Mikroschulung
Intermittierender Selbst-Katheterismus (ISK) bei Kindern und Jugendlichen bei neurogenen Blasenfunktionsstörungen
Gültig ab: April 2020 Gültig bis: April 2021
Arbeitsgruppe und Autorenschaft
Diese Mikroschulung wurde im Auftrag der IG kidsempowerment (www.kidsempowerment.ch), eine
Kontinenzfachgruppe der pädiatrischen Pflegefachpersonen der deutschschweizer Kinderspitäler und verschiedener spitalexterner Partner, erstellt.
Erstellt:
Andrea Huber, LUKS Stefan Rohrbach, UKBB
Datum:
April 2015
Überarbeitet durch:
Melanie Schmocker, UKBB Andrea Huber, LUKS
Vernehmlassung und Inkraftsetzung:
Durch alle Mitglieder der IG kidsempowerment
November 2019
April 2020 Copyright © 2020 IG kidsempowerment
Inhaltsverzeichnis
1. Zweck und Prinzip ... 3
2. Ziele ... 3
3. Theorie ... 4
3.1 Indikation zum intermittierenden Katheterisieren ... 4
3.2 Einflussnehmende Personenfaktoren ... 4
3.3 Katheterisier-Intervall ... 5
3.4 Katheter-Auswahl... 5
3.5 Praktische Durchführung des ISK/IFK ... 5
3.6 Händehygiene ... 6
3.7 Intravesikale Oxybutynin-Instillation ... 6
4. Edukationsablauf ... 7
5. Mikroschulung Intermittierender Katheterismus ... 7
5.1 Materialliste ... 7
5.2 Übersicht Mikroschulung zum Thema ISK ... 8
5.3 Mikroschulungseinheiten ... 9
6. Dokumentation ... 14
7. Patientenaustritt und Nachbetreuung ... 14
7.1 Austrittsformalitäten ... 14
7.2 Nachbetreuung zu Hause ... 14
8. Literatur ... 15
9. Glossar ... 16
Anhang 1: Erweiterte Anamnese für Kinder/Jugendliche mit ISK ... 17
Anhang 2: Checkliste Mikroschulung ... 19
Anhang 3: Einschätzung und Dokumentation ... 20
Anhang 7: Flow-chart sauberes oder aseptisches ISK / IFK ... 21
Anhang 8: ISK- Comics-Illustration zum Ausmalen ... 24
Anhang 9: Evaluation der Patienten- und Familienedukation ... 29
1. Zweck und Prinzip
Die vorliegende Mikroschulung bietet Hintergrundinformationen für Pflegefachpersonen und dient einem einheitlichen evidenzbasierten Vorgehen bei Instruktionen zum transurethralen intermittierenden Selbst- und Fremdkatheterismus bei Kindern und Jugendlichen. Die Mikroschulung ist angelehnt an die Leitlinien zur Hygiene und Infektionsprophylaxe für Kinder und Jugendliche mit intermittierendem Selbst- Katheterisieren (ISK), welche von der IG kidsempowerment 2012 entwickelt wurde und an die beiden Schulungskonzepte des Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) (Rudin, Bosshart, Bringold, von Juterzenka, &
Rohrbach, 2014) und des Luzern Kantonsspital, Departement Kinderspital (LUKS) (Huber, 2013). In der Hygiene und Infektionsprophylaxe-Leitlinie (Hungerbühler, Huber, Seliner, &
Studerus, 2012, p. 2) werden der Zweck und das Prinzip des ISK wie folgt beschrieben.
Die Technik des ISK gilt seit der Einführung durch Lapides, Diokno, Silber und Lowe (1972) als die Methode der Wahl, um bei Kindern und Jugendlichen mit neuropathischer Blasenfunktionsstörung oder urogenitaler Fehlbildung die regelmässige Blasenentleerung zu ermöglichen. Primäres Ziel des ISK ist die Verhinderung der langfristigen Schädigung der Blasenwandmuskulatur, der oberen Harnwege und der Nieren. Mit dem Vermeiden von Restharn wird der Entwicklung von Harnwegsinfektionen (HWI) entgegengewirkt (Moore, Fader, & Getliffe, 2007). Die Technik ermöglicht zwischen den katheterfreien Intervallen eine Kontinenz und dadurch einen Gewinn an Lebensqualität (Moore et al., 2007). Heute zählt die Technik zur Standardtherapie und erfährt von Patienten wie medizinischen Fachpersonen eine hohe Akzeptanz (Logan, Shaw, Webber, Samuel, & Broome, 2007; Moore et al., 2007).
Beim ISK wird ein Katheter via Urethra in festgelegten, regelmässigen zeitlichen Abständen durch den Patienten selber in die Blase eingelegt und diese so entleert. Der Katheter wird nach dem vollständigen Entleeren der Blase sofort entfernt und der Patient bleibt katheterfrei. Die Technik kann von Kindern ab ca. 6 Jahren erlernt und selbst durchgeführt werden. Bei Säuglingen, Kleinkindern oder Kindern und Jugendlichen mit kognitiven und oder motorischen Entwicklungsrückstand wird die Technik durch die Eltern/Bezugspersonen oder durch medizinische Fachpersonen durchgeführt. In diesem Fall wird vom intermittierenden Katheterisieren oder Fremdkatheterismus (IFK) gesprochen.
2. Ziele
Der Patient, die Familie ist in der Lage, technisch und hygienisch korrekt den ISK/IFK durchzuführen.
Der Patient, die Familie besitzen das nötige Wissen um Risikofaktoren und Komplikationen in Bezug auf das ISK/IFK zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren.
Die Nahziele sind in der Checklisten Patienten- und Familienedukation ISK zusammengetragen, siehe Anhang.
3. Theorie
3.1 Indikation zum intermittierenden Katheterisieren
Grundsätzlich ist laut der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) der ISK dann indiziert, wenn:
eine Blasenentleerungsstörung auf Grund einer Detrusorhypoaktivität bzw.
Detrusorakontraktilität vorliegt
der Blasenauslasswiederstand höher ist als die verbliebene Detrusorkontraktilität
eine neuropathische Detrusorhyperaktivität (allenfalls mit Inkontinenz) vorliegt, die medikamentös oder operativ behandelt werden kann (Böthig, Geng, & Kurze, 2016).
chronische Harnretention/Restharnbildung
oder unphysiologische Entleerung (z.B. bei Pressmiktion) mit und ohne Restharn Die Indikation zum ISK/IFK obliegt der Verantwortung des Arztes. Die Instruktion zum ISK/IFK erfolgt unter fachgerechter Aufsicht im Rahmen einer Schulung durch eine Pflegefachperson.
Bei der Planung ist zu berücksichtigen, dass einflussnehmende Personenfaktoren beim Patient und dessen Bezugspersonen sowie bei der ISK-Instruktions-Verantwortlichen Pflegefachperson bestehen.
3.2 Einflussnehmende Personenfaktoren
Bei der Edukation sind das Alter, der kognitive wie der allgemeine Entwicklungsstand sowie die grob- und feinmotorischen Fähigkeiten des Kindes/Jugendlichen zu berücksichtigen. Die Kinder/Jugendlichen sollen nicht überfordert werden. Die Motivation und damit die Adherence des Patienten und seiner Bezugspersonen sind wichtige Grundvoraussetzungen für den Erfolg der Edukation. Im Vorfeld ist im Rahmen der Anamnese das Vorwissen und die Erfahrung bezüglich ISK/IFK bei Patient und seiner Bezugsperson zu prüfen. Dementsprechend muss das Schulungstempo individuell angepasst werden (Böthig et al., 2014, p. 2).
Anforderung an die ISK-Instruktions-Verantwortliche Pflegefachperson
Die Pflegefachperson muss für einen nachhaltigen Edukationserfolg folgende Kenntnisse und Fähigkeiten aufweisen:
Fachwissen über die Blasenentleeungsstörung und Katherterismus
Pädagogische Fähigkeiten
Indikationen und Kontraindikationen des ISK/IFK
Anatomie des weiblichen und männlichen Harntraktes
Hygienische Massnahmen und Richtlinien
Kathetermaterialen und Hilfsmittel sowie dessen Anwendung
3.3 Katheterisier-Intervall
Eine Blasenüberdehnung führt zu einer verminderten Durchblutung der Blase. Hohes Blasenvolumen und lange Blasenverweildauer des Urins oder nicht vollständig entleerte Blase erhöhen das Risiko für HWI. Daher unterliegt die Verordnung des Katheterisier-Intervalls der ärztlichen Kompetenz. Empfohlen ist, unabhängig vom Alter das Katheterisieren 4-6x täglich in regelmässigen Abständen durchzuführen. Zur individuellen Einstellung des Katheterisierintervall und der Katheterisierzeiten ist ein Ausscheidungs- und Trinkprotokoll empfohlen, sowie die Berücksichtigung der altersentsprechender Blasenkapazität mittels folgender Formel der SAPN bei Kindern bis 12 Jahren (ml) = (Alter x 30) + 30) (Böthig et al., 2014). Zudem sollte bedacht werden, dass die Harnproduktion durch eine Niereninsufizienz oder eine veränderte Körperlage ggf. Veränderungen aufweisen kann. (Böthig et al., 2016)
3.4 Katheter-Auswahl
Bei der Wahl des Katheters sind neben dem Alter und der Grösse des Kindes die Patientenpräferenzen zu berücksichtigen. Zur Langzeitanwendung bei Patienten mit
neurogener Blasenfunktionsstörung empfiehlt Böthig et al. (2016) ausschliesslich Katheter der Gruppe der beschichteten Einmalkatheter zu wählen oder solche , deren Gleiteigenschaften untersucht worden sind. Besondere Merkmale der Katheter für die Daueranwendung sind eine atraumatische Spitze, abgerundete Katheter-Augen ohne scharfe Kanten.
Folgende Standardgrössen der Katheter werden empfohlen:
Quelle: Broschüre, Persönliche Anleitung, IG kidsempowerment, (2014)
3.5 Praktische Durchführung des ISK/IFK
Neben dem Material wird die Frage nach der Hygiene beim ISK/IFK häufig diskutiert. Vor allem die Frage, ob sauber/hygienisch (ohne Antiseptikum, nicht zwingend mit sterilem Katheter oder steriler Befeuchtung) oder aseptisch (mit Antiseptikum und sterilem Material)
gehandhabt. Beim Entscheid gilt es zu berücksichtigen, ob das ISK/IFK im klinischen oder im häuslichen Setting stattfindet, ob Risikofaktoren für HWI bestehen und ob das ISK/IFK mit einem Non-Touch oder einem herkömmlichen Katheter durchgeführt wird. Als Orientierungshilfe dient die Flow-Chart im Anhang. Treten aufgrund regelmässiger Anwendung von Antiseptika im Intimbereich Schleimhautreizungen auf, ist das Reinigen mit sterilen, weniger potenten Wundreinigungsmitteln eine Alternative.
3.6 Händehygiene und Intimhygiene
Die Guideline der Healthcare Infection Control Practices Advisory Committee (HICPA), (2009) empfiehlt die Händedesinfektion oder das Händewaschen unmittelbar vor und nach dem Einführen des Katheters. Die Voraussetzung für eine Händedesinfektion sind saubere Hände.
Die Kombination des Händewaschens und der Desinfektion ist nicht empfohlen, da dies die Haut längerfristig schädigen kann und nicht ganz trockene Hände das Desinfektionsmittel verdünnen. Händewaschen mit Seife ist nur notwendig, wenn optische Verschmutzungen vorliegen. Daher wird die Händedesinfektion vorgezogen, vor allem da dies in vielen Settings (z.B. Schule) für Kinder leichter umzusetzen ist als das Händewaschen mit Seife. Wird ein herkömmlicher Katheter benutzt (Katheter wird berührt), müssen Fachpersonen neben der Händedesinfektion sterile Handschuhe zum Einlegen verwenden.
3.7 Intravesikale Oxybutynin-Instillation
Das Einspülen von Anticholinergika (Oxybutynin-Lösung) direkt in die Harnblase - die intravesikale Anwendung - wird zur Hemmung von Symptomen einer Detrusorhyperaktivität (überaktiver Blasenmuskel) eingesetzt. Meist wird von der oralen Applikationsform auf die intravesikale Instillation gewechselt, wenn die orale Applikationsart nicht tolerierbare Nebenwirkungen zeigt (Stöhrer & Sauerwein, 2001).
Bei der intravesikalen Instillation wird die ärztlich verordnete Oxybutynin-Lösungsmenge nach der Blasenentleerung über den Katheter direkt in die Blase instilliert. Dabei ist zu beachten, dass der Katheterkonus steril bleibt. Auf dem Markt sind speziell dafür vorgesehene Katheter mit Luer-Lock Ansatz erhältlich. Damit die volle Oxybuttinindosis verabreicht werden kann muss der Katheter nachgespült werden. Dies kann mit NaCl oder aber auch mit Luft gemacht werden.
Die genaue Menge wird aufgrund des momentan verwendeten Kathteres bestimmt.
4. Edukationsablauf
Die ISK/IFK-Edukation besteht aus verschiedenen Bausteinen, welche unterschiedliche Lerneinheiten beinhaltet: Orientierungs- und Anamnesegespräch mit der Zielsetzung, sechs Lerneinheiten mit zum Teil praktischer Durchführung, Austrittsorganisation sowie die Dokumentation.
5. Mikroschulung Intermittierender Katheterismus
5.1 Materialliste
Folgende Materialen werden für die Durchführung der Lerneinheiten benötigt:
Erweiterte Anamnese für Kinder/Jugendliche mit ISK
Broschüre IG kidsempowerment „Persönliche Anleitung ISK“
Lofric® Patientenratgeber ISK oder andere Patientenratgeber
Spitalinterne Guideline zum Thema Katheterisieren
Kathetermaterial
Laptop für Instruktionsfilme
Checkliste Mikroschulungskonzept ISK
Broschüre der Firma Publicare® „Einfach mehr Lebensqualität“
ggf. Comics-Ilustration , siehe Anhang
Materialien und Unterlagen welche bei der Schulung den Patienten / den Familien abgegeben werden:
Für ISK Schulung
Broschüre IG kidsempowerment „Persönliche Anleitung ISK
Lofric® Patientenratgeber ISK oder andere Patientenratgeber
Ärztliches Rezept für Kathetermaterial
Informationsbroschüre von Lieferant
Kathetermaterial zum Testen
Kontaktadresse der Pflegefachperson Kontinenzmanagement
Für Oxybutynin Instillation
Adapter Luer-Lock auf Katheter oder Katheter mit Luer-Lock Ansatz
Verschlusskappe Luer-Lock
Spritze
Aufziehnadel oder Aufziehhilfe (Beispiel: Mini Spike von BBraun®)
Medikament Oxybutynin
Entsorgungsbox für Kanülen
5.2 Übersicht Mikroschulung zum Thema ISK
Inhalt Arbeitshilfen /
Dokumentationsbögen 1. Anamnese und
Orientierungs-gespräch
Erfassen der allgemeinen Patienten- und
Familiensituation
Anamneseformular der jeweiligen Institution
Erfassen der Patienten- und Familiensituation zum Thema Entleerung der Harnblase
Erweiterte Anamnese für Kinder und Jugendliche mit ISK, siehe Anhang Erfassen der Patienten- und
Familiensituation / Lernbedarfs- und Lerntyperfassung
Dokument „Einschätzung und Dokumentation“ Patienten- und Familienedukation
2. Zielsetzung Die Zielsetzungen der ISK- Instruktion werden in Form von Nahzielen und unter
Berücksichtigung der SMART- Formel formuliert. Das heisst sie sind so formuliert, dass sie während der Instruktionsphase erreichbar, realistisch und messbar sind. Sowie für den Patienten relevant sind.
3. Risikofaktoren- Einschätzung
Einschätzung der
Risikofaktoren bezüglich HWI des Patienten
Flow-chart, siehe Anhang
4. Schulung Mikroschulung
Lerneinheit 1
Theoretischer Hintergrund Lerneinheit 2
Anleitung und Technik Lerneinheit 3
Angeleitetes Durchführen Lerneinheit 4
Selbstständiges Durchführen Lerneinheit 5
Materialbeschaffung Lerneinheit 6
Intravesikale Oxybutynin Instillation Weiterbetreuung
5. Materialbestellung Bei einem Inkontinenzfachhandel 6. Nachbetreuung zu
Hause
Spitexbedarf klären
Anmeldung bei Spital externen Betreuungen (Kinderspitex, ParaHelp) 7. Termine beim
behandelnden Arzt
Evtl. Termine vereinbaren (Weiterbetreuung) Evaluation ISK Schulung
8. Evaluation Nach abgeschlossener Schulung Dokument „Evaluation Patienten- und Familienedukation“, siehe Anhang
5.3 Mikroschulungseinheiten
Allgemeine Hinweise
Vorkenntnisse der Familie erfassen in Bezug auf den Inhalt der jeweiligen Lerneinheit.
Lerneinheit können und müssen wiederholt werden, bis Patient und Eltern sich sicher fühlen. Die Dauer pro lerneinheit beträgt etwa 30-45 Min.
Lerneinheit 1 / Theoretischer Hintergrund
Ziel 1:
Patient, Familie kennen die Anatomie des Urogenitaltrakts.
Massnahme:
Erklärungen anhand der Broschüren„ IG kidsempowerment, Persönliche Anleitung“ und dem Lofric® Patientenratgeber ISK.
Ziel 2:
Patient, Familie kennen das Kathetermaterial.
Massnahme:
Vorführen des Kathetermaterials
Ziel 3:
Patient, Familie lernen das Vorgehen des ISK kennen.
Massnahme:
Mögliche Schulungsmedien:
o Instruktions- Video von verschiedenen Katheterherstellungsfirmen z.B.Coloplast instruktions- USB-Speicher
o YouTube Film
weiblich: http://www.youtube.com/watch?v=sSYMQFu_RnI
männlich: http://www.youtube.com/watch?v=TjRFFLjqBbM o Broschüre „IG Kidsempowerment Persönliche Anleitung“.
Vorbereitung für nächsten Termin: mit Hilfe eines Spiegels zu Hause eigene Anatomie kennenlernen.
Ziel 4:
Patient, Familie kennen mögliche Risikofaktoren, Warnzeichen, Komplikationen und notwendige Massnahmen.
Massnahme:
Erklärungen anhand der Broschüre„ IG kidsempowerment, Persönliche Anleitung“und Einlageblatt Infektionsprophylaxe für Kinder und Jugendliche mit ISK
Lerneinheit 2 / Anleitung und Technik
Ziel 1:
Patient, Familie kennen Hygienemassnahmen.
Massnahme:
Wichtigkeit der sauberen Arbeitsweise bezüglich des Händehygiene und der sauberen Arbeitsfläche erklären
Ziel 2:
Patient, Familie lernt das Handling mit dem Kathetermaterial und kennen die verschiedenen Grössen der Katheter.
Massnahme:
Eltern und Patient üben mit dem Kathetermaterial. In der kidsempowerment Broschüre, Persönliche Anleitung ist die Tabelle zur Kathetergrösse und Länge ersichtlich.
Ziel 3:
Patient, Familie erfahren erste praktische Anleitung des ISK. Grösse des Katheters wird bestimmt.
Massnahme:
Durchführung des ISK durch die Pflege gemäss Vorgehen „Broschüre„ IG Kidsempowerment, Persönliche Anleitung“ (liegende Position)
Ziel 4:
Patient, Familie kennen verschiedene Körperpositionen zum katheterisieren.
Massnahme:
Erklärungen anhand der Broschüre „Lofric® Patientenratgeber ISK“
Lerneinheit 3 / Angeleitetes Durchführen
Ziel 1:
Der Patient, die Familie kann mit Unterstützung das Material und die Arbeitsfläche vorbereiten.
Massnahmen:
Das Material und die Arbeitsfläche wird entsprechend der Broschüre „Persönliche Anleitung zum ISK der Harnblase bei Kindern und Jugendlichen im Alltag“ der IG kidsempowerment vorbereitet.
Ziel 2:
Der Patient, die Familie ist in der Lage unter Anleitung das Katheterisieren durchzuführen und anschließend das Material korrekt zu entsorgen.
Massnahmen:
Siehe Broschüre „Persönliche Anleitung zum ISK der Harnblase bei Kindern und Jugendlichen im Alltag“ der IG kidsempowerment.
Die Pflegefachperson lässt sich vom Patienten, der Familie das Vorgehen des Katheterisierens erklären und beantwortet offene Fragen.
Anhand unserer vorhandenen Broschüre beobachten wir, wie der Patient, die Familie das ISK durchführt. Die Pflegefachperson beobachtet den Ablauf des ISK gibt Hilfestellung wo nötig und dokumentiert vorhandene Probleme und Ressourcen, um diese anschließend mit dem Kind zu besprechen.
Lerneinheit 4 / Selbstständiges Durchführen
Ziel 1:
Der Patient, die Familie kann den Arbeitsplatz selbstständig vorbereiten.
Massnahmen:
Der Arbeitsbereich wird entsprechend den Gegebenheiten, wie zu Hause vorbereitet, um die Situation alltagsnah darzustellen.
Ziel 2:
Der Patient, die Familie führt ISK durch.
Massnahmen:
Der Patient oder die Bezugsperson führt das ISK durch und die Pflegefachperson ist beobachtend dabei.
Die Pflegefachperson vergewissert sich nach der ersten selbstständigen Durchführung über das Wohlbefinden des Kindes.
Die ISK-Intervallzeiten werden gemeinsam mit Patient und Familie festgelegt, so dass sie in die Tagesstruktur passen.
Lerneinheit 5 / Materialbeschaffung
Ziel 1:
Der Patient, die Familie haben ein auf ihre Bedürfnisse angepasstes Rezept mit den benötigten ISK Materialien erhalten.
Massnahmen:
Die Pflegefachperson füllt zusammen mit dem Patient, der Familie das Rezept mit den benötigten ISK Materialien aus und führt zusammen die erste Bestellung an die Heimadresse des Patienten aus.
Anschliessend wird das ausgefüllte Original Dauerrezept dem Patient abgeben und die Bestellung an die entsprechenden Lieferanten weitergeleitet.
Ziel 2:
Der Patient, die Familie können selbstständig die benötigten ISK Materialen beim Lieferanten bestellen.
Massnahmen:
Die Pflegefachperson erklärt dem Patienten, der Familie die Vorgehensweise zur
Bestellung der ISK Materialien beim Lieferanten. z.B. bei Publicare® mit Hilfe der Broschüre
„Einfach mehr Lebensqualität“.
Möglich Lieferanten:
o Publicare (Oberrohrdorf) http://www.publicare.ch
o Ortho Medica AG, Continence Care (Luzern) http://www.orthomedica.ch o Orthotec AG (Nottwil) http://www.orthotec.ch/de/pub/otc.htm
o All 4 Care (St. Gallen) https://all4care.ch
Lerneinheit 6 / Selbstständiges Durchführen der Intravesikale Oxybutynin-Instillation (Dauer: 30 – 45min)
Ziel 1:
Der Patient, die Familie kennen die gewünschte Wirkung bei der Intravesikale Oxybutynin- Instillation und deren möglichen auftretenden Nebenwirkungen.
Massnahmen:
Dem Patienten, der Familie wird die gewünschte Wirkung des Oxbutynin und dessen möglichen Nebenwirkungen aufgezeigt.
Ziel 2:
Der Patient, die Familie richtet unter Einhaltung der Hygienevorschriften selbständig das Oxybutynin für die intravesikale Instillation.
Massnahmen:
Dem Patient, der Familien wird das korrekte Richten des Oxybutynin für die Intravesikale Instillation vorgezeigt.
Der Patient, die Familie führt das Richten des Oxybutynin für die intravesikale Instillation durch, die Pflegefachperson beobachtet die Durchführung und gibt eine Rückmeldung.
Ziel 3:
Der Patient, die Familie führt die Intravesikale Instillation des Oxybutynin korrekt durch.
Massnahmen:
Dem Patient, der Familien wird die korrekte Intravesikale Instillation des Oxybutynin vorgezeigt.
Der Patient, die Familie führt die intravesikale Instillation des Oxybutynin durch, die Pflegefachperson beobachtet die Durchführung und gibt eine Rückmeldung.
Die zu verabreichende Menge an Oxybutynin wird durch den Arzt verordnet.
6. Dokumentation
Dokumentation der ISK Schulung
Der Verlauf der durchgeführten ISK Lerneinheiten werden mit Hilfe der „Checkliste
Mikroschulung“ und in der Pflegedokumentation festgehalten und dokumentiert, siehe Anhang.
Das Führen eines Ausscheidungs- und Trinkprotokoll wird empfohlen. (Böthig et al., 2014)
Mögliche Pflegediagnose
Beeinträchtigte Urinausscheidung
In der Pflegediagnose werden Frequenz des ISK, ISK Zeiten, Katheter Typ, Hilfsmittel, verwendete Reinigungsflüssigkeiten und weiteres dokumentiert.
7. Patientenaustritt und Nachbetreuung
7.1 Austrittsformalitäten
Was braucht der Patient beim Austritt?
Rezept für Katheter, Material und Medikamente
Nachkontrolltermin
Allenfalls Nachbetreuung organisieren
7.2 Nachbetreuung zu Hause
Mögliche Spitalexterne Organisationen welche die Nachbetreuung übernehmen:
ParaHelp® Nottwil tätig in der in der ganzen Schweiz.
Zuständige Kinderspitex
Jährliches ISK-Seminar der IG kidsempowerment welche als Vertiefung genutzt werden kann.
8. Literatur
Böthig, R., Geng, V., & Kurze, I. (2014). Management und Durchführung des Intermittierenden Katheterismus bei Neurogenen Blasenfunktionsstörungen. Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Retrieved from http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-
048l_S2k_Management_IK_Neurogene_Blasenfunktionsstörungen_2014-05.pdf
Böthig, R., Geng, V., & Kurze, I. (2016). Management und Durchführung des Intermittierenden Katheterismus bei Neurogenen Blasenfunktionsstörungen. Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Retrieved from https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-
048l_S2k_Management_IK_Neurogene_Blasenfunktionsstörungen_2016-10.pdf Healthcare Infection Control Practices Advisory Committee (HICPA). (2009). Guideline for
Prevention of Catheter-Associated Urinary Tract Infections. Atlanta: CDC. Retrieved from http://www.cdc.gov/hicpac/pdf/CAUTI/CAUTIguideline2009final.pdf
Huber, A. (2013). Instruktionsanleitung zum transurethralen intermittierenden Selbst- und Fremdkatheterisieren bei Kindern und Jugendlichen. Luzern: Luzerner Kantonsspital.
Kinderspital Luzern.
Hungerbühler, A., Huber, V., Seliner, B., & Studerus, R. (2012). Hygiene und Infektionsprophylaxe-Leitlinie. IG Kidsempowerment.
Lapides, J., Diokno, A. C., Silber, S. J., & Lowe, B. S. (1972). Clean intermittent self-
catheterization in the treatment of urinary tract disease. Journal of Urology, 107, 458–461.
Logan, K., Shaw, C., Webber, I., Samuel, S., & Broome, L. (2007). Patients’ experiences of learning clean intermittent self-catheterization: a qualitative study. Journal of Advanced Nursing, 62(1), 32–40. doi:10.1111/j.1365-2648.2007.04536.x
Moore, K., Fader, M., & Getliffe, K. (2007). Long-term bladder management by intermittent catheterisation in adults and children. Cochrane Database of Systematic Reviews, (4), 2007–2009. doi:10.1002/14651858.CD006008.pub2
Rudin, S., Bosshart, I., Bringold, J., von Juterzenka, C., & Rohrbach, S. (2014).
Mikroschulungskonzept Intermittierendes Selbst-Katheterisieren (ISK). Basel: Universitäts- Kinderspital beider Basel.
Stöhrer, M., & Sauerwein, D. (2001). Der intermittierende Katheterismus bei neurogener Blasenfunktionsstörung. Eine Standortbestimmung aus urologischer Sicht. Der Urologe, 41(4), 362–368.
Wikipedia. (n.d.). Charrière (Einheit). Wikipedia. Retrieved from http://www.wikiwand.com/de/Charri%C3%A8re_%28Einheit%29
9. Glossar
CH Charrière:
bezeichnet in der Medizin ein Mass für den Aussendurchmesser von Kanülen und Kathetern. Ein Charrière entspricht einem Drittel Millimeter Aussendurchmesser (Wikipedia, n.d.)
HWI Harnwegsinfektion
IFK intermittierender Fremd-Katheterismus ISK intermittierender Selbst-Katheterismus
SMART-Formel: Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch, Terminbezogen SAPN Schweizerische Arbeitsgruppe für Pädiatire Nephrologie
Anhang 1: Erweiterte Anamnese für Kinder/Jugendliche mit ISK
Ausscheidung
Welche ISK Hilfsmittel werden aktuell benötigt? Harndranggefühl?
Bisherige Blasenentleerung Ja Nein Teilweise
Kathetertyp und ISK Zeiten: Durch welche körperlichen Zeichen zeigt sich der Harndrang?
Urinmenge
Stuhlgang: Stuhlinkontinenz / Obstipation Hilfsmittel und dessen Umgang
Mobilität / Kognition Familiensituation / Soziales
Kognition: Aufgabenverteilung in der Familie bezüglich Inkontinenz:
Sitzen/Stabilität:
Einrichtungen Toilette zu Hause / in der Schule
Transferfähigkeit
Spreizen der Beinen: Tagesablauf/Stundenplan des Patienten / Familie
An- und Ausziehen:
Kraft/Kontrolle der Arme und Hände:
Auswirkungen der Urininkontinenz auf den Alltag/Schule
Feinmotorik
Vorkenntnisse / Erfahrungen
Welche Vorkenntnisse und Erfahrungen sind vorhanden: Motivation zum selbständigen Durchführen des ISK:
Kenntnisse über Anatomie, Physiologie des Urogenitaltraktes Ziele und Erwartungen:
Intimhygiene Harnwegsinfektion (HWI)
Wie wird diese durchgeführt Wie häufig?
Mens
Welche Infektionszeichen zeigen sich bei einem HWI?
Medikamente/Prophylaxe Brennen Fieber
HWI Prophylaxe: Schmerzen Trübung Urin
Geruch Erbrechen
Anticholinergika: Flankenschmerzen
Ditropan® Oxibutinin Bemerkungen:
Andere:
Bemerkungen
Anhang 2: Checkliste Mikroschulung
Schulungsinhalt / Ziele Durchgeführt /
Besprochen Datum
Visum PFP
Grobziele
Der Patient, die Familie ist in der Lage, technisch und hygienisch korrekt den ISK / IFK durchzuführen.
Der Patient, die Familie besitzen das nötige Wissen um Risikofaktoren und Komplikationen in Bezug auf das ISK/IFK zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren.
Nahziele
Ziele Lerneinheit 1, Theoretischer Hintergrund
Der Patient, die Familie kennen die Anatomie des Urogenitaltrakts.
Der Patient, die Familie kennen das Kathetermaterial
Der Patient, die Familie kennen mögliche Risikofaktoren, Warnzeichen, Komplikationen und notwendige Massnahmen.
Der Patient, die Familie lernen das Vorgehen des ISK kennen.
Ziele Lerneinheit 2, Anleitung und Technik
Der Patient, die Familie kennen die Hygienemassnahmen.
Der Patient, die Familie ist in der Händehygiene instruiert
Der Patient, die Familie lernen das Handling mit dem Kathetermaterial und kennen die verschiedenen Grössen der Katheter.
Der Patient, die Familie erfahren erste praktische Anleitung des ISK.
Die Grösse des Katheters wird bestimmt.
Der Patient, die Familie kennen verschiedene Körperpositionen.
Ziele Lerneinheit 3, Angeleitetes Durchführen
Der Patient, die Familie kann mit Unterstützung das Material und die Arbeitsfläche vorbereiten.
Die Händehygiene wird korrekt ausgeführt
Der Patient, die Familie ist in der Lage unter Anleitung das Katheterisieren durchzuführen und anschließend das Material korrekt zu entsorgen.
Ziele Lerneinheit 4, Selbstständiges Durchführen Der Patient, die Familie kann den Arbeitsplatz selbstständig vorbereiten.
Der Patient, die Familie führt ISK durch.
Ziele Lerneinheit 5, Materialbeschaffung
Der Patient, die Familie haben ein auf ihre Bedürfnisse angepasstes Rezept mit den benötigten ISK Materialien erhalten
Der Patient, die Familie können selbstständig die benötigten ISK Materialen beim Lieferanten bestellen.
Ziele Lerneinheit 6, Intravesikale Oxybutynin Instillation Der Patient, die Familie kennen die gewünschte Wirkung bei der Intravesikale Oxybutynin-Instillation und deren möglichen auftretenden Nebenwirkungen.
Der Patient, die Familie richtet unter Einhaltung der
Hygienevorschriften selbständig das Oxybutynin für die intravesikale Instillation.
Der Patient, die Familie führt die intravesikale Instillation des
Anhang 3: Einschätzung und Dokumentation
Patienten- und Familienedukation
Einschätzung und Dokumentation Schulungsthema
Vorgespräch durch: Datum:
Vorkenntnisse / Erfahrungen (Mögliche Fragestellungen s. unten)
Fragen / Ängste der Familie
Lerneigenschaften Patient
Vater
Mutter
Andere Familienangehörige
Schulungstermine:
Mögliche Fragen zu Vorkenntnissen ……zum Lerntyp
„Was weisst du / wissen Sie schon über die Erkrankung / die Behandlung / die Pflege- Massnahme?“
Haben Sie die Pflegehandlung bereits
Wann haben Sie zum letzten Mal etwas neu gelernt? Wie haben Sie das gemacht?
Wann am Tag lernen Sie am besten?
Möchten Sie zuerst etwas lesen oder soll ich
Anhang 4: Flow-chart sauberes oder aseptisches ISK / IFK
Anhang 5: ISK- Comics-Illustration zum Ausmalen
Aus der folgenden Commicsillustration kann ein individuelles Katheterisierablauf-Büchlein für den Patienten zusammengestellt werden, welches den Katheterisierablauf darstellt und eine Hilfestellung für den Patient sein soll. Die einzelnen benötigten Bilder sind auszuschneiden und auf farbigem Papier aufzukleben.
Illustratorin: Sabine Beyeler
Illustratorin: Sabine Beyeler
Anhang 6: Evaluation der Patienten- und Familienedukation
Patienten- und Familienedukation
Evaluation der Patienten- und Familienedukation
1. Wie würdest Du / würden Sie Ihre Schulung insgesamt beurteilen?
Schlecht Mittelmässig Gut Sehr gut Ausgezeichnet Nicht beurteilbar
Bemerkungen
2. War die Schulung für Dich / Sie verständlich?
Schlecht Mittelmässig Gut Sehr gut Ausgezeichnet Nicht beurteilbar
Bemerkungen
3. Sind die Schulungsunterlagen für Sie hilfreich?
Schlecht Mittelmässig Gut Sehr gut Ausgezeichnet Nicht beurteilbar
Bemerkungen
4. War die Schulung für Dich / Sie hilfreich?
Schlecht Mittelmässig Gut Sehr gut Ausgezeichnet Nicht beurteilbar
Bemerkungen
5. Konnten Sie während der Schulung genügend mitreden?
Schlecht Mittelmässig Gut Sehr gut Ausgezeichnet Nicht beurteilbar
Bemerkungen
6. Wenn Sie etwas an der Schulung ändern könnten, was wäre das?