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CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft

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Academic year: 2022

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Management-Reihe Corporate Social Responsibility René Schmidpeter Hrsg.

CSR und

Digitalisierung

Der digitale Wandel als Chance

und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft

Alexandra Hildebrandt · Werner Landhäußer Hrsg.

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Management-Reihe Corporate Social Responsibility

Herausgegeben von René Schmidpeter

Dr. Jürgen Meyer Stiftungsprofessur für Internationale Wirtschaftsethik und CSR Cologne Business School (CBS) Köln, Deutschland

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Das Thema der gesellschaftlichen Verantwortung gewinnt in der Wirtschaft und Wissen- schaft gleichermaßen an Bedeutung. Die Management-Reihe Corporate Social Respon- sibility geht davon aus, dass die Wettbewerbsfähigkeit eines jeden Unternehmens davon abhängen wird, wie es den gegenwärtigen ökonomischen, sozialen und ökologischen Her- ausforderungen in allen Geschäftsfeldern begegnet. Unternehmer und Manager sind im eigenen Interesse dazu aufgerufen, ihre Produkte und Märkte weiter zu entwickeln, die Wertschöpfung ihres Unternehmens den neuen Herausforderungen anzupassen sowie ihr Unternehmen strategisch in den neuen Themenfeldern CSR und Nachhaltigkeit zu po- sitionieren. Dazu ist es notwendig, generelles Managementwissen zum Thema CSR mit einzelnen betriebswirtschaftlichen Spezialdisziplinen (z.B. Finanz, HR, PR, Marketing etc.) zu verknüpfen. Die CSR-Reihe möchte genau hier ansetzen und Unternehmens- lenker, Manager der verschiedenen Bereiche sowie zukünftige Fach- und Führungskräfte dabei unterstützen, ihr Wissen und ihre Kompetenz im immer wichtiger werdenden The- menfeld CSR zu erweitern. Denn nur, wenn Unternehmen in ihrem gesamten Handeln und allen Bereichen gesellschaftlichen Mehrwert generieren, können sie auch in Zukunft erfolgreich Geschäfte machen. Die Verknüpfung dieser aktuellen Managementdiskussi- on mit dem breiten Managementwissen der Betriebswirtschaftslehre ist Ziel dieser Reihe.

Die Reihe hat somit den Anspruch, die bestehenden Managementansätze durch neue Ideen und Konzepte zu ergänzen, um so durch das Paradigma eines nachhaltigen Managements einen neuen Standard in der Managementliteratur zu setzen.

Weitere Bände in dieser Reihe http://www.springer.com/series/11764

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Alexandra Hildebrandt Werner Landhäußer

(Hrsg.)

CSR und Digitalisierung

Der digitale Wandel als Chance und

Herausforderung für Wirtschaft und

Gesellschaft

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Herausgeber

Alexandra Hildebrandt Burgthann, Deutschland

Werner Landhäußer

Mader GmbH & Co. KG, geschäftsführender Gesellschafter

Leinfelden-Echterdingen, Deutschland

ISSN 2197-4322 ISSN 2197-4330 (electronic)

Management-Reihe Corporate Social Responsibility

ISBN 978-3-662-53201-0 ISBN 978-3-662-53202-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-53202-7

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillier- te bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Springer Gabler

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017

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Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen.

Einbandabbildung: Michael Bursik

Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.

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Die eingetragene Gesellschaft ist Springer-Verlag GmbH Germany

Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany

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Vorwort des Reihenherausgebers:

Digitaler Wandel als Chance für ein neues Nachhaltigkeitsparadigma

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Unsere Wirtschaft wandelt sich aufgrund der Digitalisierung derzeit in rasender Ge- schwindigkeit. Was vor rund 20 Jahren in den Führungsschmieden gelehrt wurde, bestimmte das gemeinhin anerkannte strategische Managementhandeln. Die in den 1990er-Jahren entwickelten Managementansätze (Stakeholder-Value-Maximierung) und Sichtweisen (rein meist monetär ausgerichtete Unternehmensstrategien) hatten in einer Zeit der vermeintlich grenzenlosen Ressourcen vorerst große Erfolge gefeiert und ihre Gültigkeit durch ein rasches ökonomisches Wachstum vermeintlich bestätigt. Dies änderte sich jedoch spätestens mit dem Zeitpunkt, in dem sich die globalen Rahmenbedingun- gen massiv veränderten. Denn knappe Ressourcen, demografische Veränderungen und nicht zuletzt die Finanzkrise haben aufgezeigt, dass Gewinne auch in einer globalisierten Wirtschaft nicht auf Dauer zulasten Dritter bzw. der Umwelt gemacht werden können.

Daraus ergaben sich in den letzten Jahren für die Unternehmen weitreichende Heraus- forderungen in der Gestaltung ihrer Wertschöpfungsstrategien und -prozesse. Insbesonde- re die Digitalisierung beschleunigt die längst notwendige Entwicklung neuer nachhaltiger Unternehmensansätze abermals. So werden derzeit ganze Branchen gleichzeitig sowohl

1Im Sinne der leichteren Lesbarkeit schließt in diesem Buch die männliche Form jeweils auch die weibliche mit ein.

V

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VI Vorwort des Reihenherausgebers vom verstärkten gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskurs als auch den disruptiven Inno- vationen insbesondere aus der IT-Branche erschüttert.

So leiden die Banken an fehlenden Geschäftsmodellen mit Bezug zur Realwirtschaft.

Sie suchen daher die Flucht in neu geschaffene (selbstreferenzielle) Finanzmärkte, die jedoch durch Blasenbildung immer volatiler und instabiler werden. Die Energiebranche muss Antworten auf die Dezentralisierung der Energiegewinnung und Demokratisierung des Energiemarkts finden. Die Medienbranche sieht sich schon lange mit den neuen Vernetzungs- und Kommunikationsmöglichkeiten des Internets konfrontiert, die ehemals hochlukrative Geschäftsmodelle des Publizierens ad absurdum führen. Und nun wird auch in der Automobilbranche von namhaften deutschen Zuliefern vermehrt über die Zusammenarbeit mit großen amerikanischen IT-Unternehmen spekuliert. Die Automobil- und Unterhaltungsbranche nähern sich dabei immer weiter aneinander an und stellen im- mer weitreichendere Neuheiten und Konzepte im Bereich „Smart Cars“ vor. Sowohl die fortschreitende Digitalisierung als auch die gesellschaftlichen Diskussionen um Klima- wandel, Abgaswerte und Urbanisierung werden die Einführung emissionsfreier Antriebe weiter forcieren und die Geschichte der Mobilität neu schreiben.

Durch diese Effekte der Globalisierung und Digitalisierung, wird der externe Druck auf die grundlegende Veränderung der Geschäftsmodelle als Ganzes immer größer. Der Spiel- raum, auf die gegenwärtig massiven Veränderungen eigenverantwortlich zu reagieren, ist jedoch aufgrund der in der Vergangenheit forcierten eindimensionalen Prozessoptimie- rung, starren Anreizsysteme und damit fehlenden Handlungsspielräumen im Management oft nur schwer möglich. Es braucht daher ein neues Managementparadigma, das sowohl die menschlichen Bedürfnisse als auch die Eigenverantwortung wieder konsequent in alle Strukturen, Prozesse und somit in die Unternehmensentscheidungen (re-)integriert.

Zwar wurden in den letzten Jahren immer höhere betriebliche Nachhaltigkeitsziele de- finiert, um die Umwelt- bzw. Sozialbelastung zu verringern, jedoch wurde der positive Beitrag („positive impact“) dieser Verantwortungsübernahme oft nicht ausreichend für die Wertschöpfungsidee des Unternehmens genutzt. Vielmehr wurde Nachhaltigkeit oft als rein defensives und limitierendes Konzept, das die ökonomische Leistungsfähigkeit bremst, gesehen.

Denkt man jedoch Nachhaltigkeit aus einer konsequent unternehmerischen Perspekti- ve, geht diese weit über eine reine Vermeidungslogik hinaus. Denn für Unternehmer ist es insbesondere wichtig, die positiven Auswirkungen ihres Handelns zu managen bzw.

zu steigern. Bei dieser progressiven Sichtweise geht es nicht mehr zentral darum, den Schaden unternehmerischen Handelns zu minimieren, sondern die Wertschöpfung des Unternehmens für die Gesellschaft zu erhöhen. Anstelle des Paradigmas der Schadens- vermeidung bedarf es daher des neuen Paradigmas der positiven Wertschöpfung – dieses neue Corporate-Social-Responsibility(CSR)-Paradigma ist auch Basis für die notwendi- gen Innovationsprozesse in der Wirtschaft.

Dabei steht nicht das moralische Motiv des altruistischen Gebens im Vordergrund, son- dern die ökonomische und gesellschaftliche Sinnhaftigkeit. Es geht bei diesem neuen CSR-Ansatz nicht um das Durchbrechen der Wettbewerbslogik, wie von Sozialroman-

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Vorwort des Reihenherausgebers VII tikern oft gerne dargestellt, sondern ganz im Gegenteil: Es weitet die Marktmöglichkeiten durch die immer neuen Möglichkeiten der Digitalisierung aus. Dies schafft sowohl Mehr- wert für die Gesellschaft als auch neue Geschäftsmöglichkeiten. Die offene Gesellschaft und soziale Marktwirtschaft sollen dabei gerade nicht durch sozialistische oder antiöko- nomische Ansätze ersetzt, sondern die Potenziale des freien Unternehmertums im Wandel der Digitalisierung effizient und effektiv genutzt werden, um die drängenden gesellschaft- lichen Herausforderungen unternehmerisch zu lösen. Davon profitieren sowohl unsere Gesellschaft als auch die Unternehmen. Die Digitalisierung ist damit eine große Chance, Freiheit und Verantwortung neu zu denken! In der Management-ReiheCorporate Social Responsibilityzeigt die nun vorliegende Publikation mit dem TitelCSR und Digitalisie- rung diese neue unternehmerische Sichtweise auf Verantwortung auf: zum einen durch neueste Erkenntnisse im Bereich der Digitalisierung, zum anderen durch konkrete Pra- xisbeispiele aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Das Buch stellt damit erstmals innovative Instrumente für den strategischen Umgang mit den Herausforderungen der Digitalisierung unter Einbezug der aktuellen Nachhaltigkeits- und CSR-Diskussion zur Verfügung.

Alle Leserinnen und Leser sind damit herzlich eingeladen, die in der Reihe dargeleg- ten Gedanken aufzugreifen und für die eigenen beruflichen Herausforderungen zu nutzen sowie mit den Herausgebern, Autoren und Unterstützern dieser Reihe intensiv zu disku- tieren. Ich möchte mich last, but not least sehr herzlich bei Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer für ihr großes Engagement, bei Michael Bursik und Janina Tschech vom Springer Gabler Verlag für die gute Zusammenarbeit sowie bei allen Unterstützern der Reihe aufrichtig bedanken und wünsche Ihnen, werte Leserinnen und Leser, nun eine interessante Lektüre.

Prof. Dr. René Schmidpeter

Prof. Dr. René Schmidpeter ist ein international anerkannter Stratege für neue Manage- mentansätze, insbesondere für Corporate Social Responsibility (CSR), sowie Berater und Bestsellerautor. Er hat den Dr. Jürgen Meyer Stiftungslehrstuhl für internationale Wirt- schaftsethik und CSR an der Cologne Business School inne. Seit über 15 Jahren arbeitet und forscht er im Bereich gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Dafür be- reiste er alle Kontinente und über 30 Staaten, um die länderspezifischen Unterschiede einer nachhaltigen Unternehmensführung zu beleuchten. René Schmidpeter vermittelt den Zuhörern in seinen praxisbezogenen Vorträgen, Referaten und Workshops neue Sichtwei- sen auf aktuelle Herausforderungen im Management. Er arbeitete bereits mit namhaften Unternehmen aus der Finanz-, Medien- und Technologiebranche sowie mit Wirtschafts- verbänden zusammen. René Schmidpeter ist Gastlektor an renommierten Hochschulen im In- und Ausland (Nanjing, Perth, London). Als Herausgeber der innovativen Managemen- treihe Corporate Social Responsibility bei Springer Gabler gehört René Schmidpeter zu den jungen Vordenkern der modernen Managementlektüre.

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Vorwort der Herausgeber:

Die Rolle der Digitalisierung:

denken – verstehen – handeln

Alexandra Hildebrandt

Liebe Leserinnen und Leser,

als 2015 der von uns herausgegebene BandCSR und Energiewirtschaftim Springer Gabler Verlag erschien, war uns bewusst, dass noch etwas folgen muss und ein Thema wie die Energie(-wende) nicht losgelöst von aktuellen Entwicklungen kommuniziert werden kann.

Dazu gehört auch das komplexe Thema Digitalisierung, das sich nicht im Tempo nor- maler industrieller Entwicklungen vollzieht, sondern viel schneller. Das erfordert neue Methoden und Denkstile sowie neue Formen interdisziplinärer Zusammenarbeit, etwa mit Informatikern, Soziologen, Psychologen und Philosophen.

Wer sich mit dem Megatrend Digitalisierung, der die Welt disruptiv verändert, ausein- andersetzt, kommt nicht umhin, auch sein Denken zu erneuern.

Spezialkenntnisse können im Komplexitätszeitalter sehr schnell veralten, sagt acatech Präsident Prof. Henning Kagermann. Das Thema erfordert Fortbildung, Qualifizierung, Prozess- und Medienkompetenz gleichermaßen.

Die digitale Kompetenz der Mitarbeiter ist ein entscheidender Faktor für die Zu- kunftsfähigkeit von Unternehmen. Das ist ein Ergebnis der #TWR16-Studie zur di- IX

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X Vorwort der Herausgeber Werner Landhäußer

gitalen Transformation (https://www.transformationswerk.de/studie/). Die gemeinsam von der Kommunikationsagentur neuwaerts, Hannover, und der Managementberatung doubleYUU, Hamburg, erarbeitete Studie untersuchte die Einschätzungen, Bedarfe und Herausforderungen der digitalen Transformation. Zusammengetragen wurden die Ergeb- nisse imTransformationswerk Report 2016. Erstmalig wurden Einschätzungen zu Status, Bedarfen und Erfahrungen der digitalen Transformation separat bei Unternehmensführung sowie in Informationstechnologie(IT)-, Marketing- und Personalabteilungen ermittelt.

Über alle Unternehmensbereiche hinweg besteht Einigkeit darüber, dass das Ziel der digitalen Transformation die Sicherung der Zukunftsfähigkeit ist (90 %). Dennoch verfügt nur knapp jedes zweite Unternehmen (49 %) überhaupt über eine übergeordnete Strategie.

Digitale Produkte und Services im Kerngeschäft fehlen bei 42 % der Unternehmen bislang vollständig.

Eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit in der digitalen Transformation scheitert heute noch an Abteilungs- und Silodenken sowie mangelhafter interner Kommunikation, wie auch zahlreiche Beiträge in diesem Band bestätigen.

Um die notwendige Qualifikationsbedarfe zu decken, fehlt es jedoch nicht an Investiti- onskapital, sondern schlicht an Wissen (55 %) und Zeit (47 %).

Für die globale Wettbewerbsfähigkeit müssen Veränderungsprozesse strategisch auf allen Ebenen angebunden sein. Entscheidende Impulse und Maßnahmen müssen dabei von der Führungsebene ausgehen.

Je weiter die vernetzte Produktion fortschreitet, desto stärker wird die Nachfrage nach Mitarbeitern mit Kenntnissen in IT, Automatisierungstechnik und Robotik sein, die im- stande sind, eine Helikopterperspektive einzunehmen, die es erlaubt, sich dem Detail zu widmen, ohne das Ganze aus dem Blick zu verlieren. Denn interdisziplinäre Probleme können nur mit einem breiten Horizont bewältigt werden. Allgemeinbildung (das, was Generalisten auszeichnet) ist kein Qualifikationsmangel, wie von Spezialisten oft behaup- tet wird, sondern eine Grundvoraussetzung im digitalen Zeitalter, Komplexität richtig zu meistern.

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Vorwort der Herausgeber XI Bereits die Anpassung der Grundausbildung ist dabei von enormer Bedeutung. Nie- mand weiß genau, welche Qualifikationen in zehn Jahren gefragt sind. Deshalb sollten Studiengänge auf ein möglichst breites Fundament gestellt werden (Hildebrandt 2016a).

In der aktuellen Medienberichterstattung wird immer darauf verwiesen, dass IT der Schlüsselfaktor ist und sich Unternehmen künftig mehr als „Software-Schmieden“ ver- stehen. Damit ist ein wichtiger Aspekt angesprochen, der in der Digitalisierungsdebatte häufig vernachlässigt wird: das Handwerk („Schmiede“), das mit Können und bestimm- ten Fertigkeiten verbunden ist.

Bereits 1809 schrieb der Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt, dass man aller- dings nur ein guter Handwerker ist, wenn man ein aufgeklärter Mensch und Bürger ist.

Das ist eine Grundvoraussetzung für digitales Denken. Die amerikanische Computerwis- senschaftlerin prägte dafür den Begriff „Computational Thinking“, die ihrer Ansicht nach zur vierten Kulturtechnik neben Lesen, Schreiben und Rechnen erklärt werden sollte.

Mit der digitalen Transformation wird es künftig kaum mehr einen Arbeitsplatz geben, der nicht von IT durchdrungen ist. Bundesbildungsministerin Johanna Wanker betont zu Recht, dass wir deshalb bereits in den Schulen auch das handwerkliche (!) und räumliche Denken stärken müssen. Um die große Entwicklung zu verstehen und sie beeinflussen zu können, sollten Menschen befähigt werden, ihre digitalen Kompetenzen zu schulen und die neuen Medien kompetent, selbstbestimmt und verantwortungsvoll zu nutzen (Hilde- brandt 2017).

Das spiegelt sich auch im Ansatz dieses Buches wieder, in dem es nicht nur um die Analyse der großen Zusammenhänge geht, sondern auch um Details und Nebensächlich- keiten, die hier genauso ernst genommen werden.

Im Mittelpunkt stehen nicht nur aktuelle gesellschaftliche technologische Entwicklun- gen, sondern ebenso (im Sinn der Philosophin Hannah Arendt, die für viele Autorinnen und Autoren dieses Bands prägend ist) Denken, Verstehen, Erleben und Handeln.

Das Denken nimmt einen besonderen Stellenwert ein, denn wir brauchen heute ein neu- es Denken, das in der Lage ist, viele Facetten und Perspektiven zu sehen, das große Ganze zu erfassen, aber auch ins Detail zu gehen und sich von alten Gewohnheiten und geisti- gem Ballast zu verabschieden. Denn wer nicht trennen kann, ist auch nicht urteilsfähig.

Dazu braucht es Phasen der Reflexion und Distanz, des beweglichen Denkens, das sich im Althochdeutschen „sinnen“ findet. Es bedeutete so viel wie reisen, gehen, unterwegs sein (Hildebrandt 2016b).

Das wichtigste Symbol für das, was heute um uns passiert und unsere Verlorenheit, aber auch unsere Hoffnung darstellt, ist das Meer: Hier sind wir verloren und gerettet. Hier begann unser Leben und unsere Wirklichkeit, aber auch die Komplexität, in der wir heute orientierungslos navigieren, wenn wir es nicht schaffen, vernünftig mit ihr umzugehen (Hildebrandt 2016c, S. 11).

Das Meer steht aber auch für die Digitalisierung, für die viele Menschen eine tiefe Nei- gung haben, aber auch Sorge empfinden, weil das Neue und Unbekannte oft größer und gefährlicher als das Alte wahrgenommen wird. Das Wort „cyber“ kommt aus dem Grie- chischen und bezeichnet die Steuerkunst des Seefahrers. Den Ausdruck verwendete der

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XII Vorwort der Herausgeber amerikanische Mathematiker Norbert Wiener in einem Buchtitel („Cybernetics“) zur Be- zeichnung der Wissenschaft von Steuerungs-, Kontroll- und Kommunikationsprozessen.

Mit dem Aufkommen der modernen digitalen Informationstechnik bekam „cyber“ laut Duden die Bedeutung „die von Computern erzeugte virtuelle Scheinwelt betreffend“.

Der Neurobiologe Manfred Spitzer beklagt in einem aktuellen BuchCyberkrank, dass die digitale Informationstechnik mehr als jede andere Innovation jemals zuvor unser Le- ben bestimmt, das mit der zunehmenden Digitalisierung unzufriedener, depressiver und einsamer wird. Doch so schwarzmalerisch, wie einige Kritiker sein Buch sehen, ist es nicht – es gibt auch viele erhellende Stellen darin, die positiv stimmen:

„Nur wer schon in der Natur gut zu sehen gelernt hat, kann auch mit Bildschirmen etwas anfangen. Und nur wer schon etwas weiß, droht nicht im weiten Meer der Informa- tionen unterzugehen.“ (Spitzer 2016, S. 206)

Wirklich gefährlich wird der Innovationsdrang im Digitalisierungsbereich, wenn er sich mit Allmachtsphantasien verbindet. Das ist schnell geschehen, wenn es z. B. um künstliche Intelligenz geht.

Die Beiträge in diesem Buch zeigen, dass das Unbekannte aber auch generell Ängste verursacht, weil keine ausreichenden Informationen vorliegen, wohin die Reise führt. Und doch muss ständig entschieden werden, um auf dem Meer zu überleben (vgl. das Vorwort von Fredmund Malik).

Umso wichtiger wird unser Orientierungssinn, denn er hilft uns, Komplexität und Un- sicherheiten aushalten zu lernen und die Realität besser zu verstehen.

In der Wirtschaftsgeschichte gab es vermutlich noch nie eine Ära, in der Unterneh- mensakteure in so vielen Bereichen ihre Strategien radikal überdenken und erneuern mussten, um zu überleben und relevant zu bleiben.

Was das konkret bedeutet, erläutert METRO-Chef Olaf Koch in seinem Vorwort zu die- sem Buch. Die METRO steht hier stellvertretend für viele Konzerne, die jahrzehntelang expandierten und weltweit mithilfe von „sehr erfolgreichen Formeln“ groß geworden sind.

Das ist heute allerdings nicht mehr möglich. „Nicht Größe allein ist entscheidend, sondern die relevante Größe ist wichtig.“ So gibt es heute kein international standardisiertes Ge- schäft mehr, sondern lokal oder national aufgebaute Angebote und Dienstleistungen.

Das hat den Vorteil, dass aufgrund der vorhandenen Kompetenzen oft sogar in grö- ßere Märkte vorgestoßen werden kann, wenn sich die technischen Rahmenbedingungen verändern (Hildebrandt 2016d).

Weltweit findet in Wirtschaft und Gesellschaft die größte Transformation der Geschich- te statt.

Prof. Fredmund Malik prägte den Begriff Komplexitätsgesellschaft: Wir sind heute konfrontiert mit hyperkomplexen, ultradynamischen, vernetzten Systemkonfigurationen, die mit herkömmlichen Denkweisen nicht mehr begriffen werden können. Die alten Me- thoden sind untauglich geworden, um sie zu verstehen und zu managen.

Worauf es heute ankommt, ist die Beschäftigung mit neuen Formen der Organisation, die funktionieren müssen. Denn nur dann funktioniert auch eine Gesellschaft (Hildebrandt 2016e).

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Vorwort der Herausgeber XIII Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird in diesem Band nicht erhoben. Was wir als Her- ausgeber lediglich können, ist, eine Auswahl zu treffen, Anregungen zum Weiterdenken zu geben und häufig unverbundene Themen miteinander in Beziehung zu setzen.

Die Dimension des Nichtabschließbaren und Offenen ist gewollt und spiegelt sich auch in einigen Essays und fragmentarischen Ansätzen dieses Bands. Es war uns wichtig, den jeweiligen Experten ein Forum zu geben und interdisziplinäre Ansätze miteinander zu verbinden. Dabei erinnerten wir uns auch an die Worte des Arztes, Dichters und Essayisten Gottfried Benn, der einmal sagte: „Ich habe es nicht weiter gebracht, etwas anderes zu sein als ein experimenteller Typ, der einzelne Inhalte und Komplexe zu geschlossenen Formgebilden führt.“

Dieser offene Ansatz soll Leserinnen und Leser in eine produktive Position im Umgang mit dem Thema Digitalisierung bringen. Dabei geht es um positive und negative Entwick- lungen und Dinge, die unsere Identität und unser Handeln prägen. So finden sich viele Beispiele dafür, wie wir im Kleinen handeln können, ohne auf einen Strukturwandel von oben (Politik und Wirtschaft) warten zu müssen.

Mit diesem Herausgeberband möchten wir v. a. die Vielfalt zeigen, die mit dem digi- talen Wandel verbunden ist, und dazu beitragen, nicht nur in Kategorien von Rausch und Ernüchterung, von schwarz (digitale Abstinenz) und weiß (vollmundige Verheißungen der schönen neuen Welt) zu denken.

So machte der verstorbene Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Frank Schirrmacher in seinen Büchern Payback undEgo Algorithmen verantwortlich für die Endsolidarisierung der Gesellschaft und den „Siegeszug des digitalen Kapitalismus“. Im SPIEGEL schrieb der Soziologe Harald Welzer 2016 in polemischer Weise von der „smar- ten Diktatur“ eines Digitalimperialismus, den man bekämpfen müsse, denn das „gute Leben“ sei analog (Welzer 2016).

Wir Herausgeber und die Autorinnen und Autoren dieses Bands nehmen die kritischen Erörterungen zur Digitalisierung ernst (die Akkumulation der Daten, die Manipulation des Konsumverhaltens etc.), doch möchten wir v. a. vermitteln, dass es heute um den Reali- tätssinn für das Thema gehen sollte und uns Alarmismus und Panik nicht weiterbringen:

Digitalisierung muss weder gefürchtet noch verehrt werden – zuerst geht es darum, ihre Rolle zu verstehen, um sie mit entsprechenden Grundkompetenzen richtig zu gestalten.

Dazu gehört, nicht unsere Gier, sondern unsere Neugier zu wecken, Gestaltungsräume aufzuzeigen und mit kritischem Urteilsvermögen Dinge zum Besseren zu verändern.

Die Beiträge der Autoren spiegeln nicht immer die Meinung der Herausgeber wider, tragen jedoch wesentlich dazu bei, die vielfältigen Facetten eines komplexen Themas zu zeigen.

Viele Beiträge sind inhaltlich verbunden mit dem Blog in der Huffington Post (http://

www.huffingtonpost.de/alexandra-hildebrandt/). Einige inhaltliche Bezüge wurden vorab hier aufgegriffen: in Form von Interviews, Berichten, Kommentaren und Essays. Es waren zugleich auch Tests, um herauszufinden, was sich lohnt, mit unserer Zeit und unserer Welt in Beziehung gesetzt zu werden. Vieles ist in diesem Band entsprechend verlinkt worden.

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XIV Vorwort der Herausgeber Ende der 90er-Jahre hat Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, als Chefredakteur der Welt einen Kommentar geschrieben, dessen Tenor lautete, dass es für Medienunternehmen eigentlich nur drei Prioritäten gibt: „erstens Internet, zweitens Internet, drittens Internet“.

Schon damals war erkennbar, dass ein dramatischer Wandel bevorsteht. Wer sich die- sem mit gesundem Menschenverstand (Ist-Beobachtung, die nach Döpfner nicht vernebelt ist „durch die eigenen Wünsche“) nähert, konnte erkennen, dass neue Vertriebswege und neue Lesemöglichkeiten entstehen.

Das Neue soll auch heute buchstäblich weiter werden – gleichzeitig wird es aber ge- fürchtet und gefährlicher als das Alte wahrgenommen.

Das vorliegende Buch soll dazu beitragen, Antworten zu finden auf drängende gesell- schaftliche Fragen, die sich dem Thema Digitalisierung widmen.

Wir danken allen an diesem Buch beteiligten Autorinnen und Autoren für ihre enga- gierte Mitwirkung, aber auch allen Menschen (Büroleiter, Assistenten, Kommunikations- verantwortliche), die dahinter stehen und dafür Sorge getragen haben, dass es in dieser Form erscheinen kann. Auch Michael Bursik, Janina Tschech und Eva Maria Kretschmer vom Springer Gabler Verlag sowie Priyanka Kadam und dem Reihenherausgeber Prof.

René Schmidpeter sei herzlich für ihr Vertrauen und die stets nachhaltige Zusammenar- beit gedankt. Bei der Datenübertragung war Patrick Bungard wie immer ein verlässlicher Unterstützer. Auch ihm sei an dieser Stelle gedankt.

Wir haben uns in unserer folgenden Einleitung für die Frageform entschieden, weil es uns v. a. darum geht, dass sich die Leserinnen und Leser ihre Meinungen selbst bilden (Hildebrandt und Landhäuser 2017). Mit Fragen beginnt die Zukunft, die wir nur begrei- fen, wenn wir uns ihr stellen.

In diesem Sinn wünschen wir Ihnen eine anregende und nachhaltige Lektüre.

Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer Burgthann und Leinfelden-Echterdingen, Juni 2016

[

Vorwort der Herausgeber]Literatur

Hildebrandt A (2016a) Der neue Ingenieur als idealer Mitarbeiter: Worauf es künftig an- kommt. HarmonyMinds, 7.6.2016.http://www.harmonyminds.de/der-neue-ingenieur- als-idealer-mitarbeiter-worauf-es-kuenftig-ankommt/

Hildebrandt A (2016b) Durchstreichen und verändern! Warum wir denken neu ler- nen müssen. Huffington Post (7.3.2016). http://www.huffingtonpost.de/alexandra- hildebrandt/durchstreichen-und-veraendern-denken_b_9393858.html

Hildebrandt A (2016c) Das Meer, der Mensch und die Matrix. Der Vintage Flaneur 17:11

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Vorwort der Herausgeber XV Hildebrandt A (2016d) Schnell gescheitert: Warum es wichtiger ist, relevant als Ers- ter zu sein. Huffington Post (10.5.2016). http://www.huffingtonpost.de/alexandra- hildebrandt/schnell-gescheitert-warum-es-wichtiger-ist-relevant-als-erster-zu-sein_

b_9865082.html

Hildebrandt A (2016e) Die Kunst der Transformation – die Welt neu denken und verän- dern. Huffington Post (23.4.2016).http://www.huffingtonpost.de/alexandra-hildebrandt/

kunst-transformation-welt_b_9750144.html

Hildenbrandt A (2017) Mobilität und Logistik: Auf dem Weg zur digitalen Trans- formation. Huffington Post (28.01.2017). http://www.huffingtonpost.de/alexandra- hildebrandt/mobilitaet-logistik_b_14412870.html

Hildebrandt A, Landhäußer W (2015) CSR und Energiewirtschaft. Heidelberg Berlin, Springer Gabler

Hildebrandt A, Landhäuser W (2017) Fragen zur Digitalisierung von A–Z: Wie wir die neue Welt besser verstehen können. Kindle Edition. https://www.amazon.de/

dp/B06Y5BBPV6/ref=cm_sw_em_r_mt_dp_HY16ybDY1E7A3

Spitzer M (2015) Cyberkrank! Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert.

Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Welzer H (2016) Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit. Frankfurt a. M., S. Fischer

Dr. Alexandra Hildebrandt, Jahrgang 1970, ist Publizistin, Herausgeberin und Nach- haltigkeitsexpertin. Sie studierte von 1991 bis 1997 Literaturwissenschaft, Psychologie und Buchwissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. An der Universität Bamberg wurde sie im Jahr 2000 zum Dr. phil. promoviert. Von 2000 bis 2005 leitete sie die interne Kommunikation des internationalen Baustoffherstellers HeidelbergCement in Zentraleuropa West. Von 2006 bis 2009 arbeitete sie als Leite- rin Gesellschaftspolitik bei Arcandor (ehemalige KarstadtQuelle AG). Beim Deutschen Fußball-Bund e. V. (DFB) war sie von 2010 bis 2013 Mitglied in der DFB-Kommission Nachhaltigkeit. Den Deutschen Industrie- und Handelskammertag unterstützte sie bei der Konzeption und Durchführung des Zertifikatslehrgangs CSR-Manager (IHK). Hildebrandt ist Mitinitiatorin der Initiative „Gesichter der Nachhaltigkeit“ und der Veranstaltungsreihe Burgthanner Dialoge. Sie bloggt regelmäßig für die Huffington Post, ist Co-Publishe- rin der Zeitschrift REVUE. Magazine for the Next Society und gab in der CSR-Reihe bei SpringerGabler die Bände CSR und Sportmanagement (2014) und CSR und Ener- giewirtschaft (2015, mit Werner Landhäußer) heraus. Weitere Informationen:https://de.

wikipedia.org/wiki/Alexandra_Hildebrandt_(Publizistin)

Werner Landhäußer, geboren 1957 in Karlsruhe, ist geschäftsführender Gesellschafter der Mader GmbH & Co. KG mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen. Zusammen mit Kol- legen übernahm er das Unternehmen mit einem klassischen Management-Buy-out aus einem internationalen Konzern. Mader ist derzeit der einzige Anbieter, der nachhalti- ge Gesamtkonzepte für eine energieeffiziente Drucklufterzeugung und -nutzung anbietet.

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XVI Vorwort der Herausgeber Nachhaltige, werteorientierte Unternehmensführung ist seit jeher seine Vision. Nach lang- jähriger Konzerntätigkeit schätzt Landhäußer heute die kurzen Entscheidungswege und offene Kommunikationskultur in einem mittelständischen Unternehmen. Die strategische Weiterentwicklung von Mader hin zu einem sozialen, ökologisch und ökonomisch erfolg- reichen Unternehmen steuert er gemeinsam mit Peter Maier, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter, und Manja Hies, Geschäftsführerin. Werner Landhäußer ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Im Jahr 2015 gab er in der CSR-Reihe im Verlag Sprin- ger Gabler das Buch CSR und Energiewirtschaft (mit Alexandra Hildebrandt) heraus.

Weiterführende Informationen:www.mader.eu.

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Die wichtigsten Fragen zur Digitalisierung von A bis Z

Wie verändert sich unser Leben im Zeitalter der ALGORITHMEN?

Wie verändert die Digitalisierung unsere ARBEIT(SWELT)?

Warum ist die digitale Transformation nur durch die Erneuerung unseres gesellschaftli- chen BETRIEBSSYSTEMS möglich?

Brauchen wir heute eine neue BEWUSSTSEINSETHIK?

Wie verändert das digitale Zeitalter menschliche BEZIEHUNGEN?

Wie wandelt sich durch die Digitallisierung die BILDUNG, und wie kann sie in allen Lebensphasen wirksam werden?

Wie kann die DATENSICHERHEIT gestärkt und Datensouveränität entwickelt werden?

Inwiefern entscheiden DEMOGRAFIE und Digitalisierung über die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands?

Wie wirken sich die sozialen Medien auf unsere DEMOKRATIE aus?

Weshalb nehmen im Transformationsprozess der Umgang mit Komplexität und das ganz- heitliche DENKEN einen bedeutenden Stellenwert ein?

Vor welchen fundamentalen Veränderungen steht das GELD- UND BANKWESEN?

Welche Anforderungen stellt der DISRUPTIVE WANDEL, der in vielen Branchen durch die Digitalisierung entsteht, an Manager und Führungskräfte?

Warum brauchen wir heute ein Bewusstsein für DRINGLICHKEIT?

Was wird aus unserer ERINNERUNGSKULTUR im digitalen Zeitalter?

Welche Wege gibt es zur digitalen ENTGIFTUNG?

Warum brauchen Informatiker ETHIK?

Bringt die Digitalisierung größere FREIHEIT oder den Überwachungsstaat?

Wie werden sich Unternehmen, Management und FÜHRUNG im Zeitalter der Digitali- sierung verändern (müssen)?

XVII

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XVIII Die wichtigsten Fragen zur Digitalisierung von A bis Z Welche neuen GESCHÄFTSMODELLE entstehen durch die Digitalisierung für KMU, Handwerk und Dienstleistungen?

Was ist ein GUTES LEBEN in einer digitalen Welt?

Welche persönlichen und gesellschaftlichen FOLGEN hat die Digitalisierung auch im Blick auf die eigene kognitive Innenwelt und die soziale Umwelt?

Warum brauchen wir einen digitalen FUßABDRUCK?

Wie verändern sich GESCHÄFTSMODELLE durch die Digitalisierung?

Wie kann es gelingen, die GESELLSCHAFT für die digitalen Herausforderungen fit zu machen?

Was macht eine digitale GESELLSCHAFT verwundbar?

Warum können wir im digitalen Zeitalter auf den GESUNDEN MENSCHENVERSTAND nicht verzichten?

Wie kann es uns gelingen, die notwendigen INFRASTRUKTUREN aufzubauen, um die Potenziale der Digitalisierung optimal nutzen zu können?

Wie prägt der Megatend INDIVIDUALISIERUNG das digitale Zeitalter?

Wie prägt INDUSTRIE 4.0 den Produktionsstandort Deutschland?

Wie können wir im INTERNET zu mündigen Bürgern werden?

Inwiefern wird das INTERNET DER DINGE die Industrieproduktion revolutionieren?

Worin liegt die Kraft des digitalen JOURNALISMUS?

Weshalb müssen MÖGLICHKEITS- und WIRKLICHKEITSSINN gleichermaßen ge- schult werden?

Warum kommt in aktuellen Diskussionen über die Weiterentwicklung von NACHHAL- TIGKEIT und CSR Digitalisierung als Phänomen oder als eigenständige Kategorie so selten vor?

Warum ist die Frage nach dem GUTEN LEBEN heute von besonderer Bedeutung?

Weshalb wird digitale KOMPETENZ künftig eine Schlüsselqualifikation für Arbeit und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben sein?

Welche Parallelkulturen entwickeln sich neben der digitalen LEITKULTUR?

Inwiefern haben sich durch die Digitalisierung die Macht und die Glaubwürdigkeit öffent- licher Aussagen von der Organisation auf das INDIVIDUUM verlagert?

Wie schaffen es disruptive INNOVATIONEN, Geschäftsmodelle ganzer Branchen „schöp- ferisch“ zu zerstören?

Wie kann unternehmerische KREATIVITÄT, die die Möglichkeiten der digitalen Techno- logien optimal ausschöpft, gefördert werden?

Warum kommt KÜNSTLICHE INTELLIGENZ niemals dem menschlichen Bewusstsein gleich?

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Die wichtigsten Fragen zur Digitalisierung von A bis Z XIX Was kann uns einen MAßSTAB für ein gelingendes Leben liefern, der es erlaubt, Lebens- qualität an der Qualität der Weltbeziehung zu messen?

Wer wird im Markt der digitalen MEDIEN überleben?

Wie können vor allem MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN gegenüber der digita- len Transformation offener werden?

Wie prägen digitale NOMADEN die Arbeitswelt?

Brauchen wir eine digitale ÖKOLOGIE?

Warum sind Daten das „ÖL DER ZUKUNFT“?

Weshalb werden sich in Zukunft große etablierte ORGANISATIONEN anders aufstellen müssen, und warum ist es notwendig, sie im Zuge der Digitalisierung auch zu demokrati- sieren?

Wie können sich Unternehmen, Verbraucher, Wissenschaft und Politik konkret sich für ei- ne fundierte ORIENTIERUNG bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen der digitalen Gesellschaft einsetzen?

Werden wir zu gläsernen PATIENTEN?

Welche Rolle spielt Big Data im PERSONALWESEN?

Weshalb sollten PHILOSOPHEN die digitalen Umwälzungen sachlich und vorurteilsfrei analysieren?

Welche PRODUKTE und Services können durch die Digitalisierung optimiert werden?

Welche gesellschaftlichen und rechtlichen RAHMENBEDINGUNGEN werden in Deutsch- land benötigt, um die dringend notwendige Digitalreife zu erlangen?

Was macht die virtuelle REALITÄT mit uns und unsere Identität?

Wie kann die politische Herausforderung, die Anpassung des RECHTS- und ORD- NUNGSRAHMENS, nachhaltig gelingen?

Warum werden die globalen Herausforderungen und die damit verbundenen Unsicher- heiten der Gesellschaft und dem Einzelnen die Fähigkeit zur RESILIENZ noch stärker abverlangen?

Welche sozialen und ökologischen RISIKEN und Gefahren ergeben sich durch digitale Technologien für Mensch und Gesellschaft?

Was sind in Zukunft die SCHLÜSSELKOMPETENZEN erfolgreicher Unternehmen?

Welche Bedeutung hat der Inbegriff eines SELBSTSTÄNDIGEN im Komplexitätszeital- ter?

Welche SPIELREGELN braucht das digitale Wirtschaften?

Weshalb liegt für den Produktionsstandort Deutschland ein großes Potenzial in der Ver- knüpfung von etablierten Industrieunternehmen mit aufstrebenden START-UPS?

Wie kann eine effiziente STEUERUNG der digitalen Transformation nachhaltig aufgebaut werden?

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XX Die wichtigsten Fragen zur Digitalisierung von A bis Z Wie kann der Sehnsucht nach verlässlichen STRUKTUREN in instabilen Zeiten begegnet werden?

Weshalb ist die größte Herausforderung der Zukunft die zunehmende Komplexität der (wirtschaftlichen und sozialen) SYSTEME?

Wie können Forschung, Entwicklung und Innovation bei digitalen TECHNOLOGIEN auf Spitzenniveau gebracht werden?

Wie kann die digitale TRANSFORMATION auf Gesellschafts- und Organisationsebene gelingen?

Warum kann es die Kunst der TRANSFORMATION nur geben, wenn Lebenswissen- schaften, Bewusstsein und Nachhaltigkeit zusammengedacht werden?

Welche VERÄNDERUNGSPROZESSE in Technologien, Infrastruktur und Personal sind mit dem Digitalen verbunden?

Wie kann digitale VERANTWORTUNG konkret aussehen und gelingen?

Weshalb ist das Kernelement der Wirtschaft von morgen die intelligente VERNETZUNG?

Ist der Glaube an die digitale Technologie und die damit Erlösungslehre zu einer neuen (ökonomischen) WELTRELIGION geworden?

Wie tragen technisch verbundene Netzwerke in Organisationen zur Schaffung von WER- TEN bei?

Weshalb ist WISSENSKULTUR wichtiger als Wissensbeschaffung?

Welche Mittel und Möglichkeiten haben Staat, Zivilgesellschaft und Unternehmen, um verschiedenen sozialen Schichten oder Gruppen digitale ZUGÄNGE zu ermöglichen, da- mit niemand ausgeschlossen ist?

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Einführende Gedanken von Raimund Frey, Illustrator: Das Fenster zur Welt:

Digitalisierung im Bild

Es geht mir darum, beim Thema Digitalisierung ein bestimmtes Gefühl bzw. eine Situation auszudrücken und ein Bild zu zeichnen, das mir durch den Kopf geht, wenn ich daran den- ke, welchen Platz das Thema in meinem Leben einnimmt. Die Digitalisierung soll auch nicht wertend, also positiv oder negativ, dargestellt sein. Digitalisierung hat heutzutage sehr viele Aspekte und greift auf immer mehr (Haushalts-)Gegenstände und Lebensberei- che über. Für mich als Illustrator steht als Sinnbild für Digitalisierung der Bildschirm, auf den ich täglich stundenlang starre.

Situation jetzt gerade: Ich bin im Büro, 7:30 Uhr, und es ist noch niemand sonst im Gebäude. Ich arbeite gern und produktiv so. Frühmorgens, in einem leeren Gebäude und mit Schlafmangel kommt einem das Ganze halt manchmal etwas bizarr vor. Der erste Handgriff morgens ist es, den PC anzuschalten, dann die Kaffeemaschine. Dann sitze ich am Schreibtisch. Der Morgenkaffee wirkt noch nicht so richtig, der Geist scheut sich noch, etwas zu konzeptionieren oder sich auf ein neues Thema einzulassen, wo doch so viele andere Projekte im Hinterkopf sitzen und beackert werden sollten. Der PC ist an, der XXI

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XXII Einführende Gedanken von Raimund Frey Raimund Frey, Illustrator

Bildschirm ist der hellste Bereich im Raum. Der Blickwinkel beschränkt sich auf den Platz von der Kaffeetasse und Tastatur (ganz links) über den Bildschirm mit den Grafiktablett davor bis zur Maus und dem Smartphone daneben (rechts).

Zuhause waren es auch schon Bildschirme, auf die ich in regelmäßigen Abständen ge- sehen habe. Das Handy, der Fernseher, das Tablet. Manchmal auch zwei, drei Bildschirme gleichzeitig, z. B. Fernsehen und nebenher etwas googeln oder in die E-Mails schauen.

Jetzt ist mein 32-Zoll-Bildschirm das Fenster zur Welt. Ich bin allein im Büro; trotzdem bin ich nicht einsam und habe das Gefühl, mit der ganzen Welt verbunden zu sein; als würde man isoliert auf einem Berggipfel sitzen und trotzdem einen Überblick über al- les und jedes haben; das Gefühl, in einer Kommandozentrale zu sitzen. Man verschickt und empfängt Botschaften an Auftraggeber, Kollegen und Freunde. Man erschafft neue Sachen: Illustrationen, Figuren, Konzepte oder auch einfach nur Kostenvoranschläge und Rechnungen.

Die Welt reduziert sich auf einzelne Programme: Zeichenprogramm, Textprogramm, Projektordner, Zeiterfassung, Projektmanagementsoftware, Musikprogramm, E-Mails.

Planung von Illustrationen, Malen und Zeichnen und die Abwicklung bis hin zur Rech- nungsstellung findet teilweise komplett in diesem kleinen Universum statt, das sich von der Tastatur, die mit der linken Hand bedient wird, bis zum Eingabestift in der rechten Hand erstreckt. Das soll nicht wertend sein, obwohl man sich über die positiven und negativen Aspekte auslassen könnte.

Raimund Frey, Illustrator, Jahrgang 1982, geboren in Isny im Allgäu, ist Illustrator, Di- pl. Kommunikationsdesigner und Graphic Recorder. Nach dem Design-Studium in Mainz machte er sich selbständig und arbeitet heute als Freelancer u. A. für Agenturen, Ver- lage und Unternehmen (Wirtschaft, Werbung, Bücher). Seit November 2011 hat er sein Atelier im Mainzer Kreativzentrum “Nordhafen”. Dort lernte er Thomas Landini kennen, ebenfalls Kommunikationsdesigner und Vater eines Sohns mit Down-Syndrom. Landi- ni ist auch Gründer von „Das bunte Zebra“ (Werbeagentur und Verlag). Seine Idee war, ebenso schöne wie nützliche Produkte für Menschen mit und ohne körperlicher- oder

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Einführende Gedanken von Raimund Frey XXIII geistiger Beeinträchtigung anzubieten. Es erschien beispielsweise „Das bunte Zebra“ von PEp, der Praxis für Entwicklungspädagogik in Mainz. Inzwischen ist Raimund Frey der Hausillustrator des „Zebras“ und hat angefangen, Figuren zu entwickeln, Buchseiten zu illustrieren und Spielbretter zu zeichnen. Weitere Informationen:www.raimund-frey.de, www.dasbuntezebra.com/,www.pep-mainz.de/.

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Grußwort von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble MdB

Der digitale Wandel bedeutet enorme Veränderungen: Die technologischen Herausforde- rungen wie Chancen für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft erreichen immer neue Dimensionen. Sie gilt es anzunehmen, nicht zuletzt um im internationalen Wettbewerb weiterhin bestehen zu können. Zahlreiche neue Markteilnehmer – meist junge innovative Unternehmen – entstehen. Auch durch sie nimmt die globale Vernetzung weiter zu. Dieser Wandel bietet gerade unserem Land, mit der Weltwirtschaft eng verflochten, die Möglich- keit, unseren Wohlstand und unsere Lebensqualität weiter zu steigern und Deutschlands Zukunftsfähigkeit zu sichern. Dazu benötigen wir digitale Innovationen in allen Wirt- schaftsbereichen. Mit ihnen werden wir unsere Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit nicht nur erhalten, sondern weiter ausbauen können.

Zugleich gilt auch im digitalen Bereich: Niemand kann Innovationen planen – v. a.

nicht der Staat. Er kann aber für innovationsfreundliche Rahmenbedingungen sorgen. Er kann selbst in Forschung und Entwicklung investieren und private Investitionen auf effek- tive Weise fördern – in der begründeten Erwartung, dass wohldurchdachte Investitionen und Innovationen Hand in Hand gehen.

XXV

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XXVI Grußwort von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble MdB Deutschland hat in den letzten Jahren als Standort für Forschung und Innovationen an Leistungsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität weiter zugelegt. Wir sind einer der führenden Innovationsstandorte in der Welt. Im Leistungsanzeiger Innovationsunion der Europäischen Kommission gehört Deutschland bereits seit einigen Jahren zur Gruppe der Innovationsführer. Laut Global Competitiveness Index des Weltwirtschaftsforums, der die Wettbewerbsfähigkeit von rund 140 Ländern weltweit vergleicht, hat sich Deutschland erneut verbessert und liegt auf Rang fünf. Auch bei den Indikatoren des Index, die unmit- telbar die Wettbewerbsfähigkeit im Innovationsbereich messen, konnte Deutschland seine Position in den letzten Jahren verbessern und liegt hier nunmehr ebenfalls auf Rang fünf weltweit.

Die privaten und öffentlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung haben in Deutschland im Jahr 2015 nach aktuellen Erhebungen des Stifterverbands für die deut- sche Wissenschaft mit rund 90,6 Milliarden Euro einen neuen Höchststand erreicht. Dies entspricht 3 % des Bruttoinlandsprodukts, das EU-Ziel hätten wir damit erreicht. Im eu- ropäischen Vergleich liegt Deutschland in der Spitzengruppe weit vor Frankreich und Großbritannien aber weltweit weiterhin hinter Ländern wie Südkorea, Israel, Japan, Finn- land, Schweden, Österreich und Dänemark.

Um in Zukunft international besser abzuschneiden sind Zukunftsinvestitionen in For- schung und Entwicklung ein Schwerpunkt der Haushaltsplanung des Bunds. Die Bundes- regierung hat ihre Ausgaben für diesen Bereich kontinuierlich erhöht. Die Bundesausga- ben belaufen sich allein im Jahr 2016 auf 15,8 Mrd. C. Das ist eine Steigerung um 75 % gegenüber dem Jahr 2005.

Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für private Investitionen arbeitet die Bun- desregierung an der Umsetzung der Digitalen Agenda und der Hightechstrategie. Wir stärken die Gründungsdynamik, etwa durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Wagniskapitalmarkt. Gerade innovativen Unternehmen mangelt es oft an Finan- zierung in der Gründungs- und Wachstumsphase, da Banken und andere Investoren sich insbesondere in der Frühphase der Unternehmensgründung zurückhalten. Hier ist Wagnis- kapital von erheblicher Bedeutung. Die Bundesregierung will deswegen die Rahmenbe- dingungen für den Wagniskapitalmarkt international noch wettbewerbsfähiger gestalten – wie in unseremEckpunktepapier Wagniskapitalangekündigt. Seit Beginn dieser Legisla- turperiode hat die Bundesregierung das Angebot an Wagniskapital mit zahlreichen Maß- nahmen in erheblichen Umfang ausgebaut. Insgesamt steht über verschiedene Fonds und Förderinstrumente in den nächsten Jahren zusätzliches Wagniskapital in Höhe von zwei Milliarden Euro bereit.

Weiterhin arbeiten wir derzeit an der Behebung von Defiziten bei großvolumigen An- schlussfinanzierungen für Wachstumsunternehmen.

Der Finanzwirtschaft bietet die Digitalisierung technische Möglichkeiten, mit denen sie neue Märkte erschließen und von denen ihre Kunden profitieren können – etwa im Bereich des Wertpapierhandels, der Kreditvergabe und des Zahlungsverkehrs. Auch hier setzen wir uns für ein verlässliches, aber innovationsoffenes Umfeld ein.

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Grußwort von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble MdB XXVII Gleichwohl: Nicht alles, was rechtlich erlaubt ist, sollte auch gemacht werden. Nicht alles, was sich innovativ gibt, trägt zu einer guten gesellschaftlichen Entwicklung bei. Auf den Finanzmärkten haben wir gesehen, dass vermeintlich innovative Produkte erhebliche Risiken in sich tragen können. Auf der Suche nach höchstmöglichen Renditen wurden Ge- schäftsmodelle auf hochkomplexe neue Finanzmarktprodukte ausgerichtet. Das Ausmaß der dadurch verursachten globalen Finanzkrise war gewaltig.

Für den Glauben an die Überlegenheit innovativer Finanzmarktprodukte haben wir einen hohen Preis gezahlt. Fast so stark wie die finanziellen Verluste wog dabei der Verlust an Vertrauen in den Finanzsektor. Damit dieses Vertrauen Schritt für Schritt zurückkehren kann, hat der Gesetzgeber in den letzten Jahren einen neuen regulatorischen Ordnungs- rahmen zur dauerhaften Stabilisierung der Finanzmärkte geschaffen.

Trotz des gesetzlichen Ordnungsrahmens können wir auf eine gesellschaftliche Verant- wortung des Finanzsektors wie der Wirtschaft insgesamt, die über die gesetzlichen Anfor- derungen hinausgeht, nicht verzichten: Die Regulierer sind in einem ständigen Wettlauf mit innovativen Märkten, die v. a. ihre Gewinne optimieren wollen. Dies ist die Trieb- kraft der Ökonomie. Und es ist auch ein Merkmal freiheitlicher Gesellschaften, dass die Regulierung nicht vorausreguliert, sondern den Entwicklungen auf den Märkten folgt.

Gerade die digitalisierten Märkte mit ihren steigenden Interdependenzen und der Transnationalisierung ihrer Institutionen stellen das Regelungsmonopol der National- staaten mehr und mehr infrage. Dieses „governance gap“ kann am besten durch verant- wortungsvolles Handeln der Unternehmen selbst geschlossen werden – durch das so oft beschworene „soft law“. Dies ist auch im ureigenen Interesse der Unternehmen. Denn: Je verantwortungsvoller sie sozial, ökologisch und ökonomisch handeln, desto entbehrlicher werden gesetzliche Regelungen, die darauf abzielen, dieses Verantwortungsbewusstsein zu ersetzen.

Es ist gut, dass eine zunehmende Zahl von Unternehmen ihrer gesellschaftlichen, öko- logischen und sozialen Verantwortung gerecht wird. Diese Entwicklung zeigt, dass es grundsätzlich richtig ist, auf das Prinzip der Freiwilligkeit zu setzen. Ergänzend kann der Gesetzgeber dann weitere Freiräume schaffen, etwa indem er digitale und medienbruch- freie Lösungen rechtlich zulässt. Deswegen bleibt es wichtig, dass wir den Dialog über neue technologische Möglichkeiten immer wieder führen. Nur so können wir sowohl die Chancen als auch die Risiken erkennen.

Ihr

Dr. Wolfgang Schäuble MdB Bundesminister der Finanzen

Dr. Wolfgang Schäuble wurde am 18. September 1942 in Freiburg geboren. Er ist evan- gelisch, verheiratet und hat vier Kinder. Schäuble studierte Rechts- und Wirtschaftswis- senschaften an den Universitäten Freiburg und Hamburg und promovierte 1971 zum Dr.

jur. Seit 1972 ist Schäuble Mitglied des Deutschen Bundestages, von 1981 bis 1984 als Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Anschließend war

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XXVIII Grußwort von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble MdB er Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes, bevor er von 1989 bis 1991 Bundesminister des Innern wurde. Seit 1989 ist Schäuble Mitglied im Bundesvorstand der CDU. Von 1991 bis 2000 war er Vorsitzender der CDU/CSU-Bun- destagsfraktion, ab 1998 zudem Bundesvorsitzender der CDU. Seither ist er Mitglied im Präsidium der CDU Deutschlands. Ab 2002 war Schäuble Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Außen-, Sicherheits- und Europapolitik. Von 2005 bis 2009 war er erneut Bundesminister des Inneren, bevor er im Oktober 2009 zum Bun- desminister der Finanzen ernannt wurde.

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Vorwort von Prof. Dr. Fredmund Malik:

Bahnbrechend

Ganzheitliches Denken ist radikal,

weil es so vieles, das wir für selbstverständliche Wahrheit hielten, als bloßes Produkt unserer beschränkten Erkenntnis entlarvt.

Ganzheitliches Denken ist kreativ,

weil es bisher unverbunden Gedachtes verbindet und so erst Muster schafft,

in die wir das Einzelne einordnen und damit verstehen können.

Hans Ulrich, Begründer der Systemorientierten Managementlehre

Die Große Transformation21 von der Alten Welt zur Neuen Welt

Wirtschaft und Gesellschaft gehen global durch die bisher möglicherweise fundamentalste Umwandlung in der Geschichte. Wir erleben die Verdrängung der Alten Welt, wie wir sie bisher kannten, durch eine Neue Welt, die noch weitgehend unbekannt ist. Es ist die Entstehung einer neuen Ordnung und eines neuen gesellschaftlichen Funktionierens – eine gesellschaftlicheR-Evolutioneiner neuen Art. In meinem Buch über „Governance“ habe ich 1997 diesen Vorgang erstmals als die Große Transformation21 bezeichnet. Sie wird fast alles ändern:Waswir tun,wiewir es tun undwarumwir es tun – und letztlich auch:

Wer wir sind.

Dies ist kein gewöhnlicher Wandel. Geschichtlich sind solch fundamentale Transfor- mationen in größeren Abständen regelmäßig vorgekommen. Sie haben ein konstantes Verlaufsmuster. Der Fachausdruck dafür lautet: Substitution. Etwas Bestehendes wird un- widerruflich ersetzt durch etwas Neues. Der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter hat diese Art des Wandels treffend als „Schöpferische Zerstörung“ bezeichnet.

Dafür gibt es zahlreiche Beispiele, so die Verdrängung der Agrargesellschaft durch die Industriegesellschaft. In kleineren Dimensionen gab es die Substitution der Pferdekutsche durch das Automobil, die Verdrängung des herkömmlichen Telefons durch das Smartpho- ne, der chemischen Fotografie durch die digitale Bilderzeugung. Substitutionsprozesse

XXIX

(29)

XXX Vorwort von Prof. Dr. Fredmund Malik

Prof. Dr. oec. habil. Fredmund Malik, Unternehmer, Wissen- schaftler, Autor, Gründer des Malik Institute für Complexity Management, Governance und Leadership

haben Weltunternehmen wie Nokia und Kodak zu Fall gebracht, und dafür neue, noch viel größere entstehen lassen.

Die treibenden Kräfte der heutigen Transformation sind die revolutionären Fortschritte in Wissenschaft und Technologie, die umwälzenden Veränderungen in der Demographie, die großen Herausforderungen der Ökologie und als vierte Kraft, die geschichtlich größte globale Verschuldung – trotz fast 70 Jahren eines einzigartigen Wirtschaftaufschwungs.

Diese Treiber kulminieren in einem zuvor noch nie gekannten explosiven Wachstum von Komplexität.

Immer mehr Organisationen – sowohl im Business- als auch im Non-Business-Be- reich – operieren deswegen in der Zone ihrer Überforderung. Der Ursprung von Bürokra- tismus, Lähmung und Verknöcherung liegt in veralteten Mitteln des bisherigen mechanis- tischen Managements. Mit der wachsenden Unfähigkeit, Komplexität zu meistern, verhin- dern Organisationen neue Lösungen und tragen aktiv zur Verschärfung von Krisen bei.

Radikal neues Denken: Vom mechanistischen zum systemkybernetischen Management

Die Informationstechnologie ist einer der Haupttreiber der Großen Transformation. Was aber die Organisationen selbst heute treiben muss, geht über die digitale Transformation weit hinaus. In den Labyrinthen veralteter Organisationen und mechanistischer Mana- gementprozesse würde sich die Digitalisierung bald festfahren und in erster Linie die Bürokratie verstärken. Digitalisierung braucht das richtige Umfeld für das Nutzen ihrer Potenziale. Vor allem braucht sie ganzheitliches, systemgerechtes Komplexitätsmanage- ment, das ebenso wie die Informationstechnologie selbst mit neuen Systemen und Ver- fahren um Faktoren schneller, dynamischer und mächtiger ist als alte Lösungen. Gerade deswegen schaffen Digitalisierung und systemkybernetisches Management heute gemein- sam die Fähigkeit und Bereitschaft der Menschen für schnellen „Big Change“.

Digitalisierung meint v. a. immer dichtere Vernetzung von bisher geschlossenen, sepa- rierten Systemen. Erst aus funktionierender Vernetzung von Systemen resultieren Intelli- genzverstärkung, Adaptivität, Tempo und Produktivität. Das ist es, was die Millionen von Organisationen unserer modernen Komplexitätsgesellschaft herausfordert.

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Vorwort von Prof. Dr. Fredmund Malik XXXI Längst leben wir nicht mehr in einer einfachen Gesellschaft von Personen, sondern in einer hochkomplexen Gesellschaft von Organisationen. Was immer Menschen tun, tun sie nicht als Individuen, sondern als Mitglieder oder als Nutzer von Organisationen. Ohne funktionierende Organisationen droht ein Kollaps des sozialen Funktionierens.

Das Risiko ist real. Denn Morphologie und Funktionsprinzipien der meisten heutigen Organisationen haben ihren Ursprung noch weit im vorigen Jahrhundert. Den Herausfor- derungen der heutigen Komplexität, Geschwindigkeit und Dynamik sind sie daher immer weniger gewachsen. Für die Transformation sind sie zu langsam und zu schwerfällig, zu wenig effizient und nicht anpassungsfähig genug. Entscheidungsprozesse blockieren sich selbst. Es mangelt an kollektiver Intelligenz, Kreativität, Innovation und Fähigkeit zum Wandel, zur Selbstkoordination, Selbstregulierung und Selbstorganisation.

Würde man bei den herkömmlichen Denkweisen und Methoden verharren, so wäre ein soziales Desaster programmiert. Mit Umdenken kann jedoch eine historisch einzigartige Blütezeit beginnen. Es kann eine neue Gesellschaftsordnung entstehen, die sowohl ein menschengerechtes als auch ein funktionierendes Zusammenleben ermöglicht – jenseits der mehr als 200 Jahre alten und festgefahrenen politischen Ideologien.

Digitalisierung und systemkybernetisches Management haben eine gemeinsame Basis

Digitalisierung und das Management komplexer Systeme haben dieselbe Geburtsstunde.

Das Paradigma des ganzheitlichen, systemkybernetischen Managements reicht weit über das mechanistische Managementparadigma hinaus – viele bezeichnen es heute deshalb als ganz neu. Es ist genau dort und zu jener Zeit entstanden, als auch die Grundlagen für die heutige Computertechnologie entwickelt wurden. Es waren teilweise sogar dieselben Pioniere, die die Fundamente für die moderne Computertechnik legten und zugleich jene für das Management von sozio-technischen Organisationen: Sie erkannten früh, dass für beide Gebiete dieselben Gesetzmäßigkeiten gelten. Dazu gehörte der Begründer der mo- dernen Kybernetik, der Mathematiker Norbert Wiener, mit seinem 1948 publizierten Buch Cybernetics: Control and Communication in the Animal and the Machineund ebenso der englische Neurophysiologe Ross W. Ashby mit seinem revolutionären BuchDesign for a Brain. The origin of adaptive behaviourvon 1952. Mit ihren frühen Theorien über In- formation und Kommunikation, über Algorithmen und Heuristiken, über die Gestaltung und Lenkung komplexer Systeme schufen sie die Voraussetzungen für den heute realen

„cyberspace“ und für die Kybernetik des Managements von komplexen Systemen.

Noch war es aber für dieses neue, systemkybernetische Management zu früh. Noch sollten für Jahrzehnte die mechanistischen Managementvorstellungen der Industriegesell- schaft dominieren, und sie sollten an Tausenden von Universitäten und Business Schools gelehrt werden – bis heute.

Organisationen wie lebendige Organismen

Die aktuelle Herausforderung der Großen Transformation zwingt zur konsequenten Ab- kehr vom mechanistischen Management. Das jahrzehntelang vorherrschende Bild vom

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