordnung stehen, genügen, um den Wissensdrang der Menschheit zu befriedigen, der ja oft weiter nichts ist als der Rausch an der Unendlichkeit.

Wer den inneren Sinn für Maaß und Schnitt hat, kann die Zeiträume türmen zu Domen und Hallen, jedoch darf er niemals die Harmonie der Zahl verlassen. Es werden dann Schlösser entstehen, die in schönem Stile die Ebenen des Himmels widerspiegeln – und er wird in einer geheiligten Zeit wandeln.

Es sei hier aber angegeben, daß sich die Zeiträume der Erde und des Himmels aus den Formungen der Geometrie der Ebene erheben, in der die Mathesis der Zahl ruht.

In dieser Zahlenreihe der Neun im Male, deren Summen immer nur eine Näherung zum Flächeninhalte der Formung ausmachen, die aber diese Form durchdringen als geistige Urbilder, ersteht das Maaß der Zeit und der festlichen Begriffe des Himmels.

Die Jahresfeste aber bestimmen sich aus dem Vorgange des Versenkens dieses räum- lichen Zustandes in den Schrein der inneren Erde. Die Erfüllung der schwindenden Zeit an den Zahlen- und Raumformungen der ewigen Zeit wird jeweils zum Feste am Erreich des Mals und der Wiederkehr der Quersumme der Zahlenreihe.

In dieser Wiederkehr bildet sich der geistige Gehalt des Zeitraums, und es treten die in den Zahlengrundlagen ruhenden Form- und Zielkräfte in das Bewußtsein des Wesens.

Die Jahresfeste des Beginns des Wassermannzeitalters bekundete sich in der Umfor- mung der Werte und der Änderung des Weltsinns.

Die Ahndung des bestimmten Zeitpunktes in den Übergängen der Zeiten, hervorgerufen durch die dauernde Verschiebung des Erdpols, ist eine Botschaft aus höheren, geistigen Ebenen, die eine größere Zeitspanne als das Weltenjahr und das Sonnenjahr überblicken können und so aus der Harmonie des Ganzen die Feste des platonischen Jahres bestimmen.

Diese Botschaft dringt als Ruf in die Seele der Welt und löst dabei die vom Wesen zu erkennenden Möglichkeiten neuer Weltgestaltung aus.

Gelangt aber die Botschaft nicht zum Wesen der Welt, das heißt, findet sie keinen Widerhall im vorbereiteten Gemüte, dann tritt das Zeitlose, das die Werte durcheinander wirbelt, zu Tage, und der Sinn der Welt verfällt dem Untergange.

Dann werden wohl nur rein äußerlich die hervortretenden Naturkräfte erkannt und ver- wendet, jedoch der innere Zusammenhang der Gestirne und Mächte mit geistigen Urbildern bleibt unbekannt.

So ist die Feste des Weltenjahres zu einem feierlichen Anlasse zu erheben, auf daß die Botschaft des Himmels im vorbereiteten Sinne und wollenden Herzen des Menschen eine Heimstatt finde und der Geist gestaltenden Lebens wirken kann.

Es ist nicht das gedankliche Fürwahrhalten und das sich über diese Dinge besprechen vonnöten, oder die Abhaltung schwungvoller Reden an den Festen der Sonne wichtig, son- dern das Gebet allein trägt die Festesbotschaft in die Seele der Welt.

(24)

So wie das Gebet des Urchristentums diese Botschaft in frommer Ergriffenheit empfing;

die Botschaft, die das Versenken der Erlösung der seelischen Beherrschung des Stoffleibes kündete und die den Anbeginn des Fischezeitalters einläutete.

Durch die Verirrungen im vergangenen Zeitalter aber ist uns der kosmische Sinn für die Festzeiten, wegen der nur volksgeschichtlichen Betrachtung des Heilandsweges, abhanden gekommen.

Es ist daher notwendig, mit größter Inbrunst und gesteigerten Liebesgefühlen zu Gott, den Geist der Feste an den kosmischen Zeitpunkten neu zu beleben.

Nur so schlagen wir die Brücken zu dem neuen Lande, die uns über der Zeiten Zwi- schenfIuß – über das unharmonische Gestaltlose – führen, und lernen aus der vergangenen neunten Weltzeit die innere Botschaft, des Himmels dritten Erdengruß, als Fest, im Herbste des Weltenjahrs begreifen.

Denn das reife Weltenjahr will im Menschen die zwölf Bilder, die zwölf mondseeligen Gestaltungen des Tierkreises, in voller Harmonie widerspiegeln, auf daß die alte Zeit der Einzelbetrachtung der Tierkreiszeichen sterbe, da sie im Ungewissen ging.

Feiert am Karfreitage eines jeden Jahres den Anbeginn der neuen Weltzeit – seid ge- rüstet und empfangsbereit in eurem edelsten Verlangen – wacht und betet! Dann werden die Sünden der Väter vergessen sein, ehe wir ihre geschichtliche Betrachtung aufgegeben haben.

Daß aber die Zeit des Neubeginns der zehnten Weltzeit bestimmt sei, begann mein Lied am angegebenen Jahre zu entstehen und führte meinen Sinn vom Süden nach dem Norden, in das Gestalthafte der Welt.

Und die Sonne empfing meinen Erdgesang – und sprach und gebot, ehe mein Sinn wie- der im lauten Trubel der Welt erkrankte.

Aber das Lied soll siegreich schreiten über das Leid der Erde und die Zeit des Jahres verklären.

Und im letzten Aufbegehren der Sinne kann diese Welt des Jammers, der halben Seelen, schlafen gehen.

Die Teilungen des Jahres in Monde sind aus dem schicksalgebundenen Empfinden, dem Freunde der Erde ein Opfer darzubringen, entstanden. Da der Mond einen gewaltigen Einfluß auf die Erde mit ihrem Leben ausübt und in allen triebhaften und das Wachstum betreffender Äußerungen der Wesen die entscheidende Rolle spielt, so wollte der alte Mensch durch das Opfer diese schicksalsentscheidende Gewalt an seinen Wunsch und Willen binden.

Aus diesem Verlangen entstanden die Mondkulte, und in diesem Willen legte der Mensch die Namen des Tierkreises in den Ring des Tages. Denn die Eigenschaften im Wesen, welche diesen Zeichen entsprechen, sind Mondbeeinflussungen.

Aber das Schicksalhafte, das vom Monde ausgeht, soll durch das Heil der Welt über- wunden werden!

So ist es keine Entschuldigung für einen Menschen, wenn er wegen der hindernden Eigenschaften seines Zeichens das Sonnenheil nicht erlangen zu können glaubt. Wie es überhaupt unsinnig ist, den einen Menschen als Stier und einen anderen als Löwen zu be- zeichnen. Dieses Spiel mit den kosmischen Bildern ist keine Sternkunde, es unterstützt die Schwächen und läßt dem Menschen das Schicksal als etwas Unabänderliches erscheinen.

(25)

Die wahre Sternkunde, die den Sonnengeist und die Sonnenfeste als Maaß und Zahl empfindet, hat nichts mit dieser Deutung des Jahresablaufs zu tun. Und es ist an der Zeit, über diese Bewußtseinszustände mondseeligen Opfergangs hinwegzukommen.

Die Kunde des Heils stammt aus einer mondlosen Zeit und wirkt jetzt als das Erlösende, als die Kunde, die das Leid des Erdenschicksals überbrückt.

Bei diesem Bestreben sind auch die Monde die Diener der Sonne, und eine Sternkunde des Schicksalsgestaltenden findet nur sein Recht, wenn sie allein der Aufwärtsbewegung der Seele dient.

Der Jahrweiser aber sei gerichtet nach den Bedingtheiten des Heils, und die Unterteilun- gen in Monde und die Mondstellungen seien für die Erkenntnisse des Pflanzenwuchses, des Trieblebens im Tiere und der Ausgestaltung und Verbesserung der ländlichen Kulturen maaßgebend.

Wenn wir uns mit den Gebilden und Wesen um uns mehr beschäftigen, wird auch unser Schicksal gemeistert werden können.

In den Wäldern und auf den bebauten Feldern soll das Gebet zu den Festen ’gen Him- mel steigen. Und an den Gleichnissen des Feuers zu den Wenden der Sonne soll das Fest der Gemeinschaft des Lebendigen gefeiert werden.

In der Naturverbundenheit bekundet sich die Reife des Menschen. Und wenn wir mit diesem selbstgeschnitzten Stabe des Wissens durch die Jahreszeiten schreiten, dann wird das drohende Unheil davonjagen, und das Schicksal wird sich wenden, zu einem Gesange um Gott.

Das aber ist das Heil der Jahreszeiten.

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(27)

SIEBENTES BUCH

DER ALLGESANG

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(29)

Der Vorspruch:

Ruhe im All. Werte schaffend;

Bis ein Schall einander suchend,

zart und leicht leise tastend –

einen zweiten erreicht. wirbelnd hastend.

Stimmen dann ein, So wachsen die Geister, als Chorverein werden fester und leichter – tausend Geräusche: bilden und haschen,

Lausche, lausche –. entschlafen – erwachen.

Scheiden sich wieder; Bis ein Tanzen, sondernd die Töne, ein Reigen im Ganzen vom hohen Jauchzen ertönt im All:

zum zarten Hauchen. Schall auf Schall.

Mählig sich dämpfend, ohne zu kämpfen.

Leise verklingend – bald nur noch schwingend.

Langsam verschwindend, einander bindend

entschweben die Töne:

Gottes Söhne!

Geister erhebend, bewußt sich ergebend.

Ohne Schall – im gerechten All.

Der Zwischenspruch:

Was ist das All, von dem wir wissen,

daß die Gestalten in ihm schlafend wandeln?

Es ist der Grund, aus dem die Welt entsteht.

In der sie dann mit Sinn und Ordnung handeln nach dem Gebot des Heils – als wallendes Gebet.

DAS LIED

(30)

Vers 1 Laßt mich im Liede besingen des Alls rauschenden Anfang und brennendes Ziel.

Die Tiefe jedes unendlichen Falls und jeder Höhe lichtzitterndes Spiel.

2 Es töne in Worten der Wille zur Tat;

es füge sich Zeile an Zeile

in schwingendem Gleichen als keimende Saat.

Seele verweile – verweile.

3 Erscheint! – Gestalten, aus ruhenden Gründen und schließt euch Reihe an Reihe.

Es möge euer Gaukeln umwinden des Tages leuchtende Weihe.

4 Die Fluten der Tiefe umringen die Zeit.

Die Gluten verzehren verlangend der Welten faltiges Sterbekleid.

Wir harren, bangend – bangend.

5 Es seien uns heute die sonnigsten Tage zum Scheiden singend bereitet.

So walle unsere Erdenklage zum Himmel, vom Alle begleitet.

6 Vollendet bescheint die Sonne der Erde werbendes Tanzen und Singen.

O sorgt, daß niemals enden werde der Wesen erwiderndes Schwingen.

DER ALLGESANG

ERSTER TEIL

(31)

Zum ersten Verse:

Anfangs war das All ein Rauschen von Richtungsbestrebungen von Stab- und Flächen- formungen. Es war ein dunkles Zielen von unbewußten, nur aus eigenem Willen lebenden Gottheiten, von denen eine jede den Wunsch zeigte, in die Weite zu eilen und in ihrer Span- nung und Daseinslust sich zu behaupten.

In diesem Zielstreben der Stäbe gebar sich das gedankliche Spiel der Kräfte, die das All mit ihrem Willen erfüllten und ohne eigentliche Gestalt in ungebundenem Falle zu Titanen auswuchsen. Das Rauschen dieser Raumgewalten erfüllte die Weite und wurde zur Klage des Alls.

Der erste Sinn in dem Spiele der Stäbe wurde erreicht, als sich ein Stab durch eine auf- keimende Einsicht beugte und in dieser Beugung seinen eigenen Anfang wieder erreichte.

Er wurde somit zum Kreise und behütete den Hort der Einsicht in seiner Mitte.

Durch den Drang der geraden Stäbe, diese Einsicht als Ziel ihres Willens zu erreichen, durchkreuzten sie den Kreis und strebten in die Mitte des umfriedeten Hortes. Zwei aber fanden die Zuneigung zum Kreise; diese zwei Stäbe standen zueinander im rechten Winkel, und in dieser Stellung erzeugten sie die erste Schwingung harmonischer Vergleiche. Aus ihr erwuchs die Kreiselbewegung, die durch ihre Schwingung das Licht und die Bedingun- gen des Tons erzeugte.

An den Schnittpunkten des Kreuzes zum Kreise aber beugten sich die Götter, um die Erlösung aus ihrem ziellosen Eilen zu erreichen, und wurden zu Bogen, die den Weg des Wirbels der Stoffnebel bezeichneten.

Der Wirbel also wurde Anlaß zum Entstehen des Stoffes, der in dem so entstandenen Stabgefüge in Erscheinung trat, durch das fortwährende Bersten der einbezogenen Ge- walten.

Die Einsicht aber, daß auch dieses Spiel der sich erlösenden Gewalt der Kraft im Stoffe kein dauerhafter Zustand sein kann, gebar aus der vorangegangenen Schaffung des Atoms die Bewußtseinsseele des Himmels, in dem die Raumgebilde im Zustande der Harmonie verbleiben und ihre Kraftäusserung zu Gunsten höheren Lebens opfern.

So entstand die Seele der Welt aus den Urbildern des Seins und schuf das zweite Reich des Alls, der Beherrschung des Gewaltsamen aus der Einsicht, daß nur aus dem harmoni- sierenden Vergleiche ein dauernder Bestand des Lebens möglich sei. Dieses zweite Reich des Alls wurde in der Geometrie der Ebene Erscheinung im Fünfe-Eck, aus dessen Stab- lagen eine Umfriedung der Kräfte entstand.

Das All umfaßt nun die zwei Pole der unbeherrschten, nur aus eigener Willensäußerung geleiteten Kraft und der aus der Vernunft schaffenden Bewußtseinsseele als Beherrschung der Kraftäußerungen.

Die Tiefe und die Höhe des Alls liegen zwischen diesen beiden Polen, und die Gestirne werden durch die Spannung zu kosmischen Gebilden, die sich aus dem Chaos der unbe- herrschten Kraftstoffe hervorheben, als Schöpfungen der Weltseele.

Aber die Bewußtseinszustände des Alls werden zu beseelten Wesenheiten, die das Leben im Drange der Kraftbewegung erhalten und die dem Aufbaue der Stoffe den kosmi- schen Atem einhauchen. Der kosmische Atem ist somit eine Wanderung der Stoffformun- gen von Pol zu Pol und erhält alles Lebendige als Sterne der Welt.

DIE ATOMSCHÖPFUNG

DIE ERSTE FOLGE

(32)

In dieser Zweiheit der Weltauffassung entstanden die verschiedenen Ebenen des Alls:

vom Reiche des unbeherrschten Rauschens der Kraft, so bezeichnet als Hölle, über die Reiche des Erhalts gewonnener Einsicht – dessen Widerruf das Zwischenreich der unvoll- endeten Seele ist, bis zum Reiche unbedingter Bewußtheit und Beherrschung der Kraft im Lichte des göttlichen Geistes, das als Himmel das Ziel der Wallfahrt dem Wesenhaften ewiges Leben schenkt.

Dieser Weg des Heils wird beschritten in der Ausbildung der Stoffformungen als Har- monie der ihnen innewohnenden Kraft und der damit verbundenen Vervollkommnung der Seelen, denen zur Aufgabe die Beherrschung des Stoffs gestellt ist.

Zum zweiten Verse:

Der Wille zur Tat der Beherrschung der Stoffkraft, die zum Ausgleiche mit der im Son- nenbunde flutenden Kraft des All-Atems kommen soll, ertönt im Worte Gottes, das als Ruf den Weg des Heils bezeichnet und in der Fügung der Zeilen des Reifens in schwingenden Vergleichen das Gebäude der Seele durchflutet.

In der Besinnung, dem Verweilen der Seele über dem Spiele der Kräfte, gelangt sie zur Beherrschung des Stoffs und der leiblichen Organe und wird zum Herren der Gewalten, die aus der Tiefe des Alls mit dem Bestreben, nur sich und ihren Strahl auszuleben, in die Welt der Erscheinungen dringen.

Zum dritten Verse:

Die Erscheinung der Seelen aus dem schon erreichten oder wieder zertrümmerten Willen des Bewußtseins wird, zum Spiele der Weltoffenbarungen, zu den Kämpfen und Kriegen des Wesens um die Macht der Beherrschung. Diese erscheinenden Gestaltungen wirken in den Gestirnen, in den Reichen der Natur und im Tiere und Menschen als die Geister der Welt. Sie treten hervor als willige Förderer der Seele im Wesen, das bestrebt ist, sich zu beherrschen, und sie zerstören die Seele und den Körper in solchen Wesen, die sich aufgeben und die das Bestreben der Beherrschung der Kräfte nicht kennen.

So ist das All erfüllt von Geistern, die wirken wollen, denn alle die erreichten Bewußt- seinzustände werden in der Steigerung ihrer Gewalt der Kraftbeherrschung unsterblich und durchfluten die Welt mit mannigfachen Gesichten.

Seht die Wesen, wie sie beseelt sind von diesen Geistern: es kriecht und fliegt, es läuft und beharrt im Leibe der Welt. Alles strebt nach Beherrschung der Kraft, die in ihm wirkt.

Die Vögel erzielen in der Besinnung, dem Verweilen des Willens – vor ihren Wanderun- gen – bei der Kraft und Kunst des Fluges in ihrer Schnelligkeit Leistungen, die ihren Kör- per zu immer besserer Ausgestaltung der Form treibt.

Alle Kräfte des Alls wollen sich am Tage der Sonne ausleben, und die Kunst der Beherr- schung, durch das Reich des Himmels der Harmonie, zwingen diese Kräfte in geordnete Bahnen, im Verweilen der Seele bei dem Gedanken des Heils der Welt.

Die Willensseelen werden zu wirkenden Mächten, wenn das Wesen der Welt sie sucht und sie in ihrem Triebleben und Bewußtseinsdasein beschäftigt. Sie haben keine sichtbare Form und werden nur in Wahnvorstellungen zu sichtbaren Wesen. Ein gesunder Mensch mit klarem Hirne faßt diese Willensseelen auch nur als gedankliche Geschöpfe für die Welt der äußeren Sinne auf und meidet das Zwischenreich der Seelen.

(33)

185 Und doch besteht es, wirft seine Fänge in die Welt der Erscheinungen und geistert in den unbeherrschten Gemütern – und frohlockt um den willigen Leib.

Im Aufbruch der Seele, in dem Willen, die Reiche der Geister zu erschließen, werden die Willensseelen als Triebkräfte im Alltage sichtbar.

Es erscheint dem Suchenden eine Fülle bisher nicht erschauter selbsttätig bewußter Handlungen des Geistes, und er wird dadurch von der Notwendigkeit beseelt, die Kräfte des Reichs der Mütter zu beherrschen. Es erfolgt eine Reinigung des Trieblebens und eine Säuberung der Leidenschaften, durch welche das Bild der Harmonie der Kräfte immer deutlicher hervortritt.

In dem Bestreben der Reinigung werden die Willensseelen von ihrem Drange erlöst, und der Betende befreit sich vom Chaos der sich bekämpfenden Triebkräfte.

Aber der Weg des Heils ist schwer, und nur Einer, der sich immer wieder erneuert aus dem Borne innerer Lauterkeit, gelingt die Beherrschung des Trieblebens.

Zum vierten Verse:

Wir leben im Umbruche der Zeit, und aus der Tiefe des Alls stürzen sich deshalb die Gewalten der Beherrschung der Form und des Leibes auf die Wehrlosen, um ihre Seele zu fangen und sie hörig zu machen dem Willen der Zertrümmerung der Werte.

Die Fluten der Tiefe umringen die Zeit des Umbruchs; und die Gluten des uranischen, Halbheiten zerstörenden Einflusses zersprengen die Willenskraft der Wesen.

Die guten Seelen, die in der Natur als beschirmende Wesen weilen und die die lebendige Einheit von Mensch und All bewirken, haben sich in sich zurückgezogen vor der Kälte scheinbarer vernünftiger Weltbetrachtung.*

Kahl ist der Wald geworden und hart und kalt der Felsen. Der Berg strahlt nicht mehr den Hort des Lebens aus, denn über die Felder an seinem Fuße rasen die Ungetüme der Technik und zerstören im Gedanken der Menschheit das Weben und Wirken der Wachstumsgeister im Bewußtsein der Welt.

Wehe! Ihr habt sie zerstört, die Welt der Geister! Ohne sie zu ersetzen durch eine Har- monie höherer Einsicht. Ihr habt der Welt das Leichenhemd angezogen und nennt dieses Zurücktreten der Naturgeister Fortschritt und Aufstieg. Ihr Oberflächlichen!

Der kalte Verstand und die Berechnung des Bodenertrags verleiht euch für kürzere Zeit bessere Ernte, und die Pflanzen wachsen auf das Kommando und unter dem Zwange niedri- ger Gewalten!

Die Schätze der Erde, die einst in seeliger Zurückgezogenheit die Speicherung verhalte- ner Willenskraft darstellten, werden gehoben und verschleudert wie der Öldunst auf der Landstraße.

Aber die Kräfte werden zu Titanen! Sie zeigen ihr harmoniezerstörendes Antlitz, und ihr einseitiges Zielstreben wirkt das Sterbekleid der Welt.

Was in dieser Sinnrichtung als Aufstieg bezeichnet wird, ist in Wahrheit der Untergang der Erde, und was als Fortschritt gilt, ist ein Fall ins Chaos.

Doch auch dieses Wirken hat letzten Endes Sinn im Plane der Schöpfung. Es schafft neue Lebensmöglichkeiten, es zeigt durch die Forschungen das Antlitz der Kraft.

Die Verteilung der Bodenschätze wird abgeändert, und manche unmögliche Kraft- speicherung löst sich auf durch ihren Abbau – so daß Bewegung und teilweise Erlösung in das Reich der Geister einzieht.

_____

* Rationalismus.

(34)

Zum fünften Verse:

Durch die Götterdämmerung, das Hervortreten der Naturkräfte in der Forschung, wird eine neue Ordnung erreicht. Denn hinter dem verkrampften Daseinskampfe entsteht, durch die Einsicht in das Reich des Geistes, der sonnige Tag einer neuen Weltordnung.

Es soll sich der Verstand mit dem Hellfühlen der Seele vereinigen und so eine Welt erschaffen, in der der Mensch Herrscher und Sinngeber ist – und sollte er auch nur den Untergang der natürlich entstandenen Kraft besingen.

Eine neue, klare Weltoffenbarung wird entstehen am kommenden, sonnigen Tage des begriffenen uranischen Zeitalters.

Man wird lernen, die Kräfte der Natur als Geister zu betrachten und sie in weiser Beherrschung nützen und somit ihren Geistwillen der gebundenen Kraft erlösen. Die Natur- seele wird durch ihre Beachtung frei werden und sich hinaufschwingen zu höherer Bewußt- heit.

Und über ihrer Befreiung wird der Untergang der Erdzeit dieses Weltenjahres beschlos- sen werden.

Durch veränderte Kräfteverteilung verschiebt sich langsam der Erdpol, und ein neues All bereitet sich vor, die Weltherrschaft des eigentlichen Menschenzeitalters zu über- nehmen.

Ein All, in dem die vergeistigte Kraft beherrscht wird von der inneren Lebensbewußtheit der Menschen, die durch die Not der Lebenshaltung zu den Grundkräften des Sonnen- bundes greifen und im Gebete der Seele die Strahlungen der Gestirne beherrschen.

Zum sechsten Verse:

So muß die Vollendung des Sonnenbundes kommen, wenn die Menschen zu Geistern geworden sind – durch das Verweilen des Sinnes bei dem Heile der Welt – und so die Schönheit der Erde erstehen lassen.

Es sei nun Sorge getragen, daß das erwidernde Schwingen des himmlischen Geist- wesens im Herzen der Betenden wach bleibe und sich nicht zurückziehe durch den Unter- gang des überlauten Trubels einer halben Welt.

(35)

Der Vorspruch: Handlung birgt der Allbegriff nur in seinem Weltenwerden.

Auf den Sonnen, auf den Erden ward das Leben erst zur Schau.

Göttliche Gestalten tönen dann im räumlichen Gewande, wenn die Zeit dem Sternenlande ebenes Verhältnis leiht.

Wenn das schöpfende Gesicht auf dem Gipfel seiner Stirn Raum und Zeit als hellen Firn leuchtend, wissend wiederfindet.

DER ALLGESANG

ZWEITER TEIL

(36)

1

Es sei aber von dem Reiche des Alls gesprochen, in dem das wahre Bewußtsein ruht, das als stetiger Begriff über allen Halbheiten und Titanen das Leben in sich trägt. Das als Feinkraft die Gewalten bändigt und als Einheit im Sonnenbunde die Vollendung bringt.

Selten erscheint dem Betenden das Reich der Harmonie, zumal in einer Zeit, in der die helfenden Hände freundlicher Geister verschmäht werden und ein Jeder glaubt, er könne ganz aus eigener Kraft und der seinem Verstande der äußeren Dinge entsprungenen sinn- gebenden Deutung das Königreich des Geistes erobern. In der ein Jeder die Klinge messer- scharfer, scheinbarer Logik führt, welche die Verneinung des eigentlichen Lebens im Geiste ist.

Denn es ist ein Fehler, den Geist des Alls in Form einer lebensfernen Abhandlung allein verstandesmäßig erfassen zu wollen – ohne Mitschwingen des Herzens und ohne ein Lied auf der Zunge zu haben. Der Geist des Alls offenbart sich im gestalteten Worte als Leben, und seine Handlungen werden erkannt im wollend’ Weltgewordenen.

In der Betrachtung der Sonne, dem gläubigen Eingehen in ihre gestaltete Form, in der Erkenntnis der Erde, durch das Erfühlen der Bodenstrahlung, offenbart sich auch das Be- wußtsein des Himmels.

Aus diesem Gebete der Seele erscheinen die Handlungen des großen, allumfassenden Lebens im Geiste, wie das Lied des ersten Vorspruchs. Und der so Erschauende wird gelenkt von diesem eigentlichen Leben, da er ihm namentlich bekannt ist. Und in jedem alltäglichen Geschehnisse zeigt sich ihm die Handlung des Geistes. Nur so erhalten wir Kenntnis vom Gotte.

Aber nicht in allen Zeiträumen wirkt der Geist des Lebens gleich stark. Es gibt Zeiten, in denen die Lage der Gestirne der Sonnenharmonie zuwider ist, so in unserem mondbeein- flußten Dasein. Dann wirkt das Leben nur als Schablone. Und die Gewalten der Tiefe des Alls gewinnen an Boden und treiben ihr Spiel mit dem Wesen, das den einzigen, wahren Gott in sich erleben sollte.

Aber eben wegen diesem Schattenleben ist es bittere Notwendigkeit geworden, die Ver- bindung zum Allbewußtsein durch Willensäußerungen wieder herzustellen und dadurch das ebene Verhältnis der Gestirne ahnungsvoll zu erschauen. Auf daß eine Verbindung zur Ein- heit des Lebens im Geiste mit dem Leibe der Welt bestehen bleibt.

Was war wohl nun das Erste, das die Nacht des Lebens herbeiführte? War es das Leben selbst, das sich zurückzog aus der Bewegung der Welt, oder war es die Bewegung, die das harmonische Verhältnis zum Leben störte? Sicher wohl das Letztere, denn in der Lust der Bewegung schwand das All der Bewußtheit des Lebens. Und eben aus diesem Schwunde entstand die Bewegung.

Ein Körper, der vollbewußt des All-Lebens ist, steht stille und verharrt in der Ebene des Seins. Da aber ein Stillstehen nur im höchsten Ausgleiche der Kraft möglich ist, bewegt sich alles und ist nur mittelbar erfüllt vom Leben.

DER ALLGESANG

ZWEITER TEIL

UND DIE ERSTE FOLGE ZUM VORSPRUCHE

(37)

Aber die göttliche Gestaltung himmlischen Lebens, das erschaffene Gesicht der Welt, liegt als Ewigkeitsbegriff in Raum und Zeit. Es wirkt als eigentliches Leben in die Bewe- gung der Gestirne und wird im Stillehalten der Seele empfunden.

Wenn die flutenden Gedanken schweigen, wenn der Leib ruht oder in metrischen Wal- lungen sich bewegt, dann wirkt im Gebete der Wortwerte das Leben als höhere Bewußtheit im Wesen. Dann erscheint der atmende Gott als Allbegriff handelnd und grundlegend im Leibe der Vergänglichkeit.

Und der Himmel steht dem Beschauer offen!

Und sein Antlitz ist erhellt von der Liebe zum Allsein.

Das Lied erscheint, gleich dem ersten Vorspruche, in den Fugen des Geistes und bewirkt das Verständnis der Lebenswerte.

Und mit dem Klange des Liedes beginnt eine hohe Stunde des Daseins – es wirkt die Erlösung der Seele im Heile Christa, und der Betende liest Worte aus dem offenen Buche des Himmels.

Es leuchtet in funkelnden Kristallen, und ein Glanz breitet sich aus, daß der Schauende meint, die Körper trügen alle eigenes Licht. In gläubiger Hingabe schauen die Wesenheiten der Natur zum Menschen, der das All himmlischer Töne in seinem Herzen trägt. Ihm sind alle Gewalten des unteren Allreichs zu Diensten. Gleich einem Könige schreitet der so Gefüllte durch das Land sonst alltäglicher Ereignisse und Handlungen, da alles den Stempel seines Urbilds zeigt und jedes Ding aus seinem Urwesen leuchtet, so daß alles Beiwerk, jede Mißgestalt verschwindet zum Lobe der Klarheit.

O du Kleinmütiger, der du dich niemals zum Allbegriffe aufschwingst. Du Spötter, mit dem scheinbaren Verstande, der wie eine Distel auf dem Ödlande deines Erlebens wächst, wie kläglich ist deine Sachlichkeit! Niemals wirst du begreifen, was ein gottinniger Beter im Kelche seines Gemüts erlebt. Wie es ihn hinreißt und aufschwingen läßt zu höheren Begriffen, und wie seine Seele im Alle als benamter und wirkender Wert lebt.

Schwebt nicht Jedem, welcher der Welterkenntnis und dem wahren Fortschritte dient, ein höherer Begriff des Alls vor? Ist nicht Jeder, der den Traum der Gottheit und den Willen zur Wahrhaftigkeit in sich trägt, ein Namensinhaber höherer Welten? Wo bliebe die Welt, wenn sie nicht solche, das All begreifende Sucher und Finder hätte. Alle Hand- lungen wären sinnlos; die Natur würde ausgebeutet, und nur im Erraffen läge der Reiz des Daseins – so wie in unserer heutigen Zeit! Und die Großen dieser Erde wären die Teufel der Unterwelt.

Wie gut ist es aber, daß es nicht zu allen Zeiten so ist. Daß es immer wieder Herzen gibt, die durch ein Gebet und aufrechtes Handeln den Teufeln das Handwerk legen, und daß oft eine Jugend heranwächst, die nicht den gewissenlosen Ausbeutern glaubt. Und daß eine größere Harmonie im Weltgeschehen wirkend ist, die durch das Heil innerlicher Handlun- gen die Untaten der Bestien zunichte macht.

2

Es dringen von der Tiefe des Kosmos, von den abertausend Gestirnen, Strahlungen als Geister in das Reich der Erde, die aus ihrem Willen die schwankenden Wesen fesseln und sie zu Hörigen machen ihrem Wunsche. Wären diese Strahlungen den Diesseitsgläubigen sichtbar, dann würden sie vor Angst sterben.

Doch die Geisterwelt ist nur Jenen sichtbar und verstandesmäßig begreiflich, die durch ihren Willen den traumumwehten Sturz aus der Höhe der Gestirne erlebt haben und deren Seele eingesenkt ist in das All magischer Beziehungen.

(38)

Diesen aber steht das Geisterreich offen, und sie können vom Diesseits zum Jenseits der Welten wandeln. Sie können alles Gewesene und alle Kommung erschauen, und die Han- delnden in den Reichen der Welt sind ihnen als Geister bekannt.

Es ist aber nicht ratsam, noch ein besonderer seelischer Wert, nach diesem Jenseits ab- sichtlich zu streben.* Einem verstandesmäßig Zurückgebliebenen und nicht mit ethischen Vorsätzen Erfüllten raubt es die Eigenheit seiner Seele und den Willen, sich von den inne- ren Verstrickungen zu erlösen.

Die Bewußten, welche auf ihrem Wege dieses Geisterreich durchschreiten mußten, mei- den das Spiel mit den Kräften des Jenseits. Sie befehligen diese Mächte nicht als Gaukelei ins Diesseits der Welt, sondern lassen sie in dem inneren Reiche der Seele wirken. Nur die Wahnwitzigen und Besessenen versuchen, das Jenseits – durch die Kraft ihres eigenen Kör- pers, die sich bei diesem Vorgange verzehrt – in Erscheinung treten zu lassen.

Das aber ist Frevel! Mag nun diese Übung auch mit frommen Gesängen begleitet sein, sie bleibt Spielerei mit Seelenkräften, die nicht die Schwelle des Lichtes überschreiten dürfen, ehe sie von der Harmonie des Ganzen – als reale Geburt – gerufen und bestimmt werden, wobei ihnen das göttliche Teil des All-Atems zugeeignet wird.

Der Gütige läßt sie in ihrem Reiche und erlöst ihre Not durch die Betrachtung eines hö- heren Zustands innerer Werte. Er zerstört nicht die Strahlungskraft seiner eigenen Organe durch den Versuch des Allbegriffs.

3

Es ist nicht notwendig, daß man die Seelen des Jenseits sieht; und wem diese Gabe schicksalhaft angeboren ist, der trage sie möglichst als Geheimnis in seinem Inneren, oder gebe sie nur bei Gefahren und Lebensnöten kund. Sein Verlangen sei auf eine höhere Welt gerichtet, die sich dem Denken der Seele erschließt. Dann wird auch diese schwere Gabe dem Träger nicht zu Schaden gereichen.

Aber wem dieses Reich der Seelen, die niemals das Selbst eines bestimmten Wesens sind – also nicht der Geist vom Verstorbenen selbst, sondern eben nur seelische Rück- stände – fern liegt, der strebe nicht danach, es betrachten zu dürfen. Und wenn es durch geistige Schau ist, denn schon die Anstrengungen der Gedanken, und vielleicht gar des Sehvermögens, können schwere körperliche Schädigungen zur Folge haben. Sollte dagegen ein medial Begabter von einem willensstarken, sogenannten Meister bedrängt werden, der wehre sich dagegen,** im schlimmeren Falle der Bedrängung lasse er es der staatlichen Behörde zu wissen. Ein wahrer Meister – sofern überhaupt einer als solcher bezeichnet werden kann – gebraucht keine derartigen Mittel der seelischen Beeinflussung. Es ist oft kaum zu glauben, mit welch lächerlicher Hingabe der Kreis der Schüler an den dürftigen Brocken der Weisheit eines solchen Meisters hängt.

Ein wahrer Wissender bewirkt die Tilgung einer Not der Seele durch ein klares Gebet zu Allmächten höherer Bewußtheit im Geiste, durch das der Körper des Leidtragenden keine Schädigung erfährt und das ihm und dem Beter seelisch Ruhe und Entspannung bringt.

_____

* Spiritismus.

** Beeinflussung durch Hypnose.

(39)

4

Das geistvolle Erfassen* der Seelen des Oberreichs im Alle ist der dem Menschen wür- dige Weg innerer Schau.

Wenn sich das klare Denken über die Verlockungen des Spiels, des Abenteuers und inneren Rausches hinwegsetzt und allein auf die hohe Aufgabe des harmonischen Aus- gleichs der Leibes- und Seelenkräfte und der Läuterung aller Handlungen bedacht ist, dann stellt sich ein höheres, vergeistigtes Seelenreich zu lebensnahem, notlindernden Gebrauche.

Es treibt kein Spiel mit den nach innen gerichteten Gedanken, es verlockt zu keinen Wahn- vorstellungen trügerischer Geisterschau, sondern verbleibt in seinem Raume und wandelt durch Zueignungen das Dasein des Beters zum Besten.

Durch solche Einsicht wird der Heilsweg geläuterter Geisterschau eröffnet, in dem Seelen, die bereits um die Beschaffenheit des Alls Bescheid wissen, dem ehrlichen Sucher weiter helfen und zu treuen Freunden in der Erreichung des Planes und Ziels seiner seeli- schen Möglichkeit werden.

Der Sinn des Suchers sei zur Höhe gerichtet, auf die Durchdringung der Welt mit förderndem Geiste. Dann erreicht seine Seele ganz allein die Verbindungen und Freund- schaften kosmischer Mächte, und es wird ihm Gewißheit, daß die innere Welt besteht und nicht nur ein Märchen aus vergangenen Zeiten ist.

Aus diesem Grunde ist jede genußreiche Beschreibung des Jenseits gefährlich, da sie dem Leser den Gedanken aufkommen läßt, hinter jeder Handlung stehe ein Geist in menschlicher oder in unmenschlicher Gestalt – und er sieht bald durch eine rege Beschäfti- gung mit diesem Gedanken allerorts Spukgeister in Scharen!

Aber es ist auch nicht gerade ein krankhafter Zustand, wenn Einer die angeborene Fähigkeit der Geisterschau besitzt. Sondern seine Sinne sind nur nicht den – diese innere Welt unsichtbar machenden – betäubenden Lichtstoffen ausgesetzt. Es sind ihm durch die Tätigkeit der Zirbeldrüse die sonst verhüllten Schwingungen zugegen, und seine Auffas- sungsgabe schreitet zwischen den Wellenlängen des Lichts.

Diese Doppelschau ist der wegweisenden Heilslehre besonders bedürftig. Da die Gefahr in ihr ruht, den Aufgaben des Lebens nicht in so meisterlicher Weise gerecht werden zu können, wie es der Kampf ums Dasein verlangt.

Denn wir sollen diese Welt meistern durch Hingabe an höhere kosmische Zustände und ein Kunstwerk der Seele erstehen lassen.

5

Aber in den Fluten der seelischen Rückstände geißelt sich der Urbegriff der Form. Das Unerreichte und das böswillig Entstandene des Lebensweges wird von den Titanen zer- rieben, und das Haltlose wird gefesselt an dunkles Zielstreben. Die Seelen des einstmals in Erscheinung getretenen, aber zertrümmerten Wesens, die nun in den Eigenschaften niedri- ger Willensäußerungen verharren, treten in das Urwesen ihrer Beseelung ein und teilen das Geschick der Ziele dieses Urwesens.

Das aber ist die Hölle des Wesens der Seele. In diesem Zwischenreiche gedachter, har- moniezerstörender Planungen lernt die Seele das Endziel dieser Willen kennen.

Sie gleitet mit der ungereimten Stabfolge in die Tiefe des Chaos oder verharrt in dem Bestreben des Zusammenschlusses niedriger Mächte. Sie wiederholt in furchtbarer Qual dauernd den Spruch der Dämonen und erleidet den fortwährenden Tod des ungereimten Willens.

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* spirituelles Erfassen.

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