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OPUS 4 | BRANDaktuell Jg.2007, Heft 6

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Arbeitsmarktpolitischer Service der LASA Brandenburg GmbH

Nr. 6/2007

Standfest in Bewegung

Beschäftigungspotenziale der Gesundheitswirtschaft

VERHANDELN

Masterplan für die Gesundheitswirtschaft Seiten 8 – 9

VERBINDEN

Health Cluster Net – die Netzwerkpartner Seite 11

VERTEILEN

Regionalbudget stärkt den Landkreis Barnim Seite 12

VERÄNDERN

Neues Arbeitspolitisches Programm Brandenburg Seiten 16 – 17

VERARBEITEN

Chancengleichheit lohnt sich für Unternehmen Seite 29

EURoPäiSCHE UNioN

Europaischer Sozialfonds

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Inhalt

Liebe Leserinnen und Leser,

Standfest in Bewegung – ein Paradoxon? Nein, schauen Sie genau hin, das geht gut, sogar sehr gut!

Denn so in etwa stellt sich die Gesundheitswirtschaft in Deutschland dar. Eine Branche, die sich peu à peu mit vielen Standbeinen auf eine sichere, weil breite Basis stellte und die sich durch ihre Innovationskraft so in Bewegung hält, dass sie auf schwankende Marktentwicklungen offenbar immer angepasst reagieren kann. Umsatzzahlen und Beschäftigungs- anteile, die z. B. die der Autoindustrie in den Schatten stellen, so der Beitrag auf den Seiten 4 – 6, sprechen für sich. Wie stellt sich Deutschlands Boombranche in Brandenburg dar? Eine Frage, auf die das Titel- thema der letzten Ausgabe für dieses Jahr nicht nur Antworten, sondern auch Ideen geben will. Denn es schlummern in dieser Branche noch einige Potenzi- ale, die auch in beschäftigungspolitischer Hinsicht noch besser genutzt werden sollten.

Auf eine bemerkenswerte INNOPUNKT-Initiative macht Sie ein Artikel in der Rubrik ‚Förderpanorama‘

aufmerksam. Dass Allianzen zwischen Kultur und Wirtschaft durchaus funktionieren können, bewiesen die Modellvorhaben zur Verbesserung der wirtschaft- lichen Situation von Künstlern. Die Erfahrungen auf dem sehr hürdenreichen Weg präsentierten die Beteiligten auf einer Abschlussveranstaltung, von der wir für Sie auf Seite 15 berichten.

Ein besonders wichtiger Artikel, auf den wir Ihre Auf- merksamkeit lenken möchten, steht auf den Seiten 16 – 17. Dieser beschreibt das ‚neue Gewand‘ des Arbeitspolitischen Programms Brandenburg für die nächsten Jahre. Es löst das allseits bekannte LAPRO – ‚Landesprogramm Qualifizierung und Arbeit für Brandenburg‘ ab. Die arbeitspolitische Strategie des Landes wurde den aktuellen Erfordernissen des Bran- denburger Arbeitsmarktes angepasst, alte Richtlinien neu sortiert, neue Richtlinien schon in Kraft gesetzt und andere zurzeit noch in Arbeit.

Mit diesen Aussichten für das nächste Jahr möchten wir uns für dieses Jahr von Ihnen verabschieden, aber nicht ohne uns bei Ihnen für Ihre Treue zu bedanken – seit fast 15 Jahren ist die Abonnentenzahl bereits stabil – und Ihnen ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr zu wünschen. die Redaktion

Titelthema 4 – 11

Gesundheitswirtschaftsregionen Alltagsbegleitung in der Pflege

Ein Masterplan Gesundheitswirtschaft für Brandenburg und Berlin

„Akteure müssen den Masterplan umsetzen“ – interview info-Portal Aus- und Weiterbildung

An die Spitze streben – Sicherung von Fachkäften Health Cluster Net

Studien zur Beschäftigung in der Gesundheitswirtschaft

Förderinformationen 12 – 18

Regionalbudget – Kompetenzfelder stärken

LK Barnim: Daten/informationen zu Bevölkerung und Arbeitsmarkt Theorie und Praxis – MAE-Projekt

Drei Jahre Hartz iV: SGB-ii-Kongress bilanziert Erfahrungen Neue impulse – iNNoPUNKT-Wettbewerb

Jetzt im neuen Gewand: Brandenburgs ‚Arbeitspolitisches Programm‘

Mindestlohn – Von den Nachbarn lernen Fördernachrichten

Lesezeichen 19

Wirtschaft unterstützt Berufsorientierung Projektdokumentation des Netzwerks LUCHS

EU-Bulletin 20 – 26

EU-Förderprogramme für die Gesundheitswirtschaft nutzen Europäische territoriale Zusammenarbeit von 2007 bis 2013 Das EU-Programm Daphne iii

Gewaltprävention in der außerschulischen Bildung Öffentlichkeitsarbeit – interview zur ESF-Verordnung MASGF-informationsreise für Journalisten nach Brüssel

Rechteck 27

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz – Teil 6

Prisma 28 – 29

Barnimer Netzwerk Fachkräftesicherung B N F S gegründet Regionalkonferenz ost zur Chancengleichheit

Standfest in Bewegung

Editorial

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Auf einen Blick

Zahl der Erwerbstätigen – bald im Gleichgewicht? Lottomittel für die Hilfe zur Selbsthilfe

Gründung: Mehr Übersicht spart Zeit und Geld EU: Neue Finanzquelle für erneuerbare Energien

Gründungen in der EU Schneller und billiger

In den 15 ‚alten‘ Mitgliedstaaten der EU sind die Durchschnittskosten für die Gründung eines Un- ternehmens von 81 Euro im Jahr 2002 auf 554 Euro im Jahr 2007 gesunken. Der Zeitaufwand für die Verwaltungsverfahren zur Eintragung eines Unternehmens hat sich von 24 Tagen im Jahr 2002 auf etwa 12 Tage reduziert. Da die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) die meisten neuen Arbeitsplätze in der EU stellen, spielen sie in der politischen Entscheidungsfin- dung in der EU eine zentrale Rolle. In Deutsch- land dauert eine Gründung im Durchschnitt 6, Tage und ist damit fast doppelt so schnell wie im EU-weiten Vergleich. Das Institut für Mittel- standsforschung in Bonn veröffentlichte jetzt eine vergleichende Studien zum Gründungsge- schehen in Deutschland.

Infos

Internet: Europa-Portal http://ec.europa.eu/deutsch- land/press/pr_releases/index_7351_de.htm IFM-Ergebnisse: http://tinyurl.com/39j96r

2. Chance

Neue EU-Kampagne

In dieser Kampagne ‚2. Chance’ geht es vor allem darum, Menschen, die mit einer Existenzgrün- dung schon einmal gescheitert sind, eine 2.

Chance zu geben und das Stigma vom Versagen, welches sie oft danach ertragen müssen, zu bekämpfen. Die unternehmerische Initiative ist von Natur aus mit Risiken behaftet. Gefragt sind Qualitäten wie Selbstbewusstsein, Autonomie sowie eine gewisse Risikofreudigkeit, denn die Phasen der Unternehmensgründung, des unternehmerischen Erfolges – aber auch des unternehmerischen Scheiterns – gehören zur Realität einer Marktwirtschaft.

Die EU-Kampagne zum Thema ‚2. Chance‘ ist Bestandteil des Projektes ‚Stigma of Failure and Early Warning Tools‘. Dazu hat die Europäische Kommission eine neue Internetplattform mit umfangreichen Informationen zum Thema online geschaltet. Diese Ziele können nur durch die Schaffung eines günstigen Umfeldes für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie die

Förderung einer stärker ausgeprägten Unterneh- menskultur erreicht werden.

Infos

Internet des Europa-Portals: http://ec.europa.eu/enter- prise/entrepreneurship/sme2chance/

Mehr Erwerbstätige

Überdurchschnittlicher Zuwachs

Die Zahl der Erwerbstätigen in Berlin und Brandenburg ist auch im 2. Quartal dieses Jahres im Vergleich zur bundesweiten Entwicklung überdurchschnittlich angestiegen. Brandenburg erreichte mit 2,4 Prozent den Spitzenplatz aller Länder. Das bedeutet, dass in Brandenburg 24.400 Personen mehr erwerbstätig waren als im 2. Quartal des vergangenen Jahres. Damit erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen in Bran- denburg auf 1.0.500. Der Beschäftigungsauf- bau setzte sich – wenn auch verlangsamt – trotz der konjunkturellen Belebung der Wirtschaft fort.

Infos

Amt für Statistik, Internet: www.statistik-berlin-bran- denburg.de/pms/2007/07-10-26a.pdf

Neues BMBF-Förderinstrument ForschungsprämieZwei

Gemeinnützige Forschungseinrichtungen sollen mit der ‚ForschungsprämieZwei‘ bestehende Nachteile im nicht wirtschaftlichen Tätig- keitsbereich weiter abbauen. Die ‚Forschungs- prämieZwei’ ist als ein breitenwirksames und technologieübergreifendes Instrument des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) konzipiert. Sie kann nur für FuE-Aufträge

beantragt werden, die frühestens am 1. Januar 2007 geschlossen wurden. Letztmalig ist das bis zum 0. September 2009 möglich.

Infos

Antrag, Beratung, Konditionen finden Sie hier:

www.bmbf.de/foerderungen/10916.php

Lottomittel für Sozialprojekte Stärkung des Ehrenamtes

Das Brandenburger Arbeitsministerium unter- stützt zwei soziale Projekte mit größeren Beträ- gen aus Lottomitteln. Über 5.000 Euro kann jetzt der Verein Soziale Stadt Potsdam e. V. verfügen, der das Geld für das Projekt ‚Älter werden in Potsdam‘ verwenden will. Das 2006 entstandene Netzwerk aus 0 Mitgliedern fasst professio- nelle Hilfe mit bürgerschaftlichem Engagement zusammen. Außerdem erhält die Landesarbeits- gemeinschaft Selbsthilfe Brandenburg e. V. rund 2.600 Euro für die Präsentation ihrer Mitglieds- verbände auf einer Gesundheitsmesse, um über ihre Angebote zu informieren.

Infos

Pressemitteilung des MASGF, Internet:

http://tinyurl.com/3cvj9v

Neue EU-Finanzierung Erneuerbare Energien

Die EU-Kommission und die Europäische Investi- tionsbank starteten ein neues Förderprogramm auf Risikoteilungsbasis (RSFF). Damit sollen Forschungs-, Entwicklungs- und Innovations- projekte in Europa zusätzliche Mittel erhalten.

Der Schwerpunkt der ersten RSFF-Finanzierungs- vorhaben liegt auf Technologien für erneuerbare Energien. Hier stellt das neue Finanzinstrument allein 59 Millionen Euro bereit. Hauptnutznießer der RSFF-Darlehen sollen KMU sein. Neben den Technologien für erneuerbare Energien wird die Kreditmöglichkeit Projekten für Biotechnologie, Maschinenbau, Fertigung und Kraftfahrzeug- technik, Informations- und Kommunikations- technologie sowie europäischen Forschungsin- frastrukturen zugute kommen. Unter den ersten Projekten sind auch zwei deutsche Unternehmen.

Infos

Internet: Europaportal http://tinyurl.com/yskcg4

(4)

Titelthema

Einzelne Regionen und ganze Bundesländer haben sich in den vergangenen Jahren auf den Weg gemacht, ihr ‚Gesundheitswesen‘ zu einer ‚Gesundheitsbranche‘ umzubauen, zu profilieren und entsprechend zu vermarkten.

Zu den bekannteren Markennamen zählen das

‚Gesundheitsland Schleswig-Holstein‘, ‚MV tut gut‘ für Mecklenburg-Vorpommern, die Region Erlangen/Nürnberg/Fürth als ‚Medical Valley‘

oder der ‚Heilgarten Ostwestfalen-Lippe‘ mit sei- nen Kur- und Heilbädern. Inzwischen kann von einem Wettlauf um die günstigsten Ausgangs- positionen auf diesem neuen Markt gesprochen werden; die Karte auf Seite 6 zeigt eine Auswahl der Regionen, die versuchen, sich strategisch zu

positionieren. Dass dicht besiedelte Räume wie beispielsweise die Metropole Ruhr, immerhin eine der größten Agglomerationen Europas, hier Startvorteile haben, liegt auf der Hand. Aber auch weniger dicht besiedelte Regionen wie die norddeutschen Bundesländer suchen und finden in der Gesundheitswirtschaft ihre Zukunftschan- cen. Auch in Brandenburg arbeiten immerhin fast 114.000 Menschen in der Gesundheitswirt- schaft, knapp 98.000 davon in sozialversiche- rungspflichtigen Arbeitsverhältnissen.

Ein wachstumsorientierter Entwicklungspfad ist allerdings kein Selbstläufer. Ein bedeutender Schlüssel zur Mobilisierung der hoffnungsvollen

Potenziale liegt in der Steigerung der Inno- vationsfähigkeit der Branche. Der regionalen Initiierung, Koordinierung und Organisation von Innovationspartnerschaften – so unsere zentrale These – kommt in diesem Zusammenhang eine herausragende Bedeutung zu. Die Gesundheits- politik setzt zwar die Rahmenbedingungen für die Erneuerung des Gesundheitswesens. Die Zukunft der Gesundheitswirtschaft wird jedoch insbesondere davon abhängen, ob es gelingen wird, einen sektor-, branchen- und akteursüber- greifenden Modernisierungsdialog der Akteure vor Ort einzuleiten.

Innovationsmanagement:

integriert statt isoliert

Die Grafik auf dieser Seite gibt einen Überblick über die Beschäftigungsrelevanz der Gesund- heitswirtschaft im Vergleich der Bundesländer.

Grundlage der Beschäftigung ist in aller Regel eine gut ausgebaute Infrastruktur von Praxen, Krankenhäusern und Reha-Kliniken. Die dazu gehörigen pharmazeutischen und medizintech- nischen Zulieferbetriebe finden sich dagegen viel konzentrierter in einzelnen Regionen des Bundesgebietes und auch die Randbereiche, die stark vom Gesundheitstourismus und den Kur- und Heilbädern bestimmt werden, finden sich stärker in beliebten Ferienregionen wieder. Ziel der Regionen ist es deshalb, die vorhandenen Ge- sundheitsunternehmen weiter auszubauen, mit Spezialisierungen Akzente zu setzen sowie das Gründungsgeschehen in der Branche positiv zu beeinflussen. Regionale Strukturpolitik, gesund- heitspolitische Notwendigkeiten und gesund- heitswirtschaftliche Strategien von Unternehmen verknüpfen sich hier zu, im günstigen Fall, einem klar erkennbaren regionalen Gesundheitsprofil.

Aus der Innovationsforschung ist bekannt, dass Innovationen primär nicht innerhalb einzelner

Unternehmen, sondern in einem wiederholt rückgekoppelten Prozess zwischen einer Vielzahl unterschiedlicher Akteure erfolgen;

ein zentrales Innovationsproblem in Deutsch- land darin bestehlt, Innovationen in auf dem Markt erfolgreiche Produkte und Dienstleis- tungen umzusetzen;

mit Blick auf Systemlösungen ein enger Zusammenhang zwischen technischen, organisatorischen und sozialen Innovationen besteht.

Zwar liegen bislang noch keine detaillierten Kenntnisse zu den Funktionsbedingungen und -voraussetzungen eines Innovationssystems Ge- sundheit vor. Gleichwohl legen die Entwicklungs- herausforderungen der Gesundheitswirtschaft es nahe, dass die Modernisierung der Branche nicht isoliert entlang einzelner Branchen und Teilseg-

Gesundheitswirtschaftsregionen

Innovationsfähigkeit macht den Unterschied

Die Gesundheitsbranche gilt als die heimliche Gewinnerin des Strukturwandels der letzen Jah- re. Derzeit arbeiten in Deutschland laut Angaben des Statistischen Bundesamts rund 4,5 Mio.

Menschen in den verschiedenen Gesundheitsbereichen, der Anteil an der Gesamtbeschäftigung beträgt rund 12 Prozent. Ein Vergleich mit des Deutschen liebstem Kind, dem Auto, zeigt:

Bereits 1998 betrug der Umsatz der Gesundheitswirtschaft das Dreifache des Inlandsumsatzes der Automobilindustrie, bei einer viermal höheren Beschäftigung. Prognosen gehen davon aus, dass dieser Anteil aufgrund des soziodemografischen Wandels sowie einer gesteigerten Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen zur Erhöhung der Lebensqualität weiter anwachsen wird. Der folgende Artikel gibt einen Überblick darüber, wie andere Bundesländer ihre Gesundheitswirtschaft aufstellen.

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Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Gesundheitswirtschaft an der Gesamtwirtschaft in den Bundesländern 2003; Quelle: Regionaldirektion der BA NRW, Berechnungen des iAT Gelsenkirchen

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Titelthema

mente zu suchen ist, sondern dass die Wachs- tumspotenziale durch eine problemorientierte Verknüpfung der Leistungsbereiche miteinander zu erschließen sind. Darüber hinaus muss dafür Sorge getragen werden, die Entwicklung, Umset- zung und Verbreitung innovativer Lösungen in der Branche zu unterstützen – unter Berück- sichtigung auch internationaler Best-Practice.

Hier setzt auch die 17. INNOPUNKT-Kampagne

‚Beschäftigung in der Gesundheitswirtschaft – Chancen nutzen‘ an.

Alle wollen nur das eine?

Strategien zur Entwicklung

Im Innovationsgeschehen rund um die Ge- sundheit ist eine Renaissance der regionalen Ebene zu beobachten. In ihrem Kern steht nicht zuletzt die Schaffung von Anreizen. Darauf zielt auch die Ausschreibung des Bundesministeri- ums für Bildung und Forschung ‚Wettbewerb der Gesundheitsregionen‘ ab. Diese soll die regionale Selbstorganisation von Arbeitsteilung und Kooperation der Akteure unterstützen, um Innovationspotenziale und selbstgesteuerte

Innovationstätigkeiten zu mobilisieren. Seitens der Politik sind damit Erwartungen verbunden, die maßgeblich auf eine Stärkung der Lern- und Anpassungsfähigkeit einer Region zielen. Dazu werden leistungsfähige Standort- und Innova- tionsmanagements aufgebaut, die die Fähigkeit zur Überwindung bestehender Innovationsblo- ckaden verbessern sollen und den überregionalen Wettbewerb um gute Lösungen und Projektideen intensivieren.

Die Perspektiven einer regional orientierten Struktur- und Innovationspolitik werden derzeit intensiv mit Blick auf Strategien wie ‚Regio- nale Innovationssysteme‘, ‚Kompetenzfelder‘

oder ‚Cluster‘ debattiert. Zwar herrscht in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Einigkeit bezüglich der grundlegenden Bedeutung dieser Ansätze für die regionale Steuerung von Innova- tionsprozessen. Die Debatten um entsprechende Konzepte zielen derzeit jedoch überwiegend auf hoch technologisierte Felder wie die Biotechno- logie, die Medizintechnik oder die Biomedizin.

Eine integrative Sichtweise, wie sie die skizzierten Entwicklungsherausforderungen der Gesund-

heitswirtschaft nahe legen, wird hingegen kaum thematisiert. Im Folgenden sollen fünf strate- gische Vorgehensweisen kurz erläutert werden, die nach den bisherigen Erfahrungen für eine Einordnung der Regionen relevant sind:

Know-how-Entwicklung: Regionen organi- sieren ihr Know-how zur Entwicklung des Gesundheitssektors und anspruchsvollen gesundheitsbezogenen Dienstleistungen so, dass es als Exportgut angeboten werden kann.

Der Ausbau von Forschung und Entwicklung sowie von Qualifizierungs- und Beratungs- dienstleistungen wird damit weiter vorange- trieben.

Entwicklung der Vorleistungs- und Zulie- ferindustrie: In vielen Regionen nimmt die Förderung der Medizin- und Gerontotech- nik oder der Biotechnologie als zukünftige Wachstumsbranchen eine herausragende Stellung ein.

Perspektiven für Kur- und Heilbäder: Traditio- nelle Kur- und Bäderregionen modernisieren ihre Kompetenzen im Reha-Bereich und ent- wickeln neue Geschäftsfelder im Fitnesssek- tor. Verzahnungen zwischen stationären und ambulanten Rehabilitationsdienstleistungen werden entwickelt, der Wellness-Bereich wird weiter ausgebaut (Medical Wellness).

Ausbau der gesundheitsbezogenen Erlebnis- angebote: Nicht nur in den Kur- und Heil- bädern spielt die Öffnung des Freizeit- und Tourismussektors für gesundheitsbezogene Angebote eine zentrale Rolle. Neue Service- und Erlebnispakete werden vorangetrieben, um die regionale Nachfrage abzuschöpfen und die Nachfrage von außerhalb anzuspre- chen.

Vermarktung von Gesundheitseinrichtungen:

Durch eine gemeinsame Marketingstrategie der Gesundheitseinrichtungen vor Ort wird zusätzliche Nachfrage für die Gesundheits- wirtschaft angeregt.

Die nebenstehende Tabelle verweist auf die verschiedenen Schwerpunktsetzungen in ausge- wählten Regionen und Bundesländern, die auch die weiteren Entwicklungspfade bestimmen.

Unterlegt werden diese Schwerpunktsetzungen inzwischen durch koordinierende und antrei- bende Institutionen, beispielsweise Entwick- lungsagenturen, Wirtschaftsförderungsgesell- schaften oder wissenschaftliche Einrichtungen.

Die Landespolitik steht allerdings in vielen Fällen im Hintergrund; ein klares Bekenntnis der Politik zur Entwicklung der Gesundheitswirtschaft, etwa durch einen Masterplan, erleichtert die Zielfin- dung und Strategieentwicklung der Akteure.

Auch der ‚neue‘ Gesundheits- markt braucht einen langen Atem

Der Ausbau der Gesundheitswirtschaft erfolgt in aller Regel mit Blick auf zwei zentrale Ziel- ww Know-how-

Entwicklung

Entwicklung der Zuliefer- branchen

Perspektiven für Kur- und Bäder- regionen

Gesunheits- bezogene Erlebnis- angbote

Vermarktung von Gesund- heitsein- richtungen Bayern/

Böhmen/

Sachsen

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Nürnberg/

Erlangen l l l

München l l l

Rhön/Saale l l l

ostwest-

falen-Lippe l l l l

Ruhrgebiet l l l l

Rheinland l l

Berlin l l l

Schleswig-

Holstein l l l l l

Tuttlingen l

Mecklenb.-

Vorpommern l l l l l

Bremen l l l l l

Tabelle: Typologische Einordnung von Gesundheitsregionen;

Darstellung iAT, nach Hilbert/Dülberg/Fretschner 2002, ergänzende Recherchen des iAT

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Titelthema

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Gesundheitsregionen und ihre Marken (Auswahl); Karte iAT vv   setzungen: die Lebensqualität der Be-

völkerung zu verbessern und zukunftssichere Arbeitsplätze zu schaffen. Zunächst einmal: Die medizinische Grundversorgung ist in allen Regi- onen gewährleistet. Bei genauerem Hinschauen lassen sich dennoch Kompetenzen erkennen, die überdurchschnittlich ausgeprägt sind und auf überregionale Aufmerksamkeit und Nachfrage stoßen. Noch deutlicher wird dies in den Zulie- fer- und Randbereichen, und diese tragen ganz wesentlich zu den unterschiedlichen Profilen der Gesundheitswirtschaftsregionen bei:

Schleswig-Holstein beispielsweise weist im Vergleich zu anderen Bundesländern den höchsten Beschäftigtenanteil in der Gesund- heitswirtschaft auf. Alle drei Gesundheitsbe- reiche sind dabei gut aufgestellt und haben sich seit 1999 sehr gut weiterentwickelt.

Bayern liegt mit seinem Anteil von 1,5 Prozent an der Gesamtbeschäftigung eher im hinteren Mittelfeld. Die Vorleistungsin- dustrie ist in den einzelnen Regionen des Landes jedoch stark und gut aufgestellt. Hier können die Region Rhön-Saale und die Stadt München hohe Beschäftigungszuwächse von Prozent bzw. 18 Prozent verzeichnen.

Nordrhein-Westfalen rangiert mit seinem

Beschäftigtenanteil von 14,1 Prozent im Mittelfeld. Mit neu entstandenen Initiativen wie BioRiver oder Lifetec-Ruhr konnte die dortige Zulieferindustrie jedoch einen hohen Beschäftigungszuwachs verzeichnen, und das Ruhrgebiet konnte in den gesundheitsnahen Randbereichen aufholen.

Hinsichtlich der in den Ländern verfolgten Strategien lassen sich zwei Varianten unter- scheiden, die sich zugespitzt als die etatistische, beispielsweise in Bayern, und als die dezentrale, beispielsweise in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, charakterisieren lassen.

Bayern scheint seinen Bemühungen einen stärker industriepolitischen Ansatz zugrunde zu legen, was sich unter anderem darin ausdrückt, dass die Aktivitäten dem Wirtschaftsministerium zugeordnet und in die Hightech-Programme ein- gebunden sind. Auch Mecklenburg-Vorpommern geht diesen Weg.

Während Bayern den Schwerpunkt seiner För- derung werbewirksam auf die Zulieferindustrie setzt, versuchen Schleswig-Holstein und Nord- rhein-Westfalen die Gesundheitswirtschaft als Ganzes weiterzuentwickeln. Dazu sind dezentrale Steuerungsgremien entstanden, denn nur durch

eine systematische Vernetzung der wichtigsten Akteure aller gesundheitsrelevanten Bereiche können die verschieden akzentuierten Aktivitäten der Regionen produktiv eingebunden werden.

Ein wichtiger Schritt dazu wurde in Schleswig- Holstein mit der Errichtung der Gesundheitsiniti- ative vollzogen. In diese Initiative sind neben der Staatskanzlei vier Ministerien sowie entschei- dende Akteure aus den Gesundheitsbranchen vertreten. Auch Nordrhein-Westfalen baut der- zeit eine koordinierende Stelle für die nordrhein- westfälische Gesundheitswirtschaft auf.

Auffällig ist, dass der Qualifizierung und Arbeits- gestaltung in den regionalen Entwicklungsstra- tegien relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dabei lassen sich akute Engpässe in der Versorgung, in der Realisierung von Marktchan- cen, in der Pflege und im Gesundheitstourismus auch auf Qualifizierungsengpässe zurückführen.

Schon die Geschichte der Industrieentwicklung hat gezeigt, dass ohne eine ständige Erneuerung und Pflege des Humankapitals weder Unterneh- men stabilisiert und Potenziale ausgeschöpft noch neue Märkte erschlossen werden können.

Gleiches gilt auch für die Gesundheitswirt- schaft. Qualifizierung wird damit zu einem wichtigen, wenn nicht zu dem zentralen Träger

der Wertschöpfung in der Gesundheitswirtschaft.

Allerdings präsentieren sich die Bereiche Arbeitsgestaltung und Qualifizierung in der Gesundheitswirtschaft derzeit mehr als Achillesferse, denn als Innovationsmotor.

Es bleibt noch die Frage, welche Beschäftigungsef- fekte die unterschiedlichen Herangehensweisen haben und inwiefern sie die Lebensqualität für die Bevölkerung verbessern.

Diese Frage kann derzeit nicht sicher beantwortet werden.

Noch gibt es kein zuverlässiges methodisches Instrumentari- um, mit dem überprüft werden könnte, ob die strategischen Ansätze der verschiedenen Länder und Regionen in diesem Sinne unterschiedlich erfolg- reich waren. Ein solches Instru- mentarium wäre aber wichtig für die weitere Ausgestaltung der Gesundheitswirtschaftspo- litik. Und ein solches zu entwi- ckeln und anzuwenden, ist eine nahe liegende wie drängende Forschungsfrage. o

Michaela Evans, Wolfgang Potratz, Institut Arbeit und Technik

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Titelthema

Alltagsbegleitung in der Pflege

Das ESF-Projekt Blickwechsel fördert Innovationen in der Pflege- und Gesundheitsbranche

Der Wechsel von reiner Pflege zur Pflege mit Alltagsbegleitung erhöht die Lebensqualität im Alter und bei Demenz. Und Hilfsangebote, die auf Alltagsbegleitung setzen, schaffen neue Arbeitsplätze. Meistens für Frauen und häufig in ländlichen Gebieten. Das Projekt Blickwech- sel unterstützt Unternehmen und Einrichtungen aus der Pflegebranche, solche Angebote zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.

Blickwechsel ist eines von fünf Projekten der 17.

INNOPUNKT-Kampagne ‚Beschäftigung in der Gesundheitswirtschaft – Chancen nutzen‘ und wird wie alle INNOPUNKT-Projekte aus ESF-Geld- ern gefördert. Für Projektleiterin Eva Gehltomholt ist es das zweite Projekt, das in der Pflege- und Gesundheitsbranche angesiedelt ist. ‚Hoffnung Alter‘ unterstützte Pflegeeinrichtungen dabei, innovative Ansätze für eine alternsgerechte Per- sonalpolitik einzuführen und dabei verstärkt auf ältere Fachkräfte zurückzugreifen. Auch ‚Hoff- nung Alter‘ war ein INNOPUNKT-Projekt, damals gefördert über die 10. Kampagne ‚Mehr Chancen für ältere Fachkräfte‘. Bei ‚Hoffnung Alter‘ ging es darum, die Arbeitsfähigkeit älterer Beschäf- tigter zu erhalten und die Arbeitsbedingungen zu gestalten, um Belastungen zu verringern.

Blickwechsel unterstützt die Unternehmen dabei, neue Geschäftsfelder zu entwickeln und damit neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Pflegeeinrichtungen waren in Projekten bisher kaum vertreten

Auf die Pflegebranche kam Eva Gehltomholt als sie überlegte, in welchen Branchen im Land Brandenburg die Nachfrage nach Arbeitskräften steigt und welche dieser Branchen einen Bedarf an Beratungen haben. „Unternehmen der Pflege- und Gesundheitsbranche waren bis dahin bei geförderten Projekten, die Unternehmen beraten, kaum vertreten“, erzählt sie. „Dabei müssen gerade diese Unternehmen auf Kosten- und Leistungsdruck sowie auf eine veränderte Nach- frage mit Innovationen reagieren.“ 17 kleine und mittlere Unternehmen machen bei Blickwechsel mit. Dabei sind auch Unternehmen, die schon bei

‚Hoffnung Alter‘ mitgemacht hatten, etwa das Altenpflegeheim Martha Piter in Brandenburg an der Havel und die Einrichtungen und Vereine des Verbandes Volkssolidarität. „Die Unternehmen schätzen die Kontinuität, die wir ihnen bieten. Sie kennen uns und sie kennen auch schon unsere strategischen Partner“, sagt Eva Gehltomholt.

Die Unternehmen brauchen eine größere Band- breite an Angeboten, das müssen sie planen und umsetzen und dabei unterstützt Blickwechsel sie. Etwa das Diakonische Werk im Kirchenkreis Uckermark, das ein Kleinstheim für Menschen mit Demenz aufbauen will. Oder der Pflege- dienst Sylvia Matthes, der eine Sozialstation in Schwedt betreibt. Bisher unterstützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialsta-

tion pflegebedürftige Menschen in Einzelhaus- halten und Wohngemeinschaften in Schwedt und Umgebung. Jetzt möchte die Leiterin des Pflegedienstes eine umfassendere Leistungskette gerade auch für das ländliche Umfeld aufbauen.

Dazu gehören niedrigschwellige Beratungsange- bote und praktische Hilfen im Alter für pflegebe- dürftige Menschen und Menschen mit Demenz sowie deren Angehörige. Wünschenswert wäre auch ein Tagespflegeangebot, das flexibel auf die Kundenwünsche eingeht.

Arbeitsplätze für Frauen

„Mit solchen Angeboten schaffen die Unter- nehmen Arbeitsplätze, vor allem für Frauen und auch in ländlichen Regionen mit hoher Arbeitslo- sigkeit“, erzählt Eva Gehltomholt. Und: „Die Entwicklung neuer Angebote ist ein dynamischer Prozess, bei dem gut neue Mitarbeiter einbezo- gen werden können.“

Neben wirtschaftlichen und Beschäftigungs- aspekten geht es bei Blickwechsel auch darum, Angebote zu schaffen, die älteren und pfle- gebedürftigen Menschen soweit es geht ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Dieses Konzept wird etwa in Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz umgesetzt und drückt sich auch in der Wortwahl aus: „Statt um Pflege geht es in den Wohngemeinschaften darum, die Menschen in ihrem Alltag zu begleiten“, erzählt Eva Gehltomholt. Beispielsweise bereiten die Pflegerinnen oder – wie Eva Gehltomholt sie nennt – die Alltagsbegleiterinnen, wenn es geht, die Mahlzeiten gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu und essen auch gemeinsam. Das kostet Zeit: „Wenn das Konzept Alltagsbegleitung heißt, dann muss die Arbeitsorganisation so gestaltet werden, dass nicht ‚durchgepflegt‘ werden muss.“ Hier bietet Blickwechsel Beratung und Qualifizierung an, damit die Unternehmen passende Konzepte erarbeiten können. Die Unternehmen, die von Blickwechsel betreut werden, planen derzeit, 16 solcher Wohngruppen zu etablieren. Wenn alle geplanten Wohngruppen zustande kommen, werden rund 70 neue Arbeitsplätze entstehen.

Qualität in der Pflege – Qualität der Arbeit

Konzepte, die einen stärkeren Akzent auf die Alltagsbegleitung legen, bieten Vorteile für die

Pflegenden und die Pflegebedürftigen. In diesen Konzepten fließen deshalb Qualität der Arbeit und Qualität in der Pflege ineinander. „Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die eine Verbesse- rung bringen“, hat Eva Gehltomholt im Projekt

‚Hoffnung Alter‘ erfahren. „In einem Heim gab es einen Badetag pro Woche, das war Stress für die Angestellten und Stress für die Bewohner.“

Aufgeteilt auf mehrere Tage der Woche sei die Belastung für alle gesunken. o (jac) Infos

Förderverein Akademie 2. Lebenshälfte im Land Bran- denburg e. V., Oderstr. 23-25, 14513 Teltow;

Eva Gehltomholt, Tel.: (0 33 28) 47 31 34, E-Mail: gehltomholt@lebenshaelfte.de, Internet: www.akademie2.lebenshaelfte.de;

17. INNOPUNKT-Kampagne ‚Beschäftigung in der Gesundheitswirtschaft‘ im Internet:

www.lasa-brandenburg.de/index.php?id=471;

10. INNOPUNKT-Kampagne ‚Mehr Chancen für ältere Fachkräfte‘ im Internet:

www.lasa-brandenburg.de/index.php?id=109 Auch im Alter wollen die Menschen ein selbst-

bestimmtes Leben führen

Zu Hause leben – vielen älteren ist dies mithilfe ambulanter Pflegedienste lange möglich

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Titelthema

Berlin und Brandenburg stehen mit ihrem Mas- terplan nicht allein. So bemühen sich Mecklen- burg-Vorpommern mit BioCon Valley, Bayern mit Health Care Bayern e. V. und andere Regionen um eine gute Positionierung in der größten Wirtschaftsbranche Deutschlands. Die Gesund- heitswirtschaft wird als überdurchschnittlicher Wachstumsträger angesehen, in dem bundesweit 4,6 Millionen Menschen Arbeit haben und der einen jährlichen Umsatz von 250 Milliarden Euro erzielt. Wirtschaftsforscher halten ein Umsatz-

wachstum auf 450 Milliarden Euro und die Steigerung der Erwerbstätigenzahlen um bis zu einer Million bis zum Jahr 2020 für realisierbar.

Der Gesundheitssektor in der Region Berlin- Brandenburg beschäftigt 44.500 Personen, das sind 1,5 Prozent aller Erwerbstätigen in der Region (sogenannte Rürup-Studie; s. S. 11, d.

Red.). Nach dieser Studie hatte die Gesundheits- wirtschaft in der Region eine Bruttowertschöp- fung von 12,29 Milliarden Euro

im Jahr 2004 erwirtschaftet, das sind 10,2 Prozent der gesamten Wertschöpfung in der Region. Auch diese Studie sieht ein langfristiges Wachstum in der Gesundheitswirtschaft und schätzt die Wachstums- aussichten in der Region auf 74.100 Beschäftigte und die Steigerung der Bruttowert- schöpfung auf 15,08 Milliarden Euro bis 2020 ein.

Mithilfe des Masterplans soll die Gesundheitsregion Berlin- Brandenburg diese Wachstums- chancen noch besser nutzen.

Der Masterplan beinhaltet ein Leitbild, strategische Ziele und empfohlene Maßnahmen. Er teilt sich in zwölf Handlungsfelder auf:

Gesundheitswissenschaften als Grundlage und Motor der Entwicklung;

Lehre, Ausbildung, Fortbildung;

Transparenz und Steuerung;

Marke, Messen, Kongresse;

Biotechnologie und Biomedizin;

Medizintechnik und Telemedizin;

Angebote und Dienste für ältere Menschen einschließlich Pflege;

Modernisierung und Optimierung der Ge- sundheitsversorgung;

Prävention, Gesundheitsförderung, Rehabili- tation und Ernährung;

Verlängerung und Stärkung der Wertschöp- fungsketten;

Gesundheitsstandorte und Entwicklung;

‚Export von Gesundheit‘ und ‚Gesundheitstou- rismus‘.

Für die Handlungsfelder konnten die Mitglieder der ressortübergreifenden Steuerungsgruppe hochkarätige Akteure aus Berlin und Branden-

burg gewinnen, die sich als Handlungsbeauftrag- te der jeweiligen Handlungsfelder annehmen.

Die Wissenschaftler, Unternehmer und Experten arbeiten an den empfohlenen Maßnahmen wei- ter und sie entwickeln neue Maßnahmen.

Die Umsetzung des Masterplans hat sich das

‚Kooperationsnetzwerk Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg‘ in die Satzung geschrieben, das mit seinem Logo ‚Health Capital Berlin- Brandenburg‘ auf sich aufmerksam macht (siehe Seite 10, d. Red.). Sprecher ist der Präsident der Akademie der Wissenschaften Berlin-Branden- burg, Prof. Dr. Dr. Günter Stock, der weit über seine Sprecherfunktion hinaus die Antriebsfeder des Netzwerkes und das Bindeglied zur ressort- übergreifenden Steuerungsgruppe ist. Da die

Umsetzung des Masterplans Aufgabe der Akteure und nicht in erster Linie Sache der Landesregie- rungen ist, bedarf es weiterer Mitglieder für das Netzwerk, dem bislang fast 40 Einrichtungen und Unternehmen beigetreten sind. Insbesondere die Brandenburger Mitglieder würden sich über eine Verstärkung aus Brandenburg sehr freuen. Auch die LASA Brandenburg GmbH ist aktiv an der Umsetzung des Masterplans beteiligt. Sie wirkt intensiv im Handlungsfeld 2 ‚Lehre, Ausbildung, Fortbildung‘ mit. Und sie betreut die Projekte der 17. INNOPUNKT-Kampagne ‚Innovationen in der Gesundheitswirtschaft – Chancen für Beschäftigung und Beschäftigte‘, die unmittelbar Maßnahmen aus dem Masterplan umsetzen. o

Michael Siebke, MASGF Infos

Health Capital im Internet: www.healthcapital.de Dort finden Sie neben aktuellen Informationen auch den Masterplan ‚Gesundheitsregion Berlin-Branden- burg‘ und die Handlungsfeldbeauftragten.

Ein Masterplan Gesundheitswirtschaft für Brandenburg und Berlin

Wenn schon – denn schon, und dann gleich richtig!

Die Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg soll zu dem innovativsten und leistungsstärksten Zentrum der Gesundheitswirtschaft in Deutschland werden. Diese Vision liegt dem Masterplan Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg zugrunde. Mit dem Masterplan beschreiten die beiden Länder einen gemeinsamen Weg in der Gesundheitswirtschaft. Ziele sind eine bessere Versorgung der Bürger beider Länder und die Stärkung der Wachstums- und Beschäftigungs- potenziale in der gemeinsamen Region.

Der Weg zum Masterplan

Ende oktober 2007 hat die ressortübergrei- fende Steuerungsgruppe der Länder Berlin und Brandenburg ihren Masterplan Gesundheitsre- gion Berlin-Brandenburg beschlossen. in der Steuerungsgruppe waren die Staatssekretäre für Wirtschaft, für Gesundheit und für Wissen- schaft sowie die Chefin der Senatskanzlei und der Chef der Staatskanzlei vertreten.

Angefangen hatte alles mit einem ersten Ent- wurf der Berliner Ressorts unter Federführung von Wirtschaftsstaatssekretär Volkmar Strauch im August 2005. Dieser Entwurf betrachtete vordergründig die Berliner Potenziale, ledig- lich einige wenige Einrichtungen Brandenburgs fanden Erwähnung. im März 2006 kam es dann zu der entscheidenden, ersten gemeinsamen Sitzung der Berliner und der Brandenburger Staatssekretäre. Schnell bestand Einigkeit, dass nur ein Masterplan für die gesamte Gesund- heitsregion Berlin-Brandenburg die hoch ge- setzten Ziele erreichen kann. Ende April 2006 legte die ressortübergreifende Steuerungsgrup- pe einen ersten Vorschlag für einen gemein- samen Masterplan vor. Dieser wurde unter Ein- beziehung externen Sachverstands mehrfach modifiziert. Für Brandenburg war hierfür die Studie zur Gesundheitswirtschaft Brandenburg von größter Bedeutung. Das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie hatte die iGES institut für Gesundheits- und Sozial- forschung GmbH mit der Studie beauftragt. im August 2006 wurden die Ergebnisse veröffent- licht.

Infos

Studie im Internet: www.masgf.brandenburg.

de/media/1336/expertise_ges.pdf

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Die Gesundheitswirtschaft mir ihren Teilbereichen; Grafik: iAT

(9)

Titelthema

Herr Siebke, welche strategischen Handlungs- felder des Masterplans sind vor allem für das Land Brandenburg von Bedeutung?

Alle, genauso wie für das Land Berlin. Sicherlich gibt es einzelne Stärken, beispielsweise die Hochleistungsmedizin in Berlin und die statio- näre medizinische Rehabilitation in Branden- burg, aber auch diese sind durch eine stärkere Vernetzung für beide Länder von großer Bedeu- tung. Ein weiteres Beispiel wäre die universitäre medizinische Lehre in Berlin und die mit der Charité kooperierenden Lehrkrankenhäuser im Land Brandenburg.

Welche Handlungsfelder betreffen die Haupt- stadtregion, welche die peripheren Regionen?

Diese Frage kann nicht generell beantwortet werden. Die Bezeichnung der Handlungsfelder muss als Überschrift gelesen werden, unter der sich ein breit gefächerter Strauß von Teil- bereichen befindet. Nehmen wir als Beispiel die Telemedizin aus Handlungsfeld 6. Vor dem Hintergrund der demografischen Gesell- schaftsentwicklung hat die Telemedizin für das Flächenland Brandenburg eine besondere Bedeutung. Wenn wir an das Modellprojekt

‚Schwester Agnes‘ in Lübbenau denken, das eine integrative und nachhaltige medizinische Versorgung im ländlichen Raum sichern helfen soll, so hat dieses für Brandenburg unbestrit- ten einen besonderen Nutzen, könnte aber auch im Ballungsraum Berlin zu sinnvollen Synergien führen. Eindeutiger wird es beim Handlungsfeld 12 ‚Export von Gesundheit‘ und

‚Gesundheitstourismus‘. Hier liegt die Priorität zur Gewinnung ausländischer Patienten für eine Krankenhausbehandlung eindeutig bei Berlin und die Verwöhnbehandlung sowie die qualitätsgesicherte Wellnessanwendung für Gesundheitstouristen konkurrenzlos in den Brandenburger Kurorten und Heilbädern.

Wie will das Land Brandenburg die Ziele in diesen Handlungsfeldern erreichen?

Staatssekretär Winfrid Alber vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie (MASGF) hat als Federführender für Branden- burg gemeinsam mit seinen Brandenburger Kollegen für jedes der zwölf Handlungsfelder aus der Brandenburger Gesundheitsszene hoch- karätige Akteure zu Handlungsfeldbeauftragten berufen, die gemeinsamen mit den Berliner Beauftragten die empfohlenen Maßnahmen angehen werden. Wichtig ist zu wissen, dass die beteiligten Staatssekretäre der Länder Berlin und Brandenburg mit dem Masterplan ein

‚Handbuch mit Kartenmaterial und Wegweisern‘

für die Entwicklung der Gesundheitswirtschaft in der Region erarbeitet haben. Die Umsetzung des Masterplans und der Wettlauf unter den Gesundheitsregionen Deutschlands müssen jedoch von den Akteuren des Gesundheitsbe- reichs selbst bestritten werden. Ich bin mir aber sicher, dass die zuständigen Fachressorts in den Landesregierungen die Teilnehmer begleiten werden.

Welche Synergien erhofft sich Brandenburg durch die Kooperation mit Berlin?

Berlin und Brandenburg sowie die Mitglieder des ‚Kooperationsnetzwerks Gesundheitswirt- schaft‘ sind sich darin einig, dass Berlin und Brandenburg unabhängig voneinander eigene Potenziale in der Gesundheitswirtschaft haben, die eine Versorgung der Bevölkerung sichern und die in Teilbereichen konkurrenzfähig sind. Nur bei einem Zusammengehen kann die Gesund- heitswirtschaft von Berlin und Brandenburg national und international in die erste Reihe gestellt werden und eine optimalere Versorgung der Menschen in der Region erzielt werden. Das haben bereits die Zusammenarbeit der Zukunfts Agentur Brandenburg mit Berlin Partner GmbH sowie das länderübergreifende Aktionszentrum BioTOP Berlin-Brandenburg im Kompetenzfeld Biotechnologie/Biomedizin und die abgestimmte Krankenhausplanung der Länder Berlin und Brandenburg gezeigt. Ausschlaggebend dafür sind zwei wesentliche Faktoren: die demogra- fisch bedingte Veränderung und die weltweite Wachstumsbranche Gesundheitswirtschaft.

Welche Rolle spielt das MASGF bei der Um- setzung der Handlungsfelder?

Die Aufgaben des MASGF dabei sind vielfältig.

Bedingt durch die Federführung für Branden- burg sind es organisatorische sowie koordinie- rende Aufgaben, im Wesentlichen zwischen den Brandenburger Ressorts, der Senatsverwal- tung für Wirtschaft in Berlin, die in Berlin die Federführung hat, und der Geschäftsstelle des Kooperationsnetzwerks Gesundheitswirtschaft.

Unterstützt werden außerdem die Handlungs- feldbeauftragten von sechs Handlungsfeldern, für die das MASGF die ‚Patenschaft‘ übernom- men hat. Letztendlich bringen Mitarbeiter aus den Abteilungen ihre Sachkenntnis und Erfah- rungen bei Workshops und in Arbeitsgruppen in die Handlungsfelder mit ein.

Herr Siebke, vielen Dank für das Gespräch. o

(jac)

„Akteure müssen den Masterplan umsetzen“

Interview mit Michael Siebke, MASGF

Michael Siebke ist im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie des Landes Brandenburg Ansprechpartner für den Masterplan ‚Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg‘. Im Interview erläutert er die Kooperation zwischen den beiden Ländern.

Info-Portal

Aus- und Weiterbildung

Mit dem Masterplan Gesundheitsregion ha- ben Berlin und Brandenburg entschieden, das Feld der Gesundheit systematisch weiterzu- entwickeln und zu fördern. Dazu werden in verschiedenen Handlungsfeldern Kernkom- petenzen gestärkt. Das Ziel im Handlungsfeld

‚Aus-, Fort- und Weiterbildung‘ ist es, eine Übersicht aller Angebote zu erstellen und bei der Orientierung zu helfen.

Angebote gibt es für

Unternehmen der stark wissensbasierten Gesundheitswirtschaft, die Informationen zur Personalentwicklung und zur betrieblichen Aus- und Weiterbildung brauchen;

Beschäftigte in der Gesundheitswirtschaft;

Schüler auf der Suche nach einem Beruf.

Das Netzwerk Gesundheitswirtschaft hat in Ko- operation mit der SPI Consult GmbH eine Inter- netpräsentation Aus- und Weiterbildung in der Region Berlin und Brandenburg für Fachkräfte in der Gesundheitswirtschaft aufgebaut. Dieser Webauftritt wurde im Rahmen des JOBSTAR- TER-Programms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entwickelt. Im Kontext des Masterplans war es u. a. durch EFRE-Mittel möglich, die Website zu einem Informationspor- tal auszubauen. Nutzer finden hier

einen thematisch gegliederten Ausbildungs- atlas Gesundheit Berlin-Brandenburg,

alle anerkannten Weiterbildungsangebote in Berlin und Brandenburg, thematisch gefiltert.

Ende des Jahres 2007 wird noch ein Studienfüh- rer herauskommen.

Bei den Weiterbildungsangeboten finden sich beispielsweise Aus- und Weiterbildungen zum/zur Gesundheits- und Krankenpfleger/in, zur Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung in der Werkstatt für behinderte Menschen sowie zum/zur Fachwirt/in im Sozial- und Gesundheits- wesen. Angeboten wird auch ein Bachelor-Studi- engang Medizinische Technik.

Die Informationen zu den Weiterbildungen lie- fern die Weiterbildungsdatenbanken Berlin und Brandenburg über das gemeinsame Suchportal für Weiterbildung. Über Suchbegriffe werden die Informationen dem Ausbildungsnetzwerk MediNet tagaktuell zur Verfügung gestellt.

Heidrun Saalfrank, LASA;

Tobias Funk, SPI Consult Infos

Masterplan: www.healthcapital.de;

Aus- und Weiterbildung in der Region Berlin und Bran- denburg für Fachkräfte in der Gesundheitswirtschaft:

www.medinet-ausbildung.de;

Suchportal der Weiterbildungsdatenbanken Berlin und Brandenburg: www.wdb-suchportal.de

(10)

Titelthema

Die Gesundheitswirtschaft der Region Berlin- Brandenburg boomt. Maßgeblich unterstützt wird sie dabei von dem Netzwerk Gesundheits- wirtschaft Berlin-Brandenburg. Hier werden die Aktivitäten in den zwölf Handlungsfeldern des Masterplans ‚Gesundheitsregion Berlin-Bran- denburg’ koordiniert (siehe Seite 8, die Red.). Die Handlungsfeldbeauftragten kommen paritätisch aus Berlin und Brandenburg und auch die zahl- reichen Partner und Akteure in den Handlungs- feldern stammen aus verschiedenen Berliner und Brandenburger Einrichtungen. Dadurch wird der Masterplan sozusagen ‚von unten’ umgesetzt.

Ziel ist es, die Vernetzung der Gesundheitswirt- schaft zu forcieren.

Schlüsselthema Fachkräfte

Eine Querschnittsaufgabe ist es, für Unterneh- men und Einrichtungen der Gesundheitswirt- schaft ein qualifiziertes Fachkräfteangebot zu sichern. Diese Aufgabe ist nahezu für alle zwölf Handlungsfelder des Masterplans relevant. Ver- schiedene Studien prognostizieren der Branche demografisch bedingte Fachkräfteengpässe, bei-

spielsweise die ‚Brandenburger Fachkräftestudie‘

(IPRAS e. V., Jena 2005; s. S. 11, die Red.) oder die Feldstudie ‚Bildungsbedarf in der Gesundheits- wirtschaft‘ (IHK Berlin, 2007). Die sogenannte

‚Rürup-Studie‘ (s. S. 11, die Red.), sagt darüber hinaus ein deutliches Beschäftigungswachstum voraus. Der wirtschaftliche Erfolg einer Region oder Branche, so auch der Gesundheitswirtschaft in Brandenburg und Berlin, wird davon abhän- gen, ob es gelingt, gut qualifiziertes Personal zu akquirieren. Im Handlungsfeld zwei des Master- plans ‚Aus-, Fort- und Weiterbildung‘ werden die Aktivitäten zur Fachkräftesicherung gebün-

delt. Unter Federführung der IHK Berlin, der Fachhochschule Lausitz und der Akademie für Gesundheits- und Sozialberufe beschäftigen sich vier Arbeitsgruppen des Netzwerkes Gesund-

heit mit den Aspekten des Themenkomplexes.

Die LASA ist dabei wesentlich daran beteiligt, einen Bildungsatlas und eine Internetplattform zu erarbeiten sowie das Fachkräftemonitoring umzusetzen (s. Kasten).

Unterstützung durch Politik

Die Länder Berlin und Brandenburg stärken mit ihrer Wirtschafts- und Arbeitspolitik Zukunfts- branchen und unterstützen die Clusterbildung.

Berlin hat drei Cluster identifiziert: Gesundheits- wirtschaft, Verkehrswirtschaft und Kreativwirt- schaft. Brandenburg hat 16 Branchenkompe- tenzfelder festgelegt, die besonders unterstützt werden. In Brandenburg ist die Gesundheitswirt- schaft nicht als eigenes Branchenkompetenz- feld definiert, von einer abgrenzbaren Branche lässt sich allerdings auch kaum sprechen. Die Gesundheitswirtschaft hat Schnittmengen mit vielen Branchenkompetenzfeldern und findet sich somit in Teilen in den Branchenkompetenz- feldern des Landes wieder, beispielsweise in den Branchen ‚Biotechnologie/Life Sciences‘ oder

‚Tourismus/Wellness‘. o

Stefanie Richter, IHK Berlin;

Marco Ullmann, LASA Brandenburg GmbH Infos

Internet: www.healthcapital.de;

Informationen zum Handlungsfeld ‚Aus-, Fort- und Weiterbildung‘ gibt die IHK Berlin unter

Tel.: (0 30) 3 15 10-6 22 oder E-Mail: stefanie.richter@berlin.ihk.de

An die Spitze streben

Die Sicherung von Fachkräften ist eine Querschnittsaufgabe des Netzwerks Gesundheitswirtschaft

Unter dem Logo Health Capital strebt die Gesundheitswirtschaft in Berlin und Brandenburg an die Spitze der Gesundheitsregionen in Deutschland. Angesichts der prognostizierten posi- tiven Beschäftigungsentwicklung in dieser Branche wird das Thema Fachkräftesicherung dabei zu einem entscheidenden Wachstumsfaktor.

Berlin-Brandenburger Präsentation der ‚Rürup-Studie‘

Logo des Gesundheitsnetzwerkes Health Capital

Masterplan: Arbeitsgruppen zum Handlungsfeld ‚Aus- und Weiterbildung‘

Transparenz Aus- und Weiterbildung Unter Koordination von SPi Consult wurde unter anderem eine internetplattform auf- gebaut, die über Aus- und Weiterbildungs- angebote speziell in der Gesundheitswirt- schaft informiert (siehe Seite 9, die Red.).

Fachkräftemonitoring

Um durch Aus- und Weiterbildung Fachkräf- te zu sichern, müssen die Bedarfe bekannt sein. Dazu erarbeitet die Arbeitsgruppe Umsetzungsmöglichkeiten für ein Fachkräf- temonitoring, um bestehende und zukünf- tige Fachkräftebedarfe und -ressourcen in der Gesundheitswirtschaft zu identifizieren.

Die Ergebnisse des Monitorings sollen unter anderem von Bestandsunternehmen, inves- toren sowie von Bildungsanbietern genutzt werden können.

Bildungswege optimieren

Das Bildungsangebot für die verschiedenen Bereiche der Gesundheitswirtschaft stellt sich sehr unterschiedlich dar. So gibt es zum Beispiel vergleichsweise wenig Angebote, die auf die Health Care industry zugeschnit- ten sind. Auch wurde in der Feldstudie der iHK Berlin zum Qualifizierungsbedarf in der Gesundheitswirtschaft ein umfänglicher Be- darf an Qualifizierungen im Bereich sozialer Kompetenzen sowie Fremdsprachenkennt- nisse benannt, der sich aber im Angebot der Bildungsträger nicht widerspiegelt. Es stellt sich also die Frage, ob die Bildungsangebote den Bedarfen angepasst werden müssen.

Darüber hinaus befasst sich die Arbeits- gruppe mit den Möglichkeiten von moder- nen Lehr- und Lernformen, beispielsweise E-Learning und Blended Learning, sowie mit der Frage, wie ältere Menschen besser in die Bildungswege einbezogen werden können.

Marketing in der Gesundheitswirtschaft Ziel ist es, für die Aus- und Weiterbildung in der Gesundheitswirtschaft zu sensibili- sieren sowie die Region Berlin-Brandenburg auf der Messe ‚Gesundheit als Beruf‘ als Gesundheitsregion zu präsentieren und zu vermarkten.

Infos

Die Messe ‚Gesundheit als Beruf‘ findet am 7.

und 8. März 2008 in der URANIA Berlin statt.

(11)

Titelthema

Die Studie ‚Wachstums- und Beschäftigungs- potenziale der Gesundheitswirtschaft in Berlin-Brandenburg‘ versucht erstmalig, die Wertschöpfungs- und Beschäftigungsanteile der einzelnen Branchen der Gesundheitswirtschaft zu bestimmen. Dabei werden die Indikatoren Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigenzahlen mithilfe eines Wertschöpfungsansatzes auf Basis der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung be- rechnet. Bei der Branchenabgrenzung orientiert sich die Studie am Schichtenmodell des Instituts für Arbeit und Technik (s. Grafik Seite 8, die Red.) und schließt das verarbeitende Gewerbe, den Handel, das Gesundheitswesen sowie weitere Einrichtungen ein, worunter auch Forschung und Entwicklung fällt.

Die Zahlen

Im Jahr 2004 arbeiteten 44.500 Menschen in der Gesundheitswirtschaft, das waren 1,5 Pro- zent der Erwerbstätigen in Berlin-Brandenburg.

Gegenüber 1996 entspricht das einem Anstieg von 9,7 Prozent. Bis 2020 prognostiziert die Studie einen langsamen Rückgang des Beschäf-

Wertschöpfung und Beschäftigung

Ergebnisse der ‚Rürup-Studie‘ zur Gesundheitswirtschaft

Demografischer Wandel und medizinisch-technischer Fortschritt sollen der Gesundheitswirt- schaft ein überdurchschnittliches Wachstums- und Beschäftigungspotenzial bescheren. Es ist jedoch schwierig, die Gesundheitswirtschaft exakt in Zahlen abzubilden. Eine von Health Capital in Auftrag gegebene Studie hat jetzt Zahlen zu den Potenzialen in Berlin-Brandenburg ermittelt.

tigungswachstums. Insgesamt werden im Jahr 2020 74.100 Erwerbstätige in der Gesund- heitswirtschaft beschäftigt sein. Somit würden die Beschäftigtenzahlen in Berlin-Brandenburg gegenüber dem Jahr 2004 um 8,6 Prozent wachsen. Für Gesamtdeutschland prognostiziert die Studie für den gleichen Zeitraum lediglich ein Wachstum von 7,8 Prozent.

2004 erwirtschaftete die Gesundheitswirtschaft in Berlin-Brandenburg 12,29 Mrd. Euro, was einem Anteil von 10,2 Prozent an allen Wirt- schaftszweigen entspricht. Bis 2020 wird die Gesundheitswirtschaft, so die Prognose, auf 15,08 Mrd. Euro anwachsen. Dies entspricht einem Wachstum von 22,6 Prozent. Besonders dominant für die Bruttowertschöpfung ist das Gesundheitswesen, das im Jahr 2004 74,8 Prozent erwirtschaftete und dessen Anteil an der Bruttowertschöpfung im Jahr 2020 76,5 Prozent betragen wird. o Anja Walter, LASA Infos

Die Studie ist im April 2007 erschienen. Sie steht im Internet unter: http://tinyurl.com/2698tf

Leicht rückläufig

Arbeitsplätze im Gesundheits- und Sozialwesen

Trotz steigenden Bedarfs an medizinischen und pflegerischen Leistungen geht die Branden- burger Fachkräftestudie davon aus, dass die Beschäftigung in der Gesundheits- und Sozial- wirtschaft leicht rückläufig sein wird. Anders als die Rürup-Studie beziehen sich die Autoren jedoch nicht auf die gesamte Gesundheitswirtschaft, sondern haben nur Krankenhäuser, Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeheime und ambulante Pflegedienste betrachtet.

Grund für den Beschäftigungsrückgang sind Kostendruck und Einsparungsziele. Dennoch be- nötigen die Unternehmen und Einrichtungen bis zu den Jahren 2010 und 2015 neue qualifizierte Mitarbeiter, weil ältere Beschäftigte in Rente gehen. Der Ersatzbedarf ist dabei größer als der Beschäftigungsabbau. Für ihre Studie haben die Autoren Gesundheits- und Sozialunterneh- men und -Einrichtungen befragt. Insbesondere die Krankenhäuser gehen davon aus, dass sie aufgrund von Kostendruck Personal reduzieren müssen. Einzig die ambulanten Pflegedienste erwarten einen Personalzuwachs. Nach Einschät- zung der Autoren werden die Krankenhäuser vor allem in den Randbereichen Personal reduzieren, beispielsweise in der Hauswirtschaft. Nur im

geringen Umfang erwarten die Autoren, dass qualifiziertes und daher teureres Personal durch weniger qualifizierte Mitarbeiter ersetzt wird. Als nicht sehr ausgeprägt schätzen die Autoren die Ausbildungsaktivitäten der Branche ein. Wäh- rend die Krankenhäuser eine Ausbildungsquote von sechs Prozent haben, liegt die Quote bei den ambulanten Pflegediensten nur bei drei Prozent.

Hinzu kommt, dass nur jeder dritte Auszubilden- de übernommen wird. Für die Zukunft jedoch befürchten die Unternehmen und Einrichtungen einen Fachkräftemangel. o (jac) Infos

Brandenburger Fachkräftestudie im Internet:

http://tinyurl.com/2lajqr

Health Cluster Net

Für regionale Entwicklung

Health Cluster Net ist ein Netzwerk von 13 Partnern aus verschiedenen europäischen Ländern. Ziel von Health Cluster Net ist es, den Einfluss des Gesundheitswesens auf die regionale Entwicklung aufzuzeigen.

Die Netzwerkpartner gehen davon aus, dass eine Stärkung des regionalen Gesundheitswesens die wirtschaftliche Entwicklung stärkt. Deshalb sei das staatlich finanzierte Gesundheitssystem kein reiner Kostenfaktor. Durch Investitionen in das Gesundheitssystem werden Werte geschaf- fen, die die Regionen befördern. Dazu gehören wettbewerbsfähige Unternehmen, Arbeitsplätze und qualifizierte Arbeitskräfte. Health Cluster Net hat vier Arbeitsschwerpunkte:

Beschaffung: Regionale Gesundheitsdienst- leister, beispielsweise Krankenhäuser, sollen verstärkt ihre Güter von regionalen Unter- nehmen beziehen. Das soll u. a. innovative Unternehmen in den Regionen stärken und qualifizierte Arbeitskräfte binden.

Beschäftigung: Die Partner untersuchen, mit welchen Maßnahmen ein qualifiziertes und flexibles Arbeitskräftepotenzial in den Regionen etabliert werden kann, das es Gesundheitsdienstleistern ermöglicht, sich flexibel auf neue Anforderungen in der Ge- sundheitsversorgung einzustellen. Es werden Vorschläge erarbeitet, wie beispielsweise Langzeitarbeitslose in den Gesundheitssektor integriert werden können.

Investitionen: Regional Verantwortliche für das Gesundheitssystem sollen dazu befähigt werden, durch Planung und Investitionsstra- tegien dazu beizutragen, eine finanzierbare, flexible und dynamische Versorgungsstruktur aufzubauen.

Innovationen: In den Partnerregionen sollen geeignete Bedingungen geschaffen werden, um kontinuierlich Innovationen für den Ge- sundheitsbereich hervorzubringen und deren Anwendung im regionalen Gesundheitssys- tem zu unterstützen, vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen.

Zu den Schwerpunkten werden Strategiepapiere mit Handlungsvorschlägen für Verantwortliche aus den Regionen, den Landesregierungen, der EU sowie Gesundheitsunternehmen erarbeitet.

Das Netzwerk wird aus INTERREG-Mitteln finan- ziert. Das Projekt hat im April 2005 begonnen und läuft bis Ende Dezember 2007. Deutscher Partner ist die ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH (ZAB). o (jac) Infos

Health Cluster Net im Internet:

www.healthclusternet.org;

ZAB: Stephan Worch, Tel.: (03 31) 6 60-31 09, E-Mail: stephan.worch@zab-brandenburg.de, Internet: www.zab-brandenburg.de

(12)

Förderpanorama

Landkreis Barnim

Daten und Informationen zu Bevölkerung und Arbeitsmarkt

Im Nachfolgenden stellen wir die Eckdaten zur Bevölkerungsstruktur, Arbeitsmarkt- und Beschäftigungssituation des Landkreises Barnim vor.

Bevölkerung (Stand: 31.12.2006) Altersstruktur

(Stand: 31.12.2006)

Sozialversicherungs- pflichtige Beschäftigte (Stand: 31.9.2005) Arbeitslose

(Stand: Okt. 2007) Arbeitslosenquoten

nach Personengruppen (Stand: Okt. 2007)

Schwerpunkte des Regionalbudgetkonzeptes

Infos

177.96 Personen davon weiblich 89.011

davon männlich 88.85

Größte Altersgruppen:

1. 25- bis unter 50-Jährige: 65.48 (= 6,8 % der Gesamtbev.) 2. 50- bis unter 65-Jährige: 6.417 (= 20,5 % der Gesamtbev.) . 65-Jährige und älter: 4.25 (= 19,5 % der Gesamtbev.) 40.887 Personen

12.578 Personen davon SGB III: .62

davon SGB II: 8.955

Insgesamt 1,4 %

(d. h. im Vergleich aller Landkreise auf Platz 10)

Frauen: 48,5 % Männer: 51,5 % unter 25 Jahre: 12,9 % über 50 Jahre 28,2 % Im Regionalbudget des Landkreises Barnim sind vier operative Ziele vorgesehen:

1. Nachhaltige Stärkung der Regionalentwicklung,

2. Verbesserung der Vermittlung von arbeitslosen Frauen und Männern;

. Verbesserung der sozialen Teilhabe von arbeitslosen Frauen und Männern;

4. Unterstützung von Akteurskooperationen und Netzwerkbildung.

Kreisverwaltung Barnim, Paul-Wunderlich-Haus, Am Markt 1, 16225 Eberswalde; Marina Leipold, Tel.: (0 4) 2 14 18-52, E-Mail: foerdermittelmanagement@kvbarnim.de

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Regionalbudget

Kompetenzfelder stärken

Die ganzheitliche Entwicklung des Barnim stärken, das ist die übergeordnete Zielset- zung des Regionalbudgets. Welche Schwer- punkte dabei vorgesehen sind und wie sie umgesetzt werden sollen, darüber sprach BRANDaktuell mit Marina Leipold, der Pro- jektleiterin des Regionalbudget-Teams.

Frau Leipold, welche Schwerpunkte möchten Sie mit dem Regionalbudget setzen?

Grundsätzlich zielen wir auf die ganzheitliche Entwicklung des Barnim ab. Dabei möchten wir die vier Kompetenzfelder Gesundheitswirtschaft, Tourismus, Erneuerbare Energien und Metall stärken. Für diese Branchen sollen insbesondere die Fachkräftesicherung und die Netzwerkar- beit weiterentwickelt werden, um bestehende Arbeitsplätze zu sichern und neue zukunftso- rientierte Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen. Dieser Ansatz bietet eine große Band- breite an Möglichkeiten, um arbeitslose Frauen und Männer einzubeziehen. Außerdem ist beabsichtigt, Langzeitarbeitslose entsprechend ihres Anteils an der Gesamtzahl aller Arbeits- losen im Landkreis Barnim zu berücksichtigen.

Über Qualifizierungsmaßnahmen, die auch in den Betrieben der Kernbranchen durchgeführt werden, sollen die Vermittlungschancen der arbeitslosen Personen verbessert werden.

Wie wollen Sie diese Ziele umsetzen?

Eine projektübergreifende Maßnahme ist die Barnimer Arbeitsperspektive. Sie ist als nieder- schwelliges Vermittlungsangebot konzipiert und unterstützt ausgewählte Teilnehmer aus anderen Regionalbudgetprojekten bei ihren Integrationsbemühungen. Die Teilnehmer durchlaufen nach der zehnten Woche eine zertifizierte Eignungsanalyse. Sie beinhaltet die Erstellung eines Stärken- und Schwächenprofils, eine Berufswegorientierung und die Erstellung einer individuellen Bewerbungsmappe. Für sie werden anschließend freie Arbeits- und Prakti- kumsplätze akquiriert.

Ein weiteres innovatives Projekt, welches wir aus einer Modellmaßnahme der Region Prignitz für den Landkreis Barnim entwickelt haben, ist der Barnimer Arbeitstest. Über das Regional- budget haben zwei bis drei Arbeitssuchende drei Monate die Möglichkeit, sich für die zukünf- tige Besetzung eines freien Arbeitsplatzes zu erproben. Der spätere Arbeitgeber kann die Arbeitnehmer auf ihre Eignung hin testen, ist aber verpflichtet, nach Ablauf der Arbeitserpro- bung wenigstens eine Person für einen vorher vereinbarten Zeitraum einzustellen. Über die Barnimer Arbeitsperspektive werden geeignete Arbeitssuchende ausgewählt und während der Arbeitserprobung begleitet. o (em)

Referenzen

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