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Bernard-Soulier-Syndrom

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82 DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2015 | www.pta-aktuell.de

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as Bernard-Soulier- Syndrom gehört zu den angeborenen Thrombozytenfunk- tionsstörungen. Es ist benannt nach den beiden französischen Hämato- logen Jean Bernard und Jean-Pierre Soulier, die es 1948 erstmals be- schrieben haben. Weitere Namen für dieselbe Erkrankung sind hä-

morrhagische Thrombozytendys- trophie und Riesen-Plättchen-Syn- drom. Als Abkürzung wird BSS ver- wendet.

Normalerweise spielen die Throm- bozyten eine essenzielle Rolle bei der Hämostase, also bei der Stillung der Blutung nach einer Verletzung:

Nachdem sich das verletzte Gefäß zusammengezogen hat, um die Blut-

flussgeschwindigkeit zu verringern, binden zunächst die Thrombozyten in einer dünnen Schicht an die Ge- fäßwände und bedecken die Wunde (Thrombozyten-Adhäsion). Darauf- hin lagern sich weitere Blutplätt- chen an die bereits vorhandenen an (Thrombozyten-Aggregation) und schließlich kommt es zu ihrer Ver- netzung untereinander mittels Fib- rin (Blutgerinnung). Durch den auf diese Weise gebildeten Thrombus wird die Wunde verschlossen.

Bindung gestört Patienten mit Bernard-Soulier-Syndrom zeigen eine verringerte Thrombozytenzahl, außerdem sind ihre Blutplättchen sehr groß. Zudem ist bei ihnen die Adhäsion der Thrombozyten an die Gefäßwände gestört. Der Grund:

Der sogenannte Glykoprotein GPIb- V-IX-Komplex wird fehlerhaft oder nicht ausreichend gebildet. Dabei handelt es sich um einen Rezeptor auf der Oberfläche der Thrombo- zyten für den von-Willebrand-Fak- tor. Dieser wiederum bindet bei Verletzungen an Kollagenfasern in den Gefäßwänden. Indem die Thrombozyten ihrerseits den von- Willebrand-Faktor binden, können sie sich bei gesunden Menschen an die verletzten Stellen anlagern. Bei Patienten mit Bernard-Soulier-Syn- drom hingegen funktioniert dies nur eingeschränkt. Ursächlich sind Mutationen in den Genen, die für die verschiedenen Untereinhei- ten des Glykoprotein GPIb-V-IX- Komplexes kodieren. Diese heißen GP1b-alpha, GP1b-beta, GPV sowie GPIX. Mit Ausnahme des Gens für GPV wurden bei Betroffenen in allen diesen Genen Mutationen gefunden, die die Krankheit verursachen. Beim BSS handelt es sich um eine ange- borene Krankheit; die Vererbung er- folgt autosomal rezessiv.

Weil bei Betroffenen die Blutplättchen nur eingeschränkt an die Gefäßwände binden können, erhöht sich die Blutungsneigung. In der Literatur sind weltweit nur etwa 100 Fälle beschrieben.

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PRAXIS SELTENE ERKRANKUNGEN VON A BIS Z

Bernard-Soulier-

Syndrom

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Blutungsneigung & Co. Meist äu- ßert sich das Bernard-Soulier-Syn- drom in den ersten Lebensjahren in Form von Purpura (kleinfleckige Kapillarblutungen unter der Haut), Nasenbluten, Zahnfleischbluten und (bei Mädchen später) verlängerten und verstärkten Regelblutungen.

Selten treten auch Blutungen im Gastrointestinaltrakt auf. Nach grö- ßeren Verletzungen, chirurgischen Eingriffen und bei der Geburt sind starke Blutungen typisch und auch gefährlich.

Diagnose Um ein Bernard-Soulier- Syndrom festzustellen, sind meh- rere Untersuchungen nötig: Die Blutungszeit wird gemessen, indem mit einer kleinen Lanzette in die Fingerkuppe oder ins Ohrläppchen gestochen und das Blut mit einem Filterpapier abgesaugt wird. Norma- lerweise dauert es zwei bis sieben

Minuten, bis die Blutung aufhört, bei Betroffenen dagegen ist die Blu- tungszeit verlängert. Zudem zeigt ein Blutausstrich bei Patienten eine verringerte Zahl von Thrombozy- ten, die zugleich deutlich vergrößert sind (Makrothrombozytopenie).

Im Ristocetin-Test lässt sich keine Thrombozyten-Agglutination aus- lösen (dieser Test wird auch einge- setzt, um die Funktionsfähigkeit des von-Willebrand-Faktors zu unter- suchen). Außerdem ist bei Patienten der Prothrombinverbrauch deutlich reduziert. Prothrombin ist der Pre- cursor von Thrombin, einer Serin- protease, die Fibrinogen zu Fibrin spaltet, welches sich im Rahmen der Blutgerinnung zu unlöslichen Fibrinpolymeren zusammenlagert.

Schließlich lässt sich untersuchen, in welcher Menge der GPIb-V-IX- Komplex im Blut vorliegt. Auch hier gilt: Bei Patienten mit Bernard- Soulier-Syndrom ist die Expression vermindert. Zusammengenommen ergibt sich aus den Untersuchungser- gebnissen die Diagnose des Bernard- Soulier-Syndroms. Differentialdi- agnostisch müssen andere Ursachen für die Blutungsneigung wie etwa ein von-Willebrand-Syndrom aus- geschlossen werden.

Leben damit Die kanadische Hä- mophilie-Vereinigung empfiehlt Patienten, Verletzungen möglichst zu vermeiden, indem sie etwa auf Kontaktsportarten wie Fußball ver- zichten und beim Fahrradfahren auf jeden Fall Helm tragen. Regelmä- ßige Zahnarzt-Besuche sind wichtig, um Komplikationen aufgrund des Zahnfleischblutens zu verhindern.

„Blutverdünnende“ Medikamente wie Acetylsalicylsäure dürfen nicht eingenommen werden. Bei großem Blutverlust aufgrund von akuten Verletzungen, Operationen und auch im Rahmen der Geburt erfolgt die Behandlung durch die Gabe von Trombozytenkonzentraten. ■

Dr. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin ÜBERSICHT

In unserer Serie „Seltene Erkrankungen A bis Z“ stellen wir Ihnen demnächst folgende Themen vor:

+ Cystinose

+ Familiäre Dysautonomie + Ehlers-Danlos-Syndrom + Fibrodysplasia Ossificans

Progressiva + Galaktosämie + Haarzell-Leukämie

+ Imerslund-Gräsbeck-Syndrom + Jacobsen-Syndrom

+ Kälte-Urtikaria, familiare + Lymphangioleiomyomatose + Morbus Osler

+ Norrie-Syndrom + Osteopetrose + Primäre Hyperoxalurie + Romano-Ward-Syndrom + Smith-Lemli-Opitz-Syndrom + Tuberöse Sklerose

+ Usher-Syndrom

+ von-Willebrand-Syndrom + Wilson-Krankheit + Xeroderma pigmentosum + Zapfen-Stäbchen-Dystrophie

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