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Kleine Mitteilungen.
Körösi — Duka — Aurel Stein. — Vor mir liegt ein
hübsches Bändchen, betitelt: In Memoriam Theodore Duka (1825
—1908). By M. Aurel Stein, K. C. I. E. (A lecture read before
the Hungarian Academy of Sciences, October 27, 1913.) Privately
printed (Oxford) 1914. Zwar ist diese, 35 Seiten und ein Bild 5
Duka's enthaltende Schrift ein Privatdruck; aber sie verdient es
durchaus, hier kurz gewürdigt zu werden. Duka kam 1850 als
ungarischer Flüchtling nach London, studierte da Medizin und leistete
dann von 1854—1874 der indischen Regierung hervorragende Dienste
in der ärztlichen Verwaltung, zuletzt als Surgeon-Colonel. Seine lo
Muße benutzte er, um den Spuren seines großen Landsmannes
Alexander Csoma de Körös (ungarisch nennt er sich Körösi Csoma
Sändor) nachzugehen; doch brachte er diese Muße-Studien erst,
nachdem er für die spätem Lebensjahre nach London zurückgekehrt
war, zum Abschluß: seine Biographie von Körösi erschien 1885 zu- i5
gleich in ungarischer und in englischer Ausgabe, letztere in Trübner's
Oriental Series unter dem Titel Life and Works of Alexander
Csoma de Körös. Unsere oben genannte Schrift nun führt gleich¬
sam den ungarisch-indischen Reigen weiter: die so sympathische und
vielverdiente Persönlichkeit Duka's wird da ihrerseits geschildert 20
von Marc Aurel S t e i n. So verbindet sich über Duka hinüber das
Bild desjenigen Ungarn, der in den Zwanziger und Dreißiger Jahren
des letzten Jahrhunderts die tibetische Philologie begründet hat,
mit unserm zeitgenössischen Ungarn , der durch seine wunderbar
erfolgreichen Expeditionen nach Ostturkestan ein paar neue Philo- 25
logien von wiederum buddhistischem Charakter aus dem Nichts hat
hervorzaubern helfen. Möge diese ungarisch-indische Succession
sich fortsetzen. Zunächst aber wünschen wir von Herzen, daß Stein
die bevorstehende Neu-Expedition , von der er im Eingang seiner
Gedächtnisschrift spricht, wieder mit vollem Glück zu Ende führen so
könne. Ernst Leumann.
Zu den von K. M. v. Beurmann in ZDMG. 16,564
erwähnten Partikeln buk und kot des Tripolitanischen. —
Nach einer von v. Beurmann an jener Stelle gegebenen Mitteilung
soll man im arabischen Vulgär von Tripolitanien (bezw. Benghazi S5
Zeitschrift der D. M. G. Bd. 08 (1914). 30
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458 Kleine Mitteilungen.
und weiterhin) zur Verstärkung der Negation ein ,Suä;' oder ein
^hot' anwenden und z. B. für .ich weiß nichts davon* sagen : ana
ma arif buk oder ana ma arif hot. Fleischer bemerkt dazu
in einer Fußnote, daß jene Wörtchen .hinsichtlich ihrer Abstammung
5 und ursprünglichen Bedeutung noch rätselhaft' seien. Es ist buk
nun ohne Zweifel ein stark verkürztes JJÜLj . Direkt buk habe ich
von Tripolitanern allerdings nicht gehört, jedoch bükkull und bukku
(vgl. in gewisser Beziehung meine .Märchen und Gedichte aus der
Stadt Tripolis in Nordafrika", Leipzig 1898, S. 274); erwähnt sei 10 im Anschlüsse hieran auch, daß das sich in so vielen berberischen
Dialekten vorfindende duk oder dok („alles") bekanntlich auf
zurückgeht {alkull, dann akkuü, dann akku ; dann mit Voraufnahme
der Labialisation: duk). Beim hot v. Beurmann's möchte ich indes
fehlerhafte Aufzeichnung annehmen; mir scheint, daß er ein unan-
15 gebrachtes Kompromiß zwischen Jai und ^yü> geschlossen hat, die
beide in einer tripolitanischen Wiedergabe eines Satzes der Be¬
deutung ,ich weiß gar nichts davon' ja recht gut anbringbar sind.
Daß V. B. bei jenen Aufzeichnungen nicht sebr sorfältig verfuhr,
beweist noch Verschiedenes. So z. B. sein Zusatz , daß man auf
20 Malta für „ich weiß gar nichts davon" ana ma arifschSn sage ;
man sagt dort in Wirklichkeit jpna mä ndf SSin (oder jfm-ma
ndf Sein). Ferner ist ein ana ma arif absolut undenkbar für den
Magreb; denn ein vj^l wäre dort na''re/" (oder ähnlich, aber jeden¬
falls mit n), eine aus Ül + + i>^Ls gebildete Konstruktion wäre
25 aber ebenfalls durchaus unmagrebinisch (man würde in Tripolitanien
sicher anf müS 'aref sagen oder aber [anf] manlS 'äref).
Hans Stumme.
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Chronik
der Eeisen, Ausgrabungen und Erwerbungen').
Herausgeber: H. Pick und W. Schubring.
Kleinasisn. Amerikanische Archäologen haben vor einiger
Zeit in der Gegend des alten Sardes Ausgrabungen begonnen. Man
hat dort einen Tempel der Artemis aus dem vierten vorchristlichen
Jahrhundert gefunden. Das für uns wichtigste Ereignis dieser Aus¬
grabungen ist aber die Entdeckung lydischer Inschriften. Ein s
Teil der gefundenen Inschrifteil ist nämlich nebeneinander in grie¬
chischer und lydischer Sprache abgefaßt, andere haben lydischen
und aramäischen Text, so daß man hoffen kann, allmählich zur Ent¬
rätselung der lydischen Sprache vorzuschreiten. (Nach Scribner's
Magazine.) lo
Palästina. Die vorisraelitiscben Kultstätten und Dolmens
Palästinas hat Evarist Mader aufgesucht und von den letzteren
60 Stück zu verzeichnen gefunden. Ein weiteres Ergebnis seiner
Eeise war die Peststellung von 25 Kirchenruinen aus byzantinischer
Zeit, besonders im Süden des Landes. (OLZ. 1914, S. 90.) ifi
Die Portsetzung der Grabungen Sellin's an der Stätte des alten
Siebems, deren Kosten die Akademie der Wissenschaften in Wien
und der Dispositionsfonds des Deutschen Kaisers je zur Hälfte be¬
streiten , hat bedeutende Resultate gehabt. Vollständig freigelegt
wurde das Nordwest-Tor der Stadt, drei von starken Quadertürmen so
flankierte Eingänge, die noch die Schiebelöcher für die Torbalken
und das alte Steinpflaster aufweisen. 15 Meter südlich fand man
die mächtigen Pundamente der Burg, des sog. Millo (Richter 9),
über denen später israelitische und griechische Bauten sich erhoben.
Ist der Millo seinerzeit der Plünderung unterworfen gewesen, so S6
boten die bisher aufgedeckten Privathäuser aus den verschiedenen
Epochen der Stadt reiche Einzelfunde. Die Arbeiten , bei denen
Sellin durch die Herren Praschniker und Grohmann unter-
1) Unter dieser Überscbrift werden die oben S. 229 angelcündigten , Fand¬
berichte" von nun an am Schlüsse jedes Heftes erscheinen. — Die Herausgeber w i e d erhol en h i er di e am an g eg eb en en Ort e ausgesprochene Bitte,
sie möglichst durch Originalmitteilungen zu unterstützen.
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