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Psychosoziale Belastungen von Familien und Inanspruchnahme von Unterstüt- zungsangeboten

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Academic year: 2022

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Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V. (Hrsg.), Dokumentation Kongress Armut und Gesundheit. Berlin, 2018 Gestaltung des Headers: Britta Willim.

Dr. Daniela Salzmann

Psychosoziale Belastungen von Familien und Inanspruchnahme von Unterstüt- zungsangeboten

Die Prävalenz- und Versorgungsstudie des NZFH Auftaktveranstaltung Frühe Hilfen 2

Hintergrund:

Armut gehört zu den bedeutsamsten Prädiktoren für Entwicklungsdefizite und Gesund- heitsrisiken im Kindesalter (Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheits- wesen 2009). In Deutschland ist bisher wenig über die Belastungslagen von Familien sowie deren Inanspruchnahmeverhalten von Unterstützungsangeboten der Frühen Hilfen bekannt. Daher wurden im Rahmen der Kid 0-3 Studie folgende Forschungsfragen untersucht: Von welchen spezifischen Be- lastungslagen sind Familien in Armut betroffen, wie verbreitet ist die Kumulation von Belastungen in diesen Familien und welche Unterstützungsangebote der Frühen Hilfen nehmen sie in Anspruch.

Methoden:

KiD 0-3 wurde als repräsentative, proportional stratifizierte Klumpenstichprobe kon- zipiert. 8.063 Familien mit Kindern im Alter bis 3 Jahren wurden über 271 Pädiater rekrutiert.

Der Fragebogen enthielt Angaben zur Lebenssituation, zu Ressourcen und Belastungen der Fa- milie sowie zur Kenntnis und Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten der Frühen Hilfen.

Die Belastungsmerkmale wurden anhand validierter Erhebungsinstrumente (z.B. Patient Health Questionnaire) und Einzelfragen erhoben. Als Familie in Armutslagen wurden Familien definiert, die innerhalb der letzten zwölf Monate Sozialleistungen in Form von Arbeitslosengeld II, Sozial- geld nach SGB II, Sozialhilfe nach SGB XII oder bedarfsorientierte Grundsicherung erhalten ha- ben. Die Datenauswertung umfasste deskriptive Statistiken und

χ

2-Tests.

Ergebnisse:

Im Rahmen der KiD 0-3 Studie zeigte sich, dass alle untersuchten Belastungsfaktoren signifikant häufiger in Familien mit Bezug von Sozialleistungen vorkamen. Familien in Armut sind im

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Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V. (Hrsg.), Dokumentation Kongress Armut und Gesundheit. Berlin, 2018 Gestaltung des Headers: Britta Willim.

Vergleich zu Familien, die nicht in Armut leben, häufiger betroffen durch: Ein-Eltern-Familien, Gewalt- erfahrung in der Partnerschaft, lautstarke Auseinandersetzungen, niedrige Bildung, eine frühe Elternschaft (Mutter unter ≥21 Jahren), ungeplante Schwangerschaften, ein erhöhtes Depressionsri- siko, das Gefühl von innerer Wut (Explosivität), Erfahrungen von harter Bestrafung in der eigenen Kindheit, das Schreiverhalten des Kindes und dadurch, dass mehr als zwei kleine Kinder im Haushalt leben. Zudem sind Familien in Armutslagen häufiger von multiplen Belastungen betroffen. Nur etwa jede zehnte Familie hat keine psychosozialen Belastungen, dagegen leidet fast ein Drittel der Familien unter vier und mehr Belastungsmerkmalen.

Die Ergebnisse der KiD 0-3 Studie belegen, dass Willkommensbesuche allen Familien unabhängig von der Armutslage mit gleicher Häufigkeit angeboten und auch von den Familien genutzt werden. Signi- fikant häufiger werden Familien mit Bezug von Sozialleistungen über die aufsuchenden Hilfen der Familienhebamme und anderer Gesundheitsfachkräfte erreicht. Eine Unterstützung durch Ehrenamt- liche wird den Familien unabhängig von der Armutslage angeboten. Dieses Angebot nutzt insgesamt jedoch nur eine Minderheit, wobei es Familien mit Sozialleistungsbezug häufiger in Anspruch nehmen.

Diskussion:

Die Versorgungs- und Prävalenzstudie KiD-0-3 schließt eine Forschungslücke zu Belas- tungslagen sowie zur Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern. Familien in Armutslagen haben aufgrund ihrer Belastungen einen erhöhten Versor- gungsbedarf und stellen eine bedeutsame Zielgruppe für die Frühen Hilfen dar. Das Unterstützungs- angebot der aufsuchenden Familienhebammen und anderer Gesundheitsfachkräfte wird häufiger Fa- milien in Armutslagen angeboten und auch überproportional von diesen in Anspruch genommen.

Dennoch besteht die Notwendigkeit, Familien in Armut über die vorhandenen Unterstützungsange- bote besser aufzuklären und sie für die Inanspruchnahme zu motivieren.

Literatur- und Quellenangaben:

Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (2009): Koordination und Integration – Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens. Sondergutach- ten, Kurzfassung. www.svr-gesundheit.de/fileadmin/user_upload/Gutachten/2009/Kurzfassung- 2009.pdf (31.08.2017)

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Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V. (Hrsg.), Dokumentation Kongress Armut und Gesundheit. Berlin, 2018 Gestaltung des Headers: Britta Willim.

Salzmann, Daniela; Lorenz, Simon et al. (2018): Wie geht es Familien mit Kleinkindern in Deutsch- land? Belastungen und Unterstützungsangebote am Beispiel von Familien und Armutslagen und Fa- milien mit Migrationshintergrund. In: Nationales Zentrum Frühe Hilden (NZFH). Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut (DJI) und TU Dortmund (hrsg.) Datenreport Frühe Hilfen. Ausgabe 2017, Köln, S. 6-23

Kontakt

Deutsches Jugend Institut e.V.

Dr. Daniela Salzmann

Abteilung Familie Familienpolitik Fachgruppe Frühe Hilfen

Kooperationspartner im Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) Nockherstr. 2

81541 München 089/62306-116 salzmann@dji.de

https://www.fruehehilfen.de/

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