05.04.2017
"PLUS-Gesundheitsinitiative Hepatitis C in Ludwigshafen" präsentiert sich der Öffentlichkeit mit einer Auftaktveranstaltung im Wilhelm- Hack-Museum
Menschen, die Drogen nehmen, bilden eine Hochrisikogruppe für eine Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV). Eine Infektion mit HCV kann zu schweren Leberschädigungen führen.
Um die Versorgungssituation von Drogenkonsumierenden und Substituierten in Ludwigshafen zu verbessern, haben die Stadt Ludwigshafen und Partner aus den Bereichen medizinische Versorgung, Selbsthilfe, Krankenkasse und Wirtschaft im Herbst 2015 die "PLUS-
Gesundheitsinitiative Hepatitis C in Ludwigshafen" gegründet. Ziel ist auch, langfristig die Häufigkeit der Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus in Ludwigshafen zu reduzieren.
Schirmherrin der Initiative ist die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing- Lichtenthäler. Am Mittwoch, 5. April 2017, hat sich die PLUS-Gesundheitsinitiative Hepatitis C mit einer Auftaktveranstaltung im Wilhelm-Hack-Museum der Öffentlichkeit vorgestellt.
"Deutschlandweit gibt es schätzungsweise 300.000 Abhängige von illegalen Drogen; in der Stadt Ludwigshafen sind es rund 700, die von der städtischen Drogenhilfe betreut werden. Die Drogenhilfe bietet seit Jahren ein umfangreiches Unterstützungsprogramm an, um
Drogenabhängigen insbesondere psychosoziale Angebote zu machen", erläuterte
Bürgermeister Wolfgang van Vliet zur Eröffnung der Veranstaltung. Solche Angebote reichen von existenzsichernden Maßnahmen bis zur Hilfe bei Bewältigung von Alltagsproblemen im Wohn-, Arbeits-, Familien- und Gesundheitsbereich der betroffenen Personen, so genannte Klientinnen und Klienten. Zudem unterstützt die Drogenhilfe ihre Klientinnen und Klienten auch mit Angeboten zum Aufbau und zur Stärkung einer Tagesstruktur (zum Beispiel Mittagessen und eine sozialtherapeutische Integrationsgruppe) sowie mit sport-, kultur- oder
erlebnispädagogischen Gruppenangeboten. Letztere haben immer das Ziel, den Klientinnen und Klienten Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.
"Die vielfältigen Probleme, die mit einer Drogensucht verbunden sind, führen dazu, dass die eigene Gesundheit vernachlässigt wird. Das ist fatal, denn gerade Drogenabhängige weisen eine besonders hohe Infektionsrate beispielsweise mit dem Hepatitis-C-Virus auf. Die Häufigkeit von HCV-Infektionen bei Drogenabhängigen, die intravenös Drogen konsumieren, wird in Deutschland mit 60 bis 80 Prozent angegeben", erklärte van Vliet weiter. Neun von zehn infizierten Menschen wüssten nichts von ihrer Infektion und würden somit unbewusst zu Überträgern des Virus. Unbehandelt können auch Jahre nach der Infektion Leberzirrhose oder Leberkrebs die tödliche Folge sein.
Hepatitis C ist heutzutage bei nahezu allen Patientinnen und Patienten heilbar. Hier setzt die Gesundheitsinitiative an: Psychosoziale und medizinische Unterstützung werden gebündelt, um Betroffenen noch besser helfen zu können, aber auch um Präventionsarbeit zu leisten. Sozial- und Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler begrüßt
vor allem den Netzwerkgedanken der Initiative: "Eine enge Vernetzung und Kooperation aller betroffenen Institutionen zum Wohle der Drogenkonsumenten ist eine alte Forderung aus der Suchthilfe, die bei der ‚PLUS-Gesundheitsinitiative Hepatitis C in Ludwigshafen‘ vorbildlich umgesetzt wird."
In einer moderierten "Talkrunde" erklärten Bürgermeister Wolfgang van Vliet, Dr. Stephan Vetter (geschäftsführender Oberarzt der Medizinischen Klinik C des Klinikums Ludwigshafen), Dr. Lutz Hager (Geschäftsführer Versorgung der Krankenkasse IKK Südwest), Dr. Petra Pflaum
(Substitutionsmedizinerin aus Ludwigshafen und Mitglied der Gesundheitsorganisation GO-LU eG) und Christoph Hagenlocher (Leiter strategische Versorgungsprojekte, AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG), welche Beweggründe aus Sicht ihrer Institution für das Engagement in der Initiative sprechen. "AbbVie verfügt über eine medizinisch-therapeutische Expertise im Bereich Hepatitis C. Darüber hinaus wollen wir die Versorgungsrealität verstehen und möglichen Problemen mit den richtigen Partnern begegnen. Mittlerweile erhalten viele Patienten in Deutschland die richtige Therapie, aber eben nicht alle. Vor allem jene, die ohnehin in schwierigen sozialen Verhältnissen leben, haben häufig keinen Zugang. Wir wollen uns dafür einsetzen, die Chancengleichheit in der Gesundheitsversorgung für diese Menschen zu erhöhen. Das bedarf der Kooperation mit anderen Partnern, so wie es bei PLUS Ludwigshafen realisiert wurde. Denn einer allein kann diesen Menschen nicht helfen." So erklärt Christoph Hagenlocher die Motivation seitens AbbVie. Für die Anwesenden bestand im Anschluss die Möglichkeit, sich in einer kleinen Ausstellung über erste Projekte der Initiative zu informieren.
So gab es beispielsweise bereits Weiterbildungen für medizinische Fachkräfte und Mitarbeitende der Suchthilfe.
Erste Maßnahmen mit Klientinnen und Klienten werden im Laufe des Jahres 2017 starten.
Zudem wird das Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin (MIPH) die Effektivität der Maßnahmen evaluieren. Vorbild der PLUS-Initiative in Ludwigshafen ist das Aktionsbündnis PLUS in Stuttgart, das bereits seit Juli 2015 einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Versorgungsqualität von Suchterkrankten, insbesondere Drogengebrauchenden und Substitutionspatientinnen und -patienten, in Stuttgart leistet.
Die Bündnispartner in Ludwigshafen sind die Stadtverwaltung Ludwigshafen am Rhein; AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG; die AIDS-Hilfe Arbeitskreis Ludwigshafen e.V.; die GO-LU
Gesundheitsorganisation Ludwigshafen e.G.; die Krankenkasse IKK Südwest; das Jobcenter Vorderpfalz-Ludwigshafen; das Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein gGmbH; LuNoMed e.V.; das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demographie Rheinland-Pfalz sowie die Ökumenische Fördergemeinschaft Ludwigshafen GmbH mit dem Projekt "Street Docs".
Die einzelnen Partner bringen sich mit spezifischen Kompetenzen und Einsatzbereichen in die PLUS-Initiative ein: Der Kontakt zu den Drogenkonsumierenden und Substituierten wird in erster Linie über die Drogenhilfe der Stadt Ludwigshafen sowie Substitutionsmedizinerinnen und - mediziner ermöglicht.
Das Hilfesystem der Drogenhilfe setzt sich aus verschiedenen Einrichtungen zusammen, in denen Ratsuchende umfassend und lebensnah betreut werden. Durch das Streetwork-Angebot der Drogenhilfe und das Projekt "Street Docs" erhält die Initiative zudem die Chance auf einen Zugang zu Drogenabhängigen außerhalb der Drogenberatungsstelle. Das BioPharma-
Unternehmen AbbVie Deutschland bringt seine umfassende Expertise aus dem Bereich Hepatitis C sowie personelle und finanzielle Mittel in die PLUS-Gesundheitsinitiative mit ein.
Die Partner der Initiative arbeiten transparent zusammen und die Nennung aller Beteiligten ist selbstverständlich. Weitere interessierte Personen und Institutionen sind im Kreis der
Gesundheitsinitiative willkommen.