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Kritischer Grammatik

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FORUM

In Heft 4,2 (1985) hat die Redaktion von ZS anläßlich des Beitrags von Theodor Ickler j ; über die „Grundzüge einer deutschen Grammatik" vermerkt, daß zwar die Kritik, die der · Spezialist an den „Grundzügen" auf seinem Gebiet üben möge, gerechtfertigt sei, daß l : jedoch der „Blick auf das Ganze" notwendig bleibe. In dem folgenden kritischen Bericht

versucht Rolf-Albert Dietrich an Hand der Darstellung der Syntax einen solchen Blick auf | . das Ganze: „Liegt den Grundzügen eine Sprachtheorie, ein Grammatikmodell zugrun- <

Rolf-Albert Dietrich

Grundzüge einer deutschen Grammatik Kritischer Bericht

0. Der Anspruch

„Grundzüge einer deutschen Grammatik" (Grundzüge 1981; im folgenden mit G abgekürzt). Die bescheidene Zurückhaltung der Autoren bei der Wahl des Titels ist programmatisch und wird im Vorwort begründet. Die „Grundzüge"

sollen der Versuch sein „einen Überblick über den Aufbau des Systems der gegenwärtigen deutschen Literatursprache mit der Darstellung der internen Zu- sammenhänge dieses Systems zu verbinden" (S. 5). Als Anforderungen nennen die Autoren:

- Die Teilbereiche des Sprachsystems sind auf der Grundlage eines möglichst einheitlichen Modells darzustellen. Auch bei der Beschreibung grammati- scher Details dürfen diese nicht als isolierte Tatsachen behandelt werden, son- dern sind in übergreifende Zusammenhänge zu stellen.

- Das Sprachsystem selbst darf nicht als isolierter Beschreibungsgegenstand erscheinen. Es ist deshalb wichtig, einen sprachtheoretischen Bezugsrahmen zumindest anzudeuten, in dem das Sprachsystem in seinen Beziehungen zu anderen Aspekten der Sprache betrachtet werden kann.

- die Darstellung soll nicht nur Forschungsresultate vermitteln, sie hat auch die Motive für die jeweiligen Entscheidungen zu verdeutlichen und mögliche Al- ternativlösungen aufzuzeigen, so daß in unklaren Fällen dogmatische Festle- gungen vermieden werden. (S. 5).

Zeitschrift für Sprachwissenschaft 6,1 (1987), 74-113

© Vandenhoeck & Ruprecht, 1987 ISSN 0721-9067

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Grundzüge einer deutschen Grammatik 75

Liegt den G eine Sprachtheorie, ein Grammatikmodell zugrunde? Auf diese Frage möchte ich an Hand der Darstellung der Syntax der G eine Antwort suchen. Die Autoren sind im Vorwort pauschal: „Bei der theoretischen Begrün- dung des in den G vorausgesetzten Grammatikmodells wurde versucht, wesent- liche Zusammenhänge zwischen linguistischen und philosophischen Aspekten eines umfassenden Sprachkonzepts aufzuzeigen und zugleich zu verdeutlichen, daß die marxistisch-leninistische Philosophie in der Lage ist, einen systemati- schen Bezug der für die Beschreibung und Erklärung grundlegenden Eigen- schaften natürlicher Sprachen herzustellen.

Was den Systemaspekt der Sprache angeht, so stützen sich die G auf ein

| Modell, das Erkenntnisse der Grammatikforschung verschiedener Richtungen berücksichtigt. Dieses Modell ist nicht als ein Beitrag zur Grammatiktheorie gemeint, sondern als eine Basis für die in den einzelnen Kapiteln vorzunehmen- den Beschreibungen gedacht." (S. 6f.).

Diese Aussagen lassen befürchten, daß Auszüge aus verschiedenen Gramma- tikmodellen bereits vorhandenen empirischen Daten, wie immer diese auch ge- wonnen wurden, aufgesetzt werden.

L Theorie

Das erste Kapitel „Grundlagen" (S. 27-175) soll eine Darstellung der sprach- und grammatiktheoretischen Grundlagen geben. Nach der Definition der Be- griffe 'Sprachsystem', 'Äußerungsstruktur', 'Grammatik' (Kap. 1.1) werden die Teiltheorien der Grammatik „Semantik" (Kap. 1.2), „Pragmatik" (1.3), „Syn- tax" (1.5) und „Phonologic" (1.6) vorgestellt. Eine Sonderstellung haben Kapi- tel 1.4 „Zum Begriff des Inhalts und zum Zeichen Verhältnis bei morphologi- schen Kategorien" und Kapitel 1.7, in dem die „Beziehungen zwischen den Schichten der Äußerungsstruktur" behandelt werden. Die Teiltheorien der Grammatik, hier auch „Komponenten" genannt, sind diesen „Schichten" zur Beschreibung und Erklärung zugeordnet. Jede Äußerung und jeder Äußerungs- typ ist auf jeder „Schicht" zu beschreiben und zu erklären.

Die gegenseitige, nicht zufallige Zuordnung eines konkreten Bewußtseinsin- halts zu einer konkreten Lautäußerung nennen die G „sprachliche Äußerung".

Der Bezug auf die bilaterale Zeichentheorie ist deutlich: Jede sprachliche Äuße- rung hat einen Inhalt und eine Lautform. Der Begriff 'Inhalt' wird so erklärt:

„Die semantischen Eigenschaften (die Bedeutung) der Äußerung und die kom- munikativ-pragmatischen Eigenschaften, die sie aufweist, bilden zusammen den Inhalt der Äußerung." (S. 107).1

l Die Hervorhebungen durch halbfetten Druck in den Zitaten aus den G werden hier einheitlich durch Kursive wiedergegeben.

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Die Einheit 'Äußerung' gilt als strukturiert, ist aber selbst keine Einheit des Sprachsysteros. Hinter dieser Annahme verbirgt sich das Grundproblem empiri- scher Wissenschaften, auch der Sprachwissenschaft: nur mit den Wahrneh- mungsdaten, hier „Äußerungen*4, bekomme ich die ihnen zugrundeliegenden Gesetze, das System. Unserer Erkenntnis können keine formlosen, vorsprachli- chen Sinneseindrücke oder Wahrnehmungen gegenüber gestellt werden. Viel- mehr weisen unsere Sinneserfahrungen selbst bereits eine epistemische Struktur auf.

Das Sprachsystem umfaßt in den G die allgemeinen Eigenschaften der Inhalte und Lautformen und ihrer gegenseitigen Zuordnung in den Äußerungen der Sprache (S. 27). Ein System von Regeln bestimmt die in der Sprache möglichen Äußerungsstrukturen - und damit die in der Sprache möglichen Äußerungen (S. 31). Für den Begriff 'Regel' wird die folgende Gebrauchsdefinition gegeben:

„allgemeiner Zusammenhang zwischen Einheiten oder Beziehungen in den Strukturen von Äußerungen" (S. 31). 'Grammatik' wird dann so definiert:

„theoretische Abbildung eines solchen Regelsystems" (S. 31). Es fallt die recht ungenaue Definition der Begriffe 'System', 'Regel' und 'Grammatik' auf. Für diesen Beitrag genügt die folgende Präzisierung:

System: Menge M von Objekten und eine Anzahl von Relationen zwischen den Elementen von M oder zwischen Teilmengen von M.

Struktur: Menge der Relationen in einem System

Wenn eine Grammatik Abbildung des Sprachsystems sein soll, so hätten nach den Vorgaben von Kapitel l die Teiltheorien Syntax, Semantik und Phonologic nach dem folgenden Schema gegliedert werden sollen:

1. Angabe der Elemente

1.1. Individuenkonstanten als Namen für Gegenstände (Namen für Laute, Buchstaben, Wörter usw.)

1.2. Individuenvariable

1.3. Einstellige Prädikate als Begriffsnamen für Eigenschaften der sprachlichen Gegenstände bzw. Mengen von Gegenständen

1.4. Zwei- oder mehrstellige Relationen als Namen für Beziehungen zwischen Gegenständen oder Namen für Mengen von Paaren, Tripein usw.

1.5. Prädikats-/Relationsvariable

2. Angabe der Hilfssymboie (Klammern usw.)

3. Definition der elementaren Aussagen/Aussagenfunktionen aus Individual- ausdrücken und Prädikaten/Relationen

4. Definitionen für komplexe Aussagen/Aussagefunktionen 5. Angabe von Ableitungsregeln

Ich werde mich bei der Diskussion einzelner Abschnitte aus den Teiltheorien Syntax und Semantik an diesem Schema orientieren, da die G die einzelnen

(4)

Grundzüge einer deutschen Grammatik 77

Wirklichkeit -**

IM

i

Ontologfe Sachvcrhalte ·+·

Gegenstände * lahr-

»Innung Abbild der Wiillichkeil

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Abbi Gegei Abbil d istands- d

achtung Prä-Theorie

^Äußen SpraclJ

ngstypen system

Modell

-»•Grammatik ·*—

fSyntax "1 1 Phonologie 1 1 Semantik 1

Rückkopplungen des Modelte Beispiel.

Dcf. 'Satz' Dcf. 'Argument·

Theorie

— *· Grammatik Theorie Sprachtheorie

Figur 1: Alle Begriffe außerhalb des Modells sind prätheoretisch. Sie werden über das Modell rekonstruiert. Erst aus dem Modell wissen wir, was „Sprach- system" oder „Sprache" ist.

Punkte zerstreut nennt, nirgends aber zusammenhängend darstellt. Das Verhält- nis Wirklichkeit, Sprache, Sprachsystem, Grammatik, wie es.in den Grundzü- gen angenommen wird, kann näherungsweise durch Fig. l dargestellt werden.

Die benutzte Abbildtheorie zeigt deutlich die Einflüsse des frühen logischen Positivismus, ist radikal empiristisch, antiidealistisch. Vorausgesetzt werden

„Wirklichkeit", „Wahrnehmung", „Sprache", „Äußerung", „Bewußtsein".

Die sprachlichen Äußerungen sind über das Bewußtsein, das sich mit ihnen und auch durch sie in einem Prozeß laufend verändert und über die Wahrnehmung auf die Wirklichkeit bezogen. Ganz im empiristischen Sinn, verträglich auch mit der Tradition des Materialismus, wird an der Priorität der materiellen Repräsen- tanz der Sprache festgehalten. Die akustischen und graphischen Daten bilden den Gegenstandsbereich des Linguisten. Hierfür werden die Begriffe 'Sprache*

und 'sprachliche Äußerung' eingeführt. Die Bedeutung sprachlicher Äußerun- gen ist stets ein Bewußtseinsprozeß, der sie mit der Wirklichkeit über die Wahr- nehmung vermittelt. Annahmen z. B., daß Individuenkonstanten Gegenstände, Sätze Sachverhalte bedeuten, d. h. Abbildungen aus einer Menge von Individuen in die Menge der Wahrheitswerte sind, folgen aus dem benutzten Modell. Das Modell, für den Linguisten also die Grammatik, entsteht aus der linguistischen Beobachtung sprachlicher Äußerungen im Zusammenhang mit der allgemeinen erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Entwicklung. Die ständige Rück- kopplung an die linguistische Beobachtung, die Sprache, das Bewußtsein, ist der Prozeß des eigentlichen Fortschritts in einer Wissenschaft. Sie fuhrt zu besseren Modellen, besserer Sprache und letztlich auch zu besserer Beschreibung der Sprache, was wiederum für die Beschreibung der Wirklichkeit nützlich ist.

Die Vorgaben der G führen zu einer doppelten Ontologie: Einmal erscheint die Wirklichkeit als Abbild in der Sprache und einmal als Summe von Bedeutun- : gen von Sätzen der im Modell konstruierten Sprache. Meine linguistische Beob-

achtung sprachlicher Ausdrücke kann z. B. dazu führen, in der Syntax des Mo-

(5)

78 Rolf-Alben Dietrich

dells das Prädikat N = Nomen einzuführen. Es mag durch definitorische Stren- ge und fortgesetzte Beobachtung gelingen, die Elemente der Menge N fortlau- fend zu bestimmen. Wenn ich in der Semantik des Modells als Bedeutung der Elemente von N zu einem Teil Gegenstände der Wirklichkeit, zu einem anderen Teil Teilmengen von Elementen von N (gemeint ist die extensionale Bedeutung einstelliger Prädikate) festlege, bekomme ich damit sprachabhängige Gegen- stände und eine sprachabhängige Anordnung der Gegenstände in der Wirklich- keit, ein neues, modellabhängiges Bild. Viele Schwierigkeiten entstehen da- durch, daß Wahrnehmung und Rekonstruktion der Wirklichkeit zugleich ablau- fen, was wenig erforscht ist und in den Grundzügen mit dem BegrirTsnamen

* Bewußtseinsprozeß' benannt wird.

2. Der Aufbau: Semantik, Pragmatik, Syntax, Phonologic Nach den Erläuterungen zu „Sprachsystem", „Äußerungsstruktur", „Gram- matik" (1.1) erfolgen Erläuterungen zur semantischen Komponente des Sprach- systems (l .2), zur kommunikativ-pragmatischen Komponente (l .3), zum Begriff des Inhalts und zum Zeichenverhältnis bei morphologischen Kategorien (1.4), zur syntaktischen Komponente (1.5), zur phonologischen Komponente (1.6) und zu den Beziehungen zwischen den Schichten der Äußerungsstruktur (1.7).

Zwei Punkte fallen auf: (i) Die Grundzüge geben in Kap. l keine theoretische Grundlegung der grammatischen Teiltheorien Syntax, Phonologic, Semantik, Pragmatik in einer entsprechenden Modell-(Objekt-)Sprache. Vielmehr wird auf der Theorie-(Meta-)Ebene zu klären versucht, was es zu beschreiben gilt (syntaktische, semantische Komponente usw.) und wie die Sprachwissenschaft, unter Abwägung verschiedener Modelle, die Beschreibung erreichen könnte.

Die im Vorwort genannte Anforderung, die „Teilbereiche des Sprachsystems"

auf der Grundlage „eines möglichst einheitlichen Modells" darzustellen, ist schwer zu überprüfen, da die theoretischen Anforderungen sehr zurückgenom- men wurden, auch im Vergleich zu Publikationen der Autoren in der Reihe

„studia grammatica". Ich werde in diesem Beitrag die Frage der Modellbildung exemplarisch am Beispiel der Syntax der G diskutieren. Der Anspruch, „einen sprachtheoretischen Bezugsrahmen zumindest anzudeuten" und „mögliche Al- ternativlösungen aufzuzeigen" (Vorwort, S. 5) ist durchaus eingelöst und sehr zu loben. In dieser Beziehung ist diese Grammatik z. Zt. einzigartig, und der mögli- che Vorwurf, die 1981 veröffentlichte Grammatik mit einem Redaktionsschluß 1976 (Kap. l-6) sei wissenschaftlich veraltet, stimmt sicher für die Theorie, nicht jedoch für den empirischen Teil, der im Umfang nichts Vergleichbares hat, auch nicht in der soeben erschienenen Grammatik von Eisenberg (1986). Fort- schritt ist eben relativ.

(ii) Ein eigener Abschnitt (1.4) ist dem Begriff'Inhalt' gewidmet. Hierauf ist einzugehen, da die Definition dieses Begriffs weitreichende Konsequenzen für

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Grundzüge einer deutschen Grammatik 79

den Aufbau der Grammatik hat. Er ist abzugrenzen von dem Begriff 'Bedeu- tung'. „Die semantische Struktur bezieht die Äußerung auf die Wirklichkeit. Sie beschreibt Sach verhalte materieller oder ideeller Art, sie bezieht sich aber weder auf die Äußerung selbst noch auf die kommunikativen Bedingungen, in denen die Äußerung erfolgt/* (S. 84). „In den Äußerungen drücken sich jedoch be- stimmte (wenngleich nicht alle) Bedingwigen der Kommunikationssituation aus.

Das sind gleichfalls inhaltliche Eigenschaffen, wenn auch nicht semantische Ei- genschaften im Sinne von Kapitel l .2." (S. 84). Sie werden „kommunikativ- pragmatische Eigenschaften* genannt. Diese bilden zusammen mit den „seman- tischen Eigenschaften" die „inhaltlichen Eigenschaften". Der Bedeutungsbe- griff wird ausschließlich im Zusammenhang mit semantischen Eigenschaften benutzt. Als Gebrauchsdefinition wird angegeben: „kommunikativ-pragmati- sche Eigenschaften heißen die inhaltlichen Eigenschaften der Äußerung, die a) die Äußerung auf Voraussetzungen und Bedingungen des Kommunikations- vorgangs beziehen und zugleich b) in syntaktischen, morphologischen und pho- nologischen Eigenschaften der Äußerung ausgedrückt sind" (S. 87). Die Bin-

·.·. ·. j düng in b) hat die entscheidende Konsequenz, daß die Grammatik „die allgemei-

;:? | nen Eigenschaften des Aufbaus von Bedeutungen und Lautformen und deren

·:; gegenseitige Beziehungen, ihren Gegenstand also, nicht beschreiben kann, ohne . u ' auch bestimmte Kategorien des inneren Modells des Kommunikationsvorgan- ges in die Beschreibung einzubeziehen" (S. 87). Umgekehrt heißt es aber auch, .. i. daß man Pragmatik nur vermittelt durch Syntax, Semantik, Phonologie betrei- ben kann. Daraus haben die Autoren geschickt den Vorteil gezogen, die schwie- rige Pragmatik nicht als eigenständiges Kapitel aufzuführen, sondern sie in die

„formalen" Kapitel Syntax/Morphologie (2,3,4,5) und Phonologie (6,7) einzu- beziehen. Ähnlich wird mit der Semantik verfahren. Auch ihr ist kein eigenes

~ j Kapitel gewidmet, wenn man einmal von dem Abschnitt in der Einleitung ab-

". < sieht. Bei ihr ist das aber keineswegs gerechtfertigt, was ich am Beispiel des . .! Verhältnisses Syntax/Semantik noch zeigen werde.

Nach Kap. L Grundlagen folgen: 2. Struktur der Wortgruppen: Man könnte

:. dieses Kapitel „Syntax l" nennen. Es wird eine elementare kontextfreie Konsti- '.','. tuentenstrukturgrammatik mit Grundstruktur entwickelt. Alle Ausdrücke der

"'I deutschen Sprache werden als Abwandlungen der Grundstruktur dargestellt.

.".," Kap. 3. Wortklassen und Wortstrukturen: Eigentlich müßte dieses Kapitel als

"7 i „Syntax 2" in Kap. 2 erscheinen, da die Syntax eine Ableitung bis zur Morphem- J. Struktur bedingt. Um sich vor schwierigen Transformationen (Abwandlungen)

":.· zu retten und um dennoch die Wortklassen mit ihren Deklinationen bzw. Konju-

*''„ gationen sowie deren Funktionen zusammenhängend erörtern zu können, ha-

: ben die Autoren wohl die Ausgrenzung vollzogen. Es werden zwar morphosyn-

:'/ taktische Beziehungen diskutiert, aber sie erscheinen eben nicht in das Syntax-

: | modell integriert. Kap. 4. Reihenfolgebeziehungen im Satz (Topologie): Alle Sät- j ze des Deutschen sind Abwandlungen von Grundstrukturen. Die G nehmen eine '<. · bevorzugte (häufige) Abwandlung an und nennen sie „Grundreihenfolge"

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(Hauptkennzeichen: Verbzweitstellung). Kap. 4 ist somit ein weiteres Syntaxka- pitel in dem die möglichen Konstituentenfolgen untersucht werden. Kap. 5. Zur Syslematisierung der Abwandlungen, das vierte Syntaxkapitel, untersucht die Abwandlungen der Grundstruktur in „einfachen Sätzen" sowie die Abwandlun- gen in „zusammengesetzten Sätzen" (Satzreihungen und Satzeinbettungen).

Kap. 6. Phonologic: Intonation und Kap. 7. Phonologic: Segmentale Struktur geben keine übliche Darstellung der phonetischen und phonologischen Reprä- sentation der Lautstruktur, wie der einleitende Abschnitt l .6 des ersten Kapitels vermuten läßt. Vielmehr werden in Kap. 6 die phonetisch-phonologischen Grundlagen der Intonation und die Einordnung der relevanten intonatorischen Merkmale in das Gesamtsystem der grammatischen Beschreibung behandelt:

6.1 charakterisiert die artikulatorischen Ereignisse auf der phonetischen Ebene auditiv und ordnet sie „in einen in sich geschlossenen phonologischen Rahmen"

ein (S. 879). In 6.2 werden sie dann „als ein in sich geschlossenes phonologisches System den relevanten Einheiten der ebenso geschlossenen syntaktischen Teilsy- steme zugeordnet" (S. 879). 6.3 gibt eine Übersicht zu „spezifischen syntakti- schen Funktionen der Intonation". Kap. 7 gibt eine Darstellung phonologischer Merkmale sowie des Vokalismus und Konsonantismus des Deutschen.

Nach dieser Übersicht zu einigen theoretischen Annahmen und zur Gliede- rung der G, möchte ich nun deren Syntax genauer vorstellen, beschränke mich dabei aber auf die Kap. 2 und 5. Auf Kap. 3 und 4 gehe ich nur insoweit ein, wie es zum Verständnis von Kap. 5 notwendig ist. Wie bereits ausgeführt, haben die G kein eigenständiges Kapitel zur Semantik, in den Syntaxkapiteln werden aber so viele Fragen der Semantik diskutiert, daß ich meine Darstellung „Syntax und Semantik" nennen möchte.

3. Syntax und Semantik

3.1. Beziehungen zwischen den Schichten der Äußerungsstruktur Fig. 2 zeigt die Beziehungen, die in den G zwischen Äußerungen/Äußerungs- strukturen, Sprache/Sprachsystem und Grammatik/Abbild des Sprachsystems angenommen werden. .

In Abschnitt 1.7 werden sie wie folgt kommentiert:

1. „Ihrer semantischen Struktur nach ist die Äußerung ein Komplex von Propo- sitionen [...]."

2. „Die kommunikativ-pragmatische Struktur der Äußerung bildet einen Kom- plex von Propositionen, dessen Prädikate bestimmten Kategorien des inneren Modells des Kommunikationsvorganges entsprechen, dessen Argumente auf der einen Seite die persönlichen Voraussetzungen und gegenständlichen Be- dingungen des Kommunikationsvorganges, auf der anderen Seite aber die

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Grundzuge einer deutschen Grammatik 81

Äußerungen

Sprache

Grammatik

Äußerungsstrukturen

- sem. Schicht der Äußerung - pragm. Schicht der Äußerung - synt. Schicht der Äußerung

— phon. Schicht der Äußerung

Sprachsystem

— sem. Komponente des Sprachsystems - pragm. Komponente des Sprachsystems - synt. Komponente des Sprachsystems - phon. Komponente des Sprachsystems

Abbild des Sprachsystems - Semantik

- Pragmatik - Syntax - Phonologie

Figur 2

Äußerung selbst, ihre semantische Struktur insgesamt oder bestimmte Teil-

; komplexe der semantischen Struktur bilden."

3. „Ihrer syntaktischen Struktur nach ist die Äußerung ein Satz oder eine Folge von Sätzen."

f 4. „Phonologisch ist die Äußerung auf zwei Ebenen strukturiert: als die Folge

1 der phonemischen Segmente, aus denen sich die Formative, die Lautkörper

| der Wörter und Morpheme, aufbauen, und als eine Folge von Tongruppen

! [...]. Die beiden Ebenen sind durch die Silbengliederung der Äußerung mit- einander verbunden." (S. 153).

' Die Syntax wird als Vermittler zwischen semantischer und phonologischer ' j Struktur angesehen. Damit wird der syntaktischen Struktur und der sie darstel-

; lenden Syntax die zentrale Rolle in der Grammatik zugewiesen. Der Satz ist die zentrale Einheit in der Struktur der Äußerungen:

| „Der Satz ist die syntaktische Einheit, in deren Rahmen auf die Kommunika-

• ; tionssituation bezogene Abbilder von Sachverhalten der Wirklichkeit mit aus- ' sprechbaren und wahrnehmbaren Lautformen verbunden sind." - „Der Satz als ' oberste syntaktische Einheit hat keine direkten Entsprechungen in den Einheiten

* der anderen Schichten der Äußerungsstruktur" (S. 154).

k Diese Festlegungen sind ungenau und deshalb möglicherweise irreführend.

c 'Satz' wird in den G als Begriff der Syntax, also eines Teils des theoretischen

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Abbilds der Sprache aufgefaßt. Bestimmte sprachliche Äußerungen mit prä- theoretisch beobachteten Strukturen fallen unter den Begriff'Satz', es sind die Entsprechungen im Gegenstandsbereich der Syntax. Diese Entsprechungen werden traditionell Sätze genannt, obgleich es Sätze nur in der syntaktischen Beschreibung, also im wissenschaftlichen Modell, sind. Der Begriff'Satz' wird in der Syntax mit Formationsregeln eingeführt. Es müßte dann genau lauten, daß den mit den syntaktischen Formationsregeln erzeugten Strukturen, die Sätze genannt werden, keine semantischen, phonologischen, pragmatischen Struktu- ren entsprechen. Daraus folgt, daß dann auch im Gegenstandsbereich, bei den sprachlichen Äußerungen, keine Entsprechungen anzunehmen sind.

Die Beziehungen zwischen der kommunikativ-pragmatischen und der syntak- tischen Struktur werden in den G als innersyntaktische Beziehungen zwischen den beiden „Hauptkonstituenten" des Satzes, der Satzintention »(SI) und der Satzbasis (SB) beschrieben. Diesem Ansatz liegt die bereits genannte Annahme zugrunde, daß alle kommunikativ-pragmatischen Elemente der Äußerungssi- tuation, sofern sie in die sprachlichen Äußerungen eingehen, vermittelt durch die syntaktischen und phonologischen Strukturen nachzuweisen und zu be- schreiben sind. Die Frage, inwieweit SI als syntaktische Konstituente und zu- gleich Repräsentant der Pragmatik zu beschreiben ist, wird noch zu beantworten sein. Die Satzbasis (SB) soll der syntaktische Repräsentant der semantischen Struktur sein, ohne zugleich „Reproduktion der semantischen Struktur"

(S. 155) zu sein. Wie das gemeint ist, ist ebenfalls noch zu zeigen.

3.2. Konstituentenstruktur

Grundlegend für die Darstellung der syntaktischen Regelmäßigkeiten ist der Begriff'syntaktische Konstituente'. Dieser Begriff wird beschreibend eingeführt und so kommentiert: „,Wortklasse' und »Satzglied' sind Begriffe unterschiedli- chen Typs, und zwischen einem Element einer bestimmten Wortklasse und einem Satzglied besteht keine einfache und direkte Zuordnung. Der Zusammenhang zwischen ihnen ist ein mittelbarer, er wird hergestellt über die Charakteristik von Satzabschnitten als syntaktische Konstituenten." (S. 113). „Konstituenten sind, verallgemeinernd gesagt, solche Satzabschnitte, die auf Grund von Verfahren wie Weglaß-, Ersatz-, Umstellproben u. dgl. als jeweils relative Ganzheiten er- mittelt werden. Die ermittelten Zusammenfassungen von Konstituenten zu im- mer komplexeren reichen bis zur Einheit ,Satz'". (S. 118).

Konstituenten gehören demnach Abstraktionsklassen an, die durch Prädika- te der Syntax wie S (Satz), Sb (Substantiv), V (Verb) usw. bezeichnet werden. Für diese Abstraktionsklassen wird auch der Begriff 'syntaktische Kategorie' be- nutzt (mit S, Sb, V usw. als „Kategoriennamen"). Die Beziehungen zwischen den Konstituenten werden „Konstituentenstruktur" genannt. Die Beziehungen sind linear (Reihenfolgebeziehungen) und hierarchisch (hierarchische Beziehun- gen). Die Konstituentenstruktur wird in den G durch indizierte Klammerung

(10)

Grundzüge einer deutschen Grammatik 83 oder Baumdiagramm dargestellt. Die Knoten im Baumdiagramm stellen Kon- stituenten dar, die bestimmten syntaktischen Kategorien angehören, die Kanten zwischen den Knoten zeigen die hierarchischen Beziehungen zwischen den Kon- stituenten an. Wenn zwei oder mehr Konstituenten von ein und demselben Kno- ten direkt dominiert werden, so sind sie Nachbarkonstituenten. So können die Reihenfolgebeziehungen erfaßt werden. Die Strukturbeschreibungen sollen nach Regeln der für kontextfreie Regeln üblichen Art erfolgen. Für die syntakti- sche Beschreibung insgesamt nennen die G folgende Schritte:

„Die Beschreibung fuhrt

- von der Zerlegung eines einzelnen Satzes (Schritt 1)

- über die Repräsentation einer Klasse zulässiger Sätze in Baumdiagram- men (Schritt 2)

- bis zur Aufzählung einer Klasse zulässiger Baumdiagramme durch Re- geln (Schritt 3)." (S. 123).

Einschränkend wird hinzugefügt: „In den G werden viele Aussagen gemacht, die zwar nicht als Regeln dieser Form formuliert sind, aber doch in solche überführt werden können." (S. 123).

3.2.1. Syntaktische Valenz

Konstituenten können nicht beliebig kombiniert werden. Für die Beschreibung der Einschränkungen wählen die Autoren die Valenztheorie (Verwiesen wird auf Helbig/Schenkel 1973). Sie unterscheiden semantische und syntaktische Valenz.

„Die syntaktische Valenz eines Wortes legt die syntaktische Beschaffenheit und teilweise auch die syntaktische Funktion der Einheiten fest, die mit dem betreffen- den Wort verbindbar sind. Sie beruht zu einem großen Teil (wenn auch nicht ausschließlich) auf der semantischen Valenz, indem sie Beziehungen zwischen Valenzträger und Valenzstelle syntaktisch spezifiziert', es kommen jedoch zusätz- liche Bedingungen rein syntaktischer Art hinzu.** (S. 168). Im einzelnen regeln die G:

A. Das Verb hat Leerstellen für notwendige Konstituenten in Abhängigkeit von seiner Valenz (valenznotwendige Konstituenten/Gegensatz: valenzunmöglich) (= Bereich der strikten Subkategorisierung der Transformationsgrammatik).

Nicht valenznotwendig ist eine Wortgruppe, wenn sie vom Verb weder ausge- schlossen noch gefordert wird (= nicht im Bereich der strikten Subkategorisie- rung).

B. Das Verb legt auch fest, welcher Subklasse eine valenznotwendige (teilweise auch eine nicht-valenznotwendige) Wortgruppe angehört. Diese Valenzbezie- hungen werden selektive Valenzbeziehungen genannt (= in der TG Selektions- beziehungen). Auf die schwierige Abgrenzung der syntaktischen von der seman- tischen Valenz werde ich zurückkommen.

(11)

84 Rolf-Albert Dietrich (1) die Katze auf dem Sofa

$bo( sbo(Art Sb)sb0 PrIpo(Prap Art Sb)Prlp0 ),*, (2) die Katze schläft gern auf dem Sofa

S (A)

auf

Art Sb

~i 1~

dem Sofa l S-Satz

3 SbG - Substantivgruppe 6 Sb - Substantiv 7 Adv - Adverb 5 V - Verb

2 PG - Prädikatsgruppe 4 PräpG - Prapositionalgruppe 8 Art-Artikel

9 Präp - Präposition (A)(B)

(Q Figur 3

Wortgruppen-Ebene Wortklassen-Ebene Wortebene

Jedes Baumdiagramm wird - wie Fig. 3 zeigt - in die Ebenen A und B unterteilt.

„In (A) erfolgt die strukturelle Beschreibung durch Zerlegung einer Kategorie in Konstituenten (hier werden auch die valenznotwendigen Konstituenten einge- führt); in (B) erfolgt sie durch Subklassifizierung innerhalb einer Kategorie nach semantischen, aber syntaktisch relevanten Gesichtspunkten (das ist auch die Domäne der selektiven Valenzbeziehungen)." (S. 128). Die Konstituenten der Ebene B werden Wortklassen, die der Ebene A Wortgruppen genannt. Die Ebe- nen A und B repräsentieren zusammen je Strukturbaum eine Klasse struktur- gleicher Sätze.

3.2.2. Syntaktische Funktionen

Die in einer Konstituentenstruktur vertretenen Wortklassen können Teil kom- plexerer Konstituenten, der Wortgruppen sein und unter bestimmten Bedingun- gen diese vertreten, z. B. wenn ein Substantiv eine Substantivgruppe vertritt. Für die Wortgruppen geben die G folgende Strukturbedingungen an:

Bedingung 1: „Es ist festgelegt, wie ihre interne Struktur beschaffen sein kann."

Bedingung 2: Für jede Wortgruppe „ist festgelegt, welche Wortgruppe die sie unmittelbar dominierende Konstituente sein kann und welche Nachbar-Konsti- tuenten sie haben kann/4

(12)

Grundzüge einer deutschen Grammatik 85 Jede Konstituente hat in bezug auf andere Konstituenten eine syntaktische Funktion. Eine Teilmenge der syntaktischen Funktionen ist durch Funktionsna- men ausgezeichnet. Zur Illustration der in den G angenommenen Wortgruppen dient das Baumdiagramm (s. auch Abschnitt 3.3) in Fig. 4. Fig. 5 zeigt, welche syntaktischen Funktionen aufgeführt werden.

Wortgruppen-Ebene (A)

SbG AdvG AdjG SbG

b

eter Advr~

eben Adj geschicktT

\\ \

Art Sb T "

einen Ball

PräpG p\

SbG \

\~7T\~

Präp Art Sb .. Vxx

~ ~ ^

in das Tor geschossen Wort- Ebene (B)

^'hat Figur 4

(a) SB

SbG(Subjekt) Figur 5

(b)

PG SbG

(Objekt) ePG

(c) (PräpGl l AdjG JSbG (Prädikativ)

SB PräpGl

Adverbialul

(die wichtigsten Subklassen: Satzmodale, Temporale, Kausale)

Adverbial,,

(die wichtigsten Subklassen: Instrumentale, Modale) PG

PräpG (Advbn) ePG

l

PräpG (Advb,)

Figur 6: Die PräpG ist die am meisten vertretene Konstituente. Daneben kom- men AdjG, AdvG und SbG vor.

Adverbiale!

(Subklassen: Lokale, Direktionale)

(13)

Die syntaktische Funktion 'Prädikativ' wird durch verschiedene Konstituen- ten realisiert, hauptsächlich aber durch Adjektive/Adjektivgruppen und Substantive/Substantivgruppen. Für die syntaktische Funktion Adverbial wer- den in den G drei Unterklassen angenommen (Steinitz 1969). Hauptkategorie ist die Präpositionalgruppc; s. Fig. 6.

3.2.3. Syntax und Morphologie

Einerseits begründen die G die Aufnahme von „Formenlehre" und „Wortbil- dung" in die Syntax:

- „Das Wort ist nicht die elementarste Einheit bei der Vermittlung von Laut- und Bedeutungsstruktur;

- grundlegende Beziehungen wie die hierarchischen und die Reihenfolge- beziehungen, sind nicht nur in Einheiten, die mehrere Wörter umfassen, also innerhalb von Wortgruppen wirksam, sondern auch innerhalb der Wörter selbst; d.h., auch Wörter haben eine interne Struktur;

- Abwandlungen [...] greifen nicht nur in die Struktur von Wortgruppen ein, sondern auch in die der Wörter." (S. 131).

Resultat ist die Aufteilung der Syntax in zwei Teilkomponenten, die Wortgrup- penkomponente (Kap. 2, Struktur der Wortgruppen) und die Wortkomponente (Kap. 3, Wortklassen und Wortstrukturen). Andererseits wird den syntaktischen Kategorien 'Wort', 'Wortklasse' eine „gewisse Autonomie" eingeräumt, die Morphologie nicht vollständig zur Syntax gerechnet. Die Begründung ist recht unklar. Der kundige Leser mag entscheiden, ob Subkategorisierung, X'-Syntax, GB die Unklarheiten inzwischen beseitigt haben: „Die Morphologie ist in der hier verfolgten Konzeption weder eine besondere Komponente neben der syn- taktischen, noch eine ihrer Teilkomponenten. Sie ist vielmehr eine komplexe Betrachtungsweise bestimmter syntaktischer Teilsysteme innerhalb der Wort- komponente, die syntaktische, logisch-semantische, kommunikativ-pragmati- sche und phonologische Gegebenheiten einbezieht und deren Zusammenwirken zu erfassen sucht." (S. 133). Der Zusammenhang von Wortgruppenkomponente und Wortkomponente wird als Projektion von Wortgruppen- und Wortstruktur auf die lexikalischen Realisierungen der Wortklassen verstanden und durch Fig. 10 (S. 134) veranschaulicht.

Die „lexikalische Realisierung" wird als Operation verstanden, „die die kate- gorialen Symbole der Wortgruppen-Struktur auf der Ebene (B), die elementaren Konstituenten also, mit lexikalischen Einheiten belegt, gemäß den Bedingungen, die durch Wortklassensymbol, Satzgliedangabe und Valenzcharakteristik gege- ben werden (Ebene (A) und (B)) und gemäß der analysierten Wortstruktur der Ebene (B')." (S. 133). Die lexikalischen Einheiten werden einem Lexikon ent- nommen. Ein Lexikoneintrag enthält Angaben über ihre syntaktischen, lexika-

(14)

Grundzuge einer deutschen Grammatik 87

\ \ (Wortgruppenstruktur)

\ \

\Kind-er halt-en Frewid-schaft \

(Realisierung) lexikalische

Realisierung Sb

> / \ A

V

SbSl Flex V

/ \

st Flex

1 1 / \ \

B Pl B Präs 3.Pers Pl

\

Sb \\\\

Sbsi

B Wb (Wortstruktur)

'_"" f Erklärung der Symbole auf der Ebene der Wortstruktur:

' ·» Sbst, Vgt Substantivstamna, Verbstamm

: ·' · B Basismorphem ':tf j Flex Flexionsmorpheme

\,f · Wb Wörtbildungsmorphem

.

T-r. j lisch-sem'antischen, morphologischen und phonologischen Eigenschaften. Die '· I : G selbst geben das Lexikon und die Operation der lexikalischen Realisierung

* j nicht an. Kritisch geben die Autoren zu, daß eine Lücke in ihrer Konzeption zwischen der Wortgruppen- und Wortkomponente besteht. Es fehlen die postu-

"« lierten Projektionsregeln.

',:.:· j 3.2.4. Syntax: Grundstruktur und abgewandelte Struktur

**, Nach Testergebnissen (die Tests werden in den G selbst nicht dargestellt) ist das

**" Baumdiagramm in Fig. 8 zur Darstellung aller möglichen Grundstrukturen

(15)

iSbOl IPronJ (Subj)

PräpG) AdvGI AdjG | SbG J (AdyBni)

Satzmodalc Temporale Kausale Extensionsbest.

PräpG AdvGAdjG (Advb,,)'SbG [ Instrumentale ]

| Modale [ [Maßangaben j

SbG SbG PräpG cPG (ObjjBd) (Objdir) (Prap-Obj)

iPrapGj

\AdvGJ (Advb,) (Lokale \ l Direktionale J

JSbG | JAdjG

l PräpG J (Prädikativ) Synt. Funktionen: Subjekt (Subj), direktes/indir. Objekt (Objdiriind), Präpositionalobjekt (Präp-Obj), Advb,_m, Prädikativ

Figur 8

deutscher Sätze anzunehmen. Ich habe jeweils nur die wichtigsten Konstituenten als Realisierungsmöglichkeiten der syntaktischen Funktionen dargestellt. Jeder Satz der deutschen Sprache ist eine Abwandlung dieser Grundstruktur. Mit dem Begriffspaar Grundstruktur/abgewandelte Struktur sind weitreichende Annah- men verbunden:

„Wir gehen davon aus, daß die semantische Struktur eines Satzes direkt mit seiner syntaktischen Grundstruktur verbunden ist, genauer mit der Satzbasis (SB) der Grundstruktur: SBG." (S. 135).

„Die semantische Struktur ist nur über die syntaktische Grundstruktur

(16)

Grundzüge einer deutschen Grammatik 89 mit den abgewandelten Strukturen verbunden. Für die Erschließung der Bedeutung von Sätzen mit abgewandelter Struktur besagt dies, daß die Form derjenigen Struktur zu ermitteln ist, die mit der Bedeutung des Satzes direkt verbunden ist, eben die Grundstruktur. Damit haben wir die Tatsache erfaßt, daß es gleichbedeutende Sätze in mehreren syntaktischen Variationen gibt, und daß eine grammatisch relevante Teilmenge dieser Varianten durch reguläre syntaktische Beziehungen definiert ist, die in dem Begriff .Abwandlungsbeziehung* zusammengefaßt sind." (S. 136).

Es ist also zu fragen, wie die Bedeutung eines Satzes mit seiner Grundstruktur verbunden ist, wie die Bedeutungen abgewandelter Strukturen über die Bedeu- tungen der Grundstrukturen zu ermitteln sind.

3.3. Grundstrukturen

Die Autoren der G teilen die Hoffnung der Transformationsgrammatiker, mit der Annahme einer abstrakten Grundstruktur die Anzahl der Formationsregeln zu verringern, und zwar in größerem Umfang als die Zahl der dann notwendigen Ableitungsregeln zunimmt. Die Grundstruktur kann nicht beliebig sein, da dann die geforderte Ökonomie bei den Abwandlungen sicher nicht erreicht wür- de. Die G als eine empirische Grammatik schließen auch eine ideelle Begrün- dung der Grundstruktur aus, sie bindet diese durch empirische Tests (Substitu- tion, Permutation, Eliminierung, Intonation) an die abgewandelten Strukturen (= Oberflächenstrukturen), dem Gegenstandsbereich. Da die Syntax aber die semantische Struktur eines Satzes auf die linear geordneten Einheiten der Laut- struktur beziehen soll (s. S. 119), muß die Grundstruktur des Satzes direkt mit seiner semantischen Struktur verbunden werden (s. S. 135). Es gibt Ansätze in den G (z.B. Kap. 1.2.; Darstellung der Pronomen in Kap. 3.), die Grundstruktur in eine logische Struktur (Prädikatenlogik 1./2. Stufe) zu übersetzen, um dafür eine Semantik zu machen. Ausgeführt ist aber nirgends, wie die Syntax die Zu- ordnung von Laut- und Bedeutungsstruktur leistet. Wenn bei der Bestimmung der für die syntaktische Beschreibung günstigsten Konstituentenfolge der Grundstruktur als Kriterium genannt wird, (i) „Darstellbarkeit der syntakti- schen Zusammengehörigkeit der Konstituenten eines Satzes" und (ii) „minimale kommunikativ-pragmatische Spezialisierung, die die Anwen- dungsmöglichkeiten eines Satzes einschränkt", dann meint (i) die Verträglich- keit mit der logischen Syntax, in die die Grundstruktur übersetzbar sein muß, (ii) die maximale analytische Abstraktion der Oberfläche.

Die Grundstrukturen werden über zwei Klassen von Wortgruppen relational (syntaktische Relationen) und funktional (syntaktische Funktionen) dargestellt.

(17)

Satzglied-Typ: Wortgruppen-Typ:

nHiolrt —

Prädikativ ^ — - ^ AdjG AdvG

PräpG

PräpG

SbG SbG SbG 90 Rolf-Albert Dietrich

Klasse 1: einfunktionale Wortgruppen Klasse H: mehrfunktionale Wortgruppen

SB = Satzbasis PräpG = Präpositionalgruppe :.

PC »Prädikatsgruppe SbG = Substantivgruppe < ; ePG enge Prädikatsgruppe AdjG = Adjektivgruppe j \ P = Prädikat AdvG = Adverbgruppe ! Einfunktionale Konstituenten können einen, mehrfunktionale Konstituenten j ' mehrere Plätze in der Konstituentenstruktur einnehmen. Bei den einfunktiona- ; . len Konstituenten sind Wortgruppentyp und syntaktische Funktion einander \ eindeutig zugeordnet, deshalb wird auf eine Benennung der Funktion verzichtet. ; '

SB

Jo JPG

P

v

Figur 9: Direkte/indirekte Dominanz der einfunktionalen WG

Bei den mehrfunktionalen WG ist mit dem WG-Typ nicht die syntaktische Funktion bestimmt, sondern diese ist abhängig von dem Knoten, der die WG dominiert. Deshalb die Benennung mit Funktionsnamen, s. Fig. 10. Die mehr- funktionalen WG in den Funktionen Subjekt, Objekt, Adverbial, Prädikativ sollen den traditionellen Satzgliedern entsprechen. Attribute gehören nicht hier- her, sie werden in den G aus Sätzen abgewandelt dargestellt und deshalb in Kap. 5 behandelt.

Es kann in meinem Bericht nicht sinnvoll sein, alle Einzelheiten dieser Dar- stellung des zweiten Kapitels zu diskutieren. Ich beschränke mich deshalb auf einige grundsätzliche Punkte.

Figur 10

(18)

Grundzüge einer deutschen Grammatik 91 3.3.1. Die Definition von S durch SI und SB

SI ist neben SB eine direkte Konstituente von S. S und SI gehören nicht zur Grundstruktur, SB ist die oberste Konstituente der Grundstruktur. Die Katego- rie Satzintention (SI) ist der abstrakte, lexikalisch und phonologisch nicht selb- ständig realisierte Repräsentant der kommunikativ-pragmatischen Struktur des Satzes (S. 106/188).

SI ist keine Wortgruppe (WG). SI wird in Form einer Matrix gedacht. „Den Werten, die eingesetzt werden können, entsprechen entweder Kategorien der kommunikativ-pragmatischen Komponente (wie z.B. ,Frage') oder Hinweise auf die syntaktischen Repräsentanten von Elementen der semantischen Struktur des Satzes." (S. 106). Eine SI-Matrix wird in den G leider nicht vorgestellt.

Nehmen wir beispielsweise eine SI-Matrix mit der Kategorie 'Aussage' und eine mit der Kategorie »Frage*. Welche Kategorien gehören noch in die Matrix?

Sind es nur pragmatische?

(1) Peter holt Wasser (2) Holt Peter Wasser?

Sicher unter dem Einfluß der Sprechakttheorie nehmen die G für (1) und (2) Bedeutungsidentität an. Eine Konstituentenstrukturanalyse nach den G ergibt Grundstrukturidentität in Fig. 11.

SB

SbG(Subj) PG

SbG(Obj) ""ePG

Art—i— — —Sb — —Art Sb

Peter Wasser—i— holt

Figur 11

Die pragmatische Kategorie „Aussage" in der SI-Matrix überführt Peter Wasser holt in (1) Peter holt Wasser, dem neutralen Stellungstyp „Grundstel- lung" der Satztopologie (s. Kap. 4 der G) mit Zweitstellung des finiten Verbs.

Nach Kap. 5. der G sind die Sätze (1) und (2) eine Abwandlung der dargestellten Grundstruktur. Gehört die Abwandlung in die SI-Matrix? An einer Stelle lesen wir: „Von der Besetzung der Satzintention hängen das Auftreten bestimmter Konstituenten (z.B. bestimmter Modaladverbialien) und bestimmter morpho- logischer Kategorien (z. B. Tempus und Modus) sowie der Eintritt bestimmter syntaktischer Abwandlungen [...] ab." (S. 106). Betrachten wir (3), wofür Fig. 16 die Struktur angibt.

(19)

SB

SbG(Subj) AdvG(AdvbflImJ PG

Art Sb A<

SbG(Obj) Jv Art Sb

1 1

•^-^,

ePG V

Peter vielleicht Wasser holt

Figur 12

(3) Vielleicht holt Peter Wasser

Die SI-Matrix müßte einen Eintrag über die Gewißheit des Sprechers im Ver- hältnis zum Sachverhalt haben, auf den sich die Äußerung bezieht. Grade der Gewißheit in der SI-Matrix müßten gekoppelt sein mit der lexikalischen Reali- sierung der syntaktischen Funktion Advbm-modal. Allerdings liegt keine Ab- wandlung vor. Die Konstituenten der syntaktischen Funktion Adverbial,n zäh- len zur Grundstruktur. Betrachten wir noch kurz (2); (2) gilt als Abwandlung.

Die pragmatische Kategorie Trage' in der SI-Matrix bewirkt also den Eintritt einer syntaktischen Abwandlung mit Verbspitzenstellung. Wenn SI als syntakti- sche Konstituente keine Abwandlungsregeln enthält, mußten diese an anderer Stelle der Syntax aufgeführt sein, was sie aber nicht sind. Kap. 5. nennt aus- schließlich die Abwandlungsresultate, eingeteilt in l. Fragesätze (Abwandlung einfacher Sätze, Kap. 5., S. 768 f.) und 2. abhängige Fragesätze (Abwandlungen in zusammengesetzten Sätzen, Kap. 5., S.820f., 823f.).2

Wenn die SI-Matrix auch Hinweise auf die syntaktischen Repräsentanten von Elementen der semantischen Struktur des Satzes enthalten soll, so fragt sich wie.

Auch hierauf geben die G nur indirekt Antwort.

2 In bezug auf die abhängigen (indirekten) Fragesätze (06-Sätze), Entscheidungsfra- gen, mit H/-Wort eingeleiteten Ergänzungsfragen vertreten die G eine bemerkenswerte Position: Mit der Einbettung solcher Sätze ist in der Regel „nicht die Intention verbunden, eine Antwort hinsichtlich der Existenz oder Nichtexistenz des beschriebenen Sachverhalts bzw. hinsichtlich der Spezifizierung der durch das vv-Wort vertretenen Komponente des beschriebenen Sachverhalts zu erhalten. In dieser Beziehung ist der Terminus Tragesatz' irreführend. Die genannten abhängigen Sätze drücken vielmehr die Aussagen aus, die als Voraussetzungen in Fragen enthalten sind, und lassen unspezifiziert, was Fragen zu spezi- fizieren fordern. Insofern geht auch die Ersetzbarkeit der ob- und w-Wort-Sätze weit über den Kontext von Fragen hinaus" (S. 821). „w-Wörter sind nicht generell .Fragewörter', sondern unspezifizierte, aber kategorial geprägte Leerstellenumrisse (wer = Person, was

= Sache, wo = Ort,...), die verschiedene (kontextuell festgelegte) Interpretationen ha- ben. Sie zerfallen auf jeden Fall in zwei große Gruppen- traditionell als Interrogativa und Relativa bezeichnet" (S. 823).

(20)

93 (l) könnte nach Abschnitt 1.2 der G die Prädikat-Argument-Struktur (4) für eine semantische Interpretation haben:

(4) holen (Argument l, Argument 2)

Die geforderte, aber nicht geleistete Zuordnung könnte wie in Fig. 13 aussehen3. Solche elementaren Zuordnungen hätten in den G durchaus sinnvoll durchge- führt werden können. Verallgemeinert heißt das, allen syntaktischen Funktio- nen (in den G: Subjekt, Objekt, Adverbialem, Prädikativ) der Grundstruktur wäre die Prädikat-Argument-Struktur zuzuordnen, evtl. ergänzt durch Quanto- ren und Operatoren. Abgesehen einmal vom Syntaxtyp (mit oder ohne Annah- me einer Tiefenstruktur) wäre dann die Rekonstruktion der Syntax in der Prädi- katenlogik und der Aufbau einer Semantik mit Hilfe der naiven Mengenlehre möglich.

SB« -T^-Konstituenten-

Struktur SbG(Subj)·«- --- PG^ --- "" Synt. Funktionen

Peter

„holen((Subj),(Obj)r

„holen((Arl lgl),(Arg2)r Präd

Figur 13

Wasser

lexikalische Form für holen Übersetzung

Prädikat-Argument-Struktur (logische Syntax)

3.3.2. Die Satzbasis (SB)

Als direkte Konstituenten von SB werden obligatorisch SbG oder Pron in der syntaktischen Funktion Subjekt sowie die Prädikatsgruppe (PG), fakultativ PräpG, SbG, AdvG, AdjG in der Funktion Adverbial,,, und, als Negationskon- j stituente, Neg angenommen, wie es Fig. 14 zeigt.

iSbGl(Subj)

\ Pron J

\.y\ Figur 14

3 Darstellung nach der Lexical Functional Grammar (LFG).

(21)

SB SbG(Subj)

Maria1 (Arg)

m1

PG1

schlaft Prädikat

S1

Konstituenten- Syntax

log. Syntax Regei: S (m) ist ein elementarer Satz

Semantik [[m]] « die Bedeutung von m, Maria

[[S]] = die Menge aller lebenden Personen, die schlafen

Wenn S ein einstelliges Prädikat und m ein Argument ist, dann ist S (m) wahr, wenn [[m]] € [[S]].

Figur 15

Den obligatorischen Konstituenten der SB ordne ich eine logische Form und eine Semantik zu, um die fakultativen Konstituenten in der Funktion Advbm

(Satzadverbiale) und die Negation besser diskutieren zu können (s. Fig. 15).

Die PG enthält den Valenzträger V. SbG im Nominativ wird als valenznot- wendig, Person/Numerus des finiten Verbs bestimmend, definiert. Syntaktische Einzelheiten und die Funktionen der SbG werden im zweiten Teil des Kap. 2 der G bei der Darstellung der mehrfunktionalen Wortgruppen behandelt. Wie sieht nun die· Syntax/Semantik der fakultativen Konstituenten von SB aus? Die An- ordnung dieser Konstituenten in der Konstituentenstruktur wird durch Beto- nungs- und Permutationseigenschaften syntaktisch, hauptsächlich aber seman- tisch begründet. Bei den syntaktischen Kategorien in der syntaktischen Funk- tion Advbm spielt auch die selektive Unbeschränktheit gegenüber verbalen Sub- klassen eine Rolle.

3.3.1. Konstituenten in der Funktion Advbm

Die Testergebnisse, die die Konstituenten in der Funktion Advb,n vor der Nega- tion ausweisen sollen, halte ich für ausreichend begründet, die semantische Be- gründung jedoch für verwirrend, wenngleich in einigen Punkten auch für sehr fruchtbar. Bevor ich auf die syntaktischen Kategorien in der Funktion Advbm

eingehe, einige grundsätzliche Erläuterungen zur Darstellung der Adverbien und Adverbialen in den G. Mit dem, was mit der syntaktischen Kategorie Ad- verb (Adv) und der syntaktischen Funktion Adverbial (Advb) gemeint ist, gibt es bis heute in der Forschung große Schwierigkeiten. In bezug auf die Wortklasse Adv gibt es das Problem der Abgrenzung gegenüber anderen Wortklassen. Bei

(22)

Grundzüge einer deutschen Grammatik 95 der syntaktischen Funktion Advb gibt es Schwierigkeiten mit der Subklassifizie- rung und der Darstellung in der logischen Syntax (Prädikat 2. Stufe, Funktor, Operator?). Die G machen aus der Not eine Tugend, sie definieren Adverbial als Restklasse:

Advb = Def ein Satzglied, das weder Subjekt, noch Objekt, noch Prädikativ ist, ist ein Adverbial.

Die Verteilung der Advb in der Konstituentenstruktur erfolgt auf drei Plätze:

Advb, _ m. Kriterien für die Verteilung sind: (A) „unterschiedliche Akzenteigen- schaften, unterschiedliche Permutationsmöglichkeiten", (B) „unterschiedlich enge Zusammengehörigkeit der Adverbiale zum Verb, und, damit verbunden, valenznotwendige gegenüber nicht-valenznotwendiger Verbergänzung, Bezug der Adverbiale auf unterschiedlich umfangreiche Satzabschnitte" (S. 373).

Die drei Adverbial-Klassen werden so charakterisiert: (S. 374) l Advb,:

:.t; j Advb„, m: }-.-.. Advb,,:

.l...

jMr Advb,,,:

eng zum Verb gehöriges valenznotwendiges Satzglied; modifiziert das Prädikat (P);

weniger eng zum Verb gehörige, nicht-valenznotwendige Satzglie- der, mit der zusätzlichen Differenzierung:

valenzmöglich, d.h. selektiv auf bestimmte Verbklassen be- schränkt; modifiziert die engere Prädikatsgruppe (ePG);

valenzunabhängig, d. h. im Prinzip von keiner Verbklasse ausge- schlossen; modifiziert den ganzen Satz.

:IU:Y. | Kriterium (B) führt bei den Advb, und Advb,, zu einer unterschiedlichen Vertei- ,,,£;. I lung der Subklassen in der Konstituentenstruktur:

• j Klasse.!

j Advb, 1 Advbn ..

?| Advbn,

• i

(A) Direktional

Lokal, Instrumental, Modal

Kausal, Temporal

(B)

Direktional, Lokal, Modal Lokal, Instrumental, Modal Kausal, Temporal

Modalwörter

Diese unterschiedliche Verteilung ist in Kap. 2 nicht ausdiskutiert worden, die Lokaladverbiale z.B. erscheinen einmal (nach den Stellungsproben) in Advb,, und Advb,, ein andermal (nach semantischen Kriterien, Zusammenfassung aller Raum- und Richtungsangaben) nur in Advb,. Letztlich ist die Einteilung wohl so: Advb, (Lokale, Direktionale), Advb,, (Modale, Instrumentale), Advb,,,

(23)

(Satzmodalc, Temporale, Kausale). Dieses Ergebnis ist nicht ausschließlich syn- taktisch, sondern wesentlich auch semantisch begründet. Wo mit der syntakti- schen Valenz argumentiert wird, ist die Grenze zur semantischen Valenz häufig unklar. Bei den Kategorien der Funktion Advb,,, und bei denen von Advb, werde ich auf dieses Problem eingehen.

Die Funktion Adverbialm hat die Subklassen Temporal- (mit den Subklassen:

eigentlich temporale, Frequenzbestimmungen, Durationsbestimmungen. Ähn- lich wie die Durationsbestimmungen verhalten sich die Extensionsbestimmun- gen. Die G vermuten eine einheitliche Gruppe der Extensionsbestimmungen mit einer spatialen und temporalen Untergruppe (S. 216)), Kausal- (mit den Sub- klassen: eigentlich kausale, konditionale, konsekutive, finale, konzessive Adver- biale), Satz(modal)-Adverbiale. Die syntaktische Funktion Adverbial,n wird durch die syntaktischen Kategorien Präpositionalgruppe (PräpG) (Hauptkate- gorie), Adverbgruppe (AdvG), Adjektivgruppe (AdjG), Substantivgruppe (SbG) realisiert und deshalb nach dem Gliederungsprinzip der G bei der Haupt- kategorie PräpG behandelt. Adverbiale des Typs Advb,,, beziehen sich nicht wie andere Adverbiale (vgl. Advb,, unter dem Knoten PG und Advb, unter dem Knoten ePG) auf Verben, sondern auf den Satz, genau: auf die Satzbasis (den syntaktischen Ausdruck von Sachverhaltsbeschreibungen) (S. 403). Falls dieses eine syntaktische Argumentation sein soll, was nicht deutlich ist, kann wohl nur die Valenzunabhängigkeit gemeint sein. Sinnvoller als die Darstellung unter dem Knoten SB, wie sie die G wählen, scheint mir die in Fig. 16 zu sein. Durch Advbm

wird aus SB nun SB'. Die Zuordnung der syntaktischen Funktionen zu einer logischen Syntax (Argument-Prädikat-Struktur) würde dann (bei einstelligem V) so aussehen wie dies Fig. 17 zeigt. Genauso wären die anderen Subklassen von Advb,,, darzustellen.

Satzmodale Adverbialbestimmungen (realisiert durch die syntaktischen Ka- tegorien Präpositionalgruppe, Adverbgruppe, Adjektivgruppe) bezeichnen den G zufolge eine Einschätzung des im Satz beschriebenen Sachverhalts durch den Sprecher in zweifacher Hinsicht:

(a) Die Einschätzung betrifft die Wünsche oder Interessen des Sprechers.

(b) Die Einschätzung betrifft den Grad der Geltung des im Satz behaupteten Sachverhalts.

SB' -

Figur 16

AdvG(Advb,„)

Adv leider

SB

/ ~~~~— - SbG(Subj) Sb Paul

""""" PG V schläft

i -r

(24)

Grundzüge einer deutschen Grammatik 97

Subj leider (schläft (Paul))

((Prädikat) (Arg)) Prädikat2

Figur 17: leider ist Prädikat 2. Stufe mit einem Satz als Argument.

Beispiele:

a) Der Brief ist leider/bedauerlicherweise/zum Glück/glücklicherweise nicht abgeschickt worden.

b) Der Brief kommt vielleicht/sicher/möglicherweise/mit großer Wahr- scheinlichkeit morgen an.

Wie diese „Einschätzungen" in der Semantik dargestellt werden sollen, wird nicht erläutert. Auch die temporalen und kausalen Adverbiale werden nicht semantisch dargestellt. Dabei lagen bei Abschluß der G-Redaktion 1976 durch- aus Konzeptionen vor, die Kategorien der Funktion Advb,,, und der Advb über- haupt z.B. als Funktoren einzuführen, die in Anwendung auf Prädikate, auf Sätze, auf Kategorien der Funktion Advb wiederum Prädikate, Sätze, Katego- rien der genannten Art erzeugen.4

Bei den Temporaladverbialen ist ein besonderes Problem auffallig:

Nehmen wir einmal an, das Wort jetzt der syntaktischen Kategorie Adverb (Adv) in der syntaktischen Funktion Advbm_tcmp sei ein Satzprädikat zum Satz Paul schläft. Wie ist sein Verhältnis zum Prädikat schläft und zu der in ihm geäußerten Zeit? Es ist offensichtlich, daß schläft komplex ist. Jede Morphem- analyse wird ein Tempusmorphem mit der Bedeutung [Präsens] annehmen.4

Der Kategorie Tempusmorphem ist ein Platz in der Konstituentenstruktur und in der Prädikat-Argument-Struktur zuzuweisen. Es liegen somit zwei Zeitkon- stituenten unterschiedlicher Kategorie und Funktion (Ebene Syntax:

Adv/Advbm und Tempusmorphem) und zwei Zeitprädikate (Ebene logische Syntax) vor.

(jetzt) ((Tempusmorphem) (schlaf-))

Prädt Präd, Präd

4 Zur Adverbiallogik: Reichenbach (1947), Kamp (1971), Blau (1971/72), Thomason/Stalnacker(1973). Es handelt sich um Arbeiten, die vor dem Redaktionsschluß der G erschienen sind.

(25)

In den G wird keine Darstellung gegeben. Auf Arbeiten zur Modallogik, Zeitlo- !\ gik wird nicht zurückgegriffen (zur Zeitlogik: Prior 1957, Prior 1968, ' Reschcr/Urquhart 1971, Kamp 1971). Dennoch entwickeln die G eine durchaus interessante Perspektive. Sie fassen die Satzadverbiale als „Charakterisierung eines Sachverhalts in seiner Gesamtheit auf'. In bezug auf „Sachverhalts-Modi- . fizierungcn" durch Modalwörter heißt es: „sie betreffen (logische) Prädikate ! zum beschriebenen Sachverhalt (als Argument) [...]" (S. 816). Das ist ungenau, j aber gemeint ist ja wohl: Wir fassen den Satz als Sachverhalts-Abbild auf. Auf · der Ebene der logischen Syntax (Prädikat-Argument-Struktur) stellen wir die Satzadverbiale als Prädikate mit dem Satz als Argument dar: j

Prädikat2 (Prädikat1 (Arglf Arga))^ l

So ist „Charakterisierung" bzw. „Modifizierung*4 eines Sachverhalts zu verste- hen. Das Ergebnis

Prädikat2 (Satz)

ist selbst wiederum ein Satz und damit im Sinn der Ontologie der G ein Sachver- halts-Abbild. Damit liegen im Sinne der G komplexe Sätze vor. Modale Satzad- verbiale können dann nicht zur Gruhdstruktur gehören, wie es in den G darge- stellt wird. Vielmehr liegt der bereits genannte Fall vor, daß ein Modaladverbial aus einem Satz wiederum einen Satz macht. In bezug auf Temporal- und Kausal- adverbiale heißt es in G, wieder etwas ungenau: „Durch temporale und kausale Relationen werden Sachverhalte aufeinander bezogen." „Die primäre syntakti- sche Rcalisierungsform von Sachverhaltsbeschreibungen sind Sätze. Diese erst \ können in verschiedenen Abwandlungen modifiziert werden, in unserem Fall (

substantiviert und/oder reduziert zu Präpositionalgruppen oder Substantiv- j gruppen. Dies erklärt, warum temporale und kausale Adverbiale in der Grund- struktur Gliedsätze sind." (S. 403). Die Temporal-/Kausaladverbiale wären also ganz anders zu beschreiben-als die Modaladverbiale. Nicht als Prädikate, die Sätze als Argument nehmen, sondern als Abwandlungsresultate von Sätzen.

Damit fallen sie, wie z. B. auch die Attribute, als Reduktionen von Sätzen ganz aus der Grundstruktur heraus. Es wären Transformationen (Abwandlungen) von temporalen/kausalen Sätzen bis zur Einbettung der Konstituenten PräpG, AdvG, AdjG, SbG in der Funktion Temporal-/Kausaladverbial in die Grund- struktur anzugeben. In der Grundstruktur wären Platzhalter vorzusehen. Die G konnten sich zu einer Herausnahme der temporalen und kausalen Adverbiale aus der Grundstruktur nicht entschließen. Sie verweisen aber nachdrücklich auf eine weitgehende Parallelität zwischen den Konjunktionen (Konj), die adverbia- le Nebensätze einleiten, und den Präpositionen (Präp), die in temporalen und kausalen adverbialen Präpositionalgruppen (PräpG) vorkommen. :

(26)

Grundzüge einer deutschen Grammatik 99 3.3.2. Die Konstituentenegation (Neg)

Die Negation macht den Syntaktikern Schwierigkeiten, da sowohl bei der lexikalischen/morphologischen Realisierung als auch beim Bezugsbereich Un- terschiede zu beobachten sind. Die Realisierung der Konstituente Neg ist mög- lich über die Wortklasse Adverb mit nicht, nie, niemals, nirgends, durch die Wort- klasse Artikel mit kein, als Präfix wie M/t-, ver-, miß- und als Satzwort nein. Die G vereinfachen diese Mannigfaltigkeit dadurch, daß sie nicht als Teil anderer Kon- stituenten sehen: nicht gern =· ungern, nicht jemand = niemand, nicht ein = kein, nicht achten =· mißachten, nicht irgendwo — nirgendwo = nirgends. Für die Negation wird die Konstituente Neg eingeführt, mit nicht besetzt und die Anord- nung in der Grundstruktur in bezug auf die Kategorien in der Funktion 'Advbn,', 'Subjekt' und der Trädikatsgruppe' (PG) getestet. Das Ergebnis ist uneinheitlich. Die kausalen Adverbiale stehen vor, die anderen der Funktion Advbm nach Neg. Die Entscheidung: Neg steht unmittelbar vor der PG. Diese Entscheidung ist syntaktisch wenig überzeugend, eher doch willkürlich, wie die Verfasser selbst einräumen (S. 224) und semantisch gar nicht diskutiert. Die Konstituente Neg wird auch nirgends definiert. Es wird nur behauptet, diese Konstituente sei kein Satzglied. Im Aufbau der Grundstruktur der G aus ein- und mehrfunktionalen Wortgruppen ist Neg ein Fremdkörper. Die Konstituen- te fehlt in der tabellarischen Aufzählung am Anfang von Kap. 2. Der Vorschlag, Neg als Paradigmenkategorie für alle Negationen zu nehmen, liegt nahe (Lieb 1983; Eisenberg 1986). Nicht könnte, unbeschadet seiner Zugehörigkeit zur syn- taktischen Kategorie Adv, unter die Kategorie Neg fallen.

Wenn ich die These vertrete, daß nur Sätze negiert werden können, dann macht Neg aus jedem Satz einen neuen Satz, mit veränderter Bedeutung. Im Sinne der G liegen also Abwandlungen vor und die Konstituente Neg muß heraus aus der Grundstruktur. Analog zur logischen Syntax wäre Neg zusam- men mit den Satzverknüpfungen zu behandeln. Semantisch leistete die Neg ei- nen Wahrheitswertwechsel. Wenn „p" wahr ist, dann ist „nicht p*' falsch, wenn

„nicht p" wahr ist, dann ist „p" falsch.

Wenn man die Adverbiale der Subklasse III und die Negation nach meiner Begründung aus der Grundstruktur der G herausnimmt, bleiben nur SbG und PG unmittelbare Konstituenten von SB. Zu diskutieren ist, ob eine Kategorie

„Adsentential" sinnvoll ist, die - wie in Fig. 18 - sowohl mit Neg als auch den Kategorien von Advbm zu besetzen wäre. Für die logische Syntax gibt es Dar- stellungen, die Satzadverbiale als Funktoren oder Operatoren auffassen, ähn- lich eingeführt wie die Modaloperatoren in den Modallogiken. Für die G wäre der Zusammenhang der Konstituenten SI und Ads zu diskutieren.

Figur 18

(27)

3.3.3. Die Prädikatsgruppe (PG)

Die G entscheiden sich fur cine Verbcndstellung in der Grundstruktur. Syntakti- sche Tests und Valenzbcsl immun gen fuhren in den G zu folgender Konstituen- tenstruktur der Prädikatsgruppe: Die PG enthält notwendig den Valenzträger V, der die Anwesenheit der mehrfunktionalen Konstituenten regelt. Alle anderen Konstituenten von PG sind fakultativ, teils valenzmöglich, teils valenznotwen- dig. Die PG enthält keine valenzfreien Konstituenten.

Die G nehmen eine Aufteilung der PG-Konstituenten in zwei Gruppen vor:

1. „SbG und PräpG (Advbn, Objekte), die untereinander und zum Teil (bei Vorerwähnung) auch mit den Kategorien von Advb,,, den Platz wechseln können.**

2. „Substantivische, adjektivische und präpositionale Konstituenten, die stets auf die unter 1. genannten folgen und weder mit diesen noch mit Advbn, den Platz wechseln." (S. 229).

Die Konstituenten der 1. Gruppe werden als direkte fakultative Konstituenten von PG betrachtet; die Konstituenten der 2. Gruppe werden als indirekte Konsti- tuenten von PG und als „direkte Bestandteile einer verbhaltigen, obligatorischen Konstituente von PG", der ePG (enge Prädikatsgruppe) aufgefaßt.

Ich kann die einzelnen Konstituenten von PG, wie sie die G beschreiben, hier nicht ausführlich diskutieren. Der Leser möchte bitte beachten, daß die fakulta- tiven Konstituenten von PG durch mehrfunktionale Wortgruppen realisiert werden und der 2. Teil von Kap. 2 diesen gewidmet ist. Der Leser erfahrt z. B. bei der Diskussion von PG, daß über die von PG dominierten SbG die syntaktische Funktion Objekt* hergestellt wird, in Abhängigkeit von der Verbvalenz, aus- führlich wird der Leser aber erst über die syntaktische Funktion Objekt' unter- richtet bei der Darstellung der mehrfunktionalen Wortgruppe SbG und ihrer syntaktischen Funktionen. Da die syntaktische Funktion Objekt' valenzabhän- gig ist, muß der Leser sogar bis ins 3. Kap. (Wortklassen und Wortstrukturen) lesen, wo die Konstituente V beschrieben wird, da V ja keine Wortgruppe ist und deshalb nicht ins 2. Kap. gehört, das den Wortgruppen gewidmet ist. In dieser Darstellung liegt ein Vor- und ein Nachteil der G zugleich: Der Vorteil liegt darin, daß über exemplarische syntaktische Tests und Angabe der nicht-syntak- tischen Annahmen (seraantische, pragmatische Gründe), rasch die gewünschte Grundstruktur erreicht wird, in die dann die Fülle der Details gepackt werden kann, wobei es gelegentlich Widersprüche gibt; so z.B. bei der Darstellung der Lokaladverbiale als Advb, und Advb,, in den Abschnitten 2.2.2/2.2.3 und 2.3.2.2 in dem die Präpositionalgruppe diskutiert wird und wo die Lokaladverbiale ausschließlich der Subklasse Advb, zugeordnet werden. Der Nachteil besteht darin, daß die herausragende Rolle der Konstituente V in der in Kap. 2 vorge- stellten Konstituentenstruktur nicht deutlich wird.

(28)

Grundzüge einer deutschen Grammatik 101 Die Ausführungen in den G zur Verbvalenz betonen eine lexikalistische Posi- tion: Das Lexikon bestimmt die Verbsyntax. Diese läßt sich z. B. durch die Verb- Subkategorisierung charakterisieren. Ich habe schon darauf verwiesen, daß die G Verbendstellung in der Grundstruktur annehmen. Bei der Begründung treten Mängel auf, gemessen an den Ansprüchen von Kap. 1. und dem Diskussions- stand Syntax/Semantik bei Redaktionsschluß, einmal abgesehen von der For- schungsentwicklung.

Ich möchte jetzt auf zwei Fragen eingehen, die im Zusammenhang der Verbsyntax/Semantik wichtig sind: Wie läßt sich die in Kap. 1. entwickelte Se- mantik der G auf die Grundstruktur, besonders die PG beziehen? Sind die syn- taktischen Kategorien der Funktionen 'Advbn' und *Advb,' Argumente, Prädi- kate oder weder Argumente noch Prädikate?

3.3.3.1. Argumente

Der Grundstruktur von (5) könnte die Argument-Prädikat-Struktur in Fig. 19 zugeordnet werden.

(l')

Art Sb 0 Peter

„holen ((SubJ), (Obj.),

„Präd. <Arg!, Arg2, Art

0

<p*pr

Arg3>"

Sb1

Frank

Art einen

Sb Apfel

Vl holt

Figur 19

(5) Peter holt Frank einen Apfel.

Die Prädikate sind ein- und mehrstellig, wobei in den natürlichen Sprachen selten mehr als vier Stellen besetzt sind. (6) gibt Beispiele mit der syntaktischen Funktion 'Prädikativ* und den syntaktischen Kategorien SbG, AdjG, PräpG, Fig. 20 die entsprechenden Argument-Prädikat-Strukturen.

(6) (a) Peter ist ein Mensch.

(b) Peter ist groß.

(c) Peter ist auf dem Hof.

(29)

(a) Afen*cA(Subj) (b) groß(Subj) (c) auf dem //o/(Subj) Prädikat(Arg) Prädikat(Arg) Prädikat (Arg) Figur 20

Die Prädikate sind einstellig. Die Zuordnungsvorschrift Prädikat-Argument er- setzt in der Prädikat-Argument-Struktur die Kopula 'sein' der Grundstruktur.

Die lexikalische Form entscheidet bereits über Valenz, Rektion, d. h. über alle j morphosyntaktischen Beziehungen der Grundstruktur. Nun ist mit der Prädi- i kat-Argument-Stniktur keineswegs die Ebene der Semantik erreicht. Für die G l sind die Elemente der Kategorien V, AdjG, AdvG, SbG, PräpG nicht semanti- : i sehe Prädikate, sondern Kombinationen von diesen: „Die seraantischen Prädi- j kate bilden jeweils einzelne Eigenschaften oder einzelne Beziehungen von Gegen- l · ständen ab, nicht aber Kombinationen von solchen Eigenschaften oder Bezie- i · hungen. Dies unterscheidet sie von den Begriffen, die im allgemeinen solche ! Kombinationen von Eigenschaften oder Beziehungen widerspiegeln. Die se- l mantischen Prädikate entsprechen daher den einzelnen Merkmalen von Begrif- fen." (S. 75). Das ist etwas übertrieben ausgedrückt, denn nicht jedes V, Adj, Sb !

usw. als Komplex semantischer Prädikate, die über Argumente Eigenschaf- ten/Beziehungen von Gegenständen abbilden, ist ein Begriff. Der Begriff 'Be- | griff ist doch wohl nur bei definitorischer Festlegung der Merkmalmenge zu l verwenden, und die ist bei natürlichen Sprachen selten. ,

Nehmen wir an, Mensch sei als Begriff über n Merkmale definiert, dann erhal- ten wir nach der Semantik der G bei einem Argument n Propositionen (Fig. 21).

Den Sachverhalts-Abbildern, den „Sätzen" der Syntax, sollen in der Semantik

„Propositionen" entsprechen. Die Anzahl der Propositionen, die einem Satz <

zugeordnet werden, hängt dabei von der Merkmalmenge ab, die für das (natür- j lich-sprachliche) Prädikat angenommen wird. Mit der referenziellen Festlegung j der Argumente und der Auswahl der Merkmale eines Prädikats soll Subjektivität/Objektivität bei der Bedeutung eines Satzes erreicht werden. Re- sultat: Die G ordnen ihren Grundstrukturen keine Argument-Prädikat-Struktu- ren zu, obgleich dies nach Kap. 2 und Kap. l möglich wäre (eine Ausnahme macht zum Teil die Darstellung der Artikel/Pronomen in Kap. 3; Erweiterung der Prädikat-Argument-Struktur um Quantoren/Operatoren). Die Grund- strukturen der G wären in logische Strukturen zu übersetzen als Voraussetzung überhaupt zum Aufbau einer Semantik.

Mensch Argument ·

Merkmal n Figur 21

Proposition l Proposition 2 Proposition n

Abbildung

Figur 6: Die PräpG ist die am meisten vertretene Konstituente. Daneben kom- kom-men AdjG, AdvG und SbG vor.
Figur 9: Direkte/indirekte Dominanz der einfunktionalen WG

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