• Keine Ergebnisse gefunden

Meute auf Seite 3; ,,Vie große Game vor lern fadspurt"

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Meute auf Seite 3; ,,Vie große Game vor lern fadspurt" "

Copied!
20
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Meute auf Seite 3; ,,Vie große Game vor lern fadspurt"

U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G FÜR D E U T S C H L A N D

J a h r g a n g 27 — F o l g e 28

P a r k a l l e e 84, 2000 H a m b u r g 13 / 10. J u l i 1976

C 5524 C

Welches Deutschland ist gemeint?

Zur Bonner Juli-Erklärung - Ernüchterung im In- und Ausland zwingen dazu, Farbe zu bekennen

Das entscheidende Kriterium der v ö l k e r r e c h t - lichen Bedeutung der O s t v e r t r ä g e ist und bleibt die Frage, ob sie den Status der gewalt- samen Z e r s t ü c k e l u n g Deutschlands und der Trennung und Vertreibung von Millionen Deut- schen festschreiben oder offenhalten. In der Auslegung der ö s t l i c h e n Seite beinhalten sie eine Festschreibung für ewige Zeiten. Die Bon- ner Koalitionsregierung hat dem zwar mit dem

„Brief zur Einheit", der Bestandteil des Ver- tragswerkes ist, nicht zuletzt aus u n u m g ä n g l i - chen verfassungsrechtlichen G r ü n d e n , zum Zeit- punkt der Ratifizierung widersprochen. Sie hat jedoch in den Folgejahren im Interesse der sog. Entspannung keinen sonderlichen Wert darauf gelegt, dieser Auslegung im internatio- nalen Bereich, vor allem g e g e n ü b e r Moskau, Warschau und Ost-Berlin Geltung zu verschaf- fen. Dieses wenig dankbare G e s c h ä f t hatte sie vielmehr der Opposition ü b e r l a s s e n .

Gewichtige G r ü n d e haben Bonn jetzt veran- laßt, in glatter Richtung Farbe zu bekennen.

Da ist einmal die weit verbreitete Ernüchte- rung im Inland und im westlichen Ausland ü b e r die weitgehend ausgebliebenen positiven Folgen der „ E n t s p a n n u n g durch Hinnahme des Status quo". Da ist aber auch die Gefahr, d a ß die Opposition mit ihrer kritischen Haltung zu dieser A r t von einseitiger Entspannung zunehmend bei den W ä h l e r n Feld gewinnt Die T A S S - E r k l ä r u n g vom 22. Mai d. J . gab der Bundesregierung deshalb gerade/u willkomme- nen A n l a ß , den eigenen Standpunkt in der Deutschlandfrage zu verdeutlichen, sich der Stimmungslage im Westen anzupassen und der Opposition eine g e h ö r i g e Portion deutschland- politischen Wahlwindes aus den Segeln zu neh- men.

Wesentliche Punkte der Erklärung vom t.

Juli stimmen in der Tat mit den Auffassungen der Opposition ü b e r e i n . Da ist z u n ä c h s t die Feststellung, d a ß der Moskauer Vertrag zwar

„ v o n der bestehenden wirklichen Lage ausgeht", d a ß er aber »die bestehende Lage nicht als end- g ü l t i g voraussetzt", was mit einem Zitat aus dem Scheel-Brief zur deutschen Einheit wie auch mit dem Hinweis auf die S c h l u ß a k t e von Helsinki belegt wird, in der ausdrücklich die M ö g l i c h k e i t b e s t ä t i g t wird, d a ß die „Grenzen in Ü b e r e i n s t i m m u n g mit dem V ö l k e r r e c h t durch friedliche Mittel und durch Vereinbarun- gen g e ä n d e r t werden k ö n n e n " .

Da ist ferner die Z u r ü c k w e i s u n g der sowje- tischen Auffassung, d a ß eine Kritik an den ge- waltsam geschaffenen Z u s t ä n d e n und an der Verletzung der Menschenrechte weder „zynisch"

noch eine „ u n z u l ä s s i g e Einmischung in die inne- ren Angelegenheiten des anderen deutschen Staates" sei. Da ist schließlich und vor allem die geflissentlich mit den W e s t m ä c h t e n erneut abgestimmte Auslegung des V i e r m ä c h t e - A b -

O d e r - N e i ß e :

Unveränderte Position

K o h l antwortet den O s t p r e u ß e n Hamburg — W ä h r e n d seiner Balkan- Reise habe er zum Thema O d e r - N e i ß e die gleiche Position bezogen wie in all seinen Reden in der Bundesrepublik.

Seine eigene Position und die seiner Partei „ g e h e n u n m i ß v e r s t ä n d l i c h aus dem Wahlprogramm der C D U hervor."

Diese Feststellung traf der Kanzlerkan- didat der C D U / C S U , M i n i s t e r p r ä s i d e n t Helmut Kohl, in einem an den Sprecher der Landsmannschaft O s t p r e u ß e n , Land- g e r i c h t s p r ä s i d e n t a . D . H . G . Bock gerich- teten Schreiben, in dem weiter ausge- führt wird, d a ß in dem Text des Wahl- programmes der C D U die Entschei- dung des Bundesverfassungsgerichts w ö r t l i c h enthalten sei Kohl schreibt, es sei v ö l l i g abwegig, aus einer Pressever- ö f f e n t l i c h u n g auf eine V e r ä n d e r u n g sei- ner Position zu s c h l i e ß e n .

O s t p r e u ß e n s p r e c h e r H . G . Bock hatte sich an M i n i s t e r p r ä s i d e n t Kohl aufgrund einer P r e s s e v e r ö f f e n t l i c h u n g gewandt, aus welcher der S c h l u ß gezogen werden konnte, als sei die O d e r - N e i ß e - F r a g e für Kohl nicht mehr relevant. Zu dieser Ver- ö f f e n t l i c h u n g hatten auch wir in der Folge 25 (v. 19.6.) unter der Überschrift In ernster Sorge" Stellung genommen und auf die in Kreisen der Heimatver- triebenen aufgetretene Unruhe hingewio-

Ein e r s c h ü t t e r n d e s Bild: bis auf die Grundmauern ist das Heimatmuseum in Rotenburg an der W ü m m e abgebrannt. Keineswegs durch Hitze, vielmehr legte eine junge g e i s t e s g e s t ö r t e Frau, die vor zwei Jahren schon einmal das G e b ä u d e a n g e z ü n d e t hatte und die vor wenigen T a - gen erst aus der Klinik entlassen worden war, erneut Brand an dieses Museum, in dem wenige Tage vorher eine Ausstellung der Stiftung O s t p r e u ß e n eröffnet worden war. Diese Ausstellung ist ebenfalls restlos ein Opfer der Flammen geworden Foto: E. Bonatb kommens vom September 1971, wonach die

Bindung zwischen Berlin (West) und der Bun- desrepublik Deutschland „aufrechterhalten und entwickelt werden" sollen.

Diese Feststellungen besagen zwar nichts Neues, sie sollten aber für die weitere Ent- wicklung der Deutschland-Politik und für das weitere praktische Verhalten der Bundesre- gierung als M a ß s t a b festgehalten werden.

Akute F ä l l e , ihren Wahrheitsgehalt zu über- prüfen, wird es immer wieder geben. Die Frage des Standortes der „ N a t i o n a l s t i f t u n g " beispiels- weise ist schon jetzt ein P r ü f s t e i n dafür, ob es der Bundesregierung nicht nur mit der Auf- rechterhaltung, sondern auch mit der Fortent- wicklung der Bindungen zu Berlin Ernst ist, hat doch Bundeskanzler Schmidt, Meister nicht nur der Sprache, sondern auch der Kunst des Hinhaltens, erst kürzlich erklärt, d a ß das „An- bringen weiterer Messingschilder an Berliner Türen" der Stadt eher schaden als n ü t z e n w ü r d e .

Und was das Offenhalten der deutschen Frage bestimmt, so wird in der Erklärung vom 1. Juli so wenig wie im „Brief zur Einheit" ge- sagt, welche Art von Einheit, welches Deutsch- land da gemeint ist, wie weit es reichen soll.

Vom „Deutschland in den Grenzen von 1937", in den ersten Nachkriegsjahrzehnten ein stehender, v ö l k e r r e c h t l i c h g ü l t i g e r , in allen Re-

g i e r u n g s e r k l ä r u n g e n zitierter Begriff, ißt ja, sehr zum Leidwesen insbesondere des ostdeut- schen Teils der B e v ö l k e r u n g , seit den Tagen der G r o ß e n Koalition nicht mehr die Rede.

ü b r i g e n s auch nicht in entsprechenden Erklä- rungen der Opposition. Aber die Unionspar- teien sprechen zumindest, wie erst kürzlich der CDU-Bundesvorstand in seinem Aktionspro- gramm zur Deutschlandpolitik vom 21. Juni, von der „ W i e d e r v e r e i n i g u n g Deutschlands", von der Verantwortung der Vier M ä c h t e für

„ganz Deutschland" und von einem „gerechten Friedensvertrag zwischen einem in Freiheit ge- einten Deutschland und seinem ehemaligen Kriegsgegner." Auch das gilt es, ü b e r den 3.

Oktober über den Wahltag hinaus, festzuhal-

ten. C . J . N .

Für die Verteidigung der Freiheit

BdV-BundesVersammlung 1976 — H. G. Bock BdV-Vizepräsident

B O N N — N a h e z u einstimmig ist d e r C D U - A b g e o r d n e t e Dr. Herbert C z a j a zum P r ä s i d e n t e n des Bundes der V e r t r i e b e n e n w i e d e r g e w ä h l t w o r d e n . V i z e - p r ä s i d e n t e n sind in der Reihe der abgegebenen Stimmzahl Dr. Herbert H u p k a M d B , D r . W a l t e r Becher M d B , L a n d g e r i c h t s p r ä s i d e n t a. D . H a n s - G e o r g Bock, Friedrich W a l t e r , Rudolf W o l l n e r und D r . J o s e p h D o m a b y l .

Der w i e d e r g e w ä h l t e P r ä s i d e n t versicherte, die Z u s a m m e n a r b e i t solle mit noch g r ö ß e - rer Geschlossenheit der e i n z e l n e n V e r b ä n d e d u r c h g e f ü h r t w e r d e n , u m dem V e r f a s - sungsauftrag u n d den h ö c h s t richterlichen Entscheidungen des Bundesverfassungsge- richts gerecht zu w e r d e n , die uns beauftragen, die E i n h e i t Deutschlands i n F r e i h e i t w i e d e r h e r z u s t e l l e n .

W i e D r . C z a j a i n seinem Bericht fest- stellte, ist v o r a l l e m die S i t u a t i o n i n E u r o p a an e i n e m S c h e i d e w e g angelangt. Statt der

Fortschritte zur p o l i t i s c h e n E i n i g u n g be- stehe die Gefahr der V o l k s f r o n t i n e i n i g e n T e i l e n des freien E u r o p a s . T r o t z der d ü s t e - ren Zeichen gebe es k e i n e n anderen W e g , die F r e i h e i t z u b e w a h r e n , als den, mit un- seren w e s t l i c h e n N a c h b a r n u n d den noch freien e u r o p ä i s c h e n V ö l k e r n das M ö g l i c h e für eine P o l i t i k der F r e i h e i t u n d der V e r - t e i d i g u n g der F r e i h e i t z u versuchen.

N a c h e i n e m R ü c k b l i c k auf die E r e i g n i s s e der Berichtszeit unterstrich C z a j a , d a ß a u ß e n p o l i t i s c h e E i n f l u ß n a h m e n — v o r a l l e n D i n g e n hinsichtlich der E m p f e h l u n g e n der deutsch-polnischen Schulbuchkonferenz — energisch z u r ü c k g e w i e s e n w e r d e n m ü ß t e n . H i e r b e i d ü r f e man auf k e i n e n F a l l etwas b e r ü c k s i c h t i g e n , was dem G r u n d g e s e t z und d e n e i n s c h l ä g i g e n U r t e i l e n des B u n d e s v e r - fassungsgerichts w i d e r s p r ä c h e .

In der D i s k u s s i o n w u r d e n vor a l l e m e i n i g e A n m e r k u n g e n ü b e r das V e r h ä l t n i s

des V e r b a n d e s zu den politischen P a r t e i e n gemacht, w o b e i die Ü b e r p a r t e i l i c h k e i t des Bundes der V e r t r i e b e n e n unterstrichen w u r d e . S p o n t a n ü b e r s a n d t e D r . C z a j a na- mens der B d V - B u n d e s v e r s a m m l u n g ein T e l e g r a m m an den israelischen Botschafter M e r o z w e g e n der g l ü c k l i c h e n Befreiung der G e i s e l n u n d an den Botschafter der U S A , M a r t i n H i l l e n b r a n d , z u m 200. G e d e n k t a g der G r ü n d u n g der V e r e i n i g t e n Staaten v o n A m e r i k a .

In einer E n t s c h l i e ß u n g hat die B d V - B u n - d e s v e r s a m m l u n g a l l e Staatsorgane aufge- fordert, mit k e i n e r A u s s a g e ü b e r die v o n V e r f a s s u n g u n d V ö l k e r r e c h t gebotene A u s - l e g u n g der O s t v e r t r ä g e h i n a u s z u g e h e n . W e i t e r w i r d die Berufung einer gemischten K o m m i s s i o n z u r Ü b e r p r ü f u n g der deutsch- polnischen Schulbuchempfehlung gefordert.

A u c h e r w a r t e t die B d V - B u n d e s v e r s a m m - l u n g , d a ß die V e r h a n d l u n g e n u m die V e r - w i r k l i c h u n g der muttersprachlichen, k u l t u - r e l l e n u n d V o l k s g r u p p e n r e c h t e der Deut- schen i n den V e r t r e i b u n g s g e b i e t e n entschie- dener als b i s h e r g e f ü h r t w e r d e n .

(2)

Politik 2MB l^pmrärnulfl!!

10. J u l i 1976 - F o l g e 28 - S e i t e 2

Unser Glückwunsch:

Harry Poley

60 Jahre jung

Den Slogan, d a ß die M ä n n e r so alt sind w k sie sich fühlen, heißt es in diesem Falle zu er- g ä n z e n : wie sie sich geben. Denn Harry Poley der in diesen Tagen, genau am 9. Juli, seinen 60. Geburtstag begeht, kann testiert werden daß er tatsächlich zu denjenigen gehört, denen die Zeit nichts anzuhaben scheint, ü b e r h a u p t was sind 60 Jahre schon bei einem Mann, der sich einer Aufgabe verbunden und verpflichte) tühlt? Der hat einfach keine Zeit, alt zu wer- den. Zwar in Stettin geboren, ist er bereits- seit 1918 in O s t p r e u ß e n zu Hause, erst im Kreis Gerdauen und dann später in K ö n i g s - berg, von wo er nach Besuch des Realgymna- siums und seiner beruflichen Ausbildung in der Verwaltung zum Arbeitsdienst in der Eldi- niederung einberufen wurde. Von 1939 bis 1945 erfüllte er seine soldatische Pflicht; nach sei-

ner Entlassung aus der britischen Kriegsge- fangenschaft und nach verschiedenen Statio- nen der Nachkriegszeit ist Harry Poley seit bald 20 Jahren in der Finanzverwaltung tätig.

Foto: Geron Verwey<

Aus der Fülle seiner T ä t i g k e i t in der Ver- triebenenarbeit k ö n n e n nur knappe Daten gege- ben werden, da sonst der Rahmen dieser kur- pen W ü r d i g u n g gesprengt w ü r d e : 1947 Mit- g r ü n d e r des Vertriebenenverbandes in Duis- burg, Vorstandsmitglied, 1953-1965 Mitglied, Kulturreferent und stellv. Vorsitzender der Kreisgruppe der Landsmannschaft O s t p r e u ß e n , von 1955 bis 1964 stellv. Landesgruppenvor- sitzender und seit Bildung des BdV Landesver- bandes 1961 dort Vorstandsmitglied. Seit 1955 Mitglied im S t a d t a u s s c h u ß und Stadtvertretung Königsberg* Im Jahre 1963 ü b e r n a h m er den Vorsitz der Landesgruppe Nordrhein-Westfa- len, 1971 wurde er in den Bundesvorstand und 1973 zum stellv. Sprecher g e w ä h l t . In dieser Eigenschaft g e h ö r t Poley dem Geschäftsführen- den Vorstand unserer Landsmannschaft an; in- nerhalb der Stiftung O s t p r e u ß e n bekleidet er das Amt des Vorsitzenden des Kuratoriums.

Der Bund der Vertriebenen verlieh ihm in A n - erkennung seiner Verdienste sein goldenes Ehrenzeichen.

Man sollte annehmen, d a ß eine solche Fülle an Ä m t e r n und T ä t i g k e i t e n , die einen ganzen Mann a u s f ü l l e n , keine Zeit für ein Hobby lassen. Harry Poley fühlte sich, wie er sagt,

„nicht ausgelastet", zog die Uniform der Bun- deswehr an und ist heute Hauptmann der Re- serve.

Nach eigentlichen oder wirklichen Hobbys befragt, nennt er seinen Einsatz gegen die EKD-Denkschrift und gegen ähnliche Tenden- zen, die zu Lasten seiner ostdeutschen Heimat und ihrer Bewohner gehen. „Meckern, Radfah- ren, Schwimmen, guter Wein statt Milch der frommen Denkungsart" nennt er selbst die

„Laster", die dazu beitrugen, ihn zu einem an- genehmen und aufgeschlossenen Mitstreiter werden zu lassen, der statt des „tierischen Ernstes" auch den Humor zu s c h ä t z e n w e i ß , der aber trotzdem (oder gerade deswegen) da ist, wenn seine politische Aufgabe ihn fordert.

Dem O s t p r e u ß e n b l a t t ist Harry Poley ü b e r lange Jahre verbunden. Seine redaktionellen B e i t r ä g e haben uns sehr oft anerkennende Worte aus unserer Leserschaft eingebracht.

So, wie er aussieht, hat Harry Poley das Zeug 100 Jahre alt zu werden. W i r jedenfalls w ü n s c h e n ihm noch viele Jahre Gesundheit und Schaffenskraft für das gemeinsame Ziel.

H . W .

I

V o r ü b e r g e h e n d gemeinsame Plattform

Blick in die Weltpolitik

Zeichnung aus „Kölnische Rundschau"

Gehört • gelesen - notiert |

E ö y ib t „ u , ein Elend, und das f ^ * * ' We Ideen entspnnyen aus dem ^ B Ü * . das h e i « aus einem Hohlraum oder einer Lücke in unsc Jem Glauben Ortega v Gasset Scheel ist der R e p r ä s e n t a n t einet Bunöm^- blik, die s e l b s t b e w u ß t auf eigene Interessen

setzt „ T a g e s - A n z e i g e r " . Zürich Schmidt ist in seiner Partei mehr denn je ein Geduldeter, ein Kassenmagnet für den 3. Okto- ber, ein A u s h ä n g e s c h i l d .

Fritz Ullrich Fack. Frankfurter Allgemeine Gnade uns Gott vor einem staatlichen Gesund- heitsdienst, in dem die Ä r z t e zwar weniger ver- dienen, dafür mehr Freiheit haben: 40-Stunden- Woche . . . Heinrich Giegold. .Frankenpost Die medizinische Forschung hat so enorme Fort- schritte gemacht, d a ß es praktisch ü b e r h a u p t kei- nen gesunden Menschen mehr gibt.

Aldous Huxley

Sonnenfeldt erläutert seine Doktrin

USA erstreben Unabhängigkeit auch für die sowjetischen Satelliten

B e r l i n — D e r Berater i m a m e r i k a n i s c h e n A u ß e n m i n i s t e r i u m , H e l m u t Sonnenfeldt, der i n d e r v e r g a n g e n e n W o c h e A u ß e n m i n i s t e r K i s s i n g e r z u d e m G e s p r ä c h m i t d e m s ü d a f r i k a n i s c h e n M i n i s t e r p r ä s i d e n t e n V o r s t e r i n d i e B u n d e s r e p u b l i k begleitete, hat n a c h t r ä g l i c h seine D o k t r i n e r l ä u t e r t , d i e e r auf einer S i t z u n g v o n US-Botschaftern i m Dezember v e r g a n g e n e n J a h r e s i n L o n d o n v o r g e t r a g e n hat. N a c h s p ä t e r v e r ö f f e n t l i c h t e n Berichten s o l l sich Sonnenfeldt für eine „ o r g a n i s c h e E i n h e i t " d e r o s t e u r o p ä i s c h e n Staa- ten m i t d e r S o w j e t u n i o n ausgesprochen h a b e n . Diese These hatte heftige K r i t i k auch in O s t e u r o p a , so i n R u m ä n i e n , h e r v o r g e r u f e n .

In einem Interview mit der „Stimme Ameri- kas" hat Sonnenfeldt nun erklärt, d a ß Wort

„organisch" sei in dem Zusammenhang „organi- schere Beziehungen" gebraucht worden. Sonnen- feldt: „Das bedeutet das Gegenteil von Bezie- hungen, die auf Macht, U n t e r d r ü c k u n g oder kriegerischer oder politischer Bedrohung be- ruhen. In der Praxis sollten alle Staaten, auch die Sowjetunion, bereit sein, den o s t e u r o p ä i s c h e n Staaten zuzugestehen, d a ß sie ein Recht auf eigene Geschichte und Traditionen, auf nationa- le U n a b h ä n g i g k e i t und ein s o u v e r ä n e s staat- liches Leben haben, d a ß sie dieselben Rechte auf Freiheit und Entfaltung haben wie alle an- deren V ö l k e r in Europa und anderswo,"

Sonnenfeldt betonte: „Organsichere oder na- türlichere Beziehungen — das bedeutet in die- sem Zusammenhang, d a ß alle Beteiligten die U n a b h ä n g i g k e i t und nationale Identität der Länder Osteuropas anerkennen."

Auf die Rolle der U S A angesprochen, führte Sonnenfeldt aus: „Wir u n t e r s t ü t z e n die B e m ü - hungen der o s t e u r o p ä i s c h e n Staaten um Unab- h ä n g i g k e i t , nationale Identität und Autonomie.

Die Staaten und V ö l k e r dort m ü s s e n aber das Tempo und die Art der Entwicklung selbst be- stimmen. W i r k ö n n e n sie ermutigen, nicht aber die Entwicklung diktieren oder herbeiführen."

Zurückhaltend ä u ß e r t e sich der amerikanische Diplomat zu der Anwesenheit der sowjetischen Truppen in Osteuropa: „Wir f ä n d e n es besser, w ä r e n diese Staaten frei von Truppen. D a r ü b e r k ö n n e n wir nicht entscheiden. W i r s ä h e n es natürlich nicht gern, wenn mit Hilfe dieser Trup- pen in die Entwicklung eingegriffen w ü r d e . "

„Besser w ä r e es", meinte Sonnenfeldt, „wenn diese Staaten sidi ohne Anwesenheit sowjeti- scher Truppen entwickeln k ö n n t e n , aber es w ä r e u n z u l ä s s i g , einen besonderen Zusammenhang zwischen der Anwesenheit sowjetischer Truppen und dieser Entwicklung zu sehen, die von allen beobachtet werden kann,"

Auch zu der Entwicklung in Westeuropa und zu der Gefahr, d a ß in Italien Kommunisten an der Regierung beteiligt werden k ö n n t e n , nahm Sonnenfeldt Stellung. Er sagte: „Wer immer sich mit diesem Problem befaßt hat, w e i ß , welche Entwicklung solche Parteien wie die italienische

KP durchlaufen haben. W i r k ö n n e n an den unterschiedlichen S t r ö m u n g e n nicht vorbeige- hen, die in der sogenannten internationalen kommunistischen Bewegung vorhanden sind — diese Entwicklungen sollten nicht unterschätzt werden."

Weiter betonte Sonnenfeldt: „Aber es ist sehr schwer, sich ein a b s c h l i e ß e n d e s Urteil zu bilden darüber, wie diese Parteien sich ausrichten wer-

Ford spielt die chinesische Karte

Jedoch vor der Wahl keine Änderung der Politik

New York — Im Zeichen des amerikanischen Wahlkampfes ist das V e r h ä l t n i s der Entspan- nung zwischen den U S A und der UdSSR nicht mehr so rosig. Jetzt hat es einen neuerlichen Knacks erhalten: In Washington ist man schwer v e r ä r g e r t ü b e r das Verhalten der Sowjets in der Frage der UNO-Aufnahme Angolas.

P r ä s i d e n t Gerald Ford, unter dem Druck seines eigenen h ä r t e r e n Kurs steuernden Rivalen Ro- nald Reagan stehend, hatte den angolanischen Vertretern nahelegen lassen, ihren Aufnahme- antrag erst nach dem Konvent der Republikani- schen Partei dem UNO-Sicherheitsrat vorzule- gen. Dann w ü r d e n auch die U S A für die Auf- nahme stimmen.

* ' £ > 0 5 £ f i p m i f i c n b l u i i

UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Chefredakteur: Hugo Wellems

Verantwortlich für den politischen Teil

O s t p r e u ß i s c h e Familie und Briefkasten Ruth Maria Wagner

Bonner Büro:

Clemens J Neumann Berliner Büro:

Hans Baidung Münchner Büro:

Gisela Trittel Anzeigen und Vertrieb:

Heinz Passarge Oer Landsmannschaft O s t p r e u ß e n uno erscneini wöchentlich Kultur, Unterhaltung, Frauenseite:

Silke Steinberg Geschichte und Landeskunde:

Claus Börner Soziales und Aktuelles:

Horst Zander

Zugleich Jugend Heimatkreise, Gruppen Literaturkritik:

Paul Brock

Jas O s t p r e u ü e n o i a t i isi aas Organ 7.UI

nlormation der Mitglieder des F ö r d e r k r e i s e s der Landsmannschaft O s t p r e u ß e n - Bezugspreis Inland 4.80 DM nonati Ausland 6.- D M monatl Postscheckkonto lür den Vertrieb Postscheckamt Hamburg 84 26 2 04 - Verlag. Redaktion. Anzeigenabteilung, Postfach 8047, arkallee 84-86. 2 Hamburg 13, Telefon 0 40-45 25 41/42 Anrufbeantworter nach O i e n s t s c h l u ß 45 25 41 - Bankkonto Landesbank Hamburg Bl2 200 500 00. Konto-Nr ig? ?44 - Ffjr unvprianqte Einsendungen wird nicht gehaftet R ü c k s e n d u n g nur, wenn Porto neiliegt

Postscheckkonto für Anzeigen 90 7or 207 Postscheckamt Hamburg.

Druck Gerhard Rautenberg. N o r d e r s t r a ß e 29'3L 2950 Leer (Ostfriesland) Fernrut 04 91 42 88

fi-

X

Für Anzeigen gilt Preisliste Nr. n

Ford hofft, vom Konvent nominiert zu wer- den, und dann nicht mehr so viel Rücksicht auf Reagan nehmen zu m ü s s e n . Die Sowjets jedoch, denen dieses Spiel hinter den Kulissen nicht verborgen blieb, b e s t ä r k t e n die Angolaner in der Absicht, ohne Rücksicht auf amerikanische Innenpolitik ihren Antrag zu stellen.

M ö g l i c h e r w e i s e hat sich Ford mit der These, Angola sei kein s o u v e r ä n e r Staat, so lange kuba- nische Truppen auf seinem Territorium s t ä n d e n , innenpolitisch einen Pluspunkt g e g e n ü b e r Rea- gan sichern k ö n n e n . Mit Sicherheit aber hat er dem B e m ü h e n seines A u ß e n m i n i s t e r s Henry Kissinger, mehr Sympathie für die U S A in Afrika zu gewinnen, beträchtlichen Abbruch getan. Das war zweifellos auch Hintergrund des sowjeti- schen Rates an die Angolaner. — Dennodi muß man sich die Frage stellen, ob sich dieses Spiel für Moskau gelohnt hat. Washington reagierte nämlich sofort und in einer Weise, die den So- wjets zu denken geben dürfte: Mit viel Auf- wand wurde mitgeteilt, man werde die US- M i l i t ä r b e r a t e r von den zur Republik China (Taiwan) g e h ö r e n d e n Inseln Quemoy und Matsu abziehen. Das erfolge im Sinne des Kommuni- ques, welches nach dem Besuch der Volksrepu- blik China durch P r ä s i d e n t Nixon am 28. Fe- bruar 1972 v e r ö f f e n t l i c h t worden sei und in dem die U S A zugesagt h ä t t e n , ihre militärische Prä- senz auf Taiwan zu verringern.

Der Zusammenhang ist unverkennbar: Gut vier Jahre hatte man Zeit, einen Schritt zu tun, dem mehr oder weniger demonstrativer Charak- ter zukommt (es handelt sich um ganze fünf M i l i t ä r b e r a t e r auf Quemoy und Matsu). Vorge- nommen wird der Schritt in einem Augenblick, in dem er als Signal an die Adresse der Sowjets wirken m u ß — und auch soll: Die U S A haben durchaus die M ö g l i c h k e i t , ihren langfristig an gelegten N o r m a l i s i e r u n g s p r o z e ß mit China zu

\ n schnellern. Sie k ö n n e n , wenn die Sowjets sich weiter unfreundlich zeigen, die Zusammen- arbeit mit Peking in einem M a ß e aktivieren, das Moskau höchst unangenehm werden dürfte.

den. M a n m u ß unterscheiden zwischen dem, was sie tun und sagen, wenn sie sich an die W ä h l e r wenden, und dem, was sie tun k ö n n t e n , wenn sie ein gewisses M a ß an Macht erlangt haben."

Er wies darauf hin, d a ß sich die italienische Kommunistische Partei bei allen B e m ü h u n g e n um Autonomie g e g e n ü b e r der K P d S U und den sowjetischen Abweisungen noch immer als Teil der internationalen kommunistischen Bewegung betrachte. „Das darf man nicht a u ß e r acht lassen", sagte der US-Diplomat und verwies auf „die Erfahrungen der Geschichte, die man nicht einfach ignorieren kann."

Unheimliche Teutonen

Das Dreieck B o n n - P a r i s - L o n d o n

Gibt es noch die seit dem europäischen Zwei- gespann de Gaulle-Adenauer bewährte deutsch- französische Freundschaft? Das wird sich zeigen, wenn Frankreichs Staatspräsident Valery Giscard d'Estaing Anfang Juli mit Bundeskanzler Helmut Schmidt zusammentrifft. Diesmal in der neuen

„heimlichen Hauptstadt" der Bundesrepublik, in Hamburg, dessen weltoffenes Element der Kanzler gern zum Vorteil seiner Politik nutzt.

Was die Wellolfenheit angeht, hat Giscard vor seiner Reise nach Hamburg einige Erfah- rungen in London gesammelt: Dort knüpften er und Großbritanniens Premier James Callaghan an die alten, weltumfassenden Traditionen der beiden ehemaligen Kolonialmächte an. Beide, Großbritannien und Frankreich, fühlen sich auch heute noch als europäische Großmächte; das be- tonend mit einem — mehr freundschaftlichen — Streit darüber, wessen Atommacht schlagkräfti- ger sein dürfte.

Dies ist zugleich die bewußte oder unbewußte Distanzierung von jener tatsächlichen westeuro- päischen Großmacht, der das atomare Potential verschlossen bleiben soll: Der Bundesrepublik Deutschland. Denn es mag im Laufe der Jahrhun- derte viele Gegensätze und selbst einen hundert- jährigen Krieg zwischen Briten und Franzosen ge- geben haben — einig sind sie sich heute zumin- dest in der Sorge um das wachsende Übergewicht der Westdeutschen. Da hat man nun dieses Land der unheimlichen, unruhigen und unberechenba- ren Teutonen geteilt und prompt muß man fest- stellen, daß jede der beiden Hallten eine immer größere Rolle des ihr zugewiesenen weltpoliti- schen Lagers zu spielen beginnt.

So war denn auch der unausgesprochene ei- gentliche Hintergrund der Englandreise des französichen Präsidenten die Suche nach einem Gleichgewicht gegen die als erdrückend emp- fundene Wirtschaftskraft der Bundesrepublik (und ihre militärische Stärke, die eine Reform des Pariser Verteidigungskonzeptes herausfor- derte). Dabei beschritt Giscard keineswegs Neu- land: Entgegen der gaullistischen Devise, Groß- britannien von Europa ternzuhallen, hatte 6er- reits sein Vorgänger Pompidou den Weg lür den Eintritt der Briten in die EG freigegeben Aus einem einzigen Grunde — um ein Gegenqe wicht gegen die Bundesrepublik zu schaffen

Das war eine Fehlkalkulation. Deshalb ver- sucht Giscard jetzt, die Zusammenarbeit zw/

sehen Paris und London zu fördern, um dem wachsenden Einfluß der Bonner mehr entgegen- zusetzen. Dieses Bemühen brauchte weder das westdeutsch-französische, noch das westdeutsch- britische Verhältnis zu trüben. Die mehrfachen Feststellungen von Bonner Politikern aus allen demokratischen Lagern, daß die Bundesrepublik keine AbsiclU hat, eine Führungsrolle in West- europa zu spielen, entsprechen den Tatsachen.

Je enger also die Zusammenarbeit zwischen Paris und London werden sollte, desto stärker mußte auch das Hineinziehen des immer noch eu- ropa-unwilligen Britanniens in die Bemühungen um das Wachsen einer westeuropäischen Vereini- gung werden. Das aber entspricht dunhaus den Vorstellungen der Bonner Politik. Und von die- sen Vorstellungen aus sollte auch das neuerliche

A"w^hsen der westdeutsehen Wirtsclxaftskraft kein Anlaß zur Trübung des Verhältnisses Bonn- Paris sein . . .

H . O . Lippens

(3)

10. J u l i 1976 — F o l g e 28 — Seite 3

£ j Q 5

Ufryiiniiuibtoli Politik

Große Pause

vor dem Endspurt

Heißer Sommer läßt auf heißen Wahlkampf schließen

S t r a u ß : Unangefochten w i e d e r g e w ä h l t

N o c h s i n d l e i d e r i m k a p i t a l i s t i s c h e n T e i l des e u r o p ä i s c h e n K o n t i n e n t s solche K r e i s e nicht v e r s c h w u n d e n , die b e w u ß t G e r ö l l auf d e m W e g der E n t s p a n n u n g a n h ä u f e n u n d versuchen, d i e M e n s c h h e i t i n d i e Z e i t e n des k a l t e n K r i e g e s z u r ü c k z u b r i n g e n . D a s zeigte besonders d e r i n M ü n c h e n abgehaltene W a h l k o n g r e ß d e r C S U , einer Partei, d i e v o n d e m A n f ü h r e r der westdeutschen R e - a k t i o n , S t r a u ß , geleitet w i r d . Politische E r - k l ä r u n g e n d e r rechtsstehenden B o n n e r O p p o s i t i o n w i e d i e „ D e k l a r a t i o n " der C D U / C S U ü b e r F r a g e n der O s t p o l i t i k , d i e i m G r u n d e das P r i n z i p der friedlichen K o - e x i s t e n z u n d E n t s p a n n u n g ablehnen, b e s t ä - t i g e n : bestimmte K r e i s e dieses Lagers suchen nationalistische, revanchistische K o n - z e p t i o n e n w i e d e r e r s t e h e n z u lassen u n d das W e t t r ü s t e n anzupeitschen." — M i t diesem K o m m e n t a r reagierte d i e i n M o s k a u er- scheinende „ P r a w d a " auf das D o k u m e n t der O s t p o l i t i k , das v o n d e m P a r t e i t a g der C h r i s t l i c h e n S o z i a l e n U n i o n verabschiedet w o r d e n w a r .

A l s letzte d e r v i e r P a r t e i e n i m Deutschen B u n d e s t a g h a b e n d i e B a y e r n i h r e n Partei-

tag ü b e r d i e B ü h n e gebracht u n d dabei w i e d e r , w i e m a n so sagen darf, „ d e n V o g e l abgeschossen". N i c h t d e n aus d e m L a g e r der K o a l i t i o n , d e n n d e r spielt k e i n e bedeut- same R o l l e mehr. V i e l m e h r h a b e n sie m i t i h r e m P a r t e i t a g nach M e i n u n g zahlreicher J o u r n a l i s t e n , d i e „ a l l e n P a r t e i e n die E h r e gegeben haben", a m besten abgeschnitten.

D i e s e r P a r t e i t a g d e r C S U hat deutlich gemacht, d a ß das G r u n d m o t t o „ F r e i h e i t oder S o z i a l i s m u s " i n z w i s c h e n z u m A l l g e m e i n g u t der U n i o n g e w o r d e n ist u n d i n der T a t s i n d die S o z i a l d e m o k r a t e n g e z w u n g e n , sich m i t dieser A l t e r n a t i v e auseinanderzusetzen.

D e n n i n z w i s c h e n haben M e i n u n g s b e f r a g e r ermittelt, d a ß diese A l t e r n a t i v e i m V o l k a n k o m m t u n d v o m B ü r g e r v e r s t a n d e n w i r d .

N i e m a n d w i r d w o h l beabsichtigen, die S o z i a l d e m o k r a t i s c h e P a r t e i i n toto z u be- zichtigen, sich auf d e m W e g i n e i n e n S o - z i a l i s m u s z u befinden, der v o n alten S o - z i a l d e m o k r a t e n abgelehnt w i r d . „Das Z i e l s o z i a l d e m o k r a t i s c h e r P o l i t i k darf nach A n - sicht der F r i t z - E r l e r - G e s e l l s c h a f t innerhalb der S P D k e i n e F o r m des S o z i a l i s m u s sein, v i e l m e h r m u ß d i e P o l i t i k z u freiheitlich- s o z i a l e r D e m o k r a t i e f ü h r e n . " Diese Fest- s t e l l u n g traf j ü n g s t die F r i t z - E r l e r - G e s e l l - schaft, eine V e r e i n i g u n g , der 2000 alte So- z i a l d e m o k r a t e n a n g e h ö r e n , die der M e i n u n g A u s d r u c k gegeben haben, d a ß es „bis heute k e i n e n p r a k t i z i e r e n d e n S o z i a l i s m u s gibt, der l a n g f r i s t i g p e r s ö n l i c h e F r e i h e i t z u ga- rantieren i n der Lage ist".

Die Besorgnisse dieser K r e i s e s i n d sicher- lich v e r s t ä n d l i c h angesichts der A u s s a g e mancher f ü h r e n d e r S o z i a l d e m o k r a t e n , ü b e r die jetzt d i e C D U / C S U - B u n d e s t a g s f r a k t i o n eine D o k u m e n t a t i o n herausgebracht hat,

mit der s i e n a c h w e i s e n w i l l , d a ß a l l e i n an H a n d v o n A u s s a g e n sozialdemokratischer P o l i t i k e r d i e A u s s a g e „ F r e i h e i t statt So- z i a l i s m u s " gerechtfertigt ist.

Die T a g e s z e i t u n g „Die W e l t " v e r ö f f e n t - lichte i n diesen T a g e n Zitate aus dieser D o k u m e n t a t i o n , in der es z u m Beispiel h e i ß t : '

E c « P D - V o r s i t 7 . e n d e Wiliv Brandt.

Kanzler, Parteichef, Manager:

lismus?" (Herbert Wehner)

„ W i e kommen wir mit den Mitteln der Demokratie zum Sozia- der proklamierte: ,Der Sozialismus versteht sich

als W e g in die Freiheit'."

„Es war der SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt, der erklärte, er wolle nicht ,den Rat einer durchgearbeiteten marxistischen Konzep- tion zur Anwendung auf g e g e n w ä r t i g e Probleme entbehren'."

„Es war der SPD-Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag, Herbert Wehner, der das vorrangige Problem der Sozialdemokraten darin sieht, ,wie wir mit den Mitteln der Demokratie zum Sozialismus kommen'."

„Es waren SPD-Politiker — wie der Bundes- tagskandidat Karsten Voigt, die öffentlich be- kundeten: .Unser Ziel ist eine sozialistische Bundesrepublik in einem sozialistischen West- europa'."

„Es waren Mitglieder der Bundesregierung, die — wie Bundesminister Jochen Vogel — warnten: ,Die SPD n ä h e r t sich dem T y p einer linkssozialistischen Kaderpartei'."

„Es war der SPD-Bundesminister Egon Franke, der meinte, die Ziele der Linken in der SPD k ä m e n ,dem sehr nahe, was in der DDR ist'."

Und weiter wird zitiert:

„Es ist das Problem, wie kommen wir mit den Mitteln der Demokratie zum Sozialismus!?"

(Herbert Wehner im „ V o r w ä r t s " , 4. 12. 1959.)

„Wir wiegen uns nicht in der Hoffnung, den Sozialismus allein mittels Stimmzettel zu er- reichen." (Heinz Kopp, stellv. Bundesvorsitzen- der der Jungsozialisten in Oberhausen am 26./

27. 2. 1972.)

„Wir (die Sozialdemokraten) entfernen uns von der g r o ß e n linken Volkspartei . . . und n ä - hern uns dem T y p einer linkssozialistischen Kaderpartei." (Minister Jochen Vogel in der

„ S ü d d e u t s c h e n Zeitung", 16./17. 6. 1972.)

„Wir haben in der Tat eine sehr starke Grup- pierung, die von sich behauptet, d a ß sie aus unserer SPD eine konsequent sozialistische Par- tei machen m ö c h t e . . . Die M ü n c h e n e r SPD ist fest im Griff der Neomarxisten." (Georg Krona- witter in DFS/Panorama, 12. 4. 1976.)

„Die Verwirklichung einer sozialistischen Bun- desrepublik darl auch nicht während der ... Ko-

alition mit den Freien Demokraten aus den Augen verloren werden. Eine sozialdemokratisch geführte Regierung muß auch in dieser Situation alle ihre Handlungen an den Bedürfnissen der kommenden sozialistischen Gesellschatt messen.

Seien Sie gewiß: Es gibt auch SPD-Leute in Bonn, die wollen den sozialistischen Staa-t!" (Karsten Voigt beim Interview in „Quick", 13. 5. 1970.)

U m es noch e i n m a l z u betonen: die V e r - w i r k l i c h u n g einer sozialistischen Bundes- r e p u b l i k ist sicherlich n i c h t A b s i c h t und Z i e l aller S o z i a l d e m o k r a t e n . Das sprach auch der V o r s i t z e n d e der F r i t z - E r l e r - G e s e l l - schaft, D r . W i n f r i e d D ö b e r t i n , aus, als er am 31. 3. 1976 i m Z D F e r k l ä r t e :

„ W i r w e n d e n uns gegen a l l e offenen u n d verdeckten V e r s u c h e v o n S y s t e m v e r ä n d e - rung, dieses System Schritt für Schritt u n d auf d e m M a r s c h durch die Institutionen z u beseitigen . . . W i r w e n d e n uns auch gegen alle V e r s u c h e kommunistischer U n t e r w a n - derungen u n d w a r n e n v o r d e n F o l g e n v o n A n b i e d e r u n g e n v o n u n d g e g e n ü b e r K o m - munisten."

„ V i e l l e i c h t h ä t t e es die S P D " — so schreibt die „ F r a n k f u r t e r A l l g e m e i n e " — „bei ihrer P r ä s e n t a t i o n als Partei der Freiheit u n d der sozialen D e m o k r a t i e leichter, w e n n sich die . T r o i k a ' (gemeint sind Schmidt, Brandt und W e h n e r . D i e Red.) b e i a l l e m Respekt v o r der Geschichte der Partei u n d a l l e r Rück- sicht auf Jusos u n d A l t s o z i a l i s t e n einmal zu einer k l a r e n Sprache und P o l i t i k nicht n u r in W a h l z e i t e n e n t s c h l i e ß e n k ö n n t e . "

Eine k l a r e Sprache aber w i r d v e r m i ß t : schließlich w a r es der Parteivorsitzende W i l l y Brandt, der schweigend u n d ohne einen F i n g e r z u r ü h r e n den S k a n d a l ü b e r - ging, d a ß der U n t e r b e z i r k M ü n c h e n den als g e m ä ß i g t geltenden O b e r b ü r g e r m e i s t e r K r o - nawitter nicht mehr i n den V o r s t a n d w ä h l t e und i h m damit die Parteibasis entzog.

Bezeichnend ist auch eine Ä u ß e r u n g des f r ü h e r e n schleswig-holsteinischen Landes- v o r s i t z e n d e n Jochen Steffen i n der Porno- Postille „ d a s da", d a ß „die S P D i n die O p p o -

s i t i o n g e h ö r t " . G i b t Steffens doch nach Ä u ß e r u n g e n m a ß g e b l i c h e r Bonner S P D - K r e i s e die M e i n u n g v o n mindestens d r e i ß i g Prozent der SPD-Mitgliedschaft wieder, de- nen die P r o p a g i e r u n g der reinen sozialisti- schen Lehre wichtiger ist als praktische P o - l i t i k z u machen. Letzteres, so folgern sie, z w i n g e immer w i e d e r z u K o m p r o m i s s e n mit dem „ K l a s s e n f e i n d " .

Diese K r e i s e s i n d auch w e n i g angetan von der Zweckehe, die die S P D mit den Libe- ralen eingehen m u ß t e n , u m i n B o n n regie- ren z u k ö n n e n . Sie sehen i n der F.D.P. einen Hemmschuh u n d w o l l e n i h r e m Parteifreund Schmidt, dem K a n z l e r , anlasten, d a ß er den L i b e r a l e n z u v i e l S p i e l r a u m i n der Regie- rung lasse. J u s o - C h e f i n W i e c z o r e k - Z e u l k r i t i s i e r t e auf dem J u s o - K o n g r e ß i n Dort- mund, es entstehe zunehmend der Eindruck, als bestimme die F.D.P. die Richtlinien der P o l i t i k . Durch permanente R ü c k s i c h t n a h m e auf den Druck u n d den Einfluß der F.D.P.

werde gleichzeitig eine offensive P o l i t i k der SPD geknebelt und deren notwendige M o b i - lisierungsarbeit verhindert. D i e S P D — so die „ r o t e H e i d i " — m ü s s e mehr Selbstbe- w u ß t s e i n g e g e n ü b e r d e n L i b e r a l e n zeigen.

Es sei auf die Dauer nicht hinzunehmen, d a ß durch die P o l i t i k einer v o n i h r getragenen Bundesregierung n u r das K l i e n t e l der F.D.P.

g e s t ä r k t , die eigene A n h ä n g e r s c h a f t aber e n t t ä u s c h t w e r d e n solle.

S e l b s t v e r s t ä n d l i c h werden die S o z i a l - demokraten sich b e m ü h e n , die Stimmen, die für i h r V e r b l e i b e n an der Macht sind, auch auf i h r e n Stimmzettel z u bekommen. So hat W i l l y Brandt schon auf dem Parteitag in D o r t m u n d und dann w i e d e r in Zeitungsinter- v i e w s unterstrichen: „ W i r haben k e i n e ein- zige Stimme z u verschenken oder z u ver- leihen. W e d e r Erst- noch Z w e i t s t i m m e n . "

Immerhin hatte es b e i der Bundestags- w a h l v o n 1972 zwischen den beiden sozial- l i b e r a l e n K o a l i t i o n s p a r t n e r n einen solchen Stimmenaustausch gegeben, der ihnen etliche z u s ä t z l i c h e Bundestagsmandate ein- brachte. Brandts A u s s a g e ist ohne Z w e i f e l in Richtung der F.D.P. gemacht und, w i e uns scheint, aus z w e i G r ü n d e n : e i n m a l kann bei d e m v o n den demoskopischen Instituten vorausgesagten Kopf-an-Kopf-Rennen es sich niemand leisten, auf Stimmen z u ver- zichten. Z u m anderen ist aber auch jede Umschichtung innerhalb der K o a l i t i o n , selbst w e n n diese unter dem Strich die re- g i e r u n g s f ä h i g e M e h r h e i t bringen sollte, ge- eignet, eben das z u erreichen, was Steffen und H e i d i W i e c z o r e k - Z e u l nicht w o l l e n : eine S t ä r k u n g des l i b e r a l e n K o a l i t i o n s p a r t - ners.

W i e also w i l l man taktieren? Es geht um die W a h l k a m p f s t r a t e g i e schlechthin, e i n Thema, .das., w i e d i e „ W e s t d e u t s c h e A l l a e -

Ohne Leihstimmen leben: Genscher

meine Z e i t u n g " z u berichten w e i ß , inner- halb der S P D bereits z u offenem Streit ge- führt hat. „ B i s h e r i g e r H ö h e p u n k t dieser A u s e i n a n d e r s e t z u n g " — so schreibt das Blatt — „ w a r eine Rede v o n B u n d e s k a n z l e r H e l m u t Schmidt v o r d e m Parteivorstand, in der er gedroht hat, es k ö n n e e i n P u n k t k o m m e n , an dem m a n sich fragen m ü s s e ,

ob m a n noch mitmachen k ö n n e . Schmidt habe scharfe K r i t i k an einer R e i h e inner- parteilicher V o r g ä n g e g e ü b t u n d sich ener- gisch gegen den V o r w u r f verteidigt, er gebe der F.D.P. z u v i e l S p i e l r a u m . " Z w a r demen- tierte der SPD-Vorstandssprecher, d a ß die- ser V o r g a n g ü b e r h a u p t stattgefunden habe, doch s o l l e n selbst T e i l n e h m e r der V o r - standssitzung e r z ä h l t haben, der Bundes- k a n z l e r s e i aufs h ö c h s t e aufgebracht ge- wesen d a r ü b e r , d a ß die S P D „ihm die W a h l kaputt macht".

N i e m a n d w i r d glauben w o l l e n , die So- z i a l d e m o k r a t e n w ü r d e n angesichts der eige- nen S c h w i e r i g k e i t e n resignieren. Ausgestat- tet mit den M i t t e l n der Regierungspropa- ganda sind sie i n der Lage, das bundes- deutsche W a h l v o l k m i t einem M i l l i o n e n verschlingenden Erfolgsbericht i n F o r m v o n g r o ß k a l i b r i g e n Zeitungsanzeigen a u f z u k l ä - ren und u m V e r t r a u e n z u bitten. Franz Josef S t r a u ß meint dazu, solches habe es i n der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gegeben.

U n d S t r a u ß rechnet v o r : „ A u s g e r e c h n e t die Bonner L i n k s r e g i e r u n g , die verantwort- lich ist für die K r i s e n , A r b e i t s l o s i g k e i t u n d Kurzarbeit, die die g r ö ß t e Staatsverschul- dung zustande gebracht hat, die unser L a n d je b e d r ü c k t e , ausgerechnet diese L i n k s r e g i e - rung b e w i l l i g t sich aus Steuergeldern 204 M i l l i o n e n D M für ihre Propaganda. Das ist eine Steigerung g e g e n ü b e r 1969 (133 M i o D M ) v o n 81 M i l l i o n e n D M , gleich 65 Pro- zent. A l l e i n die K o s t e n der Inlandpropa- ganda betragen i n diesem J a h r 134 M i l - lionen D M . Dies ist eine Steigerung gegen- ü b e r 1969 (60,5 M i l l i o n e n D M ) v o n 73^5 M i l - l i o n e n D M , gleich 122 Prozent." U n d er nennt das: In der Tat eine hemmungslose Inflationsrate „ s o z i a l i s t i s c h e r M a c h a r t " .

Trotz dieses Riesenaufwands an Propa- ganda scheinen die U n i o n s p a r t e i e n gelassen zu sein: sie rechnen auf die Durchschlags- kraft ihrer Parole „ F r e i h e i t statt Soziaiis- mus" u n d w e n n SPD-Sprecher Schwarz den Parteitag der C S U i n M ü n c h e n ein

„ S c h a u l a u f e n der Scharfmacher" nannle, rechnen sich die C h r i s t l i c h e n dennoch

eine echte C h a n c e aus, die W a h l e n am 3. O k t o b e r z u g e w i n n e n . H i e r z u haben S t r a u ß , aber auch K o h l , Carstens, Dregger und F i l b i n g e r , die als vielgefeierte G ä s t e an die Isar g e k o m m e n waren, das Partei- v o l k aufgerufen. Jetzt gehe es darum, „die politische u n d die geistig-moralische F ü h - rerschaft i n unserem Lande z u ü b e r n e h - men".

Die Fronten sind abgesteckt, noch wenige kurze W o c h e n einer t r ü g e r i s c h e n Sommer- ruhe, u n d dann w i r d die letzte Runde i m Kampf u m die Stimmen der W ä h l e r einge- l ä u t e t . D e r 3. O k t o b e r ist zweifelsohne e i n Datum, das für die k ü n f t i g e E n t w i c k l u n g der Bundesrepublik entscheidend ist.

H . Wellems

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wenn man den wiederholten Äußerungen der polnischen Regierung in Warschau Glauben schenken darf, ist ihr daran gelegen, daß einer- seits eine Normalisierung des deutsch-polnischen

Wenn Helmut Schmidt sich am Rande der Konferenz mit Honecker treffen sollte, dann wird das weder zum Abbau der Berliner Mauer noch dazu führen, daß die strenge Abgrenzung vom

Sie haben aber keinen Zweifel daran gelassen, daß es bei der Erfüllung dieser nun schon fünf Jahre alten, nur in bescheidenem Maße durchgeführten Zusage keine Einschrän-

August in Verden (Aller), in unserem Patenkreis, statt. Durch die großzügige Hilfe und Unterstützung durch unsere Paten, Kreis und Stadt Verden, werden uns diese Tage in

Stresemann aber betrachtete einen Gewaltverzicht nur dann als eine frie- denssichernde Tat, wenn er auf einem ausge- glichenen Geben und Nehmen beruhte und nicht in der Form

Postscheck Nr. Banküberweisungen auf Konto Nr. Wer bis Ende dieses Jahres noch keinen Heimatbrief bekommen hat, wende sich bitte an Lm. Friedrich mit Angabe des jetzigen Wohn-

Aber die Spekulationen ver- dichten sich immer mehr, vor allem aber ist nicht zu übersehen, daß Bun- deskanzler Schmidt mit seinem Mann in Ost-Berlin nichts mehr im Sinn hat.. Wäre

Diese Steige- rung beruht nach Auskunft von Baum nicht nur auf einem realen Zuwachs durch Neuzugänge zum öffentlichen Dienst, sondern sie ist auch darauf zurückzuführen, daß