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UN-BASIS-INFORMATIONEN 48

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Klimaschutz und

die Vereinten Nationen

Zwei ist die wichtigste Zahl der internationalen Klimaforschung und Klimadebatte. Wenn die globalen Durchschnittstemperaturen um mehr als zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit steigen, sind unumkehrbare Prozesse des Klimawandels zu erwarten. Angesichts der Befürchtungen, dass die globale Erwärmung am Ende dieses Jahrhunderts vier Grad oder mehr erreichen könnte, bemühen sich die Vereinten Nationen intensiv um eine wirkungsvolle internationale Klimapolitik. Das wichtigste Instrument dabei sind internationale Vereinbarungen zum Klimaschutz, über die bei den UN-Klimakonferenzen verhandelt wird. Die zweite Säule des Klimaengagements ist die Beratung und Unterstützung der Mitgliedstaaten bei Maßnahmen zur Begrenzung klimaschädlicher Emissionen und bei Anpassungsmaßnahmen an unabwendbare Folgen des Klimawandels.

Zahlreiche Studien aus aller Welt bele- gen eindrucksvoll und erschreckend: Der globale Klimawandel hat bereits einge- setzt, und er zeigt sich gerade in den Ent- wicklungsländern mit teils verheeren- der Wirkung, also dort, wo die Menschen am wenigsten zu den klimaschädlichen

Emissionen beigetragen haben. In ver- schiedenen Regionen Afrikas nehmen die durchschnittlichen Niederschläge ab, die Regenzeiten sind unvorhersehbarer ge- worden, und wenn es regnet, geschieht dies häufiger so heftig, dass der fruchtbare Boden weggeschwemmt wird.

In Lateinamerika bereitet den Menschen Sorge, dass die Gletscher der Anden rasch schmelzen, die bisher eine unverzichtbare Bedeutung für eine regelmäßige Versor- gung von Flüssen, Pflanzen und Menschen mit ausreichend Wasser haben. Ähnliche Sorgen bestehen in den Regionen Asiens, deren Flüsse vom Gletscherwasser des Himalaja gespeist werden.

Die tief gelegenen asiatischen Küstenstaa- ten wie Bangladesch erleben bereits, wie die Meeresspiegel steigen und gleichzeitig die Zahl und Heftigkeit von Taifunen und anderen Stürmen zunehmen. Ähnliche Er- fahrungen machen auch die kleinen Insel- staaten im Südpazifik und in der Karibik.

Die weltweite Landwirtschaft trägt einer- seits erheblich zu den klimaschädlichen Emissionen bei; andererseits ist sie stark von den Folgen des Klimawandels wie Hit- zewellen, lange Dürrezeiten und Flutka- tastrophen betroffen. Der von der Ernäh- rungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO befürchtete Rückgang der globalen Ernteerträge wird vor allem jene Menschen treffen, die schon heute unter Hunger leiden oder die einen immer höheren Anteil ihrer kargen Ein- künfte aufwenden müssen, um Nahrungs- mittel zu kaufen.

Inhalt

Die ersten UN-Klimakonferenzen 3 Die Weltklimakonferenz

2009 in Genf 6 Schwerer Rückschlag –

die UN-Klimakonferenz 2009

in Kopenhagen 6 Kleine Fortschritte –

die UN-Klimakonferenz 2010

in Cancún 7 Historischer Meilenstein? –

die UN-Klimakonferenz 2011

in Durban 8 Einigung in Details –

die UN-Klimakonferenz 2012

in Doha 8 UN-Klimapolitik –

mühsam, aber unverzichtbar 8 Das Klimaengagement

der Vereinten Nationen 10 UN-Sonderberichterstatter

im Klimabereich 16

ISSN 1614-5453

Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e V

Zimmerstraße 26/27 | D-10969 Berlin | www.dgvn.de

UN-BASIS-INFORMATIONEN 48

Ein heftiger Monsun löste im Juli 2011 eine Flutkatastrophe in Bangladesch aus, eine von vielen Folgen des globalen Klimawandels. Foto: IRIN/Ahmed Orko Nur

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Der globale Klimawandel hat längst auch die westlichen Industrieländer, die Haupt- verursacher der klimaschädlichen Emis- sionen, erreicht. So ist zum Beispiel eine Expertenkommission des Schweizer Nati- onalrates zum Ergebnis gekommen, dass die Gletscherfläche des Landes bis 2050 um drei Viertel abnehmen und bis zum Ende des Jahrhunderts ganz verschwun- den sein wird.

Die Dürrekatastrophe in den USA im Sommer 2012 war selbst für viele Ameri- kaner eine Warnung, die bisher den Kli- mawandel und seine Folgen ignoriert oder abgestritten hatten. Nicht jede Naturka- tastrophe ist ein Beweis für den Klima- wandel, aber die Häufung solcher Kata- strophen stellt eine eindeutige Warnung dar. Dass nach Berechnungen der Weltor- ganisation für Meteorologie die weltwei- te Durchschnittstemperatur im Jahr 2012 um 0,45 Grad Celsius über dem Mittel

von 1961 bis 1990 lag, ist ein weiteres An- zeichen für die Dramatik des einsetzenden Klimawandels.

Problematisch ist die exzessive Nutzung fossiler Energiequellen in fast allen Län- dern der Welt. War vor einigen Jahren noch die Hauptbefürchtung, dass die welt- weiten Vorräte an Öl, Gas und Kohle bald zur Neige gehen würden, so werden in- zwischen die Warnungen ernster genom- men, dass die bekannten Vorräte nur noch zum kleineren Teil genutzt werden dürfen, will man unumkehrbare Klimaverände- rungen vermeiden.

Die allermeisten Klimaforscher auf der Welt befürchten, dass die „Kippelemen- te des Weltklimas“ bald wirksam werden, also unumkehrbare Prozesse der globalen Klimaänderung einsetzen. Darüberhinaus haben Wissenschaftler der University of Reading (Großbritannien) errechnet, dass sich eine konsequente Klimapolitik auch finanziell auszahlt. Wenn es gelingt, den globalen Temperaturanstieg auf zwei statt

Klimarahmenkonvention UNFCCC

Die im Jahr 1992 in Rio de Janeiro ver- abschiedete Klimarahmenkonvention (UNFCCC) trat 1994 in Kraft. Der Kon- vention sind mittlerweile 195 Staaten beigetreten, die sich damit auf das Ziel verpflichtet haben, eine Minderung der menschlichen Einflüsse auf das Klima, eine Verlangsamung der globalen Erwärmung und eine Verminderung der Klimafolgen zu erreichen. In Artikel 2 der Konvention wird formuliert: „Das Endziel dieses Über- einkommens (...) ist es, (...) die Stabilisie- rung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu errei- chen, auf dem eine gefährliche anthropoge- ne [d. h. vom Menschen verursachte, Anm.

d. Red.] Störung des Klimasystems verhin- dert wird.“ Das Abkommen definiert nicht, was eine „gefährliche“ Störung des Klima- systems ist. Doch die Klimawissenschaft und viele Staaten (darunter jene der Euro- päischen Union) sind der Überzeugung, dass gefährliche Störungen eintreten, sollte es nicht gelingen, die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Diese Auffassung ist durch die Beschlüsse der UN-Klimakonferenz in Cancún 2010 bestätigt worden. Einige Staaten, darunter vor allem die kleinen Inselstaaten, die vom Meeresspiegelanstieg betroffen sind, plä- dieren für das Ziel einer Begrenzung des Anstiegs auf 1,5 Grad, aber darauf konnten sich die UNFCCC-Mitgliedstaaten bislang nicht einigen.

Um das Ziel der Klimarahmenkonvention zu erreichen, haben sich die Unterzeichner- staaten verpflichtet, in regelmäßigen Ab-

ständen über den Stand ihrer Treibhausga- semissionen zu berichten und Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen. Dabei wird in Artikel 3 von „gemeinsamen, aber unter- schiedlichen Verantwortlichkeiten“ der Staa- ten gesprochen. Diese Formulierung wird immer wieder gerne von Entwicklungs- und Schwellenländern aufgegriffen, um die be- sondere Verantwortung und die Verpflich-

tungen der Industrieländer hervorzuheben.

Die Industrieländer (die 40 sogenannten

„Annex-I-Staaten“), die die Hauptverant- wortung für den globalen Klimawandel tragen, haben eine besondere Verantwor- tung, klimaschädliche Emissionen zu redu- zieren und den Entwicklungsländern (den

„Nicht-Annex-I-Staaten“) zu helfen, mit den Folgen des Klimawandels fertig zu werden.

Die Entwicklungsländer sollen sich frei- willig ebenfalls um Maßnahmen zum Kli- maschutz bemühen und hierfür finanziel- le und technische Unterstützung aus den Industrieländern erhalten. Als wichtigestes Ergebnis der Verhandlungen im Rahmen der Klimarahmenkonvention haben sich zahlreiche Industrieländer im sogenannten Kyoto-Protokoll (siehe Kasten) verpflich- tet, ihre Emissionen zu vermindern und die Entwicklungsländer bei ihrer Klimapolitik zu unterstützen. Angesichts der stark stei- genden klimaschädlichen Emissionen von Schwellenländern wie China und Indien wird seit einigen Jahren kontrovers disku- tiert, welche verbindlichen Verpflichtungen diese Länder übernehmen sollen.

Die Klimathematik wird in der Konvention eng mit dem Übergang zu einem nachhalti- gen Wirtschaften verknüpft: „Die Vertrags- parteien sollen zusammenarbeiten, um ein tragfähiges und offenes internationales Wirtschaftssystem zu fördern, das zu nach- haltigem Wirtschaftswachstum und nach- haltiger Entwicklung“ führt, heißt es in Artikel 3. Wenn gegenwärtig das UN-Um- weltprogramm UNEP die enge Verbindung von „grüner Wirtschaft“ und Klimaschutz betont, werden damit also Ziele der Kon- vention fortgeführt und angepasst.

Die Klimarahmenkonvention wurde von Beginn an als Ausgangspunkt für weitere internationale Klimamaßnahmen verstan- den. Um diesen Prozess fortzuführen, wer- den jährlich Vertragsstaatenkonferenzen (Conferences of the Parties – COP) abge- halten, auf denen weitergehende Beschlüs- se gefasst werden können. Sie werden auch als UN-Klimakonferenzen bezeichnet.

Beschlüsse sind nur einstimmig möglich.

Daneben gibt es zwei Nebenorgane der Klimarahmenkonvention – eines für wis- senschaftliche und technische Fragen und eines für Fragen der Umsetzung. Beide Ne- benorgane führen jedes Jahr eine Tagung während der Vertragsstaatenkonferenzen und zusätzlich eine weitere Tagung in Bonn durch.

Die Vertragsstaaten haben ein ständiges Se- kretariat für die Umsetzung der Vereinba- rungen der Klimarahmenkonvention ein- gesetzt. Dieses „UN-Klimasekretariat“, wie es häufig genannt wird, hat seinen Sitz in Bonn.

Christina Figueres steht als Exekutivsekretärin an der Spitze des Sekretariats der Klimarahmenkon- vention UNFCCC. Sie ist u. a. für die Vorbereitung der UN-Klimakonferenzen verantwortlich.

Foto: UN Photo/JC Mcllwaine

UN-Klimakonferenzen wie hier in Kopenhagen 2009 sind zu Treffen von Tausenden Regierungs- vertretern, Beratern, Wissenschaftlern, Umwelt- schützern und Medienvertretern geworden. Das erschwert Entscheidungsprozesse und macht es notwendig zu versuchen, die Ergebnisse schon Monate vorher in mühsamen Verhandlungspro- zessen vorzubereiten. Foto: UN Photo/Mark Garten

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vier Grad Celsius zu begrenzen, ließe sich bis zum Jahr 2100 das Absinken der Ern- teerträge vermindern. Auch steigen die Meeresspiegel dann um nicht mehr als 30 Zentimeter statt um bis zu 55 Zentimeter, wie befürchtet wird – für Bangladesch und für Atolle im Südpazifik kann das der Un- terschied zwischen Untergang und Über- leben sein.

Angesichts solcher Erkenntnisse setzen sich weitsichtige und verantwortungsbe- wusste Regierungen, Klimawissenschaftler sowie Umwelt- und Klimaschutzorganisa- tionen für konsequente Maßnahmen zum Klimaschutz sowohl auf internationaler als auch auf nationaler und lokaler Ebe- ne ein. Seit Ende der 1970er Jahre haben die Vereinten Nationen und ihre vielfälti- gen Organisationen und Programme eine wichtige Rolle beim Schutz des Planeten vor unkontrollierbaren Klimaveränderun- gen übernommen.

Die ersten

UN-Klimakonferenzen

Meilensteine für den internationalen Kli- maschutz waren die beiden ersten Kli- makonferenzen der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 1979 und 1990 in Genf. Sie ebneten den Weg für die Grün- dung des Weltklimarates IPCC und für die Klimarahmenkonvention der Ver- einten Nationen (United Nations Frame- work Convention on Climate Change – UNFCCC). Daraus entstand eine feste Struktur des UN-Klimaengagements. Die WMO und ihre Mitglieder erfassen und analysieren Klimaveränderungen. Die IPCC-Wissenschaftler legen mit ihren Be- richten zu den aktuellen Erkenntnissen und Prognosen der weltweiten Klimafor- schung die Grundlage dafür, dass bei den im Rahmen der UNFCCC durchgeführten Konferenzen über eine internationale Kli- mapolitik entschieden werden kann. Eine ganze Reihe von UN-Organisationen und -Programmen trägt dazu bei, dass auch wirtschaftlich arme Länder Maßnahmen

Kyoto-Protokoll

Das Kyoto-Protokoll ist die erste und bisher einzige internationale Vereinbarung, in der Industrieländer sich rechtlich verbindlich zur Minderung klimaschädlicher Emissio- nen verpflichtet haben. Das Protokoll wur- de im Jahr 1997 auf der UN-Klimakonfe- renz in Kyoto verabschiedet. Es ist am 16.

Februar 2005 in Kraft getreten und wurde mittlerweile von 191 Staaten, darunter al- len EU-Staaten, ratifiziert, nicht jedoch von den USA.

Im Kyoto-Protokoll ist festgelegt, dass die Industrieländer insgesamt ihre Emissio- nen der sechs wichtigsten Treibhausgase bis 2012 um mindestens fünf Prozent ge- genüber dem Niveau von 1990 vermindern müssen. Die einzelnen Industrieländer gin- gen unterschiedlich hohe Verpflichtungen ein. Japan zum Beispiel verpflichtete sich auf sechs Prozent. Die EU sagte insgesamt acht Prozent zu, wobei die einzelnen Mit- gliedsländer (insgesamt waren es damals 15) unterschiedlich hohe Verpflichtungen übernahmen. Die Industrieländer, die Ver- pflichtungen im Rahmen des Kyoto-Pro- tokolls eingegangen sind, haben das Re- duktionsziel von insgesamt fünf Prozent übertroffen. Dennoch sind die globalen kli- maschädlichen Emissionen seit Inkrafttre- ten des Protokolls weiter gestiegen. Die in- zwischen auf 28 Staaten angewachsene EU hat die klimaschädlichen Emissionen etwa doppelt so stark wie zugesagt vermindert.

Dieser Erfolg ist größtenteils dem Umstand geschuldet, dass besonders klimaschädliche Industriebetriebe in Ostdeutschland und Osteuropa nach dem Ende des Kalten Krie- ges ihre Produktion eingestellt haben.

Im Kyoto-Protokoll sind drei Mechanis- men vorgesehen, die den Industrieländern dabei helfen sollen, ihre Klimaverpflichtun- gen zu erfüllen:

Der „Emissionshandel“ ermöglicht es Industrieländern, Emissionsrech- te untereinander zu handeln. Wenn ein Land über mehr Emissionsrechte verfügt, als es ausschöpft, kann es die überschüssi-

gen Rechte an ein Land verkaufen, das zu- sätzliche Emissionsrechte benötigt, um seine Klimaverpflichtungen einzuhalten. Die EU führte einen internen Emissionshandel ein, durch den schadstoffintensive Unternehmen eine begrenzte Zahl von Emissionszertifi- katen erhielten. Nicht benötigte Zertifikate können von Unternehmen erworben wer- den, deren Emissionen höher sind, als die ihnen zugeteilten Zertifikate es zulassen. Als Problem sowohl im EU-internen als auch im internationalen Emissionshandel erwies sich in den letzten Jahren, dass das Angebot die Nachfrage deutlich überstieg, sodass der Preis für die Zertifikate stark zurückging.

Allein von 2011 bis Anfang 2013 sank der Preis in Europa auf etwa ein Fünftel. Damit ist die Klimaschutzfunktion dieses Mecha- nismus als sehr gering anzusehen. Auch feh- len nun eingeplante Mittel aus dem Verkauf von Emissionsrechten für den Klimaschutz und die Energiewende.

Der zweite Mechanismus trägt die Be- zeichnung „Joint Implementation“

(Gemeinsame Umsetzung). Er besteht dar- in, dass ein Industrieland in einem anderen Industrieland emissionsreduzierende Maß- nahmen finanziert. Das Land, das die Maß- nahmen fördert, hat Anspruch darauf, sich die Emissionsreduzierungen anrechnen zu lassen. Eine Wirkung dieses Mechanismus besteht darin, dass Investitionen vorzugs- weise dort erfolgen, wo Emissionsreduzie- rungen am kostengünstigsten sind.

Der dritte Mechanismus ist der „Clean Development Mechanism“ (Mecha- nismus für umweltverträgliche Entwick- lung). Dabei werden von einem Indust- rieland Projekte finanziert und in einem Entwicklungsland verwirklicht. CDM-Pro- jekte sind ein Instrument, um Klimavorha- ben im Süden der Welt zu ermöglichen und dafür als Anreiz den Industrieländern zu gestatten, ihre Emissionsziele auch bei ge- ringeren Reduzierungen im eigenen Land zu erreichen. Mit den Vorhaben soll auch ein Technologietransfer in Entwicklungs- länder verbunden werden. Die sinkenden Preise für Emissionsrechte haben jedoch auch den Anreiz zu CDM-Projekten dras- tisch vermindert.

Das Kyoto-Protokoll lief Ende 2012 aus.

Nach mehrjährigen Verhandlungen im Rahmen von UN-Klimakonferenzen haben die EU und weitere Industrieländer erklärt, ab Anfang 2013 im Rahmen einer zwei- ten Verpflichtungsphase ihre klimaschäd- lichen Emissionen weiter zu vermindern.

Die USA und einige andere Industrielän- der sind hierzu nicht bereit. Die zweite Ver- pflichtungsphase reicht bis 2020 – dann soll ein neues umfassendes Klimaabkommen in Kraft treten.

Die UN-Klimakonferenz in Kyoto im Jahr 1997 ist vor allem durch die Vereinbarung des gleichnami- gen Protokolls in die Geschichte der internationa- len Klimapolitik eingegangen.

Foto: UN Photo/Frank Leather

Über 4000 Medienvertreter berichteten über die UN-Klimakonferenz 1997 in Kyoto. Dies war ein Zeichen für das wachsende internationale Inter- esse an Klimathemen und an der internationalen Klimapolitik. Foto: UN Photo/Frank Leather

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zum Klimaschutz und zur Anpassung an erwartete Klimaveränderungen umsetzen können.

Zu den wichtigsten Ergebnissen der Kon- ferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahre 1992 gehörte die Verabschiedung der Klimarahmenkon- vention. Es war der erste internationale Vertrag, in dem sich die Staatengemein- schaft zum gemeinsamen Handeln gegen den Klimawandel und seine Folgen ver- pflichtete (siehe Kasten „Klimarahmen- konvention“). Zur Fortentwicklung die- ser Konvention und zur Überprüfung der Einhaltung der Verpflichtungen werden jährlich Konferenzen abgehalten, offizi- ell „Vertragsstaatenkonferenzen“ (Con- ferences of the Parties – COP) genannt.

Zwischen diesen jährlichen Konferen- zen finden häufig weitere Treffen der UNFCCC-Mitgliedstaaten statt, um die Beschlüsse der Konferenzen vorzuberei- ten.

Bereits auf der ersten UNFCCC-Ver- tragsstaatenkonferenz, kurz UN-Klima- konferenz, in Berlin im März/April 1995 (unter Leitung der damaligen deutschen Umweltministerin Angela Merkel) wurde deutlich, dass das Hauptziel der Konventi- on nicht erreicht werden würde, nämlich die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2000 auf freiwilliger Basis auf das Niveau von 1990 zurückzuführen. Deshalb wur- de in einem „Berliner Mandat“ vereinbart, auf der dritten UN-Klimakonferenz 1997 in einem rechtlich verbindlichen Protokoll

Reduktionsziele für die Industrieländer zu vereinbaren. Außerdem wurde bei dieser Konferenz beschlossen, das UN-Klimase- kretariat in Bonn einzurichten.

Die zweite UN-Klimakonferenz in Genf im Juli 1996 tagte unter dem Eindruck des kurz vorher veröffentlichten zweiten IPCC-Sachstandberichts. Dieser hatte ei- nen von Menschen verursachten drama- tischen Klimawandel festgestellt: „Die Erkenntnisse legen nahe, dass es einen er- kennbaren menschlichen Einfluss auf das globale Klima gibt.“ Die Klimakonferenz billigte den IPCC-Bericht und bekräftigte, dass ein verbindliches Protokoll zur Ver- minderung der klimaschädlichen Emis- sionen unverzichtbar sei. Angesichts der wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Kli- mawandel gaben die USA ihren Wider- stand gegen eine rechtlich verbindliche Vereinbarung zum Klimaschutz auf.

Die dritte UN-Klimakonferenz in Kyo- to im Dezember 1997 ist durch die Ver- abschiedung des Kyoto-Protokolls in die Geschichte der Klimapolitik eingegangen.

Mehr als 2000 Regierungsvertreter aus 168 Ländern nahmen an den Beratungen teil. In dem Protokoll verpflichteten sich Industrieländer erstmals rechtlich ver- bindlich zu Emissionsreduzierungen für sechs Treibhausgase bis 2012 (siehe Kasten Kyoto-Protokoll). Die Regierungen der USA und einiger weiterer Länder konnten durchsetzen, dass jedes einzelne Industrie- land festlegen konnte, welche Ziele es er-

reichen wollte. Die Zusagen der Verei- nigten Staaten waren dabei gering. Später zeigte sich, dass mit den USA das Indus- trieland mit dem größten Ausstoß an kli- maschädlichen Gasen dieses Protokoll nie ratifizierte.

Bei der vierten UN-Klimakonferenz in Buenos Aires im November 1998 wurde über Details beraten, die bei der Formu- lierung des Kyoto-Protokolls offen geblie- ben waren. In einem Aktionsplan wurde ein Beratungsprozess vereinbart, um in- nerhalb von zwei Jahren diese Fragen zu klären. Umweltschützer kritisierten, dass die „Schlupflöcher“ des Kyoto-Protokolls nicht gestopft werden konnten.

Die fünfte UN-Klimakonferenz in Bonn im Oktober 1999 führte zu wenigen greif- baren Ergebnissen. Schon vor der Er- öffnung hatte der Exekutivsekretär des UN-Klimasekretariats, Michael Zam- mit Cutajar, erklärt: „Der entscheidende Moment wird in Den Haag kommen“. In Bonn wurde kontrovers debattiert, wie das Kyoto-Protokoll praktisch umgesetzt wer- den konnte. Die EU setzte sich u. a. dafür ein, dass nur ein Teil der Reduzierungs- verpflichtungen durch den Emissionshan- del ausgeglichen werden dürfte, um zu verhindern, dass ein Land überhaupt kei- ne Klimaschutzanstrengungen zu Hause unternahm. Einigen konnte man sich aber darauf nicht.

Bei der sechsten UN-Klimakonferenz in Den Haag im November 2000 wurde wie- der über Einzelheiten des Kyoto-Proto- kolls debattiert, unter anderem den „Clean Development Mechanism“ (siehe Kasten Kyoto-Protokoll). Die EU und viele Ent- wicklungsländer wehrten sich gegen neue Möglichkeiten zur Umgehung der Ver- pflichtungen zur Emissionsreduzierung.

Ihnen standen die USA und einige andere Industrieländer gegenüber. Streit gab es in diesem Zusammenhang u. a. über die Anrechnung von Wäldern und landwirt- schaftlichen Flächen als Beitrag zum Kli- maschutz. Auch die Anrechnung des Baus von Atomkraftwerken als Beitrag zum Kli- maschutz wurde von einigen Regierungen gefordert. Ein Kompromiss wurde in Den Haag auch nach einem 24-stündigen Ver- handlungsmarathon am Ende der Konfe- renz nicht gefunden.

Deshalb fand im Juli 2001 eine Fortset- zung der sechsten UN-Klimakonferenz in Bonn statt. Die neue amerikanische Regierung unter George W. Bush hat- te zuvor angekündigt, das Kyoto-Proto- koll nicht zu ratifizieren, und enthielt sich

WWF-Aktion in Doha mit Forderungen nach Wasser, erneuerbarer Energie und Nahrung für alle. Um- welt- und Klimaschutzorganisationen wie der WWF nutzen die UN-Klimakonferenzen, um auf ihre An- liegen aufmerksam zu machen. Foto: WWF/Mark Lukes

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bei der entscheidenden Abstimmung der Stimme. Saudi-Arabien, welches das Pro- tokoll ebenfalls nicht ratifizieren wollte, beließ es bei einem verbalen Protest. Die übrigen beteiligten Länder einigten sich nach zähen Verhandlungen auf Kompro- misse zur Ausgestaltung des Kyoto-Proto- kolls – Kompromisse, die von der EU trotz Bedenken mitgetragen wurden. Damit war der Weg frei für die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls und für die Fortführung der internationalen Klimapolitik. Für ein Inkrafttreten des Protokolls musste eine Ratifizierung durch mindestens 55 Staaten erfolgen, die 55 Prozent der Emissionen der Industrieländer auf sich vereinigten.

Dies war nun möglich geworden.

Auf der siebten UN-Klimakonferenz in Marrakesch im November 2001 wurden alle Entscheidungen zur Ausgestaltung und Umsetzung des Kyoto-Protokolls im „Über- einkommen von Marrakesch“ zusammen- gefasst und u. a. verbindliche Vereinbarun- gen für einen Emissionshandel geschaffen.

Bei der achten UN-Klimakonferenz in Neu-Delhi im Oktober 2002 wurden Ent- scheidungen über den „Clean Develop- ment Mechanism“ und die Verwendung von CDM-Mitteln für Klimaschutzmaß- nahmen in Entwicklungsländern ge- troffen. Außerdem wurde eine Einigung darüber erreicht, wie in Zukunft die kli- maschädlichen Emissionen weltweit ge- messen werden sollen.

Bei der neunten UN-Klimakonferenz in Mailand im Dezember 2003 wurden Re- geln für das REDD-Programm vereinbart, also für den finanziellen Ausgleich an Ent- wicklungsländer, die ihre Wälder schüt- zen und Aufforstungsprogramme durch- führen. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace kritisierten, dass bei diesen Maßnahmen auch die Verwendung stand- ortfremder Baumarten und gentechnisch veränderter Pflanzen erlaubt wurde.

Bei der zehnten UN-Klimakonferenz im November 2004 in Buenos Aires konn- te das zehnjährige Inkrafttreten der Kli- marahmenkonvention gefeiert werden.

Inhaltlich bildeten die erforderlichen Anpassungsmaßnahmen an die bereits unvermeidlichen Folgen des globalen Klimawandels einen Schwerpunkt der Konferenz. Es war immer deutlicher ge- worden, dass die Entwicklungsländer be- sonders stark von Extremwetterereignis- sen, dem Anstieg des Meeresspiegels und anderen Folgen des Klimawandels betrof- fen sind. Sie verfügen aber nicht über die Finanzmittel für die erforderlichen An- passungsmaßnahmen. In Buenos Aires forderten diese Länder deshalb die Indus- trieländer auf, dringend Finanzmittel, Ex- pertise und Technologie zur Verfügung zu stellen.

In Montreal fand Ende 2005 erstmals eine Vertragsstaatenkonferenz der Klima- rahmenkonvention zusammen mit einer

Vertragsstaatenkonferenz des Kyoto-Pro- tokolls statt. Diese elfte UN-Klimakonfe- renz befasste sich intensiv mit der Frage, mit welchen Schritten eine neue Klima- schutzvereinbarung nach dem Auslaufen des Kyoto-Protokolls Ende 2012 erreicht werden könnte. Es wurden parallele Ver- handlungsstränge zur weiteren Ausgestal- tung der Klimarahmenkonvention und zur Fortführung des Kyoto-Protokolls vereinbart. Beide Prozesse sollten mitei- nander verzahnt werden. Die Entwick- lungs- und Schwellenländer legten großen Wert darauf, dass die Industrieländer ihrer historischen Verantwortung gerecht wer- den, ihre Emissionen reduzieren und die Entwicklungsländer bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels unterstüt- zen würden. Die USA und einige andere Industrieländer hingegen lehnten „einsei- tige“ Verpflichtungen der Industrieländer auf der Grundlage des Kyoto-Protokolls ab und forderten, dass auch die Schwellen- länder ihre klimaschädlichen Emissionen reduzieren müssten.

Auf der zwölften UN-Klimakonferenz im November 2006 in Nairobi standen die Auswirkungen des Klimawandels in Afri- ka und die erforderlichen Schritte zur Fi- nanzierung und Umsetzung von Maßnah- men zur Anpassung und zur Reduzierung der afrikanischen Emissionen im Mittel- punkt. Die EU-Staaten erklärten sich be- reit, zusätzliche Mittel für Programme zur Energieeffizienz und erneuerbare Ener- gien in Afrika bereitzustellen. In Nairobi konnte keine Einigung auf einen Zeitplan für ein neues Klimaabkommen für die Zeit nach dem Auslaufen des Kyoto-Pro- tokolls erreicht werden.

Wichtigstes Ergebnis der 13. UN-Kli- makonferenz in Bali Anfang Dezember 2007 war der „Bali-Aktionsplan“. Darin wurden Schritte vereinbart, wie bei der übernächsten UN-Klimakonferenz 2009 ein Vertrag über Emissionsreduzierun- gen, Anpassungsprogramme, Technolo- gietransfer und die Finanzierung solcher Vorhaben in Entwicklungsländern er- reicht werden sollte. In Kraft treten soll- te der neue Vertrag möglichst Anfang 2013. Die Mehrzahl der Länder war der Auffassung, dass die Verpflichtungen der Industrieländer zu Emissionsreduzierun- gen in einem Nachfolgeabkommen zum Kyoto-Protokoll geregelt werden soll- ten. Industrieländer, die nicht bereit wa- ren, eine solche Nachfolgevereinbarung zu unterzeichnen, sollten vergleichba- re Emissionsreduzierungen vornehmen.

Alle Länder sollten sich bemühen, ihre

Alles, was dieser Mann bei einer Flutkatastrophe auf den Philippinen im August 2012 retten konnte, hat er in eine Styroporkiste gepackt. Die Häufung solcher Katastrophen wird von Fachleuten eindeutig auf den Klimawandel zurückgeführt und zeigt eindringlich die Notwendigkeit einer wirkungsvollen interna- tionalen Klimapolitik. Foto: IRIN/Jason Guiterrez

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Emissionen zu vermindern.

Bei der 14. UN-Klimakonferenz in Poznań/Polen im Dezember 2008 wur- de versucht, sich auf Formulierungen für ein neues Abkommen zu verständigen. Es blieb unklar, welche verbindlichen Ver- pflichtungen zu Emissionsreduzierungen die einzelnen Länder eingehen würden und ob es gelingen würde, die für die Kli- maprogramme in Entwicklungsländern erforderlichen Finanzmittel aufzubringen.

Ohne eine Einigung in diesen Fragen war nicht zu erwarten, dass bei der folgenden UN-Klimakonferenz eine Einigung auf ein neues Klimaabkommen erreichbar sein würde. In Poznań verständigte man sich auf die Ausgestaltung eines Anpassungs- fonds zugunsten der Entwicklungsländer und die stärkere Förderung des Techno- logietransfers. Allerdings hatte die inter- nationale Finanzkrise zur Folge, dass die Regierungen von Industrieländern noch weniger zu großzügigen Finanzzusagen und Verpflichtungen bereit waren, die die heimische Wirtschaft als Belastungen an- sehen würden.

Die Weltklimakonferenz 2009 in Genf

Klimainformationen und Klimavorhersa- gen sind angesichts einer wachsenden Zahl von Extremwetterereignissen noch wich- tiger als früher. Wissenschaftliche Daten

und Erkenntnisse über Klima- und Wet- terentwicklungen müssen allerdings auch Politiker, Katastrophenschutzorganisatio- nen, Entwicklungsorganisationen und die Bevölkerung vor Ort erreichen. Diese Er- kenntnisse prägten die Dritte Weltklima- konferenz im August/September 2009 in

Genf, die von der Weltorganisation für Me- teorologie (WMO) in Zusammenarbeit mit weiteren internationalen Organisationen durchgeführt wurde. Die Konferenz hatte das Thema „Bessere Klimainformationen für eine bessere Zukunft“.

Um verlässliche Klimainformationen für den ganzen Planeten bereitstellen zu kön- nen, sei eine sehr viel stärkere internatio- nale Zusammenarbeit, weit größere und leistungsfähigere Rechner sowie ein ver- stärkter Einsatz von Infrastruktur und Fachkräften erforderlich.

Die dritte Weltklimakonferenz fand drei Monate vor der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen statt und sollte die wissen- schaftliche Zusammenarbeit in der Klima- forschung und die Schaffung von wissen- schaftlichen Grundlagen für nationale und regionale Anpassungskonzepte fördern.

Am Ende der Konferenz stimmten über 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler, Fachleute und politisch Ver- antwortliche aus mehr als 150 Ländern dem „Globalen Rahmenwerk für Klima- Dienstleistungen“ zu. Als wichtiges Ziel wurde formuliert, „die Erstellung, Verfüg- barkeit, Bereitstellung und Anwendung von wissenschaftlich fundierten Klima- vorhersagen und -dienstleistungen zu ver- stärken“. Zu den wichtigsten Bestandteilen der geplanten intensiven internationa- len Zusammenarbeit gehören ein globales Klimabeobachtungssystem, ein globales Forschungsprogramm, ein Klima-Dienst- leistungs-Informationssystem, der Ausbau

Wissenschaftler befürchten, dass in einigen Jahrzehnten das Eis der Arktis in den Sommermonaten ganz verschwunden sein wird. Das kann zu unumkehrbaren Prozessen der Erderwärmung beitragen. Die von den Vereinten Nationen betriebene internationale Klimapolitik soll eine dramatische Beschleunigung des globalen Klimawandels verhindern und dafür den Temperaturanstieg auf zwei Grad Celsius begrenzen.

Foto: UN Photo/Mark Garten

Die Gesundheit der Menschen in armen Ländern ist auf vielfältige Weise bedroht, zum Beispiel wie hier in Karachi/Pakistan durch Müll und verseuchtes Wasser. Als Folge des Klimawandels wachsen die Ge- sundheitsrisiken. Deshalb hilft die WHO den Ländern dabei, die Gesundheitsversorgung auszubauen und Krankheitsrisiken zu beseitigen. Foto: IRIN/Ashraf Khan

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von Verbindungen zwischen Anbietern und Nutzern von Klimadienstleistungen sowie Aus- und Fortbildungsmaßnahmen.

Schwerer Rückschlag – Kopenhagen 2009

„Das ist heute schon ein schwarzer Tag für die Klimaforschung, denn der Gipfel hat nicht gebracht, was man erwartet hat, geschweige denn verbindliche Redukti- onsziele zur Senkung der Treibhausgase.“

So bewertete der bekannte Kieler Klima- forscher Mojib Latif die Ergebnisse der 15.

UN-Klimakonferenz im Dezember 2009 in Kopenhagen. Die Konferenz hätte ein Durchbruch auf dem Weg zu einem neu- en Klimaabkommen sein können. Aber sie war von einer selten chaotischen Organi- sation und Leitung und von einer kon- frontativen Haltung verschiedener Staa- tenvertreter geprägt. Dass der Entwurf für eine Abschlusserklärung von den Vertre- tern von über 190 Ländern lediglich „zur Kenntnis genommen“ und nicht verab- schiedet wurde, markierte für viele Betei- ligte und Beobachter einen Tiefpunkt in den Bemühungen um ein neues Klima- abkommen. Andere sahen die Konferenz hingegen trotzdem als Erfolg an.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon beton- te, die Wirksamkeit der Ergebnisse werde sich zum Beispiel zeigen, wenn die ver-

sprochenen Gelder für den Klimaschutz in Entwicklungsländern fließen würden. „Es mag nicht alles sein, was sich alle erhofft hatten“, sagte Ban. „Aber es ist ein Anfang, ein wichtiger Anfang.“ Nun bleibe die Aufgabe, ein rechtlich verbindliches UN- Klimaabkommen abzuschließen. Der Lei- ter des UN-Klimasekretariats UNFCCC, Yvo der Boer, bemühte sich um eine posi- tive Bewertung. Allein schon die Tatsache, dass man rund 120 Staatenlenker an einen Tisch gebracht habe, um über den Klima- wandel zu verhandeln, sei ein Erfolg. Der

„Copenhagen Accord“ (die „Vereinbarung von Kopenhagen“) enthalte „bedeutende Elemente“ wie etwa die Einigung auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit, Zusagen der Industriestaaten für Finanz- hilfen an die Entwicklungsländer sowie Einigungen über Themen wie Technolo- gietransfer und Waldschutz.

Sein Land werde „dieses Dokument nicht akzeptieren“, sagte hingegen der Vertre- ter des südpazifischen Inselstaats Tuva- lu, Ian Fry. „Unsere Zukunft steht nicht zum Verkauf.“ Im Blick auf die finanziel- len Angebote im Konferenztext fügte er in Abwandlung eines Bibelzitats hinzu:

„Sie boten 30 Silberlinge für den Verrat an unserer Zukunft.“ Angesichts des Feh- lens ehrgeiziger Klimaziele in der Über- einkunft äußerte er die Befürchtung, dies wäre „das Ende von Tuvalu“.

US-Präsident Barack Obama bezeichnete den Klimakonsens als „wichtigen Durch- bruch“. „Zum ersten Mal in der Geschich- te sind alle größeren Volkswirtschaften der Welt zusammengekommen, um ihre Ver- antwortung zum Handeln angesichts des drohenden Klimawandels zu akzeptieren“, erklärte er nach der Rückkehr in die USA.

Auch die politische Führung Chinas be- wertete die Ergebnisse des Weltklimagipfels positiv. Der Gipfel habe „bedeutende und positive Früchte“ gebracht, sagte Außenmi- nister Yang Jiechi. Allerdings sei er „nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang“ ge- wesen, um die Probleme durch den Klima- wandel in den Griff zu bekommen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel äußer- te vor ihrem Abflug aus der dänischen Hauptstadt: „Die Verhandlungen waren extrem schwierig, und ich muss auch sa- gen, dass ich das Ergebnis mit sehr ge- mischten Gefühlen sehe.“ Letztlich habe sie zugestimmt, um ein völliges Scheitern der Verhandlungen und einen Abbruch des Klimaschutzprozesses zu verhindern:

„Der Weg zu einem neuen Abkommen ist noch sehr weit.“ Diese Prognose erwies sich als zutreffend – und hat die Regie- rungschefs der meisten Länder der Welt dazu veranlasst, zu den nächsten UN-Kli- makonferenzen gar nicht erst anzureisen und lediglich ihre Umweltminister zu ent- senden.

Wie in Kopenhagen verabredet, teilten 75 Länder bis Anfang April 2010 den Ver- einten Nationen verpflichtende nationa- le Klimaziele mit, darunter die USA und China. Diese Staaten sind für mehr als 80 Prozent des weltweiten Ausstoßes an Treibhausgasen verantwortlich. Allerdings zeigte sich rasch, dass die angekündigten Ziele der einzelnen Länder im Kampf ge- gen den Klimawandel bei Weitem nicht ausreichen würden, um wie angestrebt die globale Klimaerwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Die USA sagten le- diglich zu, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 17 Prozent unter das Niveau von 2005 zu senken. Die Wahl des Basisjahrs 2005 statt wie international üblich 1990 war ein leicht durchschaubarer Trick. Die angekündigte US-Reduktion entspricht le- diglich vier Prozent im Vergleich zu 1990.

China sagte zu, das Wachstum seiner Treibhausgas-Emissionen einzudämmen.

Die Europäische Union verpflichtete sich, ihren Ausstoß bis 2020 um 20 Prozent unter das Niveau von 1990 zu reduzie- ren. Die EU hatte in Kopenhagen in Aus- sicht gestellt, den Ausstoß um 30 Prozent zu senken, wenn andere Industriestaaten vergleichbar hohe Reduzierungen zusagen würden.

Kraftwerke und Industriebetriebe tragen wesentlich zum globalen Klimawandel bei. Deshalb bemüht UNIDO, die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung, sich darum, dass diese Betriebe weltweit nachhaltig und das bedeutet auch klimafreundlich arbeiten.

Foto: Bundesumweltministerium/H.-G. Oed

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Kleine Fortschritte – Cancún 2010

Auf der 16. UN-Klimakonferenz im De- zember 2010 in Cancún einigte man sich auf die Fortführung des Kyoto-Protokolls nach 2012. Das zweite in Cancún verab- schiedete Dokument mit dem Titel „Long- term Cooperative Action“ (Langfristiges gemeinsames Handeln) nimmt das Ziel auf, die globale Erwärmung auf höchstens zwei Grad zu begrenzen. Die Reduktions- zusagen vieler Länder auf der Grundlage der Verhandlungen bei der letzten UN- Klimakonferenz in Kopenhagen wurden in dem Abschlusstext zur Kenntnis ge- nommen und damit erstmals in einer UN- Vereinbarung explizit genannt. Die De- legierten verabschiedeten außerdem eine Vereinbarung über einen „Grünen Klima- fonds“, mit dem wirtschaftlich armen Län- dern bei der Bewältigung des Klimawan- dels geholfen, tropische Wälder geschützt und klimafreundliche Technologien geför- dert werden sollen.

Historischer Meilenstein?

Durban 2011

Auf der 17. UN-Klimakonferenz in Dur- ban im November/Dezember 2011 wur- den eineinhalb Tage länger als geplant benötigt, um zu einem Abschlussdoku- ment zu gelangen, das die südafrikani- schen Gastgeber als einen „historischen Meilenstein“ im Kampf gegen die Klima-

erwärmung bezeichneten. Diese posi- tive Bewertung wurde nicht von allen Delegierten und Beobachtern geteilt, aber die Erleichterung war groß, dass überhaupt gemeinsame Beschlüsse ge- fasst werden konnten.

Vereinbart wurden u. a. die Absicht zur Verlängerung des Kyoto-Protokolls über das Jahr 2012 hinaus, Einzelhei- ten zur Verbesserung des Technologie- transfers und konkrete Schritte auf dem Weg zu einem „Grünen Klimafonds“.

Bis 2015 soll eine neue internationa- le Klimavereinbarung abgeschlossen werden. Bis kurz vor Konferenzschluss wurde allerdings heftig darüber gestrit- ten, wie verbindlich eine solche Verein- barung sein soll. Während die EU und viele Entwicklungsländer ein recht- lich bindendes Abkommen forderten, ein „Rechtsinstrument“, plädierten die USA und große Schwellenländer für ein

„rechtliches Ergebnis“, eine Absichts- erklärung ohne rechtliche Verbindlich- keit. Nun soll ein „vereinbartes Ergebnis mit rechtlicher Geltung“ bis 2015 ver- abschiedet werden und dann spätestens 2020 in Kraft treten.

Vor allem die Schwellenländer Indien und China haben sich bei den Verhand- lungen in Durban dagegen gewehrt, in gleicher Weise wie die Industrielän- der rechtlich bindende Verpflichtungen zur Reduzierung der klimaschädlichen Emissionen einzugehen. Die Industri- eländer seien für den globalen Klima- wandel verantwortlich und müssten

deshalb ihre Emissionen stark vermin- dern. Entwicklungsländer sollten sich ebenfalls – aber ohne internationale Ver- träge – für den Klimaschutz engagieren.

Die USA sind zu keinem Vertrag bereit, der sie selbst rechtlich bindet, aber nicht Schwellenländer wie China. Zugleich zö- gerte die US-Regierung, überhaupt ein neues internationales Klimaabkommen zu unterzeichnen, weil große Zweifel be- stehen, dass es im US-Kongress ratifiziert werden würde. Die EU plädierte für ein neues Klimaabkommen, war aber nicht zur Erhöhung eigener Zusagen für den Klimaschutz bereit. Die Entwicklungs- länder beharrten vergeblich darauf, dass rasch ein umfassendes und weitreichendes Klimaabkommen verabschiedet werden müsste.

Einigung in Details – Doha 2012

Enttäuschend war bei der 18. UN-Kli- makonferenz in Doha/Katar für viele die Rolle der arabischen Staaten mit dem Gastgeber Katar und dem einflussreichen Saudi-Arabien an der Spitze. Die arabi- schen Staaten gingen weder Verpflichtun- gen zur Verringerung ihrer hohen CO2- Emissionen ein noch machten sie Zusagen für finanzielle Beiträge im internationalen Kampf gegen den Klimawandel.

Wie von vielen erhofft, wurde in Doha immerhin das Kyoto-Protokoll zur Be- grenzung der Emissionen von Industrie- ländern bis 2020 verlängert. 37 Indus- trieländer beteiligen sich an der neuen Vereinbarung, darunter die EU-Staaten.

Aber die USA, Japan und Kanada, alles Länder mit hohen Emissionen, verwei- gerten die Unterschrift unter diese Ver- einbarung. Zudem wurde das Ausmaß der Reduzierungen, zu denen sich die Unterzeichnerstaaten verpflichten, nicht festgehalten. Angestrebt werden bis 2020 Reduzierungen von 25 bis 40 Prozent im Vergleich zu 1990. Deutschland hat das Minimalziel bereits erreicht, und auch an- dere Länder müssen wenig leisten, wenn sie sich an dem unteren Wert von 25 Pro- zent orientieren.

In Doha wurde außerdem ein Arbeitsplan für ein neues Klimaabkommen vereinbart.

Aber es mehrten sich kritische Stimmen, die befürchten, dass es bei dem bisheri- gen Tempo nicht möglich sein würde, im Jahr 2015 einen konsensfähigen Vertrags- text vorzulegen. Für 2014 hat der UN- Generalsekretär angekündigt, die Staats- und Regierungschefs zusammenzurufen, um den politischen Willen für ein neues Abkommen zu mobilisieren. Man einigte

Eine Karawane in einem Sandsturm im Tschad. Immer mehr Menschen am Rande der Sahara müssen angesichts der Ausbreitung der Wüste und einer zunehmenden Zahl heftiger Stürme ums Überleben kämpfen. Foto: IRIN/Kate Holt

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sich zudem auf Regelungen zur finanziel- len Hilfe für Entwicklungsländer im Rah- men des „Grünen Klimafonds“. Allerdings gab es keine ausreichenden Finanzie- rungszusagen.

Kleinere Fortschritte gab es beim Tech- nologietransfer, bei der Bemessung von Waldzerstörungen und bei Initiativen zum Waldschutz. Diese Expertenergebnisse können in ein Klimaabkommen einflie- ßen, zeigen aber ohne ein solches Abkom- men bisher nur geringe Wirkung.

UN-Klimapolitik –

mühsam, aber notwendig

In den letzten Jahren wachsen die Zwei- fel am Sinn von Mammutkonferenzen mit über 20.000 Teilnehmerinnen und Teil- nehmern. Die breite Partizipation aller Länder und aller Interessengruppen an den Klimaverhandlungen scheint an ihre Grenzen zu stoßen. Dabei ist zu beach- ten, dass diese Konferenzen keineswegs gleiche Mitwirkungsmöglichkeiten für alle Länder eröffnen. Reichere Länder entsen- den Delegationen von mehreren hundert Regierungsvertretern und Beratern, wäh- rend arme Entwicklungsländer nur einige wenige Vertreter finanzieren können und bei den diversen parallelen Verhandlungs- treffen stark benachteiligt sind. Würden die internationalen Klimaverhandlungen

„im kleineren Kreis“ stattfinden, wären die armen und kleinen Staaten noch stär- ker außen vor. Die Einbeziehung von ein oder zwei pazifischen oder karibischen Inselstaaten wäre kaum mehr als ein Ali- bi. Die US-Regierung lädt regelmäßig zu Klimaverhandlungen außerhalb des UN- Rahmens ein, und auch in einigen ande- ren großen Ländern wird laut über Ver- handlungen ohne den starren Rahmen der UN-Konferenzen nachgedacht. Als ein schwerwiegendes Problem erweist sich die erforderliche Einstimmigkeit bei den UN- Klimakonferenzen. Zwar wurde diese Re- gelung bei den letzten Klimakonferenzen durch rigoros vorgehende Konferenzprä- sidenten ausgehebelt, aber das erhöht nur den Unmut derer, die eine Minderheits- meinung vertreten. Andererseits besteht das Problem, dass der Verzicht auf das Prinzip der Einstimmigkeit wenig für den Klimaschutz bringen würde. Es bestün- de vielmehr die Gefahr, dass sich die bei den Abstimmungen unterlegenen Staaten nicht an die Beschlüsse halten würden, wogegen es seitens der internationalen Gemeinschaft keine Sanktionsmöglichkei- ten gibt. So wäre vor allem zu befürchten, dass die USA noch stärker auf verbindli- che Reduktionszusagen verzichten wür-

den, was wiederum Schwellenländer wie China dazu veranlassen könnte, ihrerseits weniger für den Klimaschutz zu tun.

Insgesamt spricht viel dafür, die interna- tionale Klimapolitik im Rahmen der Ver- einbarungen und Verhandlungsstrukturen der Vereinten Nationen fortzuführen und diese vorsichtig zu reformieren. Ein wich- tiges Ziel wäre, die Teilnehmerzahlen der Konferenzen zu verringern und diese wie- der arbeitsfähiger zu machen. Auch muss nach Möglichkeiten gesucht werden, den Anteil der Konferenzzeit für Stellungnah- men von Staatenvertretern zu reduzieren.

Gleichzeitig sollte versucht werden, wie- der eine stärkere Beteiligung von Staats- und Regierungschefs an den Klimakonfe- renzen zu erreichen.

Manche Kritiker der zähen internationa- len Klimaverhandlungen plädieren dafür, die Hoffnung auf eine wirksame Klimapo- litik der Staatengemeinschaft aufzugeben und sich ganz auf lokale oder regionale Initiativen zum Klimaschutz zu konzent- rieren. Hier könne man die Menschen vor Ort einbeziehen und in einer überschau- baren Zeit nachweisbare Erfolge erzielen.

Aber es darf nicht übersehen werden, dass der Klimawandel ein globaler Prozess ist, der letztlich nur gebremst oder aufgehal- ten werden kann, wenn überall auf der Welt ein wirksamer Klimaschutz betrie- ben wird. Wenn es nicht gelingt, die Emis- sionen großer Industrieländer drastisch zu vermindern und in Schwellenländern deutlich zu begrenzen, ist das Zwei-Grad-

Ziel nicht zu erreichen, auch nicht durch zahlreiche erfolgreiche lokale Initiativen in anderen Ländern. Diese Überzeugung veranlasst die UN-Verantwortlichen wie den Generalsekretär Ban Ki-moon immer von Neuem, trotz aller Rückschläge für einen weitreichenden und verbindlichen internationalen Klimaschutz einzutreten.

Nötig wäre hier allerdings mehr Mut der UN-Verantwortlichen, Rückschläge bei Konferenzen offen zu benennen und Kon- ferenzergebnisse nicht schönzureden.

Die UN-Arbeitsstrukturen zu Klimafragen scheinen weniger Reibungsverluste her- vorzurufen, wie dies zum Beispiel für den Umweltbereich der Fall ist. Mit der Klima- rahmenkonvention UNFCCC und dem dazugehörigen Sekretariat gibt es klare Verantwortlichkeiten für Klimaverhand- lungen im Rahmen der Vereinten Natio- nen. Mit dem IPCC besteht trotz Kon- flikten und Reformnotwendigkeiten eine maßgebliche wissenschaftliche Einrich- tung zur Bewertung von Erkenntnissen zur Klimaforschung, zur Zusammenfas- sung der Ergebnisse und zur Erarbeitung von Prognosen. Und für den UN-Beitrag zum praktischen Klimaschutz gibt es ein Netzwerk von UN-Organisationen und -Programmen, bei dem die verschiedenen Akteure auf vielfältige Weise zusammen- arbeiten. Vieles, was hier konzipiert und umgesetzt wird, ist wegweisend für ein Klimaengagement, das Fragen der Nach- haltigkeit, der Partizipation und der Ge- rechtigkeit miteinander verbindet.

Inzwischen lebt die Hälfte der Menschheit in Städten. Besonders im Süden der Welt wachsen die Groß- städte wie hier Nairobi rasch. Deshalb beschäftigt sich UN-HABITAT intensiv mit den klimaschädlichen Emissionen, den Bedrohungen durch den Klimawandel und einer wirksamen Klimapolitik der Städte.

Foto: IRIN/Siegfried Modola

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Zwischenstaatliche Einrichtungen

IEA

Die „Internationale Energieagentur“ (Interna- tional Energy Agency – IEA) ist eine autono- me Einrichtung innerhalb der OECD, also des Zusammenschlusses von Industrieländern.

Die IEA wurde aufgrund des Schocks in vielen Industrieländern über die Ölkrise 1972/73 ge- gründet. Die Organisation soll dazu beitra- gen, dass zuverlässig verfügbare, bezahlba- re und saubere Energie zur Verfügung steht.

Schwerpunkte der Arbeit bilden die Beob- achtung der internationalen Ölmärkte und die Koordinierung der Reaktionen der Mit- gliedstaaten auf Marktentwicklungen. Hier- für steht der IEA auch das Instrument einer strategischen Ölreserve zur Verfügung. Die IEA warnt vor den Verknappungen der welt- weiten Öl- und anderer fossiler Energiere- serven und hat den Anspruch, Umwelt- und Energiepolitik miteinander zu verbinden. Auf der Website ist zu lesen: „Die IEA berät ihre Mitgliedsländer konsequent dabei, Wege zu finden, um ihre Energiepolitik so weiterzu- entwickeln, dass sie den Klimawandel be- kämpfen.“

UN-Sonderorganisationen

FAO

Die Land- und Forstwirtschaft trägt wesent- lich zum globalen Klimawandel bei. Die Er- nährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agricultu-

ral Organization of the United Nations – FAO) ist deshalb bestrebt, eine klimafreundliche Landwirtschaft zu fördern, die zugleich in der Lage ist, die weiterhin bestehenden Welt- ernährungsprobleme zu lösen. Eine ökolo- gisch ausgerichtete Landwirtschaft erweist sich nach Erkenntnissen der FAO hierfür als besonders geeignet. Sie ist zugleich wider- standsfähiger als die konventionelle Land- wirtschaft gegenüber den nicht mehr zu ver- meidenden Folgen des Klimawandels.

IFAD

Die weltweit etwa 500 Millionen Kleinbau- ernfamilien sind besonders stark von Ext- remwetterereignissen und anderen klimabe- dingten Problemen betroffen. Das liegt u. a.

daran, dass sie häufig in risikoreiche Gebiete wie Berghänge oder flutgefährdete Küsten- regionen verdrängt worden sind. Der Inter- nationale Fonds für landwirtschaftliche Ent- wicklung (International Fund for Agricultural Development – IFAD) mit Sitz in Rom hat des- halb Hilfen bei der Anpassung an den nicht mehr zu vermeidenden Klimawandel zu einer Priorität gemacht. IFAD vergibt zinsgünsti- ge Kredite und Zuschüsse zur Finanzierung von landwirtschaftlichen Entwicklungspro- jekten. So wird ermöglicht, die Ernährungs- sicherheit der armen ländlichen Bevölkerung zu verbessern, ihre Einkommen zu steigern und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Missernten, Naturkatastrophen etc. zu erhö- hen.

ILO

„In diesem Jahrhundert steht die internatio- nale Gemeinschaft vor zwei großen Heraus- forderungen: Die erste besteht darin, welt-

weit für angemessene Beschäftigung und ausreichende Löhne zu sorgen, die den Men- schen ein Entkommen aus der Armut ermög- lichen. Die zweite Herausforderung besteht darin, dem Klimawandel und der Bedrohung natürlicher Lebensgrundlagen für heutige und zukünftige Generationen zu begegnen.

Die Politik der ILO basiert auf der Überzeu- gung, dass diese zwei globalen Herausforde- rungen aufs Engste miteinander verknüpft sind und nur gemeinsam angegangen wer- den können.“ So begründet die Internationa- le Arbeitsorganisation (International Labour Organization – ILO) ihr Engagement für Ar- beitsrechte und verknüpft damit den Schutz von Klima und Umwelt. Die ILO setzt sich da- für ein, dass Strukturveränderungen beim Übergang zu einer grünen Wirtschaft gerecht gestaltet werden. Ebenso sollen die neu ent- stehenden grünen Jobs angemessene Ar- beitsbedingungen und Entlohnung bieten.

Wichtig ist der ILO auch, das Engagement im Klimabereich mit Fragen der Geschlechter- gleichstellung zu verbinden.

UNESCO

Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (United Nations Educational, Scientific and Cultu- ral Organization – UNESCO) soll die Zusam- menarbeit zwischen den Völkern auf den Gebieten Bildung, Wissenschaft und Kultur fördern. Im Wissenschaftsbereich engagiert die UNESCO sich – oft gemeinsam mit ande- ren UN-Einrichtungen und internationalen Forschungseinrichtungen – in einer ganzen Reihe wichtiger Programme, die die globa- len Klimaveränderungen zum Thema haben.

Dazu gehören u. a. das UNESCO-Forum für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Fragen der Anpassung an den Klimawan- del, das Weltklimaforschungsprogramm, das Klimabeobachtungssystem GCOS, eine Wis- sensdatenbank zu Klimathemen, ozeanogra- fische Forschungsvorhaben und Bildungsini- tiativen zu Klimafragen, vor allem im Rahmen des Programms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“.

UNIDO

Ohne einen Ausbau ihrer industriellen Ka- pazitäten werden Entwicklungsländer nicht den An schluss an die Wachstumsbereiche der globalen Wirtschaft schaffen. Deshalb ist die Organisation der Vereinten Na tionen für industrielle Entwicklung (United Nations In- dustrial Development Organization – UNIDO) bestrebt, die Industrialisierung wirtschaftlich armer Länder zu fördern und dabei sowohl soziale Fragen wie die Armutsbekämpfung als auch ökologische Fragen zu berücksich- tigen. Die UN-Organisation mit Sitz in Wien berät sowohl Industrieunterneh men als auch Regierungen dabei, eine „grüne Industrie“

aufzubauen und will so auch zum Kampf ge-

Klimaengagement der Vereinten Nationen

Dieser Bauer im Sudan hat von der Bereitstellung von Hirsesaatgut durch die FAO profitiert. Die FAO bemüht sich seit Jahren, Saatgut zu verbreiten, das weitgehend resistent gegenüber Wetterextremen ist, weil diese durch den globalen Klimawandel häufiger geworden sind. Foto: UN Photo/Fred Noy

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gen den Klimawandel beitragen. Die UNIDO hat eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Initiative der Vereinten Nationen „Nach- haltige Energie für alle“ übernommen und fördert u. a. eine Erhöhung der Energieeffizi- enz in der industriellen Produktion und den Ausbau erneuerbarer Energiequellen.

UNWTO

Etwa fünf Prozent der klimaschädlichen Emis- sionen auf der Welt gehen auf den Touris- mus zurück. Etwa drei Viertel davon entfallen auf die Emissionen durch den Transport von Touristen (vor allem Flüge), etwa 20 Prozent auf Hotels. Die Welttourismusorganisation (World Tourism Organization – UNWTO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, bemüht sich, die klimaschädlichen Auswir- kungen des Tourismus zu vermindern. Das ist schon deshalb geboten, weil der Tourismus selbst von den negativen Auswirkungen des Klimawandels betroffen ist. So bedroht der Anstieg des Meeresspiegels zum Beispiel die Zukunft von Urlaubsanlagen auf den Maledi- ven. Die UNWTO unterstützt die Regierungen und Tourismusunternehmen im Rahmen des Programms „Nachhaltige Entwicklung des Tourismus“ dabei, klimafreundlicher zu wer- den und sich gleichzeitig an die unvermeid- baren Folgen des Klimawandels anzupassen.

WHO

Die Hauptaufgabe der Weltgesundheitsorga- nisation (World Health Organization – WHO) besteht darin, dafür Sorge zu tragen, dass alle Menschen den höchstmöglichen Grad an Ge- sundheit erreichen können. Die Folgen des globalen Klimawandels wirken sich ganz di- rekt auf die Gesundheitssituation von vielen Millionen Menschen aus, z. B. durch die Zu- nahme von Extremwetterereignissen und die Verknappung der Wasserressourcen als Folge sinkender Niederschläge. Die WHO sensibi- lisiert Gesundheitseinrichtungen für die zu erwartenden Folgen des Klimawandels und hilft ihnen dabei, sich auf eine zunehmen- de Zahl extremer Wetterereignisse vorzu- bereiten. Ebenso sollen Klimathemen in der staatlichen Gesundheitspolitik der einzelnen Länder ernster genommen und in Gesund- heitskonzepte einbezogen werden.

WMO

Wetter- und Klimainformationen und -vor- hersagen können Leben retten. Und sie sind angesichts des globalen Klimawandels mit einer wachsenden Zahl von Extremwetterer- eignissen noch wichtiger als früher. Deshalb findet die Arbeit der Weltorganisation für Me- teorologie (World Meteorological Organiza- tion – WMO) vermehrt Beachtung. Die WMO mit Sitz in Genf ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, der gegenwärtig 189 Staaten angehören. Die alle vier Jahre statt- findenden Kongresse sind das höchste Be- schlussorgan der WMO.

Zu den Aufgaben der WMO gehört es, den Ausbau des weltweiten Netzwerkes von Wetterstationen und den Austausch von

Wetter- und Klimainformationen zu fördern.

Im Rahmen des weltweiten Wetterbeobach- tungsprogramms arbeiten mehr als 10.000 Wetterstationen zusammen. Wichtige Voraus- setzung dafür ist die Standardisierung von meteorologischen Beobachtungen und eine Qualifizierung der Forschung und Ausbil- dung in der Meteorologie. Die Weltklimakon- ferenzen der WMO bringen jeweils mehrere Tausend Wetter- und Klimafachleute aus aller

Welt zusammen und ermöglichen eine stär- kere Vernetzung der Forschung und der Wet- ter- und Klimabeobachtung.

Auf dem 16. WMO-Kongress 2011 in Genf wurde ein „Globales Rahmenwerk für Klima- Dienstleistungen“ verabschiedet. Es soll den am wenigsten entwickelten Ländern und den kleinen Inselstaaten der Welt geholfen werden, das Klima genauer zu beobachten, Risiken durch den Klimawandel zu erkennen Die Vereinten Nationen bemühen sich wie hier in der Mongolei, die Nutzung erneuerbarer Energie wie Solarenergie zu fördern. UN Energy koordiniert dieses Engagement für eine klimafreundliche Energieer- zeugung. Foto: UN Photo/Eskinder Debebe

Windräder tragen in vielen Ländern der Welt dazu bei, den Anteil erneuerbarer Energie zu erhöhen und damit einen Beitrag zur Verminderung klimaschädlicher Emissionen zu leisten.

Foto: Bundesumweltministerium/H.-G. Oed

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und rechtzeitig vor extremen Wetterereignis- sen zu warnen. Außerdem befindet sich das

„Integrierte Globale Beobachtungssystem der WMO“ im Aufbau. Mit seiner Hilfe werden viele Millionen Daten zu Wetter, Klima und Wasser aus allen Teilen der Welt zusammen- getragen und ausgewertet.

Eine immer wichtigere Aufgabe der WMO be- steht darin sicherzustellen, dass Erkenntnis- se der Klimaforschung dafür genutzt werden können, das Katastrophen-Risikomanage- ment zu verbessern. Um von einem reakti- ven Verhalten zu Prävention und Vorberei- tung auf Katastrophen zu gelangen, ist ein sehr viel besseres Verständnis lokaler Klima- prozesse und zu erwartender Klimaextreme erforderlich. Bei der gesamten WMO-Arbeit soll versucht werden, Fragen der Geschlech- tergleichstellung bei der Forschung und de- ren Umsetzung im Blick zu haben und lokale Gemeinschaften mit ihrem historischen Wis- sen in die Forschung und die Planung von Anpassungsmaßnahmen einzubeziehen.

Fonds, Programme und Spezialorgane

GCOS

Die Auswertung von globalen Klimadaten und die Erarbeitung von Klimamodellen für die Zukunft sind äußerst komplexe Prozes- se. Diese Analysen können nur so zuverlässig sein wie die Ausgangsdaten für die Berech- nungen. Dafür ist ein Netzwerk von Klimabe- obachtungsstationen rund um den Globus erforderlich. Wegen Lücken in diesem Netz- werk und Schwächen bestehender Stationen in wirtschaftlich armen Ländern wurde das Globale Klimabeobachtungssystem „Global Climate Observing System – GCOS) ins Leben gerufen. Dieses ist seit 1992 bei der „Weltor-

ganisation für Meteorologie“ (WMO) in Genf angesiedelt. Mit Hilfe von GCOS wird das weltweite Netzwerk zur Klimabeobachtung ausgebaut und effizient gestaltet. Die tech- nische Beratung durch das GCOS-Sekretariat sowie die Vermittlung von Finanzmitteln ha- ben den Auf- und Ausbau vieler Stationen im Süden der Welt ermöglicht.

GEF

Die Globale Umweltfazilität (Global Environ- ment Facility – GEF) ist die bedeutendste öffentliche Einrichtung zur Förderung von internationalen Umweltvorhaben. Die GEF entstand 1991 als gemeinsame Initiative von UN-Entwicklungsprogramm UNDP, UN-Um- weltprogramm UNEP und Weltbank. Es ist das internationale Finanzierungsinstrument für Vorhaben im Rahmen der UN-Klimakon- ferenz und von UN-Umweltkonventionen.

Mit Mitteln aus Industrieländern werden vor allem Projekte in Entwicklungsländern geför- dert. Bisher ist fast ein Drittel der GEF-Gelder für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel eingesetzt worden. Dazu gehören z. B. Vorhaben zur Erhöhung der Energieeffizienz, zur Förderung der erneuer- baren Energien und zum Ausbau des öffentli- chen Nahverkehrs.

GCF

Die Schaffung des Grünen Klimafonds (Green Climate Fund – GCF) geht auf die UN-Klima- konferenz 2009 in Kopenhagen zurück. Der Fonds wurde offiziell bei der UN-Klimakon- ferenz in Durban/Südafrika im Dezember 2011 ins Leben gerufen. Er hat seinen Sitz in Songdo/Korea. Der Fonds wurde von den Industrie ländern mit einer Anschubfinanzie- rung ausgestattet, und die fortlaufende Fi- nanzierung soll bis 2020 auf jährlich 100 Mil- liarden Dollar gesteigert werden. Dafür sollen

sowohl staatliche als auch private Mittel ein- geworben werden. Das Geld wird zur Finan- zierung von Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des nicht mehr zu vermeidenden Klimawandels in Entwicklungsländern die- nen, ebenso für Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels.

OCHA

Etwa 70 Prozent aller Katastrophen auf der Welt entstehen inzwischen in Zusammen- hang mit extremen Wetterereignissen. Vor zwei Jahrzehnten waren es erst 50 Prozent.

Diese Erkenntnis hat das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs – OCHA) veranlasst, bei der Koordination der humanitären Arbeit der Vereinten Nationen dazu beizutragen, dass die Folgen des Klima- wandels begrenzt bleiben und dass vorbeu- gende Maßnahmen für kommende Katastro- phen ergriffen werden. Großes Gewicht legt OCHA auf die Vorbereitung lokaler Gemein- schaften auf absehbare Katastrophen und ihre aktive Partizipation an allen Planungen und Maßnahmen. 

UNCTAD

Der Klimawandel wird die internationalen Handelsbeziehungen verändern. Es ist aber schwer einzuschätzen, wie dies konkret pas- sieren wird. Die Konferenz der Vereinten Na- tionen für Handel und Entwicklung (United Nations Conference on Trade and Develop- ment – UNCTAD) mit Sitz in Genf hat sich zum Ziel gesetzt, die zu erwartenden Veränderun- gen systematisch zu analysieren und dabei besonders zu berücksichtigen, wie die Ent- wicklungsländer davon betroffen sind. Das En- gagement für die Begrenzung des Klimawan- dels und Anpassungsmaßnahmen eröffnet die Chance, gleichzeitig etwas für das Klima und eine nachhaltige Entwicklung zu tun, zum Beispiel durch den Ausbau der erneuerbaren Energie. Für die Umsetzung solcher Chancen nutzen viele Entwicklungsländer die Experti- se der UNCTAD und die Möglichkeit, sich bei internationalen Konferenzen über Konzepte und Erfahrungen auszutauschen.

UNDP

Das UN-Entwicklungsprogramm (United Na- tions Development Programme – UNDP) un- terstützt die Anstrengungen der wirtschaft- lich armen Länder der Welt zur Überwindung von Armut, Hunger und anderen Entwick- lungsproblemen. Außerdem koordiniert das UN-Entwicklungsprogramm die langfristig angelegte Entwicklungsarbeit der verschie- denen UN-Organisationen und -Programme.

UNDP ist in 177 Länder der Welt mit eige- nen Büros vertreten. Da bisherige Entwick- lungserfolge und das Engagement für die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen durch den globalen Klimawandel bedroht sind, fördert UNDP zahlreiche Ent- wicklungsprogramme mit dem Ziel der Er- höhung der Widerstandsfähigkeit gegen die Das Aufschichten von Steinmauern ist ein wichtiger Teil eines Programms zur Verhinderung weiterer

Bodenerosion in der Mongolei. Mit der Förderung solcher Vorhaben trägt das UN-Entwicklungspro- gramm UNDP dazu bei, dass in Zeiten vermehrter Dürren und heftigerer Stürme die Viehzucht in Step- pengebieten möglich bleibt. Foto: UN Photo/Eskinder Debebe

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