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AWMF-Checkliste zur Evaluation der medizinischen Lehre

Zusammenfassung

Zur Sicherstellung einer hohen Qualität medizinischer Lehre werden an allen medizinischen Fakultäten in Deutschland Lehrevaluationen

Christoph

Herrmann-Lingen

1,2

durchgeführt. Vielfach werden auch Anreize für qualitativ hochwertige

Markus Sperandio

2,3

Lehre bereitgestellt. Die Evaluations- und Anreizsysteme sind jedoch

Rolf-Detlef Treede

2,4

sehr heterogen, vielfach nicht evidenzbasiert und erreichen nicht immer

die erwünschten Steuerungseffekte. Mit der hier dargestellten Check-

Hans-Jürgen Wenz

2,5

liste stellt die AWMF den Fakultäten Kriterien zur Optimierung der Eva- luationsmethodik sowie der Rahmenbedingungen und Anreizsysteme

1 Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie für gute Lehre zur Verfügung und lädt dazu ein, existierende Evaluatio-

nen und Anreizsysteme vor diesem Hintergrund weiterzuentwickeln.

Universitätsmedizin Göttingen

2 AWMF-Kommission Leistungsevaluation in Forschung und Lehre 3 Institut für Kardiovaskuläre

Physiologie und Pathophysiologie, LMU München

4 Abteilung Neurophysiologie Medizinische Fakultät Mannheim, Ruprecht Karls- Universität Heidelberg 5 Klinik für Zahnärztliche

Prothetik, Propädeutik und Werkstoffkunde

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel

Text

Mitglieder der AWMF-Kommission für Leistungsevaluation in Forschung und Lehre haben im Jahr 2015 eine Über- sicht zur Evaluation im Medizinstudium vorgelegt. Dort heißt es u.a.: „Das Medizinstudium muss höchsten Qua- litätsstandards genügen, da die Absolventen medizini- scher Fakultäten – in erster Linie Ärztinnen und Ärzte – große Verantwortung tragen. Zur Bewertung der Qualität der Lehre werden an allen deutschen medizinischen Fa- kultäten Evaluationen durchgeführt. Die Deutsche Gesell- schaft für Evaluation hat bereits vor über zehn Jahren Standards für die Evaluation der Hochschullehre festge- legt. Diesen zufolge müssen Evaluationsinstrumente eine faire, genaue und verlässliche Beurteilung der Lehrquali- tät erlauben“ [1].

Die AWMF hat zudem gemeinsam mit dem Medizinischen Fakultätentag eine Befragung der medizinischen Dekana- te in Deutschland zur Evaluationspraxis durchgeführt [2].

Auf dieser Basis sowie aufgrund der in der Kommission für Leistungsevaluation für Forschung und Lehre, teilwei- se auch gemeinsam mit dem Medizinischen Fakultäten- tag, geführten Diskussionen gibt die AWMF die folgenden Anregungen zur Evaluation der medizinischen Lehre in Deutschland und der Gestaltung von Rahmenbedingun- gen bzw. Anreizsystemen für gute Lehre. Sie lädt die medizinischen Fakultäten dazu ein, ihre Lehrevaluation, Rahmenbedingungen und Anreizsysteme für gute Lehre auf dieser Grundlage zu überprüfen und regt an, dass auch der Medizinische Fakultätentag die nachfolgende Checkliste in seine Überlegungen zur Weiterentwicklung der medizinischen Lehre und der Entwickung geeigneter Anreizsysteme einbezieht:

Optimierung der Evaluationsmethodik

• Liegt der Evaluation ein konsentiertes Konstrukt guter Lehre zugrunde?

1/3 GMS Mitteilungen aus der AWMF 2019, Vol. 16, ISSN 1860-4269

Mitteilung

OPEN ACCESS

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Ist das Konstrukt „gute Lehre“ eindeutig und ausrei- chend detailliert definiert? Hiermit ist gemeint, dass eine bewusste Entscheidung darüber getroffen wurde, was genau unter „guter Lehre“ verstanden wird. So wäre es beispielsweise denkbar, die Qualität der Lehre in erster Linie amZufriedenheitsgradder Studierenden abzulesen. Alternativ kann gute Lehre über dasErgeb- nis der Lehre (d.h. den inhaltlichen Lernerfolg der Studierenden, s. Anmerkung1) definiert sein. Auch die didaktische Qualifikation derLehrenden, lehrbezogene StrukturenundProzessebeeinflussen die Qualität der Lehre. Das Konstrukt „gute Lehre“ kann, ggfs. in Ab- hängigkeit von fakultätsspezifischen Schwerpunkten, eine oder mehrere dieser Dimensionen umfassen;

entscheidend ist eine konkrete und transparente Defi- nition.

• Bilden die Evaluationsinstrumente die Aspekte des Konstrukts objektiv, valide und reliabel ab?

Stehen Instrumente zur Verfügung, die sich am kon- sentierten Konstrukt orientieren? Verfügen sie über ausreichende Gütekriterien (Validität, Reliabilität, Ob- jektivität, Akzeptanz, Ökonomie der Durchführung)?

Erfüllen Neuentwicklungen von Instrumenten diese Kriterien? Ermöglichen die Instrumente Vergleiche zwischen Lehrveranstaltungen und Fakultäten? Wer- den wesentliche Störfaktoren studentischer Evaluatio- nen berücksichtigt

• Ist der gesamte Evaluationsprozess transparent ge- staltet?

Werden die Ziele der Evaluation, die Methodik, Rück- laufquoten, Ergebnisse und mögliche Konsequenzen offengelegt? Werden dabei die datenschutzrechtlichen Vorgaben eingehalten?

• Werden die Evaluationsprozesse wissenschaftlich begleitet?

Erfolgt die Bewertung bzw. Entwicklung der Erhebungs- instrumente auf der Basis der verfügbaren wissen- schaftlichen Datenlage? Existieren fortlaufende Quali- tätssicherungs- und koordinierte Optimierungsprozesse für die Evaluationsmethodik? Ist entsprechende me- thodische und didaktische Expertise (z.B. Didaktik- Professur oder entsprechende Service-Einheit) vorhan- den? Werden die eingesetzten Instrumente regelmäßig psychometrisch getestet? Werden die Ergebnisse der Testung (Gütekriterien etc.) kommuniziert?

Verbesserung der Rahmenbedingungen und Anreize für gute Lehre

• Werden strukturelle Maßnahmen zur Verbesserung der Lehre ergriffen?

Werden Lernziele definiert und weiterentwickelt? Er- folgt ein Feedback von Evaluationsergebnissen? Exis- tieren Qualitätssicherungsprogramme für die Lehre incl. Benchmarks? Wie wird die didaktische Qualifika- tion der Lehrenden sichergestellt?

• Welche Formen von immaterieller Wertschätzung und Karriereförderung für individuelle Lehrende werden

zur Würdigung guter Lehre genutzt? Werden Lehrprei- se vergeben?

Existieren Möglichkeiten zur Freistellung für die Teil- nahme an Qualifikationsprogrammen oder für die Entwicklung innovativer Lehrkonzepte? Finden gute Lehre und lehrbezogene Forschung bei der Erlangung der Habilitation und außerplanmäßiger Professuren Berücksichtigung?

• Erfolgt eine angemessene materielle Honorierung guter Lehrleistung?

Wie und auf welcher Evaluationsbasis erfolgt eine fi- nanzielle Mittelzuweisung für gute Lehre? Kommt diese Mittelzuweisung tatsächlich denjenigen Personen bzw. Einheiten zugute, die die Zielparameter durch konzeptionelle Entwicklungsarbeit oder gute Umset- zung der Lehrkonzepte positiv beeinflussen?

• Existieren kompetitive antragsbasierte Förderinstru- mente zur Förderung von Lehr- und Prüfungsinnova- tionen?

Stehen im Vergleich zur fakultätsinternen Forschungs- förderung adäquate Mittel für Lehr- und Prüfungsinno- vationen zur Verfügung, um eine Parität der Anreize zu gewährleisten? Erfolgt die Begutachtung der Anträge wissenschaftsbasiert nach einem fairen und transpa- renten Verfahren?

• Werden alle Anreize für gute Lehre und die Kriterien ihrer Anwendung transparent kommuniziert?

Sind Methoden, Ergebnisse und Konsequenzen der Evaluationen (s.o.) sowie Rahmen-bedingungen und Anreize für gute Lehre allen Akteuren transparent?

Werden die EmpfängerInnen von materiellen und im- materiellen Zuwendungen für gute Lehre bekannt ge- geben?

Anmerkung

1Zu berücksichtigen ist bei allen genannten Indikatoren, dass ihre Messung methodischen Einschränkungen un- terliegt, die bei der Interpretation zu berücksichtigen sind.

So wird z.B. der Lernerfolg der Studierenden, etwa in Staatsexamina, neben der Qualität der Lehre auch durch unterschiedliche weitere Faktoren bestimmt. Die bundes- einheitlichen (schriftlichen) Staatsexamina eignen sich daher u.a. gut zum Vergleich des Leistungsstands der Studierenden unterschiedlicher Fakultäten – im Physikum auch auf Ebene einzelner Fächer. Gegen ihre Verwendung als Indikatoren der Lehrqualität wird jedoch auf Basis empirischer Befunde eingewandt, dass der Leistungs- stand im Examen in erheblichem Umfang durch individu- elle Eingangsvoraussetzungen der Studierenden, Selbststudium und Nutzung kommerzieller Repetitorien konfundiert ist. Seine Verwendung zu Zwecken der Leh- revaluation sollte daher nur unter sorgfältiger Abwägung ihrer methodischen Aussagekraft und Limitationen erfol- gen.

2/3 GMS Mitteilungen aus der AWMF 2019, Vol. 16, ISSN 1860-4269

Herrmann-Lingen et al.: AWMF-Checkliste zur Evaluation der medizinischen Lehre

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Literatur

1. Schiekirka S, Feufel MA, Herrmann-Lingen C, Raupach T.

Evaluation in medical education: A topical review of target parameters, data collection tools and confounding factors. GMS Ger Med Sci.2015;13:Doc15. DOI: 10.3205/000219 2. Schiekirka-Schwake S, Barth J, Pfeilschifter J, Hickel R, Raupach

T, Herrmann-Lingen C. National survey of evaluation practices and performance-guided resource allocation at German medical schools. GMS Ger Med Sci 2019 2019;17:Doc04. DOI:

10.3205/000270

Korrespondenzadresse:

Prof. Dr. med. Christoph Herrmann-Lingen

Universitätsmedizin Göttingen - Georg August-Universität, v. Siebold-Str. 5, 37075 Göttingen

cherrma@gwdg.de

Bitte zitieren als

Herrmann-Lingen Ch, Sperandio MS, Treede RD, Wenz HW.

AWMF-Checkliste zur Evaluation der medizinischen Lehre. GMS Mitt AWMF. 2019;16:Doc1.

DOI: 10.3205/awmf000321, URN: urn:nbn:de:0183-awmf0003213

Artikel online frei zugänglich unter

http://www.egms.de/en/journals/awmf/2019-16/awmf000321.shtml

Eingereicht:07.05.2019 Veröffentlicht:10.05.2019

Copyright

©2019 Herrmann-Lingen et al. Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.

3/3 GMS Mitteilungen aus der AWMF 2019, Vol. 16, ISSN 1860-4269

Herrmann-Lingen et al.: AWMF-Checkliste zur Evaluation der medizinischen Lehre

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