Schwierige Gespräche führen
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München
Vorüberlegungen:
Ein Gespräch ist oder wird dann schwierig, wenn es für mindestens einen der beteiligten Gesprächspartner eine herausfordernde Situation darstellt, z. B. weil Kritik geübt wird, unterschiedliche Auffassungen über einen Sachverhalt bestehen oder Emotionen im Spiel sind. Ist die Fachbetreuerin bzw. der Fachbetreuer Initiator/in des Gesprächs, gehört es zu ihrer bzw. seiner Führungsaufgabe, dieses so zu steuern, dass es lösungsorientiert verläuft.
Sie bzw. er wird sich vorab Gedanken über etwaige Reaktionen, Resultate und Auswirkungen machen. Treten Schwierigkeiten auf, liegen die Ursachen oftmals in früheren Erfahrungen, Prägungen und Überzeugungen der Gesprächspartner sowie in zwischenmenschlichen Ereignissen, die auf verschiedenen Kommunikationsebenen und oft unbewusst ablaufen.
Schwierige Gespräche können auf beiden Seiten leicht Gefühle wie Scham, Angst oder Wut erzeugen. Zudem kann sich – auch wenn die Fachbetreuerin bzw. der Fachbetreuer nicht Vorgesetzte/r ist – schnell eine in die Situation hineinprojizierte Hierarchie aufbauen, die für den konstruktiven Verlauf des Gesprächs hinderlich ist.
Die Beziehungsebene sowie der Umgang mit Gefühlen und die psychischen Voraussetzungen der Gesprächssituation spielen somit eine entscheidende Rolle für den Gesprächsverlauf. Die Fachbetreuerin bzw. der Fachbetreuer sollte sich dabei bewusst sein, dass sie bzw. er keinesfalls allein verantwortlich für das Gelingen des Gesprächs ist. Sie bzw. er kann zwar den Prozess steuern, darüber, wie die Kommunikation vom Gesprächspartner aufgenommen wird, entscheidet jedoch der Gesprächspartner.
Tipps für schwierige Gespräche:
1. das Gespräch zeitnah führen
Schwierige Gespräche sollten nicht hinausgezögert werden, auch wenn man eine unangenehme Reaktion oder eine Beziehungsverschlechterung befürchtet. Je früher die Kollegin bzw. der Kollege weiß, dass sie bzw. er etwas ändern muss, desto eher hat sie bzw.
er die Möglichkeit dazu. Außerdem ist dadurch der eigenen Entlastung gedient, denn durch das Hinausschieben des Gesprächs erhöht sich der innere Widerstand und es entsteht Stress.
2. die notwendigen Vorbereitungen treffen
schriftlich festhalten, worum es geht und warum das Gespräch notwendig ist,
ein Ziel definieren, das mit dem Gespräch erreicht werden soll, und dieses – positiv formuliert – aufschreiben,
sich vorab überlegen, in welcher Form man selbst als Mitglied der Fachschaft Kritik akzeptieren würde,
reflektieren, warum die bzw. der andere sich so verhalten hat,
darüber nachdenken, welche Unterstützung und Hilfestellung angeboten werden können.
3. günstige Rahmenbedingungen schaffen
die Kollegin oder den Kollegen vorab kurz über den Anlass des Gesprächs informieren, so dass sie bzw. er die Möglichkeit hat, sich darauf vorzubereiten,
in Absprache mit der Fachkollegin bzw. dem Fachkollegen einen Termin vereinbaren, an dem möglichst keiner der Gesprächspartner unter Druck steht,
genügend Zeit veranschlagen und einen Zeitrahmen festlegen; das Gespräch sollte nicht
„zwischen Tür und Angel“, z. B. in der Pause oder im Stundenwechsel stattfinden,
das Gespräch an einem Ort führen, der die Konzentration auf ein vertrauliches und offenes Gespräch in ungestörter Atmosphäre ermöglicht; vor anderen geäußerte Kritik wird als besonders negativ empfunden,
nach Möglichkeit eine konfrontative Sitzordnung vermeiden.
4. eine hilfreiche innere Haltung einnehmen
dem anderen respektvoll gegenübertreten,
sich darum bemühen, ihn und seinen Standpunkt zu verstehen, z. B. durch aktives Zuhören,
zwischen der Person und dem konkreten Verhalten unterscheiden (Beziehungs- und Sachebene trennen) und deutlich machen, dass man den anderen trotz unterschiedlicher Auffassungen wertschätzt,
die Schwierigkeiten, Bemühungen und Fähigkeiten des Gegenübers, das aktuelle Problem zu lösen, anerkennen und ernst nehmen,
lösungsorientiert kommunizieren,
die eigenen Emotionen kontrollieren,
sich bewusst sein, dass sich die innere Einstellung in der Sprache, aber auch in der nonverbalen Kommunikation, somit in Stimme, Mimik, Gestik und Körperhaltung widerspiegelt,
die eigene Rolle und Verantwortung realistisch wahrnehmen, indem man sich bewusst macht, dass man für das Gelingen des Gesprächs nicht allein verantwortlich ist.
5. konkrete Vereinbarungen treffen
erforderliche Veränderungen deutlich machen und konkret formulieren,
den Blick nach vorn richten und eine positive weitere Zusammenarbeit signalisieren,
Ergebnisse dokumentieren
6. Nachbereitung
nach einer gewissen Zeit überprüfen, ob Vereinbarungen eingehalten bzw. umgesetzt werden,
das Gespräch mit der Schulleitung suchen, wenn die Kollegin bzw. der Kollege dauerhaft uneinsichtig ist und nichts an ihrem bzw. seinem Verhalten ändert.
Quellen und weiterführende Links:
Konfliktgespräche führen:
http://gewaltpraevention.tsn.at/sites/gewaltpraevention.tsn.at/files/documents/elternge- spraeche.pdf (Stand 10.04.16)
Feedback geben und annehmen (Selbstlernkurs):
http://www.alp.dillingen.de/lehrgaenge/suche/lg_lehrgang.php?Lg_ID=24547