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Esau und Jakob. Esau und Jakob. Ein Betrugsfall? und es ist noch nicht vorbei? Künstler: Julius Schnorr von Carolsfeld 1.

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Academic year: 2022

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Esau und Jakob

Ein Betrugsfall?

und es ist noch nicht vorbei?

Künstler: Julius Schnorr von Carolsfeld 1

(2)

Inhalt

1 Einleitung ... 3

2 Jakob’s Kampf ... 3

2.1 Zurück zu den Anfängen ... 3

2.2 Das Erstgeburtsrecht ... 4

2.3 Kleine Sache mit ungeahnten Auswirkungen ... 5

2.4 Psychologische Betrachtung ... 5

2.5 Es kommt die Zeit ... 6

2.6 Die erste Trennung ... 10

2.7 Was sagt YAH zu der ganzen Sache? ... 10

2.8 Die Leiter ... 10

2.9 Jakob schlägt ein Geschäft vor ... 11

2.10 Zwanzig Jahre ... 11

2.11 Jakob macht sich auf den Weg ... 11

2.12 Jetzt muss was passieren... 12

2.13 Der Kampf und sein Ausgang ... 13

2.14 Der Richterspruch ... 13

2.15 Eine Sache noch ... 14

2.16 Widersprüche? ... 14

3 Fazit ... 15

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1 Einleitung

Die folgende Auslegung beschäftigt sich mit der wohl eigenartigsten Geschichte der Bibel. Das Ringen Jakobs mit dem Engel.

Je länger ich mich damit beschäftigt habe, umso mehr schien die Episode an Gewicht zu bekom- men. So bin ich zum Schluss gelangt, dass, wollte man eine Liste der allerwichtigsten Meilensteine in der Bibel zusammenstellen, diese Begebenheit unbedingt dazu gehört, denn die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben.

Die vorliegende Schrift umfasst 3 Teile.

1. Begonnen wird mit der Auslegung

2. Im Anhang, und zum Thema, sind ein paar ergänzende Gedanken mit Bezügen zum Heute und darüber hinaus, untergebracht 3. Wer noch mag, findet dann noch «Hand- festes zum Schluss». Vielleicht hätte das auch an den Anfang gehört…

2 Jakob’s Kampf

Zur biblischen Aufzeichnung.

Er stand aber noch in derselben Nacht auf und nahm seine beiden Weiber und seine beiden Mägde samt seinen elf Kindern und überschritt mit ihnen die Furt Jabbok; er nahm sie und führte sie über den Fluss und liess al- les, was er hatte, hinübergehen. Jakob aber blieb allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. Und da dieser sah, dass er ihn nicht übermochte, schlug er ihn auf das Hüftgelenk, so dass Jakobs Hüftge- lenk verrenkt ward über dem Ringen mit ihm.

Und der Mann sprach: Lass mich gehen; denn die Morgenröte bricht an! Jakob aber sprach:

Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn! Da fragte er ihn: Wie heissest du? Er antwortete:

Jakob! Da sprach er: Du sollst nicht mehr Ja- kob heissen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und Menschen gekämpft und hast ge- wonnen! Jakob aber bat und sprach: Tue mir doch deinen Namen kund! Er aber antworte- te: Warum fragst du nach meinem Namen?

Und er segnete ihn daselbst. Jakob aber nann- te den Ort Pniel; denn er sprach: Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden! (Genesis 32:22-30 GSB

Wenn wir eine Liste der rätselhaftesten Erzählun- gen machen würden, wäre diese Sache gewiss

unter den ersten Zehn. Dennoch ahnen wir alle, dass hier etwas Entscheidendes geschehen ist.

Wir könnten rätseln und uns irgendeine „geistli- che“ Auslegung zimmern und alles Mögliche da- mit behaupten und/oder belegen, aber es wird mit dem Geschriebenen nichts mehr zu tun ha- ben.

2.1 Zurück zu den Anfängen

Die Geschichte steht nicht losgelöst im Raum, sondern hatte ihre Vorschatten. Die Vergangen- heit Jakob’s wird uns dabei helfen, die hochwahr- scheinliche Bedeutung des Textes zu entdecken.

Jakob’s Geschichte beginnt schon vor seiner Ge- burt.

Dies ist die Geschichte Isaaks, des Sohnes Ab- rahams. Abraham zeugte Isaak. Isaak aber war vierzig Jahre alt, da er die Tochter Bethuels, des Syrers von Mesopotamien, die Schwester des Syrers Laban, zum Weibe nahm. Isaak aber bat den HERRN für sein Weib, denn sie war unfruchtbar; und der HERR liess sich von ihm erbitten, und sein Weib Rebekka ward guter Hoffnung. Und die Kinder stiessen sich in ih- rem Schoss. Da sprach sie: Wenn es so gehen soll, warum bin ich denn in diesen Zustand gekommen? Und sie ging hin, den HERRN zu fragen. Und der HERR sprach zu ihr: Zwei Völ- ker sind in deinem Schoss, und zwei Stämme werden sich aus deinen Eingeweiden schei- den, und ein Volk wird dem andern überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren die- nen. Da nun die Zeit kam, dass sie gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Lei- be. Der erste, der herauskam, war rothaarig, ganz wie ein härenes Kleid, und sie nannte ihn Esau. Darnach kam sein Bruder heraus, und seine Hand hielt die Ferse Esaus; da nannte sie ihn Jakob. Und Isaak war sechzig Jahre alt, da sie geboren wurden. Und als die Knaben gross wurden, ward Esau ein Waid- mann, der sich auf die Jagd verstand; Jakob aber war ein sittsamer Mann, der bei den Zel- ten blieb. Und Isaak hatte Esau lieb, weil ihm das Wildbret mundete; Rebekka aber hatte Ja- kob lieb. (Genesis 25:19-28 GSB)

Der Zank in ihrem Leib war für Rebekka sehr be- unruhigend. Heutzutage würde man einen Arzt aufsuchen. Rebekka ging hin, YAH zu fragen, was da los wäre. Schliesslich war die Schwangerschaft von ihm erbeten worden.

Für die Menschen damals war die unsichtbare Welt eine Tatsache. Wir müssen sogar davon aus-

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gehen, dass Abraham und Isaak die Überlebenden der Arche, z.B. Set, noch persönlich kannten und sogar auf deren Schoss hockten. Auch kannten sie deren persönlichen Zeugnisse über ihre Erlebnisse mit YAH und seine Verheissungen, resp. Verspre- chen für ihre Leben und Nachkommen.

Wer anders als YAH könnte Rebekka eine Antwort geben? Da sind also Zwillinge unterwegs. Auch wenn es um Minuten gehen wird, einer wird der Ältere sein. Der Jüngere aber ist ihm, wortwört- lich, auf den Fersen. Auch ist die Rangordnung bereits gesetzt. Der Ältere wird dem Jüngeren dienen, was aber äusserst ungewöhnlich ist.

Die Namen der Kinder bei den Hebräern werden auch heute nicht vorgängig wie bei uns im Westen vor der Geburt festgelegt, sondern entstehen „aus dem Moment“ heraus. Bemerkenswert hierbei ist, dass so immer neue Namen kreiert werden.

Rebekka nennt den Älteren gemäss seinem rötli- chen Aussehen „Esau“, den Jüngeren, wegen des Fersenhaltens, „Jakob“. Gleichzeitig hört Rebekka noch ganz genau den Nachhall der Worte YAH’s in ihrem Herzen, und wählt den Namen «Jakob» mit Bedacht, denn Jakob bedeutet gleichzeitig „Erset- zer“. Jakob wird den Esau „ersetzen“.

2.2 Das Erstgeburtsrecht

Worin wird Jakob den Esau ersetzen? Damit kann nur die Erstgeburt gemeint sein. Die Reihenfolge wird vertauscht werden. Wieso? Das entzieht sich vorläufig meiner Kenntnis.

Nebenbei stellt sich hier auch die Frage, was be- deutet das Erstgeburtsrecht?

Wir kennen so etwas im bäuerlichen Erbgang. Der Erstgeborene bekommt in der Regel alles. Die anderen werden Knechte. Die Überlegung dahin- ter ist der Schutz der Lebensgrundlage der Familie und somit auch Schutz für den Einzelnen.

Was heute mit Wertschätzung und Liebe verbun- den wird – die „gerechte“ Aufteilung eines Erbes - war zu allen Zeiten eine unvernünftige Sache. Das Aufsplittern in viele kleine, unabhängige und letztendliche nicht überlebensfähige Teile, hat niemandem etwas genützt.

Damals gab keinen Rechtsstaat mit einer Regie- rung, die hoffentlich das Wohl der Bürger im Sinn hatte, wie er mehrheitlich in den westlichen Nati- onen zu finden ist. Da war einfach nichts. Da galt

die Macht des Stärkeren und die Furcht vor Gott- heiten. Glücklich war, wer zu einem Stamm gehö- ren durfte mit einem weisen Vater. Die Gemein- schaft bedeutete Versorgung und Schutz. Eine

„gerechte“ Aufteilung war mit der Zerschlagung der „zentralen Macht“ gleichzusetzen, was zum sicheren Untergang der Gemeinschaft und letzt- endlich des Individuums führte. Ist das Wertschät- zung und Liebe?

Dem Erstgeborenen war das Wohl des Stammes anvertraut. Seine Entscheidungen konnten über Leben oder Tod des ganzen Stammes entschei- den. Die wirtschaftliche Macht und Entschei- dungsgewalt war in seinen Händen konzentriert, sodass auch die Kraft da war jedes Mitglied des Stammes aus der Patsche zu helfen. Dasselbe gilt auch für die Kampfkraft des Stammes ohne die ein Wohlergehen des Stammes praktisch unmöglich zu realisieren war. Der Erstgeborene ist der Fami- lien-(Er-)Löser.

Menschlich gesehen, wird mit dem Erstgeburts- recht Ehre und Reichtum verbunden. Das mag damit verbunden sein, aber der Preis kann sehr hoch sein. Denn, wer ist bereit, sein Leben für andere hinzugeben?

Es lässt sich unschwer erkennen, dass es hier um eine Rechtsordnung handelt, an der niemand vor- beikommt.

Das Konzept des Erstgeborenen in der Bibel ist von sehr grosser Bedeutung und gipfelt in der absoluten Form des „Familien-Erlöser“ YAHschua dem Messias

Aber über das Haus David und über die Ein- wohner von Jerusalem will ich ausgiessen den Geist der Gnade und des Gebets, und sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben, und sie werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind, und sie wer- den bitterlich über ihn weinen, wie man bitter- lich weint über einen Erstgeborenen. (Zecha- riah 12:10 GSB)

Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. (Revelation 22:13 GSB)

Gemäss dem Erstgeburtsrecht ist ihm alle Macht gegeben, um alles ausführen zu können, was be- stimmt wurde.

Beispiel:

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Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben; und die Herrschaft kommt auf seine Schulter; und man nennt ihn: Wunder- bar, Rat, starker Gott, Ewigvater, Friedefürst.

(Isaiah 9:6 GSB)

Weitere Ausführungen zu diesem Thema sind nicht Teil dieses Aufsatzes. Erstaunliche Einsichten zu diesem Thema bietet das Buch «Alle Erstgeburt ist mein»2.

2.3 Kleine Sache mit ungeahnten Aus- wirkungen

Und als die Knaben gross wurden, ward Esau ein Waidmann, der sich auf die Jagd verstand;

Jakob aber war ein sittsamer Mann, der bei den Zelten blieb. Und Isaak hatte Esau lieb, weil ihm das Wildbret mundete; Rebekka aber hatte Jakob lieb. Und Jakob kochte ein Ge- richt. Da kam Esau vom Feld und war müde.

Und Esau sprach zu Jakob: Lass mich das rote Gericht versuchen, denn ich bin müde! Daher heisst er Edom. Aber Jakob sprach: Verkaufe mir heute deine Erstgeburt! Und Esau sprach zu Jakob: Siehe, ich muss doch sterben; was soll mir die Erstgeburt? Jakob sprach: So schwöre mir heute! Und er schwur ihm und verkaufte also dem Jakob seine Erstgeburt. Da gab Jakob dem Esau Brot und das Linsenge- richt. Und er ass und trank und stand auf und ging davon. Also verachtete Esau die Erstge- burt. (Genesis 25:27-34 GSB)

Die beiden machen einen Handel. Esau verkauft an Jakob das Erstgeburtsrecht für ein Linsenge- richt!

Kann man das Erstgeburtsrecht verkaufen? Ge- wiss nicht irgendwem, aber bei Esau und Jakob?

Ohne Zweifel ist die verhandelte Sache sehr un- gewöhnlich, aber man kann sich fragen: Warum sollte das nicht möglich sein? Auch wissen wir aus dem guten Buch, dass man sich z.B. für das Erst- geburtsrecht disqualifizieren kann.

Ruben, du bist mein erstgeborener Sohn, mei- ne Kraft und der Anfang meiner Stärke, von hervorragender Würde und vorzüglicher Kraft. Du warst wie kochendes Wasser, du sollst nicht den Vorzug haben; denn du bist auf deines Vaters Bett gestiegen, hast dazumal mein Lager entweiht; er stieg hinauf! (1 Mose 49:3-4 GSB)

Warum soll man also das Erstgeburtsrecht nicht verkaufen können?

Klar ist, man kann das Erstgeburtsrecht nicht an sich reissen. Es wird gegeben. Wie wird der Vater Isaak mit diesem Handel umgehen?

Jahrhunderte später, nachdem YAH sein Volk aus Ägypten geführt und einen Bund mit ihm schloss, war das Erstgeburtsrecht klar geregelt und bestä- tigte die gängige Rechtsordnung. Es konnte nicht einfach umgangen werden.

Beispiel:

Wenn jemand zwei Frauen hat, eine, die er liebt, und eine, die er hasst, und sie ihm Söhne gebären, beide, die Geliebte und die Gehass- te, und wenn der Erstgeborene von der Ge- hassten ist, so kann er, wenn nun die Zeit kommt, dass er seinen Kindern seinen Besitz als Erbe austeilen soll, nicht den Sohn der Ge- liebten zum Erstgeborenen machen mit Über- gehung des erstgeborenen Sohnes der Ge- hassten; sondern er soll den Sohn der Gehass- ten als den erstgeborenen Sohn anerkennen, dass er ihm von allem, was vorhanden ist, zwei Teile gebe; denn dieser ist der Erstling seiner Kraft, und das Recht der Erstgeburt ge- hört ihm. (Deuteronomium 21:15-17 GSB) Das Erstgeburtsrecht gegen ein Linsengericht! – konnte man sowas überhaupt ernstnehmen?

Aber für Jakob war das, meines Erachtens, die wichtigste Sache in seinem Leben überhaupt.

Dass etwas weit unter Wert verkauft oder erwor- ben wird, ist nichts Ungewöhnliches. Im Abend- land gibt es das Sprichwort: «…verkauft für ein Butterbrot». Im heutigen Israel hört man die Re- dewendung: «…verkauft für ein Linsengericht».

2.4 Psychologische Betrachtung

Anschliessende Betrachtungen sind spekulativ, aber ich bin überzeugt, dass die biblischen Ge- schichten von Menschen aus „Fleisch und Blut“

handeln. Diese Tatsache bringt viel Licht in die Geschichten.

Esau

Was können wir aus der Schrift über Esau bis zu diesem Zeitpunkt erfahren? „…ward Esau ein Waidmann, der sich auf die Jagt verstand…“

Als Erstgeborener, und Erbe, stand Esau mit gros- sem Abstand vor Jakob im Zentrum der Sippe.

Alles drehte sich um Esau – den Prinzen. Entspre- chend kräftig ausgebaut dürfte sein Selbstwertge-

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fühl gewesen sein – ein Draufgänger eben, der seinen Weg geht, wie wenn ihm nichts geschehen könnte.

Denkbar ist, dass sein Vater ihn sogar bewunder- te. Isaak wuchs sehr behütet auf und vielleicht sah er in Esau den Jungen, den er gern auch gewesen wäre. Ein Rebell, ein Anarchist, der sich um nichts kümmerte, ausser danach zu trachten, alle Regeln zu übertreten, die sich in den Weg stellen wür- den?

Als Esau vierzig Jahre alt war, nahm er Wei- ber, Judith, die Tochter Beris, des Hetiters, und Basmath, die Tochter Elons, des Hetiters; (1 Mose 26:34 GSB)

YAH spricht zum Propheten:

Ist nicht Esau Jakobs Bruder? spricht der HERR. Dennoch habe ich Jakob geliebt, Esau aber habe ich gehasst und sein Gebirge zur Wildnis gemacht und sein Erbteil den Schaka- len der Wüste gegeben. (Maleachi 1:3 GSB) Das ist eine krasse Aussage von YAH, welche Jahr- hunderte später aufgezeichnet wurde. Wieso ge- hasst?

Irgendwie höre aus Esaus Verhalten und Reden Kains Wesen heraus.

Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist dein Bru- der Abel? Er sprach: Ich weiss es nicht! Soll ich meines Bruders Hüter sein? (1 Mose 4:9 GSB) Wir alle kennen das aus eigener Erfahrung. Unser aller Trachten – mehr oder weniger – gilt einer einzigen Person: sich selbst. Im Zusammenhang mit dem Erstgeburtsrecht geht es aber nicht ums Ego, sondern um die Gemeinschaft. Das Wohl der Sippe ist die Kernaufgabe des Erstgeborenen.

Jakob

Was können wir aus der Schrift über Jakob bis zu diesem Zeitpunkt erfahren? „Jakob war ein sitt- samer Mann, der bei den Zelten blieb“.

Was bedeutet das? War er ängstlich? Ein Mutter- söhnchen? Hinweise darauf lassen sich nicht fin- den. Wer war sein Vorbild? Sein Vater? Das ist gut möglich. Wahrscheinlich strebte Jakob die Ehre und Annehmlichkeiten an, die das Erstgeburts- recht mit sich brachte. Man muss davon ausge- hen, dass Jakob die Gegenposition von Esau in der Familie eingenommen hat, und sich aus diese

Weise Lob und Anerkennung durch «soziale Kom- petenz» vom Grossteil der Gemeinschaft ver- schafft hat. Somit erscheint das Streben nach dem Erstgeburtsrecht als eine logische Konsequenz.

Ob das die besseren Voraussetzungen für einen Erstgeborenen und späteren Führer der Sippe, verglichen mit Esau, sind, will ich mal offenlassen.

Sicher ist, dass bei YAH alles möglich ist. Hat ER nicht aus Saulus den Paulus gewirkt? Als Sippen- oberhaupt ist man auch Richter. Das Recht dürfte für Jakob einen hohen Stellenwert gehabt haben.

Eines scheint mir bei alledem mit Sicherheit zuzu- treffen: Einerseits wäre Jakob nie so weit gegan- gen und hätte seinen Bruder aus dem Weg ge- räumt, wie es Kain tat, um dann die Nachfolge anzutreten. Andererseits versuchte er alles, um nicht zu kurz zu kommen.

In Anbetracht aller Faktoren blieb Jakob wohl nichts anderes übrig, als Esau ein Geschäft vorzu- schlagen. Wie das aussehen könnte, und wie es anzugehen wäre, darüber hatte er kaum einen Plan. Vermutlich hatte er die Sache Tag und Nacht in seinem Sinn. Bei der Bitte Esaus um das Linsen- gericht, schoss es ihm durch den Kopf. Dass das mit einem einzigen Linsengericht getan war, dürf- te ihn auch sehr überrascht haben.

2.5 Es kommt die Zeit

Irgendwann kommt immer die Zeit der Entschei- dung. So auch in dieser Geschichte. Isaak ist alt und weiss, dass seine Zeit gekommen ist, die irdi- sche Behausung zu verlassen, und unternimmt die letzten Schritte. Dabei ist die Weitergabe des Sta- bes die wohl wichtigste Sache.

Isaak

Und es begab sich, als Isaak alt war und seine Augen dunkel wurden, dass er nicht mehr se- hen konnte, da rief er Esau, seinen älteren Sohn, und sprach zu ihm: Mein Sohn! Er aber antwortete ihm: Hier bin ich! Und er sprach:

Siehe, ich bin alt und weiss nicht, wann ich sterbe. So nimm nun dein Jagdgerät, deinen Köcher und deinen Bogen und geh aufs Feld und jage mir ein Wildbret und bereite mir ein schmackhaftes Essen, wie ich es gernhabe, und bring mir's herein, dass ich esse, auf dass dich meine Seele segne, ehe denn ich sterbe.

(1 Mose 27:1-4 GSB)

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Es ist offensichtlich, dass Isaak willens war, dem Esau den Erstgeburtssegen zu geben. Wusste er nichts von dem Handel der Beiden, dass Jakob das Erstgeburtsrecht von Esau erkauft hatte?

Ich gehe davon aus, dass er davon wusste. Mit Sicherheit wusste auch die ganze Sippe davon.

Isaak wusste ebenso sicher, was YAH zu Rebekka geredet hatte. Das war allerdings lange her. Einer- seits war Esau der Erstgeborene. Ihn zu segnen konnte nicht falsch sein. Andererseits war da das Reden YAH’s. Konnte er sich darauf verlassen, dass Rebekka richtig gehört hatte? Ich gehe davon aus, dass Isaak und Rebekka, die Sache schon Jah- re vorher, und das wiederholt, verhandelt hatten.

Isaaks Entscheidung aber stand fest.

Rebekka

Rebekka aber hörte zu, da Isaak solche Worte zu seinem Sohn Esau sagte. Während nun Esau aufs Feld ging, ein Wildbret zu jagen, dass er es heimbrächte, sprach Rebekka zu ih- rem Sohne Jakob: Siehe, ich habe gehört, wie dein Vater mit deinem Bruder Esau redete und sagte: «Bring mir ein Wildbret und bereite mir ein schmackhaftes Gericht, dass ich esse und dich segne vor dem HERRN, vor meinem Tod!» So gehorche nun, mein Sohn, meiner Stimme und tue, was ich dich heisse: Geh hin zur Herde und hole mir von dort zwei gute Ziegenböcklein, dass ich deinem Vater ein schmackhaftes Gericht bereite, wie er es gern hat. Das sollst du deinem Vater hineintragen, dass er es esse und dich vor seinem Tode seg- ne. (1 Mose 27:5-10 GSB)

Rebekka hörte (zufällig?) was Isaak vorhatte. Es gibt keinen Zweifel, Rebekka wusste selbstver- ständlich vom Handel zwischen Esau und Jakob und sie hatte zu keinem Zeitpunkt das Reden YAH’s vergessen. Jetzt musste etwas geschehen – und zwar schnell.

Was nun kommt, ist nicht überliefert, aber wir können versuchen, uns in das Geschehnis hinein zu begeben. Können wir davon ausgehen, dass Rebekka und Isaak über diesen Moment in der Vergangenheit schon gesprochen haben? Ich den- ke ja. Vermutlich hatten sie sich auch darüber gestritten. Aber Isaak war nicht zu bewegen.

Sie war sich ihrer Sache sehr sicher und wusste auch, was zu tun wäre.

Jakob

Jakob aber sprach zu seiner Mutter Rebekka:

Siehe, mein Bruder Esau ist rau, und ich bin glatt. Vielleicht könnte mein Vater mich betas- ten, da würde ich in seinen Augen als ein Be- trüger erscheinen und brächte so einen Fluch über mich und nicht einen Segen. Da sprach seine Mutter zu ihm: Dein Fluch sei auf mir, mein Sohn! gehorche du nur meiner Stimme, geh hin und hole es mir! Da ging er hin und holte es und brachte es seiner Mutter. Und seine Mutter machte ein schmackhaftes Essen, wie es sein Vater gern hatte. (1 Mose 27:11-14 GSB)

Jakob sieht keine andere Chance, als auf diese Weise zum Erstgeborenen zu werden und willigt ein. Aber es gibt da ein paar Probleme auf dem Weg dahin.

In die Person Esaus zu schlüpfen und dabei nicht aufzufliegen, ist fast unmöglich. Noch schlimmer ist der fast sicher zu erwartende Fluch, wenn die Schachzug offenbar würde. Was würde stärker sein: der Fluch oder der Segen? Gibt es andere Optionen? Nein. Zeit zum Überlegen stand auch nicht zur Verfügung, denn es musste nun schnell gehen. Ausserdem: Jakob sieht sich keineswegs als Betrüger, es würde aber wie Betrug aussehen.

Rebekka

Rebekka nahm auch Esaus, ihres älteren Soh- nes, köstliche Kleider, die sie bei sich im Hause hatte, und legte sie Jakob, ihrem jüngeren Sohne, an. Aber die Felle von den Ziegenböck- lein tat sie ihm um die Hände, und wo er am Halse glatt war, und gab also das schmackhaf- te Essen, wie sie es gemacht hatte, und das Brot in ihres Sohnes Jakobs Hand. (1 Mose 27:15-17 GSB)

Der Plan wird weiter umgesetzt und alles ist bereit für den entscheidenden Moment.

Isaak und Jakob – Teil 1

Und er kam hinein zu seinem Vater und sprach: Mein Vater! Er antwortete: Hier bin ich! Wer bist du, mein Sohn? Jakob sprach zu seinem Vater: Ich bin Esau, dein Erstgebore- ner; ich habe getan, wie du mir gesagt hast.

Stehe auf, setze dich und iss von meinem Wildbret, dass mich deine Seele segne! Isaak aber sprach zu seinem Sohn: Mein Sohn, wie hast du es so bald gefunden? Er antwortete:

Der HERR, dein Gott, bescherte es mir. Da sprach Isaak zu Jakob: Tritt herzu, mein Sohn, dass ich dich anrühre, ob du mein Sohn Esau seiest oder nicht! Jakob trat zu seinem Vater

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Isaak. Und als er ihn betastet hatte, sprach er:

Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände! Aber er erkannte ihn nicht, denn seine Hände waren rauh, wie die Hände seines Bruders Esau. Und er segnete ihn. (1 Mose 27:18-23 GSB)

Jakob gibt sich klar als Esau aus und drängt darauf, die Sache möglichst schnell über die Runden zu bringen. Aber Isaak ist erfahren und vorsichtig. Er möchte keinen Fehler begehen und fragt mehr- mals, um die Identität des Sohnes zu verifizieren.

- Wer bist du?

- Wie hast du so schnell gefunden - Komm, damit ich dich berühre - Er betastet die Hände

Einziger «Misston» ist die Stimme! Das irritiert Isaak, aber sonst scheint alles in Ordnung zu sein.

Die erste Runde scheint überstanden.

Isaak und Jakob – Teil 2

Und er fragte ihn: Bist du mein Sohn Esau? Er antwortete: Ja, ich bin's! Da sprach er: So bringe mir her, mein Sohn, von deinem Wild- bret zu essen, dass dich meine Seele segne! Da brachte er es ihm, und er ass; er reichte ihm auch Wein, und er trank. (1 Mose 27:24-25 GSB)

Isaak ist sich nicht sicher. Jakob gibt sich nochmals als Esau aus. Dann geht es in die zweite Runde:

Isaak nimmt das Wildbret an.

Die Spannung muss unerträglich gewesen sein, denn das alles brauchte Zeit. Was wenn Esau in diesem Moment zurückkäme? Dann wäre der Fluch auf sicher.

Isaak und Jakob – Teil 3

Und Isaak, sein Vater, sprach zu ihm: Komm her, mein Sohn, und küsse mich! Und er trat hinzu und küsste ihn. Und als er den Geruch seiner Kleider roch, segnete er ihn und sprach:

Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie ein Geruch des Feldes, das der HERR gesegnet hat. (1 Mose 27:26-27 GSB)

Es kommt zum letzten Test. Die Täuschung gelingt und Isaak hebt an zum Segen.

Der Segen

Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom fettesten Boden und Korn und Most die Fülle;

Völker müssen dir dienen und Geschlechter

sich vor dir bücken; sei ein Herr über deine Brüder, und deiner Mutter Kinder müssen sich vor dir bücken. Verflucht sei, wer dir flucht, und gesegnet sei, wer dich segnet! (1 Mose 27:28-29 GSB)

Der Segen ist kurz und umfassend. Er umfasst alles, was diese Welt zu geben vermag. Nichts ist ausgenommen.

Esau

Als nun Isaak den Segen über Jakob vollendet hatte, und Jakob kaum von seinem Vater Isaak hinausgegangen war, da kam sein Bruder Esau von der Jagd. Der machte auch ein schmackhaftes Essen und trug es zu seinem Vater hinein und sprach zu ihm: Steh auf, mein Vater, und iss von dem Wildbret deines Sohnes, dass mich deine Seele segne! (1 Mose 27:30-31 GSB)

Isaak

Da antwortete ihm sein Vater Isaak: Wer bist du? Er sprach: Ich bin Esau, dein Erstgebore- ner. Da entsetzte sich Isaak über die Massen sehr und sprach: Wer ist denn der Jäger, der ein Wildbret gejagt und mir aufgetragen hat?

Ich habe von allem gegessen, ehe du kamst, und habe ihn gesegnet; er wird auch geseg- net bleiben! (1 Mose 27:32-33 GSB)

Konnte ein erteilter Segen aus prinzipiellen Grün- den nicht zurückgenommen werden - auch wenn er durch Betrug erlangt würde? Das ist schwer vorstellbar und auch nicht schlüssig zu begründen.

Unser Rechtsempfinden würde das nicht zulassen wollen. Tatsache ist, dass Jakob den Fluch fürchte- te. Dieser würde den Segen offensichtlich zerstö- ren oder zumindest unwirksam machen.

Das Entsetzen ist echt, als Isaak jetzt merkt, dass nun der echte Esau vor ihm ist. Das Eigenartige an der Sache ist, dass er keine Sekunde daran denkt, den Segen zurückzunehmen noch einen Fluch auszusprechen.

Hat Isaaks Entsetzen vielleicht einen ganz anderen Grund? Man muss einfach davon ausgehen, dass Isaak vom Handel und von der Prophetie an Re- bekka wusste. Es könnte durchaus sein, dass er beides nicht allzu ernst nahm. Was nun geschehen ist, könnte Isaak schlagartig vor Augen geführt haben, dass er eine Ungerechtigkeit begangen hätte. Ich stelle mir vor, dass diese Erkenntnis zu

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einem grösseren Entsetzen geführt hat. Wie auch immer – wir können nur vermuten.

Isaak und Esau

Als Esau diese Rede seines Vaters hörte, schrie er laut und ward über die Massen betrübt und sprach zu seinem Vater: Segne mich auch, mein Vater! Er aber sprach: Dein Bruder ist mit List gekommen und hat deinen Segen vor- weggenommen! Da sprach er: Er heisst mit Recht Jakob; denn er hat mich nun zweimal überlistet: Meine Erstgeburt hat er wegge- nommen, und siehe, nun nimmt er auch mei- nen Segen! Und er sprach: Hast du mir nicht auch einen Segen vorbehalten? (1 Mose 27:34-36 GSB)

Damit hatte Esau nicht gerechnet. Alles ist anders gekommen, als wie er sich das ausgemalt hatte.

Jakob hat nichts übriggelassen. Isaak zieht sich, meines Erachtens, da etwas aus der Verantwor- tung, indem er ausführt, dass ihm der Segen mit

«List» abgerungen wurde. Er hätte Esau gerne getröstet, aber es fehlten die Worte.

In einer Sache stimmen die beiden überein, ob- wohl jeder vermutlich etwas anderes unter «List»

verstanden haben mag. Für Esau und die Men- schen gilt bis auf den heutigen Tag: Jakob ist und bleibt ein Gauner, der sich Dinge unrechtmässig aneignet – ein Betrüger eben. Wieso Jakob diesen Ruf hatte, ist mir schleierhaft.

Der Segen Esaus

Isaak antwortete und sprach zu ihm: Ich habe ihn zu Herrn über dich gesetzt, und alle seine Brüder habe ich ihm zu Knechten gemacht, mit Korn und Wein habe ich ihn versehen;

was soll ich doch dir nun tun, mein Sohn?

Esau sprach zu seinem Vater: Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Segne mich auch, mein Vater! und hob auf seine Stimme und weinte. Da antwortete Isaak, sein Vater, und sprach zu ihm: Siehe da, du wirst eine Wohnung haben ohne Fettigkeit der Erde und ohne Tau des Himmels von obenher. Von deinem Schwerte wirst du dich nähren und deinem Bruder dienen. Und es wird gesche- hen, dass du auch ein Herr sein und sein Joch von deinem Halse reissen wirst. (1 Mose 27:37- 40 GLB3)

Menschlich gesehen, könnte man mitheulen, aber ein und dieselbe Sache kann nicht geteilt werden.

Isaak bestätigt indirekt den Segen Jakob’s, sodass nur das «Schwert» übrigbleibt.

Einschub: Ist es Zufall, dass die meisten islami- schen Nationen das Schwert in ihrem Banner ha- ben?

Rätselhaft und mit Sicherheit von grosser Bedeu- tung ist der letzte Vers: «Und es wird geschehen, dass du auch ein Herr sein und sein Joch von dei- nem Halse reissen wirst». Ich lasse das mal so im Raum stehen.

Esau

Und Esau war Jakob gram um des Segens wil- len, mit dem ihn sein Vater gesegnet hatte, und sprach in seinem Herzen: Es wird die Zeit bald kommen, da man um meinen Vater Leid tragen muss; dann will ich meinen Bruder Ja- kob erwürgen. (1 Mose 27:41 GLB)

Das könnte, ich fürchte so, jeder von uns gesagt haben. In emotionalen Extremsituationen fahren solche Dinge noch schnell mal über die Lippen.

Doch Esau spricht «in seinem Herzen», was einer beschlossenen Sache entspricht. Erinnert uns das nicht an Kain, der seinen Bruder umbrachte?

Rebekka

Es wurden aber der Rebekka die Worte Esaus, ihres älteren Sohnes, hinterbracht. Da schickte sie hin und liess Jakob, ihren jüngeren Sohn, rufen und sprach zu ihm: Siehe, dein Bruder Esau will an dir Rache nehmen und dich tö- ten. Und nun gehorche meiner Stimme, mein Sohn: Mache dich auf und flieh zu meinem Bruder Laban, nach Haran, und bleib eine Zeitlang bei ihm, bis sich deines Bruders Grimm gelegt hat und bis sich sein Zorn von dir wendet und er vergisst, was du ihm ange- tan hast; so will ich dann nach dir schicken und dich von dannen holen lassen. Warum sollte ich euer beider beraubt werden auf ei- nen Tag? (1 Mose 27:42-45 GSB)

Warum Rebekka und nicht Isaak die Gefahr sieht, wäre bestimmt interessant zu ergründen. Aber wie Mütter und Väter sind, suchen sie das Beste für ihre Kinder, wohlwissend, dass «Gerechtig- keit», respektive eine Gleichbehandlung, ein Ding der Unmöglichkeit ist. Rebekka sieht die Sache klar und handelt entsprechend. Man hofft, es wird Gras über die Sache wachsen und die Dinge wer- den in Vergessenheit geraten.

Wieviel Gras brauchte es wohl, um Dinge verges- sen zu machen? Was sagen unsere eigenen Erfah- rungen dazu?

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…bis sich sein Zorn von dir wendet und er vergisst, was du ihm angetan hast; so will ich dann nach dir schicken und dich von dannen holen lassen. Warum sollte ich euer beider be- raubt werden auf einen Tag? (1 Mose 27:45 GSB)

Würde es zur Tat kommen, wäre Jakob tot und Esau müsste wegen Mordes ebenfalls sein Leben lassen. Rebekka musste so handeln.

2.6 Die erste Trennung

Die Wege Esaus und Jakobs trennen sich.

Isaak sendet Jakob

Isaak segnet nochmals den Jakob und sendet ihn zum Bruder von Rebekka. Da soll er sich auch eine Frau nehmen. Sie soll keine Tochter Kanaans sein.

Esau und die Frauen

Esau beobachtet das Ganze und macht das Ge- genteil von Jakob. Er nimmt sich eine Tochter der Ismaeliten zur Frau.

…als Esau auch sah, dass Isaak, sein Vater, die Töchter Kanaans nicht gerne sah, da ging Esau hin zu Ismael und nahm zu seinen Wei- bern noch Maalath hinzu, die Tochter Ismaels, des Sohnes Abrahams, die Schwester Neba- joths, zum Weibe. (1 Mose 28:8-9 GSB)

Obwohl diese Trotzreaktion menschlich gesehen, absolut verständlich ist, muss man bedenken, dass dabei immer das Element des «Heimzahlens»

oder Rache mit drinsteckt. Er sieht sich als der Betrogene und gibt seinen Eltern die Schuld daran und rechtfertigt damit aus seine Damenwahl.

2.7 Was sagt YAH zu der ganzen Sache?

Was sagt YAH zu all diesen Vorgängen, insbeson- dere zum Handeln Jakobs und Rebekkas? Schlicht und ergreifend: Nichts. Weder jetzt noch in Zu- kunft.

Dieser Umstand lässt aufhorchen. Wird der Sach- verhalt einfach unter den Teppich gekehrt und totgeschwiegen? Gibt es in der Schrift irgendeine Stelle, wo Unrecht nicht Konsequenzen nach sich gezogen hat? Mir ist keine bekannt.

Moses durfte nicht ins verheissene Land hinein. Er durfte es nur von ferne betrachten, denn er hatte

den Felsen geschlagen und nicht wie angeordnet zu ihm geredet!

Das gemeinsame Kind von David und Batseba durfte nicht am Leben bleiben, weil die Vereini- gung der Beiden im Unrecht geschehen war.

Hatte jemand zwei Frauen, durfte man den Sohn der geliebten Frau nicht zum Erstgeborenen ma- chen – es sei denn, er wäre es auch gewesen.

Die Reihe liesse sich leicht weiterführen.

Jakob ist ja der von YAH Auserwählte! Wird da ein Auge zugedrückt? Davon auszugehen fällt mir sehr schwer. Mehr noch: sowas kann es einfach nicht sein. Da haben wir bestimmt was überse- hen.

2.8 Die Leiter

YAH sagt also nichts zu den bisherigen Vorkomm- nissen und lässt stattdessen Jakob im Traum eine Vision zuteilwerden.

Und er kam an einen Ort, wo er über Nacht blieb; denn die Sonne war untergegangen.

Und er nahm von den Steinen jenes Orts und legte sie unter sein Haupt und legte sich an dem Ort schlafen. Und ihm träumte; und sie- he, eine Leiter war auf die Erde gestellt, die rührte mit der Spitze an den Himmel. Und sie- he, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Und siehe, der HERR stand oben da- rauf und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks;

das Land, darauf du liegst, will ich dir und dei- nem Samen geben. Und dein Same soll wer- den wie der Staub auf Erden, und gegen Abend und Morgen und Mitternacht und Mit- tag sollst du dich ausbreiten, und durch dich und deinen Samen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden! Und siehe: Ich bin mit dir, und ich will dich behüten allent- halben, wo du hinziehst, und dich wieder in dieses Land bringen. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich getan, was ich dir gesagt ha- be. (1 Mose 28:11-15 GSB)

Welche Schlüsse hätten wir anstelle von Jakob aus diesem Traum gezogen? Da sind zum einen die optische Botschaft und zum anderen die verbale Botschaft.

Das Bild zeigt eine Leiter und Engel die auf und absteigen. Die Heerscharen des Himmels können sich frei auf dieser Erde bewegen.

(11)

Wichtiger noch: YAH ist nicht ferne. Es gibt also mindestens einen Ort, wo der der Himmel die Erde berührt. Vielleicht ist es auch möglich, dass ein Mensch die «Leiter» benutzen könnte, um YAH zu begegnen? Gibt es eine solche «Leiter»?

In der Botschaft bekräftigt YAH seine Verheissun- gen, die sich mit dem Segen Isaaks decken.

2.9 Jakob schlägt ein Geschäft vor

Es war ein Traum! War dieser ernst zu nehmen?

Jakob tut das, ist sich aber vielleicht doch nicht so sicher und schlägt ein Geschäft vor. Denn was schon einmal geklappt hat, könnte vielleicht wie- der funktionieren.

Da nun Jakob von seinem Schlaf erwachte, sprach er: Gewiss ist der HERR an diesem Ort, und ich wusste es nicht! Und er fürchtete sich und sprach: Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und dies ist die Pforte des Himmels. Und Jakob stand am Morgen früh auf und nahm den Stein, den er unter sein Haupt gelegt hatte, und richtete ihn auf zu einer Denksäule und goss Öl oben darauf, und nannte diesen Ort Beth-El; zuvor aber hiess die Stadt Lus. Und Jakob tat ein Ge- lübde und sprach: Wenn Gott mit mir sein und mich behüten will auf dem Wege, den ich rei- se, und mir will Brot zu essen geben und Klei- der anzuziehen, und mich wieder mit Frieden heim zu meinem Vater bringt, so soll der HERR mein Gott sein; und dieser Stein, den ich zur Säule aufgerichtet habe, soll ein Haus Gottes werden, und von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben! (1 Mose 28:16-22 GSB)

Möglicherweise ist sein grosses Gelübde der ori- entalischen Mentalität geschuldet, aber hand- kehrum knüpft Jakob sein Gelübde an Bedingun- gen. Also doch ein Geschäft? Wie auch immer, Jakob hatte klare Vorstellungen wie sein Leben verlaufen soll.

YAH hingegen knüpft seine Verheissungen an kei- ne Bedingungen.

2.10 Zwanzig Jahre

Die darauffolgende Zeit ist für die vorliegende Betrachtung nicht von massgebender Bedeutung.

Dennoch sind während dieser Zeit etliche bemer- kenswerte Episoden geschehen. Auch sind 20 Jahre aus menschlicher Sicht eine lange Zeit und

Dinge können leicht in Vergessenheit geraten oder an Intensität einbüssen.

Jakob kommt zu Reichtum, Frauen, Kinder und Gesinde. Er muss dafür aber «unten durch». Sein Schwiegervater überlistet ihn viele Male, um den Segen der mit Jakob eingezogen war in seinem Hause zu halten. Dabei ist ihm jedes Mittel recht.

Weil Laban den Jakob offen betrügt, lässt YAH Laban immer weniger am Segen Jakobs teilhaben, sodass letzten Endes ein Streit unausweichlich sein wird.

Er vernahm aber die Reden der Söhne Labans, die sagten: Jakob hat alles genommen, was unserm Vater gehört; und mit dem, was un- serm Vater gehört, hat er all diesen Reichtum zuwege gebracht! Und Jakob sah, dass La- bans Angesicht gegen ihn nicht mehr war wie gestern und vorgestern. Da sprach der HERR zu Jakob: Kehre in das Land deiner Väter und zu deiner Verwandtschaft zurück; ich will mit dir sein! (1 Mose 31:1-3 GSB)

Ob YAH durch einen Traum mit Jakob spricht, oder offen, ist nicht dokumentiert.

2.11 Jakob macht sich auf den Weg

Jakob ist während den zwanzig Jahren bei Laban sichtlich gereift. Die Aufgabe als Stammesführer ist mit mehr Verantwortung und Arbeit verbun- den als mit Ehre.

Zwanzig Jahre, nachdem er von seiner Verwandt- schaft wegen Esaus Rachegelüsten fliehen musste, macht sich Jakob auf den Weg zurück.

Ihm scheint es angebracht zu sein, das heimlich zu tun, weil er Labans Überredungskünste fürchtet.

Jakob aber täuschte Labans, des Syrers Herz, indem er ihm nicht anzeigte, dass er sich da- vonmachte. Und er entfloh mit allem, was er hatte, machte sich auf und setzte über den Euphrat und wandte sein Angesicht dem Ge- birge Gilead zu. (1 Mose 31:20-21 GSB) Sich in einer offenen Auseinandersetzung durch- zusetzen, dafür ist Jakob noch nicht mutig genug.

Laban jagt Jakob nach und es kommt doch noch zu dieser «Auseinandersetzung». Laban erkennt, dass Jakob’s Entscheid das Land zu verlassen un- umstösslich ist und verabschiedet den Schwieger- sohn mit all dessen Habe nun offiziell.

(12)

Auf dem Weg begegnet Jakob vielen Engeln, wo- raus er schliesst, dass Gott auch nicht ferne sein musste.

Jakob aber ging seines Weges; da begegne- ten ihm Engel Gottes. Und als er sie sah, sprach Jakob: Das ist das Heerlager Gottes!

Und er nannte jenen Ort Mahanaim. (1 Mose 32:1-2 GSB)

Jakob weiss, dass die Begegnung mit Esau unaus- weichlich ist. Jetzt, wo er das Heerlager YAH’s gesehen hat, ist die Zeit des Handelns gekommen.

Und Jakob sandte Boten vor sich her zu sei- nem Bruder Esau ins Land Seir, das Gefilde Edom. Diesen gebot er und sprach: Also sollt ihr zu meinem Herrn Esau sagen: Solches lässt dir dein Knecht Jakob melden: Ich bin bei La- ban in der Fremde gewesen und habe mich bisher bei ihm aufgehalten; und ich habe Rin- der, Esel und Schafe, Knechte und Mägde be- kommen und lasse dir solches anzeigen, damit ich Gnade vor deinen Augen finde. (1 Mose 32:3-5 GSB)

Jakob versucht den Esau milde zu stimmen, indem er sich tief vor ihm demütigt. Esau ist auch auf dem Weg.

Die Boten kehrten wieder zu Jakob zurück und berichteten ihm: Wir sind zu deinem Bru- der Esau gekommen; der zieht dir auch ent- gegen und vierhundert Mann mit ihm! (1 Mo- se 32:6 GSB)

Diese Nachricht ist mehr als nur beunruhigend.

Esau ist mit einer Streitmacht unterwegs, der Ja- kob nichts Gleichwertiges entgegensetzen kann.

Jakob ergreift zwei Massnahmen.

a) Er sendet Geschenke dem Esau entgegen b) Er teilt sein Volk in zwei Teile auf, in der

Hoffnung, dass wenn eines aufgerieben würde, das andere entkommen könnte Jakob fürchtet sich sehr. Jetzt, wo es um Leben und Tod geht, spricht Jakob «normal» mit seinem Gott – ohne Maske sozusagen.

Und Jakob sprach: Gott meines Vaters Abra- ham und Gott meines Vaters Isaak, HERR, der du zu mir gesagt hast: Kehre wieder in dein Land und zu deiner Verwandtschaft zurück;

ich will dir wohltun! Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und Treue, die du an deinem Knechte bewiesen hast! Denn ich hatte nur einen Stab, als ich über diesen Jordan ging, und nun bin ich zu zwei Heeren geworden.

Errette mich doch aus der Hand meines Bru-

ders, aus der Hand Esaus; denn ich fürchte ihn; er könnte kommen und mich schlagen, die Mutter samt den Kindern! Du aber hast gesagt: Ich will dir wohltun und deinen Sa- men machen wie den Sand am Meere, der vor Menge nicht zu zählen ist! (1 Mose 32:9-12 GSB)

Er selbst, das ist ihm völlig klar, kann nichts zu seiner Rettung tun. Seine Kräfte reichen bei Wei- tem nicht und in keiner Weise.

Er stand aber noch in derselben Nacht auf und nahm seine beiden Weiber und seine beiden Mägde samt seinen elf Kindern und überschritt mit ihnen die Furt Jabbok; er nahm sie und führte sie über den Fluss und liess al- les, was er hatte, hinübergehen. (1 Mose 32:22-23 GSB)

2.12 Jetzt muss was passieren

Jakob aber blieb allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. (1 Mose 32:24 GSB)

Die erste ungewöhnliche Sache ist, dass Jakob zurückbleibt. Warum das denn? Viel weniger überraschend wäre gewesen, wenn er mit den Seinen weiterzöge. Doch das geschieht nicht. Was könnte der Grund für sein Verhalten sein? Wir selber kennen solche Situationen ebenfalls. Die ganze Familie ist bereit, das Haus zu verlassen, da kommt einen noch was in den Sinn, oder man hatte eine Sache vor sich hergeschoben und ge- hofft, dass es sich ergeben würde. «Geht schon mal vor, ich komme dann nach».

Was könnte das gewesen sein? Es scheint, als wäre das Durchschreiten des Jabbok gleichzuset- zen mit dem «Punkt von dem keine Rückkehr mehr möglich ist». Auf der anderen Seite des Jab- bok sind Esau und seine Streiter.

Jakob hatte doch YAH gebeten, ihn und die Seinen vor Esau zu retten. Die Antwort war noch ausste- hend. Ausserdem sind seit dem Traum mit der Leiter ganze 20 Jahre ins Land gegangen. Was war nun mit der Verheissung? Alles nur geträumt?

Tatsache war auch, dass mit der Begegnung mit Esau auch die Sache mit dem «geklauten Segen»

abgerechnet würde.

Und käme er dann zurück zu seiner Familie, würde es da wieder weitergehen wo die Geschichte auf- gehört hatte bevor er fliehen musste. Der Kern

(13)

der Geschichte ist nach wie vor die Frage, wer ist nun der Erstgeborene?

Je länger man sich selbst in diese Lage versetzt, umso mehr kommt man dahin: «Jetzt muss was passieren».

Die zweite ungewöhnliche Sache ist die, es pas- siert tatsächlich etwas sehr Ungewöhnliches. Ein Mann ringt mit Jakob – und das über Stunden hinweg.

2.13 Der Kampf und sein Ausgang

Der lange andauernde Kampf sagt uns, dass es um etwas Wichtiges geht, denn keiner verlässt den Platz, aber es geht nicht um Leben oder Tod. Die Ungewöhnlichkeiten nehmen kein Ende – nein – sie steigern sich!

Und da dieser sah, dass er ihn nicht über- mochte, schlug er ihn auf das Hüftgelenk, so dass Jakobs Hüftgelenk verrenkt ward über dem Ringen mit ihm. (1 Mose 32:25 GSB) Nochmals: Jakobs Gegner will Jakob nicht ans Leben, denn mit der Leichtigkeit mit welcher der Mann Jakobs Hüftgelenk schlug um den Kampf zu beenden, lässt vermuten, dass der Mann seine eigentlichen Möglichkeiten nicht wirklich einge- setzt hatte. Jakob hätte mit sehr grosser Wahr- scheinlichkeit keine Chance gehabt, wäre es um

«Leben oder Tod» im klassischen Sinne gegangen.

Ausserdem: wo steckt das Motiv für diese Bege- benheit?

So überrascht es vermutlich nicht mehr, wenn die

«Überraschungen» weitergehen.

Irgendwann kommt immer das Ende.

Und der Mann sprach: Lass mich gehen; denn die Morgenröte bricht an! Jakob aber sprach:

Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn! (1 Mose 32:26 GSB)

Jakob hängt wie eine Klette am dem Manne. Ja- kob will was – nicht der Mann! Das lässt den Schluss zu, dass Jakob ganz bewusst diesseits des Jabbok geblieben ist. Jakob will, oder muss, es wissen: Segen oder Fluch! Er besteht auf den Se- gen. Wieso das? Und wofür?

Damit treten zwei Dinge ins Gesichtsfeld. Der Mann war kein normaler Mensch, denn wer hätte die Autorität zu segnen oder zu verfluchen und wie käme Jakob dazu, gerade diesen «Fremden»

dazu anzugehen? Die Begegnung mit dem Manne scheint für Jakob folglich nicht unerwartet ge- schehen zu sein.

2.14 Der Richterspruch

Ich halte dafür, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt: Segen oder Fluch – Gerazim oder Ebal (5.

Mose 27)! Eine dritte Variante gibt es nicht. Segen oder Fluch stehen aber immer in Bezug zu einer Rechtssache.

Um welche Rechtssache geht es denn? Im Zu- sammenhang mit Esau gibt es nur eine Sache: das Erstgeburtsrecht und den Segen dazu.

War der Handel zwischen Esau und Ja- kob nun rechtens oder nicht?

Kurz vor der Begegnung mit Esau und der Familie war das absolut essentiell zu wissen, steht das Recht auf meiner Seite oder nicht? Wenn ja, dann steht auch die Macht hinter mir, die alles garan- tiert. Was sollte mir dann noch passieren können?

Vielleicht erscheinen nun die folgenden Gescheh- nisse nicht mehr so wunderlich. Der Segen kommt umfassend.

Da fragte er ihn: Wie heissest du? Er antworte- te: Jakob! Da sprach er: Du sollst nicht mehr Jakob heissen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und Menschen gekämpft und hast gewonnen! (1 Mose 32:27-28 GSB)

Seit Dutzenden von Jahrhunderten wird Jakob als Betrüger bezeichnet und das gilt bis heute. Mir ist bis dato noch keine abweichende Beurteilung begegnet. Jakob war sich aber keines Unrechtes bewusst, obwohl alle das Gegenteil dachten und verbreiteten.

Die Sache mit dem Erstgeburtsrecht mag man noch akzeptieren, aber die «Erschleichung» des Erstgeburtssegens ist doch jenseits des Akzeptab- len. Ist es das? Verhält es sich nicht vielmehr so:

Erstgeburtsrecht und Erstgeburtssegen gehören zusammen. Das Erstgeburtsrecht war juristisch einwandfrei erworben worden – zusammen mit dem Erstgeburtssegen. Jakob hatte nur an sich genommen, was ihm rechtlich auch zustand. Da war damals nichts Unrechtes geschehen.

Eigentlich hatte das alles mit Isaak gar nichts mehr zu tun. Unter den gegebenen Umständen besass Isaak meines Erachtens keine Gewalt mehr, den

(14)

Erstgeburtssegen dem Esau zuzusprechen. So gesehen war ein Betrug gar nicht möglich.

Aber diese Sache musste, da ohne Beispiel, vor dem höchsten Richter, nun ein für alle Mal, ge- klärt werden. Daher ist zu lesen, den Sachverhalt absolut korrekt treffend,

«…du hast mit Gott und Menschen gekämpft und hast gewonnen!»

Konsequenterweise muss auch was mit dem Na- men «Jakob» (= Ersetzer) passieren. Aus Jakob wird Israel. Der „Ersetzer“ ist Vergangenheit und ein Erstgeborener betritt die Bildfläche.

„Israel“ lässt sich mit „Gott streitet (für uns)“ oder

„Gott möge (für uns) streiten“ und „Gott herrscht“ oder „Gott möge herrschen“ übersetzen

4.

2.15 Eine Sache noch

Und die Sonne ging ihm auf, als er an Pniel vorüberzog; und er hinkte wegen seiner Hüf- te. Darum essen die Kinder Israel bis auf den heutigen Tag die Sehne nicht, welche über das Hüftgelenk läuft, weil er Jakobs Hüftge- lenk, die Hüftensehne, geschlagen hat. (1 Mo- se 32:31-32 GSB)

Die Verrenkung des Hüftgelenkes durch den Mann führte zu einer lebenslangen Behinderung. Da stellt sich mir die Frage, wozu das gut sein soll.

Im Zusammenhang mit Behinderungen hört man noch schnell mal die Erklärung, dass solche tiefer in die Abhängigkeit Gottes führen würden. Das fällt mir schwer anzunehmen. Welcher Vater oder welche Mutter schlüge ihr Kind, um es in eine tiefere Beziehung zu führen? Das ist ebenso schwer nachvollziehbar. Eine Abhängigkeit würde sich mit Sicherheit ergeben, aber mit einem sehr bitteren Nachgeschmack. Auch stünde, meines Erachtens, eine solche Betrachtungsweise diamet- ral YAH’s Zielsetzung entgegen, nämlich Men- schen freizusetzen, damit sie frei wählen und ent- scheiden können.

Im Falle von Jakob/Israel muss also etwas ganz anderes dahinterstecken.

Jedes Bündnis bindet. Mit anderen Worten, man ist nicht mehr frei alles zu tun. Welcher Art das Zeichen eines Bündnisses auch sein mag, es be- zeugt den Bund. Es erinnert einen selbst und gibt Zeugnis anderen. Ein Ehe-Ring zum Beispiel.

Ein Bündnis beschneidet die Freiheiten. Die «Be- schneidung» ist sozusagen der Preis für die Vorzü- ge des Bündnisses. Der Ehering ist nicht die Be- schneidung selbst, sondern nur das äussere Zei- chen des Bündnisses. Das Bündnis selbst ist eine Angelegenheit der Herzen.

So betrachtet, ist die Verrenkung von Jakobs Hüf- te so etwas wie der amtliche Stempel des Ge- richts. Es ist das Siegel der Staatsmacht. Es garan- tiert den Schutz durch die Staatsmacht und kommt einem Bündnis gleich. Gewiss wären auch andere «Stempel» denkbar gewesen. Aber die Behinderung wird garantiert dazu führen, dass das Erlebte nie vergessen, oder nie verblassen wird.

Ausserdem sagt YAH zu Israel auch, dass er, YAH selbst, über dem Segen wachen und alles zum Besten wenden wird.

2.16 Widersprüche?

Dennoch scheint es Textstellen zu geben, die Ja- kob zu einem Betrüger stempeln.

Zum Beispiel folgende Stelle aus Hosea aus der

«Neuen evangelischen Übersetzung:

Im Mutterleib hat er seinen Bruder betrogen / und in seiner Manneskraft mit Gott gekämpft.

(Hosea 12:4 German NeÜ)

Damit wäre die ganze bisherige Auslegung hinfäl- lig, wenn nicht der ganze Kontext mehr Fragezei- chen liefern würde als Erkenntnisse. Eine Logik ist nicht zu erkennen.

Auch mit Juda geht Jahwe ins Gericht. / Ja- kob straft er für sein Verhalten / und zahlt ihm heim, wie es seinen Taten entspricht. Im Mut- terleib hat er seinen Bruder betrogen / und in seiner Manneskraft mit Gott gekämpft. Er kämpfte mit dem Engel und war überlegen. / Er weinte und flehte ihn um Gnade an. / In Bet-El sollte er ihn finden. / Und dort redete er zu uns. Jahwe, der allmächtige Gott, / Jahwe ist sein Name, sagt: "Du darfst zurückkehren mit Gott! / Bewahre Liebe und Recht / und hoffe stets auf deinen Gott!" (Hosea 12:3-7 German NeÜ5)

Die Mehrheit anderer Übersetzungen setzt eine andere Interpretation.

Im Mutterleibe hielt er seines Bruders Ferse, und in seiner Manneskraft kämpfte er mit Gott:

er kämpfte mit dem Engel und überwand, er weinte und flehte zu ihm; zu Bethel fand er ihn, und daselbst redete er mit uns. Und Jah-

(15)

we, der Gott der Heerscharen-Jahwe ist sein Gedenkname. Du denn, kehre um zu deinem Gott; bewahre Güte und Recht, und hoffe be- ständig auf deinen Gott. (Hosea 12:4-7 Ger- man EB)

Von Betrug ist hier keinesfalls die Rede, was aber die Stelle auch nicht weniger rätselhaft macht.

Vielleicht führt YAH durch den Propheten den Nachkommen Jakobs vor Augen, mit wieviel Kraft, Herzblut und Leidenschaft ihr Vater gerungen hat, Gnade zu finden vor YAH – was dann auch ge- schah! Und ihr seid daran das alles wegzuwerfen…

«In Bet-El fand ER uns und redete zu uns! YAH ist sein Name».

Nun ist der letzte Vers des Kontexts logisch und einfach nachzuvollziehen.

Du denn, kehre um zu deinem Gott; bewahre Güte und Recht, und hoffe beständig auf dei- nen Gott.

Es könnte hier auch eine gut bekannte Redewen- dung stehen: «Kehre um». Mit diesem Ansatz vor Augen, erschliesst sich das ganze Kapitel. YAH spricht zu Israel wie ein Vater mit seinem Sohn, um ihn von einem schlechten Weg abzubringen.

Hosea beschreibt die Situation im Mutterleibe unmissverständlich.

Und nun höre, Jakob, mein Knecht, und du, Israel, den ich erwählt habe. So spricht Jahwe, der dich gemacht und von Mutterleibe an dich gebildet hat, der dir hilft: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob, und du, Jeschurun, den ich erwählt habe. (Jesaja 44:1-2 German EB)

Nicht Jakob hat seinen Weg gewählt, sondern YAH hat dessen Weg bestimmt. Er soll, entgegen allen Voraussetzungen, Israel werden. Denn bei YAH sind alle Dinge möglich.

Es zeigt sich aber erneut die Tragik unseres Menschseins, nämlich wie sehr unsere Denkmus- ter verdreht sind, und, als Folge davon, wie leicht eine Übersetzung von der Sicht des Übersetzers beeinflusst sein kann.

3 Fazit

Ein Wort ist ein Wort! Das heisst, eine Vereinba- rung oder Zusage ist eine in YAH’s Augen ausser- ordentlich wichtige Sache und ist unbedingt ein-

zuhalten. YAH hat also in keiner Art und Weise

«ein Auge zugedrückt». Wenn eine Zusage oder ein Versprechen derart bindend ist, wieviel mehr kann man dann YAH’s eigenen Zusagen und Ver- heissungen Vertrauen schenken?

Es gibt sehr viele Stellen in der Schrift wo Eide im Zentrum stehen. Zum Beispiel:

Einundzwanzig Jahre alt war Zedekia, als er König ward, und regierte elf Jahre lang zu Je- rusalem. Und er tat, was in den Augen des HERRN, seines Gottes, böse war, und demü- tigte sich nicht vor dem Propheten Jeremia, der aus dem Munde des HERRN zu ihm redete . Dazu ward er abtrünnig von dem König Ne- bukadnezar, der einen Eid bei Gott von ihm genommen hatte, und ward halsstarrig und verstockte sein Herz, so dass er nicht zu dem HERRN, dem Gott Israels, umkehren wollte.

Auch alle Obersten der Priester samt dem Volk vergingen sich schwer nach allen Gräueln der Heiden und verunreinigten das Haus des HERRN, das er geheiligt hatte zu Jerusalem.

Und gleichwohl mahnte sie der HERR, der Gott ihrer Väter, unermüdlich durch seine Bo- ten; denn er hatte Mitleid mit seinem Volk und seiner Wohnung. Aber sie verspotteten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und verlachten seine Propheten, bis der Zorn des HERRN über sein Volk so hoch stieg, dass keine Heilung mehr möglich war. Da liess er den König der Chaldäer wider sie herauf- kommen, der tötete ihre Jungmannschaft mit dem Schwert im Hause ihres Heiligtums und verschonte weder Jünglinge noch Jungfrau- en, weder Alte noch Hochbetagte, alle gab er in seine Hand. (2 Chronik 36:11-17 GSB) Das Brechen des Eides und die Halsstarrigkeit sind letztlich ein und dieselbe Münze und entheiligten den Gott Israels.

Die juristische Beurteilung des Falles «Esau gegen Jakob» durch den obersten Richter des Univer- sums und der Himmel war von ausserordentlicher Wichtigkeit. Sie kann nicht hoch genug einge- schätzt werden, weil nicht die geringste Unrecht- mässigkeit geschehen durfte, um nicht den ge- samten Plan der Erlösung zu gefährden, oder gar unmöglich zu machen. Niemand soll, auch in fernster Zukunft, sagen können, dass alles mit Unrecht begonnen hatte. In diesem Lichte be- trachtet, werden letztlich die Ansprüche der Chris- tenheit und des Islams die Erben der Segenslinie zu sein, ohne die kleinste Chance sein. Die Ver- heissungen liegen auf der Linie Abraham-Isaak- Israel. Sie sind sogar unabhängig von den mensch-

(16)

lichen Bemühungen. Der Bund mit Abraham ge- schah während dieser in einen tiefen Schlaf gefal- len war.

Und er führte ihn hinaus und sprach: Siehe doch gen Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm:

Also soll dein Same werden! Und Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit. Und er sprach zu ihm: Ich bin der HERR, der ich dich von Ur in Chaldäa ausgeführt habe, dass ich dir dieses Land er- blich zu besitzen gebe. Abram aber sprach:

Herr, HERR, wobei soll ich merken, dass ich es erblich besitzen werde? Und er sprach zu ihm:

Bringe mir eine dreijährige Kuh und eine drei- jährige Ziege und einen dreijährigen Widder und eine Turteltaube und eine junge Taube.

Und er brachte solches alles und zerteilte es mitten voneinander, und legte einen Teil dem andern gegenüber. Aber die Vögel zerteilte er nicht. Und es fielen Raubvögel über die Opfer her; aber Abram verscheuchte sie. Da nun die Sonne anfing sich zu neigen, fiel ein tiefer Schlaf auf Abram, und siehe, Schrecken und grosse Finsternis überfielen ihn. Da ward zu Abram gesagt: Du sollst für gewiss wissen, dass dein Same fremd sein wird in einem Lan- de, das nicht ihm gehört; und daselbst wird man sie zu dienen zwingen und demütigen vierhundert Jahre lang. Aber auch das Volk, dem sie dienen müssen, will ich richten; dar- nach sollen sie mit grosser Habe ausziehen.

Und du sollst in Frieden zu deinen Vätern hin- fahren und in gutem Alter begraben werden.

Sie aber sollen im vierten Geschlechte wieder hierherkommen; denn das Mass der Sünden der Amoriter ist noch nicht voll. Als nun die

Sonne untergegangen und es finster gewor- den war, siehe, da rauchte ein Ofen, und eine Feuerfackel fuhr zwischen den Stücken hin.

An dem Tage machte der HERR einen Bund mit Abram und sprach: Deinem Samen habe ich dieses Land gegeben, vom Fluss Ägyptens bis an den grossen Strom, den Euphrat: die Keniter, die Kenisiter, die Kadmoniter, die Heti- ter, die Pheresiter, die Rephaiter, die Amoriter, die Kanaaniter, die Girgasiter und die Jebusi- ter. (1 Mose 15:5-21 GSB)

Die Verheissungen konnten so für alle Zeiten fest- gemacht und zu den gegebenen Zeiten ausgerollt werden.

Die Dinge «geistlich» zu betrachten (1Ko_2:14) wurde ziemlich falsch verstanden. Ein «neues Israel» in einen geistlichen Raum zu projizieren, würde meines Erachtens YAH zu einem Lügner machen, weil er nicht imstande war, seine Ver- heissungen und Versprechen zu halten. Ebenso unhaltbar sind die Ansprüche, dass die Segensline über Ismael-Esau laufen würde.

Damit steht fest: Jakob/Israel war und ist kein Betrüger.

Erstausgabe September 2018 Revision November 2018 Revision November 2018

Revision Januar 2022 (ohne Anhang) Copyright

©

www.anavim.org info@anavim.org

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Schnorr_von_Carolsfeld

2 Alle Erstgeburt ist mein – Ephraim und Rimona Frank ISBN-10: 3981464966

ISBN-13: 978-3981464962

3 GLB; Lutherbibel

4 https://de.wikipedia.org/wiki/Israel_(Name)

5 NeÜ; Neue evangelische Übersetzung

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