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High-Tech Beton für den Potsdamer Platz.

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Academic year: 2022

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Schriftenreihe der Forschungsgruppe "Metropolenforschung"

des Forschungsschwerpunkts Technik - Arbeit - Umwelt am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

FS II 97-503

High-Tech Beton für den Potsdamer Platz.

Zur Institutionalisierung eines Wissensobjektes Matthias Horwitz

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (WZB) Reichpietschufer 50, D -10785 Berlin

Tel. (030)-25 491-0 Fax (030)-25 491-254 od. -684

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HIGH-TECH BETON FÜR DEN POTSDAMER PLATZ.

INSTITUTIONALISIERUNG EINES WISSENSOBJEKTES Zusa mmenfassung

Am Potsdamer Platz befindet sich die zur Zeit größte Baustelle Europas. Eine Unzahl von Organisationen ist damit beschäftigt, einen neuen Stadtteil unter enormem Termin­

druck aus dem Boden zu stampfen. Wie wird das unter der Bedingung gemacht, daß es keine Organisation gibt, die das Gesamtgeschehen steuert und welche Rolle spielt Wis­

senschaft dabei?

Ein konkreter Fall wird herausgegriffen und analysiert: die ingenieurwissenschaftliche Erfindung eines Stahlfaserbetons für Unterwasserbetonsohlen. Der Beton wird von der Idee bis zum Einbau in die debis-Baugrube B sowie in die gemeinsame Baugrube mit der Deutschen Bahn AG begleitet. Es wird davon ausgegangen, daß sich Implementierungen wissenschaftlichen Wissens als Institutionalisierungen von Wissensobjekten erfassen las­

sen. Wissensobjekten wird die Eigenschaft von Grenzobjekten (boundary objects) unter­

stellt, und es wird vermutet, daß sie über fortlaufende Verknüpfüngen von Repräsenta­

tionen und Praktiken von singulären zu generalisierten, tendenziell universell einsetzba­

ren Objekten werden. Repräsentationen sorgen in dieser Sicht dafür, daß Objekte mit Legitimität und Autorität versehen werden, so daß sie sich gegen mißliebige Konkurrenz durchsetzen können. Praktiken hingegen versehen Objekte mit den auf dem Weg zur Generalisierung nötigen Einschreibungen. Abschließend wird der Wert des Modells für die Wissenschaftssoziologie diskutiert.

HIGH-TECH CONCRETE FOR POTSDAMER PLATZ.

ON THE INSTITUTIONALIZATION OF A KNOWLEDGE OBJECT Summary

The Potsdamer Platz in Berlin is at present the largest construction site in Europe. Under enormous time pressure a vast number o f organizations and construction companies are working together to create an entire new district in the center o f the city. H ow can this be done in view o f the fact that there is no one single organization to coordinate these activities? What role does science play here?

The author examines these issues based upon the analysis o f one case, the invention o f steel fibre reinforced concrete for underwater ground slabs. He recounts the history o f this case from the first idea to apply this type o f concrete to its actual application in site B for the debis company’s new building and a second building site debis shares with the Deutsche Bahn AG. The underlying hypothesis o f this paper is that the implementation o f scientific knowledge can be described as institutionalizations o f individual knowl- edgeobjects. Knowledge objects are assumed to have the properties o f boundary objects.

Through a continuous linking o f representations and practices these objects develop from singular, prototypical objects to generalized, universally applicable objects. On this view, representation ensures that objects will have legitimacy and authority, so that they will have selective advantages over their competitors. Practice, on the other hand, predicates knowledge objects with those inscriptions that are necessary for them to become generalizable. The paper concludes with a discussion o f the implications o f this model for the sociology o f sciences.

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1 EINLEITUNG...1

2 REPRÄSENTION VERSUS PRAKTIKEN...4

3 VON EINEM SINGULÄREN ZU EINEM GENERALISIERTEN OBJEKT... 19

4 SCHLUSSBETRACHTUNG... 28

5 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS...31

6 LITERATURVERZEICHNIS... 31

7 ANHANG... 35

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niert, daß man es selber fa st nicht geglaubt hat."

(Professor F.) 1 Einleitung

"Taucher bereiten gegenwärtig den Bau der Betonsohle unter Wasser vor. Sie helfen unter anderem dabei mit, rund 2 000 sogenannte Auftriebsanker in den Boden zu "rütteln". Die Anker sollen die Betonsohle später gegen den Druck des Grundwassers am Boden festhalten. Die Bodenplatte kann wegen ihrer enormen Größe nicht a u f einmal gegossen werden, sondern wird in 18 Felder unter­

teilt. Diese Felder werden nach und nach betoniert. Das dauert etwa sechs Wochen. (...) Danach kann der Bau von drei Wohnhäusern, zwei Bürogebäuden, einem 3-D-Kuppelkino und einer Laden­

passage beginnen. Sie sind an dieser Stelle des debis-Projekts geplant. (...) Beim Bau der Boden­

platte kommt ein spezieller Beton zum Einsatz, dem Stahlnadeln beigemengt sind. Der an der Technischen Universität Braunschweig entwickelte Baustoff sei etwa zehnmal belastbarer als her­

kömmlicher Beton, sagte debis-Geschäftsführer Karlheinz Bohn. Vorbild des neuen Gemischs ist das altertümliche Bauverfahren, nach dem Lehm mit Stroh vermengt besonders hart wurde."

(Berliner Zeitung, 8. Februar 1996)

Die folgende Untersuchung beschäftigt sich mit der Frage, welche Institutionalisierungen wissen­

schaftlicher Objekte sich auf dem Weg von der Wissenschaft in die Stadt beobachten lassen. Sie tut dies anhand der im Artikel angesprochenen ingenieurwissenschaftlichen Innovation: der Erfindung von Stahlfaserbeton für Unterwasserbetonsohlen am Potsdamer Platz.

Sie ist Teilergebnis eines Projektes, das anhand eines sozialwissenschaftlichen und eines inge­

nieurwissenschaftlichen Falles zeigt, wie im Anschluß etwa an Latours Versuch zu einer symmetri­

schen Anthropologie1 die Vorstellung umgesetzt werden kann, Anwendungen von Sozial- und Inge­

nieurwissenschaften ließen sich mittels eines einheitlichen Instrumentariums beschreiben.2 In der vor­

geschlagenen Terminologie bedeutet das, daß Implementierungen von ingenieur- und sozialwissen­

schaftlichen Innovationen gleichermaßen als Institutionalisierungen von Wissensobjekten3 beobachtet werden können.

1 So der Untertitel des 1995 auf deutsch erschienenen Buches "Wir sind nie modern gewesen".

2 Um Mißverständnissen vorzubeugen: Es soll überhaupt nicht bestritten werden, daß sich z.T. gravierende Unter­

schiede in den Praktiken von Wissenschaften auffinden lassen, behauptet wird nur, sie ließen sich alle - samt ihrem Verhältnis zur Praxis - mit einem und nur einem Instrumentarium beschreiben. Ein Weg, der frei wird über die Un­

terstellung, daß in jeder Wissenschaft soziale Tatsachen konstruiert werden, in die, sollen sie auf die Seite der Praxis gelangen, dieser Umstand eingearbeitet werden muß (vgl. Knorr-Cetina, in: Bonß/Hartmann 1985). Speziell zum Verhältnis von Sozial- und Ingenieurwissenschaften vgl. Mai 1997 und Beckenbach in: Huber/Thum 1993.

3 Eine Erläuterung der Begriffsstrategie 'Wissensobjekt' findet sich bei Knorr-Cetina (1996).

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Angeschlossen wird an eine zentrale Annahme der neueren Wissenschaftssoziologie, auch bei wissenschaftlichen Fakten und Theorien handele es sich um sozial konstruierte Gebilde. Bezogen auf das Verhältnis von Wissenschaft und Praxis heißt das, daß Wissenschaft als sozialer Prozeß betrach­

tet wird, der sich nicht von sozialen Prozessen in anderen gesellschaftlichen Bereichen unterscheiden läßt. Für Wissenschaftssoziologen bedeutet das, auf die Differenz von Regeln zu achten, die die Pro­

duktion von Wissen einerseits und den Gebrauch dieses Wissens andererseits jeweils bestimmen.4 Vor diesem Hintergrund wurden insbesondere zwei Asymmetrien in den Beschreibungen des Ver­

hältnisses von Natur- und Sozialwissenschaften und ihren Praxen dekonstruiert.

Zum einen ist ihr herausgehobener Beobachterstatus eingeebnet worden, die Vorstellung al­

so, sie befänden sich in der Rolle eines externen, objektiven Beobachters. Die immer mögliche Frage danach, wer es ist, der beobachtet, hat deutlich werden lassen, daß die Produktion eines kontextfrei­

en, objektiven und daher überlegenen Wissens nicht möglich is t

Andererseits wurde die skizzierte Dekonstruktion auf das Verhältnis von Wissenschaft und ihren praktischen Anwendungen ausgedehnt. So konnte anhand empirischer Forschungen gezeigt werden, daß zwar von einer Differenz zwischen wissenschaftlichem Wissen einerseits und prakti­

schem Wissen andererseits auszugehen ist, die man sich aber qualitativ und nicht hierarchisch vorzu­

stellen hat.5

Was aber passiert, wenn der besondere Status von Wissenschaft geleugnet wird? Dann wird sichtbar, daß Wissenschaft auf ihrem Weg zur Anwendung andere davon überzeugt und überzeugen muß, daß sie es mit für die Anwendungskontexte notwendigem, unentbehrlichem Wissen zu tun hat.

Wie macht Wissenschaft das? Und wie untersucht man das?

Auf diese beiden Fragen sind insbesondere in der symbolisch-interaktionistischen Wissen­

schafts- und Technikforschung Antworten gesucht worden. Wissenschaftliches Arbeiten wird als Teil eines heterogenen Prozesses aufgefaßt, dessen Koordination mittels Grenzobjekten erfolgt. Diese Vorstellung wird aufgenommen und durch zwei Überlegungen ergänzt. Zum einen scheint es sinn­

voll, für die Rekonstruktion des vorliegenden Falles von einem Organisationsfeld auszugehen, inner­

halb dessen Wissensobjekte institutionalisiert werden, und zum anderen scheint es angebracht, zwei Dimensionen innerhalb solcher Institutionalisierungsprozesse zu unterscheiden: Repräsentationen auf der einen Seite sorgen dafür, Wissensobjekte mit der nötigen Autorität und Legitimität auszustatten,

4 Vgl. dazu aus allerdings etwas anderer Perspektive Bonß 1994.

5 Für die Sozialwissenschaften vgl. etwa Beck/Bonß 1989a und b sowie WZB 1977 und Wingens 1988. Bezüglich der Naturwissenschaften hat die sog. neuere Wissenschaftsforschung die soziale Determiniertheit sowohl von naturwis­

senschaftlicher Erkenntnis als auch von Technikgenese und -implementierung herausgearbeitet. Vgl. etwa Knorr- Cetina 1984, BijkerZHughes/Pinch 1987.

Bezogen auf das Verhältnis von Ingenieurwissenschaften und Praxis stellt sich aufgrund von deren starker Ausrich­

tung an externen Ansprüchen allerdings eher die Frage, ob und wie solche Ansprüche im Zuge technikwissenschaftli­

cher Forschung mit forschungspragmatischen Sachinteressen vermittelt werden können. Es konnte gezeigt werden (Marek 1994), daß es Forschungsinstituten im Bereich der Ingenieurwissenschaften trotz externer Ansprüche sehr wohl gelingt, thematisch kohärente Programme zu verfolgen.

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um sich gegen Konkurrenz im Feld zu behaupten. Praktiken auf der anderen Seite sorgen dafür, daß ein Wissensobjekt mit immer weiteren Einschreibungen angereichert wird, die es schließlich zum Stand der Technik werden lassen. Eine Bewegung, die sich als Generalisierung eines singulären Ob­

jektes beschreiben läßt.

Im ersten Teil werden zwei Geschichten vorgetragen. Bei der einen handelt es sich um eine ingenieurwissenschaftliche Repräsentation des Falles, wie sie auf einem ingenieurwissenschaftlichen Seminar von Professor F. präsentiert wurde. Ihre Besonderheit besteht darin, daß seine Geschichte, obwohl auch von Umwegen und Problemen die Rede ist, primär als Erfolgsgeschichte inszeniert wird, die dem Modell einer klassischen Transformationsgeschichte folgt: Ein praktisches Problem führt zur Nachfrage wissenschaftlicher Expertise, die dann kraft wissenschaftlicher Autorität eine überlegene Lösung generiert.

Die Geschichte von Professor F. steht in Kontrast zur zweiten, die aus den Perspektiven der beteiligten Organisationen zusammengebastelt wurde. In ihre Konstruktion gehen Interviews mit Mitgliedern besagter Organisationen, Dokumentenanalysen ihrer Interaktionen und teilnehmende Beobachtungen ein. Im Unterschied zur ersten Geschichte wird deutlich, daß man es mit einem hete­

rogenen Prozeß zu tun hat, der sehr schwerfällig auf die Betonage der Sohle zutreibt. M it einem Prozeß also, der eher als Irreise bezeichnet werden kann, auch wenn an seinem Ende eine erfolgrei­

che Betonage steht.

Im zweiten Teil wird mittels der Unterscheidung von Repäsentation und Praktiken vorgeführt, wie die beiden erzählten Geschichten verbunden werden können. Für die Analyse einer Institutiona­

lisierung von Wissensobjekten ist einerseits von Interesse, wie bestimmte Organisationen es schaffen, sich einen besonderen Status im Feld zu sichern. Um diesen Sachverhalt angemessen zu berücksich­

tigen, bietet sich der Begriff der Repräsentation an. Repräsentationen sind mit bestimmten Praktiken gekoppelt und versehen sie mit Legitimität und Autorität.

Zugleich wird allerdings mittels einer Vielzahl unterschiedlicher Praktiken an der Verfertigung von Wissensobjekten gebastelt. Aus dieser Perspektive erscheinen die Repräsentationen zwar als notwendige (nur so gelingen Verknüpfungen heterogener Praktiken) aber zugleich auch verkürzte Sicht auf Institutionalisierungsprozesse. In ihnen kommen die Kontingenzen des Prozesses, die auf der Ebene der Praktiken sichtbar werden, gerade nicht vor, weil sie sonst ihre ordnende Wirkung und ihre Autorität verlieren würden.

Für die Untersuchung einer Institutionalisierung von Wissensobjekten kommt es also auf eine Analyse des Zusammenspiels der zwei genannten Perspektiven an: Manfaktur eines Wissensobjektes als Zusammenspiel von Repräsentationen und Praktiken. Sie sind folglich für ein wissenschaftssozio­

logisches Erklärungsmodell von zentraler Bedeutung. Die Fragen an den konkreten Fall lauten ent­

sprechend, welche Praktiken lassen sich beobachten, an welche legitimierenden Repräsentationen

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wird angeknüpft und zu welchen Institutionalisierungen kommt es dabei. Abschließend geht es um eine Reflexion der Konsequenzen des Modells für eine wissenschaftssoziologische Repräsentation.

2 Repräsention versus Praktiken

Den Anfang macht die ingenieurwissenschaftliche Repräsentation des Falles, wie sie am 14. Novem­

ber 1996 an der Technischen Universität Braunschweig vorgetragen wurde. Unter dem Titel

"Ingenieurbauwerke mit neuen Konzepten" fand dort das "Braunschweiger Bauseminar" statt. Auf­

taktredner war der Direktor des veranstaltenden Instituts für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz Professor F. Ich gebe seinen Beitrag gekürzt und leicht stilisiert wieder.6

Der Transformationsgeschichte von Professor F. stelle ich anschließend eine Geschichte zur Seite, die neben der Version von Professor F. auch andere Perspektiven beteiligter Organisationen berücksichtigt. Aufgrund ihrer Multiperspektivität, gelingt es, Kontingenzen auf dem Weg zur Beto- nage sichtbar zu machen. Wie es gelingt, innerhalb kontingenter Praktiken eine gewisse Zielgerichte­

theit zu etablieren und zu bestätigen wird uns im Anschluß an die beiden Geschichten als Reise eines Wissensobjektes in einem Organisationsfeld beschäftigen.

"Ich werde einen großen Teil meines Beitrages damit verwenden, Ihnen zu erzählen, wie wir die Baustelle Daimler Benz am Potsdamer Platz begleiten und was wir uns da so überlegt haben. Was ist das fü r eine Fläche? Etwa ein 560 Meter langes, oben 280 Meter breites Bauvorhaben, eine Be­

bauung, die eine Mischbebauung ist, d.h. Büros, Hotels und so weiter, und natürlich große Berei­

che im Untergeschoß. Und das ist eigentlich unser Thema. Wir müssen in Berlin im Grundwasser bauen und müssen schauen, wie wir das bewerkstelligen können.

Was ist das Entscheidende fü r so ein Bauwerk? Das Entscheidende ist, daß wir eine trockene Sohle haben. Wie kann man eine solche Sohle bauen? Indem man unter Wasser eine Betonsohle einbringt und in den Untergrund Pfähle, die nach unten ziehen. In der Sohle entstehen dann räum­

liche Gewölbe über die die Last abgetragen wird.

Was war nun unsere Idee? Unsere Idee war, diese Sohle, die man bisher immer als eine un­

bewehrte Sohle gebaut hatte, zu ersetzen durch eine mit Stahlfaserbeton. Sie wissen, Beton ist ein hervorragender Partner, wenn er gedrückt wird, aber er ist ein ganz bescheidener Partner, wenn wir ihn ziehen oder wenn wir ihn biegen wollen, dann ist er wie Kreide, bricht schnell, geht kaputt.

Also, das wollten wir. Und die Reaktion war durchweg negativ, denn man hat gesagt, das funktio­

niert ja nicht. Wir ließen uns nicht entmutigen, und ich d a rf Ihnen sagen, es hat funktioniert.

6 Es handelt sich um die überarbeitete und gekürzte Transkription einer Bandaufnahme.

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Im Labor hatten wir zwei Versuchskörper. Einmal eine unbewehrte Platte, zum Beispiel fü r einen Industriefußboden, die mit einer Punktlast, wie sie aus Hochregallagem oder aus einem Gabelstap­

ler entstehen, belastet wurde. Was ist passiert? Das was ich vorhin gesagt habe, der Beton ist plötzlich, ohne Ankündigung gebrochen. Wir hatten einfach vier Brocken vor uns liegen. Und das gleiche m it einem bewehrten Versuchselement, das in der Abmessung identisch ist. Es hat die dop­

pelte oder zweieinhalbfache Last ausgehalten, wir haben zwar Fließlinge bekommen aber anschlie­

ß e n d war es immer noch ein Stück Beton. Also, Sie sehen, ein dramatisch unterschiedliches Verhal­

ten.

So, wie sieht eine Unterwasserbetonsohle aus, so wie wir der Meinung sind, daß sie funktio­

niert? Nicht eine Betonplatte, die einfach eine starre Auflage hat, sondern die starre Auflage wird mit Hilfe von über zwanzig Meter langen Zugpfählen, die im Boden stecken, erreicht. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen langen Nagel, den Sie in den Boden reinklopfen, und Sie haben eine Flä­

che von 20 000 qm2, da ist jed er Nagel etwas anders im Boden gebettet, d.h„ wenn Sie solche Pfähle da reindrücken, können Sie sich vor stellen, daß unterschiedliche Verformungen entstehen.

So, je tzt komm ich zurück und sage, wenn Sie hier eine Betonplatte wählen, die eben keine Zugfe­

stigkeit hat, dann ist das Problem, wenn Anker sich unterschiedlich verformen, daß so eine Platte plötzlich aufbricht. Und es sind eine ganze Reihe von Unterwasserbetonsohlen in dieser Weise ka­

puttgegangen.

So, und da hatten wir nun eine Idee, wie ich vorhin sagte, nicht nur eine Platte punktförmig zu belasten, sondern zu sagen, wir schneiden uns gewissermaßen aus der Unterwasserbetonsohle ein Stück heraus, nämlich ein Stück von 3 mal 3 m Größe mit Punkten fü r die Zugpfähle. Wir haben das a u f unserem Spannbogen aufgebaut, und haben an der Platte gezogen. Was ist passiert mit dem Versuchskörper der keine Fasern hatte? D er ist ganz plötzlich gebrochen, war kaputt und eigentlich war das der Beweis fü r uns, daß man mit Fasern bauen sollte.

Und wenn wir das mal schematisch zeigen, wie sich eine Platte a u f einem Untergrund verhält, die unbewehrt ist, dann können wir etwa die Last 1 erreichen und wenn wir Fasern reingeben, etwa die Last alpha m al 1, wobei ich das Alpha hier mit 2 bis 3 angeben kann. D.h. wir erreichen die zwei bis dreifache Traglast, bei gleicher Abmessung, das muß ich dazu sagen, aber zusätzlich ein ganz hervorragendes duktiles Verhalten.

Und was ganz entscheidend ist, wir können bei dieser Methode, weil wir ja höhere Traglasten erreichen, die Abmessungen einer unbewehrten Sohle in Richtung Stahlfaser z.B. von 1,5 m a u f 1,2 m reduzieren. Wenn Sie dann mal ein Rechenbeispiel nehmen, Sie haben eine Platte von 60 000 m3, dann können Sie 12 000 m3 einsparen, d.h. statt 60 000 brauchen Sie nurmehr 48 000 m3 reinpum­

pen. Und außerdem können wir die Pfähle etwas weiter setzen, z.B. statt 2,60 m Pfahlraster 3,20 m,

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und d.h. statt 6 000 Pfahle nur 4 000. Wir sind heute bereits so weit, daß wir die Faserlösung gleich teuer anbieten können, wie früher die unbewehrte.

Als wir den Versuch im Labor hatten, haben wir gedacht, jetzt läuft man uns die Bude ein, und will den Faserbeton. Da haben wir uns total getäuscht. Denn jetzt kam das Argument, das ist For­

schung, das ist Labor, das ist laborbezogen, draußen a u f der Baustelle funktioniert das alles nicht.

Na gut haben wir gesagt, jetzt gehen wir a u f die Baustelle. Wir haben große Kästen gebaut, m it der Firma Hochtief, vier M eter lang, 1,20 m breit, 1,20 m hoch, vier Stück, in die Kästen hinein noch Ankerkörper mit K o p f drauf, und haben diese Kästen in das 17, 18 m tiefe Wasser der Baugrube hinuntergelassen, und haben sie unten betoniert, vollbetoniert.

Und da kommt nun ein ganz spannender Vorgang. Und den muß ich einfach noch erzählen.

Ich hatte ja vor einem Jahr angekündigt, wir sind in Südamerika. Denn wenn was schiefgeht, dann müssen wir ausreisen, dann müssen wir abhauen, ganz klar. Und das war so ein Zeitpunkt, wo wir gedacht haben, je tzt müssen wir uns eine Flugkarte nach Südamerika kaufen.

Folgendes ist passiert: Wir haben den Beton eingebracht mit einer Frischbetontemperatur von 22 Grad. Und was tut ein normaler Beton? Der wird am nächsten Tag hart. Das ist ja was Gu­

tes. Manchmal ärgert man sich, weil er zu schnell hart geworden ist, weil man falsch betoniert hat, dann muß man ihn rausschmeißen. Wir haben das Glück gehabt, oder das Pech natürlich, wir hat­

ten weichen Beton, er wurde nicht hart. E r hat praktisch keine Reaktion gezeigt. Er hat langsam die Umgebungstemperatur angenommen und ist Suppe geblieben, schlicht und einfach Suppe. Sie kön­

nen sich vorstellen, was los war, wir haben nicht mehr geschlafen, ich habe alle meine Experten Betontechnologen angerufen, hab' gefragt, was ist los? War eine schnelle Antwort: hast Du Pech gehabt, Versuch ging schief!

Und plötzlich kam eines Nachts ein Anruf, der Beton, der tut was da unten, er wird warm, also er geht wieder nach oben. Und wir dachten na ja gut, was soll schon sein. Warum? Weil man uns folgendes gesagt hatte, ist zunächst auch nachvollziehbar: der Beton ist voller Fasern, und was ist das, was man erwartet, wenn etwas nicht hart wird? Dann sinkt das Schwere ab. Und man hat uns prophezeit, bei diesem Versuch werden wir einen Betankern bekommen, das ist der aufgeschnit­

tene Beweis, wo wir unten ein Paket von, was weis ich, 10, 15 cm Fasern kriegen und oben einen schönen unbewehrten Beton. Klar, das haben alle Betontechnologen gesagt.

Und da haben wir es hochgezogen, und dann haben wir ganz geheim aufgeschnitten und durch den Ankerkörper haben wir durchgeschnitten, und die Fasern waren nicht abgesunken, die waren nicht am Boden. Und sie können sich vorstellen, wie wir wieder geschlafen haben. Da hab' ich alle wieder angerufen, und da haben alle gesagt: Ja ja, gut betoniert, können wir uns vorstellen.

Also geben Sie nie was a u f Expertenmeinung, vor allem, wenn Sie so eine Anfrage haben, machen

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Sie einen Versuch, prüfen Sie selber, und ich d a rf Ihnen sagen, dieser Versuch, man hat mich wirk­

lich köpfen wollen, man wollte mich im tiefsten Wasser ertränken, klar, alles. Und dann habe ich versucht, es positiv zu verkaufen. Ich sag, hätten wir den Versuch nicht gemacht und hätten wir die Sohle gegossen, keiner hätte sich getraut diese Sohle zu verwenden. Jetzt wissen wir, auch wenn ein paar Tage der Beton nicht hart wird, soll er eben, sag ich mal locker, dann kommt er vielleicht später.

Wir haben natürlich alles wiederholt, ich d a rf dazusagen, der Versuch kostete 500 000 DM, das war keine Kleinigkeit, dann haben wir natürlich einen Beton gehabt, der nach 5 oder 10 Stun­

den genau das gemacht hat, was er vorher nicht gemacht hat, angezogen. Also die Firma H ochtief kann beides heute, den Beton machen und auch den andern.

Und dann war da noch etwas, man hat uns nämlich gesagt, es sei so schwierig Faserbeton herzustellen. Und alle kennen Biolek und Bioleks Suppe. Was tut denn der Biolek, wenn er Suppe kocht? Er kocht sie, dann nimmt er Salz und Gewürze, würzt das Ganze, was tut er dann? Umrüh­

ren. Also, wir haben allen erklärt, so schwer kann das doch nicht sein, Faserbeton herzustellen.

Macht bitte normalen Beton, nehmt dann 40 kg Fasern, schmeißt die rein, rührt richtig um. Und siehe da, es funktioniert, es geht. Es ist immer eine Frage, ob man will oder nicht.

Und das Zweite, es gibt Probleme mit der Verfahrenstechnik. Da nehmen Sie ganz bescheiden einen Löffel. Wenn Sie die Suppe mit dem Kaffeelöffel oder Mokkalöffel essen, wird sie kalt. Wenn Sie aber die Suppe mit dem ordentlichen Suppenlöffel essen, dann haben Sie was davon. Also, Sie sollten auch dann Faserbeton mit den richtigen Querschnitten verwenden, also nicht ein 100er oder 120er Rohr, wir haben uns inzwischen a u f 150er Rohre eingestellt, es funktioniert inzwischen her­

vorragend, d.h., man muß nur das richtige Material und die richtige Technik verwenden.

Und noch etwas Wichtiges. D er Senat hat vorgegeben, wie trocken die Baugrube sein muß, wieviel Restwasser erlaubt ist. Wir haben dieses um 300% unterschritten. Es war ein absoluter Erfolg. Es hat so gut funktioniert, daß man es selber fa st nicht geglaubt hat. Aber an einer Stelle hat es auch einen kleinen Fehler gegeben. Nämlich beim Ausblasen eines Rohres ist eine Fehlstelle entstanden, die kein Mensch vorhergesagt hat. Wir hatten angenommen, Schlammwalze, wir hatten angenom­

men Pfahlausfall, das ist alles nicht passiert. Sie müssen sich vorstellen, was hier passiert ist, nur 40 cm Restbeton ist geblieben. Und im Prinzip hat man mit Hochdruck hier Profile eingebaut, hat mit einem Spezialmörtel das ausgegossen und die Sanierung, ich weiß nicht, ob sie 5 oder 6 oder 10.000 D M gekostet hat, war fertig. Es war eine Nullmaßnahme, sag ich mal. Das gleiche bei un­

bewehrter Sohle, hätten wir heute einen See, wir hätten den zweiten Schürmannbau.

Die Frage lautet fü r uns natürlich, und wir haben uns die Frage öfters gestellt, war es rich­

tig, durften wir den Stahlfaserbeton, den wir im Labor entwickelt und getestet hatten, praktisch über

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Nacht a u f die größte Baustelle Europas bringen? Und ich sage heute ja und nochmals ja. Denn die Alternative wäre gewesen, unbewehrter Beton und eventuell ein Drama a u f der Baustelle. Wir mei­

nen, daß wir m it dieser Technologie die Sicherheit am Bau, die Qualität erhöhen und einen weite­

ren Schürmannbau verhindern."

Professor F. inszeniert die Einführung einer neuen Technologie als geradlinige Erfolgsgeschichte. Er konstatiert ein Problem ("Berlin baut im Grundwasser"), er beschreibt den Stand der Technik ("unbewehrter Beton"), er präsentiert eine neue Idee ("Stahlfaserbeton"), er referiert die Laborexpe­

rimente ("zwei bis dreifache Traglast") und er produziert einen Imperativ ("das war der Beweis für uns, daß man mit Fasern bauen sollte"), er beschreibt den Baustellenversuch, erwähnt Probleme, spricht aber von der anschließenden Realisierung der Betonplatte als einem "absoluten Erfolg". Und kommt abschließend auf die Moral der Geschichte zu sprechen: W ar das Vorgehen angesichts nicht zu leugnender Risiken vertretbar? Als Antwort komme nur ein klares Ja in Frage, insofern die Ver­

wendung eines unbewehrten Betons die Gefahr eines zweiten Schürmannbaus heraufbeschworen hätte.

Mit der Metapher des Schürmannbaus wird ein dramatisches Bild für die Risiken des alten Verfahrens gewählt, das die Konsequenzen eines Plattenbruchs eindringlich vor Augen führt. Dem steht komplementär eine Metapher gegenüber, die die Risiken der neuen Verfahrenstechnologie her­

harmlost, die Metapher der Suppe. Indem Professor F. die Herstellung eines Stahlfaserbetons mit der einer Suppe parallelisiert, kann er schließen, daß es so schwierig nicht sein könne. Ergo kommt es in seiner Perspektive nur darauf an, daß man das richtige Material und die richtige Technik verwendet, oder letztlich darauf, "ob man will oder nicht".

Professor F. verfolgt mit seiner Geschichte erkennbar zwei Strategien: Er präsentiert die Ein­

führung eines Stahlfaserbetons als einen übersichtlichen Prozeß, in dem ingenieurwissenschaftliche Expertise auf ein praktisches Problem antwortet. Er hält es für geboten, die neue Technologie zu benutzen, weil per Experiment der Nachweis erbracht werden konnte, daß es herkömmlichen Verfah­

ren überlegen ist. Und er rechtfertigt eine zugegebenermaßen riskante Anwendung im Namen des übergeordeneten Gutes 'öffentliche Sicherheit'.

Stahlfaserbeton wird als ein wissenschaftlich gehärtetes Objekt vorgestellt, das unproblema­

tisch in ein Bauprodukt überführt werden kann, da es Anforderungen an öffentliche Sicherheit besser erfüllt als vergleichbare Verfahren. Personen, wie Professor F., werden als Wissenschaftler einge- führt, die, wenn sie im Interesse öffentlicher Sicherheit gebraucht werden, sich in Experten verwan­

deln, ein Problem lösen und ihre praktischen Erfahrungen dann in Forschung und Lehre tragen.

Aber um den Erfolg von Professor F.'s Stahlfaserbeton zu verstehen, scheint es nicht genug, zu wissen, daß er getestet wurde und als sicherer) gilt Man muß vielmehr annehmen, daß die Einfüh-

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rung eines neuen Verfahrens in einem professionalisierten und stabilen Feld unwahrscheinlich ist Viele gute Ideen werden vermutlich nie realisiert, warum gerade diese? Auf diese und ähnliche Fra­

gen gibt Professor F. keine Antwort.

debis beauftragt die Ingenieurgemeinschaft FWK mit der Tragwerksplanung und ingenieurtechni­

schen Baugrubenkontrolle fü r die Baugruben und Untergeschosse der besonders tiefen debis- und Bahnbaugruben am Potsdamer Platz.7 Sie entwirft Konstruktionszeichnungen m it den Dimensionen von Bauteilen, fü h rt rechnerische Nachweise, statische Berechnungen fü r die Richtigkeit von Kon­

struktionsentwürfen durch und löst Detailprobleme.

Dies alles geschieht unter Berücksichtigung eines Berliner Spezifikums: Berlin baut im Grundwasser und Grundwasserabsenkungen verbieten sich aus ökologischen Gründen. Wie kann unter dieser Bedingung eine baupraktische Umsetzung von Gründungen und die Herstellung von Baugruben aussehen? Drei Bauverfahren sind im Prinzip möglich fü r tiefe, bis zu 20 M eter ins Grundwasser einbindende Baugruben (vgl. etwa Falkner 1995: 2-3). Die Ausschreibungen und Planungen von debis sehen eine unbewehrte Unterwasserbetonsohle vor.

In einer gemeinsamen Besprechung zwischen Bauherrn und Tragwerkplanem am 29.06.1994 wird das Problem erörtert und aus sicherheitstechnischen, technischen und wirtschaftlichen Grün­

den einvernehmlich beschlossen, fü r den Bauteil B die Gründung als Unterwasserbetonsohle auszu- führen. Eine Alternativlösung mit Injektion-Dichtungs sohle wird wegen der hohen Wasserdrücke in Verbindung m it der Inhomogenität des Bodens und den damit verbundenen unkontrollierbaren R i­

siken bezüglich Folgekosten und Terminen ausgeschlossen (vgl. iBMB 30.6.1994:1). Reicht es aber aus, unter den schwierigen Voraussetzungen am Potsdamer Platz einen unbewehrten Beton zu ver­

wenden? Von der Ingenieurgemeinscha.fi wird eine Alternative ins Spiel gebracht: Statt eines unbe­

wehrten, so die Idee, könnte ein in anderen Bereichen bereits erfolgreich eingesetzter Baustoff, nämlich Stahlfaserbeton zur Anwendung kommen. Dieser Vorschlag wird debis unterbreitet und die

Vor- und Nachteile beider Verfahren gegeneinander abgewogen.

Gegen die herkömmliche Lösung einer unbewehrten Unterwasserbetonsohle spreche, daß wegen der geringen Verformbarkeit mit Rißbildung und somit mit Undichtigkeit der Betonsohle zu rechnen sei. Bei unterschiedlichen Bodenverformungen sei die Gefahr eines unangekündigten Ver­

sagens gegeben. Positiv sei zu sehen, daß die Kosten der unbewehrten Betonsohle wirtschaftlich seien und die Betonrezepturen a u f Standardlösungen beruhten (vgl. ebd.).

Durch Einsatz von Stahlfaserbeton werde eine wesentlich höhere Zähigkeit, Verformungsfä­

higkeit und Risseüberbrückung auch bei unterschiedlichen Bodenverformungen erreicht. Nachteile

7 Es handelt sich um den debis Bereich B und die gemeinsame Baugrube von debis und Deutscher Bahn AG. Am 17.11.1994 beauftragte die DB-AG debis mit der Herstellung der gemeinsamen Baugrube und am 16.02.1995 mit der Erstellung des Bahnhofrohbaus Potsdamer Platz.

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seien höhere Anforderungen bezüglich Betontechnologie und Verarbeitung; es entstünden zunächst höhere Kosten durch Stahlfaser zugabe. Bezogen a u f das Gesamtkonzept ergäben sich durch die geringere Dicke der Platte und ein weiter gesetztes Pfahlraster mit Stahlfaserbeton wirtschaftliche Vorteile (ebd.: 2).

Vom Institut fü r Baustoffe, Massivbau und Brandschutz der TU Braunschweig (iBMB) liegen rechnerische Untersuchungsergebnisse vor, die die höhere Traglast von Stahlfaserbeton gegenüber unbewehrtem Beton zeigen, debis wird vorgeschlagen, ein Versuchsprogramm an der TU Braun­

schweig durchführen zu lassen, das die Ergebnisse bestätigen soll. Das iBMB bittet um Prüfung und Beauftragung (ebd.).

Die debis Geschäftsführung entscheidet sich dafür, dem iBMB den Auftrag zu geben, das Verformungs- und Tragverhalten von unbewehrten Platten im Vergleich mit bewehrten zu untersu­

chen. D er Antrag erfolgt am 8.8.1994. Vorgesehen ist entsprechend des Plans des iBMB die Zeit zwischen den Kalenderwochen 28 und 42.

Im Labor des iBMB der TU Braunschweig8 werden drei Probekörper untersucht. Sie haben eine Abmessung von 3 x 3 m und eine Plattendicke von 28 cm. Die Belastung wird mit 9 Zugankem auf­

gebracht. D er Wasserdruck wird mittels einer elastischen Bettung a u f einer 6 cm dicken Kork­

schicht simuliert. Von den drei Versuchsplatten ist die erste unbewehrt, die zweite m it einer Stahlfa­

sermenge von 60 kg/m3 der Faser 60/0,8 mm und die dritte Versuchskörper mit einer Menge von 40 kg/m3 der Faserart 50/0,6 versehen.

Bei der unbewehrten Versuchsplatte treten bei einer Belastung der Zuganker von 250 kN un- angekündigt Biegerisse m it einer maximalen Rißbreite von 10 mm auf. Nach Simulierung eines teilweisen Ankerausfalles (Entlastung des mittleren Ankers a u f 100 kN) versagt die Platte plötzlich ohne Vorankündigung. Bei den beiden stahlfaserbewehrten Versuchsplatten 2 und 3 haben die Be­

lastungen keine erkennbare Rißbildung zur Folge, obwohl die Zugfestigkeit des Stahlfaserbetons nicht höher als die des unbewehrten Betons ist. Im Gegensatz zum ersten Versuchskörper kann bei einer Kraft der äußeren Anker von 250 kN ein Totalausfall des mittleren Ankers simuliert werden.

Erst bei einer anschließenden Steigerung der Belastung a u f 325 kN/Zuganker treten am Platten­

rand erste Biegerisse auf.

Selbst bei Verdoppelung der Last, die bei der unbewehrten Platte zum Bruch geführt hatte, tritt bei den stahlfaserbewehrten Versuchskörpem kein Versagen auf. Bei einer Belastung von 525 kN/Zuganker werden die Versuche abgebrochen, da die Tragfähigkeit der äußeren Zuganker er­

schöpft ist. Eine zusätzliche Steigerung des mittleren Zugankerkopfes a u f 750 kN bei der dritten Versuchsplatte fü h rt nicht zum Versagen der Platte.

8 Vgl. zum folgenden insbesondere Falkner/Klinkert/Teutsch 1995.

(14)

Ergebnis des Vergleichs: die Traglast der bewehrten Platten m it Stahlfaseranteilen ist mehr als doppelt so hoch und ihre Verformungskapazität mehr als 10 mal so hoch wie die unbewehrter Platten.

Neben der Trag- und Verformungsfähigkeit werden auch technologische bzw. verfahren­

stechnische Fragen untersucht. Es wird eine Betonrezeptur entwickelt, die es ermöglicht, den Fa­

serbeton über längere Wege zu pumpen, Igelbildungen zu verhindern, es unter Wasser zu keiner Entmischung von Fasern und Beton kommen zu lassen sowie eine ausreichende Verdichtung zu er­

reichen. Alle diese Anforderungen werden bei den durchgeführten Untersuchungen erfüllt. Von den eingesetzten Fasern zeigen die 40 kg Stahlfasem 50/0,6 ein Optimum an Verarbeitbarkeit, Tragfä­

higkeit und Wirtschaftlichkeit.

Verbunden werden die Ergebnisse mit der Einschätzung, daß noch vor Einbau unter bau­

praktischen Bedingungen geklärt werden sollte, ob sich bei 20 m Wassertiefe Probleme hinsichtlich der Betonage und einer sorgfältigen Umschließung der Zugpfahlköpfe bei Verwendung von Stahlfa­

sem ergeben. Eine Notwendigkeit, die sich daraus ergebe, daß beim Bauvorhaben am Potsdamer Platz hohe Anforderungen an die Verformungsfähigkeit der rückverankerten Bodenplatte gestellt werden. Bedingt durch das unterschiedliche Last- und Verformungsverhalten der Zugpfähle, das unterschiedliche Verformungsverhalten an den Schnittstellen zwischen Wänden und Bodenplatte sowie Zwangsbeanspruchungen durch Bauzustände und geometrische Randbedingungen.

Zusammenfassend wird im Forschungsbericht vom M ai 1995 festgehalten, die im Labor durchgeführten Untersuchungen würden zeigen, daß unbewehrte Bodenplatten den genannten A n­

forderungen nicht in ausreichendem Maße genügten. Der Einsatz von Stahlfasern mache es dage­

gen möglich, selbst unter Beachtung wirtschaftlicher Gesichtspunkte, die Kriterien der Trag- und Gebrauchsfähigkeit unter extremen Bedingungen einzuhalten.

Die bautechnische Prüfung der Tragwerksplanung fü r den Bereich B wird vom Prüfingenieur Dr.

F.9 übernommen, bei dem die statischen Berechnungen und Konstruktionsunterlagen eingereicht werden. Von Dr. F. kommt der Hinweis, daß man es bei Faserbeton vermutlich mit einem genehmi­

gungspflichtigen B austoff zu tun habe.10 Es kommt zu Gesprächen zwischen Dr. F., der Ingenieur­

gemeinschaft, debis, der Bauaufsicht sowie der Bundesanstalt fü r Materialforschung und -prüfung

9 Prüfingenieure werden von seiten der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen (SenBauWohn), bei der auch die Bauaufsicht angesiedelt ist, mit der Überprüfung statischer Unterlagen und Pläne sowie Vor-Ort-Kontrollen beauf­

tragt, um sicherzustellen, daß die Pläne gesetzlichen Bestimmungen genügen und auch entsprechend den Plänen ge­

baut wird.

10 Fehlen für ein Bauprodukt technische Regeln, von denen angenommen wird, daß ihre Einhaltung bestimmte An­

forderungen, wie etwa Standsicherheit und Umweltschutz garantiert, handelt es sich um ein nicht geregeltes Baupro­

dukt im Sinne des §18 Abs. 3 der Bauordnung für Berlin (BauO Bin). Solche nicht geregelten Bauprodukte bedürfen einer Zustimmung durch die SenBauWohn. Es muß schriftlich ein Antrag auf Zustimmung - mit entsprechenden Unterlagen versehen - eingereicht werden. Die Oberste Bauaufsicht entscheidet dann über das weitere Vorgehen, in­

dem sie den Antragsteller darauf verpflichtet, bestimmte Einzelnachweise zu führen. Wenn der Antragsteller die ge­

forderten Nachweise erbringt, kann eine Zustimmung für die Verwendung erteilt werden.

(15)

(BAM). Sie führen am 7.6.1995 zu einem Antrag der Ingenieurgemeinschaft an die Bauaufsicht auf Beurteilung und Zustimmung fü r die Verwendung von Stahlfaserbeton (vgl. FWK 7.6.1995). Unter Hinweis a u f die Vorklärungen werden zwei Varianten zur Erlangung des gesetzlich geforderten Brauchbarkeitsnachweises fü r Stahlfaserbeton vorgeschlagen: Nachweis gemäß D IN 1045, A b­

schnitt 7.4.2 (Eignungsprüfung) oder Zustimmung im Einzelfall11 gemäß § 20 der Bauordnung fü r Berlin.12

Die Bauaufsicht teilt debis mit, daß man nach ihrer Ansicht eine ZiE benötige. Eine Zu­

stimmung werde jedoch nur unter der Bedingung erteilt, daß der Stahlfaserbeton rechnerisch wie ein unbewehrter Beton behandelt werde. Die im Vergleich zum unbewehrten Beton günstigeren Materialeigenschaften des Stahlfaserbetons - wie duktiles Verhalten, Lastumlagerungsverhalten, begrenzte Rißbildung - seien nur als sicherheitstechnische Reserve gegen unvermeidbare Zusatzbe­

anspruchungen der Sohlplatte anzusehen und trügen zu einer wünschenswerten Erhöhung der Bau­

grubensicherheit bei.

Sollte der Antragsteller allerdings ein Interesse daran haben, das günstigere Materialver­

halten des Stahlfaserbetons auch rechnerisch in Anschlag zu bringen, erfordere dies die Festlegung von zulässigen Materialkennwerten. Dies werde aufgrund der von debis im Antrag genannten Bau­

ablauftermine als problematisch eingeschätzt, da eine Einschaltung des Deutschen Instituts fü r Bautechnik und des zuständigen Sachverständigen Ausschusses in diesem Falle unumgänglich sei (vgl. SenBauWohn 29.6.1995: 3).

Die Ingenieursgemeinschaft FWK kündigt bereits im Antrag einen Großversuch a u f der Baustelle an (vgl. FW K 7.6.1995:2). Dies wird von der Senatsverwaltung aufgenommen, die verlangt, mittels des Versuchs nachzuweisen, daß eine verfahrenstechnisch einwandfreie Herstellung der Unterwas­

serbetonsohle gewährleistet werden könne: hinsichtlich langer Pumpwege, großer Wassertiefe und Umhüllung der Ankerköpfe. Ferner müßten die betontechnologischen Eigenschaften überprüft wer­

11 Auch Professor F. erwähnt die ZiE innerhalb seiner Aufzählung von zu überwindenden Widerständen: "Und dann in Deutschland ganz wichtig: nicht zugelassen. Das gibt es überhaupt nicht, daß man in Deutschland etwas baut, was nicht zugelassen ist. Also das war einer der wichtigsten Punkte. Ich darf dazu sagen, diesen wichtigen Punkt konnten wir hervorragend meistern. Ich darf Ihnen sagen, wir haben hier mit den Berlinern eine Zustimmung im Einzelfall durchbekommen innerhalb von 8 Wochen, das muß man erstmal nachmachen, das hat hervorragend funktioniert, wir haben kein Geld dafür ausgegeben, wir haben nur argumentiert, nichts anderes gemacht." Wie er auf diese Frist kommt, ist nicht recht nachvollziehbar. Die ZiE wurde am 7.6.1995 beantragt und am 19.1.1996 erteilt.

12 Variante 1: Aufgrund von § 3 Abs. 3 und § 76 Abs. 8 der Bauordnung für Berlin (BauO Bin) wird in den

"Ausführungsvorschriften über die Einführung technischer Baubestimmungen - Beton und Stahlbeton - vom 6. De­

zember 1988" bestimmt, daß die Norm DIN 1045 - Bemessung und Ausführung - als technische Baubestimmung eingeführt wird. Sie legt fest, welche Eigenschaften ein Beton erfüllen muß, um eingebaut zu werden, und welche Verfahren dabei zu wählen sind.

Variante 2: Bei Stahlfaserbeton handelt es sich um ein nicht geregeltes Bauprodukt im Sinne des § 18 Abs. 3 der BauO Bin. Deshalb bedarf es für die Verwendung eines solchen Baustoffes einer Zustimmung im Einzelfall durch die SenBauWohn gemäß § 20 der BauO Bin. Grundlage der Zustimmung ist die Vorlage eines Brauchbarkeitsnachweises, aus dem hervorgeht, daß der Stahlfaserbeton unter den vorliegenden Randbedingungen für eine Unterwasserbetonage geeignet ist und ein Materialverhalten zeigt, das als nicht schlechter als das eines unbewehrten Betons der geforderten Güte B 25 einzustufen ist

(16)

den, um zu einer Festlegung der Anforderungen hinsichtlich Festigkeit, Korn- und Faserverteilung zu gelangen. Die Durchführung des Versuchs müsse durch die Bundesanstalt fü r Materialforschung und -prüfung gutachterlich begleitet werden (SenBauWohn 29.6.1995: 2).13

Im Rahmen des Großversuchs werden am 14.9.1995 a u f der Baustelle am Potsdamer Platz unter Aufsicht der Bundesanstalt fü r Materialforschung und -prüfung (BAM), dem Eisenbahnbun­

desamt (EBA)14 und der Amtlichen Materialprüfanstalt fü r das Bauwesen der TU Braunschweig (MPA)15 vier Versuchskörper in Stahlformen in 17 M eter Tiefe von der aus H ochtief AG und C.

Baresel A G bestehenden Arbeitsgemeinschaft Ingenieurtiefbau Potsdamer Platz (Arge TTB) beto­

niert. Vier Betonrezepturen16 hatte H ochtief im Baustoffprüflabor der Hauptniederlassung Rhein- Main erarbeitet. Während drei Betone direkt mittels einer Betonpumpe betoniert werden, erfolgt die Betonage der letzten Rezeptur im Zusammenhang mit einem Pumpversuch. Der Beton wird erst nach Durchfließen einer Scherenleitung in die Unterwasserschalung gepumpt. Nach dem Erhärten werden die Versuchskörper fü r Untersuchungen der Betonqualität durch die MPA und die BAM gehoben.

Der erste Versuch scheitert. Es gibt Schwierigkeiten mit den Betonrezepturen, der Beton wird viel zu spät hart. Während bei der Rezeptur ohne Fasern bereits innerhalb der ersten 24 Stunden ein merklicher Temperaturanstieg registriert wird, verzögert sich die Erhärtung der anderen Beton­

rezepturen erheblich. Bei zwei Rezepturen wird erst nach über einer Woche eine Temperaturerhö­

hung durch einsetzende Quellung registriert und das Temperaturmaximum nach 11 bis 12 Tagen erreicht. Die Erhärtung der Rezeptur mit einem besonderen Zement setzt sogar erst nach 17 bis 18 Tagen ein (vgl. MPA 30.10.1995:10).

Nach Ansicht der MPA liegen die Ursachen fü r den unterschiedlichen Erhärtungsverlauf in der Dosierung des Betonverflüssigers. "Wie Rückfragen bei der MC-Bauchemie ergaben, kann die

13 Die SenBauWohn erklärt sich bereit, auf die Einschaltung des Deutschen Instituts für das Bauwesen zu verzichten und statt dessen die BAM als unabhängige Gutachterin zuzuziehen. Mit Schreiben vom 26.9.1995 wird die BAM von debis mit der Durchführung einer gutachterlichen Stellungnahme beauftragt.

14 Das EBA ist eine selbständige, dem Bundesministerium für Verkehr nachgeordenete Bundesoberbehörde, die als Aufsichts- und Genehmigungsbehörde für Eisenbahnen und Eisenbahnbauten des Bundes zuständig ist. In ihren Zu­

ständigkeitsbereich fallt deshalb auch der Regionalbahnhof Potsdamer Platz. Für den Bahnteil der Baugrube muß entsprechend ein Antrag auf Zustimmung im Einzelfall an das EBA gestellt werden.

15 Im Rahmen der ZiE muß sichergestellt werden, daß das Bauprodukt auch mit der für den Verwendungszweck gel­

tenden Zustimmung übereinstimmt. Deshalb bedarf es eines Übereinstimmungszertifikates, das von Zertifizierungs­

stellen erstellt wird. Ein solches Zertifikat wird nur dann vergeben, wenn das Bauprodukt einer sogenannten Fremd­

überwachung unterworfen wird. Die Fremdüberwachung ist von einer Überwachungsstelle durchzuführen, die regel­

mäßig prüft, ob das Bauprodukt auch der Zustimmung im Einzelfall entspricht (vgl. BauO Bin § 22 - § 22b). DIN 1084 legt genauer fest, wie eine solche Güteüberwachung auszusehen hat (vgl. DIN 1084: 163ff.) Die MPA wurde hierfür am 16.8.1995 von der Hochtief AG beauftragt.

16 Die Bezeichnung "Betonrezeptur" bezieht sich auf die Zusammensetzung von Zement, Flugasche, Verzögerer und Fließmittel. Die Rezepturen müssen nach DIN 1045 auf ihre Eignung hin überprüft werden: "Die Eignungsprüfung dient dazu, vor Verwendung des Betons festzustellen, welche Zusammensetzung der Beton haben muß, damit er mit den in Aussicht genommenen Ausgangsstoffen und der vorgesehenen Konsistenz unter den Verhältnissen der betref­

fenden Baustelle zuverlässig verarbeitet werden kann und die geforderten Eigenschaften sicher erreicht" (DIN 1045:

26).

(17)

Zugabe von NC 10 bei einer Dosierung im oberen Grenzbereich der Zulassung eine stark verzö­

gernde Wirkung a u f die Betonerhärtung haben... Warum dieser Einfluß erst im Baustellenversuch und nicht schon im Laborversuch deutlich wurde, konnte bisher nicht geklärt werden" (ebd.).

M it vier neuen Rezepturen werden am 10. und 11.10.1995 Pumpversuche unter der Aufsicht der MPA durchgeflihrt. Der Beton wird nach Zugabe von Fließmittel und Stahlfasem durch eine ungefähr 125 m lange gerade Rohrleitung und anschließend durch eine Scherenleitung gepumpt.

Zumindest zwei Rezepturen lassen sich über die gesamte Länge der Rohrleitung einwandfrei und ohne Unterbrechungen pumpen, zeigen keine Entmischungserscheinungen oder Igelbildungen und zeichnen sich durch einen sehr guten Zusammenhalt aus. Die Herstellung des Ausgangsbetons im Werk der Betonversorgung Potsdamer Platz GbR (BPP) erfolgt unter Aufsicht von Hochtief. Die Ausgangskonsistenz wird sicher erreicht. Im Gegensatz zu den Betonen der Unterwasserprobesoh­

len vom 14.9.1995 wird bei diesen Rezepturen nach Zugabe des Fließmittels kein Absetzen des Zu­

gabewassersfestgestellt. Die Ausbreitmaße liegen im Bereich der angestrebten Konsistenz

A m 24.10.1995 werden zwei weitere Unterwasserbetonprobesohlen wiederum unter Aufsicht von BAM, EBA und MPA betoniert. Im Vorfeld werden zwei Rezepturen noch einmal modifiziert.

Die neuen Rezepturen zeigen eine bessere Verarbeitbarkeit und eine geringere Verzögerungswir­

kung während der Erhärtung. Aufgrund dieser Ausgangslage wird die Rezeptur 3 106a fü r die Beto- nage der Unterwasserbetonsohle vorgesehen.17

Auch die Versuche vom 10./11.10.1995 und 24.10.1995 verlaufen nicht problemlos. Es treten Schwierigkeiten bei der Wasserdosierung im Betonwerk auf. Bei der Herstellung der Rezepturen weicht bereits die Konsistenz des Ausgangsbetons erheblich von den Ergebnissen der Laborversu­

che von H ochtief ab. Der anschließend unter Aufsicht des iBMB durchgeführte Darrversuch im Barg-Baustoffiabor18 bestätigte den zu hohen Wassergehalt. M it großer Wahrscheinlichkeit sei dies a u f die unzureichende Messung der Zuschlagsfeuchte in der Mischanlage der BPP zurückzufiihren (vgl. ebd: 9).

Zwischen Hochtief, der FWK Ingenieurtechnische Überwachung und der MPA a u f der einen Seite sowie der BPP und der Baulog a u f der anderen Seite kommt es daraufhin zum Streit, wer fü r die Mängel verantwortlich zu machen ist. Nach einigem Hin und Her endet die Auseinandersetzung vorläufig mit einer Mitteilung der MPA vom 1.3.1996. Ihr sei die gemäß Zustimmung im Einzelfall erforderliche Fremdüberwachung und Zertifizierung fü r den gesamten Betonageprozesses übertra­

gen worden. Man habe entsprechende Verträge mit der BPP und der Arge ITB abgeschlossen. In diesem Zusammenhang wurden "am 28.02.1996 mit den bei der BPP und der Arge fü r die Eigen­

überwachung verantwortlichen Herren nochmals die Anlagen besichtigt und die bisher vorliegen­

den Unterlagen eingesehen." Danach sei festzuhalten, daß im Transportbetonwerk BPP "die Vor­

17 Später kommen noch die Rezepturen 3110, 3106b und 3117b hinzu.

18 Die Barg ist der nach DIN 1045 vorgesehene Fremdüberwacher der BPP.

(18)

aussetzungen fü r eine bedingungsgemäße Herstellung des Ausgangsbetons gemäß der Rezeptur 3106a und fü r eine ordnungsgemäße Eigenüberwachung gegeben seien (vgl. ebd.).

Im Versuch am 24.10.1995 ist es trotz der Probleme im Betonwerk gelungen, einwandfreie Versuchskörper herzustellen. Das Fazit von debis lautet entsprechend in einer Presseerklärung vom 11.11.1995: Durch den Einsatz von Stahlfaserbeton ergebe sich "eine wesentlich erhöhte Sicherheit und dam it eine Minimierung des Risikos" bei einem entscheidenden Bauteil. Daimler Benz, ein Vor­

reiter fü r Sicherheit und Qualität im Automobilbau, setze damit die gleichen hohen Maßstäbe im Bauwesen (debis 11.11.1995.) Die MPA legt ihren Untersuchungsbericht19 am 1.12.1995 vor, die BAM ihr Gutachten am 22.12.199520. Aufgrund der positiven Gutachten und erfüllten Auflagen wird am 19. Januar 1996 eine Zustimmung im Einzelfall von SenBauWohn erteilt.

ln ihr wird festgelegt, wie die Betonage zu erfolgen habe und was besonders zu beachten sei.

Der Stahlfaserbeton müsse nach der Rezeptur 3106a hergestellt werden und die Zusammensetzung aufweisen, m it der die Eignungsprüfungen von H ochtief durchgeführt wurden. Im weiteren werden die Ausgangs- und Zusatzstoffe sowie der Stahlfasertyp festgehalten. Sodann werden Betonherstel­

lung und Übereinstimmungsnachweis und Betonlieferung geregelt. "Die Herstellung und die Verar­

beitung ist einer werkseigenen Produktionskontrolle zu unterziehen, die a u f der Grundlage eines Qualitätssicherungskonzeptes durchzuführen ist. Das Qualitätssicherungskonzept muß die Überprü- fiing der Betonausgangsstoffe, die Herstellung des Stahlfaserbetons sowie seinen Transport und Einbau umfassen” (SenBauWohn 19.1.1996: 3). Darüber hinaus nimmt sie sich abschließend des Problems Wasserdosierung an. Es wird festgelegt, daß "die Sandbehälter der Mischanlage so aus­

zurüsten sind, daß an jeder der vier Aus la u f schurren die Feuchtigkeit des Sandes gemessen wird, damit die tatsächlich vorhandene Obetflächenfeuchte des Sandes bei der Dosierung des Zugabe­

wassers einer jeden Mischung berücksichtigt werden kann" (ebd.: 2).

Für die Betonage der Baugrube B werden im Rahmen des geforderten Qualitätssicherungs­

konzepts eine ganze Reihe von Kontrollen vorgesehen, die dafür Sorge tragen sollen, daß die im Zuge der Versuche erreichte Qualität des Betons auch erreicht wird. Die Sicherung von Qualität etfolgt a u f der Basis unterschiedlicher Messungen.

So werden die Betonausgangsstoffe vor ihrem Einsatz in der Mischanlage in der BPP einer Kontrolle unterzogen, um fü r gleichbleibende Qualität zu sorgen. Über Sonden und zusätzliche

19 Ein solcher ist gemäß DIN 1084 vorzulegen.

20 Auf die Praktiken der Produktion von Daten für die Herstellung des Untersuchungsberichtes und des Gutachtens wird hier nicht näher eingegangen. Nur so viel: Das Vorgehen beider Organisationen ist streng normiert (am wich­

tigsten: DIN 1045 und DIN 1084), so daß die erzeugten Daten an Sollwerten überprüft werden können.

Für den nach DIN 1045 Abs.7 geforderten Nachweis der Güte der Baustoffe und Bauteile für Baustellen ist neben der bereits erwähnten Eignungsprüfung (Abs. 7.4.2) eine Güteprüfung (Abs. 7.4.3) vorgesehen. "Die Güteprüfung dient dem Nachweis, daß der für den Einbau hergestellte Beton die geforderten Eigenschaften erreicht" (ebd.: 26). Im Rah­

men dieser Güteprüfung sind u.a. eine Festigkeits- und Erhärtungsprüfung des Betons durchzuführen. Entsprechend werden von der MPA mittels Temperaturmessungen und Betonproben die Betoneigenschaften festgestellt und der Nachweis geführt, daß sein Materialverhalten nicht ungünstiger ist als das eines unbewehrten Betons der Festigkeits­

klasse B 25. In Abstimmung mit dem iBMB führt die BAM eigene ergänzende Untersuchungen durch.

(19)

Darrversuche wird die Zuschlag-Eigenfeuchte im Betonwerk BPP kontrolliert. Die Konsistenz des Ausgangsbetons wird durch Messung des Ausbreitmaßes überprüft.

In einer eigens fü r diesen Zweck eingerichteten Station werden dosiert Fasern, Fließmittel und Verzögerer zugegeben. An dafür eingerichteten Stationen wird die festgelegte Mindestmischzeit überprüft. D er so erzeugte Pumpbeton wird vor dem Einfüllen in die Betonpumpe erneut a u f sein Ausbreitmaß hin überprüft. A u f Formularen werden die Daten des Betons und die Meßergebnisse festgehalten.

M it dem Betonieren des ersten der neunzehn Betonierfelder beginnt H ochtief am 7. März 1996. Am 4. M ai sind die Arbeiten beendet. Ende Mai wird mit dem Lenzen der Baugrube begon­

nen und nach drei Wochen erfolgreich beendet.

Am 14.6.1995 lehnt die im Auftrag der DB AG arbeitende Projektgesellschaft fü r Verkehranlagen im Zentralen Bereich mbH (PVZB)21 in einer Besprechung mit debis die Zustimmung zu einer Stahlfaserbetonplatte ab (vgl. FWK 16.6.1995). Von seiten der Bahn werden die besseren Eigen­

schaften des Stahlfaserbetons zwar nicht bestritten. Es wird sogar ausdrücklich bestätigt, daß es sich bei einer Stahlfasersohle um ein wünschenswertes Endprodukt handele. Allerdings sei das Pro­

dukt nur über nichtstandardisierte Verfahrenstechniken, also über ein erhöhtes Einbaurisiko zu erreichen. Deshalb greife man lieber a u f bewährte Techniken zurück.

Daraufhin fa ß t die Ingenieurgemeinschaft ins Auge, "in der gemeinsamen Baugrube fü r den Bereich der Deutschen Bahn AG eine unbewehrte Betonsohle und bei debis eine stahlfaserbewehrte Betonplatte ein(zu)bauen" (ebd.). Gleichzeitig beschwert sich die Ingenieurgemeinschaft bei debis über die Entscheidung der PVZB: Sie sei nur schwer nachvollziehbar. Der Einbau einer unbewehr­

ten Betonsohle durch die Bahn bedeute erhöhte Risiken und damit reduzierte Sicherheit. Während debis im übertragenen Sinne eine Airbag-Lösung präferiere, meine die Bahn, ohne ein solches Si­

cherheitspaket auskommen zu können. Die Investitionen fü r Sicherheit stünden jedenfalls in keinem Verhältnis zu den Folgekosten bei einem eventuellen Schadensfall. Auch wenn die Großbaustelle bereits Alltag geworden sei, habe man sich doch immer wieder ins Bewußtsein zu rufen, daß es sich um ein Bauvorhaben mit Größenordnungen und Beanspruchungen handele, das an die Grenzen des technischen Erfahrungsbereiches stoße (ebd.).

Nach einigem hin und her einigt man sich schließlich a u f einen durchgängigen Einsatz von Stahlfaserbeton. Allerdings erlaubt das Eisenbahnbundesamt in seiner Zustimmung zum Stahlfaser­

beton nicht, die ursprüngliche Dicke der Sohle von 1,50 m a u f 1,20 m wie im Bereich debis vorge­

sehen zu reduzieren. "Eine Reduzierung der ... Dicke der Stahlfaserbetonsohle im Bereich Potsda­

21 Die PVZB ist zuständig für die Vorbereitung sowie Steuerung von Planung und Bauvorbereitung, Baudurchführung und Bauüberwachung einschließlich der Vergabe, Koordinierung und Abwicklung aller Arbeiten der Tiergartentunnel der DB AG und des Landes Berlin.

(20)

mer Bahnhof wird bei einer Baugrube dieser Größenordnung und Bedeutung bei den vorliegenden schwierigen Randbedingungen (Baugrund, Grundwasserstand) wegen fehlender Erfahrungen nicht zugelassen" (EBA 12.3.1996: 4). Aufgrund dieser Entscheidung wird die Sohlplatte nach Fertigstel­

lung zwar durchgängig aus Stahlfaserbeton sein, im Bereich der debis-Baugrube aber eine geneh­

migte Dicke von 1,20 m und im Bereich der Deutschen Bahn AG eine von 1,50 m aufweisen, da debis aufgrund der besseren Eigenschaften des Stahlfaserbetons ein geringeres Vorhaltemaß fü r unproblematisch hält. Die gemeinsame Baugrube ist gerade gelenzt worden.

Wir hatten anhand des Vortrages von Professor F. gesehen, worin seine ingenieurwissenschaftliche Repräsentation besteht, nämlich in dem Versuch, zwei unterschiedliche Legitimationsfiguren aufzu­

bauen, die aufeinander verweisen: die Figur 'neue Erkenntnis' und die Figur 'sicherere und deshalb anzuwendende Erkenntnis'. Professor F. macht sich zum Anwalt öffentlicher Sicherheit, die be­

schworen wird, um andere zu überzeugen.

Aus dieser Perspektive geht es ihm offensichtlich nicht darum, seine Geschichte möglichst vollständig oder objektiv zu erzählen, sondern darum, daß sie den von ihm verfolgten Zielen und Interessen dient. So wird aus einer Fehlstelle in der Sohle ein Argument für ihren Einbau. Aber auch die zweite Version ist eine selektive, in der vieles ganz fehlt, einiges überstilisiert und anderes ver­

nachlässigt wird.22 Worin also liegt der Unterschied?

Wenn man von der Annahme ausgeht, daß Geschichten immer selektiv sind, was auf ihre Be­

obachterabhängigkeit verweist, kann man die Kunst einer Beschreibung von sozialen Prozessen (vgl.

etwa Knorr-Cetina 1984 und Geertz 1983) darin gesehen, möglichst wenig an Fremdperspektive in solche Geschichten hineinzutragen. Erprobte Strategien sind etwa die Benutzung von Feldsprachen, der Verzicht auf Schließungen, die nicht im Feld selbst beobachtbar sind und nicht zuletzt die Nach­

konstruktionen von im Feld Vorgefundenen Perspektiven. Nur, so könnte man zusammenfassen, wenn es einem Beobachter gelingt, sich ins Feld einzupassen, ist eine Beschreibung (thick descripti­

on) möglich, die es erlaubt, den 'Eigensinn' des Feldes zu erfassen.

Wo aber taucht der nicht zu eleminierende Beoachter wieder auf? Die These lautet, daß eine der zentralen Leistungen von Beobachtern darin besteht, die unterschiedlichen im Feld vorfindlichen Perspektiven aufzugreifen und zu einer Geschichte selektiv zu kombinieren, die so keiner im Feld erzählen würde, weil sie sich keiner der Einzelperspektiven fügt. Gerade das macht sie aber auch interessant, weil sie den Beteiligten eine Sicht bietet, die ihnen in der Regel nicht vertraut ist

22 So kommt, um nur zwei Beispiele zu nennen, in der Version nicht vor, daß von Hochtief noch zweimal eine ZiE beantragt wurde, um optimierte Rezepturen bei der Betonage einsetzen zu können. Auch die Gutachten von Professor W. und Professor R. finden keine Erwähnung (vgl. dazu BAM: 4 und 31). Professor R. erstellte auf Vermittlung von Professor F. eine "Gutachterliche Stellungnahme zur Verwendung von HS-Zement bei der Herstellung von Unterwas­

serbeton beim Bauvorhaben Potsdamer Platz"(Rostäsy 12.1.1996).

(21)

Wie aber verfährt man, wenn man es mit einer Besonderheit des Falles zu tun hat, die eine Ein­

passung des Beobachters in das Beobachtete zusätzlich erschwert? Ein zentrales Charakteristikum des Feldes besteht in einer Arbeit an gemeinsamen Zielen über Grenzen einzelner Organisationen hinweg. Man hat es mit einer Mehrzahl von Orten zu tun, an denen mitunter zeitgleich Konstrukti­

onsarbeit am Objekt stattfindet, so daß der Beobachter an mehreren Orten zugleich sein müßte, wollte er alle Arbeit gleichmaßen verfolgen. Ein weiteres Problem besteht in der Flüchtigkeit des Feldes. Da die Praktiken in der Regel unter Zeitdruck erfolgen, wird vieles mündlich geregelt. Wich­

tige Medien sind neben dem Telefon Besprechungen, Briefe und Telefax.

Wie also erzählt man eine solche Geschichte? Und welche Stilmittel bieten sich an, um die Nä­

he zum Feld auch in der Darstellung zum Ausdruck zu bringen? Eine Möglichkeit bestünde darin, den Stahlfaserbeton selbst erzählen zu lassen. Eine Variante, die zunächst besonders deshalb ein­

leuchtet, weil sie es vermeidet, zu stark den Akzentsetzungen von Mitgliedern bestimmter Organisa­

tionen zu folgen. Zugleich ergibt sich aber eine Reihe von Problemen für den Autor: Was weiß der Beton zu einem gegebenen Zeitpunkt t und was weiß er nicht? Wie erzählt er, wenn an mehreren Orten zugleich an ihm gearbeitet wird? Und: gibt es den Stahlfaserbeton überhaupt? Wird nicht viel­

mehr eine Identität unterstellt, die sich im Feld so nicht findet?

Statt dessen werden die, aufgrund von teilnehmender Beobachtung, Experteninterviews und Dokumentenanalyse (Briefe, Faxe, Berichte, Gutachten, Gesetze und Manuals) gewonnenen Daten, zu einer Geschichte verknüpft, die die Herkunft der einzelnen Daten, nämlich jeweils eine der betei­

ligten Organisationen, ignoriert und auf diese Weise eine Geschichte erzeugt, die in erster Linie für die gemeinsame Arbeit am Wissensobjekt steh t23

Es wird an dieser Stelle sichtbar, daß in die Rekonstruktion des Falles theoretische Annahmen eingehen, die die Selektionen steuern. Die wichtigsten Unterstellungen sind, daß es sich um ein Or­

ganisationsfeld handelt innerhalb dessen ein Wissensobjekt erzeugt und dann an ihm gearbeitet wird.

Eine Erarbeitung in der zwei Perspektiven zu unterscheiden sind: Auf der Ebene von Praktiken wird die Konstruktionsarbeit am Objekt dargestellt: welche Organisationen haben in Interaktion mit ande­

ren wann, was mit welchen Ergebnissen gemacht und zu welchen Einschreibungen ist es dabei ge­

kommen? M it der Ebene von Repräsentationen wird das Augenmerk auf die Argumentationsstrategi­

en gerichtet, die Organisationen benutzen, um Überzeugungsarbeit zu leisten.

Auf diese Weise wird bereits durch die zweite Geschichte die dritte Erzählung vorbereitet, die die Institutionalisierung eines Wissensobjektes als Zusammenspiel von Repräsentationen und Prakti­

ken, als Konstruktionsarbeit, innerhalb eines Feldes von Organisationen beschreibt.

23 Eine Schwierigkeit dieses Verfahrens besteht darin, daß es schwer dokumentiert werden kann. Fast jeder Halbsatz müßte mit einer Referenz versehen werden. Darauf habe ich aus Gründen der Lesbarkeit des Textes verzichtet. Ange­

geben sind vor allem die Versatzstücke, die als Texte vorliegen.

(22)

Die aus dieser Perspektive erzählte Version erzeugt einen interessanten Struktureffekt: Sie wirkt merkwürdig ortlos. Wie entsteht dieser Eindruck, und wem ist dieser Effekt zuzurechnen, dem Autoren oder dem Feld? Wie gesagt besteht der Untersuchungsgegenstand aus Interaktionen zwi­

schen Organisationen. Die benutzten Formen von Kommunikation wie etwa Telefon oder Fax haben als Ort das Büro eines Mitgliedes einer beteiligten Organisation. Das Büro und die Person(en) sind austauschbar, an ihnen hängen kaum relevante Informationen. Hier verhindert also das Feld eine ört­

liche Fundierung der Beschreibungen.

Etwas anderes ist das mit den Praktiken im Labor oder auf der Baustelle, die könnten minutiös beschrieben werden. Dies wiederum geht aus zwei Gründen nicht Einmal würde ein solches Verfah­

ren den gesetzten Rahmen sprengen. Und zum anderen sind Labor und Baustelle für den beobachte­

ten Prozeß nur relevant als Produzenten von Daten, die in der Interaktion der beteiligten Organisa­

tionen weiterprozessiert werden. Hier handelt es sich also eher um eine Entscheidung des Autoren, mit der die Ortlosigkeit der Version verstärkt wird.

Dies läuft auf die Behauptung hinaus, man habe es bei der Interaktion von Organisationen mit translokalen Prozessen zu tun, die zwar Effekte für die beteiligten Organisationen produzieren, deren Aktivitäten aber nur insoweit von Relevanz sind, als sie wiederum in den laufenden Interaktionspro­

zeß eingespeist werden. Die Strukturelemente des Feldes werde ich im zweiten Teil des folgenden Abschnittes etwas genauer zu beschreiben versuchen.

3 Von einem singulären zu einem generalisierten Objekt

Die Manufaktur eines Wissensobjektes läßt sich beschreiben als Generalisierung eines singulären Objekts. Mit dem Begriffspaar singulär/generalisiert werden die Bewegungen des Wissensobjektes von der Idee bis zu seiner Institutionalisierung verfolgt. Generalisierung bezieht sich auf die Zielge­

richtetheit des Prozesses, also auf die Einschreibung von Eigenschaften, die das Objekt erfährt: Sie führen dazu, daß das Objekt am Ende - möglicherweise - zum Stand der Technik geworden ist, die ingenieurwissenschaftliches Wissen verkörpert, gerechnet werden kann und mit Legitimität versehen ist. Beschreiben läßt sich die Generalisierung unter Verwendung der Unterscheidung von Repräsen­

tationen und Praktiken. Die Fragen lauten entsprechend, welche Praktiken sich beobachten lassen, an welche legitimierenden Repräsentationen angeknüpft wird und zu welchen Institutionalisierungen es dabei kommt. Also: da capo al fine.

Die beteiligten Organisationen sind debis als Bauherr, die Ingenieurgemeinschaft FWK als Tragwerksplaner und das iBMB als Ideengeberin.

Auf der Ebene von Praktiken ist die Ingenieurgemeinschaft FWK damit befaßt, die Trag­

werksplanung für debis durchzuführen. Die statischen Berechnungen führen die Planer dazu, die zu­

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