gr ü nes bl att » So m mer 201 6 Herrsc haft u n d Or gani si er u n g
pei nl i che J u bel der dr ei H au ptpr otagoni st_i n- nen ( bei de Fi l me macher u n d di e Ei nzel dar- stel l eri n) ü ber den Appl aus des bür gerl i ches P u bl i ku m, der bür gerl i c hen Pr esse u n d ü ber di e Gr o ßz ü gi gkei t bür gerl i cher Gel dgeber, daz u di e pr essetau gl i che Pr äsenti er u n g u n d der ko m mer zi el l e R ah men. „ Pr oj ekt A“ wär e da mi t eher ei n „ Pr oj ekt O mega“ – n ä ml i ch das E n de der I dee der An ar chi e. Der bür ger- l i ch ver kl ärte Kapi tal i s mus i st so erfol gr ei ch, wei l er ei nfac h al l es ver ei n n ah mt. Aus den Ri ots gegen di e gl obal i si erte Ausbeutu n g wur- den Attac u n d an der e P ol i ti kber atu n gsi nsti - tuti onen. Aus den − oh nehi n kau m ( n och) staatskri ti sc hen − I ni ti ati ven gegen Ato m- u n d Gentech ni k, gegen Fr ei h an del sabko m- men & Co. wuc hs der P ol i tkonzer n Ca mpact . . . ü bri gens auc h aufgebaut von ehe mal i gen
An ar chi st_i n nen, di e i n der heuti gen N G O- H au ptstadt Ver den ei gentl i c h ei ne an ar chi sti sche U nter wan der u n g starten wol l ten. Ar bei tsti tel da mal s: „ Pr oj ekt A“. Kl i n gel t es? Der Fi l m ge mei n det n u n di e ganze An ar chi e i n di e u n pol i ti sche L an dsc h aft des Gutbür ger _i n nentu ms ei n.
Dass ei n styl i sc her P u n k mi t Doktorti tel , der den gut bez ahl ten Staatsj ob mi t ei ne m
„ Ar bei t-i st- Schei ße “- H e md ver kn ü pft,
di esen Fi l m soge- n an nt
„ wi ssensch aftl i ch ber aten “ h at, passt. R adi - kal er Ch ar me i st n ur n oc h i n Atti tü de − wer- betakti sch u mgesetzt i n der ko m mer zi el l en Fi l mwer bu n g, i n der − wi e so oft − mi t de m Fi l mgeschehen weni g ver bu n denen Hi nter- gr u n d musi k u n d auf ei ni gen ver bl assten T- S hi rts r ü ber. Das war' s. War u m auch mehr ?
„ Ei n sol cher Li festyl e- An ar chi s mus wi r d vo m Feui l l eton gel i ebt u n d von der Kul turi n- dustri e ver ei n n ah mt, wei l er gesel l sch aftl i che Ver h äl tni sse ni cht wi r kl i ch i n Fr age stel l t, mi t der neol i ber al en I deol ogi e ko mpati bel i st, aber ei nen r ebel l i schen Gl a mour ver br ei tet “, kri ti si erte Peter Bi erl 2 0 1 5 i n sei ne m Text
„ Maki n g An ar c hi s m a Thr eat agai n ? “. Di e mei sten An ar chi st_i n nen ko m men aus gut si - tui erten Schi chten, fü hl en si ch dort wohl u n d dürften − von ei ni gen i denti tätssi cher n den Sch ar mützel n mi t der P ol i zei abgesehen −
wen den wol l en. Auch hi er do- mi ni ert ei ne Ausl assu n g, n ä m- l i ch dass machtför mi ge, vor al - l e m be waffnete Ei n hei - ten sel bst das gr ö ßte Si cher hei tsri si ko si n d – z u mi n dest für di e Men- schen, währ en d Staa- ten u n d Konzer ne von i h nen oft pr ofi ti er en.
Wol f- Di eter N arr Ni e man ds- Herrsc haft ( 2 0 1 5, VS A i n H a mbur g,
3 1 6 S. , 2 6, 8 0 €) Es i st ni cht ei nfach, di eses Buch z u be wer- ten. Span nen de Ge- dan ken wechsel n mi t eher versc h wur bel ten Ausfü hr u n gen, z u- sa m men ge würfel t i n ei ne m u n ü bersi chtl i ch gegl i ederten B uch. Es si n d S ki zzen, di e etl i che Kapi - tel ausfül l en u n d di e dorti gen Fr agestel l u n gen anr egen d er- örter n. An der e, auch l än ger e P assagen des Buches wi r ken hi n gegen i n i hr er S ki zzen h af- ti gkei t wi rr oder z u mi n dest u n- vol l stän di g. Al s Fol ge fäl l t das Lesen des ko mpl etten Buches sch wer, währ en d das gezi el te Aus wähl en ei nzel ner Kapi tel l oh nens wert schei nt.
Mi ch ael Gr an dt Di e Gr ü ne n
( 2 0 1 5, Kopp- Verl ag i n R otten- bur g, 3 2 6 S. )
Das P osi ti ve vor weg: Das B uch i st ei ne Fl ei ß ar bei t. Der Autor Büc her zu
Macht und Herrschafts- freiheit R ay mon d Wal den Se nte nze n von Fr ei hei t ( 2 0 0 5, An gel i ka
Lenz Verl ag i n Neustadt, 1 1 3 S. )
Das B uch besteht aus 9 2 6 The- sen u n d ei ne m dr ei sei ti gen Ma- ni fest. I n i h nen sol l en si ch As- pekte von Fr ei hei t ausdr ücken.
Tatsächl i c h si n d si e aber z u ei - ne m gr o ßen Tei l eher pr ofan ( z. B. Nr. 5 1 4 „ Man kan n tat- sächl i ch Menschen dr essi e- r en “), z u ei ne m an der en ü ber- r asc hen d an gepasst an di e herr- schen den Ver h äl tni sse. Daz wi- schen fi n den si ch schl aue u n d eher wi rr e S pr üche deutl i che m Sch wer pu n kt auf der Kri ti k an Dog men, Götter n u n d Rel i gi o- nen. Das Zi el der Zusa m men- stel l u n g bl ei bt u n kl ar.
I an H. R obertson Mac ht
( 2 0 1 4, dtv i n Mü nchen, 3 3 6 S. , 1 2, 9 0 €)
Erst der U nterti tel verr ät, wo- r u m es geht: Erfol g ( u n d ebenso Mi sserfol g) wi r ken si ch auf den Kör per aus. Das Erl eben br en nt si c h materi el l ei n u n d fü hrt z u ver än derte m H an del n u n d Wahr neh men. Di ese Bi nsen- wei shei t moder ner Bi ol ogi e wi r d hi er auf Erfol g u n d Mi ss-
erfol g an ge wen det. Da- bei wil l der Autor zei gen, dass stän di ge Erfol gs- mel du n gen ei ne Art R ausch er zeu gen. Er er- kl ärt da mi t den Mi ss- br auch von Macht, der ger ade dur ch di e erfol gt, di e vi el Macht u n d da- n ach süchti g wer den. Ei - ne doppel te Ausbl en du n g dabei besteht z u m ei nen dur ch den man gel n den Bl i ck auf di e Sys- te mz wän ge, di e ebenso hi nei n- wi r ken, u n d auf di e sel tsa me Gl ei chsetz u n g z wi schen Macht u n d Erfol g. Den n der Mensch i st, so j edenfal l s moder ne E vo- l uti onsforsch u n g, vor al l e m so erfol gr ei ch ge wor den, wei l er kooperi ert – u n d ni cht wei l er stän di g do mi ni er en wil l .
Cersti n G a m mel i n/
R ai mu n d Lö w Eur opas Dr ahtzi e her ( 2 0 1 4, E con/ Ul l stei n i n Berl i n, 3 8 4 S. , 1 9, 9 9 €)
Ei n ti efer Bl i ck hi nter di e Sei l - sc h aften der E U- Zentr al en – so wohl auf eher u n bekan nte Personen kr ei se, di e hi nter den Kul i ssen an Stri ppen zi ehen, al s auch auf di e bekan nten Köpfe u n d i hr en Ei nfl uss. H ei l - sa m für vi el e ver ei nfachte Wel ter kl är er _i n nen i n Deutschl an d dürften di e I nfor- mati onen sei n, wi e pr ägen d deutsc he Kr ei se si n d. Sc h o- n u n gsl os wi r d An gel a Mer kel al s „ Mon ar chi n “ bezei c h net u n d i hr e Do mi n anz beschri e-
ben. An der e Kapi tel h an del t von den weni ger si chtbar en S ph är en der Fü hr u n gsbe- a mt_i n nen hi nter den ge wähl - ten Köpfen.
Marti n H. W. Möl l ers Vol kssouver äni tät u n d Si c her hei tspol i ti k ( 2 0 1 4, Verl ag für P ol i zei -
wi ssensch aft i n Wi esbaden, 1 1 1 S. , 1 6, 8 0 €)
Ei n kl u ges Buch – u n d i m ers- ten Tei l eher ei n staatsku n dl i - ches. Der Autor u n- tersucht den Begri ff der Vol kssouver äni - tät u n d ko m mt z u ei - ne m kl ar en Er geb- ni s: Es gi bt si e ni cht u n d gab si e ni e. Si e i st ni chts al s ei ne Pr opagan dal ü ge.
De m fol gen Ü berl e- gu n gen, wi e ei n z u mi n dest ei n
H auch davon z u kü nfti g doch ver wi r kl i cht wer den kan n. Da- bei u nterl äuft aber ei n sch we- r er An al ysefehl er. Den n ni cht n ur di e I dee des Vol kes al s Sou- ver än i st „ Fi kti on “, son der n das Vol k sel bst. Z wei mal er- wäh nt der Autor das z war ( S.
2 2 u n d 3 3), h ätte si ch aus di e- ser Er ken ntni s aber den Ver- such spar en kön nen, das Vol k pol i ti sch aufz u werten. Di e z wei te H äl fte wi d met si c h dan n der Si cher hei tspol i ti k u n d be- schr ei bt, wi e I n nen- u n d Au- ßen pol i ti k z u ei ne m Gefl echt verschi edener Akteur e ge wor- den si n d, di e Bedr oh u n gen ab-
tr ägt ei ne Vi el z ahl von Zi taten z u u nterschi edl en The men z u- sa m men, u m da mi t di e Gr ü nen wahl wei se al s l i n ks- extr e mi sti sche P artei oder al s Verr äter von
„l i n ken “ P osi ti onen dar z ustel l en. Das i st n ützl i ch für al l e, di e z u den Gr ü nen, i hr er Ge- schi chte u n d i hr en The men r echer chi e- r en. Da mi t aber en det sch on al - l es Lob, den n ber ei ts dari n l i egt ei n Wi derspr uch: Si n d di e Gr ü- nen n u n r adi kal oder h aben si e i hr e R adi kal i tät verr aten ? De m Autor i st das si chtbar egal . Er h asst di e Gr ü nen u n d n utzt al - l es, was er beko m men kan n.
Das Buch wi m mel t von Auffor- der u n gen an di e Leser _i n nen, i n ei ne besti m mte Ri chtu n g z u den ken. Wer aber, wi e der Au- tor auf Sei te 2 0 8, „ P ädophi l e “ ( al so Menschen, di e sexuel l e Kontakte mi t Ki n der n anr e- gen d fi n den – was j a ei ne sexu- el l e Ori enti er u n g i st, di e mensch si ch ni cht aussucht) be- r ei ts für „ Ki n dersch än der “ h äl t ( al so für sol che, di e das auch pr akti zi er en), zei gt eben- so vor al l e m sel bst ei ne zi e m- l i ch extr e me pol i ti sche u n d z u- de m di skri mi ni er en de P osi ti on wi e bei der Den kvor gabe auf S.
44, wo „ Pr ofi t “ u n d „ H err- sch aft “ al s et was erstr ebens- wert G utes bezei ch net wer den.
Aus sol c he m Bl i ck wi n kel i st dan n di e Kri ti k an den Gr ü nen der er E hr e z uvi el .
Revol u ti on sersatz Gestrü pp: Woh l fü h l i n sel zwi sch en Bü sch en u n d Ru i n en i n Katal on i en
eher sel ten i m Str ei t mi t der Obri gkei t l i egen.
Si e si n d di e Revol uti onsr o manti k i n der Be- gl ei tfol kl or e des U n ab wen dbar en, z u der pol i - ti scher Pr otest heute fast ü ber al l ver ko m mt.
„ Pr oj ekt A“ macht aus der An ar chi e ei n Pr o- j ekt z u m Zu gucken − gegen Bez ahl u n g sel bst- verstän dl i ch. Das P u bl i ku m, sel bst auf der S uche n ach ei nfachen L ösu n gen, wi e di e ei ge- ne Lebenspr axi s mi t der Seh nsucht ei ner bes- ser en Wel t z u mi n dest gefü hl s mäßi g i n Ei n- kl an g z u bri n gen i st, wi r d „ Pr oj ekt A“ ni cht n ur u nr efl ekti ert hi n neh men, son der n si c h so- gar fr euen. Der Tr ai l er bel oh nt si e gl ei ch z u Begi n n mi t de m S pr uch: „ Kei ne An gst, es wi r d kei n P utsch gepl ant. “ Wi e sch ön, ri chti g ni edl i ch. U n d et was später: „ Das i st j etzt kei - ne Revol uti on. Aber es hi l ft! “ Mi t de m Ri n- gen u m H errsc h aftsabbau h at das Ganze eher weni g z u tu n − mi t de m Ka mpf gegen di e H errsch aftsver h äl tni sse i n u ns u n d u m u ns oh nehi n ni cht. Di e ko mpl i zi erte I dee, H err- sch aftsfr ei hei t i n ei ner herrsch aftsför mi gen Wel t ausz u pr obi er en, versc h wi n det i m Fi l m i n ei ne m Br ei guten Wil l ens u n d guten Ge- fü hl s. N ach der Pr e mi er e gab es den n auch kei ne Str aßenschl ac ht, kei ne Ko m mu ni kati - onsgueri l l a, Besetz u n g oder Sch war z kopi er- akti on des ur heberr echtsgesc h ützten Fi l ms, son der n Tri n ken u n d Tanzen. Pr ost A!